IACETH Klimawandel Einfluss und Effekte anthropogener und natürlicher Forcings Alexander Umbricht, Marco Willi, Marcel Reinhard, Leta Klauser Das 20 Jh.: Anthropogenes und natürliches Forcing Globaler Temperaturverlauf von 1850 bis 2005 1900 1920 1940 1960 1980 Simulated annual global mean surface temperatures 2000 Temperature anomalies ( ° C) 0.5 0.0 −0.5 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 (a) Natural (b ) Anthropogenic 1.0 1.0 model observations 0.5 0.0 −0.5 −1.0 1850 1900 Year 1950 2000 (c) Both forcings 1.0 model observations Temperature anomalies ( ° C) 1880 Temperature anomalies ( ° C) 1860 Temperaturabweichung (°C) Das 20. Jahrhundert war klimatisch u. a. gezeichnet durch zwei Perioden (1910-1939 & 1970-1999), in denen die Temperatur mit 0.2 K pro Jahrzehnt anstieg (→ Abb. 1). Mit Computersimulationen konnten Peter Stott et al. zeigen, dass erstere Erwärmung mit natürlichem Forcing (erhöhte Sonnenaktivität, wenige Vulkanausbrüche) erklärt werden kann. Die Zweite, zum Ende des Jahrhunderts, lässt sich hingegen nur anthropogen (Erhöhung der Treibhausgaskonzentration, im Speziellen von CO2) erklären (→ Abb. 2). Dies ist ein weiteres anschauliches Indiz dafür, dass die beobachtete Klimaerwärmung anthropogenen Ursprungs ist und nicht mit natürlicher Variabilität erklärt werden kann. 0.5 0.0 −0.5 −1.0 1850 1900 Year 1950 2000 model observations 0.5 0.0 −0.5 −1.0 1850 1900 Year 1950 2000 Abb. 1: Im gemittelten globalen Temperaturverlauf sind die zwei Perioden starker Erwärmung gut erkennbar. Abb. 2: Der Temperaturverlauf als jährliches globales Mittel, gerechnet mit (a) nur natürlichen Forcings, (b) nur anthropogenen Forcings und (c) beiden Forcings zusammen. Abb. 3: Oberflächentemperaturänderung bis 2099 im Vergleich zu 1999. Berechnet mit dem CCSM3-Klimamodell. Vier mögliche CO2-Konzentrationsszenarien: Stabilisierung, B1 tiefes, A1B mittleres und A2 hohes Szenario. Abb. 4: Meeresspiegelanstieg mit den Klimamodellen PCM und CCSM3 bei vier CO2-Konzentrationsszenarien: Stabilisierung, tiefes, mittleres und hohes Szenario. Zu beachten ist, dass nur die thermische Expansion berücksichtigt wird. Abb. 5: 20-jährige Durchschnitts-Temperatur-Differenzen [K] zwischen heutigem und voranthropogenem Klima. Abb. 6: Abgeschätztes globales Netto «radiative forcing» (nW m-2 für 1 ha Plantage) aufgrund der beiden Einflussfaktoren: CO2-Sequestrierung und Albedoänderung. Zukünftiger Temperatur- und Meeresspiegelanstieg Steigende Temperaturen, ansteigende Meeresspiegel. Die Klimaerwärmung ist in vollem Gange. Nur, was konkret wird auf uns zu kommen? In welchem Ausmass wird uns die Klimaveränderung treffen? Diese Fragen haben Meehl et al. in ihrem Paper «How Much More Global Warming and Sea Level Raise?» untersucht. Je nach Szenario und Modell muss mit bis zu 4°C gerechnet werden! Und dies bereits im Jahr 2100. Der Meeresspiegel wird ebenfalls beinahe linear Ansteigen und, noch wichtiger, wird selbst nach einer Treibhausgasstabilisierung weiterhin noch Jahrhundertelang ansteigen! Biogeophysikalische Effekte der Landnutzung aufs Klima Die Modellsimulationen der anthropogenen Einflussnahme auf die Landbedeckung konnten zeigen, dass in Regionen in welchen grossflächige Entwaldung (seit 1750), primär zum Ackerlandgewinn, getätigt wurde, eine Temperaturabnahme resultiert (→ Abb. 5). Generell gesprochen führt eine Entwaldung in hohen geographischen Breiten zu einem kühlenden, in äquatorialen Breiten zu einem wärmenden klimatischen Effekt. Der Ertrag und Nutzen einer CO2-Sequestrierung um die Klimaerwärmung zu verlangsamen ist stark breitenabhängig und erfolgt aus einer Bilanz des «radiative forcing» zwischen CO2-Abnahme und Albedo-Veränderung (→ Abb. 6). Kopplung der Bodenfeuchte mit dem Niederschlag Im «Global Land-Atmosphere Coupling Experiment» wurde untersucht, wie stark der Einfluss der Bodenfeuchte auf die Niederschlagsbildung ist. Durch Kombination von 12 Klimamodellen konnten «Hot-Spots» definiert werden, an denen von einer lokalen Kopplung ausgegangen wird. Diese liegen in Übergangsgebieten zwischen trockenen und feuchten Zonen, in denen die Verdunstungsrate hoch und zugleich auch abhängig von der Bodenfeuchte ist. In Zukunft empfiehlt sich dort deshalb eine verstärkte Messung der Bodenfeuchte, die bessere saisonale Vorhersagen ermöglicht. Quellen • Stott P. A. et al., 2000 • Abb. 1 • Abb. 2 External Control of 20th Century Temperature by Natural and Anthropogenic Forcings. Science. 290, pp. 2133 - 2137. Abgeändert nach: Climatic Research Unit, Norwich Abgeändert nach: Summary for Policymakers: A Report of Working Group I of the Intergovernmental Panel on Climate Change 2001, p. 11 • Meehl G. A. et al., 2005 • Abb. 3 • Abb. 4 How Much More Global Warming and Sea Level Rise? Science. 307, pp. 1769 - 1772 Abgeändert nach: Meehl G. A. et al., 2005 Abgeändert nach: Meehl G. A. et al., 2005 • Betts R. A. et al., 2007 Biogeophysical effects of land use on climate: Model simulations of radiative forcing and large-scale temperature change. Agricultural and Forest Meteorology. 142, pp. 216 - 233. • Koster R. D. et al., 2004 Regions of Strong Coupling Between Soil Moisture and Precipitation. Science. 305, pp. 1138 - 1140 Abb. 7: Stärke der Land-Atmosphären-Kopplung [email protected]