Taschenatlas der Ernährung von Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm 5., überarb. u. erw. Aufl. Taschenatlas der Ernährung – Biesalski / Grimm schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Ernährungsmedizin, Diätetik Thieme 2011 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 115355 5 Inhaltsverzeichnis: Taschenatlas der Ernährung – Biesalski / Grimm 34 Nahrungsaufnahme Magenfunktion Der Magen speichert die aufgenommene Nahrung, zerkleinert sie physikalisch, verändert sie chemisch, desinfiziert sie durch Magensäure und gibt den so entstandenen Chymus portionsweise zur weiteren Verdauung in das Duodenum ab. Der proximale Magen (A), auch Fundus genannt, entwickelt einen aktiven Tonus, der sich dem Mageninnendruck anpassen kann. Er dient damit in erster Linie als Speicher. Feste Nahrung lagert sich schichtweise übereinander, während Flüssigkeiten an der Magenwand ablaufen. In distalen Magenabschnitten (Corpus und Antrum) finden sich neben mehrschichtiger, glatter Muskulatur auch autonome Schrittmacherzellen. Sie erzeugen nach distal verlaufende Potenzialwellen (Slow Waves) mit einer Frequenz von 3–4/min, die jedoch unter der Aktivierungsschwelle liegen. Über neuronale und humorale Einflüsse werden bei Bedarf Kontraktionen mit der Frequenz der Slow Waves ausgelöst. Einen wichtigen Reiz stellt die Dehnung der Darmwand durch Magenfüllung dar. Die ausgelösten peristaltischen Kontraktionen treiben den Inhalt in Richtung des Pylorus, der sich – durch vielfältige Einflüsse gesteuert – schließt und den eingezwängten Inhalt wieder zurück in den Magen treibt. Dieser Mahlprozess führt dazu, dass 90 % der Partikel, die den Magen verlassen, kleiner als 0,25 mm sind. Anzahl und Stärke der Kontraktionen sowie das Schließverhalten des Pylorus unterliegen einer exakten Regulation mit dem Ziel, nachfolgende Verdauungs- und Resorptionsvorgänge nicht zu überlasten. Aus im Wesentlichen 3 Zelltypen werden täglich 2–3 l Magensaft sezerniert. Mittels der Belegzellen (B) werden Protonen aktiv im Austausch gegen Kalium in das Lumen sezerniert. Kalium und Chlorid werden ebenfalls aktiv transportiert, sodass in der Summe eine H+-Konzentrierung um > 1 Million gegenüber dem Blut resultiert. Die Protonen entstammen der Carboanhydrase-Reaktion, wobei das entstandene Bicarbonat im Austausch gegen Chlorid ins Blut transportiert wird. Pepsinogen, ein Gemisch aus Proteasevorstufen aus den Hauptzellen, wird durch HCl zum proteinspaltenden Enzym Pepsin umgesetzt. Dieser Vorgang pflanzt sich durch Autokatalyse fort. Pepsin wirkt nur in saurem Milieu. In den Schleimzellen wird ein alkalisches Sekret gebildet, das eine unbewegte Schicht (unstirred layer) an der Schleimhautoberfläche bildet. Hierdurch wird erreicht, dass auch bei luminal extrem saurem pH an der Oberfläche der Zellen nahezu neutrale pH-Werte vorliegen – eine essenzielle Voraussetzung zur Protektion einer Selbstverdauung des Magens. Die Magensekretion wird in mehrere Phasen unterteilt (C). Die cephalische Phase wird ausgelöst durch die Erwartung des Essens, durch Anblick, Geruch etc. Diese von Pawlow entdeckte Sekretion wird über den N. vagus vermittelt und kann bis zu 50 % der maximalen Sekretion ausmachen. Die exzitatorische Phase wird vorwiegend durch Freisetzung von Gastrin aus G-Zellen des Antrums bestimmt. Als Stimulantien wirken Proteinabbauprodukte. In der inhibitorischen Phase überwiegen Signale aus dem Duodenum. Über Dehnungs-, Protein-, Fett-, Osmo- und pH-Rezeptoren werden Hormone freigesetzt, die die Aktivität der sezernierenden Zellen hemmen. aus: Biesalski, Grimm, Taschenatlas der Ernährung (ISBN 9783131153555) © 2011 Georg Thieme Verlag Magenfunktion 35 A. Peristaltische Kontraktion Ösophagus proximaler Magen Richtung der peristaltischen Kontraktion gastroösophagealer Sphinkter pylorischer Sphinkter Duodenum Bewegung des Chymus peristaltische Kontraktion B. Belegzelle (HCl-Produktion) C. Phasen der Magensekretion Proteine Peptide luminale Seite exzitatorische intestinale Phase der Magensekretion Autokatalyse Pepsinogen peristaltische Kontraktion Pepsin intestinales Gastrin Hauptzelle HCl Hauptzelle Protein K+ClÚ K+ H+ K+ ClÚ K+ H+ ClÚHCOÚ e H+ H w CO e Beleg- und Hauptzellen enterogastrischer Reflex, Enterogastrone Fett, Säuren Füllung Protonenpumpe (H, K-ATPase) Carboanhydrase CO w inhibitorische intestinale Phase der Magensekretion H wO ClÚ HCOÚ e Blutseite aus: Biesalski, Grimm, Taschenatlas der Ernährung (ISBN 9783131153555) © 2011 Georg Thieme Verlag