Theorien der Persönlichkeit Sommersemester 2013 Gabriele Helga Franke 10. Theorien der Persönlichkeit Kapitel 8 GHF im SoSe 13 an der HS MD-SDL im FBR Angewandte Humanwissenschaften Optimismus Diese Vorlesung basiert auf • Salewski & Renner (2009). Differentielle und Persönlichkeitspsychologie. München: Ernst Reinhardt. Bibo-SDL: SP 54-153 • sowie den Quellen in der Literaturliste Optimismus & opt. Attributionsstil 2 Übungsaufgaben – 1 1. Worin unterscheiden sich dispositionaler und gelernter Optimismus? Optimismus & opt. Attributionsstil 3 Übungsaufgaben – 2 2. Welche Mechanismen sind nach Scheier und Carver verantwortlich für die positiven gesundheitlichen Effekte von Optimismus? Optimismus & opt. Attributionsstil 4 Übungsaufgaben – 3 3. Wie reagieren gelernte Optimisten auf negative Ergebnisse und Misserfolge? Optimismus & opt. Attributionsstil 5 Die Welt besteht aus Optimisten und Pessimisten. Letztlich liegen beide falsch. Aber der Optimist lebt glücklicher. (Kofi Annan) Optimismus & opt. Attributionsstil 6 Optimismus: Konzept Positive Zukunftserwartungen bilden den Kern des Konzeptes „Optimismus“. Sozialpsychologische Arbeiten konzentrieren sich vor allem auf situationsspezifische optimistische Erwartungen und typische Fehler in der Urteilsbildung. Optimismus & opt. Attributionsstil 7 Optimismus: Konzept Persönlichkeitspsychologische Arbeiten hingegen konzipieren Optimismus als Persönlichkeitsmerkmal und untersuchen die Entstehung und die Folgen interindividueller Unterschiede in der Ausprägung von Optimismus. Entsprechend dieser beiden Forschungstraditionen werden sehr unterschiedliche Optimismuskonzepte diskutiert. Optimismus & opt. Attributionsstil 8 Optimismus: Sozialpsychologie Optimismus als situationsspezifische Erwartung Überdurchschnittlichkeits-Syndrom (Taylor & Armor, 1986) Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen dazu tendieren, sich als überdurchschnittlich intelligent, organisiert und attraktiv einzuschätzen. Dieses Überdurchschnittlichkeits-Syndrom wird als Hinweis auf motivational verzerrte Urteilsstrategien interpretiert – Menschen versuchen, durch optimistische Einschätzungen der eigenen Person ihren Selbstwert zu erhalten und zu erhöhen. Optimismus & opt. Attributionsstil 9 Optimismus: Sozialpsychologie Optimismus als situationsspezifische Erwartung Studie In einer Längsschnittuntersuchung haben Taylor et al. (2003) positive Folgen des Überdurchschnittlichkeits-Syndroms aufgezeigt. Studierende, die diese Einschätzung vornahmen, wiesen nicht nur eine bessere psychische Gesundheit auf, sondern wurden auch von ihren Freunden positiver bewertet. Generell ist es Gegenstand lebhafter Diskussionen, ob solche „positive Illusionen“ das psychische Wohlbefinden oder aber dysfunktionale Verzerrungen belegen. Optimismus & opt. Attributionsstil 10 Optimismus: Sozialpsychologie Optimismus als situationsspezifische Erwartung Unrealistischer Optimismus (Weinstein, 1982) Im Kontext der Risikoforschung zeigt sich in ähnlicher Weise, dass Personen dazu neigen, das eigene gesundheitliche Risiko geringer einzuschätzen, als das anderer Menschen. Diese Tendenz wird als „unrealistischer Optimismus“ bezeichnet. Optimismus & opt. Attributionsstil 11 Optimismus: Sozialpsychologie Optimismus als situationsspezifische Erwartung Unrealistischer Optimismus (Weinstein, 1982) Auch der unrealistische Optimismus wird als Ergebnis motivational verzerrter Einschätzungsstrategien mit dem Ziel, eine positive Sichtweise des Selbst und der eigenen Gesundheit aufrechtzuerhalten, betrachtet. Die Befürchtung, dass der „optimistische Fehlschluss“ dazu verleiten könnte, Risiken nicht realistisch wahrzunehmen und ihnen nicht rechtzeitig entgegenzuwirken, konnte durch vorliegende Studien bisher nicht eindeutig bestätigt werden. Optimismus & opt. Attributionsstil 12 Optimismus Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft Dispositionaler Optimismus (Scheier & Carver, 1985) „Es wird schon alles gut werden!“ Solche generalisierten, globalen und zeitlich stabilen Ergebniserwartungen bilden den Kern des „dispositionalen Optimismus“. Dispositionale Optimisten blicken im Allgemeinen zuversichtlich in die Zukunft , wobei offen gelassen wird, ob sich die Dinge von allein positiv entwickeln, oder ob man selbst dazu etwas beitragen wird. Optimismus & opt. Attributionsstil 13 Optimismus Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft Life Orientation Test (LOT-R) Gemessen wird der dispositionale Optimismus mit dem Life-Orientation-Test (LOT-R), einem Fragebogen, der in seiner aktuellen Version sechs Items umfasst (z.B. „Ich blicke stets optimistisch in die Zukunft“). Originalversion: Scheier & Carver, 1985 Deutsche Version: Wieland-Eckelmann & Carver, 1990 Revidierte und normierte deutsche Version: Glaesmer et al., 2008 Optimismus & opt. Attributionsstil 14 Optimismus & opt. Attributionsstil 15 LOT (Life Orientation Test; dt. Glaesmer et al., 2008) Bitte geben Sie an, inwieweit Ihre Meinung mit den folgenden Aussagen übereinstimmt Item Trifft ausgesprochen zu trifft etwas zu Teils/ teils trifft kaum zu trifft überhaupt nicht zu Auch in ungewissen Zeiten erwarte ich normalerweise das Beste 4 3 2 1 0 Meine Zukunft sehe ich immer optimistisch 4 3 2 1 0 Alles in allem erwarte ich, dass mir mehr gute als schlechte Dinge widerfahren 4 3 2 1 0 Wenn bei mir etwas schief laufen kann, dann tut es das auch 4 3 2 1 0 Fast nie entwickeln sich die Dinge nach meinen Vorstellungen 4 3 2 1 0 Ich zähle selten darauf, dass mir etwas Gutes widerfährt 4 3 2 1 0 Optimismus & opt. Attributionsstil 16 LOT Normdaten aus Deutschland Optimismus & opt. Attributionsstil 17 Optimismus Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft Selbstregulationsmodell Der dispositionale Optimismus ist Teil des Selbstregulationsmodells von Scheier und Carver, das Prozesse der Identifikation und Realisierung von Zielen beschreibt. Dem dispositionalen Optimismus wird eine entscheidende Bedeutung zugeschrieben, wenn Barrieren bei der Zielrealisierung auftreten. Optimismus & opt. Attributionsstil 18 Optimismus Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft Selbstregulationsmodell Es wird angenommen, dass Optimisten – im Gegensatz zu Pessimisten – meist zuversichtlich in die Zukunft blicken, was ihnen erlaubt, trotz auftretender Barrieren ihren Einsatz zu verstärken und nicht vorschnell aufzugeben. Wenn eine Zielerreichung jedoch unwahrscheinlich ist, können sich Optimisten im Gegensatz zu Pessimisten schneller von diesen Zielen lösen und sich neuen Zielen zuwenden. Optimismus & opt. Attributionsstil 19 Optimismus Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft Selbstregulationsmodell Zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass Optimisten wie erwartet adaptivere Bewältigungsstrategien einsetzen, sich gesünder verhalten und einen besseren Verlauf bei Erkrankungen sowie eine höhere Lebensqualität aufweisen. Optimismus & opt. Attributionsstil 20 Optimismus Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten Studien von Scheier und Carver zeigen bedeutsame Unterschiede zwischen Optimisten und Pessimisten im Hinblick auf ihren Genesungsverlauf und ihr Gesundheitsverhalten, etwa nach einer Bypass-OP (Scheier et al., 1999). Schon während der OP zeigen sich günstigere physiologische Messwerte bei den Optimisten. Optimismus & opt. Attributionsstil 21 Optimismus Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten Eine Woche nach der OP wurden Verhaltensunterschiede beobachtet. Die Optimisten erholten sich schneller, verließen eher das Bett, liefen umher und waren zufriedener mit ihrer Situation. Sechs Monate nach der OP hatte sich das Leben der Optimisten stärker normalisiert. Sie arbeiteten wieder ganztags und hatten ihre sportlichen und sonstigen Aktivitäten aufgenommen. Optimismus & opt. Attributionsstil 22 Optimismus Studie: Optimismus, Genesung, Gesundheitsverhalten Nach fünf Jahren berichteten die Optimisten über eine höhere Lebensqualität, bei ihnen gab es mehr Ganztagsbeschäftigungsverhältnisse, sie verhielten sich gesünder und hatten weniger Schmerzen. Optimismus & opt. Attributionsstil 23 Optimismus Optimismus und Bewältigungsstile Wie lässt sich nun dieser Zusammenhang zwischen Optimismus als Persönlichkeitsmerkmal und den genannten Gesundheitsdaten erklären? Scheier und Carver argumentieren, dass die Wahl von Bewältigungsstrategien durch den Optimismus mitbestimmt wird und sich auf diesem Wege die berichteten gesundheitlichen Unterschiede ergeben. Optimismus & opt. Attributionsstil 24 Optimismus Optimismus und Bewältigungsstile So zeigte sich z. B., dass Optimisten schon vor der OP Pläne schmiedeten und sich konkrete Ziele für den Genesungsverlauf setzten, während Pessimisten stärker auf ihre augenblicklichen Gefühle achteten. Neben Unterschieden im Verhalten gibt es offenbar noch zwei weitere vermittelnde Mechanismen zwischen Optimismus und Gesundheit. So zeigen Optimisten (1) bessere physiologische Parameter in Stresssituationen, z.B. günstigere Immunreaktionen, zum anderen werden sie (2) von ihrem sozialen Umfeld positiver wahrgenommen (Scheier et al., 2001). Optimismus & opt. Attributionsstil 25 Optimistischer Attributionsstil Optimistischer Attributionsstil – gelernter Optimismus Zuschreibung von Ursachen Bei dem Konstrukt des optimistischen Attributionsstils, bzw. des „gelernten Optimismus“ von Seligman (1991) steht die Zuschreibung von Ursachen (Attribution) für bereits eingetretene Ereignisse im Mittelpunkt. Er bezieht sich somit, im Gegensatz zu anderen Optimismuskonzepten, nicht auf zukünftige Ereignisse, sondern auf positive Erklärungen für Vergangenes. Optimismus & opt. Attributionsstil 26 Optimistischer Attributionsstil Attributionsdimensionen Ursachenzuschreibungen können dabei auf drei verschiedene Dimensionen variieren: 1. Der angenommene Ort der Ursache kann entweder internal oder external sein. Bei einer internalen Attribution wird die Ursache der eigenen Person zugeschrieben („Ich habe nicht genug gelernt“) Während bei einer externalen Attribution die Ursache in der Situation, bei anderen oder im Zufall gesehen wird („Der Lehrer hat unfaire Aufgaben gestellt“) Optimismus & opt. Attributionsstil 27 Optimistischer Attributionsstil 2. Die Stabilität der Ursache kann entweder als zeitlich überdauernd („Der Lehrer ist montags immer schlecht gelaunt“) oder aber als zeitlich variabel oder zeitlich begrenzt bewertet werden („Er hatte heute schlechte Laune“) Optimismus & opt. Attributionsstil 28 Optimistischer Attributionsstil 3. Die Generalisierung der angenommenen Ursache kann von global bis spezifisch variieren. Globale Ursachen sind über verschiedene Situationen hinweg wirksam („Der Lehrer ist in allen Fächern unfair“), während spezifische Ursachen nur in einer ganz spezifischen Situation wirksam sind („Immer wenn es um Mathe geht, stellt der Lehrer unfaire Fragen“) Optimismus & opt. Attributionsstil 29 Optimistischer Attributionsstil Optimistischer Attributionsstil – gelernter Optimismus Ein optimistischer Attributionsstil zeichnet sich im Falle eines Erfolges durch eine internale, stabile und globale Ursachenzuschreibung aus. Im Falle eines Misserfolges werden die Ursachen hingegen eher externalen, variablen und spezifischen Ursachen zugeschrieben. Optimismus & opt. Attributionsstil 30 Optimistischer Attributionsstil Beispiel optimistischer Attributionsstil: Ein Student sieht die Ursache dafür, dass er in einer Prüfung schlecht abgeschnitten hat, darin, dass die Prüferin sich nicht auf die abgesprochene Literatur bezogen hat und daher Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte. externe Ursache = Prüferin variable Ursache = andere Prüfungen werden durch andere Prüfer abgenommen spezifische Ursache = bezieht sich nur auf diese eine Prüfung Optimismus & opt. Attributionsstil 31 Optimistischer Attributionsstil Pessimistischer Attributionsstil Ein pessimistischer Attributionsstil zeichnet sich dadurch aus, dass negativen Erfahrungen interne, globale und stabile Ursachen zugeschrieben werden. Beispiel: Eine Studentin sieht die Ursache dafür, dass sie in einer Prüfung schlecht abgeschnitten hat, darin, dass sie nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügt. interne Ursache = sie selbst globale Ursache = bezieht sich auch auf andere Bereiche der akademischen Leistung stabile Ursache = Fähigkeiten sind relativ stabil Optimismus & opt. Attributionsstil 32 Optimismus Funktionaler Optimismus (Schwarzer, 1994) Der “Funktionale Optimismus” beinhaltet die Erwartung einer Person, dass sie über die notwendigen Fähigkeiten oder Kompetenzen verfügt, eine Aufgabe oder ein Problem zu lösen (leichte) Überschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten Selbstwirksamkeitserwartung funktional, da diese Erwartung dazu führt, dass eine Person sich zutraut, eine Aufgabe zu lösen, und sie daher auch in Angriff nimmt Optimismus & opt. Attributionsstil 33 Optimismus Überdurchschnittlichkeits-Syndrom (Taylor & Armor, 1996 Menschen neigen im Allgemeinen dazu, sich als besser (athletischer, intelligenter, interessanter und attraktiver) einzuschätzen als die durchschnittliche Person Überschätzung der Kontrollierbarkeit von Situationen (Taylor & Armor, 1996) Ausmaß der persönlichen Kontrolle wird systematisch überschätzt Optimismus & opt. Attributionsstil 34 Optimismus Optimistischer Fehlschluss (Taylor & Brown, 1988; Weinstein, 1982) Menschen neigen im Allgemeinen dazu, ihr eigenes Risiko für Erkrankungen und negative Ereignisse als niedriger einzuschätzen als das Risiko einer ihnen vergleichbaren Person „defensiver“ Optimismus wesentlich für die Wahrnehmung und Einschätzung eigener Risiken Optimismus & opt. Attributionsstil 35 Optimistischer Fehlschluss X X X X Optimismus & opt. Attributionsstil 36 Optimismus Optimistischer Stil und Gesundheit Empirische Untersuchungen bestätigen die erwarteten positiven Konsequenzen des optimistischen Attributionsstils (Peterson & Bossio, 2001). So weisen Personen mit einem optimistischen Stil günstigere Immunparameter und einen besseren allgemeinen Gesundheitszustand auf. Ferner sind sie weniger depressiv, sozial besser integriert und verhalten sich im Allgemeinen gesünder. Optimismus & opt. Attributionsstil 37 Optimismus Optimistischer Stil und Gesundheit (Segerstrom, 2005) häufig: positive Zusammenhänge zwischen Optimismus und emotionalem Wohlbefinden ebenfalls Zusammenhänge mit einigen Indikatoren physischer Gesundheit aber: bei länger andauernden Zielkonflikten und in unkontrollierbaren Situationen zeigen sich Zusammenhänge zwischen hohem dispositionalem Optimismus und (zumindest kurzfristigen) negativen Immunparametern (Segerstrom, 2005) Optimismus & opt. Attributionsstil 38 Optimismus Optimistischer Stil und Gesundheit Hinweise für Zusammenhänge zwischen optimistischem Attributionsstil und einer geringeren Morbidität und Mortalität an koronaren Herzerkrankungen (Kubzansky, 2001) Hinweise für Zusammenhänge zwischen der Zuschreibung globaler Ursachen für negative Ereignisse („Katastrophisieren“) und geringerer Überlebenswahrscheinlichkeit (Peterson et al, 1988) aber: eventuell Steigerung von gesundheitsschädigendem Stress durch einen optimistischen Attributionsstil in Situationen, die unlösbar und real nicht kontrollierbar sind? (Peterson & Bossio, 2001) Optimismus & opt. Attributionsstil 39 Optimistischer Stil und Gesundheit Kritik an einer undifferenzierten Überhöhung der Bedeutung von dispositionalem Optimismus und optimistischem Attributionsstil im Kontext von Gesundheit und Krankheit Weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Ehre nreich Optimismus & opt. Attributionsstil 40 Optimismus Funktionaler Optimismus und Gesundheit Erhöhung der Bereitschaft, auch schwierige gesundheitsbezogene Verhaltensänderungen in Angriff zu nehmen Optimismus & opt. Attributionsstil 41 Optimismus Optimistischer Stil und Gesundheit v.a. Überdurchschnittlichkeits-Syndrom ist mit verschiedenen Kriterien der mentalen Gesundheit korreliert, z.B. positive Selbstbewertungen positivere Bewertungen durch Andere Zusammenhänge mit besseren Immunparametern? Optimismus & opt. Attributionsstil 42 Optimismus Optimistischer Fehlschluss und Risikowahrnehmung verzerrte Risikoeinschätzungen; Unterschätzung der eigenen Gefährdung Ursachen: falsche Informationen, Angstabwehr, Bedürfnis nach Selbstwertschutz funktional für die Weiterführung von Aktivitäten Verkennung vermeidbarer Risiken Optimismus & opt. Attributionsstil 43 Optimismus Optimistischer Fehlschluss und Risikowahrnehmung „Für wie krankheitsgefährdet halten Sie sich im Vergleich zu Ihrer Altersgruppe?“ 11 Krankheiten (z.B. Erkältung, Gastritis, AIDS) mit zunehmender gesundheitlicher Bedrohung durch eine Krankheit stärkere optimistische Verzerrungen Optimismus & opt. Attributionsstil 44 Optimismus Studie Peterson et al. (1988) analysierten Aussagen von 99 Harvardstudenten, die zwischen 1942 und 1944 ihr Studium abschlossen und zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt waren. Personen, die im Alter von 25 Jahren aufgrund ihrer Aussagen als Personen mit einem optimistischen Attributionsstil klassifiziert wurden, zeigten 45 Jahre später eine bessere körperliche Gesundheit. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass Optimisten und Pessimisten mit der gleichen körperlichen und seelischen Gesundheit gestartet sind. Ein optimistischer Attributionsstil ist demnach ein protektiver Faktor für körperliche Gesundheit. Optimismus & opt. Attributionsstil 45 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit physiologische Reaktionen günstige Situationsbewertungen Optimismus effektive Stressbewältigung Gesundheit soziale Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 46 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit physiologische Reaktionen günstige Situationsbewertungen Optimismus effektive Stressbewältigung Gesundheit soziale Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 47 Optimismus Physiologischer Wirkungsweg bei Konfrontation mit einer belastenden Situation verminderte Ausschüttung von Stresshormonen und geringere kardiovaskuläre Stressreaktivität physiologische Prozesse werden vermutlich durch positive Gefühle vermittelt Optimismus & opt. Attributionsstil 48 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit physiologische Reaktionen günstige Situationsbewertungen Optimismus effektive Stressbewältigung Gesundheit soziale Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 49 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit Günstigere Situationsbewertungen höhere Einschätzung der Kontrollierbarkeit von Situationen und günstigere Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten → niedrigeres Stresserleben Optimismus & opt. Attributionsstil 50 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit physiologische Reaktionen günstige Situationsbewertungen Optimismus effektive Stressbewältigung Gesundheit soziale Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 51 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit Effektive Stressbewältigung Zusammenhänge mit eher funktionalen kognitiven Bewältigungsstrategien (z.B. Sinnfindung, kognitive Umbewertung, Humor) Zusammenhänge mit habituellen gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen (z.B. Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen) auch vereinzelt widersprüchliche Ergebnisse: eventuell eher dysfunktionale Bewältigungsstrategien bei hohem Optimismus in unkontrollierbaren und komplexen Situationen Optimismus & opt. Attributionsstil 52 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit physiologische Reaktionen günstige Situationsbewertungen Optimismus effektive Stressbewältigung Gesundheit soziale Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 53 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit Erhalt sozialer Unterstützung größere soziale Netzwerke, höhere soziale Akzeptanz erhöhte Wahrnehmung verfügbarer sozialer Unterstützung, mehr Zufriedenheit mit erhaltener sozialer Unterstützung Optimismus & opt. Attributionsstil 54 Optimismus Wirkungswege Optimismus Gesundheit Fazit den postulierten Wirkungen von Optimismus könnte gemeinsam sein, dass Optimismus mit dem Gefühl oder der Wahrnehmung verbunden ist, dass Kontrolle besteht und man dem Leben nicht hilflos ausgeliefert ist diese Erwartungen wirken den Gefühlen von Hilf- und Hoffnungslosigkeit entgegen, die wesentlicher Bestandteil von Stress sind und zu den negativen physiologischen, emotionalen und verhaltensbezogenen Folgen von Stress beitragen dies gilt für Situationen, die tatsächlich kontrollierbar sind und nicht durch Zielkonflikte gekennzeichnet sind. Optimismus & opt. Attributionsstil 55 Optimismus Wirkungswege Pessimismus-Optimismus Gesundheit Milam et al, 2004. The roles of dispositional optimism and pessimism in HIV disease progression. Psychology & Health, 19, 167-181. Relationships between dispositional optimism and pessimism and the course of HIV infection, determined by changes in viral load and CD4 counts, were studied in a longitudinal cohort of 412 patients on antiretroviral therapy (ART). Multiple regression analyses controlling for baseline levels of disease status, ethnicity, and depressive symptoms demonstrated that higher pessimism at baseline was associated with higher viral load at follow-up (average of 18 months later). Optimismus & opt. Attributionsstil 56 Optimismus Wirkungswege Pessimismus-Optimismus Gesundheit Milam et al, 2004 Optimism at baseline had a curvilinear relationship with CD4 counts at follow-up. Moderate levels of optimism at baseline predicted the highest CD4 counts at follow-up. Although optimism and pessimism were associated with specific health behaviors (e.g., ART adherence, cigarette use, drug use, dietary practices), none of these behaviors mediated the optimism/pessimism effects. The biologic and behavioral mediators of associations of personality variables with the course of treated HIV infection deserve continued investigation. Optimismus & opt. Attributionsstil 57 Optimismus Wirkungswege Pessimismus-Optimismus Gesundheit Lineare Zusammenhänge Zwischen Pessimismus und Krankheit besteht in der Studie ein linearer, positiver Zusammenhang : Je mehr, desto schlechter oder Kurvilineare Zusammenhänge Optimismus ist in der Studie dann gesundheitlich günstig, wenn er eine mittlere Ausprägung hat: Zu wenig und zu viel sind ungünstig Optimismus & opt. Attributionsstil 58 Wirkungswege Pessimismus – Krankheit Linearer Zusammenhang Optimismus & opt. Attributionsstil 59 Wirkungswege Optimismus – Gesundheit Kurvilinearer Zusammenhang Optimismus & opt. Attributionsstil 60 Hoyer (2000): Optimismus und Gesundheit: Überblick, Kritik und Forschungsperspektiven Ist Optimismus ein deskriptives Merkmal der Gesundheit und nicht ihr Prädiktor? Man sollte unterscheiden zwischen (1) Optimismus als dispositioneller Variable und (2) optimistischen Kognitionstypen bzw. optimistischen Bewertungen und Erwartungen in bestimmten Situationen und Handlungsphasen. Nur für letztere ergibt sich die gesundheitspsychologisch aussagekräftige Forschungsperspektive, funktionale und dysfunktionale Konsequenzen optimistischer Kognitionen zu untersuchen. Methodisch ist dieser Zugang unter anderem durch Prozess- und Kontextorientierung und eine Mehrebenendiagnostik beider Konstrukte (“Optimismus” und “Gesundheit”) gekennzeichnet. Optimismus & opt. Attributionsstil 61 Übungsaufgaben – 1 1. Worin unterscheiden sich dispositionaler und gelernter Optimismus? Dispositionaler Optimismus zeichnet sich durch positive Zukunftserwartungen aus, die generalisiert, global und zeitlich stabil sind. Der optimistische Attributionsstil (gelernter Optimismus) hingegen bezieht sich auf positive Ursachenerklärungen für bereits eingetretene Ereignisse. Optimismus & opt. Attributionsstil 62 Übungsaufgaben – 2 2. Welche Mechanismen sind nach Scheier und Carver verantwortlich für die positiven gesundheitlichen Effekte von Optimismus? Im Vergleich zu Pessimisten zeigen dispositionale Optimisten mehr gesundheitsförderndes Verhalten. Außerdem weisen sie bessere physiologische Parameter in Stresssituationen auf (z. B. günstigere Immunreaktionen) und werden von ihrem sozialen Umfeld positiver wahrgenommenen, was weniger sozialen Stress und mehr soziale Unterstützung begünstigen kann. Optimismus & opt. Attributionsstil 63 Übungsaufgaben – 3 3. Wie reagieren gelernte Optimisten auf negative Ergebnisse und Misserfolge? Gelernte Optimisten erklären negative Ereignisse und Misserfolge eher durch externale, variable und spezifische Ursachen. Optimismus & opt. Attributionsstil 64 VIELEN LIEBEN DANK FÜR IHR INTERESSE! Optimismus & opt. Attributionsstil 65 Literatur Glaesmer, H., Hoyer, J., Klotsche, J. & Herzberg, P.Y. (2008). Die deutsche Version des Life-OrientationTests (LOT-R) zum dispositionellen Optimismus und Pessimismus. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 16, 26-31. Hoyer, J. (2000). Optimismus und Gesundheit: Überblick, Kritik und Forschungsperspektiven. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 8, 111-122. Kubzansky, L.D., Sparrow, D., Vokonas, P. & Kawchi, I. (2001). Is the glass half empty of half full? A prospective study of optimism and coronary heart disease in the normative aging study. Psychosomatic Medicine, 63, 910-916. Milam, J.E., Richardson, J.L., Marks, G., Kemper, C.A. & McCutchan, A.J. (2004). The role of dispositional optimism and pessimism in HIV disease progression. Psychology & Health, 19, 167-181. Peterson, C. & Bossio, L.M. (2001). Optimism and physical well-being. In E. C. Chang (Ed.), optimism and pessimism: Implications for theory, research and practice (pp.127-145). Washington, DC: American Psychological Association. SP 511-129 Peterson, C., Seligman, M. E. 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