14.10.2013 Wintersemester 2013/2014 Neurowissenschaftliche Grundlagen Erregungstheorie Ausgangsbeobachtung: Ionentheorie der Erregung: Bernstein 1902 Hodgkin & Huxley 1952 Membranpotential - 70 mV Zellinneres: K+ Zellumgebung: Na+ und Cl - Im hypothetischen Ausgangszustand enthält der Innenraum nur K+ Ionen 1 14.10.2013 Die unerregte Membran ist nur für K+ durchlässig, das nach aussen wandert Die erregte Membran wird für Na+ Ionen durchlässig, die sodann einströmen Erregungsenstehung: Das Generatorpotential Die Na-K-Pumpe stellt wieder das Ungleichgewicht zwischen Na+ und K+ her Das Generatorpotential ist ein analoges Abbild der Reizstärke 2 14.10.2013 Am Initialsegment wird das Generatorpotential in eine Serie von Aktionpotentialen umgewandelt, welche das Signal unverfälscht über weite Distanzen leiten können Die Membranpermeabilität für Na+ steigt sprunghaft auf das rund 500fache an, wodurch ein Spannungsimpuls von etwa 1/10 Volt entsteht Glia ist kein passiver Kitt Myelinisierte Fasern: Saltatorische Erregungsleitung „Marklose“ Fasern: Kontinuierliche Erregungsleitung Oligodendrocyen umhüllen die Neuriten und bilden eine isolierende Myelinschicht 3 14.10.2013 Querschnitt durch eine myelinisierte Nervenfaser Die Erregung wird dadurch sprunghaft fortgeleitet: Saltatorische Erregungsleitung Asterocyten dichten die Wände der Blutgefässe ab: „Blut-Hirn-Schranke“ Die isolierende Hülle ist an den Ranvier´schen Schnürringen unterbrochen. Nur dort kann der Einstrom von Na+ erfolgen Asterocyten unterstützen Nervenzellen Asterocyten nehmen Transmitter auf und stehen in Stoffaustausch mit Nervenzellen 4 14.10.2013 Erregungsübertragung: Synapse - Sherrington 1897 Die postsynaptische Membran ist durch einen schmalen Spalt von der Präsynapse getrennt Vesikeln Endknopf Synapsenspalt Golgiapparat Mitochondrien Postsynaptische Membran Presynaptische Membran Durch ein Aktionspotential wird die Membran des Vesikels geöffnet und Transmitter ausgeschüttet Die Transmitter docken an Rezeptoren der postsynaptischen Membran an 5 14.10.2013 Entscheidend ist das Zusammenspiel von erregenden [exzitatorischen] und hemmenden [inhibitorischen] Synapsen Neutrotransmitter werden nach Eintreffen eines Aktionspotentials ausgeschüttet [Exozytose] und binden an die in der postsynaptischen Membran liegenden Rezeptoren Nach der Ausschüttung wird der Transmitter: Enzymatisch abgebaut (Acetylcholin) Rücktranportiert (Serotonin) Von Glia aufgenommen 6 14.10.2013 Der Transmitter kann einen Ionenkanal öffnen, wodurch bestimmte Ionen ins Zellinnere strömen: Klasse-1-Rezeptoren Ligandengesteuerte Ionenkanäle Der Transmitter aktiviert ein Steuersystem, durch welches der spezifische Effekt ausgelöst wird: Öffnen eines Ionenkanals - G-Protein Enzymaktivierung - Second Messenger 7 14.10.2013 Aus dem Zusammenspiel aller eintreffenden exzitatorischen und inhibitorischen postsynaptischen Potentiale sowie den Auswirkungen der präsynaptischen Inhibition resultiert die aktuelle Erregung einer Nervenzelle, das am Initialsegment wieder in eine Serie von Aktionspotentialen verwandelt wird. Durch Aktivität kann sich die Funktion einer Synapse ändern (Mono)Amine: Dopamin Adrenalin Noradrenalin Serotonin Katecholamine Indolamin a: Vermehrung von Transmittern und Rezeptoren b: Neubildung von Synapsen c: Umbau von Synapsen Dopaminerges System 8 14.10.2013 Dopaminmangel: Morbus Parkinson Der Anästhesist Henri Laborit erprobte 1950 Chlorpromazin zur Hibernation Jean Delay prägte den Begriff „Neuroleptikum“ und setzte mit Pierre Deniker Chlorpromazin 1951 psychopharmakologisch ein 1957 entdeckte Roland Kuhn die antidepressive Wirkung einer trizyklischen Verbindung: Imipramin [International Nonproprietary Name [INN] Handelsname: Tofranil Noradrenerges System 9 14.10.2013 Trizyklische Antidepressiva (TZA) blockieren Noradrenalin und setzen die Empfindlichkeit der Rezeptoren herab [„down-regulation“] Serotonerges System Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Selective Serotonin Re-uptake Inhibitor [SSRI] Das erste Präparat war das 1984 eingeführte Fluvoxamin Nathan Kline 1957: Antidepressive Wirkung von Iproniazid. Blockiert selektiv Monoaminooxidase (MAO), zuständig für den Abbau von Noradrenalin und Serotonin. Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer) Links: Noradrenerg Rechts: Serotonerg 10 14.10.2013 Aminosäuren: Gamma-Aminobuttersäure GABA Glutaminsäure Glycin Frank Berger 1946: Beruhigende Wirkung („Tranquilization“) von Meprobamat. 1955 erster „Tranquillizer“ unter dem Handelsnamen „Miltaun“ Leo Sternbach entdeckte die Benzodiazepine. Erste Verbindung: „Librium“ [INN: Clordiazepoxid] von Roche 1960 in den Handel gebracht. 1963 wurde ein weiteres Derivat, Valium, gefunden [INN: Diazepam]. Intensivierung der inhibitorischen GABA-Wirkung [„Verstärkung der Bremsung“] Azetylcholin: Häufigster Neurotransmitter Steuert Willkürmotorik Quellgebiet: locus coeruleus (nur ~ 3000 Zellen) Cholinerges System 11 14.10.2013 Bauplan des vegetativen Nervensystems Die Natursubstanz Opium wird aus dem Schlafmohn (Papaver somniferum) gewonnen Romantisierende Darstellungen: Quincey 1821 „The Confessions of an English Opium-Eater“ Erste Extraktion der bioaktiven Komponente 1803 durch Friedrich Sertürner: „Morphin“ 12 14.10.2013 Neuropeptide ~ 100 ! Heroin: Als Hustenmittel mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass es nicht süchtig macht, empfohlen. Endorphin Enkephalin Substanz P Opiat-Rezeptoren Lösliche Gase: Stickoxid NO Kohlenmonocid CO Feedback der postsynaptischen Region: Backpropagation Druch präsynaptische Inhibition wird die Schmerzleitung gehemmt 13