Leitlinien zur Therapie von Gallenblasen

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Die hier aufgeführten Leitlinien sind ein Leitfaden zur Standardisierung von
diagnostischen und therapeutischen Prozeduren.
Die Indikationsstellung und Durchführung sind in jedem Fall eine
ärztliche Tätigkeit und unterliegen der individuellen Verantwortung, die
klinikinternen Leitlinien sollen dabei eine Entscheidungshilfe geben. Bei
Unklarheiten oder abweichenden Situationen ist Rücksprache mit einem
Oberarzt oder dem Chefarzt zu halten!
Prof. Dr. M. Löhnert
K LINIK FÜR A LLGEMEINCHIRURGIE
UND K OLOPROKTOLOGIE
K OMPETENZZENTRUM FÜR C OLOPROKTOLOGIE
K OMPETENZZENTRUM FÜR C HIR . ENDOSKOPIE
Chefarzt:
Prof. Dr. h.c. (Tash PMI) Dr. med. Mathias
Löhnert
e-mail: [email protected]
An der Rosenhöhe 27
33647 Bielefeld
Telefon:
05 21.9 43 - 81 01
Telefax:
05 21.9 43 - 81 99
e-mail:
[email protected]
Sekretariat:
Frau Schimmel: 0521 / 943-8101
Leitlinien zur Therapie von Gallenblasen- und Gallenwegstumoren
1. Präoperative Diagnostik
1.1 Notwendige Diagnostik
 Anamnese:
Kriterien (welche, wie lange):
 Vorerkrankungen
 Hepatitiden
 Malignome
 Leberzirrhose
 Gewichtsverlust
 Schmerzen
 Übelkeit
 Ikterus
 Hautkolorit
 Urinkolorit
 Stuhlgangsentfärbung
 Kutaner Juckreiz
 Allgemeinbefinden
 Klinische Untersuchung: Kriterien:
 Ernährungszustand
 Zeichen der Leberzirrhose
 Spider naevi
 Palmarerythem
 Caput medusae
 Abweichungen im Körperbehaarungstyp
 Lebervergrößerung
 Aszites
 Tastbare abdominelle Resistenzen
 Weitere Erkrankungen
 Sonographie Abdomen: Kriterien
 Lokalisation des Tumors (Gallengangsaufstau?)
 Zweittumoren, Metastasen
 ERCP:
Kriterien:
 Zur Diagnostik:
 Befall der Gallengänge, Lappen- und Segmentzuordnung
 Ggf. Histologie- / Zytologiegewinnung (OP- Indikation ist
auch ohne Histologie gegeben)
 Therapeutisch:
Klinikum Bielefeld gem. GmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Amtsgericht Bielefeld HRB 35642 - Geschäftsführer: Michael Ackermann - Aufsichtsratsvorsitzender: Detlef Werner
www.klinikumbielefeld.de
2
 Zur Drainage (Tannenbaum / Stent) bei Okklusion
 Röntgenthorax in 2 Ebenen:
Kriterien:
 Lungenfiliae
 cardiopulmonale Grunderkrankungen
1.2 Ergänzende präoperative Untersuchungen:

MRCP:
 PTCD:
 Doppelspiral- CT:
 Coeliacographie:
 Endosonographie:
= Magnetresonanz- Cholangiopankreaticographie, nur in
Ausnahmefällen Kriterien:
 Tumorausdehnung:
 Lokalisation (welcher Lappen? Welche Segmente?)
 Befall der Gallengänge, Lappen- und Segmentzuordnung
 Gefäßbefall / -ummauerung?
 Leberfiliae?
Falls MRCP / ERCP nicht möglich / keine Aussage bzw.
Drainage
 Zur Diagnostik:
 Befall der Gallengänge, Lappen- und Segmentzuordnung
 Therapeutisch:
 Zur Drainage (Tannenbaum / Stent) bei Okklusion
In Ausnahmefällen, Kriterien:
 Tumorausdehnung
 Bezug zu den großen Gefäßen
 Leberfiliae?
In Ausnahmefällen, Kriterien:
 Gefäßbeteiligung?
 Versorgungstyp der Leber
In Ausnahmefällen, Kriterien:
 Infiltration des Duodenums / der Papille?
 Lokale Lymphknotenbeteiligung
2. Präoperative (neoadjuvante) Therapie
 Zur Zeit sind keine effektiven Therapieverfahren bekannt und werden auch nicht evaluiert.
3. Spezielle präoperative Vorbereitung


Kreuzblut abnehmen und 4 Erythrozytenkonzentrate bestellen
Aufklärung mit Peri-Med-Aufklärungsbögen, neben den üblichen chirurgischen
Komplikationen und den Ausführungen auf dem Peri-Med-Bogen muß zusätzlich über
folgende spezifische Komplikationen aufgeklärt und die Aufklärung gesondert
dokumentiert werden:
 Verletzung angrenzender Organe (z. B. Magen, Duodenum,
Zwerchfell, V. cava, V. portae, Aorta, Truncus coeliacus)
 Anastomoseninsuffizienz / Anastomosenstenose, ev. mit
Notwendigkeit einer erneuten Operation oder der endoskopischen
Therapie (Stentimplantation, multiple Bougierungsbehandlungen,
Dilatation) mit konsekutiven Gallefisteln / Pankreasfisteln / Ikterus
 Pankreatitis
 Pleuraerguß
 Leberfunktionsstörungen
 Abszeßbildungen
 Postoperative Intensivbehandlung
 Irresektabilität
 ggf. synchrone Resektion von Fernmetastasen
 ggf. synchrone en-bloc-Resektion angrenzender Organe
3
 Orthograde Darmspülung mit Fleet ® oder Klean-Prep ®, Cave bei Stenosen
(Aspirationsgefahr)!
 Bei Ikterus präoperative Stenteinlage via ERCP oder PTCD
4. Operative Therapie




OP-Indikationsstellung nur nach Rücksprache mit CA PD Dr. Löhnert
Lagerung: Rückenlage, Arme ausgelagert
Rechtsseitiger Winkelschnitt
Obwohl grundsätzlich eine R0- Resektion angestrebt wird, resultiert aus den
anatomischen Gegebenheiten nicht selten eine R1- Resektion.
4.1 Tumoren der Hepaticusgabel (Klatskin- Tumoren)
 Das operative Vorgehen bei Klatskin- Tumor richtet sich nach Lokalisation und
Ausbreitung des Tumors (Klassifikation nach Bismuth):
 Typ I und II: Choledochusresektion und biliodigestive Anastomose.
 Typ III: Resektion der extrahepatischen Gallenwege,
Hemihepatektomie und Mitnahme des Lobus caudatus, ggf.
Gefäßersatz nach Resektion (meist ist die Portader betroffen)
 Zusätzlich bei Typ I- III: komplette systematische
Lymphadenektomie des Lig. Hepatoduodenale, retro- und
suprapankreatisch im Verlauf der A. hepatica communis bis zum
Truncus coeliacus
 Typ IV: Eine kurative Resektion ist nicht mehr möglich
4.2 Tumoren der extrahepatischen Gallengänge
 Tumoren des mittleren und zentralen Choledochus werden analog zu Klatskin- Tumoren
des Typ I und II operiert
 Bei distalen, papillennahen oder die Papille mit einbeziehenden Tumoren wir eine
Pylorus-erhaltende partielle Pankreaticoduodenektomie (OP modifiziert nach Whipple)
durchgeführt
 Soll eine endoskopische Kontrolle und / oder endoskopische Palliation möglich bleiben,
sollte eine Rekonstruktion mittels Jejunuminterponat durchgeführt werden.
4.3 Gallenblasenkarzinome
 Bei Ca in situ und Mukosa- Ca (T1a)
 Cholezystektomie ausreichend
 Bei T1b und T2- Tumoren:
 Cholezystektomie, Resektion des
Gallenblasenbettes mit einem 3-4 cm breiten
Leberparenchymsaum
 Alternativ: anatomische Leberresektion der
Segmente IVb und V
 Zusätzlich Lymphadenektomie entlang des Lig.
hepatoduodenale, retro- und suprapankreatisch im
Verlauf der A. hepatica communis bis zum Truncus
coeliacus
 Bei Infiltration des D. choledochus kann eine Mitresektion erwogen werden.
 Bei ausgedehnten Tumoren kann (in seltenen Fällen) eine Hemihepatektomie sinnvoll
sein.
 Nach laparoskopischer Cholezystektomie (Ca als Zufallsbefund in der endgültigen
Histologie)sollte neben der hier angeführten Nachresektion eine Exzision der
Trokarkanäle vorgenommen werden.
5. Adjuvante Therapie
 Bisher haben keine adjuvanten Therapieschemata eine Verlängerung der Überlebenszeit
oder Verbesserung der Lebensqualität in Studien nachweisen können.
4
6. Palliative Therapie
 Der Sinn der palliativen Therapie besteht darin, einen Abfluss der Galle so lange wie
möglich durch Verhinderung / Umgehung einer Stenose zu ermöglichen. Dazu stehen
unterschiedliche Verfahren zur Verfügung:
 Endoskopische Gallengangsdrainage
 PTCD
 Strahlentherapie in Form einer Afterloadingtherapie
über eine liegende PTCD
 Bei Gallenblasenkarzinomen ist in Einzelfällen eine chirurgisch- extrahiläre
Gallenableitung sinnvoll.
 Bei Gallenblasenkarzinomen kann bei symptomatischen Patienten im guten AZ eine
Chemotherapie erwogen werden.
7. Nachsorge
 Die Nachsorge hat folgende Ziele:
 Erfassung von Lokalrezidiven und Fernmetastasen
 Erkennung und Behandlung operations- oder
strahlenbedingter Komplikationen
 Qualitätskontrolle
 Bei Lokalrezidiven ist eine kurative Therapie meist nicht mehr möglich, weshalb die
Wertigkeit einer Nachsorge kontrovers diskutiert wird.
5
8. Anhang
8.1 TNM-Klassifikation (UICC) der extrahepatischen Gallenwegstumoren
T
x
0
1
1a
1b
2
3
N
M
x
0
1
2
x
0
1
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
Kein Anhalt für Primärtumor
Tumor infiltriert die Gallengangswand
Tumor infiltriert die Gallengangswand bis in das subepitheliale
Bindgewebe
Tumor infiltriert die Gallengangswand bis fibromuskuläre
Gewebeschichten
Tumor infiltriert perifibromuskuläres Bindegewebe
Tumor infiltriert umliegende Gewebe (Leber, Pankreas, Duodenum,
Gallenblase, Colon, Magen
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
Lymphknotenbefall im Lig. Hepatoduodenale
Andere regionale LK befallen
Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
Keine Fernmetastasen
Nachgewiesene Fernmetastasen
8.2 TNM-Klassifikation (UICC) des Gallenblasenkarzinoms
T
N
M
x
0
1
1a
1b
2
3
4
x
0
1
2
x
0
1
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
Kein Anhalt für Primärtumor
Tumor infiltriert die Gallenblasenwand
Tumor infiltriert bis in die Lamina propria
Tumor infiltriert bis in die Muscularis
Tumor infiltriert bis in das perimuskuläre Bindegewebe
Tumor infiltriert die Serosa und / oder eines der benachbarten Organe,
Leber < 2 cm
Zwei oder mehr Organe infiltriert, Leber > 2 cm
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
Lymphknotenbefall im Lig. hepatoduodenale
Andere regionale LK befallen
Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
Keine Fernmetastasen
Nachgewiesene Fernmetastasen
8.3 Typeneinteilung der Klatskin- Tumoren nach Bismuth
Typ I
Typ II
Typ III
Typ IV
Tumor betrifft den Ductus hepaticus communis, nicht aber die Gabel
Tumor betrifft den D. hepaticus communis mit Gabe, nicht aber die
sekundäre Aufzweigung rechts oder links
Tumor reicht auf einer Seite (Typ IIIa: rechts, Typ IIIb: links) bis an die
Segmentabgänge heran
Tumor betrifft links und rechts die sekundären Aufzweigungen
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