Naturschutzthema 2012 von BJV und Wildland: Spechte Der Kleinspecht – ein Zwerg als Großgrundbesitzer Er ist knapp 15 Zentimeter lang, wiegt rund 20 Gramm und ist kaum größer als ein Spatz. Der Kleinspecht ist unter unseren Spechten ein richtiger Zwerg – allerdings mit höchsten Ansprüchen. Und auch sonst steht er seinen Artgenossen in nichts nach. Typisch: Der schwarz-weiß gebänderte Rücken Seine Höhlen baut er vor allem in morschen Weichhölzern wie Pappeln, Weiden oder Birken. Typische Lebensräume sind deshalb Auwälder oder feuchte Erlenund Hainbuchen-Wälder. Aber auch in Parks und Gärten mit alten Bäumen und hochstämmigen Streuobstbeständen finden wir den kleinen Specht. Er fühlt sich wohl, wenn der Wald „unaufgeräumt“ ist mit viel vermodertem Holz, und kommt dort dann auch bis zur montanen Waldstufe vor. Bis zu neun Eier legt der kleine Specht Ab Ende April bis Mitte Mai legt der Kleinspecht bis zu neun Eier in die selbst gezimmerten Höhlen, die er nicht selten auf der Unterseite morscher Seitenäste anlegt. Nach zehn bis zwölf Tagen Brutzeit werden die Jungen noch rund drei Wochen lang in der Höhle versorgt. Mit dem für Spechte relativ großen Gelege gleicht er hohe Verluste unter den Jungvögeln und eine relativ kurze Lebensdauer aus. Einer seiner größten Feinde ist übrigens sein naher Verwandter, der Buntspecht. Sein Revier kann bis zu 600 Hektar umfassen Der Kleinspecht ist kein typischer Hackspecht. Vielmehr sammelt er Insekten und ihre Larven von der Oberfläche von Blättern und Ästen ab. Im Sommer ernährt er sich sehr gern von Blattläusen und baumbewohnenden Ameisen. Sein Revier umfasst dabei rund 20 Hektar. In der kalten Jahreszeit ist er dagegen auf Insekten angewiesen, die unter der Rinde überwintern. Dann kann sein Aktionsradius besonders in intensiv bewirtschafteten Wäldern mit wenig Totholz schon mal bis zu 600 Hektar betragen – ein echter Großgrundbesitz. Hart umkämpfte Brutund Schlafhöhlen Weil er so klein und leicht ist, kann er aber auch an dünnen Ästen nach Insektenlarven suchen, ohne Konkurrenzdruck gleichzeitig mit anderen Spechtarten. Die Höhlen des Kleinspechts mit ihren kreisrunden Einfluglöchern sind begehrter Wohnraum für eine Vielzahl von Kleinvögeln. Gebietsweise konkurriert er stark mit Kohlmeisen, Trauerschnäppern, Feldsperlingen oder Staren, das heißt, er muss seine Brut- und Schlafhöhlen oft verteidigen. Das Einschlupfloch mit 32 Millimetern Durchmesser entspricht genau dem vie- ler Meisenkästen, die aber nur in Ausnahmefällen von Kleinspechten angenommen werden. Alle unsere heimischen Spechte leben außerhalb der Brutzeit als Einzelgänger. Der Kleinspecht allerdings schließt sich im Winter Kleinvogelschwärmen an und „zigeunert“ dann mit Goldhähnchen, Meisen oder Buchfinken U. Kay-Blum umher. Zum Naturschutz-Jahresthema bieten wir Ihnen ein informatives Faltblatt an. Ergänzend dazu gibt es ein Poster mit allen Spechtarten im Format DIN A 1. Flyer und Poster sind kostenfrei. Zu bestellen gegen Porto-Rechnung in der BJV-Geschäftsstelle, Tel.: 089/990234-22, oder E-Mail: info@ jagd-bayern.de 5/2012 15 Fotos: H. Glader/piclease W ie alle Buntspechte ist auch der Kleinspecht überwiegend schwarz-weiß gefärbt, allerdings fehlt ihm der rote Steiß und nur das Männchen trägt eine rote Stirnplatte. Besonders markant ist sein schwarz-weiß gebänderter Rücken. Der Kleinspecht lebt recht heimlich in den Kronen der Bäume. Doch verrät ihn sein lauter, weit hörbarer Ruf aus hellen „Kikiki-Silben“. Außerdem ist er ein guter Trommler. Seine Trommelrufe an resonanzstarken Totholzstämmen dienen der Paarwerbung und können bis zu vier Sekunden dauern.