Institut für Pathologie - Helmholtz Zentrum München

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Institute of
Pathology
Neuherberg
Neuherberg
(Direktor:
Prof. Dr. Heinz Höfler)
ie Forschungsaktivitäten des Institutes konzentrieren sich auf die Entwicklung molekular-biologischer
Verfahren und ihren Einsatz in Diagnostik
und Prädiktion der Therapieresponse von
Tumoren. Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit ist weiterhin die Identifizierung neuer Marker und die Beziehung zwischen ihrer Expression und den histopathologischen Parametern. Da das Institut einerseits Zugang zu definierten Tumorkollektiven hat, andererseits ‘high-throughput’ genomische Assays wie Expressions-Mikroarrays, Q-RT PCR, FISH, CGH sowie Proteomic-Arrays und Immunohistochemie einsetzen zu können, konzentrieren wir uns
nun auf die Entwicklung diagnostischer
Tools, die das Verhalten und das Potenzial
eines Tumors individuell für jeden Patienten vorhersagen können.
Am Jahresende waren im Institut 8 wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, 1 Nachwuchswissenschaftler,
2 Gast- und 3 sonderfinanzierte Wissenschaftler sowie 14,5 Techniker beschäftigt.
D
Fluoreszenz in-situ Hybridisierung,
sequentielle Mehrfachmarkierung an
histologischen Schnitten
Strategien für Mehrfachmarkierungen
(Multi-color-FISH) sind sehr nützlich, um
die Verwandtschaft von Sequenzen zu ermitteln, und ermöglichen die Darstellung
von komplexen Amplifikationsmustern von
(Director:
Prof. Dr. Heinz Höfler)
DIE
INSTITUTE
Institut für
Pathologie
esearch in the Institute focuses
on developing clinical molecularbiological tools for the diagnosis,
and prediction of therapy response, of
tumours. The mainstay of our work continues to be the identification of new
markers and linking their expression with
histopathological parameters. The Institute
has unparalleled access to both defined
tumour collections and high-throughput
genomic assays such as expression microarrays, Q-RTPCR, FISH, and CGH, as well as
proteomic arrays and immunohistochemistry. Using these, we have begun to
concentrate on developing diagnostic
tools that predict parameters of tumour
behaviour and biology at the level of the
individual patient, including predictive
indicators of individual cancer susceptibility.
At the end of the year, there were 8 scientists, 1 junior scientist, 2 visiting scientists,
3 scientists supported by grant funds, and
14.5 technicians at the Institute.
R
Genen auf Tumorgewebe sowie auf Einzelzellebene durch den gleichzeitigen Nachweis von mehreren FISH-Sonden. Bisher
wurden Mehrfachmarkierungen mit FISH
simultan an Einzelzellen vorgenommen, so
dass man bei der Auswertung sofort ein
relevantes Ergebnis bekommt. Die Zahl der
üblicherweise verwendeten Fluorochrome
ist zur Zeit auf sieben beschränkt. Durch
kombinatorisches Labelling lassen sich
181
GSF
verschiedene Farbmischungen erzeugen,
so dass man alle 24 Chromosomen abdecken kann. Aber nicht jedes Fluorochrom
detektiert gleich gut, so kann es bei der
Auswertung zu erheblichen Schwierigkeiten kommen. Des weiteren können durch
zu viele angewandte Parameter (mehrere
DNA-Sonden) eine Vielzahl von Signalen in
Fällen von Co-Amplifikationen bei mehreren Genen Probleme bei der Auswertung
bereiten.
Obwohl einige eindrucksvolle Anwendungsbeispiele der Multi-color-FISH-Methode in der Zytogenentik gezeigt worden
sind, gibt es bisher keinerlei Berichte an histologischen Gewebeschnitten in der Molekularen Pathologie. Es scheint trotz vieler
Verbesserungen in den Protokollen keine
einfache Handhabung an histologischen
Schnitten zu sein. Das Hauptproblem stellt
die 3. Dimension bei Gewebeschnitten dar.
Die Darstellung der 3-dimensionalen Auflösung ist limitierend. Es kann zu komplexen Überlagerungen von Fluoreszenzsignalen im Zellkern führen, und somit ist eine
saubere Segmentierung der Signale bei
überlappenden Kernen nicht eindeutig
möglich. Um diese technischen Probleme
zu umgehen, wurde bei uns eine modifizierte Fluoreszenz in situ Hybridisierung
etabliert, die SML-FISH (Walch et al., 2001),
die es erlaubt, eine Vielzahl von Genen auf
Rote Drüse
Grüne Drüse
Blaue Drüse
Cyclin D1
Disomie
Polysomie
Amplifikation
CEP 11
Disomie
Polysomie
Disomie
Her-2/neu
Amplifikation
Amplifikation
Amplifikation
CEP 17
Polysomie
Polysomie
Disomie
D7S486 (c-met)
Polysomie
Polysomie
Polysomie
CEP 7
Polysomie
Polysomie
Polysomie
c-myc
Polysomie
Polysomie
Polysomie
CEP 8
Polysomie
Polysomie
Polysomie
20q13
Polysomie
Polysomie
Polysomie
CEP 20
Polysomie
Polysomie
Polysomie
Tab. 1: Heterogenitätsauswertung zu Abb. 1.
182
GSF
Einzelzellebene innerhalb eines Gewebeverbandes zu untersuchen. Die Methode
beruht auf mehrmals hintereinander folgenden (sequentiell) Hybridisierungen, die
jeweils in denselben Zellen eines Gewebes
durch ein Laser Scanning Mikroskop (LSM)
erfasst werden können. Nach der ersten
Hybridisierung mit einer fluoreszenzmarkierten Sonde wird mit dem LSM ein Bildstapel aufgenommen. Die Hybridisierungsstellen der verschiedenen DNA-Sonden
können teils mit Hilfe digitaler Bildverarbeitung analysiert werden, der größte Teil der
Auswertung wird zur Zeit noch visuell interaktiv durchgeführt. Anschließend wäscht
man die Sonde ab, versetzt das Präparat
mit einer neuen Sonde und schließt eine
weitere Runde mit Denaturierung und
Hybridisierung an. Nur so kann man eine
gezielte Aussage über die unterschiedlichen Aberrationsmuster auf Einzelzellebene machen. Der große Vorteil der SMLFISH liegt darin, dass man jeder Zeit eine
neue Hybridisierung mit einem interessanten Gen anschließen kann und durch die
Auswertung sofort einen Bezug zu anderen
relevanten Genen an der Einzelzelle hat.
In Walch et al (2001) wurde mittels der
SML-FISH (Proto-) Onkogene identifiziert,
die mit der Karzinogenese des Barrett-Karzinoms assoziiert sind. In 16 Ösophagektomie-Präparaten wurden die Hybridisie-
B
Cyclin D1
Her-2/neu
C
D
CEP 17
CEP 11
E
D7S486
DIE
INSTITUTE
A
F
20 µm
Abb. 1: Projektionsbilder von konfokalen Bildervolumenstapel eines gleichen Tumorareals beim
Barrett-Karzinom. Die Zellkerne wurden mit DAPI (4’,6-diamidino-2-phenylindole) gefärbt. Die fluoreszenzmarkierten Sonden sind spezifisch für Cyclin D1 (A, rote Signale), Her-2/neu
(B, grüne Signale), Zentromer 11 (C, gelbe Signale), Zentromer 17 (D, blaue Signale) und D7S486
(c-met) (E, orange Signale), in F sind Bereiche unterschiedlicher Kombinationen von Aberrationen
farblich markiert (vgl. auch Tab. 1).
183
GSF
Untersuchung von allelischer Imbalance in Tumoren durch
polymorphe Microsatelliten-Marker
oder Einzel-BasenPolymorphismen (SNPs)
Normalgewebe
(heterozygot)
Tumor
(Alleleverlust)
Abb. 2: Allelotypen des Tumors (untere Reihe) und des entsprechenden Normalgewebes
(obere Reihe) beim Osteosarkom eines Patienten (links) und einer Maus (rechts). Beim Menschen
erfolgte die Allelotypisierung mittels Fluoreszenz-markierter, polymorpher Mikrosatelliten-Marker
und bei der Maus mittels eines Tbx18-spezifischen Sequenzpolymorphismus (SNP).
In beiden Fällen erkennt man deutlich den Verlust der Heterozygotie im Tumor.
rungsmuster für 5 Locus-spezifische Sequenzen (c-met, c-myc, CyclinD1, Her-2/neu
und 20q13) und deren korrsepondierenden
Zentromersonden (CEP 7, CEP 8, CEP 11,
CEP 17, CEP 20) bestimmt. Aus dieser Arbeit resultierte die Darstellung der genetischen Heterogenität beim Barrett-Karzinom
und seine Vorläuferläsionen, die sich als
unterschiedliches Muster von Amplifikationen innerhalb morphologischer gleicher
Tumorzellen zeigt. In Tabelle 1 werden die
unterschiedlichen Hybridisierungsergebnisse bei 3 Drüsen inmitten eines Tumorareals des Barrett-Karzinoms aufgezeigt.
Eine vergleichende Analyse der genetischen Veränderungen in einzelnen Tumorzellen wird schematisch in Bildausschnitt F
gezeigt. Die Drüsen wurden zur Veranschaulichung unterschiedlich farbig markiert (Abb. 1), dies erleichtert die Zuordnung von bestimmten Zellpopulationen,
184
GSF
die ein spezifisches genetisches Veränderungsmuster aufweisen.
Durch die modifizierte Fluoreszenz-in-situHybridisierung (SML-FISH) wurde eine
Methode etabliert, die sich für zahlreiche
multiparametrisch genotypische Darstellungen in situ eignet.
Kartierung von Osteosarkom-spezifischen
Tumorsuppressorgenen in konservierten
Regionen des menschlichen und des
murinen Genoms
Knochentumoren stellen in der klinischen
Praxis trotz ihres relativ seltenen Auftretens nach wie vor eine große Herausforderung dar. Etwa die Hälfte aller Fälle treten
bei Kindern und Jugendlichen auf, wobei
das Ansprechen des individuellen Tumors
auf die verschiedenen chemotherapeuti-
Maus/Mensch
Homologie
D9Mit307
D9Mit133
HSA 6
D6S284
D9Mit113
LOH Bereich in
humanen Osteosarkome
D9Mit134
D6S1609
D9Mit196
D9Mit9
Dk 5
LOC51167
MS5
D6S1627
~ 1 Mb
MS1
LOH Bereich in
Osteosarkomen
der Maus
Tbx18
Tbx18
Nt 5
NT 5
Kleinste
gemeinsame
Verlustregion
DIE
INSTITUTE
MMU 9
D6S1601
D9Mit291
D9Mit269
SLC35A1
Rasgrf 1
tel
HSA15
MMU4
D6S434
tel
Abb. 3: Genomische Abschnitte mit konservierter Syntenie auf dem Maus-Chromosom 9 und
dem humanen Chromosom 6 (K. Imai et al, 12. IMGC 1997). Abschnitte mit häufigem Allel-Verlust
sind rechts für humane Knochentumoren durch einen blauen Balken und links für Knochentumoren der Maus durch einen roten Balken dargestellt.
sche Protokolle kaum vorhersagbar ist –
mit der Konsequenz einer insgesamt
relativ schlechten Prognose. Auf molekularer Ebene widerspiegelt sich die Heterogenität dieser Tumoren in einem breiten
Spektrum mutierter Gene und zytogenetischer Alterationen. Im Gegensatz beispielsweise zu kindlichen Leukaemien
kennt man beim Osteosarkom deshalb keine charakteristischen Änderungen in
einem bestimmten Gen, aus dem sich ein
kausaler Zusammenhang zur Tumorentstehung ableiten ließe, bzw. welches sich
als potentiell therapeutisches Target anbieten könnte.
Dank jahrzehntelanger Arbeit mit strahleninduzierten Osteosarkome der Maus am
Institut für Pathologie war es möglich, eine
größere Anzahl solcher Tumoren in Hybridmäusen zu induzieren. Diese Mäuse
wurden gezielt gezüchtet, um durch eine
möglichst große Zahl informativer Marker
(DNA-Mikrosatelliten und gen-spezifische
SNPs, Abb.2) eine genomweite Suche nach
solchen Lozi durchführen zu können, die in
den Tumoren häufig von allelischer Imbalance betroffen sind. In einer parallel laufenden Studie wurden an mehr als 40 humanen Knochentumoren gezielt diejenigen
genomischen Bereiche auf Alleleverluste
hin untersucht, deren Counterparts bei der
Maus bereits als potentielle Tumor-Suppressor-Lozi aufgefallen waren. Diese humanen Tumore stammten aus verschiedenen Kliniken des Bundesgebietes und wurden unter der Obhut der Kinderärztin Frau
Dr. M. Nathrath (TUM, Kinderkrankenhaus
Schwabing) auf molekulare Alterationen
hin untersucht.
Unter verschiedenen bereits bekannten
Tumor-Suppressor-Lozi, die in den Tumoren
einen Allelverlust aufwiesen, wurde ein bis-
185
GSF
her noch nicht beschriebener Bereich auf
dem Chromosom 9 der Maus distal des ATM
Genes identifiziert. Hier zeigten Marker
innerhalb eines Intervalls von etwa 4Mbp
allelische Imbalance in bis zu 78% der untersuchten Fälle. Solch ein Verlust der
Heterozygotie (LOH) ist ein Hinweis darauf,
dass der Locus ein für normale Wachstumskontrolle des Gewebes essentielles TumorSuppressor-Gen trägt.
Ein wesentliches Element der gesamten
Studie war die Kooperation mit Dr. Kenji
Imai (IEG), der im internationalen Maus
Chromosome Committee verantwortlich
für das Chromosom 9 ist und für dieses
weltweit die detailliertesten Untersuchungen über konservierte Bereiche zwischen
Maus und Menschen angestellt hat. Damit
konnte eine genaue Zuordnung des LOHBereiches vom Maus Chromosom 9 zum
humanen Chromosom 6q14 vorgenommen
werden (Abb. 3). Auch dieser Bereich wies
in 23 von 30 informativen Fällen allelische
Imbalance auf – ein starker Hinweis darauf,
dass auf diesem zwischen Maus und
Mensch konserviertem Genomabschnitt
ein für die Osteosarkom-Entwicklung es-
sentielles Gen lokalisiert ist. Im Verlauf dieser Studie hatte es sich erwiesen, dass parallele Studien an humanen Tumoren und
an solchen der Maus nicht nur komplementär hinsichtlich Qualität und Quantität
des zur Verfügung stehenden Untersuchungsmateriales sind. Vielmehr erlauben
Vergleiche zwischen den jetzt vollständig
sequenzierten Genome beider Spezies eine
genauere Kartierung von krankheitsassoziierten Genen: sogenannte Syntenie-Bruchpunkte im Genom zweier Spezies engen
automatisch den Bereich ein, auf dem sich
homologe Gene befinden können.
Durch eine weitere Kooperation mit Dr. T.
Strom (IHG) konnten wir damit tatsächlich
zeigen, dass letztendlich nur ein einziges
bekanntes Gen auf dem zwischen Mausund Mensch konservierten Genabschnitt
liegt. Es handelt sich dabei um das bisher
nur als Entwicklungskontroll-Gen bekannte
Tbx18. Weitergehende Untersuchungen zu
möglichen Mutationen oder Dysregulationen dieses Genes in Knochentumoren sollen zeigen, bei welchen molekularen Prozessen des neoplastischen Wachstums dieses Gen eine Rolle spielen könnte.
Zusammenarbeit
Ausgewählte Veröffentlichungen
Der Leiter des Instituts ist o. Univ. Professor für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie der
Technischen Universität München. Außerdem lehren
drei Mitarbeiter des Instituts an der Technischen Universität und eine Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck. Mitarbeiter des Instituts lehren an der Universität
London MSc Kurs „Radiationbiologie“ und sind
Gründungsmitglieder die Europäische on-line Pathologie
Atlas der Maus „PATHBASE“.
Calzada-Wack, J., Kappler, R., Schnitzbauer, U., Richter, T.,
Nathrath, M., Rosemann, M., Wagner, S.N., Hein, R.,
Hahn, H.: Unbalanced overexpression of the mutant
allele in murine Patched mutants. Carcinogenesis 23,
727–733, 2002
Es bestehen Kooperationen mit der Technischen Universität München sowie mit nationalen Forschungseinrichtungen innerhalb des HGF und mit internationalen
Partners innerhalb der 5er Rahmenprogramme der EU.
Drittmittelnprojekte sind durch die DFG, Bayerischen
Forschungsstiftung, Wilhelm-Sander-Stiftung, Deutsche
Krebshilfe und der Europäishe Union gefordert.
Fritz, A., Walch, A., Piotrowska, K., Rosemann, M.,
Schäffer, E., Weber, K., Timper, A., Wildner, B., Graw, J.,
Höfler, H., Atkinson, M. J.: Recessive transmission
of a multiple endocrine neoplasia syndrome in the rat.
Cancer Research 62, 3048–3051, 2002.
Nathrath, M., Kuosaite, V., Rosemann, M., Kremer, M.,
Poremba, Chr., Wakana, S., Yanagy, M., Nathrath, W,
Höfler, H., Imai, K., Atkinson, M.J.: Two novel candidate
tumour suppressor gene loci on chromosome 6q and
15q in human osteosarcoma identified through the parallel study of allelic imbalance in mouse and human.
Oncogene 21, 5975–5980 (2002)
Specht, K., Kremer, M., Müller, U., Dirnhofer, S., Rosemann, M., Höfler, H., Quintanilla-Martinez, L., Fend, F.:
Identification of Cyclin D1 mRNA Overexpression in
B-Cell Neoplasias by Real-Time Reverse TranscriptionPCR of Microdessected Paraffin Sections. Clinical
Cancer Research 8, 2902–2911, 2002
186
GSF
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