Gruppentherapeutische Behandlung der anhaltenden

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Gruppentherapeutische
Behandlung
der anhaltenden Trauerstörung
Ruth Rossi, Psychologische Psychotherapeutin Schön Klinik Roseneck
Ina Englbrecht, Psychologische Psychotherapeutin Schön Klinik Roseneck
Symposium „Depression – Perspektiven heute“, Schön Klinik Roseneck, 23. September 2016
Inhalte des Workshops
1. Diagnostik

Integrierte Trauer vs. Anhaltende Trauerstörung

DSM-IV, DSM-5 & ICD-10, ICD-11

Komorbidität, Differentialdiagnostik

Messinstrumente
2. Epidemiologie
3. Erklärungsmodelle
4. Behandlungsansätze in der Einzeltherapie
5. Behandlung in der Gruppe: Vorstellung unserer Trauergruppe
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Akute Trauerreaktion
Akute Trauerreaktion
Verlauf
Intensives Gefühl von Trauer
Symptomatik



Sehnsucht oder Verlangen nach dem Verstorbenen

Sehr häufige Gedanken an den Verstorbenen oder Bilder,
teilweise auditive, visuelle Halluzinationen

Widerstand, den Tod zu akzeptieren (Protest) sowie Gefühle
von Bitterkeit oder Wut


Starke somatische Reaktionen
Lebensmüde Gedanken / Todessehnsucht
Tiefe Traurigkeit, mit episodischen Weinkrämpfen abwechselnd
mit Erleben angenehmer Emotionen (Liebe, Zuneigung)
Gefühl des Getrenntseins oder der Indifferenz
Gesundheit
Kurzfristiges Auftreten psychischer und somatischer Störungen
Soziale Folgen
Kurzfristiger Rückzug aus dem gewohnten sozialen Umfeld,
Einbußen im Bereich des beruflichen Funktionierens
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Akute Trauerreaktion vs. integrierte Trauer
Akute Trauerreaktion
Integrierte Trauer
Verlauf
Intensives Gefühl von Trauer



Abnahme der Intensität der gefühlten Trauer
Anpassung an die neue Wirklichkeit
Stark von kulturellen Normen geprägt
Symptomatik

Sehnsucht oder Verlangen nach dem
Verstorbenen
Allmähliche Abnahme des Verlustschmerzes


Lebensmüde Gedanken/ Todessehnsucht




Abnahme von Gedanken an und Bildern des
Verstorbenen
Tiefe Traurigkeit, mit episodischen
Weinkrämpfen im Wechsel mit Erleben
angenehmer Emotionen (Liebe, Zuneigung)
Zurückgewinnung von Interessen
Abnahme von Traurigkeits- und
Sehnsuchtsgefühlen

Sehr häufige Gedanken an den Verstorbenen
bzw. Bilder; Intrusionen

Akuter, kurzfristiger Anstieg der Trauergefühle
bei bestimmten Anlässen

Widerstand, den Tod zu akzeptieren (Protest)
sowie Gefühle von Bitterkeit oder Wut

Abnahme Einsamkeitsgefühle


Starke somatische Reaktionen
Gefühl des Getrenntseins oder der Indifferenz
Gesundheit
Kurzfristiges Auftreten psychischer und somatischer
Störungen
Langfristig keine gesundheitlichen Folgen
Soziale Folgen
Kurzfristiger Rückzug aus dem gewohnten sozialen
Umfeld, Einbußen im Bereich des beruflichen
Funktionierens
Langfristig keine negativen sozialen Folgen
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Akute Trauerreaktion vs. anhaltende Trauerstörung
Verlauf
Akute Trauerreaktion
Anhaltende Trauerstörung
Intensives Gefühl von Trauer



Symptomatik



Sehnsucht oder Verlangen nach dem Verstorbenen

Sehr häufige Gedanken an den Verstorbenen bzw.
Bilder; Intrusionen

Widerstand, den Tod zu akzeptieren (Protest)
sowie Gefühle von Bitterkeit oder Wut


Starke somatische Reaktionen
Lebensmüde Gedanken/ Todessehnsucht
Keine Abnahme – sogar Intensivierung – der
Symptome auch 6 Monate danach
Intensivierung hält mindestens 1 Monat an
Keine Anpassung an neue Wirklichkeit
Intensivierung bzw. Chronifizierung der
Symptomatik einer akuten Trauerreaktion
Tiefe Traurigkeit, mit episodischen Weinkrämpfen
im Wechsel mit Erleben angenehmer Emotionen
(Liebe, Zuneigung)
Gefühl des Getrenntseins oder der Indifferenz
Gesundheit
Kurzfristiges Auftreten psychischer und somatischer
Störungen
Chronifizierung/ Intensivierung somatischer und
psychischer Erkrankungen
Soziale
Folgen
Kurzfristiger Rückzug aus dem gewohnten sozialen
Umfeld, Einbußen im Bereich des beruflichen
Funktionierens
Andauernde Vernachlässigung des sozialen
Netzes, Einbußen im Bereich des beruflichen
Funktionierens und Vereinsamung
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Seite 5
Entwicklung des Begriffs „Anhaltende Trauerstörung“

morbid grief reactions (Lindemann, 1944)

Abnormal grief (Pasnau, Fawney, & Fawney, 1987)

traumatic grief bzw. traumatische Trauer
(Jacobs, 1999; Prigerson et al., 1997; Shear et al., 2001)

complicated grief oder komplizierte Trauer
(Horowitz et al., 1997)
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Seite 6
Bisherige Kodierung
der Anhaltenden Trauerstörung
F34.1 Dysthymia
F34.21 längere depressive Reaktion
F34.9 nicht näher bezeichnete anhaltende affektive Störung
F38.8 andere affektive Störungen
F43.0 Akute Belastungsstörung
F43.1 PTSD
F43.2 Anpassungsstörung
F43.22 Angst und depressive Reaktion gemischt
F43.23 mit vorwiegender Störung von anderen Gefühlen
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Seite 7
Vorschläge für diagnostische Kriterien für die
verlängerte Trauer in ICD-11 und DSM-5

Einigung auf den Begriff „Anhaltende Trauerstörung“ („prolonged grief
disorder“) zur Aufnahme in ICD-11 (voraussichtlich Mai 2018)

„Störung durch eine anhaltende komplexe Trauerreaktion“ („Persistent
Complex Bereavement-Related Disorder“) im DSM-5

Im DSM-5 (APA, 2013) in der Kategorie „ zur weiteren Forschung“
angesiedelt

Im ICD-11 (Maercker, 2013) eigene Störung im Kapitel „Trauma- und StressStörungen“
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Seite 8
ICD-11
„Prolonged Grief Disorder“
A.
Tod einer nahestehenden Person
B.
Schwere und anhaltende Sehnsucht und Verlangen nach dem Verstorbenen
C.
Fünf oder mehr der folgenden Symptome sind seit dem Verlust auf behindernde und deutliche Weise
feststellbar:
1. Unsicherheit bezüglich der eigenen Rolle im Leben bzw. Gefühl von Sinnlosigkeit des eigenen Lebens
(z.B. ein Teil des Selbst sei gestorben)
2. Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren
3. Vermeidung von Dingen, Personen, Orten, die an die Realität des Verlustes erinnern bzw. die mit
intensiven Emotionen verbunden sind
4. Unfähigkeit anderen Menschen vertrauen zu können
5. Bitterkeit oder Ärger in Bezug auf den Verlust
6. Schwierigkeiten, das eigene Leben fortzuführen
7. Emotionale Taubheit
8. Gefühl, das eigene Leben sei unerfüllt, leer und bedeutungslos
9. Gefühl von Fassungslosigkeit, Betäubung oder Schock
D.
Es sind mindestens sechs Monate seit dem Todesfall vergangen.
E.
Die Störung verursacht klinische relevante Einbußen psychischen Funktionierens im sozialen, Beruf, anderen
wichtigen Lebensbereichen.
F.
Die Störung wird nicht besser durch Depression, GAS oder PTSD erklärt.
(Prigerson et al., 2009; Maercker et al., 2013, zitiert in Jordan & Litz, 2014)
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Seite 9
DSM-5
Störung durch eine anhaltende komplexe Trauerreaktion („Persistent Complex Bereavement-Related Disorder“ )
A.
Tod einer nahestehenden Person
B.
Seit dem Tod besteht mind. eins der folgenden Symptome auf behindernde und deutliche Weise an den meisten Tagen
über eine Dauer von mind. 12 Monaten nach dem Tod:
1. Anhaltende Sehnsucht nach dem Verstorbenen
2. Intensiver Schmerz
3. Beherrschende Beschäftigung mit der verstorbenen Person
4. Beherrschende Beschäftigung mit den Todesumständen
C.
Seit dem Tod besteht mind. eins der folgenden Symptome auf behindernde und deutliche Weise an den meisten Tagen
über eine Dauer von mind. 12 Monaten nach dem Tod:
1. Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren
2. Ungläubigkeit oder emotionale Taubheit
3. Schwierigkeit, positive Erinnerungen an den Verstorbenen zuzulassen
4. Bitterkeit oder Ärger in Bezug auf den Verlust
5. Dysfunktionale Selbsteinschätzung in Bezug auf den Verstorbenen oder die Todesumstände (z.B. Selbstvorwürfe)
6. Exzessive Vermeidung von allem, was an den Verlust erinnert
7. Wunsch, dem Verstorbenen nachzufolgen
8. Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen
9. Gefühle der Einsamkeit oder das Gefühl, von anderen Menschen abgeschnitten zu sein
10. Gefühl der Sinnlosigkeit oder dass ohne die verstorbene Person nicht weitergelebt werden kann.
11. Unsicherheit bezüglich der eigenen Rolle im Leben bzw. beeinträchtigtes Selbst(konzept)
12. Schwierigkeiten oder Weigerung, Interessen weiterzuverfolgen oder für die eigene Zukunft zu planen
D.
Die Störung verursacht klinische relevante Einbußen psychischen Funktionierens im sozialen, Beruf, anderen wichtigen
Lebensbereichen.
E.
Die Einschränkungen sind nicht durch kulturelle Gegebenheiten zu erklären
American Psychiatric Association (2013), zitiert in Jordan & Litz, 2014)
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Komorbidität
Komorbide Störung
Aktuell %
Lifetime %
Major Depression
55.3
71.8
PTBS
48.5
52.9
Panikstörung
13.6
21.8
Agoraphobie ohne Panik
1.0
1.0
Generalisierte Angststörung 18.5
-
Soziale Phobie
7.8
13.1
Zwangsstörung
6.3
6.8
Irgendeine Angststörung
62.6
69.4
Irgendeine Störung
75.2
84.5
Keine komorbide Störung
24.8
15.5
Simon et al., (2007). The prevalence and correlates of psychiatric comorbidity in individuals with complicated grief.
Comprehensive Psychiatry 48, 395-399.
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Seite 11
Messinstrumente
Name
Autoren
Bereich
Texas Revised Inventory of
Grief
Faschingbauer, Zisook &
de Vaul, 1987
Normale Trauer
Complicated-GriefSymptoms-Questions
Forstmeier & Maercker,
2007
Komplizierte Trauer
Traumatic Grief Evalution of
Response to Loss
Prigerson et al., 1999
Traumatische
Trauer
Prolonged Grief-13
(PG-13)
Prigerson & Maciejewski,
dt. Pfoh 2007,
(Überarbeitung. Pfoh &
Rosner, 2014)
Anhaltende Trauer
Inventory of Complicated
Grief-Deutsch (ICG-D)
Prigerson et al., 1995,
dt. Lumbeck, Brandstätter
& Geissner, 2012
Komplizierte Trauer
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Seite 14
Inventory of
Complicated
Grief-Deutsch
(ICG-D)
Prigerson et al., 1995,
dt. Lumbeck,
Brandstätter &
Geissner, 2012
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Seite 15
Epidemiologie
Ohne genaue Diagnosemöglichkeit für die anhaltende Trauerstörung
schwierig
Schätzungen reichen von 2,4 – 38,3 % aller Trauernden, wobei 5%
vermutlich die realistischere Schätzung darstellt. (Momartin et al., 2004;
Goldsmith et al., 2008; Kersting et al.,2011; Newson et al., 2011; Guarnerio
et al., 2012; Schaal et al.,2012).
Aktuellere Daten:
Shear et al., 2011
Gesamtpopulation
10 %
Deutschland
3,7 %
Kersting, Brähler,
Glaesmer & Wagner, 2011
Schweiz
4,2 %
Maercker et al., 2008
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Epidemiologie
Gesamtpopulation
Weltweit
2 bis 3%
He et al., 2014, Kersting et al.,
2011, Shear et al., 2015
Deutschland
3,7 %
Kersting et al., 2011
Schweiz
4,2 %
Maercker et al., 2008
Gefährdete Populationen
Meert et al., 2011; Shear et al.,
2015
Verlust eines Kindes
oder Lebenspartner
10 bis 20%
Plötzlicher Tod oder
Gewaltsame Umstände
(Suizid, Mord, Unfall)
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Denderen et al., 2013; Mitchell,
et al., 2005; Nakajima et al.,
2012;Tal Young et al., 2012
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Todesfall
Schock
Gesunder Verlauf
eines Trauerprozesses
• Verleugnen
• Vermeiden
• Nicht wahr haben wollen
• Protest
• sich aufdrängende
Erinnerungen, Bilder etc.
Störung des
emotionalen Gleichgewichts
Schmerz
Anpassung an
die neue Realität
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Seite 18
Aufschaukelungsmodell der anhaltenden Trauerstörung
(Znoj, 2004, 2016)
Todesfall
Schock
Intensivierung des
Gefühlserlebens
Schuld, Ärger, Sehnsucht etc.
• Verleugnen
• Vermeiden
• Nicht wahr haben wollen
Dysfunktionale Gedanken
z.B. „Ich verliere die Kontrolle“
„Ich hätte da sein müssen, als
er/sie starb“
• Protest
• sich aufdrängende
Erinnerungen, Bilder, etc.
Anpassung an
die neue Realität
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Schmerz
Störung des
emotionalen Gleichgewichts
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Anhaltende Trauerstörung:
Psychotherapie als Methode der Wahl
•
Trauerspezifische psychotherapeutische Verfahren sind deutlich
effektiver als allgemeine psychotherapeutische Methoden (Arizmendi &
O’Connor, 2015; Weissman et al., 2000).
•
Studien zeigen hohe Wirksamkeit dieser Verfahren im Einzelsetting
(Boelen et al., 2007; Acierno et al., 2012) und im Gruppensetting (Bryant,
et al. 2014; Rosner et al., 2011; Lumbeck et al., 2015) oder über das
Internet (Litz et al., 2014; Kersting et al., 2013).
•
Pharmakologische Behandlung (Antidepressiva) ist umstritten. Wenn
dann in Kombination mit Psychotherapie und bei komorbider Depression
(Hensley et al., 2009)
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Seite 20
Einige einzeltherapeutische Ansätze
 "Complicated Grief Treatment" (CGT) (Shear, 2001)
Verbindung von traumafokussierten Techniken der KVT (Exposition),
Interpersoneller Therapie, strukturierter Verhaltensänderung und Arbeit an
den Erinnerungen
 Kognitive Verhaltenstherapie (Boelen, 2006)
Kombination aus kognitiver Therapie und Exposition
 Integrative kognitive VT (Wagner & Maercker, 2006)
Schreibaufgaben & Rituale (internetbasierte Therapie)
 Kognitive VT von anhaltender Trauer im Einzelsetting (G. Pfoh, M.
Kotoucova & R. Rosner, 2015)
Bearbeitung dysfunktionaler Gedanken und Konfrontation mit belastenden
und vermiedenen Momenten, z.B. Sterbesituation
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Vorstellung unserer
Trauergruppe
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Seite 22
Inhalte der Trauergruppe
(1) Psychoedukation / Gestaltung Collage - Bild
(2) Motivationsaufbau
(3) Vorstellung der verstorbenen Person
(4) Schreibaufgabe zum „schlimmsten Moment“
(5) Bearbeitung Trauer erschwerender Kognitionen
(6) Abbau des Vermeidungsverhaltens
(7) Transformation
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Seite 23
Zur Person des Patienten
Worauf sollten wir beim Beginn der TG achten?
 Wann ist diese wichtige Person gestorben? (Zeitkriterium)
 Traumatischer Tod bzw. durch den Tod traumatisiert?
 Depressive Symptomatik? Suizidalität?
 Persönlichkeitsstörungen/ -akzentuierungen
 Neigung zu Hochstress/ Selbstverletzung/ Dissoziation?
 Sind Strategien im Umgang mit Hochstress (Skills) vorhanden?
 Bei Essstörung mindestens BMI > 17; kognitive Einschränkungen?
 Sekundärer Gewinn durch den Verlust (Aufmerksamkeit, Vermeidung)?
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Seite 24
Zur Person des Therapeuten
 Erfahrung mit bestimmten Störungsbildern
 Zusatzausbildung und Erfahrung als Leiter von Gruppen
 Eigene emotionale Stabilität (Schwangerschaft, selbst in aktuellem
Trauerprozess etc.)
 Maximal acht Teilnehmer und bestenfalls zwei Gruppentherapeuten
Eine Trauergruppe zu leiten, bedeutet für die Therapeuten eine
bereichernde Lebenserfahrung!!
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Seite 25
(1) Psychoedukation
 Unterschied zwischen akuter, integrierter und anhaltender Trauer
 Aufschaukelungsmodell der komplizierten Trauer
 Einführung in die Herstellung eines Bildes oder einer Collage zur
Vorstellung der verstorbenen Person
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Seite 26
(1) Psychoedukation
Arbeitsblatt: Meine Trauerreaktion
Verlauf
Symptome
Gesundheit
Soziale Folgen
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Seite 27
(2) Motivationsaufbau
Vier-Felder-Schema
Nachteile des aktuellen
Zustandes
Vorteile des aktuellen
Zustandes
Nachteile der
Veränderung
Vorteile der
Veränderung
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Seite 29
(3) Vorstellung der verstorbenen Person
Ziele:
 Beziehungsgestaltung in der Gruppe (Zusammengehörigkeit)
 Raum für Gefühle: Validieren, Gefühlsexposition
 Trauer und Tod enttabuisieren
 Aufbau positiver und tröstender Erinnerungen an den Verstorbenen
ermöglichen
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Seite 30
(3) Vorstellung der verstorbenen Person
 Über das Leben der Person sprechen und nicht über Todesfall oder die
Todesumstände
 Bild bzw. Collage zur Vorstellung mitbringen
 Musikstück zum Andenken an die verstorbene Person mitbringen
 Dauer: ca. 15-20 Minuten
 Kein normatives Vorgehen
 Zum Abschluss Musikstück gemeinsam anhören (max. 3 Min).
 Es finden max. zwei Vorstellungen pro Doppelstunde statt
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Seite 31
(4) Schreibaufgabe zum schlimmsten Moment
Ziele:

Vorbereitung für das Wiedererleben des schlimmsten
Moments

Auseinandersetzung und Verarbeitung von extrem
belastenden Ereignissen ermöglichen

Irrationale Kognitionen erkennen
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Seite 33
(4) Schreibaufgabe zum schlimmsten Moment

Therapeutisches Vorgehen begründet in der Verwandtschaft
zwischen komplizierter Trauer mit Phobien und Trauma (Ramsey,
1977)

Abbau von Vermeidung: Exposition „in sensu“

Ähnlich wie bei Traumatherapie

In der Gruppe wird nur kurz darüber berichtet!
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Seite 34
Durchführung der Schreibaufgabe

Inhaltlich geht es um:
• die genaue Beschreibung des belastenden Momentes,
• spontanes Schreiben in der Ich- und Gegenwartsform
• das Beschreiben von damaligen und aktuellen Gefühlen, Gedanken
und körperlichen Reaktionen
• wobei die logische bzw. genauere zeitliche Reihenfolge unwichtig ist

Rahmenbedingungen und Verlauf
• ruhiger Platz
• feste Termine: maximal eine Stunde pro Tag, nie abends
• Gegenstände (Foto, Brief, Musik), die an das Geschehen
erinnern, zu Hilfe nehmen
• nach der Fertigstellung nicht mehr lesen bzw. korrigieren
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Seite 35
Nach der Schreibaufgabe:

Botschaft: „Alle aktuellen Gefühle sind richtig!!“

Stützenden Kontakt & entlastende Aktivitäten planen

Schreibaufgabe sollte zur Einzeltherapie mitgebracht werden

Zeitnahe Planung der Auseinandersetzung mit dem schlimmsten
Moment in der Einzelsitzung
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Seite 36
Durchführung der Exposition in sensu

Nur in der Einzeltherapie!

Dauer: 45 bis max. 60 Minuten (dennoch 90 Minuten einplanen)

Rahmenbedingungen: emotionale Stabilität, d.h. keine Dissoziation,
Suizidalität, selbstschädigendes Verhalten

Vorab klären: Sind Skills, Fertigkeiten zur Stressreduktion notwendig?

Selbstfürsorge und stützende Maßnahmen nach der Stunde
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Seite 37
Durchführung der Exposition in sensu

Das Geschriebene vorlesen bzw. mit geschlossenen Augen den
schlimmsten Moment beschreiben lassen

Patient hat die Kontrolle über Verlauf und Beendigung der Exposition

Validieren und motivieren

Benennung damaliger und aktueller Gefühle, Gedanken und körperlicher
Reaktionen

Nach der Exposition:
 Raum für Gefühle und emotionale Stabilisierung geben
 Bei Bedarf Skills, bzw. Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen
 „Was lässt Sie an der Trauer festhalten?“ (Einstellungen, Gefühle,
Erwartungen)
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Seite 38
Durchführung der Exposition in sensu
Nach der Sitzung:

Keine weitere Beschäftigung mit der Trauer an dem Tag

Stützender Kontakt & entlastende Aktivitäten durchführen
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Seite 39
(5) Bearbeitung Trauer erschwerender Kognitionen
DENK-PROZESS
Wie denke ich?
Rumination (Grübeln)
Ebene der
Kognitiven Arbeit
DENK-INHALT
Was denke ich?
Automatische Gedanken
Denkfehler
Schemata
Metakognitionen
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Seite 40
Grübeln
Selbstbeobachtung anregen
 Wie oft, wie lange und in welchen Situationen beschäftigen Sie sich
mit dem Verlust/ der verstorbenen Person? Was denken Sie dabei?
 Warum beginnen Sie mit dem Grübeln?
 Können Sie den Prozess stoppen? Was haben Sie bisher versucht?
Bisherige Bewältigungsversuche erfragen
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Seite 41
Grübeln
Alternative Bewältigungsstrategien

Grübelstopp

Aufmerksamkeitslenkung

„Beste Freundin“ Trick

Sorgenstuhl

Bewusste Gedenkzeit

„Radikale Akzeptanz“: „Es ist geschehen“; „ Es gibt auf manche
Fragen keine Antwort“
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Seite 42
Typische dysfunktionale Gedanken im Rahmen der
anhaltenden Trauerstörung






Konjunktiv: hätte, wäre: Was wäre, wenn er nicht allein gefahren
wäre?
Magisches Denken: „Wenn ich dies gemacht hätte, wäre es nicht
passiert“
Warum-Fragen (wieso, weshalb): „Warum musste mir das gerade
passieren?“
Bewertung der Trauer: „Trauer ist gut“, „Ich muss trauern“.
Selbstvorwürfe: „Sie ist gestorben, weil ich mich nicht richtig
gekümmert habe; weil ich es verdient habe“.
Negative Sicht der Zukunft: „Ich werde nie wieder fröhlich sein“,
„Alles ist sinnlos, was soll ich hier?“, „ Es wird nie wieder so wie früher!“
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Seite 44
Kognitive Umstrukturierung (Denkinhalte)

Inhaltliche Überprüfung
Was spricht für die inhaltliche Richtigkeit des Gedankens?
(Für Aussagen, die überprüfbar und lösbar sind)
z.B. „Ich bin schuld am Tod, weil ich nicht da war“ (Denkfehler)

Nützlichkeit des Gedankens
Wie hilfreich/nützlich ist der Gedanke für die Trauerbewältigung?
(Für Aussagen, die nicht überprüfbar und nicht lösbar sind)
z.B. „Warum hat er nicht mit mir über seine Probleme gesprochen“,
„Warum war die Liebe zu uns nicht so groß, um am Leben zu bleiben“
Funktionalität des Gedankens
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Seite 45
(6) Abbau von Vermeidungsverhalten
Ziele

Konfrontation mit schmerzhaften Erinnerungen und Gefühlen, die
eine emotionale Verarbeitung dieser Erfahrung ermöglicht

Ermöglichung der Erfahrung, dass Gefühle auszuhalten sind

Allmähliche Abnahme der Intensität von Intrusionen und Gefühlen
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Seite 46
(6) Abbau von Vermeidungsverhalten

Fragen:
Was machen Sie seit dem Verlust exzessiv oder gar nicht mehr?
Was vermeiden Sie, wenn Sie etwas exzessiv bzw. gar nichts
tun?
 kurz- und langfristige Konsequenzen der Vermeidung

Umsetzung:
Konkrete Planung von „Expositionen“ in der Klinik und besonders
im heimischen Umfeld

Was möchte ich konkret tun oder ändern?

Wann möchte ich das tun? (konkrete Zeitangabe)

Mit wem? Wie häufig?
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Seite 47
(7) Transformation
„Veränderung“, „Verwandlung“ oder „Weiterentwicklung“
der Beziehung zur verstorbenen Person
Ziele

Entdeckung von Transformations-Blockaden (Einstellungen)

Leben und Tod der verstorbenen Person in das eigene
Lebensskript einbauen und weiterleben

Verlusterlebnis als Chance bzw. Aufgabe zur persönlichen Reifung
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Seite 48
Transformationsarbeit
Suche nach einer neuer Beziehung zum Verstorbenen

Planung von Ritualen zum Abschließen der Trauerphase

Rituale und Aufgaben zur Aufrechterhaltung der Beziehung zum
Verstorbenen, z.B. Baum pflanzen, Lied komponieren, etc.

Weiterverfolgung bzw. Aneignung von Interessen, Vorlieben,
Gewohnheiten des Verstorbenen: z.B. Hobby, Stiftung, Gruppe,
Verein
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Seite 49
Krisenbewältigung
Realistische Erwartungshaltung
Gefühle der Trauer können und dürfen weiterhin auftreten!
(Jahrestage, Weihnachten, bestimmte Orte, …)

Erarbeitung eines „Notfallkoffers“

Planung fester Tagesstruktur,
positiver (sozialer) Aktivitäten
Akzeptanz des Verlustes bedeutet nicht,
die verstorbene Person zu vergessen!
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Seite 50
Literaturverzeichnis
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adults. Am J Hosp Palliat Care;29: 13-25.
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© 2016 Schön Klinik
Seite 51
Literaturverzeichnis
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