Emotionale Marken - Marketing

Werbung
Messung und Wirkung von
Markenemotionen.
Neuromarketing als neuer
verhaltenswissenschaftlicher Ansatz
Dr. Thorsten Möll
Verleihung Wissenschaftspreis 2008 des
Deutschen Marketing-Verbandes
25. April 2008, Saarbrücken
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung
Bedeutung von
von Emotionen
Emotionen für
für Menschen
Menschen und
und Marketing
Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 2 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Eine kurze Zeitreise durch
verschiedene Wissenschaftsbereiche
17. Jahrhundert
bis 1990er
1991
„Ich denke, also
bin ich.“
(René Descartes)
Großhirn als
eigentliches
Machtzentrum
Entdeckung der
fMRT
1600
1650
1700
1750
1800
1980
1990
2000
2010
18. Jahrhundert
21. Jahrhundert
Grundlagen des
Homo Oeconomicus
(Adam Smith)
„Ich fühle, also bin
ich.“
(Antonie R. Damasio)
Seite 3 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bedeutung von Emotionen für das Marketing
Viele Konsumentenentscheidungen werden bereits im
Unterbewusstsein getroffen.
Hier üben insbesondere Emotionen einen großen Einfluss aus.
Emotionen ersetzen langwieriger Informationsbeschaffungs- und
zeitraubende Entscheidungsprozesse.
Durch die Vermittlung eines emotionalen Zusatznutzens können sich
Marken von funktional gleichwertigen Konkurrenzprodukten abheben.
Quelle: Damasio, 2000; Häusel, 2003; Roth, 2003; Bechara/Damasio, 2005.
Seite 4 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Erkenntnisinteresse meiner Arbeit
Messung von Markenemotionen und die Analyse der Wirkung
von Marken und Markenemotionen auf Konsumenten.
Forschungsfragen im Einzelnen
Wie kann man Markenemotionen reliabel und valide messen?
Welche Wirkungen haben unterschiedliche Markenemotionen?
Lassen sich unterschiedliche Markenemotionen auch physiologisch
nachweisen?
Durch den Vergleich unbekannter Marken mit bekannten neutralen
sowie bekannten emotionalen Marken wird ein Lernprozess simuliert.
Welche unterschiedlichen Gehirnreaktionen rufen Marken mit
unterschiedlicher Markenstärke hervor?
Seite 5 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
Verfahrenvon
zurMarkenemotionen
Messung von Markenemotionen
2. Messung
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 6 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Was sind Emotionen?
Emotionen sind
aktuelle Zustände von Personen (z.B. Angst und nicht Optimismus)
unterschiedlich in ihrer Art (z.B. positive Freude oder negative Wut)
unterschiedlich in ihrer Intensität (z.B. leichte Freude oder große Wut)
in der Regel objektgerichtet (z.B. wir ärgern oder freuen uns über etwas).
Emotionen gehen einher mit
charakteristischem Erleben
bestimmten Verhaltensweisen
physiologischen Veränderungen.
Quelle: Meyer et al., 1993, S. 23 f.
Seite 7 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Wie kann man Emotionen messen?
Emotionsmessung
subjektive
Erlebnisebene
Differenzielle
Emotionsanalyse
motorische
Ebene
Dimensionale
Emotionsanalyse
Verbale
Messung
Nonverbale
Messung
physiologische
Ebene
Indirekten Zugang
Direkten Zugang
Nicht-bildgebende
Verfahren
Bildgebende
Verfahren
Strukturelle
Verfahren
Funktionelle
Verfahren
Seite 8 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Wie kann man Emotionen messen?
Emotionsmessung
subjektive
Erlebnisebene
Verbale
Messung
Quelle: Lang, 1980; Morris, 1995, S. 64.
physiologische
Ebene
Nonverbale
Messung
Funktionelle
Verfahren
Seite 9 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien
Studien zur
zur Messung
Messung und
und Wirkung
Wirkung von
von Markenemotionen
Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 10 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Aufbau der Untersuchungsreihe zur
Messung und Wirkung von Markenemotionen
Untersuchung
Untersuchung
Zielsetzung
Zielsetzung
Methodik
Methodik
Vorstudie
n = 950 Personen
1. Messung von Markenemotionen
2. Auswahl geeigneter
Stimulusmarken
Schriftliche Erhebung mittels verbaler und
nonverbaler Ratingskalen; Auswertung über
Faktorenanalyse, Mittelwertvergleiche,
Korrelations-, Regressions- und
Clusteranalysen
Hauptstudie I
n = 240 Personen
Analyse der Wirkung von
Markenemotionen
(Fragebogen)
Schriftliche Erhebung mittels offener
Fragen und verbalen Ratingskalen;
Auswertung über Häufigkeitsauszählungen,
Mittelwertvergleiche
Analyse der Wirkung von
Marken und Markenemotionen
(fMRT + Fragebogen)
Messung mittels funktioneller
Magnetresonanztomographie und
schriftliche Erhebung mittels offener
Fragen und verbalen Ratingskalen;
Auswertung über Mittelwertvergleiche und
Häufigkeitsauszählungen
Hauptstudie II
n = 10 Personen
Seite 11 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 12 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Seite 13 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Auswahl geeigneter und möglichst
unterschiedlicher Marken für die Hauptstudien
55
erregt
Angst
Wut
Sexuelle Erregung
Valenz
Negative
Emotionen
negativ
11
Glück
Hass
44
Freude
Positive
Porsche
Lamborghini
Emotionen
BMW
Bacardi Mittelwert HE
Davidson
ebay
Harley
Davidson
ebay Harley
Markt Ferrari
Coca-Cola Media
Lufthansa
Coca-Cola
Langnese
Ferrari
Langnese
positiv
Marlboro
Nivea
Kinder Schokolade
33 Jägermeister
McDonald's
Mini
Mercedes
Benz
Swatch
Friend
Volkswagen
4
55
22
33 RedFisherman's
Rolex
Google Milka
Bull Mr. Proper
Becks
IKEA
Nokia
Michelin
TUISicherheit
Ekel
Mittelwert
Gesamt
Insgesamt
Rocher
Apple
UHU Ferreo
Eon
Charmin
Afri Cola
AllianzVespa
PepsiOnko
Motorola
Pattex
Bank
OettingerDeutsche
Oettinger
Breitling
Landliebe
Maggi
Alpia
Mont
Blanc
Yahoo
Ja
Trauer
Gelassenheit
SWG Timex
Saturn
HB
Privileg
Hakle
Tempo
Skoda
Pelikan Miele
Privileg
Skoda
Mittelwert
GE
Pall Mall
Württembergische
Reihe67
22
Opel Opel
KIA
Langeweile
Schläfrigkeit
Neutral
ruhig
11
Erregung
Seite 14 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Auswahl geeigneter und möglichst
unterschiedlicher Marken für die Hauptstudien
5
erregt
4
Porsche
Lamborghini
Valenz
BMW
negativ
1
2
HB
Bacardi Mittelwert HE
Davidson
ebay
Harley
Davidson
ebay Harley
Markt Ferrari
Coca-Cola Media
Lufthansa
Coca-Cola
Langnese
Ferrari
Langnese
positiv
Marlboro
Nivea
3 Jägermeister
Kinder Schokolade
McDonald's
Mini
Mercedes
Benz
Swatch
Friend
Volkswagen
3 RedFisherman's
4
5
Rolex
Google Milka
Bull Mr. Proper
Becks
IKEA
Nokia
Michelin
TUI Gesamt
Mittelwert
Insgesamt
Rocher
Apple
UHU Ferreo
Eon
Charmin
Afri Cola
AllianzVespa
PepsiOnko
Motorola
Pattex
Bank
OettingerDeutsche
Oettinger
Breitling
Landliebe
Maggi
Alpia
Mont
Blanc
Yahoo
Ja
SWG Timex
Saturn
Privileg
Hakle
PelikanTempo
Privileg
Skoda
Miele
Mittelwert
GE
PallSkoda
Mall
Württembergische
2
Opel Opel
KIA
ruhig
1
Erregung
Seite 15 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Auswahl geeigneter und möglichst
unterschiedlicher Marken für die Hauptstudien
5
erregt
Porsche
Lamborghini
4
BMW
Valenz
Mittelwert HE
Coca-Cola
negativ
1
3
2
3
ebay Harley Davidson
Ferrari
Langnese
positiv
4
5
Mittelwert Gesamt
Motorola
Oettinger
Yahoo
Privileg
Skoda
Mittelwert GE
Württembergische
2
Opel
KIA
ruhig
1
Erregung
Seite 16 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Emotionale Bewertung der ausgewählten Marken (SAM)
5
4
4,03
3,45
3
2,91 *
2,09 *
2
1
Valenz
emotionale Marken
1 = negativ/ruhig
Erregung
neutrale Marken
5 = positiv/erregt
Emotionale Marken wiesen eine positivere Valenz
und höhere Erregung auf als neutrale Marken.
* = Mittelwertunterschiede höchst signifikant (p < 0,001).
Seite 17 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Stimulusmaterial für Hauptstudie I und Hauptstudie II
Neutrale Marken
Emotionale Marken
Opel
Coca-Cola
Yahoo
BMW
Skoda
ebay
privileg
Harley-Davidson
KIA
Langnese
Oettinger
Lamborghini
Württembergische
Porsche
Motorola
Ferrari
Seite 18 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 19 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Variablen in Hauptstudie I zur Erfassung
der Wirkung von Markenemotionen
Unabhängige Variable:
Einfluss
Markenwissen
Markenemotionen
emotionale
Marken
Inneres Markenbild
Kontrolle
neutrale
Marken
Abhängige Variable:
Markeneinstellung
Markenbindung
Markenvertrauen
Markenbegehrlichkeit
Moderatorvariablen:
Stimmung der Probanden
Involvement zur Produktkategorie
Weitere personen-, stimulus-, und
situationsinduzierte Variablen
Seite 20 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Manipulation Check der Markenemotionen
in Hauptstudie I
5
4
3,80
3
2,97 *
3,08
2,24*
2
1
Valenz
emotionale Marken
1 = negativ/ruhig
Erregung
neutrale Marken
5 = positiv/erregt
Emotionale Marken wiesen eine positivere Valenz
und höhere Erregung auf als neutrale Marken.
* = Mittelwertunterschiede höchst signifikant (p < 0,001).
Seite 21 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Wirkung von Markenemotionen und
klassische Prüfung der Markenstärke
Variablen
Emotionale Marken
(Mittelwerte)
Markenbekanntheit
aktive Markenbekanntheit (Anteil 0 – 1)
Top-of-Mind (Anteil 0 – 1)
passive Markenbekanntheit (Anteil 0 – 1)
Neutrale Marken
(Mittelwerte)
Signifikanz
0,83
0,45
1,00
0,001
6,13
3,65
3,46
0,001
77,71
69,98
68,60
5,72
5,25
3,96
4,75
4,63
0,001
0,001
0,001
0,39
0,03
0,95
Markenimage
Assoziationen (durchschnittliche Anzahl)
emotionale Assoziationen (durchschnittliche Anzahl)
positive Assoziationen (durchschnittliche Anzahl)
0,001
0,001
3,63
1,23
0,76
Inneres Markenbild
Klarheit (Skala von 0 – 100)
Lebendigkeit (Skala von 0 – 100)
Anziehungskraft (Skala von 0 – 100)
Zugriffsfähigkeit (Skala von 1 – 7)
Markeneinstellung (Skala 1 – 7)
Markenbindung (Skala 1 – 7)
Markenvertrauen (Skala 1 – 7)
Markenbegehrlichkeit (Skala 1 – 7)
0,001
0,001
0,001
0,001
0,001
0,001
0,001
52,32
39,54
35,79
4,22
4,30
2,63
3,65
3,10
Seite 22 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
4. Zusammenfassung und Implikationen
Seite 23 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Stimulusmaterial für Hauptstudie II
Neutrale Marken
Unbekannte
Marken
Emotionale Marken
Opel
Coca-Cola
Xenpak
Yahoo
BMW
Tatasolusi
Skoda
ebay
Oriel
privileg
HarleyDavidson
Hidell
KIA
Langnese
Ovid
Oettinger
Lamborghini
Enersul
Württembergische
Porsche
Ville de RouynNoranda
Motorola
Ferrari
KayserThrede
Seite 24 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Stimulusmaterial für Hauptstudie II
Neutrale Marken
Marken
Bekannte Emotionale
Marken
Unbekannte
Unbekannte
Marken Marken
Opel
Coca-Cola
Xenpak
Yahoo
BMW
Tatasolusi
Skoda
ebay
Oriel
privileg
HarleyDavidson
Hidell
KIA
Langnese
Ovid
Oettinger
Lamborghini
Enersul
Württembergische
Porsche
Ville de RouynNoranda
Motorola
Ferrari
KayserThrede
Seite 25 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Ablauf der Hauptstudie II zur Erfassung der
Gehirnaktivitäten auf Marken
Hauptstudie II setzte sich aus zwei Teilen zusammen:
1. Begleituntersuchung
(Fragebogen)
2. Untersuchung der Marken
mittels fMRT
Wirkungen der Markenemotionen
auf abhängige Variablen analog
zu Hauptstudie I.
Wirkungen der Marken und
Markenemotionen auf
Gehirnaktivitäten.
Die Hypothesen aus Hauptstudie I
konnten erneut angenommen werden.
Durch die Gegenüberstellung von
unbekannten, bekannten neutralen
und bekannten emotionalen Marken
wurde der Lernprozess zum Aufbau
starker Marken simuliert und
analysiert.
Seite 26 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Manipulation Check der Markenemotionen
in Hauptstudie II
5
4,46
4
3,69
3
3,03
2,79
2,16
2
1
Valenz
emotionale Marken
2,05
Erregung
neutrale Marken
1 = negativ/ruhig
unbekannte Marken
5 = positiv/erregt
Emotionale Marken wiesen eine positivere Valenz
und höhere Erregung auf als neutrale Marken. Neutrale Marken und
unbekannte Marken unterschieden sich kaum.
Seite 27 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Emotionale Bewertung der Marken durch
die Probanden der fMRT-Studie
5
erregt
Lamborghini
Ferrari
Porsche
4
Harley-Davidson
Mittelwert
HE
Mittelwert EM
ebay
Valenz
BMW
1
Langnese
Coca-Cola
negativ
3
Oettinger
3
2
4
positiv
5
Mittelwert Gesamt
Kia
tatasolusi
Motorola
Kayser
Enersul
Opel
Ville
Xenpak Mittelwert NM
Mittelwert GE
Mittelwert UM
Mittelwert
UM Yahoo
2 Oriel Skoda
Hidell
Ovid
Privileg
Württembergische
ruhig
1
Erregung
Seite 28 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Der Magnetresonanztomograph (MRT) zur Erzeugung
von Schnittbildern des menschlichen Köpers
Seite 29 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)
zur Darstellung aktivierter Strukturen im Gehirn
Die funktionelle Bildgebung ermöglicht die Unterscheidung aktiver
Gehirnregionen von jenen Regionen, die bei bestimmten Aufgaben
weniger oder gar nicht aktiviert sind.
Wird eine Gehirnregion aktiviert, nimmt in diesem Bereich die
Durchblutung zu.
Dadurch nehmen auch die mit Sauerstoff beladenen Blutkörperchen
zu, durch die sich das Magnetfeld verändert (BOLD-Effekt).
Somit sind Gehirnareale identifizierbar, die an motorischen,
sensorischen, kognitiven oder emotionalen Aufgaben beteiligt sind.
Seite 30 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Auswertung der fMRT-Daten erfolgt über
die Berechnung von Kontrasten
Bei der Auswertung können keine absoluten Gehirnaktivierungen
berechnet werden, sondern immer nur relative Aktivierungen.
Dafür werden Kontraste gebildet (Differenzen).
Bei dem Kontrast „emotionale Marken > neutrale Marken“ werden von
den Gehirnreaktionen der emotionalen Marken die Gehirnreaktionen der
neutralen Marken abgezogen.
Gehirnreaktionen der
emotionalen Marken
Gehirnreaktionen der
neutralen Marken
5
5
Lamborghini
Ferrari
Porsche
4
4
Harley-Davidson
Mittelwert HE
ebay
BMW
Langnese
Coca-Cola
3
1
2
3
4
5
–
3
1
Oettinger
3
2
Kia
Motorola
2
2
Opel
Mittelwert GE
Yahoo
Skoda
Privileg
Württembergische
1
4
5
=
Gehirnreaktionen,
die bei den
emotionalen Marken
im Vergleich zu den
neutralen Marken
gemessen wurden.
1
Seite 31 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Lokalisierung einer Aktivierung
und Bestimmung ihrer Stärke
Seite 32 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Ergebnisse der fMRT-Messung zwischen unbekannten,
neutralen und emotionalen Marken im Überblick
Kontrast
Anatomische Region
Seite
x
y
z
P
EM > NM pallidum
L
-15
-3
-6
0,005
pallidum
R
18
0
-6
0,005
middle frontal gyrus
R
42
36
27
0,005
cerebellum
R
27
-39 -39 0,005
R
24
-27
-9
0,005
lingual gyrus
L
-18 -48
-6
0,005
middle frontal gyrus
L
-24
45
0,005
cerebellum
R
27
-39 -36 0,005
R
21
48
18
0,001
R
33
3
12
0,005
L
-45 -48
60
0,005
L
-30 -54 -15 0,005
L
-36
33
9
0,001
L
-27
30
6
0,005
UM > BM hippocampus
L
-18 -21 -18 0,005
BM > UM middle frontal gyrus
L
-24
R
21
EM > UM hippocampus
NM > EM superior frontal gyrus
insula
NM > UM inferior parietal but supramarginal and angular gyri
fusiform gyrus
UM > EM inferior frontal gyrus (triangular part)
insula
cerebellum
EM = bekannte emotionale Marken; NM = bekannte neutrale Marken;
UM = unbekannte Marken; BM = bekannte Marken (EM und NM zusammen).
9
9
45
0,001
-36 -39 0,005
Seite 33 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte emotionale Marken im Vergleich
zu bekannten neutralen Marken
left pallidum
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 5 voxels
Statistic value: 4,28
MNI: -15, -3, -6
right pallidum
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 5 voxels
Statistic value: 3,28
MNI: 18, 0, -6
Studienergebnisse zum bilateralen pallidum:
Aktivierung bei positiven Emotionen und Erwartung von Belohnungen
Erklärung:
Positive Emotionen bei bekannten emotionalen Marken
Seite 34 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte emotionale Marken im Vergleich
zu unbekannten Marken
right hippocampus
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 5,01
MNI: 24, -27, -9
Studienergebnisse zum rechten Hippokampus:
Aktivierung bei Wissensabruf und positiven Emotionen
Erklärung:
Abruf des Markenwissens und positive Emotionen bei bekannten emotionalen Marken
Seite 35 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte emotionale Marken im Vergleich
zu unbekannten Marken
Die bekannten emotionalen Marken aktivieren Gehirnregionen, die für
die Verarbeitung positiver Emotionen zuständig sind.
Da mit den bekannten emotionalen Marken auch das umfangreichste
Markenwissen verbunden ist, aktivieren diese auch Gehirnregionen, die
für den Abruf von Wissen zuständig sind.
Seite 36 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte neutrale Marken im Vergleich
zu bekannten emotionalen Marken
right superior frontal gyrus
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 4,13
MNI: 21, 48, 18
right insula
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 3,80
MNI: 33, 3, 12
Studienergebnisse zum rechten Gyrus frontalis superior und zur rechten Insula:
Aktivierung bei negativen Emotionen
Erklärung:
Negative Emotionen bei bekannten neutralen Marken
Seite 37 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte neutrale Marken im Vergleich
zu unbekannten Marken
left inferior parietal but supramarginal and
angular gyri (BA 40)
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 3,85
MNI: -45, -48, 60
left fusiform gyrus
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 4,14
MNI: -30, -54, -15
Studienergebnisse zum linken inferior parietal gyrus und linken fusiformen Gyrus:
Aktivierungen bei verschiedenen Gedächtnisprozessen (v.a. Abruf von Wissen)
Erklärung:
Abruf des Markenwissens bei bekannten neutralen Marken
Seite 38 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Bekannte neutrale Marken im Vergleich
zu unbekannten Marken
Die bekannten neutralen Marken aktivieren Gehirnregionen, die für die
Verarbeitung negativer Emotionen zuständig sind.
Da mit den bekannten neutralen Marken auch Markenwissen verbunden
ist, aktivieren diese auch Gehirnregionen, die für den Abruf von Wissen
zuständig sind.
Seite 39 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Unbekannte Marken im Vergleich
zu emotionalen Marken I
left inferior frontal gyrus triangular part
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 3,89
MNI: -36, 33, 9
Studienergebnisse zum linken gyrus frontalis inferior (IFG) pars triangularis:
Aktivierung bei Lesen von Pseudowörtern (sprachverarbeitende Gehirnregion)
Erklärung:
Lesen der unbekannten Marken
Seite 40 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Unbekannte Marken im Vergleich
zu emotionalen Marken II
left insula
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 3,64
MNI: -27, 30, 6
Studienergebnisse zur linken Insula:
Aktivierung bei negativen Emotionen und beim Lesen und Sprechen
Erklärung:
Negative Emotionen und Lesen der unbekannte Marken
Seite 41 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Unbekannte Marken im Vergleich
zu bekannten Marken
left hippocampus
P = 0,005
T = 2,88
Threshold: 10 voxels
Statistic value: 4,12
MNI: -18, -21, -18
Studienergebnisse zum linken Hippokampus:
Aktivierung bei Enkodierung bzw. Lernen von neuem und unbekanntem Stimulusmaterial
Erklärung:
Einspeicherung bzw. Lernen der unbekannten Marken
Seite 42 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Unbekannte Marken im Vergleich
zu bekannten Marken
Die unbekannten Marken aktivieren Gehirnregionen, die für die
Verarbeitung negativer Emotionen zuständig sind.
Da mit den unbekannten Marken kein Markenwissen verbunden ist,
aktivieren diese Gehirnregionen, die für Lesen und Sprechen sowie den
Aufbau von Wissen zuständig sind.
Seite 43 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Nur durch das Denken an Marken aktivieren
unbekannte Marken,
bekannte neutrale Marken und
bekannte emotionale Marken
weitestgehend
unterschiedliche Gehirnregionen.
Seite 44 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Fahrplan für den Vortrag
1. Bedeutung von Emotionen für Menschen und Marketing
2. Verfahren zur Messung von Markenemotionen
3. Studien zur Messung und Wirkung von Markenemotionen
3.1 Vorstudie zur Messung von Markenemotionen
3.2 Hauptstudie I zur klassischen Prüfung der Markenstärke
3.3 Hauptstudie II zur Untersuchung mittels fMRT
Zusammenfassung und
und Implikationen
Implikationen
4. Zusammenfassung
Seite 45 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Zusammenfassung der Ergebnisse
Wie kann man Markenemotionen messen?
Durch den Self-Assessment-Manikin (SAM) lassen sich komplexe Verfahren
wie das Semantische Differential ersetzen. Auf den Dimensionen Valenz und
Erregung liefern beide Verfahren nahezu identische Ergebnisse.
Welche Wirkungen haben unterschiedliche Markenemotionen?
Nur positive Markenemotionen üben einen starken und positiven Einfluss
auf die Wahrnehmung von Marken aus.
Positive Markenemotionen gehen einher mit positiver Markeneinstellung, starker
Markenbindung, hohem Markenvertrauen und großer Markenbegehrlichkeit.
Lassen sich unterschiedliche Markenemotionen auch
physiologisch nachweisen?
Unbekannte, bekannte neutrale und bekannte emotionale Marken aktivieren
weitestgehend unterschiedliche Gehirnregionen.
Das menschliche Gehirn reagiert somit nachweislich auf Marken.
Seite 46 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
Implikationen für die Praxis
1. Unterstützung für konsumentenorientierte Markenwertmodelle
Nachweis spezifischer Verbraucherreaktionen auf Marken im Gehirn
durch das reine Denken an Marken.
Somit wurde ein positiver konsumentenorientierten Markenwert
im Gehirn gemessen.
„Brain-based brand equity“ bestätigt
konsumentenorientierte Markenwertmodelle.
Der Markenwert liegt wirklich im Kopf der Konsumenten.
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Implikationen für die Praxis
2. Emotionen sind extrem wichtig für Marken
In der Studie wurde der Aufbau starker Marken simuliert
(unbekannte Marken > bekannte neutrale Marken > bekannte emotionale Marken)
Dadurch wurde auch der
emotionale Konditionierungsvorgang abgebildet und belegt.
Es hat sich gezeigt, dass es sich bei emotionalen Marken um starke
Marken handelt. Starke Marken unterscheiden sich von schwachen Marken
somit v.a. durch positive Emotionen.
Emotionen müssen als Schlüsseldimension für den Markenwert
und den Aufbau starker Marken angesehen werden.
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Implikationen für die Praxis
3. Aufbau eines Markenwerts bei unbekannten Marken
Ergebnisse widerlegen in Teilen den Mere-exposure Effekt
(bekannte neutrale Marken werden durch mehrfache Darbietung nicht
positiver wahrgenommen als unbekannte Marken).
Aufbau eines Markenwerts bedeutet einen großen Aufwand für das
Gehirn: Enkodierung neuer Marken erfolgt über Sprachverarbeitung.
Anstelle bedeutungsloser eher konkrete Markennamen und -logos
verwenden, die leichter zu enkodieren und zu lernen sind und zu denen
schnell Markenwissen aufgebaut werden kann.
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Implikationen für die Forschung
Bisher konnte nur die Erregung apparativ gemessen werden. Mittels fMRT
lässt sich auch die Valenz erfassen.
Methodenvergleich zwischen klassischen und modernen Messungen
zeigt Abweichungen:
Neutrale Marken wurden auf klassischen Skalen neutral bewertet, während
bei neuronaler Messung negative Emotionen gemessen wurden.
Somit gab es Bewertungsunterschiede zwischen
bewusster und unbewusster Messung.
Dem unbewussten und impliziten Wissen kommt daher eine große
Bedeutung zu.
Qualitative Methoden (z.B. freie Assoziation) liefern genauere Ergebnisse
als quantitative Methoden (z.B. SAM).
Deswegen sollte künftig ein verstärkter Einsatz von impliziten und
qualitativen Messverfahren erfolgen.
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„Der Mensch kann nicht zu neuen Ufern vordringen,
wenn er nicht den Mut aufbringt,
die alten zu verlassen.“
André Gide
(französischer Schriftsteller, 1869 - 1951)
Seite 51 | 17. Januar 2008 | Dr. Thorsten Möll
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