Die nerverhaltende radikale Prostatektomie

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Die nerverhaltende radikale Prostatektomie
Für
das
lokal
begrenzte
Prostatakarzinom
stellt
heute
die
radikale
Prostatektomie,
ob
suprapubisch
deszendierend
oder
aszendierend, perineal, laparoskopisch
oder gar Roboter – assistiert ausgeführt,
die am häufigsten angewandte Therapie
dar.
Exzellente 10 - 15 Jahres – Überlebensraten von 66 bis fast 100%, je nach
Tumorstadium, werden in der gängigen Literatur beschrieben, so dass neben dem
guten onkologischen Ergebnis auch immer mehr das funktionelle Resultat,
ausgedrückt durch die Kontinenz und Potenz des Patienten, in den Fokus der
Therapeuten rückt.
Vor allem durch die anatomischen Studien von Walsh (1982) konnten die
neurovaskulären Bündel (Gefäßnervenbündel GNB ), die die für die Potenz wichtigen
Nervenfasern enthalten, identifiziert werden und so überhaupt erst die Grundlage für
die
schonende
nerverhaltende
Prostatektomie
geschaffen
werden.
Es werden heute mit diesem Verfahren in der Literatur Potenzraten von 31 – 82% im
Falle einer beidseitigen Präparation der GNB und 18 – 58% bei einseitigem
Nerverhalt beschrieben, wobei die Definition von Potenz nach nerverhaltender
Prostatektomie sehr unterschiedlich definiert wird und sich dadurch auch die
Schwankungsbreite der Potenzraten erklärt.
Nach der Operation kann es bis zu einem, zum teil auch bis zu zwei Jahren dauern,
bis die Potenz wiederhergestellt ist. Bei einigen Patienten bleibt die Potenz von
Anfang an unverändert.
Im Rahmen einer eigenen retrospektiven Studie konnten wir 126 Patienten im Mittel
26 Monate nach radikaler nerverhaltender Prostatektomie in unserer Klinik für
Urologie des Klinikums Fulda mit einem validierten Fragebogen im Hinblick auf die
postoperative Kontinenz, Potenz und Lebensqualität hin nachuntersuchen.
Hiervon wurden insgesamt 31 Patienten einseitig nerverhaltend operiert und 95
beidseits.
Einschlusskriterien unserer Studie waren ein PSA – Wert < 10 µg/l, ein Gleason –
Score ≤ 7, keine präoperativen Erektionsstörungen und kein tastbarer Tumor.
Aus den Abbildungen 1 und 2 geht die Zusammensetzung des Patientenkollektivs
hinsichtlich der TMN– und Gleason - Stadien hervor.
Verteilung der
pT-Stadien
%
90
80
70
60
72 %
50
40
30
20
21 %
10
7%
0
pT2
n=89
pT3
n=26
pT4
n=9
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 1: Verteilung der pT-Stadien
Verteilung der
Gleason-Muster
%
120
100
80
88 %
60
40
20
5%
7%
0
Gleason <= 7a
n=108
Gleason 7b
n=6
Gleason >= 8-10
n=9
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 2: Verteilung der Gleason - Muster
Wie aus Abbildung 3 und 4 ersichtlich, waren 97% der befragten Patienten mit dem
Operationsergebnis zufrieden, 70% davon sogar sehr zufrieden und insgesamt 99%
würden sich auf Grund der guten Erfahrungen erneut operieren lassen.
Postoperative Patientenzufriedenheit
%
45
40
35
70 %
30
25
20
15
27 %
10
5
3%
0
sehr
n=42
mittel
n=16
gering
n=2
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 3: Postoperative Patientenzufriedenheit
„Würden Sie sich erneut operieren
lassen?“
n=57
99 %
n=1
1%
ja
nein
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 4: Postoperative Patientenzufriedenheit im Hinblick auf eine erneute Operation
Von 95 befragten, beidseits nerverhaltend operierten Patienten gaben 50% an, eine
für den Geschlechtsverkehr (GV) ausreichende Erektion zu besitzen (abhängig vom
Operateur bis zu 58%), bei den nur einseitig nerverhaltend operierten waren es 33%.
Wir benutzen zur Evaluierung der Potenz den international anerkannten IIEF 5 –
Score.
Die Zeitspanne bis zum Erreichen einer zur Penetration ausreichenden Erektion
betrug bei 42% der Patienten mit erhaltender Potenz einen Monat, bei 90% ein
halbes Jahr und nach einem Jahr hatten 100% der erfolgreich nerverhaltend
operierten Männer eine zum GV ausreichende Erektion.
Bezogen auf die Kontinenz nach radikaler nerverhaltender Prostatektomie waren
90% der 126 Befragten im Nachuntersuchungszeitraum voll kontinent
(operateutabhängig bis zu 98%), 10% brauchten lediglich eine bis maximal zwei
Vorlagen pro Tag (siehe hierzu Abbildung 5 und 6)
Kontinenzrate nach rad.
nerverhaltender Prostatektomie
%
90
80
70
60
90 %
50
kontinent
40
inkontinent= 1 - 2 Vorlagen/Tag
= 0-1 Vorlage/Tag
30
20
10
10 %
0
n=63
n=7
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 5: Patientenzufriedenheit im Hinblick auf die Kontinenz
Zufriedenheit im Hinblick auf
die sexuelle Funktion
% 60
Einseitig n=49
50
beidseitig n=13
40
30
20
10
0
sehr
mittel
gering
Klinik für Urologie und Kinderurologie
Abbildung 6: Patientenzufriedenheit im Hinblick auf die Potenz
Zusammenfassend sind die onkologischen und funktionellen Ergebnisse unserer
nachuntersuchten Patienten, auch im internationalen Vergleich, nach
nerverhaltender radikaler Prostatektomie sehr gut.
Hervorzuheben sind insbesondere die guten subjektiven Bewertungen des
Operationserfolges .
Die ermittelten Potenz- und Kontinenzraten spiegeln dabei vergleichbare Ergebnisse
größerer Studien wieder.
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