Bauern vermitteln Umgangsformen Dolmetscher im Dialog zwischen Mensch und Tier Urlaub auf dem Bauernhof in Österreich: Hier gibt's den Knigge für den Kuhstall Ob er nicht irgendwo eine lila Kuh habe, wollte bisher noch niemand von Josef Distelberger wissen. Trotzdem könnte der Chef des Vierkanthofs „Zum Türkensturz“ im niederösterreichischen Mostviertel ein ganzes Buch füllen mit den Fragen, die wissbegierige Stadtkinder zu seinen zahlreichen Tieren haben. Wann meckern Ziegen? Mögen Kälber Käse? Wieso quietschen Meerschweinchen? Lieben Pferde Schneegestöber? Spielen Schafe Fangen, wenn sie davonlaufen? Für seine Antworten nimmt sich der Familienvater viel Zeit und liegt damit im Trend. Immer mehr österreichische Landwirte verstehen sich nicht nur als Gastgeber, sondern auch als Dolmetscher im Dialog zwischen Urlaubsgast und Tier, vermitteln kompetent Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Besonderheiten ihrer Tiere. Spielend lernen Kinder in den Ferien auf dem Bauernhof so „tierisch“ gute Umgangsformen. Urlaubstage auf dem Bauernhof werden durch Tiere noch mal so schön - vor allem für Familien mit Kindern. Das ergab erst jüngst eine aktuelle Studie im Auftrag der Organisation „Urlaub am Bauernhof in Österreich“, die für 3000 Betriebe spricht. Nähe zur Natur ist ein wichtiges Auswahlkriterium für Eltern, die ihre Sprösslinge statt vorwiegend virtueller auch einmal „lebendige“ Erfahrungen machen lassen wollen. Nach Milch duftende Kälbchen, rosige Ferkel, wollige Schafe, putzige Ponys, Hunde, Katzen und Kaninchen: Viele Stadtkinder erleben sie hier erstmals „live“. Der Geruch von Heu und Stroh, das weiche Fell, die kratzigen Borsten zu fühlen, die vielen neuen Geräusche faszinieren die meisten Kinder so, dass sie sofort jede freie Minute im Stall verbringen, die großen und kleinen Tiere im wahrsten Sinne begreifen wollen. Beim Füttern und Striegeln, beim Melken und Misten lernen sie eine ganz neue Lebenswelt kennen. „Tiere treten über die Gefühlsebene in Kontakt und reagieren immer echt und unmittelbar,“ sagt Hans Embacher, Geschäftsführer bei „Urlaub am Bauernhof in Österreich“. „Sie vermitteln Kindern soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme und Empathie und helfen dabei die eigenen Grenzen zu erfahren und zu akzeptieren.“ Manchmal sprechen (Stadt)Mensch und (Hof)Tier aber nicht dieselbe Sprache, können gerade die kleinen Hofgäste nicht damit umgehen, dass ein Tier nicht auf Knopfdruck reagiert. Hier sorgt der Bauer für Verständigung. Die Mitgliedsbetriebe von „Urlaub am Bauernhof“ können sich in speziellen Workshops zeigen lassen, wie sie ihren Gästen den richtigen Umgang mit den Tieren am Hof vermitteln. „Ohne Umgangsformen geht es nicht,“ meint Josef Distelberger aus Purgstall an der Erlauf, der neben seinem Hof im waldreichen Hügelland Niederösterreichs noch einen Wildpark mit 45 Tierarten unterhält. „Wir setzen klare Regeln,“ sagt der Landwirt, der vor allem die Eltern aufklärt über artgerechte Haltung und Sicherheitsaspekte im Umgang mit Großvieh und Kleintieren. „Die Kinder dürfen jederzeit in den Stall, aber nur unter Aufsicht. Tiere bleiben in ihrer natürlichen Umgebung und werden nicht ‚vermenschlicht’.“ Kindern zu vermitteln, dass Tiere kein Spielzeug und in ihren Reaktionen zu respektierten sind, hat für Josef Distelberger ebenso Priorität wie die Sicherheit – für Mensch und Tier. Diesen Grundsatz vertritt auch die Zoologin Marie-Helene Scheib. Die Zoopädagogin im Wiener Tiergarten Schönbrunn und Geschäftsführerin des Vereins „Tierschutz macht Schule“, der sich für bessere Lebensbedingungen von Heim-, Nutz-, und Wildtieren einsetzt, leitet die Workshops. „Kinder handeln meistens impulsiv,“ so Scheib, „aber sie begreifen sehr gut, dass ein Tier auch mal seine Ruhe braucht. Sie mögen ja auch nicht ständig von jedermann abgeküsst werden.“ Anschauen statt anfassen, beobachten statt bedrängen, ruhig hinlaufen statt hinterherjagen heißt daher ihre Devise, die sie mit Geduld und (Rollen)Spielen den ABC-Schützen in Sachen Tierschutz vermittelt. Im Seminar lernen auch die bäuerlichen Gastgeber, wie sie sich und ihre kleinen Gäste sinnvoll mit dem Thema Tier beschäftigen können. Mit Spielen (Was braucht der Hund?, Tierpantomime, Stimmen erkennen), Quiznachmittagen und Malstunden, beim Basteln von Spielzeug für die Tiere (Spaßparcour für Meerschweinchen, Kratzbaum für die Katzen) und Kochen in der „Tierküche“ werden die Kinder spielend fit für den „Knigge im Kuhstall“ und beginnen, Verantwortung für Tiere zu übernehmen. Und so macht der Urlaub auf dem Hof einfach tierisch Spaß! Urlaub auf dem Bauernhof in Österreich bietet eine vielfältige Angebotspalette, die Wochenpauschalen, Halbpension, Ferienwohnungen oder Zimmer mit hofeigenem Frühstück umfasst. Weitere Informationen im Internet unter www.urlaubamBauernhof.at . Kataloganforderung und Auskunft: Urlaub am Bauernhof in Tirol Brixnerstraße 1, A-6020 Innsbruck Tel.: +43.59292.1170 [email protected] www.urlaubambauernhof.at/tirol