C. Eicher Analysis Study Center ETH Zürich HS 2015 Summen Die Summe P von mehreren Zahlen a1 , a2 , . . . , an kann mit Hilfe des Summenzeichens geschrieben werden a1 + a2 + · · · + an = n X ak . k=1 Hier heisst k Laufvariable oder Summationsindex und k = 1 bzw. k = n ist ihre untere bzw. obere Grenze. Die Laufvariable wird auch als gebundene Variable bezeichnet, da sie nicht mehr frei wählbar ist. Sind Zahlen a11 , a12 , . . . , a1n , a21 , . . . , a2n , . . . , am1 , . . . , amn durch zwei Indizes bezeichnet, so kann man deren Summe als a11 + a12 + · · · + a1n +a21 + a22 + · · · + a2n +... +am1 + am2 + · · · + amn = m X (ak1 + ak2 + · · · + akn ) = k=1 n m X X akl . k=1 l=1 schreiben. Der letzte Ausdruck heisst Doppelsumme, darin ist P und m die äussere Summe. k=1 Pn l=1 die innere Gelöste Aufgabenbeispiele: 1. Seien a1 , a2 , . . . , aN +1 beliebige Zahlen und n ≤ N . Zeige aN +1 − an . PN k=n (ak+1 − ak ) = Erste Lösung: Wir schreiben die Summe aus N X (ak+1 − ak ) = (an+1 − an ) + (an+2 − an+1 ) + · · · + (aN +1 − aN ) k=n Bitte wenden! und beobachten, dass an+1 im ersten Summanden mit −an+1 im zweiten Summanden etc. kürzt (an+1 − an ) + (an+2 − an+1 ) + · · · + (aN +1 − aN ) = −an + aN +1 . Man spricht von einer Teleskopsumme. Zweite Lösung: Wir zeigen nun, wie man das gleiche Resultat ohne Ausschreiben der Summe erhält. Wir schreiben die Summe von Differenzen als Differenz von Summen N X (ak+1 − ak ) = N X k=n ak+1 − N X k=n ak . k=n In der ersten Summe führen wir nun die neue Laufvariable l := k + 1 ein. Weil k von n bis N läuft, läuft l von n + 1 bis N + 1 N X ak+1 = k=n N +1 X al . l=n+1 Wenn wir in der Differenz der Summen die Laufvariable der zweiten Summe von k nach l umbenennen, erhalten wir eine Differenz von Summen über l, die sich nur in der unteren und oberen Grenze der Laufvariable unterscheiden ! ! N N N N +1 X X X X al = aN +1 − an . al − an + al = aN +1 + al − l=n+1 l=n+1 l=n+1 l=n 2. Zeige n X ( k= n 2 k=1 : k gerade n +1 2 n−1 n+1 2 2 n gerade . n ungerade Hier ist mit “: k gerade” unter der Summe angezeigt, dass man nur über die geraden k summiert. Lösung: Die der Lösung zu Grunde liegende Idee ist, dass jede gerade natürliche Zahl k eindeutig als k = 2l für eine natürliche Zahl l geschrieben werden kann. Wir betrachten zuerst den Fall, wo n gerade ist. Dann läuft l von 1 bis n2 (eine natürliche Zahl) und wir können die Summe über k als Summe über l schreiben n X k=1 : k gerade n k= 2 X 2l . l=1 Siehe nächstes Blatt! Wir bemerken nun n n 2 X 2 X 2l = 2 l=1 l=1 n n l= +1 . 2 2 Im Fall wo n ungerade ist, sind die geraden Zahlen zwischen 1 und n gegeben (ein Element von N0 ), wir durch 2, 4, . . . , n − 1. Folglich läuft l von 1 bis n−1 2 können die Summe über k als Summe über l schreiben und erhalten wie im ersten Fall n X n−1 k= 2 X l=1 k=1 : k gerade n−1 2l = 2 n−1 +1 2 = n−1 2 n+1 2 . Wir bemerken, dass es für n = 1 kein k gibt, dass die Bedingungen erfüllt. Die Summe heisst dann leer und ihr Wert ist null. Dieser Fall ist bereits durch die Formel für allgemeine ungerade n abgedeckt, da n−1 = 0 für n = 1 ist. 2 3. Zeige n X 1= j,k=1 : k≤j n(n + 1) . 2 Lösung: Ausführlicher geschrieben ist die linke Seite n X 1= n X n X 1. j=1 k=1 : k≤j j,k=1 : k≤j In der inneren Pj Summe ist j (aber nicht k) eine freie Variable. Die innere Summe kann als k=1 geschrieben werden und folglich ist n X n X 1= j n X X 1= j=1 k=1 j=1 k=1 : k≤j n X j= j=1 n(n + 1) . 2 Bemerkung: Genauso könnte man die linke Seite als n X 1= j,k=1 : k≤j schreiben. Nun ist Pn j=1 : k≤j n n X X k=1 j=1 : k≤j = Pn 1= j=k n n X X 1 k=1 j=1 : k≤j und folglich n X n X k=1 j=k n X 1= (n − k + 1) . k=1 Bitte wenden! Führen wir die Laufvariable l := n − k + 1 ein, so geht diese von l = n − n + 1 = 1 bis l = n − 1 + 1 = n, also ist n n X X n(n + 1) . (n − k + 1) = l= 2 k=1 l=1 (Wir haben verwendet, dass k 7→ l = n − k + 1 eine Bijektion der Indexmenge {1, 2, . . . , n} mit sich selbst ist.) 4. Zeige 2n+1 X l=1 : l ungerade 2n + 1 l = 22n . Hier sind 2n+1 Binomialkoeffizienten. l Lösung: Wenn l durch die ungeraden Zahlen zwischen 1 und 2n+1 läuft, können wir durch l = 2k + 1 eine neue Laufvariable k einführen, die von 0 bis n läuft. Also können wir die Summe als X 2n+1 n X 2n + 1 2n + 1 = l 2k + 1 l=1 : l ungerade k=0 schreiben. Mit der Pascal’schen Identität n X 2n + 1 k=0 2k + 1 2n+1 2k+1 = 2n 2k+1 + 2n 2k finden wir X X n n n X 2n 2n 2n 2n = + = + . 2k + 1 2k 2k + 1 2k k=0 k=0 k=0 2n Weil 2n+1 = 0 gilt, können wir die obere Grenze der ersten Summe durch n − 1 ersetzen. Nun läuft 2k + 1 durch alle ungeraden Zahlen zwischen 0 und 2n, wenn k von 0 bis n − 1 läuft, und 2k läuft durch alle geraden Zahlen zwischen 0 und 2n, wenn k von 0 bis n läuft. Also gilt X X n−1 n 2n X 2n 2n 2n + = = (1 + 1)2n = 22n , 2k + 1 2k j j=0 k=0 k=0 wenn wir den binomischen Lehrsatz verwenden. 5. Zeige mit Hilfe des binomischen Lehrsatzes die Identität für Binomialkoeffizienten k X m+n m n = . k j k−j j=0 Siehe nächstes Blatt! Hinweis: (1 + x)m+n = (1 + x)m (1 + x)n Lösung: Der binomische Lehrsatz besagt N (1 + x) = N X N l=0 l xl . Einsetzen in die im Hinweis gegebene Identität (1 + x)m+n = (1 + x)m (1 + x)n ergibt ! n ! m+n m X m + n X X n m xk = xj xi . (1) k j i j=0 i=0 k=0 Wir berechnen die rechte Seite mit Hilfe der Cauchy-Produktformel ! m+n k ! m+n k X X X X m m j n n x xk−j = xk . j k − j j k − j j=0 j=0 k=0 k=0 (1) ist eine Gleichheit von Polynomen. Diese gilt genau dann, wenn die Koeffizienten gleich sind. Die Gleichheit der Koeffizienten ist die gesuchte Identität X k m+n m n = . k j k − j j=0