Wenn die Mandeln entzündet sind

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Münchner Merkur Nr. 73 | Montag, 29. März 2010
MEINE SPRECHSTUNDE
Leben
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DIE TÄGLICHE
MEDIZIN
Heute: Was ist
Vulva-Krebs?
Dr. Klaus Stelter
ist Facharzt an der Klinik und
Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der LudwigMaximilians-Universität
München. Er beschäftigt sich
seit 2003 wissenschaftlich mit
dem Thema der Mandelentzündung und der schonenden, schmerzarmen Mandelentfernung.
Prof. Dr. Christian Stief
Als Chefarzt im Münchner Klinikum
Großhadern erlebe ich täglich, wie wichtig
medizinische Aufklärung ist. Meine Kollegen und
ich möchten daher jeden Montag den Merkur-Lesern ein Thema vorstellen, das für ihre Gesundheit
von Bedeutung ist. Die Autoren des heutigen Beitrags sind Dr. Klaus Stelter und Prof. Dr. Alexander
Berghaus. Sie erklären, wie man eine Entzündung
der Mandeln behandelt.
Leserfragen an die Autoren:
[email protected]
Wenn jeder Schluck schmerzt, sind bei Kindern oft die Mandeln die Ursache.
Prof. Dr. Alexander Berghaus
ist der Direktor der Klinik
und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der
Ludwig-Maximilians-Universität München.
VARIO IMAGES
Wenn die Mandeln entzündet sind
Wenn jeder Schluck
schmerzt, steckt vor allem bei Kindern oft eine
Mandelentzündung dahinter. Die meisten Infektionen lassen sich mit Antibiotika gut behandeln.
Flammt die Erkrankung
aber immer wieder auf,
kann oft nur eine Operation dauerhaft helfen.
VON KLAUS STELTER UND
ALEXANDER BERGHAUS
Jeder Mensch besitzt fünf
Mandeln, in der Fachsprache
auch
Tonsillen
genannt.
Nach ihrer Lage unterscheidet man eine Rachenmandel,
zwei Gaumenmandeln und
zwei Zungengrundmandeln.
Diese legen sich wie ein Ring
um den oberen Luft- und
Speiseweg und bilden den sogenannten
Waldeyer’schen
Rachenring, auch lymphatischer Rachenring genannt.
Die Mandeln sind wichtig für
die
Immunabwehr.
Wie
Wächter kontrollieren sie die
Luft und die Nahrung, die wir
zu uns nehmen, auf Keime.
Der Körper lernt so Bakterien, Viren und Pilze kennen
und abzuwehren. Dies ist vor
allem bei Kleinkindern wichtig. Im Erwachsenenalter bilden sich die Mandeln dann
normalerweise zurück.
Was sind die Auslöser
der Entzündung?
Alle Mandeln können sich
entzünden, einzeln oder auch
gemeinsam. Spricht man von
einer akuten Mandelentzündung, ist damit aber meist nur
die Infektion der Gaumenmandeln gemeint. Diese liegen am Übergang von der
Mundhöhle zum Schlund.
Blickt man in den Mund,
sieht man sie auf der Ebene
des Zäpfchens. Dort ragen sie
an den Seiten hinter dem vorderen Gaumenbogen hervor.
Nahezu jeder Mensch
macht in seinem Leben mehrere
Mandelentzündungen
durch. Vor allem Schulkinder
erkranken häufig. Doch auch
Erwachsene können betroffen sein. In etwa 40 Prozent
der Fälle sind Viren die Auslöser. Dann sind oft alle fünf
Mandeln gleichzeitig betroffen. In den anderen Fällen
sind Bakterien die Ursache,
vor allem Streptokokken der
Gruppe A und C. Viren und
Bakterien, die eine Mandelentzündung auslösen können, gibt es quasi überall auf
der Welt. Viele davon sind so-
gar in der Mund- und Nasenhöhle heimisch. Das menschliche Immunsystem kann sie
in Schach halten und duldet
sie, weil sie normalerweise
keinen Schaden anrichten. Ist
die körpereigene Abwehr
aber geschwächt, begünstigt
dies das Entstehen einer Infektion.
Was sind typische
Beschwerden?
Typische Beschwerden einer akuten Mandelentzündung sind starke Schmerzen
beim Schlucken und beim
Öffnen des Mundes, etwa
beim Gähnen. Hinzu kommt
Fieber mit Kopf- und Gliederschmerzen. Sehr häufig strahlen die Schmerzen in die Ohren aus, weil ein bestimmter
Nerv, der sogenannte Nervus
glossopharyngeus, bei einer
Infektion gereizt wird. Dieser
durchzieht sowohl das Mittelohr als auch den Bereich der
Mandeln.
Ob es sich um eine Mandelentzündung handelt, kann
ein erfahrener Arzt, etwa ein
HNO-Arzt, in der Regel mit
einem Blick schnell und direkt feststellen. Besonders eine Infektion mit Streptokokken lässt sich leicht erkennen,
da sich weiße Eiterbeläge auf
der Gaumenmandel bilden.
Die kleinen Flecken, die man
auch Stippchen nennt, sind
oft punkt- oder strichförmig.
Tastet man den Hals ab, hat
der Patient meist Schmerzen
an
den
geschwollenen
Lymphknoten im Kieferwinkel. Auch die Mandeln sind
geschwollen und gerötet. Die
Patienten
haben
zudem
manchmal Mundgeruch und
eine belegte Zunge.
Wie behandelt man
die Entzündung?
Die Streptokokken-Stippchen sind zwar eine Blickdiagnose, doch manchmal sind
andere Keime für die Infektion verantwortlich. Sollten
Unklarheiten über den auslösenden Keim bestehen oder
eine angefangene Therapie
keinen Erfolg bringen, kann
man einen Abstrich aus dem
Rachen machen und damit eine Bakterienkultur anlegen.
Das Ergebnis erhält man allerdings erst nach zwei bis
drei Tagen. Auch durch einen
Bluttest lässt sich erkennen,
ob Bakterien oder eher Viren
die Ursache sind.
Sind tatsächlich Bakterien
die Ursache der Infektion,
sollte der Betroffene ein Antibiotikum einnehmen, bis die
Entzündung nach etwa zehn
Tagen vollständig abgeheilt
ist. Auch wenn die Beschwerden früher zurückgehen, sollte das Medikament unbedingt
vorschriftsmäßig eingenommen werden, sonst können
Keime zurückbleiben – die
Entzündung flammt wieder
auf. Das Antibiotikum wird
dann manchmal unwirksam,
da die Bakterien resistent geworden sind. Zudem sollte
der Patient Bettruhe halten.
Linderung bringen auch Gurgellösungen, zum Beispiel mit
Kamille und Salbei, fiebersenkende Schmerzmittel sowie
kalte Getränke.
Haben Viren die Entzündung ausgelöst, behandelt
man vor allem die Symptome:
Medikamente und Spülungen
können die Schmerzen lindern. Zudem sollte man genügend trinken und ebenfalls
Bettruhe halten. Ist die Nase
verstopft, kann der Patient
zusätzlich ein Nasenspray benützen, um nicht ständig
durch den Mund atmen zu
müssen. Sonst streicht trockene, ungefilterte, kalte Luft
an den akut entzündeten
Mandeln vorbei und reizt sie.
Doch sollte man ein abschwellendes Nasenspray nur
einige Tage hintereinander
anwenden, da dies sonst den
Schleimhäuten schadet.
Entzündung durch
Epstein-Barr-Virus
Normalerweise klingen die
Beschwerden nach vier bis
sieben Tagen ab. Nimmt der
Patient Antibiotika ein, gehen
die Symptome oft sogar schon
nach ein bis zwei Tagen deutlich zurück. Anders ist der
Verlauf bei einer Mandelentzündung, die durch das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose) ausgelöst wird. Die
Krankheit kann dann wesentlich länger dauern. Antibiotika wirken hier nicht, da die
Mononukleose durch das Epstein-Barr-Virus verursacht
wird und Antibiotika bei Viren generell unwirksam sind.
Infiziert sich ein Patient zum
ersten Mal mit dem EpsteinBarr-Virus, befällt es auch innere Organe wie Leber und
Milz. Der Arzt muss dann
auch die Größe und Funktion
der Organe kontrollieren und
die Probleme gegebenenfalls
behandeln.
Grundsätzlich muss sich
der Patient bei einer Mandelentzündung körperlich schonen, insbesondere bei Mononukleose.
Gibt es
Komplikationen?
Eine Mandelentzündung
ist nicht immer harmlos. Im
Verlauf der Erkrankung kann
es zu verschiedenen Komplikationen kommen. So kann
sich an den Mandeln ein Abszess (Peri- oder Retrotonsillarabszess) bilden. Dabei
sammelt sich Eiter hinter, beziehungsweise in der Tiefe der
Mandel. Die Patienten haben
in einem solchen Fall meist
starke einseitige Halsschmerzen. Sie können den Mund
nicht weit öffnen (Kieferklemme). Die Sprache klingt
undeutlich und kloßig.
Dieser Eiterherd kann weitere gefährliche Folgen haben. So kann sich der Eiter in
die Halsweichteile ausdehnen und die Bakterien in den
Blutkreislauf eindringen – es
kommt zu einer Blutvergiftung. Daher ist meist eine
Operation nötig, damit der
Eiter durch eine Drainage
ständig abfließen kann.
Chronische
Mandelentzündung
Bei manchen Patienten,
vor allem bei Kindern und Jugendlichen, kommt es immer
wieder zu Mandelentzündungen – obwohl sie die Antibiotika korrekt eingenommen
haben. Dies liegt daran, dass
die Medikamente manchmal
nicht alle Bakterien erreichen. Die Mandeln haben tiefe Furchen. In der Tiefe kann
sich ein Reservoir bilden, in
dem die Bakterien überleben.
Auch Zell- und Essensreste
sammeln sich dort an, die oft
auch der Auslöser von ständigem Mundgeruch sind.
Nicht immer sind die Beschwerden bei einer solchen
chronischen Mandelentzündung so stark wie bei einer
akuten Infektion. Doch leidet
der Patient oft unter Schluckbeschwerden. Die Lymphknoten am Hals können dau-
erhaft geschwollen sein.
Eine solche Infektion ist
zudem eine ständige Belastung für den Körper und kann
zu schweren Folgeerkrankungen führen. Der Herzmuskel,
das Nierenbecken oder Gelenke (Arthritis) können sich
entzünden. Es kann zu rheumatischem Fieber kommen,
da der Körper bei der Bekämpfung des Infekts manchmal auch körpereigenes Gewebe angreift. Man spricht
auch von einer Infekt-Autoimmunreaktion.
Wann muss man die
Mandeln entfernen?
Tritt die Infektion immer
wieder auf, kann der Patient
nur dauerhaft geheilt werden,
indem man die Mandeln chirurgisch entfernt. Die Operation der Mandeln (Tonsillektomie) ist für den HNO-Arzt
technisch wenig aufwändig
und dauert nur wenige Minuten. Der Eingriff wird in
Deutschland heute meist unter Vollnarkose durchgeführt.
Obwohl die Zahl der Operationen in den vergangenen
Jahren stark zurückgegangen
ist, gehört diese Operation
immer noch zu den häufigsten weltweit.
Während Kinder eine Mandelentfernung meist problemlos verkraften, leiden Erwachsene länger und intensiver an Halsschmerzen und
Schluckbeschwerden. In fünf
Prozent der Fälle kommt es
zu einer Nachblutung, eine
Komplikation, die durchaus
ernst zu nehmen ist. Im
Schnitt sind Erwachsene
nach einer Mandelentfernung
15 Tage arbeitsunfähig. Davon verbringen die Patienten
in der Regel eine Woche im
Krankenhaus. Die Zeit hat
sich in den vergangenen Jahren nicht verkürzt – trotz neuer OP-Techniken und besserer Schmerzmittel. Eine Entfernung der Mandeln ist also
kein Eis-und-Zucker-Lecken.
Sie ist eine ernst zu nehmende Operation, bei der Risiko
und Nutzen sorgfältig abgewägt werden müssen. Besonders bei Kindern werden die
zu großen Mandeln oft nicht
vollständig entfernt, sondern
nur verkleinert (Tonsillotomie). Diese Teilentfernung ist
deutlich weniger belastend
und erheblich risikoärmer.
Sind die Ursache der Mandelentzündung aber Bakterien, ist diese Operationstechnik leider nicht geeignet, da
die tiefen Mandelfurchen mit
ihren Bakterien weiterhin bestehen bleiben, wenn ein
Mandelrest belassen wird.
Zwischen den Beinen hört
es nicht auf zu jucken. Es
bilden sich Knötchen. Solche Beschwerden an den
äußeren weiblichen Geschlechtsorganen können
auch auf eine Krebserkrankung hinweisen. „In
einem frühen Stadium von
Vulvakrebs können kleine, erhabene rötliche Verhärtungen oder Flecken
auftreten, die an Warzen
und Narben erinnern“,
sagt Klaus König, Vizepräsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Ein
weiteres Symptom, dass
an den Schamlippen oder
der Klitorisregion bösartige Veränderungen entstanden sind, ist starker
Juckreiz. Manchmal kann
blutiger Ausfluss hinzukommen. Ebenso könnten
Schmerzen auf eine Krebserkrankung hinweisen, die
entweder spontan oder
nach dem Geschlechtsverkehr auftreten. Als Ursache sind verschiedene
Krebsarten möglich, die
aus
unterschiedlichen
Zelltypen der Genitalregion hervorgehen.
Impfung schützt
Am häufigsten sind die
großen Schamlippen von
bösartigen Veränderungen
oder Krebsvorstufen betroffen, seltener auch die
kleinen Schamlippen oder
die Klitoris. Vulvakarzinome verursachten oft erst in
einem
fortgeschrittenen
Stadium spürbare Beschwerden. Daher werden
sie oft zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung entdeckt. Warum
sich ein Vulvakarzinom
bildet, ist dabei noch weitgehend ungeklärt. „Zu den
Risikofaktoren
gehören
Infektionen mit bestimmten humanen Papillomviren, die auch Gebärmutterhalskrebs auslösen können“, sagt König. Er geht
daher davon aus, dass eine
Impfung gegen Humane
Papilloma Viren (HPV)
nicht nur das Erkrankungsrisiko für Gebärmutterhalskrebs und dessen
Vorstufen erheblich senkt,
sondern
auch
einen
Schutz vor Vulvakrebs
bietet.
Raucherinnen sind besonders gefährdet.
FOTO: DPA
Gefahr Zigaretten
Außerdem erhöhen offenbar
Infektionen
mit
Krankheitserregern
wie
Herpes-Viren,
Chlamydien oder dem Erreger der
Syphilis das Risiko für
Krebsvorstufen oder ein
Karzinom. Allein die Infektion mit diesen Erregern löst jedoch keinen
Krebs aus. Auch chronisch
entzündliche Erkrankungen von Vulva und Scheide erhöhen das Risiko zu
erkranken, etwa die Weißschwielenkrankheit.
Gefährdet sind auch Raucherinnen und Frauen mit
einem geschwächten oder
unterdrückten Immunsystem – etwa durch eine
HIV-Infektion oder nach
einer Organtransplantation. Bei Verdacht auf Vulvakrebs wird der Genitalbereich untersucht und
abgetastet, sagt der Experte. Wenn nötig wird auch
eine
Hautgewebeprobe
der Frau entnommen und
untersucht.
sms/dpa
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