6 Pathologie der Mammatumoren H.-P. Sinn, B. Helmchen Bei der Interpretation radiologischer und sonographischer Befunde ist die fundierte Kenntnis der normalen und pathologischen Anatomie der Brustdrüse von großer Bedeutung um Veränderungen, die im Rahmen physiologischer Umstellungsvorgänge (z. B. in der Perimenopause und Postmenopause) auftreten, von prämalignen und malignen Befunden abzugrenzen. Die Brustdrüsen sind ontogenetisch gesehen Hautanhangsgebilde und entwickeln sich embryologisch aus modifizierten Schweißdrüsen. Verschiedene hormonelle Einflüsse bewirken morphologisch Ausreifungsund Rückbildungsvorgänge. Die physiologischen Umstellungen während Pubertät, Prä- und Postmenopause spiegeln sich wider im histologischen und im radiologischen Bild und beruhen im Wesentlichen auf der Relation zwischen Epithel und Stroma sowie der Relation zwischen fibrösem Stroma und Fettgewebe. Im Folgenden wird für verschiedene Konstellationen bzw. Befundmuster (Herdbefund etc.) die Pathologie der häufigsten dazugehörenden Differentialdiagnosen erörtert. Ausgeklammert werden entzündliche Veränderungen und postoperative Befunde. 6.1 Benigne Läsionen und gutartige Tumoren matöse Formen, die häufig auch kombiniert auftreten, sich aber im Übrigen morphologisch nicht von dem Spektrum normalen Brustdrüsengewebes unterscheiden lassen. Mastopathie und Adenosen Unscharf abgrenzbare knotige Gewebsverdichtungen entsprechen histologisch häufig einer einfachen fibrösen oder fibrozystischen Mastopathie. Der Begriff „Mastopathie“ beinhaltet Umbauvorgänge des Drüsenkörpers, die im Rahmen physiologischer, hormonellbedingter Umstellungen und Involution auftreten und für sich genommen keinen Krankheitswert besitzen, jedoch auch gehäuft in Zusammenhang mit duktalen oder lobulären Epithelhyperplasien und anderen pathologischen Veränderungen auftreten können. Zu dem Spektrum der Mastopathie gehören fibrozystische Veränderungen mit mikroskopisch bis makroskopisch sichtbaren Zysten, apokrinen Epithelmetaplasien und vermehrter Fibrose. Einhergehend mit diesen Veränderungen finden sich vielfach auch sklerosierende und mikrozystische Adenoseherde, seltener eine mikroglanduläre Adenose. Das morphologische Substrat der Adenosen ist eine Hyperplasie von Lobuli mit einer Vermehrung azinärer und/oder myoepithelialer Strukturen. T Diffuse Veränderungen und unscharf begrenzte Herdbefunde Diffuse oder unscharf begrenzte sonographische Befunde entsprechen in der Regel gleichfalls diffusen bzw. unscharf begrenzten, makropathologischen Veränderungen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei um gutartige Läsionen oder um Abweichungen von der Norm. Innerhalb solcher Veränderungen ist jedoch die Abgrenzung prämaligner oder maligner Herdbefunde unter Umständen erschwert. Fibromatose Bei der Fibromatose handelt es sich um eine seltene, lokal aggressive Erkrankung mit tumorähnlicher Proliferation von Fibroblasten und Myofibroblasten. Klinisch und bildgebend imponiert die Fibromatose aufgrund ihres lokal infiltrativen Wachstums häufig als invasiver Tumor. Die Größe der Läsionen beträgt zwischen 0,5 und 10 cm. T Scharf begrenzte Läsionen Hypertrophie (Makromastie) Zu den verschiedenen Erscheinungsformen der Makromastie gehören die juvenile Hypertrophie, die Graviditätsmakromastie und die gewöhnliche Makromastie, die häufig mit Adipositas verbunden ist. Alle Formen der Makromastien können auch unilateral auftreten und sind dann differentialdiagnostisch gegenüber anderen hyperplastischen Prozessen und Neoplasien abzugrenzen. Pathogenetisch liegt in der Regel eine hormonell bedingte Hypertrophie des Drüsengewebes und des hormonell sensitiven Stromas vor. Histologisch unterscheidet man die lipomatöse und die fibroadeno- Bei diesen, klinisch meist benigne imponierenden Herdbefunden handelt es sich häufig um gutartige Tumoren; die Kenntnis dieser Tumoren ist jedoch insbesondere in Abgrenzung gegenüber scharf begrenzten Malignomen von Bedeutung. Fibroadenom Das Fibroadenom ist ein biphasischer benigner Tumor aus Bindegewebe und Duktuli mit perikanalikulärem und/oder intrakanalikulärem Wachstum. Das Fibroadenom leitet sich von Drüsenläppchen ab und kann daher Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag 47 Pathologie der Mammatumoren eine gelappte Struktur aufweisen. Vielfach finden sich jedoch auch Variationen mit Regression und Verkalkungen, hyperplastischen Veränderungen, myxoiden Stromaverquellungen oder Spaltbildungen und Zysten. kann die Abgrenzung gegenüber einem gut differenzierten tubulären Mammakarzinom schwierig sein. Tubuläres Adenom Die komplexe sklerosierende Läsion zeigt ähnlich wie die radiäre Narbe ein pseudoinfiltratives Wachstum. Sie weist sämtliche Merkmale der radiären Narben auf, hat aber neben ihrer größeren Ausdehnung auch eine unregelmäßigere Struktur, häufig mit nodulären Proliferationen an der Peripherie. Diese Läsionen sind meist größer als 10 mm. Das tubuläre Adenom ist ein kleiner, morphologisch dem Fibroadenom ähnlicher, gutartiger Tumor mit homogener Binnenstruktur, der aus dichtliegenden tubulären Strukturen aufgebaut ist. Im Gegensatz zum Fibroadenom findet sich hier keine gelappte Struktur. Komplexe sklerosierende Läsion Sklerosierende Adenose Adenomyoepitheliom Hier handelt es sich um einen gutartigern, scharf begrenzten, biphasischen Tumor, bestehend aus einer soliden Proliferation myoepithelialer Zellen um schmale, epithelial begrenzte Spalträume (mittlere Größe 2,5 cm). Mammäres Hamartom Unter einem mammären Hamartom versteht man eine lokalisierte tumorartige Läsion aus ortstypischem mammären Gewebe mit einem ungeordneten Gewebsaufbau. Das mammäre Hamartom ist kapselartig begrenzt und imponiert klinisch und sonographisch häufig als Fibroadenom. Die Größe beträgt 1–7 cm. Phylloider Tumor Phylloide Tumoren umfassen eine Gruppe von gut begrenzten, biphasischen Tumoren, welche ähnlich wie Fibroadenome durch eine zweischichtige duktale epitheliale Komponente charakterisiert sind. Im Unterschied zum Fibroadenom weist der phylloide Tumor ein zellreiches, die epitheliale Komponente verdrängendes Stroma mit Ausbildung blattartiger Strukturen und zystischen Hohlräumen auf. Die Beurteilung der Dignität phylloider Tumoren richtet sich wesentlich nach der Zellularität und Mitoseaktivität. Die sklerosierende Adenose ist durch eine herdförmige Proliferation azinärer Strukturen mit Störung der Architektur, aber erhaltenen luminalen und peripheren myoepithelialen Zellen charakterisiert. Die lobulär orientierten Herde können untereinander konfluieren. Eine Vermehrung kollagener Fasern führt zu zentralen Sklerosen und kann ein infiltratives Wachstum vortäuschen. Fettgewebsnekrosen Die exogen entstandenen, traumatisch ausgelösten Alterationen des Fettgewebes wandeln sich im Laufe von Wochen und Monaten zu einem lipophagen Granulom um und werden schließlich narbig demarkiert, wobei durch die dadurch bedingte Schrumpfung das Bild eines strahlenförmigen Tumors vorgetäuscht werden kann. Mit den regressiven Veränderungen sind nicht selten grobschollige Verkalkungen und die Ausbildung zentraler Pseudozysten assoziiert. T Zystische Veränderungen und Papillome Bei zystischen Raumforderungen handelt es sich nur selten um prämaligne oder maligne Tumoren. Allerdings können insbesondere papilläre Veränderungen, die in Zusammenhang mit Zysten auftreten, heterogen differenziert sein und bedürfen der genauen Analyse, um höherwertige Befunde auszuschließen (Abb. 6.1 a–c). T Strahlenförmige Läsionen Diese radiologisch und sonographisch häufig maligne imponierenden Läsionen imitieren auch makropathologisch und gelegentlich histologisch einen malignen Tumor der Mamma und stellen gelegentlich auch für den diagnostizierenden Pathologen eine Herausforderung dar. Radiäre Narbe Die radiäre Narbe ist durch ihr charakteristisches radiäres Wachstumsmuster gekennzeichnet, bei dem duktolobuläre Strukturen strahlenförmig von einer zentralen Zone dichten fibroelastischen Gewebes ausgehen. Die radiäre Narbe hat in der Regel einen Durchmesser von maximal 10 mm. Makroskopisch und histologisch 48 Fibrös-zystische Mastopathie und Makrozysten Als Makrozysten werden Zysten mit einem Durchmesser von 1 cm und mehr bezeichnet. Diese treten in der Regel in einer fibrös-zystischen Mastopathie auf und können das Bild dieser Erkrankung dominieren. Im Gegensatz zu den Duktektasien betrifft die fibröszystische Mastopathie das terminale Gangsystem. Begleitend finden sich charakteristische apokrine Epithelmetaplasien, häufig auch Typ-1-Verkalkungen (Kalziumoxalat-Kristalle). Duktektasien und Retentionssyndrom Duktekasien sind charakterisiert durch die Erweiterung von Ausführungsgängen und treten gewöhnlich mit be- Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag Prämaligne Läsionen a b c Abb. 6.1 a–c Zystische Herdbefunde. a intrazystisch-papilläres Karzinom b+c fibrös-zystsiche Mastopathie mit multiplen Mikrozysten (b) bzw. einer Makrozyste und Mikrozysten (c) gleitender chronischer, periduktaler Entzündung auf. Die häufig im retromammilären Drüsenkörper gelegenen Duktektasien sind in der Menopause mit einer Involution der Ausführungsgänge assoziiert. Das auskleidende Epithel ist flach und kubisch, intraluminal kann es zur Bildung von Sekretkalk kommen. Synonyme Begriffe sind Plasmazellmastitis, Komedomastitis und Mastitis obliterans. Gang. Große, komplex gestaltete Papillome mit zystischen Arealen werden gelegentlich als papilläre Zystadenome bezeichnet, wohingegen solide, nichtzystische Papillome verschiedentlich als duktale Adenome klassifiziert wurden. Papillome und intrazystische Papillome Bei den duktalen und lobulären In-situ-Karzinomen unterscheidet man verschiedene Risikokategorien je nach histologischem Differenzierungsmuster. Wichtig erscheint, dass in allen diesen Kategorien das Spektrum von sehr kleinen, nur wenige Millimeter großen Herdbefunden, bis hin zu sehr ausgedehnten, partiell oder auch das gesamte Brustdrüsengewebe einnehmenden Läsionen reicht. Papillome sind kleine gutartige Tumoren, die vom luminalen Epithel mammärer Duktuli ausgehen. Sie können sowohl zentral bzw. retromamillär (zentrales Papillom), aber auch peripher in den terminalen duktolobulären Einheiten (peripheres Papillom) auftreten. Unter intrazystischen Papillomen versteht man das Auftreten eines Papilloms in einem zystisch dilatierten 6.2 Prämaligne Läsionen Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag 49 Pathologie der Mammatumoren T Duktales Carcinoma in situ (DCIS) Das DCIS ist durch intraduktale Proliferationen epithelialer Tumorzellen charakterisiert und geht typischerweise von der terminalen duktolobulären Einheit aus. Es umfasst ein morphologisch und klinisch großes Spektrum von Erkrankungen mit unterschiedlichem Risiko für das spätere Auftreten eines invasiven Karzinoms und unterschiedlicher klinischer Präsentation. Beim hochmalignen DCIS handelt es sich häufig um tumorbildende Veränderungen, die einen tastbaren Herdbefund verursachen. Dies ist bedingt durch eine extensive lobuläre Kanzerisierung und eine begleitende periduktale Stromareaktion. Meist liegt dem ein DCIS vom Komedotyp zugrunde. Beim niedrigmalignen DCIS unterscheidet man verschiedene histologische Formen, meist kommt es hier nicht zur Ausbildung eines tastbaren Herdbefundes. Seltener als beim hochmalignen liegen bei diesen Formen des DCIS Mikroverkalkungen vor. T Lobuläres Carcinoma in situ Das lobuläre Carcinoma in situ (LCIS) bildet keine tastbare oder makroskopisch erkennbare Veränderung, sondern wird typischerweise als Zufallsbefund bei der Abklärung wegen okkultem Mikrokalk oder anderer Befunde entdeckt. Das LCIS tritt in bis zu 85 % der Patientinnen multizentrisch und in 30–67 % bilateral auf. Generell hat das LCIS ein geringeres Progressionsrisiko als das DCIS und gilt allgemein eher als Risikoläsion für die spätere Entwicklung eines invasiven duktalen oder invasiven lobulären Mammakarzinoms. In neuerer Zeit wurde zur besseren Abschätzung des individuellen Risikos eine Unterteilung der Veränderungen entsprechend ihrem histologischen Bild in drei Kategorien vorgeschlagen. Die lobuläre Neoplasie Grad 1 (LIN 1) beinhaltet Veränderungen, die atypische lobuläre Hyperplasien (ALH) einschließen, das Progressionsrisiko ist gering. Die lobuläre Neoplasie Grad 2 und 3 (LIN 2 bzw. 3) entspricht morphologisch dem lobulären Carcinoma in situ (LCIS) mit höherem Progressionsrisiko. Eine Sonderform ist das pleomorphe LCIS, dabei handelt es sich um eine LIN Grad 3, welche Komedotyp-Nekrosen aufweisen kann und gehäuft mit einem pleomorphen invasiven lobulären Karzinom oder einem DCIS assoziiert ist. T Morbus Paget der Mamille Als M. Paget wird eine Neoplasie bezeichnet, bei der große Adenokarzinomzellen die Epidermis der Mamille infiltrieren. Damit assoziiert ist in der Regel ein hochmalignes DCIS intramamillärer Milchgänge und tieferer Duktuli, nicht selten auch ein invasives Mammakarzinom. Der isolierte M. Paget der Mamille ohne assoziiertes DCIS oder invasives Karzinom ist selten. 50 6.3 Maligne Tumoren T Scharf begrenzte Tumoren In Abgrenzung zu den häufigeren gutartigen, scharf begrenzten Läsionen gibt es einige charakteristische, scharf begrenzte maligne Tumoren (Abb. 6.2 a–d), dazu gehören insbesondere das muzinöse und das medulläre Mammakarzinom. Muzinöses Mammakarzinom Das muzinöse Mammakarzinom ist ein scharf begrenzter, häufig lobulierter Tumor und charakterisiert durch eine Proliferation von nestartig aggregierten Tumorzellen, die in große extrazelluläre Schleimseen eingebettet sind. Der Begriff „Gallertkarzinom“ ist damit synonym. Neben der reinen Form kommt häufig auch der Mischtyp des muzinösen Mammakarzinoms vor, dabei handelt es sich um Tumoren mit verschiedener, andersartiger Teildifferenzierung, z. B. eines invasiven duktalen Mammakarzinoms. Auch eine intraduktale Tumorkomponente ist nicht ungewöhnlich. Abzugrenzen ist das muzinöse Mammakarzinom gegenüber einer Muzinextravasation beim seltenen, mukozelenartigen, nichtinvasiven Tumor der Mamma. Medulläres Mammakarzinom (MBC) Das MBC ist ein solide, verdrängend wachsendes Mammakarzinom, aufgebaut aus pleomorphen epithelialen Tumorzellen mit synzytialem Wachstumsmuster und prominentem lymphozytären Stroma. Diese Tumoren weisen typischerweise keine intraduktale Tumorkomponente auf und zeigen weitere Gemeinsamkeiten wie Fehlen von Hormonrezeptoren, Assoziation mit BRCA1Keimbahnmutation und Auftreten im jüngeren Alter. Wenn nicht alle histomorphologischen Kriterien erfüllt sind, spricht man vom atypischen medullären Mammakarzinom. Papilläres Mammakarzinom Das seltene papilläre Mammakarzinom entsteht typischerweise auf dem Boden eines nichtinvasiven (intrazystischen oder intraduktalen) papillären Karzinoms durch Infiltration in das umgebende Gewebe. Aufgrund dessen handelt es sich häufig um scharf begrenzte Tumoren mit zystischer Komponente. Metastasen Zu den häufigsten Primärtumoren, die zu Metastasen in der Mamma führen gehört das maligne Melanom, das seröse Ovarialkarzinom und seltener andere Organtumoren (Magen, Lunge, Niere, Schilddrüse und Zervix). Typisch für Metastasen in der Mamma ist das solide, knotige Tumorwachstum mit einem solitären Herdbefund, bei multiplen Herden sollte differentialdiagnostisch immer an das Vorliegen von Metastasen gedacht Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag Maligne Tumoren a b c d Abb. 6.2 a–d Scharf begrenzte Herdbefunde. a invasives duktales Mammakarzinom mit zentraler Tumornekrose b muzinöses Mammakarziom mit kolloidglänzender Schnittfläche c Metastasen eines serös-papillären Ovarialkarzioms mit schrotschussartigen runden Tumorherden d gutartiger phylloider Tumor mit zentralen regressiven Veränderungen und kapselartiger Begrenzung werden. Metastasen eines kontralateralen Mammakarzioms sind häufig beim inflammatorischen Karzinom und Blockade des Lymphabflussweges mit Umkehr des Lymphstroms auf die Gegenseite. Beim malignen Lymphom der Mamma handelt es sich jedoch häufiger um eine Primärerkrankung im Sinne eines Organlymphoms und seltener um eine Manifestation einer Systemerkrankung. kleinzellige Tumorzellen und ein typischerweise dissoziiertes Tumorwachstum in einem fibrösen Stroma charakterisiert. Die Zuordnung zum Läppchensystem stützt sich auf die häufige Assoziation des invasiven lobulären Karzinoms mit dem zytologisch identischen LCIS. Von der klassischen Form werden Varianten mit solider, pleomorpher, alveolärer oder siegelringzelliger Differenzierung abgegrenzt, die im Gegensatz zur klassischen Variante auch sich schnell vergrößernd, scharf begrenzt wachsen und frühzeitig metastasieren können. Die häufigste klassische Variante unterscheidet sich vom invasiven duktalen Karzinom (IDC) durch eine langsamere Tumorproliferation und stadienbezogen seltenere lymphogene Metastasierung. T Unscharf begrenzte und diffus infiltrierende Tumoren Diese Tumoren, die sich klinisch als Tastbefund manifestieren, können im Prinzip allen histologischen Kategorien angehören (Abb. 6.3 a–d); gehäuft handelt es sich jedoch um invasive lobuläre Mammakarzinome. Invasives lobuläres Karzinom (ILC) Das invasive lobuläre Mammakarzinom (ILC) ist die häufigste besondere Differenzierungsform des invasiven Mammakarzinoms. Das ILC ist durch uniforme Invasives duktales Mammakarzinom (IDC) mit extensiver intraduktaler Komponente (EIC) Das IDC mit EIC ist eine weniger häufige Manifestationsform des IDC und durch ein Überwiegen der intraduktalen Tumorkomponente charakterisiert, die die Größe des invasiven Karzinoms weit übertreffen kann. Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag 51 Pathologie der Mammatumoren a b c d Abb. 6.3 a–d Unscharf und strahlenförmig begrenzte Herdbefunde. a invasives tubuläres Mammakarzinom b großes invasives duktales Mammakarzinom in lipomatösatrophem Drüsenkörper c kleines invasives lobuläres Mammakarzinom mit regressiven Veränderungen bei Z.n. Chemotherapie d invasives duktales Mammakarzinom mit diffuser Tumorinfiltration und Satellitenherden Definitionsgemäß handelt es sich hier um ein IDC mit intraduktaler Tumorkomponente in mehr als 25 % der Tumorfläche und im angrenzenden Normalgewebe bzw. um ein IDC, dessen Gesamtausdehnung einschließlich der intraduktalen Komponente mindestens doppelt so groß ist wie der größte Durchmesser des invasiven Karzinoms. Bei Anwendung dieser Definition liegt die Häufigkeit von IDC mit EIC bei ca. 15 % aller invasiven duktalen Mammakarzinome. Zu berücksichtigen ist, dass hier häufig auch multifokale invasive Tumorherde auftreten können. nifikanten Entzündungsinfiltrat assoziiert ist und kein entzündliches Geschehen darstellt. Vielfach ist der Prozess über den gesamten Brustdrüsenkörper ausgedehnt. Inflammatorisches Mammakarzinom Das inflammatorische Mammakarzinom ist eine Sonderform des invasiven Mammakarzinoms mit ungewöhnlicher klinischer Manifestation, welche auf einer ausgedehnten Lymphangiosis carcinomatosa intramammär und in der Regel auch intrakutan beruht. Der Begriff „inflammatorisches Mammakarzinom“ ist irreführend, da der Tumor in der Regel nicht mit einem sig- 52 T Stahlenförmig begrenzte Tumoren Sowohl invasive duktale Mammakarzinome wie auch insbesondere das gut differenzierte tubuläre Karzinom der Mamma können ein radiäres Wachstumsmuster zeigen. Dabei handelt es sich typischerweise um langsam wachsende, hormonrezeptorpositive Tumoren. Die radiären Ausläufer können eine intraduktale Tumorkomponente beinhalten. Invasives duktales Mammakarzinom, NOS Der Begriff „invasives duktales Mammakarzinom“ beinhaltet alle invasiven Tumoren der Mamma ohne besondere Tumordifferenzierung, daher wird im englischen Sprachgebrauch häufig auch die Abkürzung NOS Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag Maligne Tumoren (not otherwise specified) oder NST (no special type) angefügt. Das makromorphologische Wachstumsmuster ist höchst variabel und reicht von knotigen bis hin zu diffus infiltrierenden Erscheinungsformen. Bedingt durch das typischerweise langsame Tumorwachstum und das Vorherrschen von Tumorstroma kommt es im charakteristischen Fall zur Ausbildung eines Szirrhus mit strahlenförmiger Begrenzung des Tumors Tubuläres Karzinom Das tubuläre Mammakarzinom ist ein spezieller Typ des invasiven Mammakarzinoms mit einer besonders guten Prognose und histologisch charakterisiert durch gut differenzierte tubuläre Strukturen mit offenen, unregelmäßig begrenzten Lumina. Die typische Wuchsform des tubulären Karzinoms ist strahlenförmig mit zentraler Elastose. Eine intraduktale Tumorkomponente ist meist gering. Christof Sohn, Jens-Uwe Blohmer, Mammasonographie (ISBN 3131028726), © Georg Thieme Verlag 53