M E D I Z I N Referiert Identifikation eines Krankheitsgens für die Atherosklerose Nach der Identifikation des ALOX5APGens als mögliches Dispositions-Gen für die Atherosklerose scheint ein weiteres Atherosklerose-Gen gefunden worden zu sein. Die Autoren führten Kreuzungsexperimente mit zwei Mausstämmen durch. Der eine Mausstamm wies eine starke Atherosklerose-Disposition auf, der andere war diesbezüglich resistent. Durch molekulargenetische Analysen an gekreuzten Mäusen gelang die Identifikation eines Atherosklerose-Lokus auf Chromosom 1 im Maus-Genom. Innerhalb des Atherosklerose-Lokus liegt das Gen TNFSF4, das für das Protein OX40Ligand kodiert. Vergleichende Analysen zeigten, dass TNFSF4 vierfach höher im Herz- und Aortengewebe von Mäusen mit Atherosklerose-Disposition exprimiert wird als bei Atherosklerose-resistenten Mäusen. TNFSF4-Knock-Out-Mäuse wiesen signifikant weniger atherosklerotische Gefäßläsionen auf als Kontrollmäuse. Andererseits zeigten transgene Mäuse mit einer TNFSF4-Überexpression ver- mehrt atherosklerotische Gefäßläsionen. Die Befunde deuten an, dass erhöhte TNFSF4-Spiegel zur Atherosklerose disponieren. Dass das TNFSF4-Gen auch beim Menschen von Bedeutung sein könnte, zeigten Assoziationsuntersuchungen mit Varianten im TNFSF4-Gen. Die Autoren fanden an zwei Fall-Kontroll-Kollektiven schwedischer Herkunft (insgesamt 1 614 Patienten mit Myokardinfarkten und 1 953 gesunde Kontrollen), dass eine Genvariante signifikant häufiger in beiden Patientengruppen vorkam. Wie auch im ALOX5APGen gelang es jedoch bislang nicht, die ursächliche TNFSF4-Mutation zu identifizieren. Das Protein OX40-Ligand wird unter anderem von T-Lymphozyten ausgeschüttet, von denen eine Beteiligung an der Atherosklerose-Entstehung vershm mutet wird. Wang et al.: Positional identification of TNFSF4, encoding OX40 ligand, as a gene that influences atherosclerosis susceptibility. Nat Genet 2005; 37: 365–372. Xiaosong Wang, The Jackson Laboratory, 600 Main Street, Bar Harbor, Maine 04609, USA, E-Mail: [email protected] Kosten-Nutzen-Analyse bei der Barrett-Dysplasie Dem Adenokarzinom der Speiseröhre auf dem Boden einer Zylinderzellmetaplasie (Barrett-Ösophagus) geht praktisch immer eine hochgradige Dysplasie (HGD) voraus, zu deren Therapie verschiedene Behandlungsstrategien entwickelt wurden. Anhand einer Markov-Kette führten die Autoren eine Kosten-Nutzen-Analyse durch, bei der endoskopische Überwachungsmaßnahmen, eine ablative Therapie und eine Ösophagusresektion miteinander verglichen wurden. Auch wenn endoskopische Überwachungsmaßnahmen sich als kostengünstiger erwiesen im Vergleich zur endoskopischen Ablation (Mucosektomie), lag die Überlebensrate deutlich niedriger. Wenn allerdings die Progression von der hochgradigen Dysplasie zum Karzinom 30 Prozent pro Jahr übersteigt, erweist sich die Ösophagektomie als kostengünstigste Alternative. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass unter Berücksichtigung der anfallenden Kosten eine endoskopische ablative Therapie der hochgradigen Dysplaw sie bei Barrett-Ösophagus das optimale Vorgehen ist. Shaheen NJ, Inadomi JM, Overholt BF, et al.: What is the best management strategy for high grade dysplasia in Barrett's oesophagus? A cost effetiveness analysis. Gut 2004; 53: 1736–1744. Dr. N. Shaheen, CB#7080, UNC-CH, Chapel Hill, NC 27599–7080, USA, E-Mail: [email protected] A 1900 Amyotrophe Lateralsklerose Einige familiäre Formen der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), die autosomal dominant vererbt werden, sind auf Mutationen im SOD1-Gen zurückzuführen. Das SOD1-Gen kodiert für das Protein Superoxide-Dismutase, das in veränderter Form zu den familiären Formen der Amyotrophen Lateralsklerose führt. Ralph et al. gelang es, die Expression des veränderten SOD1-Proteins bei Mäusen mit entsprechenden Mutationen im SOD1-Gen zu unterdrücken, indem sie die erkrankten Motoneuronen mit interfering RNA (RNAi) infizierten. Bei RNAi handelt es sich um RNA-Sequenzen, die komplementäre RNA – im vorliegenden Fall die RNA des mutierten SOD1-Gens – spezifisch inhibieren. Als Vektoren, mit der die RNAi zu den Vorderhornzellen transportiert wurde, benutzte die Gruppe Lentiviren, die den Mäusen intramuskulär injiziert wurden. Die Therapie führte in den betroffenen Motoneuronen des Hirnstamms und des Rückenmarks zu einer spezifischen und effektiven Reduktion der mutierten SOD1-RNA. Die therapierten Mäuse wiesen im Vergleich zu nicht therapierten Mäusen eine deutliche Verzögerung des Krankheitsbeginns von 100 Prozent und eine Verlängerung der Überlebensrate von 80 Prozent auf. Entsprechend ergaben auch die Gewebeuntersuchungen, dass die Menge von mutiertem SOD1-Protein bei den therapierten Mäusen signifikant geringer war. Die Ergebnisse könnten für Patienten mit familiären Formen der Amyotrophen Lateralsklerose von Bedeutung sein. Der gewählte Therapieansatz könnte überdies für die Behandlung anderer (genetischer) Erkranshm kungen in Betracht kommen. Ralph S et al.: Silencing mutant SOD1 using RNAi protects against neurodegeneration and extends survival in an ALS model. Nature Medicine 2005; 11: 429– 433. Ralph Scott, Oxford Biomedica (UK) Ltd, Medaware Centre, The Oxford Science Park, Oxford, OX4 4GA ⏐ Jg. 102⏐ ⏐ Heft 26⏐ ⏐ 1. Juli 2005 Deutsches Ärzteblatt⏐