Praktikum I, WS 05/06 Versuch 12 - 07.12.2005 Kalorimetrie Zahner Michele ([email protected]) Büchi Luca ([email protected]) Assistent: Erwin Povoden 20.12.2005 Zusammenfassung In diesem Versuch wurden mit Hilfe von einfachsten Kalorimetern spezifische Wärmekapazitäten bei konstantem Druck (CP) errechnet. Mit einem Korrekturfaktor kann man genauere Ergebnisse erzielen. Es wurde die Lösungsenthalpie von Kaliumnitrat und die CP von rohen und gekochten Kartoffeln bestimmt. Der CP-Wert variiert je nach Endtemperatur des Systems. Dies ist auf den Stärkegehalt zurückzuführen. Anhand der Dulong-Petit-Regel wurde die Molmasse zweier Metalle berechnet. Während die Versuchsanordnung für die Anwendbarkeit der Dulong-Petit-Regel nicht hinreichend tauglich war, konnten wir mit unserem einfachen, geeichten Kalorimeter die Lösungsenthalpie von KNO3 sehr gut bestimmen. Die ermittelten Wärmekapazitäten von Kartoffeln stehen im Einklang mit Literaturangaben. 1. Einführung 1.1 Thermodynamische Grundlage Der erste Hauptsatz der Thermodynamik besagt: Die innere Energie U eines isolierten Systems ist konstant. U ist aus allen Energieanteilen der Atome, Moleküle oder Ionen zusammengesetzt und experimentell nicht bestimmbar. Die Änderung ∆U der inneren Energie ist hingegen messbar. Es gilt: ∆U = Q+W. (1) Q = Dem System zugeführte oder vom System abgegebene Wärme W = Dem System zugeführte oder vom System abgegebene Arbeit Die Änderung der inneren Energie setzt sich also aus der Summe von zugeführter oder abgegebener Wärme und Arbeit zusammen. Arbeit kann das System in Form von Expansionsarbeit bei variablem Volumen ausführen. Bei konstantem Volumen (Bombenkalorimeter) ist die Expansionsarbeit null, und nur dann entspricht die zugeführte bzw. abgegebene Wärme des Systems ∆U. Im Gegensatz dazu messen wir die Änderung der inneren Energie bei konstantem Druck, ∆H (siehe 2.2). 1.2 Die Wärmekapazität Die innere Energie eines Systems lässt sich durch Temperaturerhöhung steigern. Dabei ist der Temperaturanstieg des Systems proportional zur zugeführten Wärmemenge. Diese Proportionalität wird durch die Wärmekapazität C beschrieben. Sie gibt an, wie stark die Temperatur einer bestimmten Substanz durch die Wärmemenge Q erhöht wird (Gleichung 2): C = ∆Q/∆T (2) 2 Da C auch direkt von der Substanzmenge abhängt, wird C meist in Joule pro Kelvin und Gramm angegeben. Soll C auf die Stoffmenge bezogen werden, so benutzt man stattdessen die molare Wärmekapazität in Joule pro Kelvin und Mol. Es muss jedoch noch folgende Tatsache berücksichtigt werden: Wird bei der Temperaturerhöhung das Volumen der Probe konstant gehalten, ergeben sich andere Werte für C, als wenn man ein Gefäss verwendet, das einen Druckausgleich ermöglicht. Deshalb muss man bei der Angabe von C präzisieren, ob diese für ein konstantes Volumen oder für einen konstanten Druck gilt. Die Wärmekapazität bei konstantem Volumen bezeichnet man mit CV und bei konstamtem Druck mit CP. In den folgenden Versuchen werden wir ausschliesslich die Wärmekapazität CP verwenden und ermitteln, da unsere Versuchsanordnung aus einem mit Luft kommunizierenden Gefäss besteht. 1.3 Enthalpie Nimmt ein System bei einer Reaktion Wärme aus der Umgebung auf, erhöht sich die innere Wärme dieses Systems. Umgekehrt sinkt diese, falls die Reaktion exotherm verläuft, also Energie an die Umgebung abgegeben wird. Dabei ist die Enthalpieänderung ∆H gleich der Wärmeänderung Q, die sich bei konstantem Druck bei einem bestimmten Vorgang ergibt. Es gilt: H = U + pV bzw. ∆U = ∆H – p∆V (für p konstant) (3) Der Vergleich mit Gleichung 1 zeigt, dass bei konstantem Druck die vom System aufgenommene Wärme QP = -∆H wird. Folglich ist die Enthalpieänderung gleich der Wärme, die bei konstantem Druck von einem System aufgenommen bzw. abgegeben wird. Diese ist mit eifachen Anordnungen bestimmbar: Zu diesem Zweck wird in einem wärmeisolierten Gefäss mit Druckausgleichsmöglichkeit die fragliche Reaktion durchgeführt. Die Isolation soll bezwecken, dass keine Wärmeenergie mit der Umgebung ausgetauscht werden kann. 1.4 Die Regel von Dulong und Petit Diese Regel besagt, dass die Wärmekapazität von Metallen direkt von der Stoffmenge abhängt und etwa 24 J pro Grad und Mol beträgt. Diese Tatsache lässt sich mit physikalischen Überlegungen erklären: Jedes Atom kann als Oszillator in den drei Achsen betrachtet werden, welcher die Energie 3kT besitzt. Auf ein Mol bezogen kommt man auf die Wärmeenergie 3RT bzw. –änderung 3R∆T, was sich durch die Wärmekapazität C = 3R (= ca. 24 J K-1 mol-1) ausdrücken lässt. Eine genauere Herleitung ist in [2] zu finden. 3 1.5 Die Kartoffel Wir werden im folgenden Versuch unter anderem CP einer Kartoffel ermitteln. Um die Ergebnisse besser interpretieren zu können, soll hier genauer auf den Aufbau der Kartoffel eingegangen werden: Zusammensetzung: Masse-% am Frischgewicht Wasser Stärke Proteine Org. Säuren Mineralstoffe Andere* 77 15 2 1.5 1 2.5 * Aminosäuren, andere Polysaccharide, Zucker, Lipide, Polyphenole und Alkaloide Stärke: – 83 % Kohlenhydrate – 16 % Wasser – 1 % Andere Stärke kommt in der Kartoffel als ovale Körnchen von 20 – 150 µm Grösse vor. Diese bestehen aus zwei strukturell verschiedenen Bestandteilen: 73 – 86 % sind Amylose. Dieses Polysaccharid besitzt Molekülmassen, die zwischen 40'500 und 162'000 u variieren. Der Rest ist Amylopektin, das prinzipiell aus den gleichen Monosacchariden hervorgeht wie Amylose, jedoch noch zusätzlich vernetzt ist. Hier schwanken die Molekülmassen je nach Angabe und Bestimmungsmethode zwischen 106 und 2 "107 u. Amylose und Amylopektin bilden zusammen vermischte Kristallite. Die Mizellen halten die Kornstruktur über „Fransen-Mizellen“ zusammen, und sind selbst durch H-Brückenbindungen so fest ! miteinander verknüpft, dass sogar beim Kochen in Wasser ein lockeres Netz von Molekülen erhalten bleibt. Abb. 1: Mizellarstruktur von ungequollener und gequollener Stärke. Stärkekörner sind in Wasser und den meisten organischen Lösungsmitteln unlöslich. Sie quellen jedoch in kaltem Wasser auf (reversibel), und nehmen dabei um bis max. 28 Vol.-% zu. Oberhalb einer bestimmten Temperatur kommt es aber zur Verkleisterung: Die Stärkefilamente gehen langsam in Lösung. Dieser Vorgang erniedrigt die Viskosität und erhöht die Wärmekapazität. Wegen der grösseren spezifischen Oberfläche quellen und verkleistern kleine Körner schneller als grosse. 4 2. Materialien und Methoden 2.1 Materialien – Kalorimeter (Inhalt ca. 250 ml), Thermometer, Magnetrührer, Messer, Bechergläser 250 ml, Mikrowellenofen 900W, Zange – Deionisiertes Wasser, Kaliumnitrat, Eis, frische Kartoffeln, Metallproben 2.1 Eichung Für die Eichung des Kalorimeters liessen wir 10.4 g Eis in einer Wassermenge von 155.57 g schmelzen. Es wurden Anfangs- und Endtemperatur gemessen. Anschliessend errechneten wir mittels Gleichung 5 die theoretisch erwartete Endtemperatur des Systems und bestmmten damit den Korrekturfaktor (siehe 2.5, Gleichung 4). 2.2 Lösungsenthalpie von Kaliumnitrat Um die Lösungsenthalpie zu bestimmen, liessen wir 15.0 g KNO3 in 156.3 g Wasser in Lösung gehen. Gemessen wurde auch hier die Anfangs- und Endtemperatur. Der Vergleich mit Literaturwerten sollte die Verlässlichkeit unserer Messungen mit Korrektur aufzeigen. 2.3 Bestimmung der spezifischen Wärme der Kartoffel Als erstes wurden die frischen Kartoffeln geschält und zerkleinert, um einen rascheren Wärmeaustausch zu ermöglichen. Danach wogen wir ca. 30 g davon in das Kalorimeter ein. Schliesslich wurden 100 ml Wasser in ein 250 ml Becherglas gegeben und 20 Sekunden lang in der Mikrowelle aufgeheizt (900W). Nach dem Messen der Temperatur wurde das Wasser den Kartoffeln zugegeben, gerührt und nach ca. 2 min die Endtemperatur gemessen. Zum Schluss wurde das Kalorimeter gewogen, um die Wassermenge zu bestimmen. Wir hofften so, Fehler durch allfällige Verdampfungsverluste beim erwärmen auszuschliessen. Das Ganze wurde noch drei Mal wiederholt mit längeren Erwärmungszeiten (30, 60 und 90 s). Um die spezifische Wärme von gekochten Kartoffeln zu ermitteln wurde analog vorgegangen, die Kartoffeln aber vorher 60 s lang in der Mikrowelle gekocht. 2.4 Bestimmung des Atomgewichts eines Metalles Für diese Berechnung wurde die Metallprobe ca. 10 min lang in einem Wasserbad gekocht und anschliessend die Wassertemperatur gemessen. Dann wurde die Probe rasch in das Kalorimeter gestellt, in dem 60 g Wasser (Raumtemp.) eingewogen worden waren. Gemessen wurde auch hier die Endtemperatur. Verwendet wurden zwei Proben: Die erste bestand aus einer bekannten Eisenlegierung (Stahl, 1.4529 X5 CrNiMo 25 20 6) mit hohem Anteil an Legierungselementen. Die zweite Probe war ein kleiner Würfel aus unbekanntem Metall. 5 2.5 Berechnungen In der Praxis ist es kaum möglich, ein System thermisch perfekt zu isolieren. Auch die nötigen Manipulationen während der Versuchs-durchführung führen unvermeidlich zu Wärmeaustausch mit der Umgebung. Um diese Fehler zu berücksichtigen, wird jede gemessene Temperatur-differenz mit einem Korrekturfaktor f multipliziert, um genauere Werte zu erhalten. f erhält man, indem man die gemessene Temperaturänderung des Kalorimeters bei der Aufschmelzung eines Eisstückes in Wasser einer definierten Temperatur mit der theoretisch zu erwartenden Temperaturänderung bei diesem Experiment vergleicht. Die theoretische Endtemperatur des Experiments ergibt sich unter Zuhilfenahme thermodynamischer Literaturdaten für Wasser bzw. Eis. Dabei gilt: f= "Ttheoretisch T'ende #Tanfang = "Tgemessen Tende # Tanfang (4) Tende = Gemessene Endtemperatur T’ende = Theoretische Endtemperatur ! Um T’ende zu ermitteln (s. 2.2), nutzten wir folgende Beziehung: % # H(Eis) ( m(Eis) " ' m + cp (H2O) " ( T'we $TA )* = m(H2O) " cp (H2O) " ( T'we $Twa ) $1 & 18g" mol ) TA = Temperatur des Eises (0°C) T’we = Theoretische Endtemperatur (zu berechnen) Twa = Wassertemperatur Anfang cp(H2O) = 4.1868 J g-1 °C-1 ∆mH(Eis) = 6010 J mol-1 ! welche umgeformt folgendermassen aussieht: T'we = ! m(H2O) " cp (H2O) + cp (H2O) " Twa " m(Eis) # m(Eis) " m(Eis) " cp (H2O) + m(H2O) " cp (H2O) ! mH(Eis) 18g" mol#1 (6) Die Berechnung der Lösungsenthalpie von KNO3 führten wir mit Hilfe folgender Formel aus: (7) " SH = m(Lsg) # cp (KNO3 ) # ( Tanfang $ Tende ) # f ! (5) CP(KNO3) ist konzentrationsabhängig. Diese Konzentrationsabhängigkeit ist bekannt und wurde in der Laboranleitung [1] graphisch dargestellt. Der CP(KNO3)-Wert wurde mit Hilfe eines Lineals aus dem Graphen ausgemessen, mit einer Ungenauigkeit von etwa 1 mm, was einem Fehler von schätzungsweise 5% entspricht. 6 Die Spezifische Wärme der Kartoffel wurde folgendermassen berechnet: cp (Kartoffel) = -m(H2O) " cp (H2O) " ( TEnde - TWasser ) m(Kartoffel) " ( TEnde - TKartoffel ) (8) Analog wurde die Spezifische Wärme der unbekannten Metalle ermittelt: ! cp (Metall) = ! -m(H2O) " cp (H2O) " ( TEnde - TWasser ) m(Metall) " ( TEnde - TMetall ) (9) Die Doulong-Petit’sche Regel besagt, dass die spezifische Wärme eines Metalles direkt mit dessen Atomgewicht zusammenhängt: cp (Metall) " M(Metall) = 24 J " °C#1 " mol#1 M(Metall) = bzw. (10) 24 J " °C#1 " mol#1 cp (Metall) Mit dieser Beziehung lässt sich die Molmasse des Metalles berechnen. ! 7 3. Resultate 3.1 Korrekturfaktor Für den Eichversuch erhielten wir folgende Werte: Wassertemperatur Anfang m(Wasser) Temperatur Eis m(Eis) Gemessene Endtemperatur 20.5 °C 155.57 g 0 °C 10.4 g 15.0 °C Anhand dieser Werte und Gleichung 6 errechneten wir eine theoretische Endtemperatur von 14.22 °C. Nach Gleichung 4 ergibt sich ein Korrekturfaktor von f = 1.1421. Diesen Wert benutzten wir schliesslich bei der Messung der Lösungsenthalpie von KNO3. 3.2 Lösungsenthalpie KNO3 Die Messwerte: M(KNO3) m(Wasser) CP(KNO3) Wassertemperatur Anfang Endtemperatur 15.0 g (= 0.1484 mol) 156.3 g (= 8.68 mol) 3.74 J K-1 g-1 20.75 °C 14.0 °C Dies ergibt nach (7) einen Wert von 4938.98 J pro 15 g, was auf ein Mol gerechnet 33.28 kJ mol-1 entspricht. Dieser Wert gibt die Bildungsenthalpie der Lösung aus dem KNO3-Salz an und ist daher gleich der Differenz zwischen der Bildungsenthalpie der KNO3-Lösung und der Bildungsenthalpie von festem KNO3 aus den Elementen (= -494.514 kJ mol-1 [1]). Die Bildungsenthalpie einer KNO3-Lösung ist konzentrationsabhängig. Sie beträgt bei einem molaren Verhältnis Wasser/KNO3 von 1:50 -462.887 kJ mol-1 und für 1:75 -461.916 kJ mol-1 [1]. Für unsere Lösung mit Verhältnis 1:58.5 schätzen wir einen Wert von -462 kJ mol-1 ± 0.5. Nach obiger Rechnung erhält man den theoretischen Vergleichswert: -462 kJ mol-1 (geschätzt ± 0.5) – -494.514 kJ mol-1 = 32.514 ± 0.5 kJ mol-1. 8 3.3 CP der Kartoffel Roh: t in Mikrowelle T (H2O) Anfang T (Kartoffeln) m (H2O) m (Kartoffeln) T Ende 20 s 49.3 °C 20.5 °C 95.37 g 30.0 g 43.5 °C 30 s 55 °C 20.5 °C 95.03 g 31.3 g 47.5 °C 60 s 87 °C 20.5 °C 94.34 g 30.3 g 65 °C Gekocht: (Mit anderem Kalorimeter gemessen) t in Mikrowelle 105 s T (H2O) Anfang 87.5 °C T (Kartoffeln) 21.0 °C m (H2O) 100.01 g m (Kartoffeln) 30.11 g T Ende 64.5 °C 120 s 85 °C 21.0 °C 100.87 g 30.62 g 60.8 °C / 62.3 °C * *Gleiches System, verschiedene Thermometer (analog / digital) Abb. 2 und 3: Errechnete CP für die jeweilige Endtemperatur des Systems 9 90 s 90 °C 20.5 °C 84.27 g 31.7 g 63.5 °C 3.5 Molmasse unbekanntes Metall T (H2O) Anfang T (Metall) m (H2O) m (Metall) T Ende Molmasse Stahl 1.4529 Metall 2 22 °C 94 °C 60.05 g 26.9 g 24.5 °C 71.39 g mol-1 21 °C 96 °C 70 g 21.75 g 24.5 °C 36.39 g mol-1 4. Diskussion Es ist erstaunlich, wie genau wir bei Raumtpemperatur mit einfachsten Mitteln Wärmekapazitäten von Kartoffeln bestimmen konnten. Ebenso hat sich die Ermittlung der Lösungsenthalpie als präzise erwiesen. Die von uns ermittelten CP-Werte für die rohe Kartoffel sind konsistent mit in der Literatur [3] angeführten Ergebnissen. Der sprunghafte Anstieg der Wärmekapazität bei einer Endtemperatur von mehr als 65°C ist auch dort zu finden. Die Angaben sind jedoch zu unpräzise, um den genauen Betrag allfälliger Ungenauigkeiten unserer Messungen zu bestimmen. Ausserdem können die Eigenschaften einer organischen Probe von Exemplar zu Exemplar variieren. Der oben erwähnte Anstieg der CP lässt sich auf den Prozess der Verkleisterung zurückführen: In diesem Temperaturbereich beginnen die Stärkemoleküle in Lösung zu gehen. Dieser Vorgang besitzt demnach so etwas wie eine spezifische Schmelzwärme bzw. eine positive Lösungsenthalpie. Analog kann man die Werte der gekochten Kartoffel interpretieren: Hier hat die Verkleisterung beim Kochen schon begonnen, und jede zusätzliche Energie wird für die Verkleisterung aufgewendet. Da aber für diese Messreihe ein anderes Kalorimeter verwendet wurde, ist beim Vergleich der Werte Vorsicht geboten. Ein Fehlerpotential ist immer vorhanden. Besonders bei dieser Messung waren die Unterschiede zur Umgebungstemperatur sehr hoch: der Korrekturfaktor f betrug 1.14 = +14% bei einem ∆T von lediglich 5.5 °C; der Faktor des zweiten Kalorimeters war sogar noch höher. Es ist daher naheliegend anzunehmen, dass f bei einem ∆T zur Umgebung von 60 °C sehr viel höher liegt und die Ergebnisse stark beeinflusst, auch wenn er sich in unseren Formeln wegkürzt. Es ist daher auch schwierig alle Faktoren zu ermitteln, die zu den schwer interpretierbaren Resultaten bei der Bestimmung des unbekannten Metalles führten: Die erste Probe war bekannt: Anstatt der erwarteten 55 – 60 g mol-1 , dem Molekulargewicht der Legierung, erhielten wir einen um ca. 25% zu hohen Wert. Die Zweite Probe war ein Metall mit errechneten 36.39 g mol-1. Das Metall, welches der Grundvoraussetzung seiner Stabilität in siedendem Wasser unter Luftdruck genügt, und dessen Atomgewicht dem bestimmten Wert am nächsten kommt, ist Aluminium (26.98 g mol-1). Bei dem Experiment wird angenommen, dass die Temperatur des siedenden Wassers derjenigen des Metallstückes entspricht, und diese gemessene Temperatur geht in die anschliessende Berechnung ein. Bei der Überführung des Metallstücks in das Kalorimeter kommt es bereits zur Abkühlung des Metallstücks. Daher ist anzunehmen, dass 10 die tatsächliche Temperatur TEnde etwas höher ist als gemessen wurde. Aus Gleichung (9) folgt aus dieser Annahme, dass die errechnete CP des Metalls kleiner ist als die tatsächliche CP, und aus Gleichung (10) folgt, dass das ermittelte Atomgewicht grösser ist als das tatsächliche Atomgewicht des Metalls. Scandium kommt also nicht in Frage. Aluminium als das leichteste Metall bleibt also als Lösung übrig. Durch die grosse Wärmeleitfähigkeit des Metalls ist der entstehende Fehler in CP grösser als bei den Versuchen mit den Kartoffeln. Für die Ermittlung des Atomgewichts ist ein weiterer Berechnungsschritt unter Verwendung eines bereits ungenauen CP-Wertes notwendig. Hierdurch verschlechtert sich das Ergebnis zusätzlich. Wir sehen, dass die ermittelten Atommassen bei der Anwendung der DulongPetit-Regel in unserer experimentellen Anordnung tendenziell zu höheren Atomgewichten führen. Die Abweichung des ermittelten von dem erwarteten Wert lässt keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu, ob die Dulong-Petit-Regel nur für Reinmetalle gilt. Die Bestätigung hierfür finden wir jedoch in [2]. Wahrscheinlich könnte die Einführung eines Korrekturfaktores analog zum ersten Versuch die Ergebnisse stark verbessern. Wir sehen, dass der Wert für die Legierung um etwa 25% zu hoch liegt. Korrigiert man den Wert der zweiten Messung ebenfalls um diesen Faktor, ergeben sich glaubwürdigere Werte. 5. Referenzen [1] Versuchsanleitung «Kalorimetrie» [2] P.W. Atkins, Kurzlehrbuch Physiaklische Chemie, S. 315-316. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford. 1993. [3] Journal of Materials Education 14(1&2), 105. Römpp 11