Redaktion Medizin: (089) 53 06-425 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 61 Münchner Merkur Nr. 73 | Montag, 29. März 2010 MEINE SPRECHSTUNDE Leben ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 19 DIE TÄGLICHE MEDIZIN Heute: Was ist Vulva-Krebs? Dr. Klaus Stelter ist Facharzt an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der LudwigMaximilians-Universität München. Er beschäftigt sich seit 2003 wissenschaftlich mit dem Thema der Mandelentzündung und der schonenden, schmerzarmen Mandelentfernung. Prof. Dr. Christian Stief Als Chefarzt im Münchner Klinikum Großhadern erlebe ich täglich, wie wichtig medizinische Aufklärung ist. Meine Kollegen und ich möchten daher jeden Montag den Merkur-Lesern ein Thema vorstellen, das für ihre Gesundheit von Bedeutung ist. Die Autoren des heutigen Beitrags sind Dr. Klaus Stelter und Prof. Dr. Alexander Berghaus. Sie erklären, wie man eine Entzündung der Mandeln behandelt. Leserfragen an die Autoren: [email protected] Wenn jeder Schluck schmerzt, sind bei Kindern oft die Mandeln die Ursache. Prof. Dr. Alexander Berghaus ist der Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München. VARIO IMAGES Wenn die Mandeln entzündet sind Wenn jeder Schluck schmerzt, steckt vor allem bei Kindern oft eine Mandelentzündung dahinter. Die meisten Infektionen lassen sich mit Antibiotika gut behandeln. Flammt die Erkrankung aber immer wieder auf, kann oft nur eine Operation dauerhaft helfen. VON KLAUS STELTER UND ALEXANDER BERGHAUS Jeder Mensch besitzt fünf Mandeln, in der Fachsprache auch Tonsillen genannt. Nach ihrer Lage unterscheidet man eine Rachenmandel, zwei Gaumenmandeln und zwei Zungengrundmandeln. Diese legen sich wie ein Ring um den oberen Luft- und Speiseweg und bilden den sogenannten Waldeyer’schen Rachenring, auch lymphatischer Rachenring genannt. Die Mandeln sind wichtig für die Immunabwehr. Wie Wächter kontrollieren sie die Luft und die Nahrung, die wir zu uns nehmen, auf Keime. Der Körper lernt so Bakterien, Viren und Pilze kennen und abzuwehren. Dies ist vor allem bei Kleinkindern wichtig. Im Erwachsenenalter bilden sich die Mandeln dann normalerweise zurück. Was sind die Auslöser der Entzündung? Alle Mandeln können sich entzünden, einzeln oder auch gemeinsam. Spricht man von einer akuten Mandelentzündung, ist damit aber meist nur die Infektion der Gaumenmandeln gemeint. Diese liegen am Übergang von der Mundhöhle zum Schlund. Blickt man in den Mund, sieht man sie auf der Ebene des Zäpfchens. Dort ragen sie an den Seiten hinter dem vorderen Gaumenbogen hervor. Nahezu jeder Mensch macht in seinem Leben mehrere Mandelentzündungen durch. Vor allem Schulkinder erkranken häufig. Doch auch Erwachsene können betroffen sein. In etwa 40 Prozent der Fälle sind Viren die Auslöser. Dann sind oft alle fünf Mandeln gleichzeitig betroffen. In den anderen Fällen sind Bakterien die Ursache, vor allem Streptokokken der Gruppe A und C. Viren und Bakterien, die eine Mandelentzündung auslösen können, gibt es quasi überall auf der Welt. Viele davon sind so- gar in der Mund- und Nasenhöhle heimisch. Das menschliche Immunsystem kann sie in Schach halten und duldet sie, weil sie normalerweise keinen Schaden anrichten. Ist die körpereigene Abwehr aber geschwächt, begünstigt dies das Entstehen einer Infektion. Was sind typische Beschwerden? Typische Beschwerden einer akuten Mandelentzündung sind starke Schmerzen beim Schlucken und beim Öffnen des Mundes, etwa beim Gähnen. Hinzu kommt Fieber mit Kopf- und Gliederschmerzen. Sehr häufig strahlen die Schmerzen in die Ohren aus, weil ein bestimmter Nerv, der sogenannte Nervus glossopharyngeus, bei einer Infektion gereizt wird. Dieser durchzieht sowohl das Mittelohr als auch den Bereich der Mandeln. Ob es sich um eine Mandelentzündung handelt, kann ein erfahrener Arzt, etwa ein HNO-Arzt, in der Regel mit einem Blick schnell und direkt feststellen. Besonders eine Infektion mit Streptokokken lässt sich leicht erkennen, da sich weiße Eiterbeläge auf der Gaumenmandel bilden. Die kleinen Flecken, die man auch Stippchen nennt, sind oft punkt- oder strichförmig. Tastet man den Hals ab, hat der Patient meist Schmerzen an den geschwollenen Lymphknoten im Kieferwinkel. Auch die Mandeln sind geschwollen und gerötet. Die Patienten haben zudem manchmal Mundgeruch und eine belegte Zunge. Wie behandelt man die Entzündung? Die Streptokokken-Stippchen sind zwar eine Blickdiagnose, doch manchmal sind andere Keime für die Infektion verantwortlich. Sollten Unklarheiten über den auslösenden Keim bestehen oder eine angefangene Therapie keinen Erfolg bringen, kann man einen Abstrich aus dem Rachen machen und damit eine Bakterienkultur anlegen. Das Ergebnis erhält man allerdings erst nach zwei bis drei Tagen. Auch durch einen Bluttest lässt sich erkennen, ob Bakterien oder eher Viren die Ursache sind. Sind tatsächlich Bakterien die Ursache der Infektion, sollte der Betroffene ein Antibiotikum einnehmen, bis die Entzündung nach etwa zehn Tagen vollständig abgeheilt ist. Auch wenn die Beschwerden früher zurückgehen, sollte das Medikament unbedingt vorschriftsmäßig eingenommen werden, sonst können Keime zurückbleiben – die Entzündung flammt wieder auf. Das Antibiotikum wird dann manchmal unwirksam, da die Bakterien resistent geworden sind. Zudem sollte der Patient Bettruhe halten. Linderung bringen auch Gurgellösungen, zum Beispiel mit Kamille und Salbei, fiebersenkende Schmerzmittel sowie kalte Getränke. Haben Viren die Entzündung ausgelöst, behandelt man vor allem die Symptome: Medikamente und Spülungen können die Schmerzen lindern. Zudem sollte man genügend trinken und ebenfalls Bettruhe halten. Ist die Nase verstopft, kann der Patient zusätzlich ein Nasenspray benützen, um nicht ständig durch den Mund atmen zu müssen. Sonst streicht trockene, ungefilterte, kalte Luft an den akut entzündeten Mandeln vorbei und reizt sie. Doch sollte man ein abschwellendes Nasenspray nur einige Tage hintereinander anwenden, da dies sonst den Schleimhäuten schadet. Entzündung durch Epstein-Barr-Virus Normalerweise klingen die Beschwerden nach vier bis sieben Tagen ab. Nimmt der Patient Antibiotika ein, gehen die Symptome oft sogar schon nach ein bis zwei Tagen deutlich zurück. Anders ist der Verlauf bei einer Mandelentzündung, die durch das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose) ausgelöst wird. Die Krankheit kann dann wesentlich länger dauern. Antibiotika wirken hier nicht, da die Mononukleose durch das Epstein-Barr-Virus verursacht wird und Antibiotika bei Viren generell unwirksam sind. Infiziert sich ein Patient zum ersten Mal mit dem EpsteinBarr-Virus, befällt es auch innere Organe wie Leber und Milz. Der Arzt muss dann auch die Größe und Funktion der Organe kontrollieren und die Probleme gegebenenfalls behandeln. Grundsätzlich muss sich der Patient bei einer Mandelentzündung körperlich schonen, insbesondere bei Mononukleose. Gibt es Komplikationen? Eine Mandelentzündung ist nicht immer harmlos. Im Verlauf der Erkrankung kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. So kann sich an den Mandeln ein Abszess (Peri- oder Retrotonsillarabszess) bilden. Dabei sammelt sich Eiter hinter, beziehungsweise in der Tiefe der Mandel. Die Patienten haben in einem solchen Fall meist starke einseitige Halsschmerzen. Sie können den Mund nicht weit öffnen (Kieferklemme). Die Sprache klingt undeutlich und kloßig. Dieser Eiterherd kann weitere gefährliche Folgen haben. So kann sich der Eiter in die Halsweichteile ausdehnen und die Bakterien in den Blutkreislauf eindringen – es kommt zu einer Blutvergiftung. Daher ist meist eine Operation nötig, damit der Eiter durch eine Drainage ständig abfließen kann. Chronische Mandelentzündung Bei manchen Patienten, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, kommt es immer wieder zu Mandelentzündungen – obwohl sie die Antibiotika korrekt eingenommen haben. Dies liegt daran, dass die Medikamente manchmal nicht alle Bakterien erreichen. Die Mandeln haben tiefe Furchen. In der Tiefe kann sich ein Reservoir bilden, in dem die Bakterien überleben. Auch Zell- und Essensreste sammeln sich dort an, die oft auch der Auslöser von ständigem Mundgeruch sind. Nicht immer sind die Beschwerden bei einer solchen chronischen Mandelentzündung so stark wie bei einer akuten Infektion. Doch leidet der Patient oft unter Schluckbeschwerden. Die Lymphknoten am Hals können dau- erhaft geschwollen sein. Eine solche Infektion ist zudem eine ständige Belastung für den Körper und kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Der Herzmuskel, das Nierenbecken oder Gelenke (Arthritis) können sich entzünden. Es kann zu rheumatischem Fieber kommen, da der Körper bei der Bekämpfung des Infekts manchmal auch körpereigenes Gewebe angreift. Man spricht auch von einer Infekt-Autoimmunreaktion. Wann muss man die Mandeln entfernen? Tritt die Infektion immer wieder auf, kann der Patient nur dauerhaft geheilt werden, indem man die Mandeln chirurgisch entfernt. Die Operation der Mandeln (Tonsillektomie) ist für den HNO-Arzt technisch wenig aufwändig und dauert nur wenige Minuten. Der Eingriff wird in Deutschland heute meist unter Vollnarkose durchgeführt. Obwohl die Zahl der Operationen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist, gehört diese Operation immer noch zu den häufigsten weltweit. Während Kinder eine Mandelentfernung meist problemlos verkraften, leiden Erwachsene länger und intensiver an Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. In fünf Prozent der Fälle kommt es zu einer Nachblutung, eine Komplikation, die durchaus ernst zu nehmen ist. Im Schnitt sind Erwachsene nach einer Mandelentfernung 15 Tage arbeitsunfähig. Davon verbringen die Patienten in der Regel eine Woche im Krankenhaus. Die Zeit hat sich in den vergangenen Jahren nicht verkürzt – trotz neuer OP-Techniken und besserer Schmerzmittel. Eine Entfernung der Mandeln ist also kein Eis-und-Zucker-Lecken. Sie ist eine ernst zu nehmende Operation, bei der Risiko und Nutzen sorgfältig abgewägt werden müssen. Besonders bei Kindern werden die zu großen Mandeln oft nicht vollständig entfernt, sondern nur verkleinert (Tonsillotomie). Diese Teilentfernung ist deutlich weniger belastend und erheblich risikoärmer. Sind die Ursache der Mandelentzündung aber Bakterien, ist diese Operationstechnik leider nicht geeignet, da die tiefen Mandelfurchen mit ihren Bakterien weiterhin bestehen bleiben, wenn ein Mandelrest belassen wird. Zwischen den Beinen hört es nicht auf zu jucken. Es bilden sich Knötchen. Solche Beschwerden an den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen können auch auf eine Krebserkrankung hinweisen. „In einem frühen Stadium von Vulvakrebs können kleine, erhabene rötliche Verhärtungen oder Flecken auftreten, die an Warzen und Narben erinnern“, sagt Klaus König, Vizepräsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Ein weiteres Symptom, dass an den Schamlippen oder der Klitorisregion bösartige Veränderungen entstanden sind, ist starker Juckreiz. Manchmal kann blutiger Ausfluss hinzukommen. Ebenso könnten Schmerzen auf eine Krebserkrankung hinweisen, die entweder spontan oder nach dem Geschlechtsverkehr auftreten. Als Ursache sind verschiedene Krebsarten möglich, die aus unterschiedlichen Zelltypen der Genitalregion hervorgehen. Impfung schützt Am häufigsten sind die großen Schamlippen von bösartigen Veränderungen oder Krebsvorstufen betroffen, seltener auch die kleinen Schamlippen oder die Klitoris. Vulvakarzinome verursachten oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium spürbare Beschwerden. Daher werden sie oft zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung entdeckt. Warum sich ein Vulvakarzinom bildet, ist dabei noch weitgehend ungeklärt. „Zu den Risikofaktoren gehören Infektionen mit bestimmten humanen Papillomviren, die auch Gebärmutterhalskrebs auslösen können“, sagt König. Er geht daher davon aus, dass eine Impfung gegen Humane Papilloma Viren (HPV) nicht nur das Erkrankungsrisiko für Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen erheblich senkt, sondern auch einen Schutz vor Vulvakrebs bietet. Raucherinnen sind besonders gefährdet. FOTO: DPA Gefahr Zigaretten Außerdem erhöhen offenbar Infektionen mit Krankheitserregern wie Herpes-Viren, Chlamydien oder dem Erreger der Syphilis das Risiko für Krebsvorstufen oder ein Karzinom. Allein die Infektion mit diesen Erregern löst jedoch keinen Krebs aus. Auch chronisch entzündliche Erkrankungen von Vulva und Scheide erhöhen das Risiko zu erkranken, etwa die Weißschwielenkrankheit. Gefährdet sind auch Raucherinnen und Frauen mit einem geschwächten oder unterdrückten Immunsystem – etwa durch eine HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation. Bei Verdacht auf Vulvakrebs wird der Genitalbereich untersucht und abgetastet, sagt der Experte. Wenn nötig wird auch eine Hautgewebeprobe der Frau entnommen und untersucht. sms/dpa