Karst und Höhlen im Silberen und Glattalpgebiet Prinzip: Karst bildet sich im Kalkgestein: Wasser (und darin vorkommende Säuren) lösen den Kalk. Dort, wo das Gestein am besten löslich ist, bilden sich Rinnen, Risse bzw. Löcher. Das Wasser arbeitet sich so in die Tiefe, bis es auf eine nicht mehr wasserlösliche Gesteinsschicht (Mergel- und Zementschichten) trifft. Je nach Ort entstehen typische Karrenfelder (Silberen, Hohgant beim Thunersee, Savoyen in Frankreich) und/oder Dolinen (im Jura). Karstgebiete sind stets arm an Oberflächengewässern – dieses versickert (in den Karren, in Schwundlöchern) und fliesst unterirdisch ab – dafür oft reich an Höhlen. Karstgebiete zwischen Pragel- und Klausenpass, im Grenzgebiet der Kantone Schwyz, Uri und Glarus: Silberen (2319 m): Gipfel südlich des Pragelpass. Gipfel vegetationslos, Kalk mit ausgeprägtem Karst. An der westlichen Bergflanke befindet sich der Bödmerenwald, der grösste Fichten-Urwald der Alpen. Dem Berg untergelagert ist eines der weltgrössten Höhlensysteme mit dem berühmten Hölloch. Karren oberhalb des Glattalpsees Schematische Darstellung eines Karstgebiets Glattalp: Karstgebiet nördlich des Klausenpass, mit dem Glattalpsee. Beim Glattalpsee sind die Karren teilweise mit mageren Weiden bewachsen und bemoort. Diese (Flach-)Moore konnten dort entstehen, wo wasserundurchlässige Mergel- und Zementschichten den Wasserabfluss behindern. Weiter südlich finden sich die Mären aus nacktem Karst. Im Gegensatz zu vielen anderen Karstgebieten waren die Mären während der Eiszeit nicht vergletschert, sondern nur verfirnt. Deshalb ist der Karst dort wenig abgeschliffen und entsprechend eckig und kantig geblieben. Das Schächental – berüchtigt für Rüfen und Unwetter Das Tal südlich des Klausenpasses unterscheidet sich geologisch stark von den Karstgebieten – mit Konsequenzen für Natur und Mensch: Das Hölloch im Muotatal – fünftgrösstes Höhlensystem der Welt Der Klausenpass steigt vom Urner Reusstal durchs Schächental Richtung Urner Boden und Glarus. Im Gegensatz zu den Kalkgebirgen nördlich des Klausenpasses ist das Schächental von Flyschgesteinen gebildet. Flyschgesteine sind seinerzeit durch Hangrutsche im Meer entstanden. Auch heute sind Flyschgesteine auf Rutschungen anfällig – etwa wie die verschiedenen Schichten einer Crèmeschnitte. Sobald bei einem starken Unwetter viel Wasser über Flyschgebiete abfliessen muss, können die Talhänge gut unterspült werden und in Form von Rüfen (Hangrutschen) ins Tal gerissen werden. Wo in der Schweiz gibt es Kalkgebirge? Kalk entsteht als Ablagerung (als Sedimentgestein) in Ozeanen. Im Gebiet der heutigen Schweiz hat sich vor 150 – 40 Mio. Jahren ein tropisches Meer, die Tethys, befunden, wo unter anderem Kalk abgelagert worden ist. Seit der Kreidezeit vor 80 - 100 Mio. Jahren falten sich die Alpen und die Tethys ist verschwunden. So sind die Kalksedimente sind z.T. an die Oberfläche gekommen, z.T. aber auch während der Alpenfaltung in andere Gesteine (z.B. Marmor) umgewandelt worden (Metamorphose). Tektonische Gliederung der Schweiz Heutzutage kommt Kalk im Jura und im so genannten Helvetikum an der Oberfläche vor (siehe Karte). Oben: Kalkdecken, Rechts: Alpenfaltung (aus: T. Labhart, Geologie der Schweiz, Ott Verlag, Thun, 1998)