Infektiöse Lungenerkrankungen

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Infektiöse Lungenerkrankungen
Ao.Univ.Prof.Dr. Robert Krause
Klinische Abteilung für Pulmonologie
Medizinische Universitätsklinik
Auenbruggerplatz 15
8036 Graz
Zu den infektiösen Lungenerkrankungen werden neben der Bronchitis die infektiöse
Exacerbation der chronisch obstruktiven Bronchitis und die Pneumonien gezählt.
Bronchitiden sind in den meisten Fällen durch Viren verursacht und sind daher in den
meisten Fällen nicht mit Antibiotika zu therapieren. Für die Therapie infektiöser
Exacerbationen von COPDs eignen sich Antibiotika aus unterschiedlciehn
Substanzklassen, u.a. Betalaktame und Atemwegschinolone. Die zu Hause
erworbene Pneumonie (community acquired pneumonia = CAP) stellt die wichtigste
infektiöse Lungenerkrankung dar und ist weltweit die häufigste registrierte
Infektionskrankheit. Die CAP weist eine beachtliche Letalität auf, wobei in den USA
die CAP die sechsthäufigste Todesursache darstellt. Trotz geeigneter
medikamentöser Therapien steigt die Todesrate weiter an, was an der Demographie
(Zunahme alter Menschen) und der verbesserten Therapie chronischer
Erkrankungen (Zunahmen chronisch kranker Menschen) liegt. Während die Letalität
bei ambulant behandelten Menschen bei rund 1% liegt kann die Letalität bei alten
hospitalisierten Menschen bis zu 20% betragen. Rezente Untersuchungen in
Deutschland (CAPNETZ) haben gezeigt, dass die durchschnittliche Letailtät bei rund
11% liegt (ambulante und stationäre Patienten mit CAP). Die häufigsten Erreger
einer CAP sind Pneumokokken. Danach folgen in unterschiedlicher Häufigkeit und
abhängig vom Patienten (Alter, Grunderkrankung, Expositionsrisiko, Vortherapien,
Krankenhausvoraufenthalte) Mycoplasmen, Chlamydien, Legionellen, Gram negative
Stäbchen, Staphylokokkus aureus und respiratorische Viren. Klinisch zeigen
Patienten mit CAP allgemeines Krankheitsgefühl, grippale Symptome, Husten,
eventuell Auswurf, Fieber oder Hypothermie und Dyspnoe. Die klinische Diagnose
einer CAP wird durch Anamnese und den physikalischen Status gestellt. Je nach
Patient (Alter, Grunderkrankung, Expositionsrisiko, Vortherapien,
Krankenhausvoraufenthalte), Schweregrad der CAP und Behandlungsort (ambulant,
stationär, Überwachungsstation, Intensivstation) sind weitere diagnostische Schritte
wie u.a. Thoraxröntgen und mikrobiologische Untersuchungen notwendig.
Mikorbiologische Untersuchungen umfassen die Gram Färbung, ZN Färbung, und
Kultur von Sekret (Sputum, Trachealsekret etc.) aus dem Respirationstrakt
(Abbildung 1), Antigentest aus Urin (Abbildung 2), PCR Untersuchungen aus
Sekreten oder Blut, Immunfluoreszenzfärbungen aus Sekreten, und Antikörpertests,
wobei letztere für die Therapieentscheidung ohne Bedeutung sind. Die Therapie der
CAP richtet sich nach dem Patienten, dem Schweregrad der Pneumonie und dem
Ort der Therapie (ambulante Therapie, Notwendigkeit einer stationären Behandlung,
Notwendigkeit der Behandlung auf einer Überwachungsstation oder Intensivstation).
Die Entscheidung zur ambulanten oder stationären Therapie kann neben der
klinischen Einschätzung durch die Anwendung von Scores (Pneumonia severity
score, CURB score oder CRB-65 score) (Abbildung 3 und Tabelle 1) erleichtert
werden. Rezente Therapieempfehlungen aus Deutschland, die auf der Grundlage
von landesweiten epidemiologischen und klinischen Daten entstanden sind
(CAPNETZ), unterscheiden zwischen ambulanter und stationärer Therapie und
schließen das Risiko einer Pseudomonas aeruginosa Infektion mitein. Zur
ambulanten Therapie eines Patienten mit CAP ohne Grunderkrankung werden
Amoxicillin oral, als Alternative Makrolide oral empfohlen. Bei Patienten mit CAP und
Grunderkrankungen oder Alter über 65 werden orale
Betalaktam/Betalaktamaseinhibitor Kombinationen, als Alternativen orale
Cephalosporine der 2. Und 3. Generation oder orale neue Chinolone empfohlen.
Neben weiteren Empfehlungen für stationäre Patienten stehen am anderen Ende die
Patienten mit CAP auf der Intensivstation, bei denen Cephalosporine der 3.
Generation plus Makrolide oder Piperazillin/Tazobactam plus Makrolide, als
Alternative neue Chinolone oder aber bei Risiko für eine Pseudomonas aeruginosa
Infektion Ceftazidim, Cefepim, Piperazillin/Tazobactam, oder Peneme, jeweils plus
Makrolide oder plus Chinolone empfohlen werden.
Literatur beim Verfasser
Abbildung 1
Pneumokokken auf Blutagar
Abbildung 2
Pneumokokken Antigentest aus Urin
Abbildung 3
Pneumonia severity index nach Fine (Fine Mj, N Engl J Med. 1997 Jan
23;336(4):243-50
Tabelle 1:
CURB oder CRP-65 Score nach Lim (Lim WS, Thorax. 2000 Mar;55(3):219-23)
-
Confusion
-
Urea
-
Respiratory rate
-
Blood pressure
-
Age >65
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