Organisierte Marktveranstaltungen

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Teil 2
Organisierte Marktveranstaltungen
Eine organisierte Marktveranstaltung ist das geregelte Zusammentreffen von Anbietern und Nachfragern an einem
bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit.
Warum fördert der Staat durch Regelungen/Gesetze/Verordnungen solche Veranstaltungen?
– die räumliche Konzentration ermöglicht einen guten Überblick über Qualität, Menge und Preis und fördert eine
effektive Preisbildung
– sind Grundlage für Preisnotierungen → auch nicht anwesende können von ihr profitieren (Internet,
Wochenzeitung...)
– sie ermöglichen Informationsaustausch → Nachfrager untereinander (Qualität, Menge, …), Anbieter und
Verbraucher (Was soll angebaut werden z.B.) usw.
– Vor allem in Entwicklungsländern: Kontrolle: Marktgebühren (Steuern), Durchführung von Hygienemaßnahmen,
erleichterte Beratung, Finanzierung (Geldleiher)
Sortierung der Marktveranstaltungen nach:
1. Handelsfunktion: Sammel-, Großhandels- und Einzelhandelsmärkte
2. Produktfunktion: Obstmarkt, Viehmarkt, …
3. Organisationsform: mit oder ohne Warenpräsenz, mit oder ohne Handelspartner
4. Zeitliche Dimension: Kassa bzw. Spotmärkte, Terminbörsen (Futurehandel)
Wie werden auf organisierten Marktveranstaltungen die Preise gefunden?
Freihändiges Aushandeln (Feilschen), Warenauszeichnung, Ausschreibung (Submission), Auktion,
Anhängen an Preisnotierungen
Und wer trägt solche Märkte?
Kommunen (Wochenmärkte, Großmärkte), Wirtschaftsverbände, Industrie und Handelskammer (Großmärkte,
Bauernmärkte), Vereine (Börsen), Private Unternehmen (Großmärkte)
Ländliche Märkte
Ist die älteste Form des Marktes. Anbieter sind Landwirtinnen und Nachgefragt wird durch den Zwischenhandel oder die
Endverbraucherinnen. Der Markt hat viele nicht ökonomische, soziale Funktionen (Kommunikation, Meinungsaustausch,...)
und es gibt ihn vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Sammelmärkte (Erzeugermärkte)
Entstehen in agrarischen Regionen wo ein Überschuss an Agrarprodukten vorherrscht. Diese Märkte sind meist auf eine
Produktgruppe spezialisiert (Gemüse, Vieh). Die Landwirtschaft bietet an und der Großhandel fragt nach. Auch diese
Märkte kommen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern vor. In Deutschland gibt es zum Beispiel die
Kälberauktion in Alsfeld.
Einzelhandelsmärkte (Wochenmärkte)
Landwirte, Gärtnerinnen und das Lebensmittelhandwerk bieten den Verbrauchern ihre Waren an. Immer mehr Händler
agieren auf den Märkten. Die meisten sind Handelsgeschäfte mit landwirtschaftlich klingendem Namen. Diese Art von
Märkten kommt in allen Ländern vor. Die Bedeutung ist jedoch abnehmend. In Deutschland haben die Wochenmärkte ein
positives Image: Frische (meist im Discount frischer wegen hoher Umschlaggeschwindigkeit), direkt vom Erzeuger (immer
seltener), Preiswürdigkeit (meist teurer als LEH). Im Ökolandbau nimmt ihre Bedeutung immer mehr ab weil Ökoprodukte
ubiquitär vorhanden sind.
Sonderform Bauernmarkt: Nur selbst erzeugtes: Bedeutung stark rückläufig, im Ökolandbau keine Bedeutung
Großhandelsmärkte
Große Erzeuger oder Großhändler verkaufen an andere Großhändler oder den Einzelhandel. Produktspezifische Bedeutung
in Deutschland nur noch bei Obst und Gemüse (In Augenschein nehmen ist wichtig), aber auch hier stark rückläufig. Für
Ökoprodukte gibt es eigene Märkte. Das erspart den optischen Vergleich mit konventioneller makelloser Ware, und die
Kunden müssen die Produkte nicht extra suchen.
Warenbörsen (Produktbörsen)
Das sind Märkte ohne die Präsenz von Waren. Der Handel erfolgt nach Proben/Mustern und zunehmend nach
standardisierten Qualitäten. Hier werden für manche Produkte die Preise notiert und haben dann Leitpreisfunktion.
Insgesamt ist die Bedeutung stark rückläufig. Die Weiterentwicklung sind Börsen ohne Präsenz von Anbietern und
Nachfragern. z.B. elektronische Börsen, Börsennotierung Getreide in Hannover und Hamburg, …
Bei Öko gibt’s keine eigenen Börsen. Die Preise (konv. und öko) beeinflussen sich aber auf jeden Fall. Eine Kopplung an
den konventionellen Preis macht aber wenig Sinn weil Ereignisse oft diametralen Einfluss haben (BSE: konvi runter, Öko
rauf).
Warenterminmärkte (Warenterminbörsen)
Es werden Liefer- und Abnahmeverträge gehandelt, nicht die Waren selbst. In den standardisierten Kontrakten werden
Qualität, Menge,und Preis der Ware sowie die Lieferbedingungen geregelt. Besonders ist, dass die Verträge auf einen
Termin in der Zukunft datiert sind. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten.
– JedeR kann Anbieter und Nachfragerinn sein
– Preisprognosen werden möglich
– Es kann auf sinkende und steigende Preise spekuliert werden
– Erzeuger können den Verkaufspreis in Voraus absichern („hedgen“). Der Hedger verkauft seinen Kontrakt zu
einem möglichst hohen Preis, den er dann sicher haben wird. In der Regel wird er seine Bringschuld aber nicht mit
der Ware, sondern mit einem weiteren Kontrakt „glattstellen“, da der Kontraktpartner ja überall auf der Welt sein
könnte und Transportkosten vermieden werden sollen. Den zweiten Kontrakt kauft er am Stichtag und überträgt
ihn dem ersten Vertragspartner. Seine Ware verkauft er am selben Tag zum aktuellen Weltmarktpreis. Unterm
Strich wir der Hedger am Ende immer den abgesicherten Preis erhalten, nicht mehr aber auch nicht weniger.
→ Die Warenterminbörse ist kein gewöhnlicher Kassamarkt sonder ein auf zukünftige Geschäfte ausgerichteter
„Forwardmarkt“.
Teilnehmer an der Warenterminbörse
Hedger
Spekulanten
Arbitrageure
Zwischenhändler die Preisunterschiede auf den weltweiten Märkten für sich nutzen wollen. Sie
sorgen für einen einheitlichen Weltmarktpreis.
Broker
Zugelassene Börsenhändler, die als Vermittler zwischen Händlern und Börse agieren. Sie klären den
Käufer über Risiken auf, prüfen dessen Liquidität und nehmen Sicherheiten von ihm, die bis zum
Geschäftsabschluss nicht mehr verfügbar sind. Der Broker bekommt am Ende eine Provision.
Clearingstelle
Sie ist Vertragspartner von Käufer und Verkäufer. Sie nimmt Sicherheiten vom Verkäufer, indem sie
sich mit dessen Hausbank in Verbindung setzt und einen Teil des Verkaufswertes als Pfand verlangt
Warenterminbörse
Sie wird von einem Aufsichtsrat, Vertretern beteiligter Organisationen, geleitet und von staatlichen
Aufsichtsorganen (Börsenaufsicht) überwacht. Die WTB und ihre dazugehörige Clearingstelle
finanzieren sich über Transaktionsgebühren.
Chancen und Risiken der Warenterminbörse
Risiken
- die monetäre Nachschusspflicht bei schwankenden Kursen
belastet die Liquidität der an der Börse tätigen Unternehmen
- Verluste bei vorzeitigen Glattstellen von Verträgen
- Börsenpreise „entkoppeln“ sich von den Kassapreisen
- Fehleinschätzung der Marktentwicklung
- spekulative Einflüsse
- Preisabsicherung ist kein Instrument um spekulative
Höchstpreise zu erzielen
Chancen
- Preisorientierung
- Risikominderung durch die Möglichkeit frühzeitiger
Preisfixierung
- Möglichkeit zur Sicherung der Liquidität der Betriebe
- Verbessern die Kalkulationssicherheit
Beispiel: Raps an der Warenterminbörse:
Absicherung des Preises bei fallenden Preisen
Absicherung des Preises bei steigenden Preisen
Die Milchquotenbörse
Betriebe die, nach mindestens dreijähriger Nutzung ihrer Lieferrechte, diese veräußern wollen, können zu festen Terminen
ein Angebot an die Milchquotenbörse schicken. Nachfrager wenden sich ebenfalls mit einem Gesuch an die Börse und
hinterlegen die dafür nötigen Sicherheiten. An der Börse wird dann der W sckse recÒ°–VrhÐTerÐ
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Ziele von Agrarpolitik:
Handelsspanne gering halten
Ziel der Agrarpolitik ist es, dass Erzeuger hohe Preise erhalten und Verbraucher geringe Preise bezahlen. Sie versucht
deshalb, die Handelsspanne gering zu halten indem sie die Marktmacht des Handels beschränkt und den Wettbewerb in
diesem Sektor hoch hält. Da Land- und Forstwirte, wie sonst nur wenige Akteure in unserer Wirtschaft, praktisch in
vollkommener Konkurrenz stehen und so gegenüber Handel und Vermarktung im Nachteil sind, werden sie vom Gesetz
gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB - „Kartellrecht“) ausgenommen. Der Gesetzgeber fördert sogar im
Marktstrukturgesetz (MstrG) die Direktvermarktung und die Gründung von Erzeugergemeinschaften. Bei großen
Erzeugerzusammenschlüssen jedoch (z.B. Bioland) wird Markttransparenz nur eingeschränkt zugelassen, um
Preisabsprachen im großen Stil zu verhindern.
Abbau von Überkapazitäten
Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Deutschland zu viele Getreidemühlen. Aufgrund ihrer geringen Auslastung konnten sie
nur ineffizient wirtschaften (leistungsunabhängige Fixkosten). Der Staat verteilte darauf hin Stilllegungsprämien, um die
Marktstrukturen effizienter zu gestalten.
Agrarmärkte
Historie und Überblick
1988
Extensivierungsverordnung
Betriebsumstellung auf ökologische Produktionsweisen werden gerfördert, bereits vorhandene Ökobetriebe
gehen leer aus. Die EU-Verordnung wird in Frankreich und Deutschland umgesetzt, jedoch nur von den auf
Subvention ausgerichteten deutschen Landwirtinnen angenommen. Französische Bäuerinnen schauen eher auf
die Marktnachfrage.
1992
Flächenprämien (MacSherry)
Ökolandwirte sollen EU-weit auch langfristig gefördert werden um Rückumstellungen zu vermeiden. Durch die
extensive Produktion sollen Überkapazitäten abgebaut werden und die Umwelt geschont werden. Die
Prämienhöhe ist jedoch staaten- und länderabhängig. Je nachdem welche Flächen ein Staat für mehr
förderungswürdig hält (Acker oder Grünland) und welche Summen er aufbringen kann (Staat zahlt 40%, EU
zahlt 60%) ergeben sich in der Union Wettbewerbsverzerrungen.
1993
„Öko-Begriff“
Nachdem bisher die Definition Sache der Verbände war, werden nun EU-weit einheitlich Mindeststandards
festgelegt (und durch zahlreiche Ausnahmen und Übergangsfristen abgeschwächt).
Die Auswirkungen dieser Entscheidungen
Betriebsumstellungen gab es vor allem auf extensiven Grünlandstandorten sowie auf unrentablen Sandböden. Es musste
teilweise so wenig umgestellt werden, das man eher von einem „um-deklarieren“ der Betriebe sprechen sollte. Aufgrund der
zahlreichen Ausnahmen mussten sich auch viele viehhaltende Betriebe kaum mehr anpassen (Futterzukäufe erlaubt, Auslauf
nicht vorgeschrieben.
Die wenigsten Umstellungen gab es auf hoch leistenden Ackerstandorten (z.B. Zuckerrübe am Mittelrhein und in der Börde,
Lössstandorte). Dort hätten die Prämien den hohen Umstellungsaufwand nicht gelohnt. Daher reagierten auch die großen
Tier- und Veredlungsgebiete am Niederrhein eher verhalten. Ihr extrem hoher Tierbesatz war mit dem Ökolandbau nicht
vereinbar und hätten u.a. neue Stallbauten voraus gesetzt.
Die Maßnahmen sind jedoch so erfolgreich, dass es zu einer massiven Überproduktion an ökologisch erzeugten
Lebensmitteln kommt. Diese müssen daher auf dem konventionellen Markt verkauft werden und es kommt vermehrt zu
Rückumstellungen. Die frei werdenden Ackerflächen werden größtenteils zur Biogasproduktion verwendet,die ebenfalls
staatlich gefördert wird. In letzter Zeit lässt sich beobachten, das Umsätze auf den Ökomarkt schneller zunehmen als die
Produktion. Das deutet auf eine vermehrte Nachfrage hin, da nun mehr Ökoprodukte als „öko“ vermarktet werden können.
Diese Umsatzsteigerungen sind vor allem auf das vermehrte Angebot von Öko-Lebensmitteln in Supermärkten und
Discountern zurück zu führen. Denn dadurch kann ein weitaus größerer Kundenkreis erreicht werden als mit
Hofläden,Bioläden, … die gesondert aufgesucht werden müssen. Während die Discounter ein Grundsortiment an meist
heimischen und saisonalen Waren zu sehr günstigen Preisen anbieten können (Milch, Eier, Möhren, Kartoffeln, Äpfel),
punktet der LEH und Fachhandel mit einem umfangreichen Vollsortiment – oft Importware.
Stark importiert werden z.B. Ölsaaten (Soja, Raps, Lein,Sonnenblume). Die Importquote beträgt hier 76%. Getreide (14%)
und Leguminosenkörner (24%) werden hingegen größtenteils heimisch produziert. In der Waage hält sich das Verhältnis bei
vielen Obst- und Gemüsekulturen. Sie werden einerseits hier produziert, jedoch auch out-of-saison importiert. Dadurch gibt
es ein ganzjähriges vielfältiges Angebot.
Produktionsstruktur des Öko-Sektors:
Anteil Biobetriebe:
5.60%
Biobetriebe sind genauso groß wie ihre konventionellen Gegenspieler.
Anteil Biofläche:
5.60%
Ihr Anteil an den Grünlandflächen ist mit 10.5% deutlich größer als der Ackerflächenanteil mit 3.5%. Darüber hinaus gibt es
auch viele kleine Flächen (z.B. Streuobstwiesen) die aus Kostengründen nicht zertifiziert werden. Oft werden die Produkte
dieser Flächen regional direkt vermarktet. Die Durchschnittserträge sind im Ökolandbau auch deshalb geringer, weil im
Schnitt auf schlechteren Böden mit niedrigerem Ertragspotenzial gewirtschaftet wird: auf 3% der Getreideflächen wird
1.3% des Getreides in Deutschland angebaut.
Acker
Grünland
Sonstiges
Öko
Konvi
Ökoeinnahmequellen:
Getreide, Milch, Rindfleisch, Gemüse
40%
50%
10%
60%
30%
10%
Große Ökosparten:
Schaf/Ziegenfleisch, Eier, Obst
Große Öko-Absatzmärkte:
DK, CH, AT, USA, D, F, I
Getreideanbau:
Aus Fruchtfolgegründen wird pro Ackerfläche weniger Getreide angebaut. Außerdem wird neben Wintergetreide auch
vermehrt auf Sommerungen gesetzt, da diese für den Ökolandbau besondere Vorteile haben:
schnellerer Aufwuchs, höhere Pilzresistenz, besseres Stickstoffanreicherungsvermögen, höherer Proteingehalt, leichtere
mechanische Unkrautregulierung
Roggen
selbstverträglich, hohe Unkrautsupression (Blattfläche&Wurzelwerk), gute Standortanpassung weil
Fremdbefruchter, geringe Nährstoffansprüche, auch als Sommerung
Dinkel
geringe Nährstoffansprüche, resistent gegen Krankheiten und Schädlingen, guter Ruf beim Verbraucher
(Urform), alternatives Getreide bei Weizenunverträglichkeit (aber glutenhaltig), frühzeitige Ernte für
Grünkernspezialitäten
Nachteile: schlechte Backqualität (quatsch!), niedriger Ertrag, aufwendiges Schälen
Gerste
Wintergerste als Schweinefutter wird nicht viel nachgefragt weil der Öko-Tierbesatz so gering ist und
60% Rauhfutter in der Ration vorgeschrieben sind. Außerdem kann Sommergerste auch als Braugerste
verwendet werden. Gerste hat vergleichbare Bodenansprüche wie Weizen, aber eine geringere
Energiedichte. Deshalb wird mehr Weizen angebaut.
Sommerweizen Sommerung mit hoher Backqualität
Hafer
Gesundungsfrucht weil keine Fußkrankheiten übertragen werden, geringe Nährstoffansprüche, hohe ÖkoNachfrage nach Haferflocken, Unkrautsupression nach langsamer Startphase, Leguminosen-Stützfrucht,
Sommerung
Mais
Stickstoffzehrer par exelance, schlechte Bodenbedeckung (Erosion, Unkrautbefall), Schädlingsbefall
(Zünsler, Wurzelbohrer), Bodenverdichtung
Anbau für Silage als Rinderfutter, Körnermais als Geflügelfutter wird billig importiert
Leguminosenanbau:
Vorteile: Stickstoffanreicherung, Humusaufbau, Unkrautunterdrückung, Nährstoffmobilisierung aus tiefen Schichten,
Kleegras als Futter, im Gemenge mit Getreide zusätzliche Risikominderung
→ Feinleguminosen: Klee, Luzerne
→ Grobleguminosen: Ackerbohne, Lupine
Hackfrüchte
Speisekartoffeln
anspruchsvolle Kultur → Kupfer erlaubt, hoher Deckungsbeitrag erzielbar, besonders hohe Qualität
durch Niedrigen Düngstufe (+ für ÖL),
Industriekartoffeln (für Chips, Pommes, usw.) sowie Stärkekartoffeln werden nur marginal
nachgefragt
Zuckerrüben
nur 0,4% Ökoanteil, Rübenzucker ist für die Getränkeindustrie wichtig (Bionade...)
Alternative: günstigerer, geschmacklich besserer Rohrohrzucker,
geringe Nachfrage durch generell bewusstere Ernährung, stärkste humuszehrende Ackerkultur,
starke Bodenbelastung bei Ernte im Spätherbst
Ölsaaten
Raps und Rübsen
nur 0.3% Ökoanteil, Anbau ohne PSM nahezu unmöglich, Rapsöl eher unbeliebt, wenn dann für
Magarine
stärkster Abnehmer: Jungtieraufzucht denn das Ölschrot hat einen hohen Anteil an essentiellen
Aminosäuren
Sonnenblumen
hoher Öko-Anteil, guter Ruf von Sonnenblumenöl, einfacher Anbau durch kürzere Vegetationszeit,
keine „fischigen“ Eier bei der Verfütterung an Legehennen
Sonderkulturen
Gemüse
keine hohe Anbaufläche nötig, sehr hohe Deckungsbeiträge, ermöglicht abwechslungsreiche
Fruchtfolge, besonders hohe Öko-Qualität durch niedrige Nmin-Gehalte im Boden und
Kalisulfatdüngung, hohes Verbrauchervertrauen in rückstandslose Poduktion
→ viel Industriegemüse (Rote Beete, Möhre) für Säfte und Babynahrung
→ viel Unterglasgemüse als (umweltschädlichere) Alternative zu Freilandgemüse aus dem Ausland
Öko-Anteil 10% → „Zuckerrübe der Öko-Bauern“
Obst
hauptsächlich Kern(8%)- und Steinobst(16%), Baumplantagen lassen sich recht leicht umstellen,
Verwendung für Säfte und als lagerfähiges Obst
Beerenobst ist höchst problematisch wegen Verpilzungsgefahr und geringer Lagerfähigkeit
Demeter-Weine gewinnen langsam auf Grund ihrer hohen Qualität an Bedeutung
Gründe für die deutschen Ökostrukturen:
– Angebots- und Nachfragegründe (siehe oben)
– Subventionen begünstigen hierzulande Gründland (Weidehaltung von Rindern, Schafen und
Ziegen) und Dauerkulturen. Nicht so stark von den Forderungen erfasst werden zum Beispiel
Schweine- und Geflügelbetriebe
– Produktionsrichtlinien verhindern die Umstellung umso stärker, je strenger sie sind (im
Vergleich zu konventionellen Vorgaben). Sie betreffen z.B. Pflanzenschutz, Düngung …
Tierhaltung
Rinder
hoher Öko-Grünlandanteil begünstigt extensive Mutterkuhhaltung auf der Ganzjahresweide
→ 5% Öko-Kühe aber 18% Öko-Mutterkühe
Schweine
nur 0.5% Öko-Anteil, geringe Fleischnachfrage allgemein bei bewusster Ernährung,
Schweinefleisch gilt als ungesund und unrein
teures Öko-Produktionsverfahren:
- Ferkel erst nach 40 Tagen absetzen
- 60% Rauhfutter in der Ration → lange Mastdauer
- keine billigen synthetischen Aminosäuren
→ teures Getreide und Sojaschrotfutter
- mehr Platz im Stall, Stroh-Einstreu, Auslauf
Geflügel
Geflügelfleisch ist ebenso konkurrenzunfähig wie Schweinefleisch (teure Ställe und Futtermittel)
Nachfrage nach Ökoeiern ist aber hoch, für Frühstückseier mit Kennzeichnungsstempel und für
Backwaren (6%)
Mit 10% sehr hoher Gänseanteil, einfache Umstellung da auch konventionell auf Grünland
gehalten, wird nur saisonal 1-2 Mal im Jahr konsumiert → höhere Bereitschaft Bioprodukt zu
kaufen
Schafe und Ziegen
9% Öko-Anteil bei Fleisch und Milch, keine Milchquote als Einstiegshindernis, Öko-Umstellung
der Weidehaltung einfach, Extraprämie für Landschaftspflege, Nutzung von Steilhängen und
Magerrasen,
hohe Nachfrage im Ökosektor (v.a. Käse) weil intensiver Geschmack als Qualitätskriterium
gesehen wird und weil es Abwechslung bietet, laktosefreie Milch als Kuhmilchalternative, geringer
Preisunterschied da immer eine hoher Anteil Handarbeit
Ergänzung zur Bodennutzung in der BRD
Jedes Jahr verringert sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche in der BRD da:
– Flächen versiegelt werden (Bau von Straßen, Häusern, Schienen)
– neue Naturschutzgebiete ausgerufen werden
– Freizeitgrundstücke verkauft werden (Sportanlagen, Parks)
In der Praxis werden meist Ackerflächen still gelegt und dann als Ausgleichsflächen auf Grenzertragsstandorten
Grünlandflächen umgebrochen.
Anteil
Anbaufrucht
Ackerfläche in %
Tendenz
Gründe für Entwicklung
55
Getreide
steigend
Biogas, Stärke, Tierfutter, höherer Flächenbedarf für Öko-Getreide
15
Silomais
steigend
Biogas, Tierfutter
12
Raps
steigend
Bioethanol
3
Zuckerrübe
2
Kartoffeln
leicht
konstante Nachfrage bei intensiverer Produktion
rückläufig
mehr Öko-Speisekartoffelflächen, weniger Nachfrage nach Industriek.
1
Hülsenfrüchte
steigend
betriebseigene Eiweißfuttermittel im Ökolandbau
Flächenstilllegungen
Um die Weltmarktpreise zu stützen, haben 1992/93 die EU und die USA abgesprochen, 15% der Ackerflächen still zu legen.
Wie auf dem freien Markt zu erwarten war, hielten sich die Vertragspartner nicht an ihre Abmachungen und nahmen bis
2008 schrittweise die Stilllegungen wieder zurück.
Während der Stilllegungsphase erhielten die Bauern Prämien für ihre brach liegenden Flächen. Sie wählten hierfür natürlich
jeweils ihre ertragsschwächsten Standorte aus, weshalb der Effekt auf die Produktion relativ gering ausfiel. Betroffen von
der Stilllegung waren zuerst wenig lukrative Futterpflanzen wie Hafer, Gerste, Futterrüben und Roggen. Nicht berührt von
den Beschränkungen wurden Zuckerrüben, Raps, E-Weizen, sowie Feldgemüse.
Der Mangel an Futterpflanzen wurde durch billige Importe (z.B. Soja aus Brasilien) kompensiert – auch im Ökolandbau.
Ökobetriebe konnten die still gelegten Flächen in die Fruchtfolge integrieren, indem sie ihre Kleegrasbestände mulchten
und so immerhin noch die Vorteile von Bodenverbesserung, Unkrautregulierung und Nährstoffmobilisierung für sich
nutzten. Die Gründüngung ist jedoch für die Stickstoffbilanz lange nicht so vorteilhaft wie die Ausbringung von Tiermist,
der langsamer mineralisiert.
Eine weitere Konsequenz der Stilllegung war der Anstieg der Pachtpreise von ertragsschwachen Standorten, die oft (meist?)
ökologisch bewirtschaftet werden. Als Preis galt dann die Stilllegungsprämie + Risikoaufschlag (Verunkrautungsgefahr
durch ökologische Bewirtschaftung als Argument gegen die Verpachtung).
Der Getreidemarkt
1957: Die EWG wird gegründet → D,F,I,BeNeLux Ziele: Gemeinsame Zölle und Interventionspreise
1973: Erweiterung zur EG → UK, DK, IR
…
bis 2012: EU 27
Die EWG-Staaten führten für Getreide als wichtigste Ackerfrucht in Europa (als Grundnahrungs- und Futtermittel) eine
eigene Marktordnung ein. Im Zuge der Erweiterungen kamen aus unterschiedlichsten Interessen verschiedene andere
Marktordnungen hinzu.
Importländer (z.B. F) wollen:
niedrige Interventionspreise und Zölle
Exportländer (z.B. NL) wollen:
hohe Interventionspreise und (Einfuhr)Zölle
Probleme ergeben sich nicht nur beim Aushandeln von
Kompromissen, sondern auch bei der staatlichen Analyse:
Alle Daten müssen auf gleicher Grundlage erfasst werden.
Außerdem ergeben sich mit jedem Neubeitritt Sprünge in
der Statistik.
Neben der EU haben auch die USA und CAIRNS (Brasilien, Argentinien, Australien,... Zusammenschluss wichtiger
Exportländer) eigene Agrarmarktordnungen.
Instrumente der europäischen Getreidemarktordnung:
Intervention
Aktuell gelten nur Interventionspreise für 3Mio. t Brotweizen.
Bei Bedarf kann jedoch jederzeit wieder überall interveniert werden.
→ Die Risiken sollen private Lagerunternehmen tragen
Einfuhrzölle
- Stückzoll für Rohwaren
- bei weiterverarbeiteten Produkten wird der Getreidemarkt besteuert
Einfuhrkontingentierung Kontingente zur zollfreien Einfuhr werden bevorzugt an neue EU-Beitritts-Kandidaten
vergeben. z.B. Kroatien
Einfuhrsubventionierung Können theoretisch bei Nahrungsmittelknappheit und hohen Weltmarktpreisen angewendet
und Ausfuhrverbote
werden.
Exporterstattung
Bei hohen Interventions- und niedrigen Weltmarktpreisen können Großhändler in einem
Ausschreibungsverfahren Ausfuhrlizenzen erwerben und die Differenz erstattet bekommen.
Den Zuschlag erhalten die Händler mit der geringsten Preisdifferenz.
Exportsteuer
Könnte erhoben werden wenn der Weltmarktpreis über den Binnenmarktpreis steigt.
Lobbyisten verhindern das bisher.
Anmerkung: Für konventionelles und ökologisches Getreide gilt der gleiche Interventionspreis.
Damit nicht alle Bauern ihre Ernte auf einmal verkaufen, steigt der Interventionspreis monatlich bis zur nächsten Ernte an.
Die Landwirtinnen sollen dadurch für Zusatzkosten (Lagerkosten, Opportunitätskosten, … ) entschädigt werden.
1992 MacSherry-Reform Die Interventionspreise werden um 30% drastisch gesenkt. Landwirte müssen 15% ihrer
Flächen stilllegen. Als Entschädigung erhalten sie fortan Flächen- und Stilllegungsprämien.
Damit sollen Kosten gesenkt und Überproduktion abgebaut werden.
2000 Agenda 2000
Auf Druck der WTO werden Interventionspreise nochmals gesenkt und Importzölle
abgebaut.
→ der Interventionspreis ist damit unter den Weltmarktpreis gesunken und verliert damit an
Bedeutung
Volatilität (Schwankungsanfälligkeit) der Getreidepreise
Die Kopplung der Getreidepreise an das
Wirtschaftswachstum hat in Zeiten der Wirtschaftskrise zu
heftigen Preisschwankungen geführt, die durch zyklisches
Handeln der Bauern noch verstärkt wurden. Der
Klimawandel und damit verbundenen noch heftigeren
Unwetter und Dürren haben zudem zu rasch kleiner
werdenden Weltlagerbeständen geführt, was wiederum
Rohstoffspekulanten auf den Plan gerufen hat.
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