Abendprogramm Mela Meierhans „Shiva for Anne“

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M e l a M eierha n s
erhielt bereits in ihrem Elterhaus erste wichtige künst­
lerische Impulse aus zeitgenössischer Musik und
Malerei. Seit 2003 liegt ihr Arbeitsschwerpunkt im
Bereich Musiktheater und Musik im (öffentlichen)
Raum. In diesem Kontext arbeitete sie wiederholt mit
MaerzMusik Berlin, mit dem Staatstheater Hannover
sowie dem Forum für zeitgenössische Musik Leipzig
zusammen. Sie erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge u.a. von Lucerne Festival, MaerzMusik, Sinfonieorchester Basel, Roosevelt Ensemble Washington,
Klangwerkstatt Berlin, basel sinfonietta, Gare du
Nord Basel und Nouvel Ensemble Contemporain. Von
1998 bis 2000 war Mela Meierhans Gastkomponistin
im Elektronischen Studio der Musik-Akademie Basel,
2008 wurde sie von der Pro Helvetia als Composerin-residence mehrere Monate nach Kairo eingeladen.
Die Werke von Mela Meierhans entstehen in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten
aus Musik, Literatur, Architektur, Tanz, Theater und
Film. Für sie bedeutet Komponieren, den Alltag zu
strukturieren und den Raum zu gestalten; Komponieren heißt für sie, Grenzen zu setzen und gleichzeitig
Grenzen zu überschreiten. Als Grenzgängerin par
excellence erweist sie sich in ihrem mehrteiligen
Musiktheater „Jenseitstrilogie“, in dem sie sich mit
christ­lichen, islamischen und jüdischen Toten- und
Trauer­ritualen auseinandersetzt. Bereits die ersten
beiden Teile der Trilogie wurden bei MaerzMusik aufgeführt: 2006 Teil I „Tante Hänsi“, 2010 folgte die
Uraufführung des Teil II, „Rithaa“. 2014 hat nun der
dritte Teil „Shiva for Anne“ bei MaerzMusik Premiere.
I ri n a Ung urea n u
studierte Gesang an der Zürcher Hochschule der
Künste bei Jane Thorner Mengedoth. Besondere Aufmerksamkeit schenkt sie der zeitgenössischen und
der Alten Musik, der freien Improvisation, dem Liedund Oratorienrepertoire und der rumänischen Volksmusik, welche die in Bukarest geborene Sopranistin
seit ihrer frühen Kindheit begleitet. Sie tritt in festen
sowie in wechselnden Formationen regelmäßig in
Projekten, Konzerten und im Musiktheater auf. Sie
unterrichtet Sologesang an der Pädagogischen Maturitätsschule (PMS) Kreuzlingen.
R ebe cca O c ken de n
studierte nach ihrem Abschluss an der Universität
Oxford Gesang am Centre de musique baroque de
Versailles. Es folgten zahlreiche Oratorienaufführungen und Soloabende in Deutschland, Frankreich und
England. Das Repertoire der Sopranistin ist breit
gefächert: Sie sang Rollen in Opern von Mozart, Telemann, Lully, Britten, Kagel und Dusapin. Mit William
Christie und Les Arts Florissants nahm sie als Solistin
„Grands Motets“ von Henry Desmarest und
„Zéphyre“von Jean-Philippe Rameau auf. Zu hören
war sie auch in Henry Purcells „King Arthur“ in den
USA und in Claudio Monteverdis „Il Ritorno d’Ulisse in
Patria“ in New York, Wien, London und Paris oder
etwa in Purcells „Fairy Queen“ an der Opéra de Lyon
und in Francesco Cavallis „Didone“ im Amster­damer
Concertgebouw.
B arbara Sc hi n g n it z
entwickelt Soloprogramme für Schlagzeug und Perkussion, die er weltweit aufführt. Er arbeitet spartenübergreifend unter anderen mit dem Architekten Boa
Baumann, der Lichtgestalterin Brigitte Dubach, der
Regisseurin Barbara Frey und dem Choreografen Joachim Schloemer. Er schrieb Kompositionen für
Schlagzeugensembles und Schlagzeugsolisten,
Klanginstallationen, Radiohörspiele, Theater, Kammeroper, Ausstellungen, Musik zu Filmen und Lesungen. Fritz Hauser hat die Werke verschiedener Komponisten uraufgeführt und spielt mit
improvisierenden Musikern rund um den Globus.
studierte parallel zu ihrem Studium der Musikpädagogik, der Musikwissenschaft, der neuen deutschen
Literatur und der Medienwissenschaft Sologesang an
der Musikhochschule in Basel bei Verena Schweizer.
Die Mezzo­sopranistin besuchte Meisterkurse u. a. bei
Peter Schreier, Margreet Honig, Anne-Sofie von Otter,
Vesselina Kasarova und Graham Johnson. Gegenwärtig erweitert sie mit Adrian Baianu ihr sängerisches
Repertoire. Sie tritt als Konzertsängerin sowie als
Solistin in szenischen Musiktheaterprojekten auf; weitere Schwerpunkte umfassen die kammermusikalische Arbeit, die Ensembletätigkeit in verschiedensten
Formationen sowie die Interpretation neuer Musik
und des Lieds.
B ri gitte D uba c h
Les lie Le o n
F rit z H auser
gestaltet Lichträume für Tanz-, Theater- und Musik­
projekte. Mit Vorliebe gestaltet sie das Licht für tanzende Menschen. Als ehemalige Turn- und Sportlehrerin hat sie sich zunächst im Bereich Tanz- und
Bewegungstheater aus- und weitergebildet. Danach
folgten Assistenzen bei renommierten Lichtgestaltern. Mit Fritz Hauser verbindet sie eine langjährige
und intensive Zusammenarbeit: Zum ersten Mal
haben die beiden bei „A manca di Orione“ zusammen gearbeitet, zuletzt im Rahmen der Produktion
„Schallmaschine Maximus“ im Römischen Theater
Augusta Raurica.
In a Bo es c h
ist Kulturwissenschaftlerin und Publizistin. Sie war
viele Jahre als Kulturredakteurin und Autorin beim
Kulturkanal des Schweizer Radios engagiert sowie als
Dozentin an der Hochschule der Künste Zürich und
der Universität Zürich. Heute arbeitet sie als freischaffende Wissenschaftlerin, Autorin von Sachbüchern (u. a. „Codetta“ 2013, „Grenzfälle“ 2008) und
in der Kulturvermittlung. Dort leitet, konzipiert und
evaluiert sie Kulturprojekte. Sie ist Co-Initiantin und
Kuratorin der Kulturplattform „hexperimente“.
A n n e Bl on stei n
(1958 – 2011) studierte Naturwissenschaften und promovierte in Genetik an der Cambridge University. Ab
1983 wohnte sie in Basel, wo sie als Übersetzerin und
Lektorin arbeitete. Sie gilt als eine der bedeutenden
englischsprachigen Dichterinnen der Gegenwart. Ihre
Gedichte und Prosadichtungen veröffentlichte sie in
Zeitschriften und Anthologien in Nordamerika, Großbritannien und der Schweiz. Zu ihren Publikationen
gehören: „the blue pearl“ (2003), „worked on screen“
(2005), „memory´s morning“ (2008) und „correspondence with nobody“ (2008). Mit der Komponistin
Mela Meierhans verband sie eine langjährige
Zusammenarbeit.
R ap hae l I mm o o s
studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule
Luzern und schloss mit dem Berufsdiplom für Orgel
und Chor­leitung ab. Er besuchte Meisterkurse in
Orchesterleitung im In- und Ausland. Er arbeitet als
Dozent für Chor­leitung und dirigiert renommierte
Ensembles, Orchester und Chöre. Die Aufführung
zeitgenössischer Musik (u.a. von Caspar Diethelm,
Roland Moser) ist ihm ein großes Anliegen.
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Die Mezzosopranistin studierte in Berlin und Hamburg und ist neben ihrer Bühnentätigkeit in Oper,
Konzert und Oratorium eine gefragte Interpretin zeitgenössischer Musik. Sie erhielt Einladungen unter
anderem zu Festivals wie Wien Modern, Musikfest
Berlin und MaerzMusik, Festival de Mexico en el Centro Histórico, Theaterspektakel Zürich und Warschauer Herbst. Sie arbeitet mit Ensembles wie dem
Klangforum Wien, dem ensemble für neue musik
zürich und dem Gewandhausorchester Leipzig
zusammen und brachte zahlreiche für sie geschriebene Werke in Musiktheater und Konzert zur Uraufführung. Aktuell wird die Arbeit der Sängerin durch
das Pro-Exzellenzia-Stipendium der Europäischen
Union und der Stadt Hamburg sowie durch ein Stipendium der Hochschule für Musik, Theater und
Medien Hannover gefördert.
Danie l I ssa
nahm nach einem Architekturstudium an der Universität von São Paulo seine Gesangsstudien an der
Schola Cantorum Basiliensis und der Musikhochschule Luzern auf und schloss sie mit dem Diplom ab.
Zu hören ist der Tenor sowohl in Opern (etwa „The
Fairy Queen“, „Le Nozze di Figaro“, „La Sonnambula“) als auch in zeitgenössischen Werken („Un
Tango pour Monsieur Lautrec“, „Mord im Sankt
Johann“) und auf der Konzertbühne („Johannespassion“, „Magnificat“, „Les Noces“ u.a.). Seine bisherige
Konzerttätigkeit erstreckt sich auf die Länder Frankreich, Italien, Monaco, Österreich, die Tschechische
Republik, Deutschland, Lettland, Brasilien und China.
Ro bert Ko l l er
studierte nach seinem Diplom in Komposition und
Musiktheorie am Konservatorium Basel Sologesang
bei László Polgár an der Musikhochschule Zürich /
Winterthur. Seine Schwerpunkte liegen im Barock und
in der neuen Musik: So trat er beispielsweise mit dem
Venice Baroque Orchestra auf oder unter Jordi Savall
mit dem Ensemble Contrechamps Genf und dem Kollegium Novum Zürich. Der Bariton bestritt verschiedene Hauptrollen: unter anderem in „Extravagancia“,
Teatro Colón / Buenos Aires; in „Nacht“ von Georg
Friedrich Haas, Lucerne Festival; in „El Cimarron“ von
Hans Werner Henze, Semperoper Dresden. 2014 wird
er unter Heinz Holliger in der Tonhalle Zürich den
Solopart in „Dunkle Spiegel“ bestreiten.
T ia g o M ota
machte nach einem Studium am Nationalen Konservatorium Lissabon einen Master an der Schola Cantorum Basiliensis. Gegenwärtig arbeitet der Bass mit
den Basler Madrigalisten, dem Choeur de Chambre
de Namur und dem Huelgas Ensemble zusammen.
Daneben tritt er sowohl als Solist auf als auch in
Theaterproduktionen.
A l e x a n dre B abe l
studierte Schlagzeug am Konservatorium Genf. In
New York war er Schüler von Ben Perowski und Jeff
Hirshfield. Er ist sowohl in der zeitgenössischen Musik
als auch in der improvisierten und experimentellen
Musik aktiv. 2002 gründete er das Drumset Duo Buttercup Metal Polish, mit dem er zahlreiche Tourneen
bestritt und etliche Projekte realisierte. Er ist seit
2009 Mitglied des Ensemble KNM Berlin und seit September 2008 Gast­professor an der Hochschule für
Musik in Genf.
R ie Watan abe
begann ihr Schlagzeugstudium an der National Uni­
versity of Fine Arts and Music in Tokyo und schloss es
an der Hochschule für Musik in Karlsruhe ab.
Anschließend war sie Mitglied des Ching-Dong
Orchesters „chantiki tornade“ in Tokyo, heute ist sie
beim Ensemble für neue Musik „Ensemble Bois“,
Tokyo. Die Schlagzeugerin ist im Duo vielseitig engagiert: 2006 gründete sie mit Shingo Inao (Japan / Berlin) ein Duo für Schlagzeug und elek­tronische Musik
(Rhyngo), 2012 mit Mirjam Schröder ein Duo für
Harfe und Schlagzeug (MiRi) und mit Jens Ruland
das Schlagzeug-Duo 232 Percussion. Sie ist auch Mitglied im Ensemble Garage.
M i c hae l W ei l ac her
ging nach einem Schlagzeugstudium in Rochester
und Cincinatti als Assistent von Robert van Sice ans
Konservatorium von Rotterdam. Nachdem er in den
USA Erfahrungen im Zusammenspiel sowohl mit
Rockmusikern als auch mit Orchestern gesammelt
hatte, rückte in Europa die zeitgenössische Musik
zunehmend ins Zentrum seiner künstlerischen Aktivitäten. Er arbeitete unter anderen mit Helmut
Lachenmann, Mauricio Kagel und Frederic Rzewski
eng zusammen und konzertiert regelmäßig mit verschiedenen renommierten Ensembles für zeitgenös­
sische Musik. In den letzten Jahren ist er zunehmend
mit eigenen Werken und Improvisationen
hervorgetreten.
Dan ie l Ei c hho l z
studierte Klassische Perkussion an der Hochschule für
Musik und Theater Hamburg und an der Hochschule
für Musik Hanns Eisler Berlin. Er ist mehrfacher Preisträger und spielte in Orchestern wie dem NDR-Sinfonieorchester, dem Orchester der Staatsoper Hamburg unter Ingo Metzmacher und mit dem
Schlagzeugensemble der Berliner Philharmoniker
unter Sir Simon Rattle. Als Drummer, Perkussionist
und Komponist ist er Mitglied der Formationen
Hypercussion, 2raumwohnung, Toni Kater, Schulz und
Söhne, Tenement und Squintaloo. Als Studio-Drummer trat Eichholz bei CD-Produktionen u. a. für die
Bands Tocotronic, Marlon und Redkey in Erscheinung.
Er lebt und arbeitet in Berlin.
J an S auer
erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den
Aurelius Sängerknaben Calw. Nach seinem Studium
bei Prof. Bernd Göpfert an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau und bei Richard Wistreich an der
Newcastle University in England begann sich der
Bariton auf den Bereich Oratorium zu konzentrieren.
Die Arbeit mit dem Freiburger Madrigalquintett Filo
Rosso und die Beschäftigung mit dem Lied liegen ihm
besonders am Herzen. Szenische Ensembleprojekte
führten ihn in den letzten Jahren an Opernhäuser in
Freiburg, Basel, Berlin, Luxemburg, Salzburg, Aix-enProvence und Warschau. Jan Sauer wird regelmäßig
von renommierten Chören angefragt, darunter Amsterdam Baroque oder das Vocalconsort Berlin.
K atja Nest l e
Die Kostümbildnerin erhielt eine Eurythmieausbildung
in Den Haag und unterrichtete an der Freien Waldorfschule Mitte, Berlin. Anschließend bildete sie sich in
Berlin zur Damenmaßschneiderin aus. Neben ihrer
Lehr- und Ausbildungstätigkeit im Bereich Schneiderei
betreibt sie ein eigenes Label: Onnenlinna. Sie entwarf Kostüme oder Konzertbekleidung für so unterschiedliche Werke wie beispielsweise für die Soloperformance von Melanie Mcdonald, Wassersaal
Bochum, für das Jugendprojekt Compagnia Phoenix,
Berlin, für die Soloperformance von Vera Koppehel,
Basel, und für das Eurythmiekollegium Witten.
MELAMEIERHANS
16 / 17 / 18 0 3 2 014 2 0 U H R
HAUSD E RBE R LI N E RF E STS P I E LE
MAE R ZM U S I KF E STIVALF Ü RAKTU E LLEM U S I K
MUS IKTH EATER
M e l a M eierha n s
Shiva for Anne – Jenseitstrilogie III
(2013) UA
70’
Anne Blonstein, Lyrik
Fritz Hauser, Regie
Brigitte Dubach, Licht
Ina Boesch, Dramaturgie
Katja Nestle, Kostüme
Banu Davrak, Regieassistenz
Shulamit Bruckstein Çoruh/TASWIR projects,
künstlerische und konzeptionelle Beratung
Mela Meierhans,
Künstlerische Gesamtleitung / Komposition
Irina Ungureanu / Rebecca Ockenden, Sopran
Barbara Schingnitz / Leslie Leon, Mezzosopran
Daniel Issa, Tenor
Jan Sauer, Bariton
Robert Koller, Bariton / Sprecher
Tiago Mota, Bass
Alexandre Babel / Rie Watanabe / Michael Weilacher /
Daniel Eichholz, Schlagzeug
Raphael Immoos, Musikalische Leitung
Nathalie Buchli, Produktionsleitung Kulturist GmbH
Helma Schleif, Produktion Berlin
Charles Lock / Kathrin Schaeppi, Interviewpartner
Christoph Nöthlings / Julia Wolf, Übersetzer
Eine Produktion von Kulturist GmbH in Zusammenarbeit mit
Berliner Festspiele / MaerzMusik, Lucerne Festival, oh-r 42 e.V. Berlin und
TASWIR projects. Mit Unterstützung von Pro Helvetia −
Schweizer Kulturstiftung, UBS Kulturstiftung, Landis & Gyr Stiftung,
Kulturförderung Kanton Luzern und Haus der Kulturen der Welt.
Gefördert durch Kulturstiftung des Bundes
Weitere Aufführungen am 17. und 18. März 2014
20:00 Uhr
Berliner Festspiele
Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Intendant Dr. Thomas Oberender
Kaufmännische Geschäftsführung Charlotte Sieben
Künstlerischer Leiter Matthias Osterwold
Organisationsleitung Ilse Müller
Mitarbeit Ina Steffan / Hélène Philippot / Chloë Richardson / Marie von der Heydt
Programmberatung Volker Straebel
Redaktion Barbara Barthelmes / Melanie Uerlings / Christina Tilmann
Technische Leitung Matthias Schäfer / Andreas Weidmann
Grafik Ta-Trung, Berlin Christine Berkenhoff (Berliner Festspiele) / Fleck · Zimmermann
Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten
Das Gesamtprogramm des Festivals ist zum Preis von 5 € erhältlich
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M e la M eierha n s
Shiva fo r An n e – J e n seitstri l o gie I I I
Das hebräis che Alphabet in der Komposition …
Meierhans’ Komposition für 8 Stimmen und 4 Schlagzeuge liegt ein komplexes System zugrunde. Zum einen nimmt sie Bezug auf die Zwölftonreihe, auf der Arnold Schönbergs Opernfragment „Moses und Aron“ basiert (Grundform und komplementäres Paar). Zum anderen
führt sie ihre Verfahrensweise weiter, das Alphabet auf Töne zu übertragen. Analog zu „Rithaa“,
dem zweiten Teil der Jenseitstrilogie, wo sie die Tonreihen aus dem arabischen ABC herleitete,
bezieht sie sich in der Komposition des dritten Teils auf das hebräische Alphabet: Das heißt
konkret, sie generiert aus den ersten zwölf Buchstaben des hebräischen Alphabets Zwölfton­
reihen (aus Aleph wird as, aus Beth b usw.). Jeder der zwölf Buchstaben – und damit verbunden
die jeweilige Zwölftonreihe – ist in alphabetischer Ordnung den ersten sechs Tagen und den
sechs Nächten der Schiwa zugeordnet. Der siebte Tag beziehungsweise der dreizehnte Teil ist
nicht durch einen Buchstaben definiert – wohl aber durch einen Ton: „Shiva for Anne“ klingt mit
dem a aus. Schließlich folgt Meierhans kompositorisch auch dem dramaturgischen Bogen der
Schiwa: Die Katharsis führt vom Chaos zur Ganzheit, von zersplitterten zu vollständigen Tönen.
… un d im Librett o
Anne Blonstein hat ebenfalls mit dem hebräischen Alphabet gearbeitet, es poetisch verdichtet.
In ihrer unveröffentlichten Lyriksammlung „Dangerous skin“ tragen die Gedichte jeweils hebräische Buchstaben als Titel. Es lag für Mela Meierhans auf der Hand, den jeweiligen Tagen und
Nächten den dazugehörenden Buchstaben beziehungsweise Text zuzuweisen: Aleph bis Lamed.
Der siebte Tag trägt keinen Buchstaben: Er endet – in die Zukunft weisend – mit dem Text „to be
continued“. An den übrigen sechs Tagen und sechs Nächten lassen die Sängerinnen und Sänger
die höchst verrätselten Gedichte auf der Zunge „zergehen“: Sie werden gesungen, geflüstert,
gesprochen oder gar gehäckselt. Ganz anders kommen die Zeilen daher, welche die Bibel­
kennerin Blonstein auf den Rückseiten der Gedichte notiert hat: Zitate von Propheten. Diese
psalmodierend vorgetragenen Kompositionen markieren jeweils die Dämmerung zwischen Tag
und Nacht.
Eine wichtige Rolle spielt der Sprecher: Als fiktiver Trauernder erinnert er sich an seine Freundin.
Die zugrunde liegenden Texte basieren auf Gesprächen mit realen Freunden Anne Blonsteins:
Erinnerungen etwa an ihren Humor, an ihre Faszination für Paul Klee oder an ihre Auseinandersetzung mit dem Judentum. Ab und an nimmt er an Diskussionen über ihre Gedichte teil, versucht ihre Kunstsprache zusammen mit anderen Trauergästen zu enträtseln – in Anlehnung an
die jüdische Tradition, einen Text fortwährend zu interpretieren.
Mela Meierhans © Diane Eaton
„Shiva for Anne“ ist eine Hommage und zugleich ein Requiem: Mit diesem Musiktheater ehrt die Komponistin Mela Meierhans eine der herausragenden englischsprachigen Dichterinnen der Gegenwart, gleichzeitig
nimmt sie Abschied von einer Freundin. Als sich Meierhans im April 2011 mit dem dritten Teil ihrer Jenseits­
trilogie zu Trauerritualen und Totenklagen zu beschäftigen begann, starb die britische Lyrikerin Anne
Blonstein an Krebs. Ursprünglich hätte sie das Libretto für dieses Werk über Trauer und Klage im Judentum
schreiben sollen. Sie war dazu prädestiniert gewesen, beschäftigte sich doch die in einem konvertierten
Elternhaus aufgewachsene Jüdin intensiv mit ihrer Herkunft.
Die beiden Künstlerinnen Mela Meierhans und Anne Blonstein verband – trotz geografischer Distanz – nicht
nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch eine fruchtbare Zusammenarbeit. Blonstein, die in Basel
lebte und arbeitete, war von Buchstaben und Zahlenreihen ebenso fasziniert wie Meierhans, die in Berlin
komponierte. Sie waren Seelenverwandte und brauchten für ihren künstlerischen Austausch keinen regel­
mäßigen Kontakt. Aus dieser stillen Verbindung schuf Meierhans fünf Werke: „Canthus to Canthus“ (1998),
„4S“ (2001), „Prelude and Echo“ (2003), „... and the sound of a distance falling“ (2008), „preludes for voice
and tuba“ (2009).
R es p ekt voll e In s z e n ieru ng
Bühnenstücke über jüdische Motive sind heikel. Insbesondere in Deutschland, wo eine Insze­
nierung schnell einmal dem Vorwurf ausgesetzt ist, sie sei entweder klischeehaft oder anti­
semitisch oder philosemitisch – auf jeden Fall nicht korrekt. Darüber hinaus ist die bühnengerechte Umsetzung eines Rituals an sich eine große Herausforderung. Dass die künstlerische
Transformation der Schiwa adäquat ist und nicht etwa zu einem Ethnokitsch verkommt, dafür
garantieren Blonsteins dichte Sprache und Meierhans’ mehrschichtige Komposition. Dafür sorgt
auch die zurückhaltende Inszenierung, die weder eine realitätsnahe Abbildung eines jüdischen
Trauerrituals anstrebt noch die Repräsentation jüdischer Kultur. Das hätte Anne Blonstein auf
keinen Fall gewollt. Auch in diesem Sinn ist „Shiva for Anne“ eine Verbeugung vor der großen
Dichterin.
Sc hiwa sit z e n
In „Shiva for Anne“, dem sechsten Werk aus dieser geistigen Verbindung, steht sowohl die Arbeit Anne Blonsteins im Zentrum als auch sie selbst. Ihr gilt die Schiwa, das jüdische Trauerritual. Ihrer wird auf der Bühne
gedacht. Sieben Tage und sechs Nächte lang – kondensiert auf siebzig Minuten. Im realen jüdischen Leben
müssen nahe Verwandte für einen verstorbenen Menschen sieben Tage (und sechs Nächte) Schiwa (hebr.:
Sieben) sitzen. Während dieser Zeit empfangen sie Kondolenzbesucher, tauschen Erinnerungen aus, vielleicht schauen sie sich gemeinsam Fotos an, es wird geweint, gelacht und manchmal auch gestritten. Die
Trauerfamilie hält sich je nach dem Grad ihrer Religiosität mehr oder minder streng an einen Verhaltensund Gebotskodex: nicht arbeiten, nicht haushalten, nicht kochen, auf niedrigen Schemeln sitzen etc. Die
Haustür ist immer offen, Trauergäste kommen und gehen. In „Shiva for Anne“ orientieren sich Komposition
und Aufführung sowohl am Charakter als auch am Rhythmus der Schiwa.
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Ina Boesch
Mela Meierhans, Skizze zu „Shiva for Anne“, 2013 © Mela Meierhans
28.02.2014 19:08:57
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