Fachbereich: Elektrotechnik und Informatik Lehrstuhl: Bauelemente und Mikroelektronik Prof. Dr. Jan Albers Entwicklung eines elektromagnetischen Energy Harvester für einen gedämpften Fahrradsattel mechatronisches Entwicklungsprojekt WS 09/10 A. Mohib, I. Abdelhaq, O. Hakim, R. Willems, T. Yildiz, Paul Schmidt, El Bakri Taoufik, U. Dreiner, A. Nieland, J. Albers Einführung und Grundlagen: Energy Harvester werden eingesetzt, um aus der Umgebung Energie zu gewinnen. Damit können energieautarke Systeme entwickelt werden [1], die aus den Komponenten Harvester, Elektronik und Energiespeicher bestehen (Abb.1). In diesem Projekt wurde ein elektromagnetischer Energy Harvester aufgebaut, der die Bewegung eines gedämpften Fahrradsattels nutzt, um Energie für die Beleuchtung zu gewinnen. Grundlage für einen elektromagnetischen Energy Harvester ist das Faradaysche Gesetz, nach dem ein zeitlich verändertes magnetisches Feld dΦ/dt in einer Spule eine Induktionsspannung Uind erzeugt. Es gilt: U ind = − Harvester (Energieerzeugung) Elektronik (Gleichrichter) Energiespeicher (Kondensator) Abb. 1 Verbraucher (LED) Literatur: [1]: O. Kanoun, J. Wallaschek: Energy Harvesting; expert Verlag (2008) [2]: S. Priya, D.J. Inman: Energy Harvesting Technologies; Springer Verlag (2009) dΦ dΦ dx dφ dx =− ⋅ = −N ⋅ dt dx dt dx dt Die induzierte Spannung erzeugt in der Spule einen Strom, der ein magnetisches Gegenfeld aufbaut. Daraus resultiert eine Kraft Fem, die von der elektromagnetischen Dämpfung Dem und der Geschwindigkeit des Magneten dx/dt abhängt. Für die Bewegung des Magneten ist daher ein mechanische Leistung Pm notwendig, die durch die Induktionsspannung in eine elektrische Leistung Pe umgewandelt wird. Es gilt: 2 1 dΦ dx dx dx Dem = Pe = Pm = Fem ⋅ = Dem ⋅ RL + RC + jωLC dx dt dt dt Stoßdämpfer Magnet Spule Dabei sind RL der Last-, RC der Spulenwiderstand und L die Spuleninduktivität. Für eine möglichst große elektrische Leistung Pe müssen also die Geschwindigkeit des Magneten dx/dt und die elektromagnetischen Dämpfung Dem möglichst groß sein [2]. Elektronik Abb. 2 Messung: Für die Messungen wurde eine gegebene Spule S mit unbekannter Windungszahl (ca. 3000) verwendet. Ein Neodym(NdFeB)-Zylindermagnet wurde über eine PVCStange am Sattel befestigt und in das Führungsrohr der Spule eingeführt (Abb. 2). Um die Energie zu speichern, wurde eine einfache Elektronik F aufgebaut, mit der ein Kondensator geladen werden konnte (Abb. 3). Die Gleichrichtung der Induktionsspannung erfolgt durch eine konventionelle Brückenschaltung mit Silizumdioden Abb. 3 (D1-D4). Vor dem Kondensator (C2) wurde ein Widerstand (R1) gesetzt, über dessen Spannungsabfall der Ladestrom bestimmt wurde. Über den Schalter S und den Widerstand (R2) konnte die LED (D5) eingeschaltet werden. Mit einer Messwerterfassung, die direkt an die USB-Schnittstelle eines Laptops angeschlossen wurde, konnte der Ladestrom und die Induktionsspannung bei verschiedenen Fahrten gemessen werden (Abb. 4). Messwerterfassung Abb.4 Ergebnis: Die Messungen fanden auf gerader Asphaltstraße statt. Dabei wurde die Induktionsspannung bei einer langsamen und einer schnelleren Fahrt gemessen (Abb. 5). Die langsame Fahrt zeigt Spannungsstöße bis zu 4 V, während bei der schnelleren Fahrt auch Spannungen über 5 V erreicht wurden. Die Brückenschaltung sorgt für die notwendige Gleichrichtung der Induktionsspannung. Durch die zwei in Reihe geschalteten Silizuimdioden im Vollbrückengleichrichter werden nur Spannungsstöße über 1,4 V durchgelassen langsame Fahrt schnelle Fahrt (Abb. 6). Der gemessene Ladestrom über den Widerstand R1 zeigt, dass der Abb. 5 Kondensator nur geladen wird, wenn die Induktionsspannung größer ist als die momentane Kondensatorspannung (Abb. 6). Ladestrom und Ladespannung ergeben die momentane Leistung mit der der Kondensator geladen wird. Hier zeigt sich, dass bei der schnelleren Fahrt eine momentane Leistung von 120 mW erreicht werden kann (Abb. 7). Die durchschnittliche Leistung ergibt sich durch die im Kondensator gespeicherte Energie (E = ½ · C·U2) Bei der langsameren Fahrt wird der Kondensator in 4 min von 0,81 V auf 1,32 V aufgeladen. Dies ergibt eine durchschnittliche Leistung von 2,5 ·10-6 W. Bei der schnelleren Fahrt beträgt die durchschnittliche Leistung 10,5 ·10-6 W. Die schnellere Fahrt erzeugt damit auch ein größere Leistung, da der Magnet hier schneller und mit einer größeren Amplitude durch die Spule geht. Abb. 6 Abb. 7 Die LED konnte mit diesen kleinen Leistungen nicht dauerhaft zum Leuchten gebracht werden.