Optimistischer Attributionsstil - Franke

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Theorien der
Persönlichkeit
Sommersemester 2013
Gabriele Helga Franke
10. Theorien der
Persönlichkeit
Kapitel 8
GHF im SoSe 13 an der HS
MD-SDL im FBR Angewandte
Humanwissenschaften
Optimismus
Diese Vorlesung basiert auf
•
Salewski & Renner (2009).
Differentielle und
Persönlichkeitspsychologie.
München: Ernst Reinhardt.
Bibo-SDL: SP 54-153
•
sowie den Quellen in der
Literaturliste
Optimismus & opt. Attributionsstil
2
Übungsaufgaben – 1
1. Worin unterscheiden sich dispositionaler
und gelernter Optimismus?
Optimismus & opt. Attributionsstil
3
Übungsaufgaben – 2
2. Welche Mechanismen sind nach
Scheier und Carver verantwortlich für die
positiven gesundheitlichen Effekte von
Optimismus?
Optimismus & opt. Attributionsstil
4
Übungsaufgaben – 3
3. Wie reagieren gelernte Optimisten auf
negative Ergebnisse und Misserfolge?
Optimismus & opt. Attributionsstil
5
Die Welt besteht aus Optimisten und Pessimisten.
Letztlich liegen beide falsch.
Aber der Optimist lebt glücklicher.
(Kofi Annan)
Optimismus & opt. Attributionsstil
6
Optimismus: Konzept
Positive Zukunftserwartungen bilden den Kern des
Konzeptes „Optimismus“.
Sozialpsychologische Arbeiten konzentrieren sich vor allem
auf situationsspezifische optimistische Erwartungen und
typische Fehler in der Urteilsbildung.
Optimismus & opt. Attributionsstil
7
Optimismus: Konzept
Persönlichkeitspsychologische Arbeiten hingegen
konzipieren Optimismus als Persönlichkeitsmerkmal und
untersuchen die Entstehung und die Folgen
interindividueller Unterschiede in der Ausprägung von
Optimismus.
Entsprechend dieser beiden Forschungstraditionen werden
sehr unterschiedliche Optimismuskonzepte diskutiert.
Optimismus & opt. Attributionsstil
8
Optimismus: Sozialpsychologie
Optimismus als situationsspezifische Erwartung
Überdurchschnittlichkeits-Syndrom (Taylor & Armor, 1986)
Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen dazu tendieren,
sich als überdurchschnittlich intelligent, organisiert und
attraktiv einzuschätzen.
Dieses Überdurchschnittlichkeits-Syndrom wird als Hinweis
auf motivational verzerrte Urteilsstrategien interpretiert –
Menschen versuchen, durch optimistische Einschätzungen der eigenen Person ihren Selbstwert zu
erhalten und zu erhöhen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
9
Optimismus: Sozialpsychologie
Optimismus als situationsspezifische Erwartung
Studie
In einer Längsschnittuntersuchung haben Taylor et al. (2003)
positive Folgen des Überdurchschnittlichkeits-Syndroms
aufgezeigt. Studierende, die diese Einschätzung vornahmen,
wiesen nicht nur eine bessere psychische Gesundheit auf,
sondern wurden auch von ihren Freunden positiver bewertet.
Generell ist es Gegenstand lebhafter Diskussionen, ob solche
„positive Illusionen“ das psychische Wohlbefinden oder aber
dysfunktionale Verzerrungen belegen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
10
Optimismus: Sozialpsychologie
Optimismus als situationsspezifische Erwartung
Unrealistischer Optimismus (Weinstein, 1982)
Im Kontext der Risikoforschung zeigt sich in ähnlicher
Weise, dass Personen dazu neigen, das eigene
gesundheitliche Risiko geringer einzuschätzen, als das
anderer Menschen.
Diese Tendenz wird als „unrealistischer Optimismus“
bezeichnet.
Optimismus & opt. Attributionsstil
11
Optimismus: Sozialpsychologie
Optimismus als situationsspezifische Erwartung
Unrealistischer Optimismus (Weinstein, 1982)
Auch der unrealistische Optimismus wird als Ergebnis
motivational verzerrter Einschätzungsstrategien mit dem
Ziel, eine positive Sichtweise des Selbst und der eigenen
Gesundheit aufrechtzuerhalten, betrachtet.
Die Befürchtung, dass der „optimistische Fehlschluss“ dazu
verleiten könnte, Risiken nicht realistisch wahrzunehmen
und ihnen nicht rechtzeitig entgegenzuwirken, konnte
durch vorliegende Studien bisher nicht eindeutig
bestätigt werden.
Optimismus & opt. Attributionsstil
12
Optimismus
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Dispositionaler Optimismus (Scheier & Carver, 1985)
„Es wird schon alles gut werden!“ Solche generalisierten,
globalen und zeitlich stabilen Ergebniserwartungen bilden den
Kern des „dispositionalen Optimismus“.
Dispositionale Optimisten blicken im
Allgemeinen zuversichtlich in die Zukunft ,
wobei offen gelassen wird, ob sich die Dinge
von allein positiv entwickeln, oder ob man
selbst dazu etwas beitragen wird.
Optimismus & opt. Attributionsstil
13
Optimismus
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Life Orientation Test (LOT-R)
Gemessen wird der dispositionale Optimismus mit dem
Life-Orientation-Test (LOT-R), einem Fragebogen, der in
seiner aktuellen Version sechs Items umfasst (z.B. „Ich
blicke stets optimistisch in die Zukunft“).
Originalversion: Scheier & Carver, 1985
Deutsche Version: Wieland-Eckelmann & Carver, 1990
Revidierte und normierte deutsche Version: Glaesmer et
al., 2008
Optimismus & opt. Attributionsstil
14
Optimismus & opt. Attributionsstil
15
LOT (Life Orientation Test; dt. Glaesmer et al., 2008)
Bitte geben Sie an, inwieweit Ihre Meinung mit den folgenden Aussagen
übereinstimmt
Item
Trifft
ausgesprochen
zu
trifft
etwas zu
Teils/ teils
trifft
kaum zu
trifft
überhaupt
nicht zu
Auch in ungewissen Zeiten erwarte
ich normalerweise das Beste
4
3
2
1
0
Meine Zukunft sehe ich immer
optimistisch
4
3
2
1
0
Alles in allem erwarte ich, dass mir
mehr gute als schlechte Dinge
widerfahren
4
3
2
1
0
Wenn bei mir etwas schief laufen
kann, dann tut es das auch
4
3
2
1
0
Fast nie entwickeln sich die Dinge
nach meinen Vorstellungen
4
3
2
1
0
Ich zähle selten darauf, dass mir
etwas Gutes widerfährt
4
3
2
1
0
Optimismus & opt. Attributionsstil
16
LOT
Normdaten
aus
Deutschland
Optimismus & opt. Attributionsstil
17
Optimismus
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Selbstregulationsmodell
Der dispositionale Optimismus ist Teil des Selbstregulationsmodells von Scheier und Carver, das Prozesse der
Identifikation und Realisierung von Zielen beschreibt.
Dem dispositionalen Optimismus wird eine entscheidende
Bedeutung zugeschrieben, wenn Barrieren bei der
Zielrealisierung auftreten.
Optimismus & opt. Attributionsstil
18
Optimismus
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Selbstregulationsmodell
Es wird angenommen, dass Optimisten – im Gegensatz zu
Pessimisten – meist zuversichtlich in die Zukunft blicken,
was ihnen erlaubt, trotz auftretender Barrieren ihren
Einsatz zu verstärken und nicht vorschnell aufzugeben.
Wenn eine Zielerreichung jedoch unwahrscheinlich ist,
können sich Optimisten im Gegensatz zu Pessimisten
schneller von diesen Zielen lösen und sich neuen Zielen
zuwenden.
Optimismus & opt. Attributionsstil
19
Optimismus
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Selbstregulationsmodell
Zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass Optimisten
wie erwartet adaptivere Bewältigungsstrategien
einsetzen, sich gesünder verhalten und einen besseren
Verlauf bei Erkrankungen sowie eine höhere
Lebensqualität aufweisen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
20
Optimismus
Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten
Studien von Scheier und Carver zeigen bedeutsame
Unterschiede zwischen Optimisten und Pessimisten im
Hinblick auf ihren Genesungsverlauf und ihr Gesundheitsverhalten, etwa nach einer Bypass-OP (Scheier et
al., 1999).
Schon während der OP zeigen sich günstigere
physiologische Messwerte bei den Optimisten.
Optimismus & opt. Attributionsstil
21
Optimismus
Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten
Eine Woche nach der OP wurden Verhaltensunterschiede
beobachtet. Die Optimisten erholten sich schneller,
verließen eher das Bett, liefen umher und waren
zufriedener mit ihrer Situation.
Sechs Monate nach der OP hatte sich das Leben der
Optimisten stärker normalisiert. Sie arbeiteten wieder
ganztags und hatten ihre sportlichen und sonstigen
Aktivitäten aufgenommen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
22
Optimismus
Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten
Nach fünf Jahren berichteten die Optimisten über eine
höhere Lebensqualität, bei ihnen gab es mehr
Ganztagsbeschäftigungsverhältnisse, sie verhielten sich
gesünder und hatten weniger Schmerzen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
23
Optimismus
Optimismus und Bewältigungsstile
Wie lässt sich nun dieser Zusammenhang zwischen
Optimismus als Persönlichkeitsmerkmal und den
genannten Gesundheitsdaten erklären?
Scheier und Carver argumentieren, dass die Wahl von
Bewältigungsstrategien durch den Optimismus
mitbestimmt wird und sich auf diesem Wege die
berichteten gesundheitlichen Unterschiede ergeben.
Optimismus & opt. Attributionsstil
24
Optimismus
Optimismus und Bewältigungsstile
So zeigte sich z. B., dass Optimisten schon vor der OP Pläne
schmiedeten und sich konkrete Ziele für den Genesungsverlauf
setzten, während Pessimisten stärker auf ihre augenblicklichen
Gefühle achteten.
Neben Unterschieden im Verhalten gibt es offenbar noch zwei weitere
vermittelnde Mechanismen zwischen Optimismus und Gesundheit.
So zeigen Optimisten (1) bessere physiologische Parameter in Stresssituationen, z.B. günstigere Immunreaktionen, zum anderen werden
sie (2) von ihrem sozialen Umfeld positiver wahrgenommen (Scheier
et al., 2001).
Optimismus & opt. Attributionsstil
25
Optimistischer Attributionsstil
Optimistischer Attributionsstil – gelernter Optimismus
Zuschreibung von Ursachen
Bei dem Konstrukt des optimistischen Attributionsstils, bzw.
des „gelernten Optimismus“ von Seligman (1991) steht
die Zuschreibung von Ursachen (Attribution) für bereits
eingetretene Ereignisse im Mittelpunkt.
Er bezieht sich somit, im Gegensatz zu anderen
Optimismuskonzepten, nicht auf zukünftige Ereignisse,
sondern auf positive Erklärungen für Vergangenes.
Optimismus & opt. Attributionsstil
26
Optimistischer Attributionsstil
Attributionsdimensionen
Ursachenzuschreibungen können dabei auf drei
verschiedene Dimensionen variieren:
1. Der angenommene Ort der Ursache kann entweder
internal oder external sein.
Bei einer internalen Attribution wird die Ursache der
eigenen Person zugeschrieben („Ich habe nicht genug
gelernt“)
Während bei einer externalen Attribution die Ursache in
der Situation, bei anderen oder im Zufall gesehen wird
(„Der Lehrer hat unfaire Aufgaben gestellt“)
Optimismus & opt. Attributionsstil
27
Optimistischer Attributionsstil
2.
Die Stabilität der Ursache kann entweder als
zeitlich überdauernd („Der Lehrer ist montags immer
schlecht gelaunt“) oder aber als
zeitlich variabel oder
zeitlich begrenzt bewertet werden („Er hatte heute
schlechte Laune“)
Optimismus & opt. Attributionsstil
28
Optimistischer Attributionsstil
3.
Die Generalisierung der angenommenen Ursache
kann von global bis spezifisch variieren.
Globale Ursachen sind über verschiedene Situationen
hinweg wirksam („Der Lehrer ist in allen Fächern
unfair“), während
spezifische Ursachen nur in einer ganz spezifischen
Situation wirksam sind („Immer wenn es um Mathe
geht, stellt der Lehrer unfaire Fragen“)
Optimismus & opt. Attributionsstil
29
Optimistischer Attributionsstil
Optimistischer Attributionsstil – gelernter Optimismus
Ein optimistischer Attributionsstil zeichnet sich im Falle
eines Erfolges durch eine internale, stabile und globale
Ursachenzuschreibung aus.
Im Falle eines Misserfolges werden die Ursachen hingegen
eher externalen, variablen und spezifischen Ursachen
zugeschrieben.
Optimismus & opt. Attributionsstil
30
Optimistischer Attributionsstil
Beispiel optimistischer Attributionsstil:
Ein Student sieht die Ursache dafür, dass er in einer Prüfung schlecht
abgeschnitten hat, darin, dass die Prüferin sich nicht auf die
abgesprochene Literatur bezogen hat und daher Fragen stellte, die
er nicht beantworten konnte.
 externe Ursache = Prüferin
 variable Ursache = andere Prüfungen werden durch andere
Prüfer abgenommen
 spezifische Ursache = bezieht sich nur auf diese eine Prüfung
Optimismus & opt. Attributionsstil
31
Optimistischer Attributionsstil
Pessimistischer Attributionsstil
Ein pessimistischer Attributionsstil zeichnet sich dadurch aus, dass
negativen Erfahrungen interne, globale und stabile Ursachen
zugeschrieben werden.
Beispiel: Eine Studentin sieht die Ursache dafür, dass sie in einer
Prüfung schlecht abgeschnitten hat, darin, dass sie nicht über die
nötigen Fähigkeiten verfügt.
 interne Ursache = sie selbst
 globale Ursache = bezieht sich auch auf andere Bereiche der
akademischen Leistung
 stabile Ursache = Fähigkeiten sind relativ stabil
Optimismus & opt. Attributionsstil
32
Optimismus
Funktionaler Optimismus (Schwarzer, 1994)
Der “Funktionale Optimismus” beinhaltet die Erwartung einer Person,
dass sie über die notwendigen Fähigkeiten oder Kompetenzen
verfügt, eine Aufgabe oder ein Problem zu lösen



(leichte) Überschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten
Selbstwirksamkeitserwartung
funktional, da diese Erwartung dazu führt, dass eine Person sich
zutraut, eine Aufgabe zu lösen, und sie daher auch in Angriff nimmt
Optimismus & opt. Attributionsstil
33
Optimismus
Überdurchschnittlichkeits-Syndrom (Taylor & Armor, 1996
Menschen neigen im Allgemeinen dazu, sich als besser
(athletischer, intelligenter, interessanter und attraktiver)
einzuschätzen als die durchschnittliche Person
Überschätzung der Kontrollierbarkeit von Situationen
(Taylor & Armor, 1996)

Ausmaß der persönlichen Kontrolle wird systematisch
überschätzt
Optimismus & opt. Attributionsstil
34
Optimismus
Optimistischer Fehlschluss (Taylor & Brown, 1988;
Weinstein, 1982)

Menschen neigen im Allgemeinen dazu, ihr eigenes
Risiko für Erkrankungen und negative Ereignisse als
niedriger einzuschätzen als das Risiko einer ihnen
vergleichbaren Person

„defensiver“ Optimismus

wesentlich für die Wahrnehmung und Einschätzung
eigener Risiken
Optimismus & opt. Attributionsstil
35
Optimistischer Fehlschluss
X
X
X
X
Optimismus & opt. Attributionsstil
36
Optimismus
Optimistischer Stil und Gesundheit
Empirische Untersuchungen bestätigen die erwarteten
positiven Konsequenzen des optimistischen
Attributionsstils (Peterson & Bossio, 2001).
So weisen Personen mit einem optimistischen Stil
günstigere Immunparameter und einen besseren
allgemeinen Gesundheitszustand auf.
Ferner sind sie weniger depressiv, sozial besser integriert
und verhalten sich im Allgemeinen gesünder.
Optimismus & opt. Attributionsstil
37
Optimismus
Optimistischer Stil und Gesundheit (Segerstrom, 2005)
 häufig: positive Zusammenhänge zwischen Optimismus und emotionalem
Wohlbefinden
 ebenfalls Zusammenhänge mit einigen Indikatoren physischer Gesundheit
 aber: bei länger andauernden Zielkonflikten und in unkontrollierbaren
Situationen zeigen sich Zusammenhänge zwischen hohem dispositionalem
Optimismus und (zumindest kurzfristigen) negativen Immunparametern
(Segerstrom, 2005)
Optimismus & opt. Attributionsstil
38
Optimismus
Optimistischer Stil und Gesundheit
 Hinweise für Zusammenhänge zwischen optimistischem Attributionsstil und
einer geringeren Morbidität und Mortalität an koronaren Herzerkrankungen
(Kubzansky, 2001)
 Hinweise für Zusammenhänge zwischen der Zuschreibung globaler Ursachen
für negative Ereignisse („Katastrophisieren“) und geringerer Überlebenswahrscheinlichkeit (Peterson et al, 1988)
 aber: eventuell Steigerung von gesundheitsschädigendem Stress durch einen
optimistischen Attributionsstil in Situationen, die unlösbar und real nicht
kontrollierbar sind? (Peterson & Bossio, 2001)
Optimismus & opt. Attributionsstil
39
Optimistischer Stil und Gesundheit
Kritik an einer undifferenzierten
Überhöhung der Bedeutung von
dispositionalem Optimismus und
optimistischem Attributionsstil im Kontext
von Gesundheit und Krankheit
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Ehre
nreich
Optimismus & opt. Attributionsstil
40
Optimismus
Funktionaler Optimismus
und Gesundheit
 Erhöhung der Bereitschaft,
auch schwierige
gesundheitsbezogene
Verhaltensänderungen in Angriff zu nehmen
Optimismus & opt. Attributionsstil
41
Optimismus
Optimistischer Stil und Gesundheit
 v.a. Überdurchschnittlichkeits-Syndrom ist mit verschiedenen Kriterien
der mentalen Gesundheit korreliert, z.B. positive Selbstbewertungen
 positivere Bewertungen durch Andere
 Zusammenhänge mit besseren Immunparametern?
Optimismus & opt. Attributionsstil
42
Optimismus
Optimistischer Fehlschluss und
Risikowahrnehmung
 verzerrte Risikoeinschätzungen; Unterschätzung der eigenen
Gefährdung
 Ursachen: falsche Informationen, Angstabwehr, Bedürfnis nach
Selbstwertschutz
 funktional für die Weiterführung von Aktivitäten
 Verkennung vermeidbarer Risiken
Optimismus & opt. Attributionsstil
43
Optimismus
Optimistischer Fehlschluss und
Risikowahrnehmung
 „Für wie krankheitsgefährdet halten Sie sich im Vergleich zu Ihrer
Altersgruppe?“
 11 Krankheiten (z.B. Erkältung, Gastritis, AIDS)
 mit zunehmender gesundheitlicher Bedrohung durch eine Krankheit
stärkere optimistische Verzerrungen
Optimismus & opt. Attributionsstil
44
Optimismus
Studie
Peterson et al. (1988) analysierten Aussagen von 99
Harvardstudenten, die zwischen 1942 und 1944 ihr Studium
abschlossen und zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt waren. Personen,
die im Alter von 25 Jahren aufgrund ihrer Aussagen als Personen mit
einem optimistischen Attributionsstil klassifiziert wurden, zeigten 45
Jahre später eine bessere körperliche Gesundheit. Das
Bemerkenswerte dabei ist, dass Optimisten und Pessimisten mit der
gleichen körperlichen und seelischen Gesundheit gestartet sind. Ein
optimistischer Attributionsstil ist demnach ein protektiver Faktor für
körperliche Gesundheit.
Optimismus & opt. Attributionsstil
45
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
physiologische
Reaktionen
günstige Situationsbewertungen
Optimismus
effektive Stressbewältigung
Gesundheit
soziale
Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
46
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
physiologische
Reaktionen
günstige Situationsbewertungen
Optimismus
effektive Stressbewältigung
Gesundheit
soziale
Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
47
Optimismus
Physiologischer Wirkungsweg
 bei Konfrontation mit einer belastenden Situation verminderte Ausschüttung
von Stresshormonen und geringere kardiovaskuläre Stressreaktivität
 physiologische Prozesse werden vermutlich durch positive Gefühle vermittelt
Optimismus & opt. Attributionsstil
48
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
physiologische
Reaktionen
günstige Situationsbewertungen
Optimismus
effektive Stressbewältigung
Gesundheit
soziale
Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
49
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
Günstigere Situationsbewertungen
 höhere Einschätzung der Kontrollierbarkeit von Situationen und günstigere
Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten → niedrigeres
Stresserleben
Optimismus & opt. Attributionsstil
50
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
physiologische
Reaktionen
günstige Situationsbewertungen
Optimismus
effektive Stressbewältigung
Gesundheit
soziale
Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
51
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
Effektive Stressbewältigung
 Zusammenhänge mit eher funktionalen kognitiven Bewältigungsstrategien (z.B.
Sinnfindung, kognitive Umbewertung, Humor)
 Zusammenhänge mit habituellen gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen
(z.B. Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen)
 auch vereinzelt widersprüchliche Ergebnisse: eventuell eher dysfunktionale
Bewältigungsstrategien bei hohem Optimismus in unkontrollierbaren und
komplexen Situationen
Optimismus & opt. Attributionsstil
52
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
physiologische
Reaktionen
günstige Situationsbewertungen
Optimismus
effektive Stressbewältigung
Gesundheit
soziale
Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
53
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
Erhalt sozialer Unterstützung
 größere soziale Netzwerke, höhere soziale Akzeptanz
 erhöhte Wahrnehmung verfügbarer sozialer Unterstützung, mehr Zufriedenheit
mit erhaltener sozialer Unterstützung
Optimismus & opt. Attributionsstil
54
Optimismus
Wirkungswege Optimismus  Gesundheit
Fazit
 den postulierten Wirkungen von Optimismus könnte gemeinsam
sein, dass Optimismus mit dem Gefühl oder der Wahrnehmung
verbunden ist, dass Kontrolle besteht und man dem Leben nicht
hilflos ausgeliefert ist
 diese Erwartungen wirken den Gefühlen von Hilf- und Hoffnungslosigkeit entgegen, die wesentlicher Bestandteil von Stress sind und
zu den negativen physiologischen, emotionalen und verhaltensbezogenen Folgen von Stress beitragen
 dies gilt für Situationen, die tatsächlich kontrollierbar sind und nicht
durch Zielkonflikte gekennzeichnet sind.
Optimismus & opt. Attributionsstil
55
Optimismus
Wirkungswege Pessimismus-Optimismus  Gesundheit
Milam et al, 2004. The roles of dispositional
optimism and pessimism in HIV disease
progression. Psychology & Health, 19, 167-181.
Relationships between dispositional optimism and pessimism and the
course of HIV infection, determined by changes in viral load and CD4
counts, were studied in a longitudinal cohort of 412 patients on
antiretroviral therapy (ART).
Multiple regression analyses controlling for baseline levels of disease
status, ethnicity, and depressive symptoms demonstrated that higher
pessimism at baseline was associated with higher viral load at
follow-up (average of 18 months later).
Optimismus & opt. Attributionsstil
56
Optimismus
Wirkungswege Pessimismus-Optimismus  Gesundheit
Milam et al, 2004
Optimism at baseline had a curvilinear relationship with CD4 counts
at follow-up. Moderate levels of optimism at baseline predicted the
highest CD4 counts at follow-up. Although optimism and pessimism
were associated with specific health behaviors (e.g., ART adherence,
cigarette use, drug use, dietary practices), none of these behaviors
mediated the optimism/pessimism effects. The biologic and
behavioral mediators of associations of personality variables with the
course of treated HIV infection deserve continued investigation.
Optimismus & opt. Attributionsstil
57
Optimismus
Wirkungswege Pessimismus-Optimismus  Gesundheit
Lineare Zusammenhänge
Zwischen Pessimismus und Krankheit besteht in der Studie ein
linearer, positiver Zusammenhang : Je mehr, desto schlechter
oder
Kurvilineare Zusammenhänge
Optimismus ist in der Studie dann gesundheitlich günstig, wenn
er eine mittlere Ausprägung hat: Zu wenig und zu viel sind
ungünstig
Optimismus & opt. Attributionsstil
58
Wirkungswege Pessimismus – Krankheit
Linearer Zusammenhang
Optimismus & opt. Attributionsstil
59
Wirkungswege Optimismus – Gesundheit
Kurvilinearer Zusammenhang
Optimismus & opt. Attributionsstil
60
Hoyer (2000): Optimismus und
Gesundheit: Überblick, Kritik und
Forschungsperspektiven
Ist Optimismus ein deskriptives Merkmal der Gesundheit und nicht ihr
Prädiktor?
Man sollte unterscheiden zwischen
(1) Optimismus als dispositioneller Variable und
(2) optimistischen Kognitionstypen bzw. optimistischen Bewertungen und
Erwartungen in bestimmten Situationen und Handlungsphasen.
Nur für letztere ergibt sich die gesundheitspsychologisch aussagekräftige
Forschungsperspektive, funktionale und dysfunktionale Konsequenzen
optimistischer Kognitionen zu untersuchen.
Methodisch ist dieser Zugang unter anderem durch Prozess- und
Kontextorientierung und eine Mehrebenendiagnostik beider Konstrukte
(“Optimismus” und “Gesundheit”) gekennzeichnet.
Optimismus & opt. Attributionsstil
61
Übungsaufgaben – 1
1. Worin unterscheiden sich dispositionaler
und gelernter Optimismus?
Dispositionaler Optimismus zeichnet sich durch positive
Zukunftserwartungen aus, die generalisiert, global und
zeitlich stabil sind.
Der optimistische Attributionsstil (gelernter Optimismus)
hingegen bezieht sich auf positive Ursachenerklärungen für
bereits eingetretene Ereignisse.
Optimismus & opt. Attributionsstil
62
Übungsaufgaben – 2
2. Welche Mechanismen sind nach Scheier und
Carver verantwortlich für die positiven
gesundheitlichen Effekte von Optimismus?
Im Vergleich zu Pessimisten zeigen dispositionale
Optimisten mehr gesundheitsförderndes Verhalten.
Außerdem weisen sie bessere physiologische Parameter in
Stresssituationen auf (z. B. günstigere Immunreaktionen)
und werden von ihrem sozialen Umfeld positiver
wahrgenommenen, was weniger sozialen Stress und mehr
soziale Unterstützung begünstigen kann.
Optimismus & opt. Attributionsstil
63
Übungsaufgaben – 3
3. Wie reagieren gelernte Optimisten auf
negative Ergebnisse und Misserfolge?
Gelernte Optimisten erklären negative Ereignisse und
Misserfolge eher durch externale, variable und
spezifische Ursachen.
Optimismus & opt. Attributionsstil
64
VIELEN LIEBEN DANK FÜR
IHR INTERESSE!
Optimismus & opt. Attributionsstil
65
Literatur
Glaesmer, H., Hoyer, J., Klotsche, J. & Herzberg, P.Y. (2008). Die deutsche Version des Life-OrientationTests (LOT-R) zum dispositionellen Optimismus und Pessimismus. Zeitschrift für
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Wieland-Eckelmann, R. & Carver, S. C. (1990). Dispositionelle Bewältigungsstile, Optimismus und
Bewältigung: Ein interkultureller Vergleich. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie,
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Optimismus & opt. Attributionsstil
68
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