Effekte des selektiven MAO-A-Hemmers Befloxaton auf den

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Aus der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie mit Poliklinik
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Effekte des
selektiven MAO-A-Hemmers Befloxaton
auf den Speichelcortisolspiegel
sowie das subjektive Schlafempfinden
Inauguraldissertation
zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
an der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg im Breisgau
vorgelegt 2002
von
Frauke Simone Möller
geboren in Villingen
Dekan:
Prof. Dr. rer. nat. M. Schumacher
1. Gutachter: Prof. Dr. D. Riemann
2. Gutachter: PD Dr. C. Virchow
Jahr der Promotion: 2002
Für meine Eltern
Inhaltsverzeichnis
1.
Theoretische Grundlagen
1
1.1.
Affektive Störungen
1
1.2.
Antidepressive Therapien
1.2.1. Antidepressiva
1.2.2. Monoaminooxidase-Hemmer
1.2.3. Befloxaton
3
4
10
11
1.3.
Depression und Schlaf
1.3.1.
1.3.2.
1.3.3.
1.3.4.
Allgemeines zum Schlaf
Das subjektive Schlafempfinden
Schlafstörungen bei Depression
Antidepressive Therapien und Schlaf
1.4.
Depression und Hormone
1.4.1.
1.4.2.
1.4.3.
1.4.4.
Die HPA-Achse und Cortisol
Die HPA-Achse bei Depression
Schlafendokrinologie und Depression
Einfluss von Antidepressiva auf die HPA-Achse
20
20
22
25
27
1.5.
Fragestellung
28
2.
Material und Methoden
2.1.
Medikamente
29
2.2.
Probanden
29
29
30
2.2.1 Probandenkollektiv
2.2.2. Ein- und Ausschlusskriterien
2.3.
Studienablauf
2.3.1. Genehmigung der Studie
2.3.2. Studiendesign
2.4.
Datenerfassung
2.4.1.
2.4.2.
2.4.3.
2.4.4.
2.4.5.
Schlaffragebogen-A (SF-A)
Cortisolbestimmung im Speichel
Polysomnographie
Multipler Schlaflatenztest (MSLT) und visuelle Analogskala
Blutentnahme
13
13
16
17
18
29
31
31
31
33
33
34
34
35
35
2.5.
Statistik
3.
Ergebnisse
3.1.
Ergebnisse der subjektiven Schlafparameter
36
3.2.
Ergebnisse der Speichelcortisolbestimmungen
44
4.
Diskussion
4.1.
Zusammenfassung der Ergebnisse
35
36
50
4.1.1. Zusammenfassung der Schlaffragebogenauswertung
4.1.2. Zusammenfassung der Speichelcortisolauswertung
50
50
51
4.2. Das subjektive Schlafempfinden
4.2.1. Vergleich der subjektiven mit den objektiven Schlafparametern
4.2.2. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Studien
51
51
53
4.3.
57
57
60
Speichelcortisol
4.3.1. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Studien über MAOH
4.3.2. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Imipraminstudien
5.
Zusammenfassung
63
6.
Anhang
64
6.1.
Graphiken
64
6.2.
Schlaffragebogen-A
69
7.
Literaturverzeichnis
72
8.
Lebenslauf
82
1
Theoretische Grundlagen
1. Theoretische Grundlagen
1.1. Affektive Störungen
Bereits im 2. Jahrhundert beschrieb der Arzt Aretaeus aus Capadokien in Asien, dass
Depression
(niedergedrückte
Stimmung)
und
Manie
(übersteigerte
Stimmung)
zusammengehören. Diese Erkenntnis geriet jedoch für lange Zeit in Vergessenheit. Erst
Kraepelin vertrat Ende des 19. Jahrhunderts ein Einheitskonzept der manisch-depressiven
Erkrankungen. Damit erfasste er all das, was wir heute als affektive Störungen bezeichnen. In
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verließ man das Einheitskonzept als solches –
Depression und Manie galten wieder als unterschiedliche Erkrankungen – dafür wurde der
Begriff der unipolaren (nur depressive oder nur manische Phasen) und bipolaren (depressive
und manische Phasen) Verlaufsform affektiver Störungen geprägt.
Die monopolare Depression wurde in reaktive (als psychische Reaktion auf entsprechende
Ereignisse)
und
endogene
(durch
Prädisposition)
Depressionen
eingeteilt.
Diese
Unterscheidung gilt heute als veraltet. Bei den neuen Klassifikationssystemen des depressiven
Syndroms (im ICD-10 als depressive Episode; im DSM-IV als Major Depression) erfolgt die
Einteilung beschreibend: nach Mindestdauer, Schweregrad, Polarität und Rückfälligkeit u.a..
Depressionen sind häufig. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung an einer depressiven
Störung zu erkranken beträgt zwischen 7 % und 18 %. In der europäischen Bevölkerung
leiden 5 % an einer schweren Depression, die Punktprävalenz depressiver Störungen beträgt
über 10 % (Lepine et al. 1997; Daten der DGPPN 2000).
Das klinische Bild affektiver Erkrankungen ist vielgestaltig und auch die Abgrenzung zum
Gesunden ist oft schwierig. Dies führt zu der grundsätzlichen Frage, ob zwischen gesundem
und krankem Erleben ein fließender Übergang besteht (Kontinuitätshypothese) oder ob sich
nosologisch verschiedene Gruppen von affektiven Störungen voneinander abgrenzen lassen.
Derzeit wird im ICD-10 und auch im DSM-IV von einem kontinuierlichem Übergang
ausgegangen.
2
Theoretische Grundlagen
Während einer (typischen) schweren Depression leidet der Patient unter einer gedrückten
Stimmung, einer Verminderung des Antriebs und dem Verlust des Interesses an fast allen
Aktivitäten – es herrscht ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Zusätzlich kommt es zu weiteren
psychischen und somatischen Symptomen wie Konzentrationsstörungen, Gewichtsverlust,
Suizidgedanken und Schlafstörungen. Die diagnostischen Kriterien einer depressiven Episode
sind in Tabelle 1.1. aufgeführt.
Hauptsymptome
Zusatzsymptome
„somatische“ Symptome
• Depressive Stimmung
• Verminderte Konzentration
• Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
• Gefühl von Schuld und
Wertlosigkeit
• Negative Zukunftsperspektiven
• Suizidgedanken oder
-handlungen
• Schlafstörungen
• Verminderter Appetit
• Interessenverlust
• Mangelnde emotionale
Reagibilität auf sonst
freudige Ereignisse
• Frühmorgendliches Erwachen
• Morgendliches Stimmungstief
• Psychosomatische Hemmung
oder Agitiertheit
• Deutlicher Appetitverlust
• Gewichtsverlust
• Deutlicher Libidoverlust
• Interessenverlust,
Freudlosigkeit
• Antriebsmangel,
erhöhte Ermüdbarkeit
Depressive Episode
•
•
•
Leicht: 2 Hauptsymptome und 2 Zusatzsymptome
Mittelgradig: 2 Hauptsymptome und 3-4 Zusatzsymptome
Schwer: 3 Hauptsymptome und mindestens 4 Zusatzsymptome
Die Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen bestehen.
Tabelle 1.1.: Diagnostik depressiver Störungen nach dem ICD-10
Ist die Diagnose einer depressiven Störung gestellt, kann die Schwere der Erkrankung und der
Verlauf mit Hilfe standardisierter Fragebögen (z.B. die Hamilton-Depressionsskala = HAMD) beurteilt werden.
Bei der Entstehung einer Depression sind neurobiologische, genetische und Umweltfaktoren
beteiligt. Welchen Anteil die einzelnen Faktoren an der Pathogenese dabei einnehmen ist
umstritten.
Unbestritten ist eine familiäre Disposition. Man geht von einer komplexen genetischen
Übertragung mit unvollständiger Penetranz und genetischer Heterogenität aus (Lander und
Schork 1994). Depressionsauslösende Umweltfaktoren sind vor allem Traumen in der frühen
Kindheit, wie Misshandlung, Missbrauch oder der Verlust eines Elternteils (z.B. Heim et al.
3
Theoretische Grundlagen
2000) sowie „life-events“ (= Ereignisse, die mit gravierenden Veränderungen der
Lebenssituation einhergehen).
Über die neurobiologischen Ursachen einer Depression gibt es verschiedene Hypothesen.
Bereits 1965 formulierte Schildkraut eine Katecholamin-Mangel-Hypothese. Demnach sollten
erhöhte
Katecholaminkonzentrationen
zur
Manie
und
im
Gegensatz
dazu
ein
Katecholaminmangel zu einer Depression führen. Das Hauptinteresse galt dabei dem
Noradrenalin, aber schon bald gewann auch Serotonin an Bedeutung.
Die Serotonin-Hypothese von Coppen 1967 besagte, dass ein Mangel an Serotonin die
Ursache der Depression sei. Schließlich postulierten Janowsky et al. 1972 das Cholinergadrenerge-Imbalance-Modell. Nach diesem liege affektiven Störungen pathogenetisch ein
Ungleichgewicht der Transmittersysteme zugrunde. Demzufolge führt ein cholinerger
Überschuss zur Depression, ein adrenerger Überschuss dagegen zur Manie.
Diese vereinfachenden Modelle, die nur einzelne Transmittersysteme berücksichtigen, werden
zunehmend durch einen integrativen Ansatz abgelöst. Demnach sind affektive Störungen das
Ergebnis eines gestörten Zusammenspiels zahlreicher Transmitter- sowie endokriner Systeme.
Eine allgemein gültige Theorie zur neurobiologischen Pathogenese der Depression gibt es
derzeit nicht.
Da die verschiedenen Transmittersysteme wesentliche Rollen bei der Depression und der
antidepressiven Therapie spielen, werden die wichtigsten Systeme im Kapitel 1.2.1.
vorgestellt.
1.2. Antidepressive Therapien
Die Depression ist eine behandlungsbedürftige und behandelbare Erkrankung. Leider werden
depressive Symptome häufig verkannt, so dass nur etwa ein Drittel der Patienten mit
depressiven Episoden eine adäquate antidepressive Therapie erhält (Tylee et al. 1999). Der
Anteil der behandelten Patienten steigt zwar mit dem Schweregrad der Depression, trotzdem
herrscht insgesamt noch eine deutliche Unterversorgung.
Die Behandlung der Depression soll zur Remission der akuten Symptomatik führen und
Rückfälle bzw. Wiedererkrankungen verhindern. Es gibt mehrere Therapieverfahren, von
denen die Pharmakotherapie eine zentrale Rolle spielt: Je schwerer eine Depression, desto
eher muss eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden.
4
Theoretische Grundlagen
Im Folgenden soll kurz auf die anderen, häufig adjuvant verwendeten, Therapiemöglichkeiten
eingegangen werden:
Die Psychotherapie dient als Basistherapie, heute setzt man z.B. die kognitive
Verhaltenstherapie sowie die interpersonelle Therapie ein.
Die Schlafentzugstherapie: Kompletter (eine ganze Nacht) und partieller Schlafentzug
(zweite Nachthälfte) sowie die Schlafphasenvorverlagerung erfolgen als adjuvante Therapie.
Hierbei profitieren überwiegend Patienten mit deutlicher Tagesschwankung. Der Effekt hält
jedoch oft nur einen Tag an.
Die Elektrokrampftherapie (EKT) wird heute in Narkose mit möglichst geringer
Stromstärke bei temporo-parietaler Elektrodenplatzierung an der nicht dominanten
Hemisphäre
durchgeführt.
Indikationen
können
therapieresistente
oder
wahnhafte
Depressionen sein.
Die Lichttherapie wird bei der saisonalen Depression angewandt, die im Spätherbst beginnt
und auf die 60 % der Patienten mit dieser Depression ansprechen. Das Licht beeinflusst
zirkadiane Rhythmen. Der genaue Wirkmechanismus ist derzeit noch nicht geklärt.
1.2.1. Antidepressiva
Anfang der fünfziger Jahre fiel eher zufällig die antidepressive Wirkung von Iproniazid,
einem Monoaminooxidase(MAO)-Hemmer, auf. Wenige Jahre später entdeckte Kuhn das
trizyklische Antidepressivum Imipramin. Diese beiden Substanzklassen bestritten lange Zeit
im wesentlichen die Pharmakotherapie der Depression. Die Behandlung war häufig mit
deutlichen Nebenwirkungen verbunden und bei Therapieversagen waren die medikamentösen
Alternativen sehr begrenzt. Erst in den letzten 5-10 Jahren erweiterte sich das Spektrum der
Substanzklassen. Entsprechend der Hauptsymptome der Depression wirken Antidepressiva
(AD) nicht nur stimmungsaufhellend sondern haben, je nach Wirksubstanz, auch einen
unterschiedlichen Einfluss auf den Antrieb. Nach dieser Wirkkomponente unterscheidet man
drei Arten von AD: den Imipramintyp – psychomotorisch ausgeglichen, den Desipramintyp –
psychomotorisch aktivierend und den Amitriptylintyp – psychomotorisch dämpfend.
Die Antidepressiva greifen unterschiedlich an den zahlreichen neurobiologischen Systemen
an (siehe auch Tab.1.2.). Sie hemmen sofort entweder Rezeptoren, den Transmitterabbau oder
5
Theoretische Grundlagen
die Wiederaufnahme aus dem synaptischen Spalt. Die Besserung der depressiven
Symptomatik tritt aber erst mit einer Latenzzeit von 2-6 Wochen auf. Dies legt den Schluss
nahe, dass nicht der unmittelbare Effekt auf die Neurotransmission, sondern eine dadurch
ausgelöste Gegenregulation den eigentlichen antidepressiven Wirkmechanismus darstellt.
Eine generelle Überlegenheit einer Antidepressiva-Klasse hinsichtlich eines schnelleren
Wirkeintritts oder der stimmungsaufhellenden Wirkung lässt sich nicht nachweisen. Es gibt
jedoch wesentliche Unterschiede im Nebenwirkungsprofil.
Antidepressivum
TCA
SSRI
Einfluss auf Transmittersysteme
Antrieb
NA
5-HT2
D
Anti-ACh
Anti-H 1
Imipramin
++
+
0
++
+++
0
Desipramin
+++
0
0
+
0
+
Amitriptylin
+
(+)
0
+++
0
-
Fluoxetin
0
+++
0
0
0
0 (+)
++
++
++
0
0
0 (+)
RIMA Moclobemid
kein Einfluss = 0, starker Einfluss = +++ ; psychomotorisch hemmend = -, neutral = 0,
aktivierend = +; TCA = tricyclische AD, SSRI = Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, RIMA = Reversible Inhibitoren der MAO-A. NA = Noradrenalin, 5-HT =
5- Hydroxytryptamin (= Serotonin), D = Dopamin, Ach = Acetylcholin, H = Histamin
Tabelle 1.2.: Transmitterprofile von Antidepressiva sowie Auswirkung auf den Antrieb
Die „klassischen“ sowie die neuen Antidepressiva sollen an dieser Stelle kurz vorgestellt
werden.
Die tricyclischen Antidepressiva (TCA) hemmen die neuronale Wiederaufnahme von
Noradrenalin (NA) und/oder Serotonin. Zusätzlich haben sie noch anticholinerge
Eigenschaften, was häufig zu Nebenwirkungen (NW) wie Mundtrockenheit, Obstipation,
Sehverschlechterung oder Verschlechterung einer Demenz führen kann. Am Herzen treten
durch chinidinähnliche Wirkungen Überleitungsstörungen auf.
Die Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Selective Serotonin Reuptake
Inhibitors = SSRI) hemmen spezifisch die Wiederaufnahme von Serotonin im synaptischen
Spalt. Sie besitzen ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als die TCA. Typische NW sind
Schwitzen, Tremor, sexuelle NW und gastrointestinale Beschwerden.
6
Die
Selektiven
Theoretische Grundlagen
Serotonin-und-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer
(Selective
Serotonin and Norepinephrine Reuptake Inhibitors = SNRI) hemmen spezifisch die
Wiederaufnahme von Serotonin und NA, damit entsprechen sie den TCA. Allerdings besitzen
sie keine anticholinergen oder antihistaminergen Eigenschaften. Als NW treten Schwitzen,
Kopfschmerzen, Schlafstörungen u.a. auf.
Die tetracyclischen Antidepressiva besitzen serotoninantagonistische und anti-histaminische
Eigenschaften. Ferner blockieren sie präsynaptische α2-Rezeptoren. Sie sind deutlich
sedierend. Häufige NW ist eine rasche Gewichtszunahme.
Das Johanniskrautextrakt (Hypericum perforatum) scheint in seiner Wirkung den SSRI
nahe zu stehen. Sein antidepressiver Effekt ist bei leichter bis mittelschwerer Depression mit
dem der synthetischen AD vergleichbar. Das NW-Profil ist sehr günstig, es kann jedoch zu
einer Photosensibilisierung und gastrointestinalen Problemen führen.
Die Monoaminooxidasehemmer werden in Kapitel 1.2.2. ausführlicher behandelt.
Eine Überdosierung oder eine Kombination von Substanzen, die zu einem Serotoninanstieg
führt, also SSRI oder SSRI zusammen mit Monoaminooxidasehemmern (MAOH), Lithium
oder Clomipramin, kann zu einem Serotonin-Syndrom führen. Dieses geht mit Unruhe,
Schwitzen, Hyperreflexie, Myoklonien, Krampfanfällen und Verwirrung einher und kann letal
enden.
Nun folgt die Darstellung der wichtigsten neurobiologischen Systeme:
Das serotonerge System
ist u.a. an der Regulierung von Schlaf, Appetit und an der
Kognition beteiligt. Die metabolische Vorstufe des Serotonins, das L-Tryptophan, ist bei
depressiven Patienten erniedrigt (Maes et al. 1990). Eine weitere Herabsetzung der LTryptophan-Konzentration führt jedoch zu keiner zusätzlichen Verschlechterung der
Symptomatik. Leichtere Depressionen wurden erfolgreich mit L-Tryptophan behandelt. Der
überwiegende Anteil der Antidepressiva (SSRI, TCA, MAOH) erhöht den Serotoninspiegel,
daher scheint der Serotoninmangel selbst für den depressiven Einfluss verantwortlich zu sein.
Für den 5-HT2-Rezeptor konnte gezeigt werden, dass die EKT zu einer Steigerung seiner
Expression führt (Lerer et al. 1987). Dagegen bewirkt die Mehrzahl der Antidepressiva, wie
auch bei den β-Rezeptoren, eine Herabregulierung des 5-HT2-Rezeptors. Nach Zerstörung
7
Theoretische Grundlagen
noradrenerger Neurone bleibt die Down-Regulation der 5-HT2-Rezeptoren und umgekehrt
nach Zerstörung serotonerger Neurone die Down-Regulation der β-Rezeptoren aus. Diese
Neuronensysteme beeinflussen sich also gegenseitig.
Beim noradrenergen System scheint vor allem der postsynaptische β-Rezeptor bedeutend
zu sein. Bei einer Depression besteht eine erhöhte β-Rezeptorendichte im Hippocampus und
im Cortex. Antidepressiva führen zu einer verminderten Expression von β-Rezeptoren,
manche davon, wie z.B. SSRI und Mianserin, regulieren die β-Rezeptoren nur herab, wenn sie
zuvor pathologisch erhöht sind. Dies legt den Schluss nahe, dass die Down-Regulation der βRezeptoren einen Wirkmechanismus der Antidepressiva darstellt.
Das dopaminerge System hat eine zentrale Bedeutung bei schizophrenen Psychosen. Bei
affektiven
Störungen
Dopaminagonisten
spielt
es
eine
untergeordnete
Rolle.
Immerhin
besitzen
antidepressive Eigenschaften. Ein verminderter Dopaminstoffwechsel
scheint vor allem bei Depressionen mit Antriebstörung und psychosomatischer Hemmung
eine Rolle zu spielen (Willner 1983).
Acetylcholin wirkt im ZNS über verschiedene Muscarinrezeptoren (M1-M3) und ist an der
Schlafregulation, Kognition, Schmerzverarbeitung u.a. beteiligt. Cholinomimetika rufen
depressionsähnliche Zustände hervor und wirken manischen Symptomen entgegen (Janowsky
et al. 1972, Berger et al. 1991). Zum cholinergen-adrenergen Imbalancemodell siehe Kapitel
1.1.1..
Ein hemmender Einfluss auf Histamin H1-Rezeptoren trägt zur sedierenden Komponente der
AD bei.
Neuropeptide: Die Substanz P (SP) wirkt über Neurokinin(NK)-Rezeptoren. Im Tierversuch
führte die Gabe von klassischen AD zu einer Verminderung der SP-Konzentration und NK1Rezeptor-Antagonisten zeigten antidepressive Wirkung. Beim Johanniskrautextrakt kann man
eine Hemmung der Genexpression, die über SP angestoßen wird, feststellen (Lieb et al. 2000).
MK 869, ein NK1-Rezeptor-Antagonist zeigte antidepressive Eigenschaften, die in einer
weiteren Kontrollstudie nicht repliziert werden konnten. Weitere Studien sind zu erwarten,
um die Relevanz des SP-Systems für die Depression und besonders auch für die
Antidepressiva zu klären.
8
Theoretische Grundlagen
Das wichtigste und auch am besten untersuchte Neuropeptid in diesem Zusammenhang ist das
Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH). Auf dieses wird zusammen mit dem GrowthHormon-Releasing-Hormon (GHRH) in Kapitel 1.4. näher eingegangen.
Nachdem die wichtigsten Transmitter beschrieben wurden, wird folgend dargestellt, was
intrazellulär nach der Bindung des Überträgerstoffes mit seinem Rezeptor passiert.
Es gibt unterschiedlich aufgebaute Rezeptoren, wobei hier der G(=Guanylnucleotidbindende)-Protein-Rezeptor die wichtigste Rolle spielt. Ein Großteil der Rezeptoren, wie z.B.
diejenigen für Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin, Dopamin und der muscarinische AChRezeptor,
wirken
G-Protein-gekoppelt.
Verschiedene
G-Protein-Typen
sind
den
unterschiedlichen Rezeptorarten fest zugeordnet, aber ein G-Protein gehört nicht zu einem
einzelnen Rezeptor. Vielmehr liegen diese Proteine am inneren Blatt des Plasmalemms und
können seitlich diffundieren. G-Proteine sind immer aus drei Untereinheiten (α, β und
γ) aufgebaut. Bei Aktivierung des G-Proteins durch eine Transmitter-Rezeptorbindung tritt die
α-Einheit mit den entsprechenden Effektorproteinen in Verbindung (siehe auch Abbildung
1.2.1.). Das wichtigste Effektorprotein ist die Adenylatcyclase, die ATP zu cAMP umwandelt.
Gs-Proteine (z.B. beim β-Rezeptor) stimulieren die Adenylatcyclase, während Gi-Proteine
(z.B. beim Muscarin-Rezeptor) sie inhibieren.
In mononukleären Leukozyten von unbehandelten Patienten mit einer Major Depression fand
man eine signifikante Reduktion der Gs & Gi-Proteine, die zusätzlich signifikant mit der
Schwere der Erkrankung korrelierte (Avissar et al. 1997). Unter antidepressiver Therapie
normalisierten sich diese Werte. Während einer Depression herrscht also offensichtlich ein
Ungleichgewicht:
Einerseits
sind
die
(G-Protein-abhängigen)
andererseits sind die G-Proteine vermindert.
Rezeptor
G-Protein
Effektorprotein
Agonist
GDP
GTP
Abbildung 1.2.1.: G-Protein-vermittelte Rezeptorwirkung
β-Rezeptoren
erhöht,
9
Theoretische Grundlagen
Das cAMP führt als second messenger über die Proteinkinase A (PKA) zu einer Erhöhung des
cAMP-response-element-binding-protein (CREB). Auch die Calcium/Calmodulin-abhängigeProteinkinase IV führt zu einem vermehrten CREB. Diese Calcium-abhängige Kinase wird
ebenfalls über einen G-Protein-gekoppelten Rezeptor via Phospholipase C und IP3 aktiviert.
Diese Mechanismen lassen vermuten, dass bei Depression das CREB vermindert ist.
CREB führt zu einer veränderten Genexpression mit Induktion neurotropher Faktoren (siehe
auch Abbildung 1.2.2.). Hier scheint der Brain-derived-neurotrophic-factor (BDNF) eine
wichtige Rolle zu spielen. Tierexperimentell konnte gezeigt werden, dass BDNF
antidepressive Eigenschaften besitzt. Zusätzlich kann BDNF in serotonergen und
noradrenergen Neuronen zur Entwicklung neuer Synapsen führen. Verschiedene AD (TCA,
SSRI, MAOH, Mianserin) führen bei längerer Medikation (21d) zu einer Zunahme der
BDNF-mRNA. Die EKT führt sofort zu dieser Erhöhung (Nibuya et al. 1995). Bei Stress
hingegen kommt es zu einer Erniedrigung der BDNF-mRNA.
Abbildung 1.2.2.:
Schema der veränderten Genexpression
durch
Rezeptor
Agonist
Rezeptor-
aktivierung
Gs
ATP
cAMP
IP3
Proteinkinase A
Ca++ -abhängige
Proteinkinase
CREB
DNA
Veränderte Genexpression
=> BDNF
10
Theoretische Grundlagen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass multiple, für die Depression relevante,
neurobiologischen Transmittersysteme existieren. Diese Systeme beeinflussen, kontrollieren
und regulieren sich gegenseitig. Kommt es, z.B. durch Stress oder genetische Dispositionen,
zu einer Fehlregulierung, kann eine depressive Störung resultieren. Möglicherweise ist die
gemeinsame
Endstrecke
dieser
Fehlsteuerung
eine
CREB-Erniedrigung,
die
eine
verminderter Genexpression zur Folge hat. Somit könnte für den Ausbruch einer Depression
die Unterdrückung einer normalen Genexpression verantwortlich sein. AD führen über
unterschiedliche Wege zu einer Erhöhung des CREB. Denkbar wäre, dass der antidepressive
Effekt über die Normalisierung der Genaktivität zustande kommt.
1.2.2. Monoaminooxidase-Hemmer
Die Monoaminooxidasen (MAO) sind wesentlich am Abbau verschiedener Neurotransmitter
beteiligt. Sie sind in der äußeren Mitochondrienmembran lokalisiert und bewirken dort eine
oxidative Desaminierung der Monoamine. Die Monoaminooxidase liegt in zwei Isoenzymen,
der MAO-A und der MAO-B, vor. Die MAO-A ist relativ selektiv für die Verstoffwechselung
von Noradrenalin und Serotonin, die MAO-B metabolisiert Benzylamin und Phenylethylamin.
Gemeinsame Substrate von MAO-A und B sind Tyramin und Dopamin.
Die MAO-Hemmer (MAOH) werden seit über vierzig Jahren als Antidepressiva eingesetzt.
Lange Zeit standen nur Substanzen zu Verfügung, die beide Isoenzyme unselektiv und
irreversibel hemmten, wie z.B. das Tranylcypromin. Diese irreversiblen MAO-Hemmer haben
neben einer mäßigen Hepatotoxizität vor allem erhebliche kardiovaskuläre Nebenwirkungen.
So können sie zu einer orthostatischen Dysregulation sowie zu einer hypertensiven Krise
durch Tyramin führen. Da Tyramin in Käse, geräuchertem Fleisch und Rotwein vorkommt,
spricht man auch vom „cheese effect“. Der cheese effect entsteht, wenn zuviel Tyramin,
welches normalerweise durch die MAO-B im Magen abgebaut wird, in den systemischen
Kreislauf gelangt. Tyramin führt dann zu einer erhöhten Noradrenalinausschüttung, weil es
NA aus dessen Speichern verdrängt. Durch die irreversible Hemmung ist die MAO-A aber
nicht in der Lage, das NA zu desaminieren, der NA-Spiegel steigt weiter an, eine hypertone
Krise ist die Folge. Bei einer Therapie mit dieser 1. Generation der MAO-Hemmer muss eine
tyraminarme Diät eingehalten werden. Diese MAOH spielen heute eine untergeordnete Rolle
in der Depressionsbehandlung.
11
Theoretische Grundlagen
Als einer der ersten selektiven MAO-Hemmer wurde das Selegilin gefunden. Es blockiert
irreversibel und selektiv die MAO-B. Als Antidepressivum zeigte es keine ausreichende
Wirksamkeit, hat aber große Bedeutung in der Therapie des M. Parkinson.
Moclobemid wurde 1972 als Lipidsenker entwickelt und versagte als solcher. Kurz darauf
entdeckte man, dass Moclobemid die MAO-A reversibel, selektiv und kompetetiv hemmt
(Reversible Inhibitor of MAO-A = RIMA). Die Entwicklung weiterer RIMA, wie Brofaromin
und Befloxaton folgte. Brofaromin hemmt zusätzlich die Serotoninwiederaufnahme (20 % der
SSRI-Hemmung) (Waldmeier et al. 1993).
Die reversible, selektive und kompetetive Hemmung der MAO-A sowie die kurze
Halbwertszeit der RIMA machen eine tyraminarme Diät überflüssig. Außerdem sind diese
Substanzen nicht hepatotoxisch und auch bei Überdosierung wesentlich ungefährlicher als die
MAOH der 1. Generation. Ihre antidepressive Wirksamkeit scheint gegenüber den
irreversiblen MAO-Hemmern etwas geringer zu sein. Dennoch besitzen die RIMA deutliche
antidepressive Eigenschaften und sind diesbezüglich weder den TCA noch den SSRI
unterlegen, eventuell sogar überlegen (Metaanalyse durch Lotufo-Neto et al. 1999).
Die RIMA sind besser verträglich als die TCA und ihr Nebenwirkungsprofil ist ebenso
günstig wie das der SSRI. Als wichtigste Nebenwirkungen sind Insomnien und
gastrointestinale Beschwerden zu nennen.
1.2.3. Befloxaton
Befloxaton, ein neues Oxazolidinon-Derivat, ist ein selektiver, reversibler und kompetetiver
Monoaminooxidase-(MAO)Hemmer. Befloxaton besitzt für die MAO-A eine 100-400fache
Selektivität gegenüber der MAO-B und ist ein potenterer MAO-A-Hemmer als
Vergleichssubstanzen wie Moclobemid, Brofaromin oder Amiflamin. Es wurden keine
weiteren Interaktionen mit anderen Monoaminotransportern, anderen Aminooxidasen oder
einer großen Anzahl anderer Rezeptoren festgestellt. Experimentell fand sich bei Mäusen und
Ratten in verschiedenen Tests (forcierter Schwimmtest, erlernte Hilflosigkeit) ein für
Antidepressiva typisches Muster. Zusätzlich besitzt Befloxaton jedoch weder zentrale
Nebenwirkungen
wie
antriebsteigernde
oder
sedative
Effekte
noch
periphere
12
Theoretische Grundlagen
Nebenwirkungen auf das kardiovaskuläre oder gastrointestinale System. Es traten keine
kumulativ-toxischen Wirkungen auf humane Hepatozyten oder mutagene Eigenschaften auf.
In verschiedenen klinischen Studien wurde Befloxaton gesunden Probanden in Einzeldosen
von 0,25 mg bis 160 mg, bzw. Mehrfachdosen bis 80 mg verabreicht. Gegenüber Placebo
zeigten sich keine signifikanten Unterschiede für Vitalzeichen, EKG, Laborparameter,
körperliche Untersuchung, unerwünschte Nebenwirkungen und Stimmung. Auch hier fanden
sich keine sedierenden oder stimulierenden Effekte, ebenso kam es zu keiner
Beeinträchtigung des Gedächtnisses bei jungen Probanden. Im Vergleich zu Amitriptylin
kam es bei älteren gesunden Probanden zu keiner Verschlechterung der kognitiven Leistung,
sondern teilweise sogar zu einer signifikanten Verbesserung (Rosenzweig et al. 1998).
Die Absorption von Befloxaton erfolgt schnell (t max = 2 h); die Halbwertszeit beträgt ca. 11
Stunden. Die MAO-Hemmung erfolgt selektiv und reversibel. Die Hemmwirkung wurde über
3,4 Dihydroxyphenylglucol (DHPG) als Abbauprodukt der biogenen Amine gemessen. Hier
zeigte sich bereits bei einer Dosis von 10 mg eine 80 %ige DHPG-Reduktion.
Studien über Interaktionen von Befloxaton mit tyraminhaltigen Nahrungsmitteln zeigten bis
zu einer Dosierung von 20mg/d einen Sicherheitsspielraum, der diätetische Einschränkungen
überflüssig macht.
Die antidepressive Wirkung war gegenüber Vergleichssubstanzen (MAO-A-Hemmer, SSRI)
stärker ausgeprägt. Zudem gibt es Hinweise dafür, dass Befloxaton auch bei anderen
psychiatrischen Erkrankungen, wie z.B. Angststörungen, therapeutisch wertvoll sein könnte
(Caille et al 1996).
13
Theoretische Grundlagen
1.3. Depression und Schlaf
1.3.1. Allgemeines zum Schlaf
Schlaf und Traum haben die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigt – sie fanden jedoch
lange Zeit kein wissenschaftliches Interesse. Die moderne Schlafforschung beginnt erst 1928
mit der Entdeckung des Elektroencephalogramms (EEG) durch den Psychiater Hans Berger.
Seither ist es möglich die elektrische Aktivität des Gehirns aufzuzeichnen.
Die Schlafforschung gewann und gewinnt bis heute zunehmend an Bedeutung. Bereits 1968
wurde durch Rechtschaffen und Kales eine einheitliche Definition der Schlafstadien
festgelegt. Hierbei werden verschiedene polysomnographische Daten berücksichtigt: EEG,
EOG (Elektrookulogramm) und das EMG (Elektromyogramm). Demnach können sechs
verschiedene Schlafstadien inklusive Wachzustand unterschieden werden.
Eine Übersicht über die verschiedenen Schlafstadien findet sich in Tabelle 1.3.1..
Schlafstadium I und II beschreiben den oberflächlichen Schlaf, Schlafstadium III und IV den
Tiefschlaf (slow wave sleep, SWS). Die Stadien I-IV gelten auch als Non-REM (NREM)Schlaf im Gegensatz zum Stadium REM-Schlaf. Der REM-Schlaf wurde erstmals 1953 von
Aserinsky und Kleitmann beschrieben. Es handelt sich um ein ca. alle 90 min.
wiederkehrendes Schlafstadium mit schnellen, konjugierten Augenbewegungen (rapid eye
movement, REM), einem EEG, welches dem Wachzustand ähnlich ist, lebhaften
Trauminhalten und einer Atonie der Muskulatur.
Stadium
Wach
EEG
EOG
Dominierende Alpha- Lidschläge, rasche
und Beta-Aktivität
Augenbewegungen
Theta-Aktivität
langsame, rollende
NREM
I
(Vertexzacken)
Augenbewegungen
keine
II Theta-Aktivität,
K-Komplexe,
Augenbewegungen
Schlafspindeln
Keine
III Delta-Aktivität
>20 %,<50 %
Augenbewegungen
Keine
IV Delta-Aktivität
>50 %
Augenbewegungen
Theta-(auch langsame konjugierte, rasche
REM
Alpha-) Aktivität,
Augenbewegungen
Sägezahnwellen
* Anteil bezogen auf die Schlafperiodendauer
EMG
Anteil *
hoher Tonus,
Bewegungsartefakte
Abnahme des
Muskeltonus (<SW)
Abnahme des
Muskeltonus (<SI)
<5 %
Abnahme des
Muskeltonus (<SII)
Abnahme des
Muskeltonus (<SIII)
Abnahme des
Muskeltonus (<SIV)
ca. 20 %
(ab dem 30
Lj. nur noch
SIII)
ca. 20 bis 25
%
ca. 5 %
ca. 50 %
Tabelle 1.3.1.: Charakteristika der verschiedenen Schlafstadien nach Rechtschaffen & Kales
14
Theoretische Grundlagen
Die Polysomnographie eines gesunden Probanden zeigt einen zyklischen Wechsel zwischen
Non-REM und REM-Perioden (siehe auch Abbildung 1.3.1.). Während einer Nacht treten 4-5
Schlafzyklen von ca. 90-100 min. Dauer auf, die je aus einer Non-REM und einer REMPeriode bestehen. Die Dauer einer Schlafperiode ist intraindividuell sehr stabil, im
interindividuellen Vergleich jedoch sehr variabel.
Der größte Anteil an Tiefschlaf (Schlafstadium III und IV) findet sich in der ersten
Nachthälfte, v.a. im ersten Schlafzyklus. Der erste REM-Schlaf findet nach ca. 90 min. statt.
Die Dauer der REM-Perioden nimmt im Verlauf der Nacht zu. Infolgedessen ist der REMSchlaf-Anteil während der zweiten Nachthälfte größer als in der ersten.
Abbildung 1.3.1.: Polysomnogramm, Normalbefund eines jungen Probanden
Die Schlaf-Wach-Regulation sowie die Schlafarchitektur selbst werden durch viele Faktoren
wie Neurotransmittersysteme, endokrine Systeme und zahlreiche Umweltfaktoren beeinflusst.
Ein Erklärungsmodell zur Schlaf-Wach-Regulation, das Zwei-Prozess-Modell, wurde 1982
von Borbély formuliert. Demnach beruht die Schlafregulation auf der Interaktion von zwei
unterschiedlichen Mechanismen: dem Prozess C und dem Prozess S (siehe auch Abbildung
1.3.2.). Prozess C stellt hierbei die relativ autonomen zirkadianen Veränderungen dar, die auf
das Schlafverhalten Einfluss haben (in Abbildung 1.3.2. analog der Körpertemperatur
dargestellt).
Borbély zeigte, dass zwischen der Dauer der Wachzeit und dem Tiefschlafanteil am
Gesamtschlaf ein linearer Zusammenhang besteht. Je länger die Wachzeit dauert, desto größer
ist der SWS-Anteil im darauf folgendem Schlaf. Der Tiefschlaf wiederum nimmt exponentiell
mit der Schlafdauer ab. Diese Funktion der Slow-Wave-Aktivität (SWA) im EEG in
Abhängigkeit von der vorangegangenen Wachzeit wird als Prozess S bezeichnet. Je mehr nun
die Spannweite zwischen Prozess C und S zunimmt, desto größer ist die Bereitschaft
einzuschlafen.
15
Theoretische Grundlagen
Wenn der Schlaf in die Morgenstunden verschoben wird, kommt es trotz verlängerter
Wachzeit zu einer Abnahme der SWA (Dijk et al. 1990). Das würde dem Zwei-ProzessModell widersprechen. Eine mögliche Erklärung hierfür als Erweiterung des Modells von
Borbély stammt von Ehlers und Kupfer (1987). Sie machen eine Veränderung des
Gleichgewichts zwischen dem somatotrophen Hormonsystem und der HypothalamusHypophysen-Nebennieren-Achse dafür verantwortlich. Dabei reflektiert das Verhältnis von
GHRH zu CRH die Stärke des Prozess S (Ehlers und Kupfer 1987; Seifritz et al. 1996). Auf
den Zusammenhang zwischen diesen Hormonsystemen und der Schlafregulation (auch bei
Depression) wird in Kapitel 1.4. näher eingegangen.
Abbildung 1.3.2.:
Schlaf-Wach-Regulation
nach
Borbély
Interaktion
(1982).
zwischen
Prozess S und C bei
unterschiedlich
langer
Wachzeit.
wach
Niveau der Prozesse S und C
Zwei-Prozeß-Modell der
wach
Schlaf
Schlaf
S
C
16
23
4 6
16
23
4 6
Uhr
Das unumstrittenste Modell zur internen Schlafregulation, also die zyklische Abfolge der
verschiedenen Schlafphasen, ist das reziproke Interaktionsmodell von McCarley und Hobson
(1975 und 1986). Dabei ergibt sich aus dem Zusammenspiel aminerger und cholinerger
Transmittersysteme die Abfolge von REM und Non-REM-Schlaf. Das Aktivitätsmuster der
aminergen „REM-off“- und der cholinergen „REM-on“-Neurone zeigt einen reziproken
sinusförmigen
Verlauf.
Die
alle
90-120
min.
auftretenden
Oszillationen
der
Transmittersysteme bewirken die zyklische Abfolge von REM und Non-REM-Schlaf (siehe
auch Abbildung 1.3.3.). Nach diesem Modell besteht während einer Depression eine
cholinerge Überaktivität, die zu den typischen REM-Schlaf-Veränderungen führt (siehe
Kapitel 1.3.3.).
16
Abbildung
1.3.3.:
Theoretische Grundlagen
Hobson-McCarley-
Modell der reziproken Interaktion (nach
Dreßing und Riemann 1994).
1.3.2. Das subjektive Schlafempfinden
Zusätzlich zu den objektiven Schlafparametern können subjektive Schlafparameter mittels
Schlaffragebogen erfasst werden. In der Regel korrelieren die objektiven und subjektiven
Schlafdaten gut miteinander. Insgesamt kann man jedoch folgende Fehleinschätzungen
beobachten: Die Einschlaflatenz (also die Zeit von „Licht aus“ bis zum Einschlafen) wird
überschätzt, obwohl erst das objektive Schlafstadium II als „eingeschlafen“ bewertet wird.
Die Häufigkeit nächtlichen Aufwachens und Wachseins wird unterschätzt (Baker et al. 1999).
Nächtliche Wachperioden werden meist nur dann am Morgen erinnert, wenn sie mindestens
drei Minuten dauern (Knab und Engel 1988).
Die subjektive Schlafqualität korreliert positiv mit dem Tiefschlafanteil sowie der
Schlafeffizienz und der Schlafkontinuität (Keklund et al. 1997).
Während bei Gesunden die Schlafqualität subjektiv eher überschätzt wird, unterschätzen
Schlafgestörte ihren Schlaf. Hier finden sich häufig große Diskrepanzen zwischen objektiven
und subjektiven Schlafparametern.
Schlaf ist nicht wie lange geglaubt ein passives Geschehen, sondern ein aktiver Prozess, der
mit regelhaften Veränderungen zahlreicher Körperfunktionen einhergeht. Bei verschiedenen
Erkrankungen, z.B. affektiven Störungen, kommt es zu objektiven & subjektiven
Veränderungen des Schlafes und anderer damit verbundenen Körperfunktionen.
17
Theoretische Grundlagen
1.3.3. Schlafstörungen bei Depression
In der akuten Phase einer Depression sind Schlafstörungen ein typisches Symptom. Die
Beeinträchtigung des Schlafes stellt sowohl im ICD-10 als auch im DSM IV ein
Diagnosekriterium für eine depressive Erkrankung dar.
Zunächst werden die objektiven Veränderungen des Schlafes während einer Depression
besprochen. Anschließend wird auf die subjektiven Schlafveränderungen eingegangen.
Folgende objektive Schlafveränderungen treten häufig auf:
• Verringerter Tiefschlaf im ersten Schlafzyklus, bei jüngeren Patienten ist der Tiefschlaf in
den zweiten NREM-REM-Zyklus verschoben. Ob auch insgesamt eine Verminderung des
Tiefschlafs vorliegt, wird kontrovers diskutiert (Lauer et al. 1991, Borbély et al. 1984)
• Gestörte Schlafkontinuität mit verlängerter Einschlaflatenz (überwiegend jüngere
Patienten), vermehrtem nächtlichen Erwachen und frühmorgendlichem Erwachen
(überwiegend ältere Patienten)
• Verkürzte REM-Latenz, überproportional lange erste REM-Phase und Zunahme der
schnellen Augenbewegungen während der REM-Phasen (REM-Dichte)
Insgesamt nehmen die Schlaf-EEG-Auffälligkeiten bei Depression mit zunehmendem
Lebensalter zu (Knowles et al. 1990).
Entsprechend den objektiven Schlafparametern ist bei einer Depression auch das subjektive
Schlafempfinden beeinträchtigt. Der Grad der Fehleinschätzung des Schlafes ist bei
depressiven Patienten größer als bei Gesunden. Ein Vergleich von objektiven mit subjektiven
Schlafparametern bei depressiven Patienten zeigte, dass der Tiefschlaf positiv mit der
Schlafdauer korreliert, während die REM-Dichte positiv mit Angaben über nächtliches
Erwachen korreliert (Rotenberg et al. 2000). Zudem besteht eine negative Korrelation
zwischen nächtlicher motorischer Aktivität und subjektiver Schlafqualität (Lemke et al.1999).
Die subjektiven Schlafstörungen umfassen Ein- und Durchschlafstörungen sowie frühmorgendliches Erwachen. Zudem wird der Schlaf selbst als wenig erholsam empfunden (Ford
et al. 1989). Die Beeinträchtigung des Schlafempfindens stellt ein großes Problem für die
depressiven Patienten dar. So besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen schlechter
subjektiver Schlafqualität und erhöhter Suizidalität (Agargun et al 1997).
18
Theoretische Grundlagen
Schlafstörungen sind nicht nur während einer Depression von Bedeutung. Wenn eine
Schlafstörung länger als zwei Wochen besteht, dann ist die Wahrscheinlichkeit an einer
Depression zu erkranken erhöht. Ebenso kann nach der Remission einer depressiven Störung
eine zunehmende Verschlechterung der subjektiven Schlafqualität einen Rückfall in die
Depression ankündigen (Übersicht bei Gillin 1998).
1.3.4. Antidepressive Therapien und Schlaf
Antidepressiva haben starken Einfluss auf die Schlafarchitektur. Dieser Effekt kommt vor
allem durch die Beeinflussung der monoaminergen Transmittersysteme zustande.
Fast alle Antidepressiva führen zu einer Abnahme des REM-Schlafanteils und der REMDichte sowie zu einer Verlängerung der REM-Latenz. Nach dem Absetzen der Medikation
tritt meistens eine Vermehrung des REM-Schlafs auf (Rebound-Effekt).
Der Einfluss auf den REM-Schlaf führte zu der Vermutung, dass die REM-SchlafSuppression das antidepressive Wirkprinzip der AD darstellt (Vogel et al. 1975). Dieser
Vorstellung widersprechen folgende Tatsachen: 1. Die REM-Schlaf-Unterdrückung tritt sofort
der stimmungsaufhellende Effekt aber erst nach Wochen ein. 2. Es gibt AD (z.B. Trimipramin
und Nefadozon), die den REM-Schlaf nicht supprimieren, sondern vielmehr verstärken. Die
antidepressive Wirkung dieser AD ist jedoch mit der von REM-Schlaf supprimierenden
Antidepressiva vergleichbar.
Der Einfluss der Antidepressiva auf den REM-Schlaf ist zusätzlich von der Dauer der
Medikation abhängig.
Eine Übersicht über den Einfluss verschiedener AD auf objektive Schlafparameter findet sich
in Tabelle 1.3.2..
Antidepressivum
REM-Schlaf
Tiefschlaf (SWS)
Schlafkontinuität
↓
0
0/↓
Trimipramin
0/↑
0
↑
Amitriptylin
↓
↑
↑
↓
0/↓
↓
0 (↓)
0
↑
Imipramin
TCA
SSRI Fluoxetin
RIMA Moclobemid
Tabelle 1.3.2.: Auswirkungen von Antidepressiva auf objektive Schlafparameter (modifiziert nach
Steiger 1994 und Sonntag 1996). ↓ = vermindert; 0 = unverändert; ↑ = vermehrt
19
Theoretische Grundlagen
Bei unselektiven MAOH (z.B. Tranylcypromin) wird in fast allen Studien über eine (z.T.
kompletten) REM-Suppression berichtet. Nach Beendigung der Therapie tritt ein REMSchlaf-Rebound auf (z.B. Le Gassicke et al. 1965; Kupfer et al.1972; Nolen et al. 1993).
Bei dem reversiblen und selektiven MAO-A-Hemmer Moclobemid dagegen zeigt dich häufig
nur eine leichte REM-Suppression (Minot et al. 1993) oder eine diskrete Verlängerung der
REM-Latenz (Monti et al.1990).
Bei dem RIMA Brofaromin findet sich eine REM-Schlaf-Suppression, die im Vergleich mit
irreversiblen MAOH weniger stark ausgeprägt ist (Steiger et al. 1987). Wie bereits erwähnt
besitzt dieses Medikament auch Eigenschaften eines SSRI. Für SSRI ist die Unterdrückung
des REM-Schlafs typisch.
Imipramin führt zu einer REM-Suppression und hat keinen Einfluss auf den SWS. Die
Schlafeffizienz bleibt unbeeinflusst (Sonntag et al. 1996).
Die Auswirkungen der antidepressiven Therapien auf das subjektive Schlafempfinden sind für
Probanden und Patienten mit einer Depression unterschiedlich zu bewerten. Wie bereits
erläutert gibt es bei Gesunden und depressiven Patienten signifikante Zusammenhänge
zwischen subjektiven und objektiven Schlafparametern.
Antidepressiva verändern die objektiven Schlafparameter. Je nach Präparat kann man häufiger
eine Verschlechterung der objektiven Schlafkennwerte beobachten. Trotzdem kommt es bei
depressiven Patienten regelhaft zu einer Verbesserung der subjektiven Schlafqualität. Diese
positive Auswirkung wird vor allem dann offensichtlich, wenn ein deutlicher antidepressiver
Effekt eingetreten ist (Wilson 2000).
Bei einer Depression scheint also eine verbesserte Stimmung einen größeren positiven
Einfluss auf die subjektive Schlafqualität auszuüben als eine objektive Verschlechterung der
Schlafparameter die Schlafqualität beeinträchtigt. Bei gesunden Probanden fällt dieser Effekt
weg.
Aber auch bei depressiven Patienten treten Beeinträchtigungen des Schlafs als Nebenwirkung
der AD-Therapie auf. Hierbei ist die ursächliche Unterscheidung der Schlafstörungen
schwierig, da eine Schlafstörung sowohl eine unerwünschte Arzneimittelwirkung als auch ein
Symptom der Depression selbst sein kann.
20
Theoretische Grundlagen
1.4. Depression und Hormone
Viele Hormonsysteme haben Einfluss auf die Stimmung. Sie können sich gegenseitig
beeinflussen und interagieren zudem mit verschiedenen Neurotransmittersystemen.
Die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsenachse reguliert die Freisetzung der Schilddrüsenhormone. Eine Hypothyreose führt zu Niedergeschlagenheit und Antriebsmangel.
Depressive Patienten zeigen ein erhöhtes Basal-TSH (= Thyroid stimulierendes Hormon) bei
peripherer Euthyreose. Beim TRH(=Thyroid releasing hormone)-Stimulationstest besteht bei
25 % - 50 % eine verminderte TSH-Reaktion. Persistiert diese Veränderung nach dem
Abklingen der Depression, besteht ein erhöhtes Rückfallrisiko (Übersicht bei Henn 1999).
Die wichtigste Rolle im Zusammenhang von Hormonsystemen mit der Depression spielt die
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
(Hypothalamus-Pituitary-Adrenal-Axis
=
HPA-Achse). Dieses System wird in Kapitel 1.4.1. vorgestellt, die Pathophysiologie sowie die
Rolle der HPA-Achse und des somatotropen Hormonsystems bei der Schlafregulation kommt
in den darauf folgenden Kapiteln zur Darstellung.
1.4.1. Die HPA-Achse und Cortisol
Cortisol ist ein Steroidhormon und gehört zu der Gruppe der Glucokortikoide. Pro Tag
werden normalerweise 10 bis 30 mg Cortisol sezerniert. Die Sekretion des Cortisols wird über
den hypothalamisch-hypophysären-adrenalen (HPA) Regelkreis eingestellt: Durch die
Aktivierung
übergeordneter
Zentren
(limbisches
System/Hippocampus)
erfolgt
die
Freisetzung des Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) im Hypothalamus. CRH bewirkt die
Ausschüttung des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) aus dem Hypophysenvorderlappen;
dieses wiederum fördert die Produktion und Sekretion von Cortisol aus der Nebennierenrinde
(Zona fasciculata). Eine Erhöhung des Cortisolspiegels im Blut führt zu einer Hemmung der
CRH- und ACTH-Freisetzung (negative Rückkopplung).
Der Plasmaspiegel zeigt einen ausgeprägten Tagesrhythmus mit niedrigen Werten in der
ersten Nachthälfte gefolgt von einem Anstieg bis zu einem morgendlichen Maximum.
Messungen der Hormonkonzentration in kurzen Abständen zeigen, dass die ACTH- und somit
auch die Cortisolausschüttung in 2-3stündigen Episoden erfolgt (Abbildung 1.4.1.).
21
Theoretische Grundlagen
Zudem bestehen geschlechtsspezifisch unterschiedliche saisonale, bzw. circannuale
Schwankungen des Cortisolspiegels (Maes et al 1997). Unter der Einwirkung von Stress
(körperliche oder emotionale Belastung, Hypoglykämie) kommt es zu einem Anstieg der
Cortisolproduktion.
Im Plasma ist Cortisol zu 90% an das Transportprotein Transcortin gebunden.
Die Halbwertszeit von Cortisol beträgt 60-90 Minuten. Der Abbau erfolgt überwiegend über
die Leber.
Die Wirkung des Cortisols erfolgt über intrazelluläre Glucokortikoidrezeptoren (GR) und
Mineralkortikoidrezeptoren (MR). Mit diesen Rezeptoren kann Cortisol im Zellkern sowohl
zu einer Steigerung als auch zu einer Hemmung der Gentranskription führen.
Die jeweilige Affinität zu den GR- und/oder MR-Rezeptoren hängt dabei wesentlich von der
Cortisolkonzentration und der Lokalisation der Rezeptoren ab. Das Verhältnis von
(hypothalamischer) MR- zu GR-Aktivierung hat eine große Bandbreite. Dies ermöglicht dem
Gehirn sehr differenziert auf die verschiedenen Hormonkonzentrationen zu reagieren (Joëls
Plasmaspiegel
und de Kloet 1992).
12:00
18:00
24:00
6:00
12:00 Uhrzeit
Cortisolmittelwert
Kurzzeitige Schwankungen (pulsatile Sekretion)
Abbildung 1.4.1.: Tag-Nacht-Rhythmus der Cortisolsekretion (nach Silbernagl und Despopou-los
1988)
Das Wirkspektrum von Cortisol bzw. der Glukokortikoide ist sehr vielfältig.
Es umfasst:
• Steigerung der Gluconeogenese, Hemmung der Glucoseverwertung („Steroiddiabetes“)
• Anregung der Lipolyse mit Anstieg der freien Fettsäuren im Plasma
• Verstärkter Proteinabbau (katabole Wirkung) mit negativer Stickstoffbilanz
22
Theoretische Grundlagen
• Hemmung von Entzündungsreaktionen und Unterdrückung von Immunreaktionen
• Blutbildveränderungen mit Steigerung der Erythropoese und Leukopenie bei Erhöhung der
Neutrophilen
• Gesteigerte Magensäureproduktion
• Beeinflussung der Nierenfunktion: Gesteigerte glomeruläre Filtrationsrate, schwache
Mineralkortikoidwirkung
• Verstärkung der Sympathikuswirkung auf das kardiovaskuläre System
• Im ZNS: EEG und psychische Veränderungen, z.B. Depression (siehe Kapitel 1.4.2.)
1.4.2. Die HPA-Achse bei Depression
Harvey Cushing
beschrieb schon um 1930 multiple Symptome bei Patienten mit einer
pathologisch gesteigerten Cortisolfreisetzung, das „Cushing-Syndrom“. Hench et al.
berichteten 1949 von deutlichen Effekten auf die Stimmung, die Kognition und das Verhalten
bei Personen mit einer Cortisolbehandlung. 1967 konnten Sachar et al. eine Erhöhung des
Cortisolspiegels bei depressiven Patienten nachweisen.
Dieser Hypercortisolismus kommt offenbar durch eine Überaktivität der HPA-Achse auf allen
Ebenen zustande.
So sind bei einer Depression folgende Veränderungen nachweisbar:
1. Im Hippocampus: Neurodegeneration mit Apoptose durch steroidbedingte Veränderungen
(Lucassen et al. 2001); das Hippocampusvolumen ist verringert.
2. Im Hypothalamus: Vermehrung CRH-exprimierender Neurone, Erhöhung des LiquorCRH (Raadsheer 1994, Nemeroff et al. 1992).
3. In der Hypophyse: Gesteigerte ACTH-Sekretion (es kommt zwar durch die chronische
Überstimulierung mit CRH zu einer Down-Regulation, diese ist aber unzureichend).
Hypophysenvergrößerung (Krishnan et al. 1991).
4. In der Nebennierenrinde: Erhöhte Cortisolfreisetzung. Gestörtes circadianes und pulsatiles
Sekretionsmuster mit zu langen und häufigen Pulsen sowie einem abgeflachten circadianen
Rhythmus auf insgesamt höherem Niveau mit erhöhtem Cortisolnadir und verfrühtem
morgendlichen Cortisolanstieg (Sachar et al. 1973; Jarrett 1983).
Nach neueren Untersuchungen scheint es wahrscheinlich, dass die Veränderungen der HPAAchse bei Depression durch eine Dysfunktion der Glukokortikoidrezeptoren zustande kommt
(Übersicht bei McQuade 2000). Die dadurch gestörte negative Rückkopplung führt zu einer
23
Theoretische Grundlagen
Erhöhung von CRH und Cortisol. Zusätzlich sind die Mineralkortikoidrezeptoren vermindert.
(Übersicht bei Steckler 1999).
Die biochemischen Interaktionen der HPA-Achse sind vielfältig.
GR-vermittelte Signale beeinflussen z.B. auch intrazelluläre Signalwege, wie den cAMPPKA-CREB-BDNF-Pfad (siehe auch Kapitel 1.2.1.). So verhindern Glucokortikoide die
Phosphorilierung von CREB in CRH-Neuronen, die zur Weitervermittlung des Signals
notwendig ist (Legradi et al. 1997). Die verminderte GR-Aktivität stellt demnach kein
Resultat der veränderten cAMP/PKA-Wirkung dar, vielmehr scheinen Glukokortikoide für
die Störungen der PKA-vermittelten CREB-Erhöhung verantwortlich zu sein (Holsboer
2000).
Zusätzlich hat das HPA-System direkten Einfluss auf neuronale Strukturen des ZNS. Für das
CRH konnten Interaktionen mit Neurotransmittern wie NA und Serotonin nachgewiesen
werden (Ruggiero et al. 1999 ) – zwei Monoaminsysteme, die auch bei Stress eine wichtige
Rolle spielen. Stress fördert die Freisetzung von Cortisol. Frühe Kindheitserlebnisse, die mit
Stress einhergehen, und eine genetische Disposition scheinen zu einer Entwicklung von
Reaktionsmustern der HPA-Achse zu führen, die eine Depressionsentstehung begünstigen.
Die Variationsbreite bei Gesunden ist allerdings sehr groß (Nugent 1960).
Dexamethason führt als Steroid über die negative Rückkopplung zu einer Unterdrückung der
endogenen Cortisolproduktion. Dieser Dexamethason-Suppressions-Test fällt bei über 50 %
der depressiven Patienten pathologisch aus, d.h. die Cortisolfreisetzung ist nach
Dexamethasongabe nicht entsprechend vermindert. Bei diesen Patienten kommt es, im
Vergleich zu depressiven Patienten mit normalem DST, auch zu einer signifikant höheren
Ausschüttung von Cortisol nach ACTH-Infusion. Somit ist die Feedbackkontrolle für Cortisol
bei manchen Patienten auf mehreren Ebenen gestört. Die DST-Non-Suppression wird aber
auch bei 5 % -10 % klinisch unauffälliger Personen beobachtet (Stokes et al. 1984).
Nach dem Abklingen einer Depression normalisiert sich die HPA-Funktion wieder
größtenteils bis vollständig. Patienten mit weiterhin erhöhten Cortisolwerten sind vermehrt
rückfallgefährdet (Greden 1980).
24
Theoretische Grundlagen
In Abbildung 1.4.2. werden die pathophysiologischen Zusammenhänge der HPA-Achse und
der Depression schematisch vereinfacht dargestellt.
Abbildung 1.4.2.: Modellvorstellung des Zusammenhangs zwischen HPA-Überfunktion und
Depression (modifiziert nach Stokes 1995)
Nicht alle Patienten mit einer Depression haben eine gestörte HPA-Funktion. Dies deutet
erneut auf die heterogene Ätiologie dieser Erkrankung hin. Trotzdem spielt die HPA-Achse
bei der Depression, wie aus oben Genanntem hervorgeht, eine wichtige Rolle. Es ist noch
unklar, in welchem Ausmaß die HPA-Überfunktion ursächlich an der Depressionsentstehung
mitbeteiligt ist, denn gleichzeitig kann der Hypercortisolismus eine Folge der depressiven
Störung darstellen.
25
Theoretische Grundlagen
1.4.3. Schlafendokrinologie und Depression
Zwei Hormonsysteme sind wesentlich an der Schlafregulation beteiligt:
1. Das HPA-System (s.o.)
2. Das somatotrope System: Das Growth-Hormone-Releasing-Hormon (GHRH) im
Hypothalamus fördert die Freisetzung des Wachstumshormons (Growth-Hormone = GH)
aus dem Hypophysenvorderlappen; Somatostatin (Somatotropin-Releasing-InhibitingFactor = SRIF) hemmt die GH-Sekretion.
CRH, GHRH und Somatostatin sind nicht nur übergeordnete Hormonpeptide, sondern haben
zusätzlich Einfluss auf das Verhalten und den Schlaf (Ehlers et al. 1986; Obál et al. 1988).
Das Verhältnis von CRH zu GHRH spielt dabei eine Schlüsselrolle für die Schlafregulation.
Zu Beginn der Nacht tritt, in enger Relation zum Schlafbeginn, das Maximum der
GHRH/GH-Sekretion auf. Im Verlauf der Nacht sinkt die Wachstumshormonkonzentration
deutlich ab. Die Cortisolsekretion verläuft invers dazu. Daraus folgt, dass in der ersten
Nachthälfte der Einfluss von GHRH überwiegt und in den frühen Morgenstunden das CRH
dominiert.
Bei jungen gesunden Probanden führt die pulsatile Gabe von CRH zu einer Reduktion des
Tiefschlafs, einer verminderten GH-Sekretion und einer vermehrten Cortisolausschüttung
(Holsboer et al. 1988). Die pulsatile Verabreichung von GHRH bewirkt das Gegenteil: Der
Tiefschlaf sowie die GH-Freisetzung nehmen zu, während die Cortisolsekretion gehemmt
wird (Steiger et al. 1992, Marshall et al.1996). Dieser Einfluss auf die Schlafarchitektur ist
nicht Folge der peripheren Hormonantwort. Vielmehr führt Cortisol selbst, bei pulsatiler
Gabe, zu einer Zunahme des Tiefschlafs und der GH-Freisetzung; bei GH-Applikation wird
dagegen der Tiefschlaf unterdrückt. Dies lässt sich am ehesten durch die negative
Rückkopplung erklären: Cortisol hemmt die Freisetzung von CRH und fördert somit den
Einfluss von GHRH, während das GH die GHRH-Sekretion vermindert und folglich das CRH
überwiegt (Übersicht bei Steiger 1995).
Insgesamt ist der circadiane Rhythmus von Cortisol von der Schlafarchitektur im
wesentlichen unabhängig: Bei der sogenannten „Jet-lag-Studie“ dauerte es nach einem
Transatlantikflug ca. zwei Wochen bis die Cortisolsekretion wieder an den Schlaf-WachRhythmus adaptiert war (Desir et al. 1987).
26
Theoretische Grundlagen
Das Wachstumshormon steht in enger Relation zum Schlaf. Dieser Zusammenhang kann
durch das GHRH erklärt werden, da dieses sowohl die GH-Sekretion als auch den Tiefschlaf
fördert.
Bei einer Depression kommt es zu Veränderungen der schlafendokrinologischen Aktivität.
Das Gleichgewicht zwischen CRH und GHRH ist zugunsten von CRH verschoben (siehe
auch Abbildung 1.4.3.). Wahrscheinlich hemmt die Überaktivität des CRH die Wirksamkeit
des GHRH (Steiger et al. 1994). Die Folge sind eine verminderte GH-Sekretion und ein
Hypercortisolismus (Voderholzer et al. 1993; Steiger et al. 1992). Der Schlaf ist
oberflächlicher, fraktionierter und die REM-Latenz ist verkürzt.
Abbildung 1.4.3.: Hypothese zur Rolle der
Neuropeptide CRH, GHRH und Somato-statin
in der Schlafregulation bei gesunden jüngeren
und älteren Probanden und bei Patienten mit
Depression (nach Steiger et al. 1994).
Im Alter nimmt die GH-Sekretion deutlich ab. Für das Cortisol besteht weiterhin ein
zirkadianer Rhythmus. Zwar ist Amplitude dabei abgeflacht, dafür sind die nächtlichen
Cortisolkonzentrationen leicht erhöht und das morgendliche Maximum wird früher erreicht
(Ferrari et al. 2001; Linkowski et al. 1985). Zusätzlich gibt es Hinweise dafür, dass
Somatostatin bei älteren Personen ebenfalls zu Schlafstörungen führt (Steiger et al. 1992).
27
Theoretische Grundlagen
Somit liegt sowohl bei einer Depression (CRH erhöht) als auch im Alter (GHRH vermindert)
ein gleichsinnig verändertes Verhältnis von CRH und GHRH vor. Bei älteren Patienten mit
einer depressiven Störung kommt es womöglich durch diesen synergistischen Effekt zu einer
Verstärkung der Schlafstörungen.
Die Veränderung des CRH/GHRH-Verhältnisses scheint wesentlich an der Pathophysiologie
der Schlafstörung bei Depression und im Alter beteiligt sein (Übersicht bei Steiger et al.
1995).
1.4.4. Einfluss von Antidepressiva auf die HPA-Achse
Antidepressiva haben deutlichen Einfluss auf die Hormonsysteme. Vorklinische und klinische
Studien haben gezeigt, dass verschiedene antidepressive Therapien (TCA, SSRI, RIMA und
die ECT) zu einer Erhöhung der Glukokortikoid- (und Mineralkortikoid-) Rezeptorendichte
führen. (Okugawa 1999; Übersicht bei McQuade 2000). Die Biosynthese der Rezeptoren wird
vor allem durch das serotonerge System und geringer auch durch noradrenerge, cholinerge
und dopaminerge Transmitter beeinflusst. Aber auch Neuropeptide wie ACTH und
Vasopressin spielen bei der Rezeptorregulation eine Rolle (Übersicht bei Budziszewska
1994). Durch die Hochregulierung der Glukokortikoidrezeptoren aufgrund der antidepressiven Medikation wird die normale negative Rückkopplung wieder hergestellt. Dadurch
wird die Überfunktion der HPA-Achse gebremst und die Funktion dieses Hormonsystems
kann sich normalisieren (Barden 1999).
Ferner hemmen AD (in vitro) die cortisolvermittelte Gentranskription in Abhängigkeit von
der Dosis und Dauer der Medikation (Budziszewska 2000). Reul et al. (1994) zeigten, dass
unter Moclobemid neben der Hochregulation der GR und MR auch die Bindungskapazität für
CRH abnahm. Diese verschiedenen Einflüsse von Moclobemid auf die HPA-Achse führten zu
einer signifikant verminderten Reaktion der HPA-Achse auf Stress.
Die Normalisierung der Hormon- und Transmittersysteme durch eine AD-Therapie ist
wahrscheinlich die Vorraussetzung für eine stabile Remission der Depression. Vor allem eine
normale HPA-Funktion scheint für die klinische Besserung der Symptomatik von Bedeutung
zu sein (Übersicht bei Steckler 1999).
Insgesamt liegt die Vermutung nahe, dass ein Wirkmechanismus der Antidepressiva in der
Normalisierung neuroendokriner Systeme besteht.
28
Theoretische Grundlagen
1.5. Fragestellung
Die Depression ist eine häufige Erkrankung, die unter anderem mit Schlafstörungen und
Veränderungen endokriner Funktionen einhergeht. Eine antidepressive Therapie hat neben
dem stimmungsaufhellenden Effekt auch Auswirkungen auf diese Parameter.
Befloxaton ist ein neuer selektiver MAO-A-Hemmer. Bisherige Studien zeigten, dass
Befloxaton die MAO-A potenter hemmt als Vergleichssubstanzen. Die antidepressive
Wirkung ist mit anderen AD vergleichbar. Nach bisherigen Untersuchungen ist das
Nebenwirkungsprofil günstig.
In unserer Phase-1-Studie erhielten fünfzehn gesunde Probanden Befloxaton in der Dosierung
von 5 mg, 10 mg und 20 mg sowie Imipramin 75 mg. Die Untersuchung wurde randomisiert,
doppelblind und mit Placebo-Kontrolle durchgeführt.
Das Ziel dieser Studie war, die Auswirkung von Befloxaton im Vergleich zu Imipramin auf
1. subjektive Schlafparameter
2. Speichelcortisolspiegel
3. den Nachtschlaf
4. die Tagesmüdigkeit
zu untersuchen.
In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss des Befloxatons auf subjektive Schlafparameter
und auf den Cortisolspiegel besprochen.
29
Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1. Medikamente
Folgende Medikamente wurden bei dieser Phase I -Studie doppelblind verabreicht:
1. Befloxaton (in der Dosierung von 5 mg, 10 mg und 20 mg)
INN-Name:
3-(4-(4,4,4-trifluoro-3(R)-hydroxybutoxy)phenyl)-5(R)-methoxymethyl-2-oxazolidinon
2. Imipramin (75 mg)
INN-Name: 5-(3-Dimethylaminopropyl)-10,11-dihydro-5H-dibenz[b,f]azepin
3. Placebo
Die Medikamente lagen als einzeln in Blistern verpackte Kapseln vor; es handelte sich um
Produkte der Firma Synthelabo Recherche.
2.2.
Probanden
2.2.1.
Probandenkollektiv
An der Studie nahmen insgesamt 16 gesunde Männer im Alter zwischen 23 und 35 Jahren
teil. Die subjektive Schlafqualität wurde bei allen Probanden gemessen. Die Speichelcortisolmessung kam erst im Verlauf der Studie in das Studienprotokoll, so dass das Cortisol nur bei
zehn der sechzehn Probanden bestimmt wurde.
Vor Beginn der Studie wurde eine ausführliche Anamnese und eine allgemeine körperliche
Untersuchung durchgeführt. Die weitere Diagnostik beinhaltete ein Routinelabor, ein
Drogenscreening im Urin, ein EKG sowie ein EEG. Zum Ausschluss von Schlafstörungen
und zur Beurteilung von Schlafgewohnheiten wurde der Pittsburgher Schlafqualitätsindex
(PISQUI) verwendet (siehe auch Tabelle 2.1.).
Nach einem Gespräch, bei dem die Probanden Informationen über den Ablauf und mögliche
Risiken der Studie erhielten, wurde eine schriftliche Einwilligung der Probanden eingeholt.
Ein Proband musste wegen Extrasystolen, die schon in der Screening-Nacht aufgetreten
waren, ausgeschlossen werden. In der ersten Verum-Nacht zeigte sich keine Zunahme der
Extrasystolie, so dass diese nicht auf die Medikation zurückzuführen war.
30
Material und Methoden
Wie geplant beendeten 15 Probanden die Studie vollständig.
Alter
Probandenkollektiv zur Ermittlung Probandenkollektiv zur Ermittlung
der Schlafparameter (n = 15)
der Speichelcortisolwerte (n = 10)
M
SD
M
SD
27.2 Jahre
3.85 Jahre
27.2 Jahre
3.8 Jahre
Größe
180.5 cm
4.9 cm
179.9 cm
5.3 cm
Gewicht
75.7 kg
7.6 kg
74.5 kg
7.2 kg
PISQUI
3.27
1.39
3.0
1.48
PISQUI = Pittsburgher Schlafqualitätsindex (Buysse et al. 1989)
Tabelle 2.1.: Allgemeine Daten des Probandenkollektivs, Mittelwerte (M) und Standard-abweichungen
(SD)
2.2.2. Ein- und Ausschlusskriterien
Die folgenden Kriterien mussten vor der Studienteilnahme von den Probanden erfüllt, bzw.
bei den Probanden ausgeschlossen werden:
1. Einschlußkriterien:
• männlich
• Alter 18 bis 35 Jahre
• weniger als 15 % Abweichung vom Idealgewicht (nach den Tabellen der Metropolitan
Insurance)
• in der klinischen Untersuchung: Normale Werte für Puls und Blutdruck, kein Abfall des
systolischen Blutdrucks um mehr als 25 % nach dem Aufstehen aus liegender Position.
Unauffälliges EKG
• Normale Werte im Routinelabor (Nieren-, Leber-, Gerinnungsparameter, Elektrolyte),
ferner negative Hbs-Ag, HIV- und HCV-Serologie
• unterschriebene Einverständniserklärung
2. Ausschlußkriterien:
• Medikamententherapie
• bekannte Allergie
• Psychiatrische Erkrankungen oder positive Familienanamnese für psychiatrische
Erkrankungen
• Raucher (>10 Zigaretten / Tag)
31
• Kardiovaskuläre,
renale,
gastrointestinale,
hämatologische Vorerkrankungen
Material und Methoden
neurologische,
endokrinologische,
oder Hinweise auf eine akute oder chronische
Erkrankung sowie abnorme Laborwerte
• Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, positives Drogenscreening im Urin
• Neigung zu Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit oder Erbrechen
• Schlafstörungen, abnorme Schlafgewohnheiten, Schichtarbeit, Zeitzonenwechsel in den
letzten 2 Monaten
• kein Verzicht auf starke körperliche Anstrengung 15 Tage vor Studienbeginn bis zum
Studienabschluss
• Teilnahme an einer Medikamentenstudie oder Einnahme von Medikamenten, welche die
Leberenzyme beeinflussen oder Vollnarkose in den 3 Monaten vor Studienbeginn
• Übermäßiger Kaffee- oder Teekonsum
• Blutspende innerhalb der letzten 3 Monate
2.3. Studienablauf
2.3.1. Genehmigung der Studie
Das Protokoll der Studie wurde vor Beginn von der Ethik-Kommission der Medizinischen
Fakultät der Universität Freiburg geprüft und mit dem Schreiben vom 20.12.1994 genehmigt.
2.3.2. Studiendesign
Die Studie wurde im Schlaflabor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Freiburg
durchgeführt.
Jeder Proband durchlief ein Screening (s.u.) und fünf Perioden (I-V), wobei die Periode I
spätestens zwei Wochen nach der Sreening-Nacht beginnen durfte. Die Perioden fanden in
einwöchigen Abständena statt und bestanden jeweils aus einem Tag 0 (Adaptation) und
einem darauffolgendem Tag 1 (Verumnacht und -tag). In jeder Periode wurde doppelblind
eine Kapsel verabreicht, die entweder Placebo, 5 mg Befloxaton, 10 mg Befloxaton, 20 mg
Befloxaton oder 75 mg Imipramin enthielt. Zunächst folgt eine stichwortartige Zusammenfassung der Untersuchungen im zeitlichen Zusammenhang. Nähere Erläuterungen zu den
einzelnen Untersuchungen finden sich im Kapitel Datenerfassung.
a
bei Proband Nr. 6 verschob sich wegen einer Erkältung der Zeitplan nach Periode I um zwei Tage
nach hinten.
32
Material und Methoden
Screening:
23:00 Uhr Polysomnographie, nur beim Screening wurden zusätzlich verwendet:
Atemgurte (Messung der Brust- und Bauchatmung), Atemsensor vor Mund und
Nase, Pulsoximeter am Finger und Elektromyogramm (EMG) des M. tibialis ant.
07:00 Uhr Aufstehen, Schlaffragebogen-A (SF-A)
09:00 Uhr Visuelle Analogskala, Multipler Schlaflatenztest (MSLT) 1 (09:00-09:20 Uhr)
11:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 2 (11:00-11:20 Uhr)
13:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 3 (13:00-13:20 Uhr)
15:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 4 (15:00-15:20 Uhr)
Ablauf einer Periode:
Tag 0 (Adaptation)
23:00 Uhr - 07:00 Uhr Polysomnographie ohne Ableitung
Tag 1 (Verum)
18:00 Uhr Abendessen (standardisiert)
Anamnese und körperliche Untersuchung des Probanden durch einen Arzt
20:00 Uhr Erste Speichelcortisolmessung
Blutdruckmessung nach 10 min. Liegen und nach dem Aufstehen
21:00 Uhr Zweite Speichelcortisolmessung, danach Blutentnahme (Medikamentenspiegel),
anschließend Medikation
22:00 Uhr Dritte Speichelcortisolmessung
23:00 Uhr Vierte Speichelcortisolmessung; Beginn der Polysomnographie (23:00-7:00 Uhr)
07:00 Uhr Aufstehen; SF-A
08:00 Uhr Fünfte Speichelcortisolmessung; Blutentnahme (Medikamentenspiegel und
Routinelabor; Frühstück; EKG
09:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 1 (09:00-09:20 Uhr)
11:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 2 (11:00-11:20 Uhr)
13:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 3 (13:00-13:20 Uhr)
15:00 Uhr Visuelle Analogskala, MSLT 4 (15:00-15:20 Uhr)
Ferner wurden die Probanden nach dem Auftreten von Nebenwirkungen gefragt.
33
Material und Methoden
2.4. Datenerfassung
2.4.1. Schlaffragebogen-A (SF-A)
Die subjektive Schlafqualität wurde mit dem SF-A von Görtelmeyer (1985) ermittelt.
Jeder Proband beantwortete 6 SF-A (einen nach der Screening-Nacht und 5 nach den
Verumnächten). Die Fragebögen wurden jeweils um 07:00 Uhr gleich nach dem Aufstehen
ausgefüllt.
Der SF-A dient zur Selbstbeurteilung bestimmter Tagesereignisse, von Schlafgewohnheiten
sowie der Schlafqualität und der Befindlichkeit vor dem Schlafengehen und am Morgen nach
dem Aufwachen. Die Beurteilung bezieht sich auf den Vorabend, die letzte Nacht und den
Zeitpunkt der Beantwortung. Der Fragebogen soll unmittelbar nach dem Aufstehen
beantwortet werden.
Der SF-A umfasst 22 Fragen zu biographischen Daten, Vortagsereignissen, Zeitschätzungen
(Einschlaflatenz, Dauer nächtlicher Schlafunterbrechungen, etc.), neuropsychologischen
Phänomenen in der Schlafphase, zur Schlafqualität, zu Aspekten des Erholtseins nach dem
Schlaf sowie zur Befindlichkeit am Vorabend.
Die Auswertung erfolgt durch die Berechnung von Faktorenwerten. Dazu wurden zur
Gleichgewichtung der Items die Itemskalen auf ein fünfstufiges Niveau gebracht, so dass die
Faktorenwerte zwischen 1.0 und 5.0 liegen.
Folgende Faktorenwerte können ermittelt werden (in Klammern ist die Anzahl der Items, die
den Faktor markieren, darunter die Bedeutung des maximal, bzw. minimal zu erreichenden
Wertes):
SQ
= Schlafqualität (9, mind.7 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr gute SQ; 1.0 = sehr schlechte SQ
GES
= Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (8, mind. 6 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr gut erholt; 1.0 = gar nicht erholt
PSYAA
= Psychische Ausgeglichenheit am Abend (5, mind. 4 Items)
Faktorenwert 5.0 = ausgeglichen; 1.0 = sehr unausgeglichen
PSYEA
= Psychische Erschöpftheit am Abend (5, mind.4 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr erschöpft; 1.0 = gar nicht erschöpft
PSS
= Psychosomatische Symptome in der Schlafphase (5, mind. 4 Items)
Faktorenwert 5.0 = viele psychosomatische Symptome; 1.0 = keine
psychosomatischen Symptome
34
Material und Methoden
Die Gesamtschlafdauer berechnet sich aus den Angaben in Frage 13 (Aufwachzeit) minus
Angabe in Frage 1 (Einschlafzeit).
Für die Reliabilität des SF-A (siehe CIPS 1996) wurde die Konsistenz der Faktorensummen
nach Hoyt berechnet. Es ergaben sich folgende Koeffizienten:
SQ: 0.89, GES: 0.91, PSYAA: 0.87, PSYEA: 0.80, PSS: 0.41
Der SF-A erfüllt die üblichen Gütekriterien.
Ein SF-A sowie die Aufschlüsselung der Berechnung der einzelnen Faktorenwerte sind im
Anhang aufgeführt.
2.4.2. Cortisolbestimmung im Speichel
Die Speichelcortisolgewinnung fand in jeder Periode am Tag 1 um 20:00, 21:00, 22:00, 23:00
und 08:00 Uhr statt. Da Blutentnahmen zu einer Cortisolfreisetzung führen können (Rose u.
Hurst 1975; Hubert u. Nieschlag 1986) wurden diese im Anschluss an die Speichelgewinnung
um 21:00 und 08:00 Uhr vorgenommen.
Der Speichelgewinnung diente die Salivette der Firma Saarstedt, die eine sterilisierte
Watterolle enthält. Für die Speichelsammlung wird diese Watterolle für ca. 30 sec in den
Mund genommen und dann in das Salivettenröhrchen zurückgegeben. Anschließend wurden
die Speichelproben bei minus 20 °C eingefroren.
Eine eventuelle Absorptionsfähigkeit der Watterollen für Cortisol wurde überprüft und
ausgeschlossen (Hubert u. Nieschlag 1986).
Die Bestimmung der Speichelcortisolwerte fand im Labor der Universität Trier unter der
Leitung von Dr. C. Kirschbaum statt. Verwendet wurde der zeitverzögerte FluoreszenzImmunoassay, ein sensitiver Radioimmunoassay.
2.4.3. Polysomnographie
In den Verumnächten wurde eine Polysomnographie durchgeführt. Dazu wurden Elektroden
aufgeklebt, die der Ableitung eines Elektroencephalogramms (EEG), Elektrookulogramms
(EOG) sowie eines Elektromyogramms (EMG) dienten. Auch in den Adaptationsnächten
wurden die Elektroden aufgeklebt, um die Probanden an diese zu gewöhnen, es erfolgte
jedoch keine Aufzeichnung.
Mit Hilfe der Polysomnographie wurden objektive Schlafparameter, unter anderem die
Schlafstadien 1-4, REM-Schlaf und die Schlafeffizienz ermittelt.
Die Polysomnographie ist Thema der Dissertationsarbeit von Salome Melcher und wird in der
vorliegenden Arbeit nicht näher erläutert.
35
Material und Methoden
2.4.4. Multipler Schlaflatenztest (MSLT) und visuelle Analogskala
An den Verum-Tagen wurden um 09:00, 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr für jeweils 20 min.
Schlafableitungen vorgenommen, um die Tagesmüdigkeit zu überprüfen. Eine visuelle
Analogskala (müde - wach) diente vor jeder Ableitung der subjektiven Selbsteinschätzung der
Müdigkeit.
Diese Untersuchungen sind Thema der Dissertation von Isabel Fernandez-Weigel, so dass
darauf an dieser Stelle nicht mehr näher eingegangen wird.
2.4.5. Blutentnahme
Die Blutabnahmen erfolgten jeweils um 21:00 Uhr vor Medikation und um 08:00 Uhr des
folgenden Morgens.
Zur Medikamentenspiegelbestimmung dienten Li-Heparin-Röhrchen. Diese wurden nach der
Blutentnahme für 10 min. bei + 4 °C und 3000 Umdrehungen/min. zentrifugiert. Das so
gewonnene Plasma wurde bei minus 20 °C eingefroren. Nach Abschluss der Studie erfolgte
die Bestimmung des Medikamentenspiegels durch Synthelabo Rechereche (Paris).
Morgens
wurde
zusätzlich
ein
Routinelabor
(Elektrolyte,
Leber-,
Nieren-
und
Gerinnungsparameter) abgenommen. Die Bestimmung dieser Laborparameter erfolgte im
Zentrallabor der Universitätsklinik Freiburg.
Alle verwendeten Blutentnahme-Röhrchen waren Produkte der Firma Saarstedt.
2.5. Statistik
Die deskriptive Statistik wurde anhand von Mittelwerten und Standardabweichungen
durchgeführt.
Für die subjektiven Schlafparameter erfolgte eine Varianzanalyse für Messwiederholungen.
Im Anschluss wurden mit dem SAS-Programm Kontraste für die verschiedenen Bedingungen
Placebo, Befloxaton und Imipramin berechnet. Die Ergebnisse wurden nach Bonferroni-Holm
alpha-adjustiert.
Für die Speichelcortisolkonzentration zu den verschiedenen Messzeiten wurde ein t-Test mit
paarweisem Vergleich für verbundene Stichproben unter den verschiedenen Bedingungen
Placebo, Befloxaton und Imipramin durchgeführt.
Das Signifikanzniveau wurde für alle Testungen auf p < 0,05 angesetzt.
36
Ergebnisse
3. Ergebnisse
In dem folgenden Kapitel werden zunächst die Auswertungen der subjektiven
Schlafparameter (3.1.) beschrieben, dann folgen die Ergebnisse der Speichelcortisolmessungen (3.2.).
3.1. Ergebnisse der subjektiven Schlafparameter
Die subjektiven Schlafparameter wurden mit Hilfe des Schlaffragebogen-A (SF-A) erhoben.
Dieser wurde nach jeder Verum-Nacht (Medikation mit Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg, 20
mg oder Imipramin 75 mg um 21:00 Uhr des Vorabends) direkt nach dem Aufstehen (7:00
Uhr: „Weckzeit“) von den Probanden ausgefüllt (n = 15). Einmal wurde das Ausfüllen des
SF-A versäumt, so dass bei Imipramin die Fallzahl nur n = 14 beträgt.
Folgende Faktoren wurden durch den Schlaffragebogen ermittelt:
-Schlafqualität (SQ),
-Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (GES),
-psychische Ausgeglichenheit am Abend (PSYAA),
-psychische Erschöpftheit am Abend (PSYEA),
-psychosomatische Symptome in der Schlafphase (PSS)
unter Placebo, Befloxaton (5 mg, 10 mg, 20 mg) und Imipramin 75 mg.
Die Mittelwerte und Standardabweichungen der subjektiven Schlafparameter unter den
Bedingungen Placebo, Befloxaton und Imipramin sind in Tabelle 3.1. (siehe auch Abbildung
3.1.) dargestellt.
37
Ergebnisse
Tabelle 3.1..: Schlaffragebogen-A (SF-A): Subjektive Schlafparameter. Mittelwerte (M) und
Standardabweichung (SD), n = 15
Placebo
Befloxaton 5mg
Befloxaton 10mg
Befloxaton 20mg
SQ
GES
PSYAA
PSYEA
PSS
M
3,77
3,35
3,84
2,33
1,31
SD
0,588
0,631
0,633
0,584
0,328
M
4,00
3,65
4,15
2,04
1,41
SD
0,479
0,732
0,558
0,442
0,410
M
3,89
3,39
4,17
2,13
1,37
SD
0,653
0,624
0,399
0,488
0,310
M
3,56
3,22
3,83
2,35
1,60
SD
0,811
0,564
0,590
0,481
0,555
2,99
2,85
3,61
2,31
1,76
0,800
0,698
0,649
0,641
0,496
Imipramin 75mg a M
SD
Die Auswertung der Daten erfolgte anhand einer Varianzanalyse (ANOVA) für die Faktoren
Proband und Medikament. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3.2. aufgeführt.
Bei der ANOVA wurden die Mittelwerte der verschiedenen subjektiven Schlafparameter
unter den Bedingungen Placebo, Befloxaton und Imipramin miteinander verglichen. Für die
SQ (p = 0,0001), das GES (p = 0,0009), die PSYAA (p = 0,0060) und die PSS (p = 0,0078)
ergaben sich signifikante Unterschiede. Das bedeutet, dass sich die verschiedenen
Medikamente signifikant im Einfluss auf diese subjektiven Schlafparameter unterscheiden.
Für die PSYEA wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt.
Tabelle 3.2.: Schlaffragebogen-A: Subjektive Schlafkennwerte, ANOVA
Probanden df =14
a
Faktor Medikament df = 4
F-Wert
p-Wert
F-Wert
p-Wert
SQ
4.64
0.0001
9.53
0.0001
GES
4.29
0.0001
5.47
0.0009
PSYAA
4.37
0.0001
4.05
0.0060
PSYEA
3.34
0.0007
1.43
0.2356
PSS
4.47
0.0001
3.86
0.0078
n = 14
38
Ergebnisse
Im Anschluss an die ANOVA wurden die Ergebnisse für die verschiedenen Medikamente
paarweise miteinander verglichen (SAS-Programm: Darstellung von Kontrasten). Die dadurch
ermittelten Werte wurden nach Bonferroni-Holm alpha-adjustiert.
Die Abbildung 3.1. zeigt eine Übersicht über alle subjektiven Schlafkennwerte. Signifikante
Unterschiede bei den subjektiven Schlafparametern im paarweisen Vergleich der
Medikamente gab es nur gegenüber Imipramin (siehe auch Tabellen 3.3. – 3.8. und
Abbildungen 3.2.- 3.7.).
Schlaffragebogen-A
Schlafkennwerte: Mittelwerte und Standardabweichungen
n = 15
5
* *
*
4
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
Beflox 20 mg
Imipramin1 1
* *
*
*
*
*
3
2
*
1
0
SQ
GES
PSYAA
PSYEA
PSS
signifikantgegenüber
gegenüberImipramin
Imipramin
* == Signifikant
1
1
bei Imipramin n = 14
Abbildung 3.1: Schlaffragebogen-A: Subjektive Schlafkennwerte; Mittelwerte und Standardabweichungen. SQ = Schlafqualität, GES = Gefühl des Erhholtseins nach dem Schlaf, PSYAA =
Psychische Ausgeglichenheit am Abend, PSYEA = Psychische Erschöpftheit am Abend, PSS =
Psychosomatische Symptome in der Schlafphase
Im Anschluss werden die Effekte der unterschiedlichen Medikation auf jeden subjektiven
Schlafparameter einzeln dargestellt.
39
Ergebnisse
Die Schlafqualität (Faktorenwert 5 = sehr gute SQ, 1 = sehr schlechte SQ) war unter der
Medikation mit Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg und Befloxaton 20 mg
signifikant besser (siehe Tabelle 3.3. und Abbildung 3.2.) als nach Imipramingabe.
Die beste Schlafqualität wurde nach der Einnahme von Befloxaton 5 mg erreicht. Zudem war
die SQ tendenziell (p = 0,1002) besser unter Befloxaton 5 mg im Vergleich zu Befloxaton 20
mg.
Tabelle 3.3: Schlafqualität (SQ). Paarweiser Vergleich: p-Werte, bei signifikantem p-Wert alphaAdjustierung nach Bonferroni-Holm (in Klammern) in Fettdruck.
SQ
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0,2546
0,6020
0,1936
BEF 5 mg
0,2546
-
0,5334
BEF 10 mg
0,6020
0,5334
-
0,0167
(0,1002)
0,0711
BEF 20 mg
0,1936
0,0711
-
IMI 75 mg
0,0001
(0,0010)
0,0167
(0,1002)
0,0001
(0,0010)
0,0001
(0,0010)
0,0029
(0,0203)
0,0001
(0,0010)
0,0001
(0,0010)
0,0001
(0,0010)
0,0029
(0,0203)
-
Placebo
Schlafqualität
5
4
*
*
*
*
3
2
1
0
Placebo
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
* = Signifikant gegenüber Imipramin
Abbildung 3.2.: SF-A: Schlafqualität. Mittelwerte und Standardabweichungen unter der Bedingung
Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg, Befloxaton 20 mg und Imipramin
75 mg
40
Ergebnisse
Das Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (Faktorenwert 5 = sehr gut erholt, 1 = sehr
schlecht erholt) war unter der Medikation mit Placebo, Befloxaton 5 mg und Befloxaton 10
mg signifikant besser (siehe Tabelle 3.4. und Abbildung 3.3.) als nach Imipramingabe.
Am besten erholt fühlten sich die Probanden nach der Verabreichung von Befloxaton 5 mg.
Tabelle 3.4: Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (GES): Paarweiser Vergleich: p-Werte, bei
signifikantem p-Wert alpha-Adjustierung nach Bonferroni-Holm (in Klammern) in Fettdruck.
GES
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0,1684
0,8261
0,5284
BEF 5 mg
0,1684
-
0,2450
BEF 10 mg
0,8261
0,2450
-
0,0472
(0,2832)
0,3961
BEF 20 mg
0,5284
0,3961
-
IMI 75 mg
0,0029
(0,0232)
0,0472
(0,2832)
0,0001
(0,0010)
0,0016
(0,0144)
0,0157
(0,1099)
0,0029
(0,0232)
0,0001
(0,0010)
0,0016
(0,0144)
0,0157
(0,1099)
-
Placebo
Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf
5
4
*
*
*
3
2
1
0
Placebo
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
* = Signifikant gegenüber Imipramin
Abbildung 3.3.: SF-A: Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf. Mittelwerte und Standardabweichungen unter der Bedingung Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg, Befloxaton 20 mg
und Imipramin 75 mg
41
Ergebnisse
Die psychische Ausgeglichenheit am Abend (Faktorenwert 5 = ausgeglichen, 1 = sehr
unausgeglichen) wurde unter der Medikation mit Befloxaton 5 mg und Befloxaton 10 mg
signifikant besser bewertet (siehe Tabelle 3.5. und Abbildung 3.4.) als nach Imipramingabe.
Die größte abendliche Ausgeglichenheit wurde nach der Einnahme von Befloxaton 10 mg
angegeben.
Tabelle 3.5: Psychische Ausgeglichenheit am Abend (PSYAA): Paarweiser Vergleich: p-Werte, bei
signifikantem p-Wert alpha-Adjustierung nach Bonferroni-Holm (in Klammern) in Fettdruck.
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0,0611
0,9821
0,2216
BEF 5 mg
0,0611
-
0,0348
(0,2640)
0,8016
0,0582
BEF 10 mg
0.8016
-
BEF 20 mg
0,0348
(0,2640)
0,9821
0,0582
IMI 75 mg
0,2216
0,0030
(0,0270)
0,0330
(0,2640)
0,0014
(0,0140)
0,0330
(0,2640)
-
0,0030
(0,0270)
0,0014
(0,0140)
0,2298
0,2298
-
Placebo
Psychische Ausgeglichenheit am Abend
5
*
4
*
3
2
1
0
Placebo
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
* = Signifikant gegenüber Imipramin
Abbildung 3.4.: SF-A: Psychische Ausgeglichenheit am Abend. Mittelwerte und Standardabweichungen unter der Bedingung Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg, Befloxaton 20 mg
und Imipramin 75 mg
42
Ergebnisse
Die psychische Erschöpftheit am Abend (Faktorenwert 5 = sehr erschöpft, 1 = nicht
erschöpft) zeigte keine signifikanten Unterschiede (siehe Tabelle 3.6. und Abbildung 3.5.) im
paarweisen Medikamentenvergleich.
Tabelle 3.6: Psychische Erschöpftheit am Abend (PSYEA): Paarweiser Vergleich: p-Werte.
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0,0773
0,2202
0,8766
0,7801
BEF 5 mg
0,0773
-
0,5775
0,0555
0,1443
BEF 10 mg
0,2202
0,5775
-
0,1683
0,3550
BEF 20 mg
0,8766
0,0555
0,1683
-
0,6666
IMI 75 mg
0,7801
0,1443
0,3550
0,6666
-
Placebo
Psychische Erschöpftheit am Abend
5
4
3
2
1
0
Placebo
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
Abbildung 3.5.: SF-A: Psychische Erschöpftheit am Abend. Mittelwerte und Standard-abweichungen
unter der Bedingung Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg, Befloxaton 20 mg und Imipramin
75 mg
43
Ergebnisse
Die psychosomatischen Symptome in der Schlafphase (Faktorenwert 5 = viele
psychosomatische Symptome, 1 = keine psychosomatischen Symptome) waren unter der
Medikation mit Placebo signifikant seltener (siehe Tabelle 3.7. und Abbildung 3.6.) als nach
Imipramingabe.
Tendenziell hatten auch Befloxaton 5 mg (p = 0,0984) und 10 mg (p = 0,0657) eine positive
Wirkung im Vergleich zu Imipramin.
Tabelle 3.7: Psychosomatische Symptome in der Schlafphase (PSS): Paarweiser Vergleich: p-Werte,
bei signifikantem p-Wert alpha-Adjustierung nach Bonferroni-Holm (in Klammern) in Fettdruck.
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0,3713
0,4892
BEF 5 mg
0,3713
-
0,8383
0,0255
(0,1785)
0,1689
BEF 10 mg
0,4892
0.8383
-
0,1155
BEF 20 mg
0,0255
(0,1785)
0,0010
(0,0100)
0.1689
0,1155
-
0,0010
(0,0100)
0.0123
(0,0984)
0,0073
(0,0657)
0.2261
0.0123
(0,0984)
0,0073
(0,0657)
0,2261
-
Placebo
IMI 75 mg
Psychosomatische Symptome in der Schlafphase
5
4
3
2
*
1
0
Placebo
*
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
= Signifikant gegenüber Imipramin
Abbildung 3.6.: SF-A: Psychosomatische Symptome in der Schlafphase. Mittelwerte und
Standardabweichungen unter der Bedingung Placebo, Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg, Befloxaton
20 mg und Imipramin 75 mg
44
Ergebnisse
3.2. Ergebnisse der Speichelcortisolbestimmungen
In jeder Verum-Nacht (mit Verum-Tag) gab es insgesamt fünf Zeitpunkte, an denen
Speichelcortisolbestimmungen vorgenommen wurden:
-20:00 Uhr
-21:00 Uhr (vor Medikation und vor Blutentnahme)
-22:00 Uhr
-23:00 Uhr (Polysomnographie von 23:00 bis 7:00 Uhr)
-08:00 Uhr (vor Blutentnahme und vor dem Frühstück)
Da der Cortisolwert von 20:00 Uhr und 21:00 Uhr vor der Medikation abgegeben wurden, gilt
im Folgenden der 21:00 Uhr-Wert als Baselinewert, der 20:00 Uhr-Wert wurde statistisch
nicht weiter berücksichtigt.
Mit der Speichelcortisolbestimmung wurde erst ab Proband 06 begonnen, dementsprechend
liegt die Fallzahl bei n = 10.
Zwei der Speichelabgaben wurden versäumt, so dass bei Imipramin 21:00 Uhr und 23:00 Uhr
die Fallzahl jeweils n = 9 beträgt.
Die Mittelwerte und Standardabweichungen des Speichelcortisols unter Placebo, Befloxaton
und Imipramin zu den unterschiedlichen Messzeiten wurden ermittelt (siehe auch Tabelle 3.8.
und Abbildung 3.7.).
Es folgte ein t-Test für verbundene Stichproben, bei dem jeweils die Speichelcortisolwerte
eines Messzeitpunktes miteinander verglichen wurden. Hier zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede im paarweisen Vergleich der Cortisolspiegel unter der unterschiedlichen
Medikation (siehe Tabelle 3.9.- 3.12).
45
Ergebnisse
Tabelle 3.8.:Speichelcortisol (mmol/l), Mittelwerte (M) und Standardabweichung (SD), n = 10
21:00 Uhr
22:00 Uhr
23:00 Uhr
08:00 Uhr
M
1.895
2.154
1.734
18.098
SD
0.899
1.365
1.370
7.028
M
2.269
1.942
1.850
19.251
SD
1.223
1.361
0.927
7.161
M
2.746
2.481
2.258
17.453
SD
1.168
1.266
1.013
8.773
M
2.422
2.939
2.323
15.765
SD
1.517
2.903
1.190
4.669
Imipramin 75mg M
2.990 a
2.614
2.746 a
14.140
SD
1.809
1.047
1.145
5.427
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
Beflox 20 mg
21:00 Uhr: Cortisolbestimmung vor Medikation
Abbildung 3.7. gibt einen Überblick über den Speichelcortisolspiegel unter den Bedingungen
Placebo, Befloxaton (5 mg, 10 mg , 20 mg) und Imipramin 75 mg.
Speichelcortisol: Mittelwerte und Standardabweichungen
35
nmol/l
30
25
n = 10
Placebo
Beflox 5
Beflox 10
Beflox 20
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
20:00
21:00
21:00
22:00
22:00
23:00
23:00
//
Bettzeit
Bettzeit
08:00
8:00 Uhr
Uhr
Abbildung 3.7.: Speichelcortisolwerte im zeitlichen Verlauf, Mittelwerte und Standard-abweichungen
in Abhängigkeit von der Medikation.
a
n=9
46
Ergebnisse
In den folgenden Tabellen (Tabellen 3.9. – 3.12.) sind die Ergebnisse des t-Test für die
unterschiedlichen Messzeiten im einzelnen aufgeführt.
Tabelle 3.9.: Speichelcortisolwerte um 21:00 Uhr. T-Test, paarweiser Vergleich für verbundene
Stichproben: p-Werte
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg a
-
0.336
0.057
0.354
0.175
BEF 5 mg
0.336
-
0.164
0.723
0.181
BEF 10 mg
0.057
0.164
-
0.432
0.375
BEF 20 mg
0.354
0.723
0.432
-
0.240
IMI 75 mg a
0.175
0.181
0.375
0.240
-
21:00 Uhr
Placebo
Tabelle 3.10.: Speichelcortisolwerte um 22:00 Uhr. T-Test, paarweiser Vergleich für verbundene
Stichproben: p-Werte
22:00 Uhr
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0.490
0.392
0.433
0.215
BEF 5 mg
0.490
-
0.140
0.377
0.122
BEF 10 mg
0.392
0.140
-
0.679
0.676
BEF 20 mg
0.433
0.377
0.679
-
0.707
IMI 75 mg
0.215
0.122
0.676
0.707
-
Placebo
Tabelle 3.11.: Speichelcortisolwerte um 23:00 Uhr. T-Test, paarweiser Vergleich für verbundene
Stichproben: p-Werte
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg a
-
0.681
0.182
0.278
0.067
BEF 5 mg
0.681
-
0.256
0.329
0.114
BEF 10 mg
0.182
0.256
-
0.901
0.335
BEF 20 mg
0.278
0.329
0.901
-
0.667
IMI 75 mg a
0.067
0.114
0.335
0.667
-
23:00 Uhr
Placebo
a
n= 9
47
Ergebnisse
Tabelle 3.12.: Speichelcortisolwerte um 08:00 Uhr. T-Test, paarweiser Vergleich für verbundene
Stichproben: p-Werte
08:00 Uhr
Placebo
BEF 5 mg
BEF 10 mg
BEF 20 mg
IMI 75 mg
-
0.533
0.648
0.284
0.242
BEF 5 mg
0.533
-
0.332
0.024 a
0.142
BEF 10 mg
0.648
0.332
-
0.465
0.366
BEF 20 mg
0.284
0.024 a
0.465
-
0.538
IMI 75 mg
0.242
0.142
0.366
0.538
-
Placebo
In den folgenden Abbildungen (Abbildung 3.8.- 3.12.) sind die Einzelwerte der
Speichelcortisolmessungen unter der jeweiligen Medikation dargestellt.
Placebo
35
nmol/l
30
25
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 3.8.: Speichelcortisolwerte unter Placebo, Einzelwertdarstellung (Punkte)
und Mittelwerte (Linie).
a
nach alpha-Adjustierung nach Bonferroni-Holm nicht signifikant
48
Ergebnisse
Befloxaton 5 mg
35
nmol/l
30
25
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 3.9.: Speichelcortisolwerte unter Befloxaton 5 mg, Einzelwertdarstellung (Punkte)
und Mittelwerte (Linie).
Befloxaton 10 mg
35
nmol/l
30
25
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 3.10.: Speichelcortisolwerte unter Befloxaton 10 mg, Einzelwertdarstellung (Punkte) und
Mittelwerte (Linie).
49
Ergebnisse
Befloxaton 20 mg
35
nmol/l
30
25
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 3.11.: Speichelcortisolwerte unter Befloxaton 20 mg, Einzelwertdarstellung (Punkte) und
Mittelwerte (Linie).
Imipramin 75 mg
35
nmol/l
30
25
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 3.12.: Speichelcortisolwerte unter Imipramin 75 mg, Einzelwertdarstellung (Punkte) und
Mittelwerte (Linie).
.
Eine Darstellung der Cortisolwerte von allen Probanden, bei denen die Speichelcortisolmessungen durchgeführt wurden, ist im Anhang aufgeführt (Abbildungen 6.1.-6.10.).
50
Diskussion
4. Diskussion
Das Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen des neuen reversiblen und selektiven MA0A-Hemmers Befloxaton auf den Speichelcortisolspiegel, das subjektive Schlafempfinden
sowie den Nacht- und den Tagschlaf zu untersuchen. Die Studie wurde unter Placebokontrolle
durchgeführt; als Referenzsubstanz diente Imipramin 75 mg.
In dieser Dissertation wird auf den Einfluss der Medikamente auf das subjektive
Schlafempfinden und die Speichelcortisolkonzentrationen eingegangen.
4.1. Zusammenfassung der Ergebnisse
4.1.1. Zusammenfassung der Schlaffragebogenauswertung
Die subjektiven Schlafkennwerte wurden von der Medikation wie folgt beeinflusst:
Signifikante Unterschiede im paarweisen Vergleich fanden sich nur gegenüber Imipramin 75
mg (Signifikanzniveau p < 0,05). Unter Imipramin kam es zu einer signifikanten
Verschlechterung des subjektiven Schlafempfindens im Vergleich zu den anderen
Medikamenten. Hier schnitten Befloxaton 5 mg, Befloxaton 10 mg und Placebo gleich häufig
(jeweils bei drei der fünf subjektiven Schlafkennwerte) signifikant besser ab als Imipramin.
Bei der Medikation mit Befloxaton 20 mg zeigte sich dagegen nur bei einem Schlafkennwert
ein signifikanter Vorteil gegenüber Imipramin 75 mg.
Tendenziell war das subjektive Schlafempfinden insgesamt unter Befloxaton 5 mg am besten.
Während die subjektiven Schlafparameter unter Befloxaton 10 mg noch ähnlich gut wie unter
Befloxaton 5 mg waren, verschlechterte sich das Schlafempfinden bei weiterer Dosiserhöhung
(Befloxaton 20 mg).
Placebo zeigte im Gegensatz zu Befloxaton 5 mg und 10 mg bei der PSYAA keinen
signifikanten Vorteil gegenüber Imipramin. Bei den PSS war Placebo dagegen das einzige
Medikament das signifikant besser als Imipramin abschnitt.
Folglich beeinträchtigt Befloxaton das subjektive Schlafempfinden bei gesunden Probanden
bis zu einer Dosis von 10 mg/d nicht und ist in dieser Dosierung mit Placebo, was die Effekte
auf die subjektiven Schlafparameter angeht, vergleichbar. Zusätzlich schneidet Befloxaton
(auch in der Dosierung von 20 mg) im Schlaffragebogen-A signifikant besser ab als
Imipramin.
51
Diskussion
4.1.2. Zusammenfassung der Speichelcortisolauswertung
Bei einem festgelegten Signifikanzniveau von p < 0,05 zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede der Speichelcortisolwerte zu den jeweiligen Messzeiten in Abhängigkeit der
Medikation. Somit beeinflussen die unterschiedlichen Medikamente (Placebo, Befloxaton
5 mg, 10 mg, 20 mg und Imipramin 75 mg) den Cortisolspiegel 1h, 2h und 11h nach
Medikamenteneinnahme nicht, bzw. nicht signifikant. Ob es Unterschiede während des
Schlafes (ca. 2h-10h nach Medikation) gab, konnte mit diesem Studienaufbau nicht untersucht
werden.
In der folgenden Diskussion (Kapitel 4.2.) wird zunächst der Einfluss unserer
Studienmedikamente auf das subjektive Schlafempfinden besprochen. In Kapitel 4.3. werden
die Effekte der Medikation auf die Speichelcortisolkonzentration erläutert.
4.2. Das subjektive Schlafempfinden
In diesem Kapitel wird zuerst auf den Zusammenhang zwischen den subjektiven und den
objektiven Schlafergebnissen in dieser Studie eingegangen. Anschließend werden unsere
Ergebnisse über das subjektive Schlafempfinden mit anderen Studien verglichen.
4.2.1. Vergleich der subjektiven mit den objektiven Schlafparametern
Bei
Schlafgesunden
korreliert
die
subjektive
Schlafqualität
positiv
mit
dem
polysomnographisch gemessenen Tiefschlafanteil sowie der Schlafeffizienz und der
Schlafkontinuität (Keklund et al. 1997).
In unserer Studie zeigte sich unter Befloxaton in der Dosierung bis 20 mg/d polysomnographisch kein signifikanter Einfluss auf die Schlafarchitektur, die Schlafkontinuität und auf
den REM-Schlaf. Es fanden sich jedoch bei der Dosis von 10 und 20 mg Befloxaton
tendenziell eine Verlängerung des Schlafstadium II sowie eine tendenzielle REM-Verkürzung
unter Befloxaton 20 mg (Melcher 2000, Dissertationsschrift).
Dieser geringe (nicht signifikante) Einfluss von Befloxaton auf die objektiven Schlafparameter spiegelt sich in den subjektiven Schlafkennwerten wider: Bei den subjektiven
Schlafkennwerten zeigte sich auch kein signifikanter Unterschied zwischen Befloxaton und
Placebo. Die tendenzielle Veränderung der Schlafarchitektur (Verlängerung des Stadium II
52
Diskussion
und REM-Verkürzung) unter Befloxaton 20 mg steht im Einklang mit den den tendenziell
schlechteren subjektiven Schlafparametern unter Befloxaton 20 mg.
Die Tagesmüdigkeit wurde durch den MSLT (= multiple Schlaflatenztest) bestimmt. Auch
hier fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen Befloxaton und Placebo. Die größte
Wacheffizienz zeigte sich unter Befloxaton 5 mg (Fernandez-Weigel 2001, Dissertationsschrift).
Bei den subjektiven Schlafparametern wurde sowohl die beste Schlafqualität (SQ) als auch
das größte Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (GES) unter Befloxaton 5 mg angegeben
(nur signifikant gegenüber Imipramin). Eine Ursache für die verminderte Tagesmüdigkeit
unter Befloxaton 5 mg könnte in diesem subjektiv guten und erholsamen Schlaf liegen.
Unter der Referenzsubstanz Imipramin 75 mg zeigten sich signifikante Veränderungen in der
Polysomnographie. Die Schlafkontinuität war beeinträchtigt, die Anzahl der Wachzeiten war
signifikant vermehrt. Es kam zu einer Verlängerung der Dauer des Stadium II. Der REMSchlaf war signifikant verkürzt und die REM-Latenz signifikant verlängert.
Daß die objektive Schlafkontinuität positiv mit der subjektiven Schlafqualität korreliert, wird
durch unsere Studie bestätigt. Die verminderte Schlafkontinuität unter Imipramin 75 mg
zeigte sich in einer signifikant schlechteren subjektiven Schlafqualität gegenüber Placebo und
Befloxaton (5 mg – 20 mg). Die anderen subjektiven Schlafkennwerte (GES, PSYAA, PSS),
außer dem PSYEA, waren unter Imipramin 75 mg ebenfalls beeinträchtigt, allerdings seltener
und weniger signifikant als die SQ.
Im MSLT zeigte sich als einziger signifikanter Unterschied, dass die Probanden unter
Imipramin 75 mg im Vergleich zu Befloxaton 5 mg signifikant früher in das Schlafstadium I
gelangten. Das spricht für eine erhöhte Tagesmüdigkeit unter Imipramin im Vergleich zu
Befloxaton. Der subjektiv schlechte Nachtschlaf könnte sich hier in der vermehrten
Tagesmüdigkeit widerspiegeln.
Bei gesunden Probanden stimmen nach unserer Studie die objektiven und subjektiven
Schlafdaten sowohl für Befloxaton als auch für Imipramin sehr gut miteinander überein.
53
Diskussion
4.2.2. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Studien
Die Auswirkungen einer AD-Therapie auf das subjektive Schlafempfinden standen nur selten
im Vordergrund einer Studie und wurden daher meistens nicht systematisch untersucht.
Zudem gibt es keine allgemein gebräuchliche standardisierte Methode, um subjektive Schlafparameter zu erfassen. So werden bei dem folgenden Literaturvergleich die Informationen
über das subjektive Schlafempfinden durch verschiedene Methoden gewonnen.
Am häufigsten sind Berichte von „Schlafstörungen“ als unerwünschte Arzneimittelwirkung
(= Nebenwirkungen, NW) einer AD-Therapie. Diese Angaben über das subjektive
Schlafempfinden wurden in den seltensten Fällen differenziert, so dass die Art der
Schlafstörung, Dauer, Häufigkeit etc. bei diesen Studien oft unklar bleibt. Andere Untersucher
verwendeten bei depressiven Patienten die Unterpunkte der Hamilton-Depressionsskala
(HAM-D), die den Schlaf betreffen, um das subjektive Schlafempfinden unter der ADTherapie zu beurteilen. Selten wurden (verschiedene) Schlaffragebogen verwendet.
Durch diese großen methodischen Unterschiede der Studien, ist der Vergleich unserer
Ergebnisse mit anderen Untersuchungen über das subjektive Schlafempfinden nur mit
Einschränkungen möglich.
Eine Übersicht der Studien über subjektive Schlafveränderungen unter einer AD-Therapie
(Schwerpunkt: RIMA) zeigt die Tabelle 4.2.
Autor
Jahr
Medikament
Dauer und
Dosierung
Hindmarch
et al.
1977
Imipramin
jeweils 75
mg über 4d
Schiwy et
al.
1989
Nomifensin
Brofaromin
Monti et al.
1990
Tranylcypromin
28 d: 50,
100 oder
150 mg
20 mg
Nomifensin
100 mg
Moclobemid
4 Wochen
300 mg/d
Studienteilnehmer
Methode
SchlafProbanden evaluationsbogen
depr. Pat.
n = 95
berichtete
NW
n = 20
Schlafqualität ↓
„hangover“
Schlafqualität ↓
„Schlafstörung“ bei
14,7 %
5,5 %
25 %
n = 18
8 depr. Pat.
Aussage über den
subjektiven Schlaf
PSG
Im PSG:
Schlafkontinuität↑,
berichtete
NW: keine
NW
Schlafstörung
Zapletálek
1990
Brofaromin
6 Wochen
depr. Pat.
berichtete
„Schlafstörung“ bei
et al.
100-150 mg
n = 35
NW
25,7 %
Tranylcypromin 20-30 mg
n = 38
21,0 %
Fischer et
1990
Brofaromin
100-150 mg
Schlafstörungen
al.
insgesamt
berichtete
unter Imipramin
Imipramin
n = 115
NW
häufiger als bei
100-150 mg
Brofaromin
Tabelle 4.2.: Literaturvergleich über subjektiven Schlaf unter AD-Therapie. PSG = Polysomnographie.
↑ = gesteigert, ↓ = vermindert.
54
Diskussion
Autor
Jahr
Medikament
Dauer und
Dosierung
Studienteilnehmer
Methode
Aussage über den
subjektiven Schlaf
Ucha Udabe et al.
1990
Moclobemid
1 Jahr
300-600 mg
depr. Pat.
n = 22
berichtete
NW
Saletu et al.
1991
Paroxetin
Einzeldosis
20, 30 oder
40 mg
40 mg
6 Wochen
75 mg
Probanden
n = 18
SSAa
vermehrte Tagesmüdigkeit. 9 mal an
insg.118 Tagen
bei 40 mg
SSA ↓
keine Veränderung
Placebo signifikant
besser als
Placebo
Brofaromin, insges.
SQ ↑
Nolen et al. 1993
Brofaromin
depr. Pat.
Schlafqualität ↓
4 Wochen
n = 22
SelbstbeMüdigkeit am
50-250 mg
urteilungsMorgen ↑
Tranylcypromin 20-100 mg
n = 17
bogen
Einschlafprobleme
Lonnqvist
1994
Moclobemid
depr. Pat.
berichtete
„Schlafstörung“
6 Wochen
et al.
n = 102
NW
6,8 %
300 mg
Fluoxetin
n = 107
8,4 %
20 mg
Ramaekers 1994
Moclobemid
Probanden
subj. EinSQ und Schlaf8d
et al.
n = 18
schätzung
dauer unverändert
400 mg
Brofaromin
n = 16
der SQ und
SQ und Schlaf100- 150
Schlafdauer
dauer vermindert
mg
Campos et 1994
Moclobemid
depr. Pat.
SF-A
SQ ↑, insges.
8 Wochen
al.
n = 30
Schlafstörungen ↓
450 mg
Geerts et
1994
Moclobemid
depr. Pat.
„Schlafstörung“
6 Wochen
al.
n = 24
berichtete leicht 12 %, mittel 8
300-600 mg
NW
%, schwer: keine
Fluoxetin
n = 25
leicht 8 %, mittel 4
20-40 mg
%, schwer: keine
Casper et
1994
Imipramin
Allgemein: SQ nach
4 Wochen
al.
1 Woche↑,
150-250 mg depr. Pat. BeurteilungSkala
bei Ansprechen auf
insgesamt (nach Casdie Therapie
Amitriptylin
n = 79
per 1985)
SQ deutlicher ↑
150-250 mg
(nach 4 Wochen)
Gillin et al.
1997
Fluoxetin
depr. Pat.
HAM-D
subj. SQ ↑
8 Wochen
n = 20
(u.a.)
20 mg
Nefazodon
n = 23
subj. SQ ↑
200-400 mg
sign. besser als
unter Fluoxetin
Wilson et
1999
Fluvoxamin
HAM-D
Im PSG Anzahl der
12 Wochen depr. Pat.
al.
n = 12
PSG
Wachzeiten ↑,
bei Ansprechen auf
die Therapie: subj.
Wachzeit ↓, SQ ↑
Trivedi et
1999
Fluoxetin
depr. Pat.
self reporIm PSG:Schlaf
5 Wochen
al.
n = 58
ted sleep
oberflächlicher;
20 mg
factors
Dauer der Wachzeit
(IDS-SR,
bei ca. 20 % ↑,
HRS-D)
subj.SQ ↑
Fortsetzung Tabelle 4.2.: Literaturvergleich über subjektiven Schlaf unter AD-Therapie.
Chouinard
et al.
a
1993
Fluoxetin
Brofaromin
Selbstbeurteilungsbogen für Schlaf- und Aufwachqualität
insgesamt
220 depr.
Pat.
HAM-DSchlaffaktoren
55
Diskussion
Ramaekers et al. (1994) untersuchten das subjektive Schlafempfinden mit einem
standardisierten Fragebogen (van der Meulen „Measurements of subjective sleep quality“
1981) bei gesunden Probanden unter der Medikation mit Moclobemid oder Brofaromin.
Unter Moclobemid (200 mg 2/d) zeigte sich keine signifikante Veränderung der subjektiven
Schlafqualität oder der subjektiven Schlafdauer. Bei Brofaromin (50 oder 75 mg 2/d) fand
sich dagegen eine signifikante Verkürzung der subjektiven Schlafdauer sowie eine
signifikante Verschlechterung der Schlafqualität. Insgesamt wurden diese Schlafstörungen als
milde bewertet.
Der Unterschied zwischen diesen beiden RIMA könnte auf der zusätzlichen SSRI-Eigenschaft
von Brofaromin beruhen.
Die Auswirkungen von Moclobemid auf den subjektiven Schlaf bei gesunden Probanden
entsprechen unseren Ergebnissen über Befloxaton. Auch unter Befloxaton (5, 10 und 20 mg)
kam es zu keiner signifikanten Veränderung des subjektiven Schlafes gegenüber Placebo.
Dennoch kann man in der höchsten Dosierung von 20 mg Befloxaton eine Tendenz zu einer
Verschlechterung der Schlafqualität wahrnehmen. Somit ist ein negativer Einfluss auf den
Schlaf mit zunehmender Medikamentendosis durchaus möglich.
Befloxaton hat eine Halbwertszeit von 11 h (Moclobemid: HWZ 3-4h). In unserer Studie
wurde Befloxaton 2h vor der Bettzeit verabreicht, somit bestand die Medikamentenwirkung
über die ganze Nacht. Dies spricht zusätzlich dafür, dass Befloxaton das subjektive
Schlafempfinden nicht wesentlich beeinflusst.
Für Imipramin (und Nomifensin) zeigte Hindmarch bereits 1977, dass es unter dieser
Medikation zu einer Verschlechterung der subjektiven Schlafqualität bei gesunden Probanden
kommt. Dieses Ergebnis stimmt mit unserer Studie überein, bei der Imipramin sowohl
gegenüber Placebo als auch gegenüber Befloxaton zu einer signifikanten Verschlechterung
des subjektiven Schlafempfindens führte.
Die meisten Studien über Antidepressiva und deren Auswirkungen auf den subjektiven Schlaf
wurden mit depressiven Patienten durchgeführt.
Bei depressiven Paienten kann man regelhaft eine Verschlechterung der subjektiven (und
objektiven) Schlafparameter feststellen. Die Transmitter- und endokrinen Systeme an denen
die AD angreifen sind bei einem Patienten mit Depression ebenfalls verändert. Somit ist der
Einfluss einer AD-Therapie auf das (pathologisch veränderte) subjektive Schlafempfinden nur
bedingt mit dem Einfluss der Antidepressiva bei gesunden Probanden zu vergleichen.
56
Diskussion
So bessert sich in der Regel die subjektive Schlafqualität unter der antidepressiven Therapie,
obwohl gleichzeitig die objektiven Schlafparameter eine Verschlechterung des Schlafes
zeigen. Diese Beobachtung konnte bei verschiedenen AD gemacht werden, wie z. B. bei
Imipramin und Amitriptylin (Casper et al. 1994), Fluvoxamin (Wilson et al.1999), Fluoxetin
(Trivedi et al.1999) und Brofaromin (Chouinard et al. 1993). Auch unter Moclobemid bessert
sich das subjektive Schlafempfinden bei depressiven Patienten (Monti et al. 1990), allerdings
führt Moclobemid nicht zu einer wesentlichen Veränderung der objektiven Schlafparameter.
Campos et al. (1994) untersuchten über einen Zeitraum von 8 Wochen den Einfluss von
Moclobemid auf das subjektive Schlafempfinden mit dem Schlaffragebogen-A. Die
Auswertung der SF-A der depressiven Patienten vor der Behandlung mit Moclobemid zeigte
deutlich gestörte Schlafprofile im Vergleich der SF-A von gesunden Probanden.
Schon nach 1 Woche der Therapie mit Moclobemid war eine Verbesserung des subjektiven
Schlafes zu erkennen. Mit längerer Therapiedauer erreichten die Patienten für die Faktoren
SQ, GES, PSYAA und PSS Werte, die mit denen von Schlafgesunden vergleichbar waren.
Das PSYEA sank sogar unter die Faktorenwerte der Kontrollprobanden. Die Normalisierung
des subjektiven Schlafempfindens ging mit einer Besserung der Depression einher. Der SF-A
zeigte sich als gutes Instrument zur Einschätzung der subjektiven Schlafstörung.
Trotzdem führt Moclobemid bei ca. 10 % der Patienten zu Schlafstörungen. Hierbei handelt
es sich meistens um Insomnien.
In großen Studien (n > 2000, Moll 1990; Chen 1993) wurde Moclobemid mit TCA
verglichen. Das Nebenwirkungsprofil war in beiden Studien günstiger bei Moclobemid,
allerdings wurden Insomnien in beiden Studien signifikant häufiger unter Moclobemid
beschrieben. Fischer et al. (1990) fanden dagegen bei 115 Pat. häufiger Schlafstörungen unter
Imipramin als unter Brofaromin, welches im Vergleich zu Moclobemid mehr Schlafstörungen
verursacht (Ramaekers et al. 1994).
Insomnien sind sowohl typische NW der RIMA als auch der SSRI (beide führen zu einer
Erhöhung von Serotonin und Noradrenalin). Ein klarer Vorteil der einen AD-Gruppe
gegenüber der anderen lässt sich diesbezüglich nicht feststellen (Lotufo-Neto 1999, Lonnqvist
et al.1994).
57
Diskussion
Eine Untersuchung über die Langzeiteffekte von Befloxaton auf den Schlaf steht noch aus. Es
ist zu vermuten, dass Befloxaton ähnlich gute, evtl. sogar bessere Ergebnisse als Moclobemid
liefert. Die antidepressive Eigenschaft von Befloxaton könnte aufgrund der potenten MAOHemmung schon in niedriger Dosierung ausreichend vorhanden sein. In der Dosierung von 10
mg führt dieses Medikament zu einer deutlichen MAO-A-Hemmung. In der gleichen
Dosierung zeigte Befloxaton in unserer Studie keinerlei Beeinträchtigung des Schlafs.
4.3. Speichelcortisol
Zunächst werden unsere Ergebnisse mit Studien verglichen, bei denen die Effekte anderer
MAO-A-Hemmer auf das HPA-System untersucht wurden. Im Anschluss folgt der
Literaturvergleich über Imipramin und andere TCA und deren Einfluss auf die
Cortisolkonzentration.
4.3.1. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Studien über MAOH
In unserer Studie fanden sich keine signifikanten Speichelcortisolveränderungen unter der
Medikation mit 5 mg, 10 mg, 20 mg Befloxaton. Dies ist bisher die einzige Studie, bei der die
Auswirkung von Befloxaton auf den Cortisolspiegel untersucht wurde.
Eine Übersicht der Studien mit anderen selektiven und reversiblen MAOH findet sich in
Tabelle 4.3.1..
Steiger et al. untersuchten die Auswirkungen von Brofaromin (ein RIMA) auf den
Cortisolspiegel bei gesunden Probanden. Aufgrund des sehr aufwendigen Studienprotokolls
wurde die Untersuchungen nur bei 3 Probanden durchgeführt. Somit erfolgte nur eine
deskriptive Analyse der Daten.
Die Medikation zeigte keinen eindeutigen Einfluss auf den Cortisolspiegel. Dies stimmt mit
dem Ergebnis unserer Studie überein, bei der wir auch keinen Einfluss von Befloxaton auf
den Cortisolspiegel bei gesunden Probanden nachweisen konnten..
Auch bei Moclobemid (Einzeldosen) konnten Koulu et al. bei 8 gesunden Probanden keinen
Effekt auf den Cortisolplasmaspiegel nachweisen.
58
Diskussion
Steiger et al. dagegen fanden eine Cortisolerhöhung sowie eine verkürzte Cortisollatenz
(Blutentnahme in 20-minütigen Abständen von 23:00 - 7:00 Uhr während der Polysomnographie) nach Moclobemideinnahme. Dieser Effekt konnte bei jedem der 4 untersuchten
Probanden beobachtet werden. Allerdings war auch hier wieder nur eine deskriptive Analyse
aufgrund der geringen Fallzahl möglich. Die Uhrzeit der Medikamenteneinnahme schien
hierbei keine Rolle zu spielen, da Moclobemid sowohl morgens als auch abends verabreicht
wurde. Eine unterschiedliche Auswirkung auf die Cortisolwerte war dabei nicht zu erkennen.
Diese Studie wurde zusammen mit den Untersuchungen über Brofaromin durchgeführt, bei
dem sich kein Einfluss auf den Cortisolspiegel gezeigt hatte. Demnach könnte ein
tatsächlicher Unterschied zwischen Moclobemid und Brofaromin in ihrer Wirkung auf das
HPA-System bestehen. Allerdings ist die Fallzahl bei beiden Medikamenten zu gering, um
statistische Aussagen zu ermöglichen.
Bei unserem Studienaufbau wurde gerade die Zeitspanne, bei der Steiger et al.
Cortisolmessungen vorgenommen haben (23:00 – 7:00 Uhr), nicht untersucht. Unsere
Messungen (um 20:00, 21:00, nach Medikation: 22:00, 23:00 und 8:00 Uhr) erfassen
demnach keine Cortisolveränderungen, die durchaus isoliert in der Schlafphase (z.B. in der
ersten Nachthälfte) auftreten könnten.
Autor
Jahr
Medikament
Dauer und Dosierung
der Medikation
Studienteilnehmer
Effekt auf die HPAAchse
1987
(1993)a
Brofaromin
8-10 d
Dosissteigerung von
25 mg auf 150 mg
3 Prob.
♂
Cortisol:
unverändert b
Koulu et al.
1989
Moclobemid
Einzeldosis
100, 200 oder 300 mg
8 Prob.
♂
Cortisol:
unverändert
Alevizos et al.
1993
Moclobemid
Steiger et al.
1994
(1993)a
Moclobemid
Steiger et al.
26 Pat.:
28 d
Initial 150-200 mg, Stei- 17 unipolar
gerung auf 400-700 mg
5 bipolar
11 ♂ : 15 ♀
7-10 d
Dosissteigerung von
100 mg auf 300 mg
4 Prob.
♂
bei pathol. DST:
Normalisierung
des DST,
Cortisol (8:00):↓
Cortisol: ↑
Cortisollatenz: ↓b
Tabelle 4.3.1.: Übersicht: Literaturvergleich über den Einfluss reversibler MAO-A-Hemmer auf die
HPA-Achse. ↑ = erhöht, ↓ = vermindert.
a
b
Gemeinsame Veröffentlichung der Daten
Wegen geringer Fallzahl nur deskriptive Analyse
59
Diskussion
Unsere Aussage, dass Befloxaton keinen signifikanten Einfluss auf die Cortisolkonzentration
hat, wird zusätzlich dadurch eingeschränkt, dass wir nur Einzeldosen nach jeweils 1-wöchiger
wash-out-Periode verabreicht haben. Der Effekt auf die HPA-Achse nach längerer Medikation
ist somit unklar.
Von besonderem Interesse ist die Studie von Alevizos et al. (1993). Hierbei wurden
depressive Patienten für 4 Wochen mit Moclobemid behandelt. Vor Therapiebeginn und nach
4-wöchiger Behandlung wurde im Anschluss an eine „normale“ Cortisolbestimmung ein DST
durchgeführt. Alle Patienten mit einem pathologischem DST (n = 6) sprachen auf die
Behandlung an und bei 5 von diesen 6 Patienten normalisierte sich der DST. Dagegen zeigte
die Mehrzahl der Patienten mit unauffälligem DST keinen Therapieerfolg (wobei 8 von 12
Therapieversagern bereits im Vorfeld auf andere AD nicht angesprochen hatten). Dazu
passend war der morgendliche Cortisolspiegel bei Patienten, die auf die Therapie ansprachen,
nach der erfolgreichen Therapie signifikant vermindert.
Der Einfluss von Moclobemid auf die HPA-Achse (zusammen mit der antidepressiven
Wirksamkeit) hing somit davon ab, ob die HPA-Funktion vor Therapiebeginn gestört war.
Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass bei RIMA, wie auch bei anderen AntidepressivaGruppen, ein möglicher antidepressiver Wirkmechanismus in der Normalisierung der HPAAchse liegt.
Diese Vermutung wird von tierexperimentellen Untersuchungen gestützt. Reul et al. (1994)
fanden nach 7-wöchiger Medikation mit Moclobemid bei Ratten ein vermindertes NNRGewicht, eine Zunahme der Glukokortikoid- und Mineralkortikoidrezeptoren (dadurch wird
die negative Rückkopplung verstärkt) und eine reduzierte Bindungskapazität für CRH. Die
Basalwerte für ACTH und Cortisol waren unverändert. Bei Stress zeigte sich jedoch eine
verminderte ACTH-Antwort durch das Moclobemid.
Es wäre folglich interessant zu untersuchen, ob eine (längerfristige) Therapie mit Befloxaton
bei depressiven Patienten mit gestörter HPA-Achse ebenfalls zu einer Normalisierung dieses
Systems führt, und ob ein Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und HPA-Funktion
besteht.
60
Diskussion
4.3.2. Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen Imipraminstudien
In unserer Studie fanden sich keine signifikanten Speichelcortisolveränderungen unter der
Medikation mit 75 mg Imipramin.
Eine Übersicht der Studien mit Imipramin (und anderen TCA) findet sich in Tabelle 4.3.2.
Autor
Nelson et al.
Jahr
Medikament
Dauer und Dosierung
der Medikation
Studienteilnehmer
Effekt auf die HPAAchse
1982
Imipramin
28 d
150 mg
28 d
150 mg
40 mg
insgesamt
28 depr. Pat.
♂
pathlol. DST
korreliert positiv mit
der Ansprechrate
auf die Therapie
Cortisol unverändert
Amitriptylin
Nutt et al.
1987
Imipramin
100 mg
Steiger et al.
1988
Imipramin
oder
Amitriptylin
Jarrett et al.
1988
Imipramin
Jarrett et al.
1991
Clomipramin
insgesamt
9 Prob.
♂
Therapiedauer mind.
noch 4 Wochen nach
Vollremission hinaus.
150 mg
Einzeldosis
50 mg spät abends
10 depr. Pat.
♂
Einzeldosis
8 depr. Pat.
3♂:5♀
5 Prob.
3♂:2♀
12.5 mg i.v.
spät abends
9 depr. Pat.
3♂:6♀
Kwasucki
1994
Imipramin
Wochen
Schmerzpatienten
(Ischialgie)
Sonntag et al.
1996
Imipramin
28 d
100-150 mg
11 depr. Pat.
♂
Trimipramin
28 d
100-200 mg
6 Wochen
Dosis adaptiert an
den Plasmaspiegel
9 depr. Pat.
♂
14 Prob.
10 ♂ : 4 ♀
Michelson et
al.
1997
Imipramin
Cortisol ↑
2 Wochen nach
Therapieende (in
Vollremission):
Cortisol ↓
Cortisol ↑ (in der
ersten Nachthälfte);
Cortisollatenz ↓
Cortisol ↑ (in der
ersten Nachthälfte);
kein Unterschied
zwischen Depressiven und Prob.
circadianer
Rhythmus und
Cortisolspiegel
unverändert
Cortisol unverändert
Cortisol ↓
Basales Cortisol und
ACTH unverändert.
Nach Stimulation mit
oCRH: Cortisol- und
ACTH--Antwort ↓
Steiger et al.
1997
Imipramin
12 depr. Pat.
2 Wochen nach
Therapiedauer über
♂
oder
Therapieende (in
die Vollremission
Amitriptylin
Vollremission):
hinaus
Cortisol ↓
Tabelle 4.3.2.: Literaturvergleich über den Einfluss von Imipramin (und anderen TCA) auf die HPAAchse. ↑ = erhöht, ↓ = vermindert.
61
Diskussion
Nutt et al. (1987) fanden einen dosisabhängigen Effekt von Imipramin auf den
Cortisolspiegel. Während sich bei der Einzelgabe von 40 mg Imipramin keine Änderung
zeigte, stieg der Cortisolspiegel bei der Mehrzahl der Probanden nach der Medikation mit 100
mg Imipramin an.
Bei unserer Studie wurden 75 mg Imipramin verabreicht. Möglicherweise wäre bei einer
höheren Dosierung ein signifikanter Effekt aufgetreten. Eine andere Ursache könnte in
unserem Studienprotokoll liegen, bei dem die nächtlichen Cortisolwerte nicht erfasst wurden.
Dem entgegen stehen die Studienergebnisse von Kwasucki (1994) und Michelson (1997). Sie
fanden bei nicht depressiven Probanden und längerer Medikation im therapeutischen Bereich
keine Veränderung des zirkadianen Rhythmus (Kwasucki) und basalen Cortisolwerts
(Kwasucki und Michelson). Dies würde unseren Befunden entsprechen.
Bei depressiven Patienten fanden Steiger et al. (1988; 1997) nach einer erfolgreichen Therapie
mit Imipramin (oder auch Amitriptylin) eine signifikante Verminderung der nächtlichen
Cortisolkonzentration. Demgegenüber konnten Sonntag et al. (1996) keinen Einfluss von
Imipramin auf die nächtliche Cortisolsekretion feststellen. Jarrett et al. (1988) fand nach einer
Einzeldosis von Imipramin einen signifikanten Anstieg von Cortisol in der ersten Nachthälfte
sowie eine verkürzte Cortisollatenz.
Diese scheinbar widersprüchlichen Ergebnisse, die einerseits einen Cortisolanstieg und
andererseits eine Verminderung des Cortisols unter Imipramin zeigen, können durch in vitro
und tierexperimentelle Untersuchungen in Einklang gebracht werden. Budziszewska (2000)
konnte an Fibroblasten nachweisen, dass Imipramin, Amitriptylin, Moclobemid, Fluoxetin
(und andere AD) die cortisolvermittelte Gentranskription in Abhängigkeit der Dauer der
Therapie (und der Dosis) hemmt. Die Wirkung der AD auf die HPA-Achse hängt demnach
von der Therapiedauer ab, die in den o.g. Studien unterschiedlich war.
Ferner konnte Jensen (1999) für Citalopram in Ratten zeigen, dass die akute
Citaloprammedikation zu einer HPA-Achsen-Stimulation auf Hypothalamusebene führt.
Durch die Langzeitmedikation dagegen kam es zu einem verminderten Ansprechen der HPAAchse auf Hypophysenebene. Diese (für einen SSRI) nachgewiesenen Effekte passen gut zu
den o.g. Ergebnissen, bei denen eine akute Medikation mit Imipramin zu einem
Cortisolanstieg, die langfristige Therapie zu einer Abnahme der Cortisolkonzentrationen
führt. Einschränkend ist zu bemerken, dass unklar ist, ob dieser Wirkmechanismus von
Citalopram (SSRI) auch bei Imipramin (TCA) eine Rolle spielt.
62
Diskussion
Die Verminderung der Cortisolkonzentration steht im Einklang mit der Vermutung, dass die
Normalisierung der HPA-Achse ein Wirkprinzip der AD darstellen.
Schon 1982 konnten Nelson et al. zeigen, dass depressive Patienten mit pathologischem DST
eine höhere Ansprechrate auf die Therapie mit Imipramin haben, als Patienten mit normalem
DST.
Michelson et al. (1997) gingen schließlich der Frage nach, ob die Normalisierung der
erhöhten Cortisolwerte eine Folge der Stimmungsaufhellung und Angstreduktion ist, oder ob
diese durch einen direkten Einfluss von Imipramin auf die HPA-Achse zustande kommt, wie
es bereits tierexperimentelle Studien nahe legen.
Bei dieser Studie wurde 14 gesunden Probanden über sechs Wochen Imipramin in
therapeutischer Dosierung verabreicht. Die Dauertherapie hatte keinen Einfluss auf den
basalen Cortisol- oder ACTH-Spiegel. Bei Provokationstests für die HPA-Funktion zeigte
sich jedoch eine signifikante Abnahme der Cortisol- und ACTH-Antwort sowohl auf die
oCRH(= ovine CRH)-Gabe als auch auf die Stimulation mit Arginin-Vasopressin. Die
Autoren folgern daraus, dass die nachgewiesene Verringerung der HPA-Achsen-Funktion ein
intrinsischer
Medikamenteneffekt
Stimmungsaufhellung ist.
von
Imipramin
und
nicht
eine
Folge
der
63
4.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Bei einer Depression spielen, neben vielen anderen Symptomen, Schlafstörungen eine
wichtige Rolle. Zusätzlich findet sich bei depressiven Patienten häufig eine Überfunktion der
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, die unter anderem zu einer Erhöhung
des Cortisolspiegels führt. Antidepressiva haben, neben dem stimmungsaufhellenden Effekt,
sowohl Einfluss auf den Schlaf als auch auf die endokrinen Parameter.
In der vorliegenden pharmakologischen Phase-I-Studie wurden die Auswirkungen von
Befloxaton, einem neuen reversiblen und selektiven MAO-A-Hemmer, auf den subjektiven
Schlaf sowie den Speichelcortisolspiegel untersucht.
Die Studie wurde randomisiert, doppelblind und unter Placebokontrolle durchgeführt. 15
gesunde Probanden erhielten Befloxaton in der Dosierung von 5 mg, 10 mg und 20 mg sowie
als Referenzsubstanz Imipramin 75 mg und Placebo. Die Medikamente wurden jeweils
einmalig in wöchentlichen Abständen um 21:00 Uhr verabreicht. Der subjektive Schlaf wurde
durch den Schlaffragebogen-A (n = 15) um 7:00 Uhr am darauf folgenden Morgen beurteilt.
Die Cortisolkonzentrationen wurden um 20:00, 21:00 (direkt vor der Medikation), 22:00,
23:00 und 8:00 Uhr gemessen (n = 10).
Befloxaton (5 mg, 10 mg und 20 mg) zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die subjektiven
Schlafparameter gegenüber Placebo. In allen Dosierungen schnitt Befloxaton signifikant
besser ab als Imipramin 75 mg. Im Vergleich von Imipramin zu Befloxaton 20 mg war dieser
Unterschied allerdings weniger ausgeprägt. Somit deutet sich eine tendenzielle Verschlechterung des subjektiven Schlafempfindens unter der höheren Dosis von Befloxaton (20 mg) an.
Die subjektiven und objektiven (Polysomnographie von 23:00-7:00 Uhr) Schlafparameter
stimmten sowohl für Befloxaton als auch für Imipramin gut miteinander überein.
Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit Studien über andere selektive MAO-A-Hemmer.
Dabei waren vor allem bei Moclobemid ebenfalls keine wesentlichen Effekte auf das
subjektive Schlafempfinden bei gesunden Probanden aufgetreten.
Für die Speichelcortisolwerte zeigten sich weder unter der Medikation mit Befloxaton noch
unter der Imipramingabe signifikante Unterschiede zu den jeweiligen Messzeiten. Ob
Befloxaton den Cortisolspiegel während der Schlafperiode (ca. 2h-10h nach der Medikation)
verändert, wie es für Moclobemid in einer Studie gezeigt wurde, konnte mit diesem
Studienaufbau nicht untersucht werden.
64
Anhang
6. Anhang
Abbildung 6.1. – 6.10 zeigen die Speichelcortisolwerte der einzelnen Probanden.
Proband 9 (drop out) wurde durch Proband 509 ersetzt.
Proband 6
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.1.: Speichelcortisolwerte des Probanden 6 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
Proband 7
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.2.: Speichelcortisolwerte des Probanden 7 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
65
Anhang
Proband 8
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.3.: Speichelcortisolwerte des Probanden 8 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
Proband 10
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.4.: Speichelcortisolwerte des Probanden 10 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
66
Anhang
Proband 11
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin 1
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
1 Der 23:00 Uhr Wert für Imipramin fehlt
Abbildung 6.5.: Speichelcortisolwerte des Probanden 11 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
Proband 12
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.6.: Speichelcortisolwerte des Probanden 12 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
67
Anhang
Proband 13
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin 1
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
1 Der 21:00 Uhr Wert für Imipramin fehlt
Abbildung 6.7.: Speichelcortisolwerte des Probanden 13 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
Proband 14
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.8.: Speichelcortisolwerte des Probanden 14 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
68
Anhang
Proband 15
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.9.: Speichelcortisolwerte des Probanden 15 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg und
20 mg sowie Imipramin 75 mg.
Proband 509
35
nmol/l
30
Placebo
Beflox 5 mg
Beflox 10 mg
25
Beflox 20 mg
Imipramin
20
15
Medikation
10
5
0
20:00
21:00
22:00
23:00
//
Bettzeit
08:00 Uhr
Abbildung 6.10.: Speichelcortisolwerte des Probanden 509 unter Placebo, Befloxaton 5 mg, 10 mg
und 20 mg sowie Imipramin 75 mg.
69
Schlaffragebogen-A
Seite 1
Anhang
70
Schlaffragebogen-A
Seite 2
Anhang
71
Anhang
Auswertung des Schlaffragebogen-A:
Folgende Faktorenwerte können ermittelt werden (in Klammern ist die Anzahl der Items, die
den Faktor markieren, darunter die Bedeutung des maximal, bzw. minimal zu erreichenden
Wertes):
SQ
= Schlafqualität (9, mind.7 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr gute SQ; 1.0 = sehr schlechte SQ
GES
= Gefühl des Erholtseins nach dem Schlaf (8, mind. 6 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr gut erholt; 1.0 = gar nicht erholt
PSYAA
= Psychische Ausgeglichenheit am Abend (5, mind. 4 Items)
Faktorenwert 5.0 = ausgeglichen; 1.0 = sehr unausgeglichen
PSYEA
= Psychische Erschöpftheit am Abend (5, mind.4 Items)
Faktorenwert 5.0 = sehr erschöpft; 1.0 = gar nicht erschöpft
PSS
= Psychosomatische Symptome in der Schlafphase (5, mind. 4 Items)
Faktorenwert 5.0 = viele psychosomatische Symptome; 1.0 = keine
psychosomatischen Symptome
Berechnung:
SQ:
Frage 2: (Gewichtung: 1 = 5.0; 2 = 4.2; 3 = 3.4; 4 = 2.6; 5 = 1.8; 6 = 1.0)
Frage 7: (Gewichtung: 1 = 5.0 bis 5 = 1.0)
Frage 9: Addition der 4 Zeitangaben zu Schlafunterbrechungen;
(Bewertung: bis 5 Min. = 5.0; 6-10 Min. = 4.0; 11-20 Min. = 3.0; 21-40
Min. = 2.0; mehr als 40 Min. = 1.0)
Frage 20: Items gleichmäßig, tief, unruhig, entspannt, ungestört, gut (Gewichtung
jeweils 1 = 1.0 bis 5 = 5.0; Item „unruhig“ invers)
GES:
Frage 20: Item ausgiebig;
Frage 22: Items ausgeglichen, dösig, tatkräftig, munter, frisch, ausgeschlafen,
entspannt (Gewichtung: 1 = 1.0 bis 5 = 5.0; Item „dösig“ invers)
PSYAA: Frage 20: Item entspannt;
Frage 21: Items sorglos, ausgeglichen, ruhig, entspannt (Gewichtung: 1 = 1.0 bis 5
= 5.0)
PSYEA: Frage 19: (Gewichtung: 1 = 1.0; 2 = 3.0; 3 = 5.0)
Frage 21: Items erschöpft, schlafbedürftig, überfordert, müde (Gewichtung: 1 = 1.0
bis 5 = 5.0)
PSS:
Fragen 5, 6, 12 und 15: (Gewichtung: 1 = 1.0; 2 = 3.0; 3 = 5.0)
Frage 9: Addition der Zeitangaben zu Schlafunterbrechungen; (Bewertung: bis 5
Min. = 1.0; 6-10 Min. = 2.0; 11-20 Min. = 3.0; 21-40 Min. = 4.0; mehr
als 40 Min. = 5.0)
72
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8.
Lebenslauf
Lebenslauf
Name:
Frauke Simone Möller
Geburtsdatum:
21.12.1971
Geburtsort:
Villingen
Eltern:
Anne und Karl Möller
Schulische und berufliche Ausbildung
1978 - 1982
Grundschule in Villingen/ Schwarzwald-Baar-Kreis
1982 - 1991
Hoptbühl-Gymnasium in Villingen
Juni 1991
Abitur
Juli ´91 - Januar ´92
Voluntariat in einem Altenpflegeheim in Haifa/ Israel
April ´92
Beginn des Studiums der Humanmedizin an der AlbertLudwigs-Universität in Freiburg
März ´94
Physikum
März ´95
1. Staatsexamen
September ´97
2. Staatsexamen
Oktober ´97 - Oktober ´98
Praktisches Jahr: Erstes Tertial Chirurgie
Mpilo- Hospital, Bulawayo/ Simbabwe
Zweites Tertial Innere Medizin &
Drittes Tertial Wahlfach: Neurologie
Universitätsklinik Freiburg
3. November ´98
3. Staatsexamen
Januar ´99 - Juli ´99
ÄiP in der Inneren Abteilung des Loretto-Krankenhauses in
Freiburg
August ´99 - Juli 2000
ÄiP in der Chirurgischen Abteilung des KKH Lörrach
August 2000 - Januar ´01
Assistenzärztin in der Inneren Abteilung des KKH Rheinfelden
Januar ´01 - Februar ´01
Voluntariat als Assistenzärztin in der Pädiatrischen Abteilung
des Kuluva-Hospitals in Kuluva/ Uganda
September ´01
Voluntariat in der Allgemeinmedizin in Krankenstationen auf
Mikronesien
Seit Oktober ´01
Weiterbildungsassistentin für Allgemeinmedizin in der Allgemeinarztpraxis Dres. Stunder, Zell a. H.
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Riemann für die freundliche Überlassung des
Themas und die geduldige, zuverlässige und gute Betreuung der Arbeit.
Ferner möchte ich mich bei Herrn Dr. Voderholzer und Frau Andrea Kiemen für die hilfreiche
Einführung in die Arbeit im Schlaflabor sowie die vielen wertvollen Ratschläge bedanken.
Mein Dank gilt auch dem ganzen Schlaflabor-Team, besonders für die Hilfe bei der
Datenerhebung und die Unterstützung bei organisatorischen Problemen.
Außerdem möchte ich meinen Mitdoktorandinnen Frau Isabel Fernandez-Weigel und Frau Dr.
Salome Melcher für die freundschaftliche und unkomplizierte Zusammenarbeit danken.
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