LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Schuljahr 2015/2016 Zusammenfassung: Magnetfelder Inhaltsverzeichnis Wiederholung: Magnetismus ....................................................................................................... Blatt Magnetfelder ...................................................................................................................................... 1 Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld und magnetische Flussdichte ..... 2 Vergleich: Gravitationsfeld, elektrisches Feld und Magnetfeld .................................................. Blatt Lorentzkraft ........................................................................................................................................ 3 Halleffekt ........................................................................................................................................... 4 Magnetfeld einer schlanken Spule ..................................................................................................... 4 Wiederholung: Kreisbewegungen ................................................................................................ Blatt Bewegung geladener Teilchen in Magnetfeldern .............................................................................. 5 Für Experten ....................................................................................................................................... 6 Wiederholung: Magnetismus siehe Blatt Magnetfelder Definition: Ein Magnetfeld ist ein Raumbereich, in dem Magnete und stromdurchflossene Leiter magnetische Kräfte erfahren. Zum Beispiel ist in der Umgebung eines Dauermagneten oder eines stromdurchflossenen Leiters ein Magnetfeld. Die Richtung der Kraft in einem Magnetfeld beschreibt man durch Feldlinien. Ein gedachter Probenordpol erfährt eine Kraft tangential zu den Feldlinien in Feldlinienrichtung. Da es keinen einzelnen Nordpol gibt, bestimmt man den Feldlinienverlauf mit Eisenspänen; diese werden magnetisiert und stellen sich tangential zu den Feldlinien ein. Die Richtung der Feldlinien kann man allerdings nicht bestimmen. mit einer Magnetfeldsonde, d. h. einem kleinen, allseits drehbaren Stabmagneten. Er stellt sich tangential zu den Feldlinien ein, wobei sein Nordpol in Richtung der Feldlinien weist. Wichtige Magnetfelder: Feld eines Stabmagneten Feld eine Hufeisenmagneten: Zwischen den Schenkeln verlaufen die Feldlinien parallel (vom Randfeld abgesehen). Erdmagnetfeld Das Erdmagnetfeld ist ähnlich dem Feld eines Stabmagneten, dessen Nordpol in der Nähe des geografischen Südpols und dessen Südpol in der Nähe des geografischen Nordpols liegt. Feld eines geraden stromdurchflossenen Leiters: Die Feldlinien bilden Kreise um den Leiter mit dem Leiter als Kreismittelpunkt. Die Richtung der Feldlinien ergibt sich aus der Linken-Faust-Regel: Halte den Daumen an Stelle des Leiters in Richtung der Elektronenbewegung. Dann geben die gekrümmten Finger die Richtung der Feldlinien an. Feld einer stromdurchflossenen Leiterschleife Feld einer stromdurchflossenen Spule: Im Innern der Spule verlaufen die Feldlinien parallel zur Spulenachse. Außerhalb der Spule ist das Feld ähnlich dem Feld eines Stabmagneten. zus_magnetfelder 1/6 LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Schuljahr 2015/2016 Bei den von Dauermagneten erzeugten Magnetfeldern beginnen die Feldlinien am Nordpol und enden am Südpol. Bei den von Strömen erzeugten Magnetfeldern sind die Feldlinien geschlossen, d. h. sie haben keinen Anfang und kein Ende; insbesondere kann man nicht von einem Nord- oder Südpol reden. Die Richtung von Feldlinien, die senkrecht zur Zeichenebene verlaufen, kennzeichnet man folgendermaßen: Die Feldlinien weisen in die Zeichenebene hinein. (Das Zeichen soll an einen gefiederten Pfeil erinnern, der von hinten betrachtet wird.) Die Feldlinien weisen aus der Zeichenebene heraus. (Das Zeichen soll an eine Pfeilspitze erinnern.) Es wäre nahe liegend, in Analogie zur elektrischen Feldstärke die „magnetische Feldstärke“ folgendermaßen zu definieren: Kraft auf einen Probenordpol, geteilt durch die „Stärke“ des Nordpols. Dies kann man aber nicht als Definition nehmen, da es keinen einzelnen Nordpol (und schon gar kein Maß für die „Stärke“ eines Nordpols) gibt. Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld und magnetische Flussdichte Ein stromdurchflossener Leiter, der senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfelds verläuft, erfährt eine Kraft, die senkrecht zum Leiter und senkrecht zu den Feldlinien wirkt. Die Richtung der Kraft ergibt sich aus der Dreifingerregel der linken Hand: Halte den Daumen an Stelle des Leiters in Richtung der Elektronenbewegung und den Zeigefinger in Richtung der Magnetfeldlinien. Dann gibt der Mittelfinger die Richtung der Kraftwirkung an. Zwei Anwendungen dieser Kraftwirkung sind der Elektromotor und der Lautsprecher. Man weist experimentell nach, dass der Betrag F der Kraft proportional zur Stromstärke I ist; proportional zur Leiterlänge s ist (das ist auch anschaulich klar). Also ist F proportional zu Is , d. h. es gilt F Proportionalitätsfaktor Is . Der Proportionalitätsfaktor in dieser Beziehung ist ein Maß für die Stärke des Magnetfelds. Aus historischen Gründen nennt man ihn nicht „magnetische Feldstärke“, sondern „magnetische Flussdichte“: Definition: Ein von einem Strom I durchflossener Leiter der Länge s, der senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfelds verläuft, erfährt eine Kraft F. Der Quotient F B Is heißt Betrag der magnetischen Flussdichte. N Einheit: 1 T 1 (Tesla) Am Definition: Die magnetische Flussdichte B ist eine gerichtete Größe: gerade definiert. 1. Der Betrag B der magnetischen Flussdichte wurde 2. Die Richtung der magnetischen Flussdichte B ist die Richtung der Kraft auf einen gedachten Probenordpol. zus_magnetfelder 2/6 LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Schuljahr 2015/2016 Merke: Der Betrag von B ist über die Kraftwirkung auf einen stromdurchflossenen Leiter definiert, und die Richtung von B ist über die Kraftwirkung auf einen gedachten Probenordpol definiert. Aus der Definition des Betrags der magnetischen Flussdichte folgt unmittelbar: Ein von einem Strom I durchflossener Leiter der Länge s, der orthogonal zu den Feldlinien eines Magnetfelds der Flussdichte B verläuft, erfährt die Kraft F IBs . Merke: „Fibs“ Vergleich: Gravitationsfeld, elektrisches Feld und Magnetfeld siehe Blatt Lorentzkraft Bewegen sich geladene Teilchen (beispielsweise Elektronen in einer Braun’schen Röhre) senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfelds, dann erfahren sie eine Kraft, die sog. Lorentzkraft FL . Die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld ist die Summe der Lorentzkräfte auf die im Leiter fließenden Elektronen. Also gilt für die Richtung der Lorentzkraft das Gleiche wie für die Richtung der Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld: Die Lorentzkraft FL wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung der Teilchen und senkrecht zu den Feldlinien. Die Richtung von FL auf negativ geladene Teilchen ergibt sich aus der Dreifingerregel der linken Hand. Der Betrag der Lorentzkraft auf ein Teilchen der Ladung q, das sich mit der Geschwindigkeit v senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfelds der Flussdichte B bewegt, ist FL qvB . Herleitung: siehe „Für Experten“. Halleffekt Wird ein stromdurchflossenes Plättchen senkrecht von einem Magnetfeld durch setzt, dann wirkt auf die in dem PlättB chen fließenden Elektronen eine Lorentzkraft. In der nebenstehenden UH Anordnung wirkt die Lorentzkraft nach h der Dreifingerregel der linken Hand nach unten. Also werden die Elektronen nach unten abgelenkt. Dadurch wird die Unterseite des Plättchens negativ geladen, und die Oberseite des Plättchens wird positiv geladen. Zwischen der Unterseite und der Oberseite entsteht also eine Spannung, die Hallspannung U H . Durch die Ladungen entsteht in dem Plättchen ein elektrisches Feld, das auf die Elektronen eine elektrische Kraft nach oben bewirkt. Nach kurzer Zeit hat die elektrische Kraft Fel denselben Betrag wie die Lorentzkraft FL . Hat das Magnetfeld die Flussdichte B, das Plättchen die Höhe h und fließen die Elektronen mit der (Drift-)geschwindigkeit v, dann gilt: zus_magnetfelder 3/6 LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Fel FL E Fel , also Fel qE q E U UH d d Schuljahr 2015/2016 qE qvB E vB UH vB h U H Bhv Den Halleffekt nutzt man in einem Teslameter zur Messung des Betrags der magnetischen Flussdichte. Magnetfeld einer schlanken Spule Ein Magnetfeld heißt homogen, wenn die magnetische Flussdichte B (nach Betrag und Richtung) überall gleich ist. Man weist experimentell nach, dass das Magnetfeld im Innern einer schlanken stromdurchflossenen Spule homogen ist (vom Randbereich abgesehen). Man weist experimentell nach, dass der Betrag B der magnetischen Flussdichte im Innern einer schlanken Spule unabhängig vom Spulenquerschnitt ist; proportional zur Stromstärke I ist; proportional zur Anzahl n der Windungen ist; umgekehrt proportional zur Länge l der Spule ist. Die beiden letztgenannten Abhängigkeiten kann man zusammenfassen: B ist proportional zur n Windungsdichte . l n n Also ist B proportional zu I , d. h. es gilt B Proportionalitätsfaktor I . l l Definition: Dieser Proportionalitätsfaktor heißt magnetische Feldkonstante 0 ; es ist Tm 0 1, 26 106 . A Bestimmung der magnetischen Feldkonstanten 0 : Schließe eine schlanke Spule der Länge l mit n Windungen an ein Netzgerät an und miss die Stromstärke I. Miss die magnetische Flussdichte B im Innern der Spule mit einem Teslameter. Es ist n Bl B 0 I , also 0 . nI l Füllt man das Innere einer stromduchflossenen Spule mit einem ferromagnetischen Stoff, dann wird dieser magnetisiert, und die magnetische Flussdichte wird größer. Wie stark sie sich vergrößert, hängt vom Stoff ab. Definition: Die Permeabilitätszahl r eines Stoffes gibt an, auf das Wievielfache sich die magnetische Flussdichte im Vergleich zu Vakuum vergrößert. In Luft gilt r 1 . zus_magnetfelder 4/6 LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Schuljahr 2015/2016 Also hat die magnetische Flussdichte im Innern einer schlanken Spule der Länge l mit n Windungen, die mit einem Stoff der Permeabilitätszahl r gefüllt ist und durch die ein Strom der Stärke I fließt, den Betrag n B 0 r I . l Wiederholung: Kreisbewegungen siehe Blatt Bewegung geladener Teilchen in Magnetfeldern Ein Teilchen der Ladung q, der Masse m und der Geschwindigkeit v tritt senkrecht zu den Feldlinien in ein homogenes Magnetfeld der Flussdichte B ein. Da die Lorenzkraft senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt, bleibt der Betrag der Geschwindigkeit des Teilchens gleich, nur die Bewegungsrichtung ändert sich. Also bleibt der Betrag der Lorentzkraft FL qvB gleich. Also ist die Lorentzkraft eine Kraft mit konstantem Betrag, die senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt. Also wirkt die Lorentzkraft als Zentripetalkraft, und das Teilchen beschreibt eine Kreisbahn. Für den Radius r der Kreisbahn gilt FL FZ mv 2 qvB r mv , r qB und für die Umlaufdauer T der Kreisbewegung gilt 2 r v T 2 r . T v Die Kreisbewegung von Elektronen kann man in einem Fadenstrahlrohr zwischen einem Paar von Helmholtzspulen sichtbar machen: In einem Fadenstrahlrohr befindet sich eine Glühkathode, die Elektronen freisetzt. Daneben ist eine Anode. Die Elektronen werden durch eine Spannung U, die zwischen Anode und Kathode liegt, beschleunigt. Sie treten durch ein Loch in der Anode in einen Raum, der mit einem stark verdünnten Edelgas gefüllt ist. Die Elektronen stoßen gegen die Gasmoleküle und regen diese zum Leuchten an, so dass die Bahn der Elektronen sichtbar wird. Ein Helmholtz-Spulenpaar besteht aus zwei großen Ringspulen mit gleicher Spulenachse, deren Radius gleich ihrem Abstand ist. Werden die Spulen gleichsinnig von einem Strom gleicher Stärke durchflossen, dann erzeugen sie in ihrem Innenraum ein (näherungsweise) homogenes Magnetfeld. Mit einer solchen Anordnung kann man die Elektronenmasse me bestimmen. zus_magnetfelder 5/6 LGÖ Ks Ph 11 2-stündig Schuljahr 2015/2016 Anwendungen: Ablenkung eines Elektronenstrahls in einer Braun’schen Röhre. Anwendungen: Oszilloskop , Röhrenfernseher und Röhrenmonitor Massenspektrometer: Atome bzw. Moleküle werden ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. In einem Magnetfeld werden die Ionen abgelenkt. Mit einem Detektor (früher: mit einer Fotoplatte) wird der Auftreffpunkt registriert. Aus dem Auftreffpunkt kann man die Masse der Ionen berechnen. Anwendungen: chemische Analyse und Isotopenuntersuchung Teilchenbeschleuniger mit Speicherring: Geladene Teilchen (beispielsweise Elektronen oder Protonen) werden in einem elektrischen Feld beschleunigt und durch starke Magnete auf eine Kreisbahn gebracht. Die Teilchen durchlaufen diese Kreisbahn mehrfach und durchlaufen dabei immer wieder ein elektrisches Feld, das die Teilchen immer weiter beschleunigt. Anwendungen: Experimente zur Teilchenphysik und Bestrahlung von Tumoren Für Experten Herleitung des Betrags FL der Lorentzkraft: In einem Leiterstück der Länge s seien N Elektronen frei beweglich. Sie strömen mit der (durchschnittlichen) Drifts geschwindigkeit v in der Zeit t durch den (im Bild v dunkel schraffierten) Leiterquerschnitt am Ende des s Leiterstücks und tragen durch ihn die Ladung Q Ne . Also ist die Stromstärke Q Ne Nev . I s t s v Das Leiterstück erfährt in einem Magnetfeld der Flussdichte B, dessen Feldlinien senkrecht zum Leiter sind, die Kraft Nev F IBs Bs NevB . s Diese Kraft ist die Summe der Lorentzkräfte auf die N Elektronen im Leiterstück. Also ist die Lorentzkraft auf ein einzelnes Elektron F NevB FL evB . N N Analog erfährt ein Teilchen der Ladung q eine Lorentzkraft vom Betrag FL qvB . zus_magnetfelder 6/6