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PflegeKolleg
PflegeKolleg
Koronare
Xxxxxxxxxxxxx
Herzkrankheit
Zertifizierte
Fortbildung
in Zusammenarbeit
mitmit
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Fortbildung
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G
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3
Punkte
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©© kemalbas / iStock
IFIZIE
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BILD
Bypass, Stent oder Pillen?
XXXXXXXXXXXXXXXXXX
XXXxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Therapieoptionen
bei verengten Herzkranzgefäßen
Pflege bei Bypass-OP
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Informieren,
Begleiten, Mobilisieren
Zurück ins Leben nach Herz-OP
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Patientenedukation
und Genesungsprozess
PflegeKolleg
Koronare Herzkrankheit
Therapieoptionen bei verengten Herzkranzgefäßen
Bypass, Stent oder Pillen?
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine chronische Erkrankung, deren Krankheitswert
von Ausmaß und Fortschritt der Schädigung bestimmt wird. In Deutschland sind 30% der
Männer und 15% der Frauen im Laufe ihres Lebens von ihr betroffen. Aber es gibt heute
eine Reihe von Therapieoptionen, die trotz KHK ein Leben in guter Qualität ermöglichen.
K E Y WO R DS
Koronararterien
ACS
Dilatation
Bypass
Herzinfarkt mit
verschlossenem
Herzkranzgefäß.
P
lötzlich einschnürender Brustschmerz, drohendes Vernichtungsgefühl – so beschreiben
Patienten einen akuten Angina pectoris-Anfall. Häufig kann ein solcher Anfall mit Nitro-Spray
beendet werden. Es kann sich aber auch um den
Vorboten eines anlaufenden Herzinfarktes handeln.
Dem wird häufig durch eine Katheter-Intervention
mit Aufdehnung (Dilatation) der verschlossenen
oder verengten Stellen an den Herzkranzge-
fäßen mit Einlage einer Gefäßstütze (Stent) begegnet. Voraussetzung ist, dass ein Herzkatheter-Labor
zeitnah zu erreichen ist. Denn die Zeit ist ein dynamischer Faktor im Geschehen des Herzinfarktes.
Sie bestimmt den Verlauf dieser immer noch häufig
tödlichen Erkrankung. Wird ein plötzlicher Verschluss eines wichtigen Herzkranzgefäßes innerhalb von vier Stunden wieder eröffnet, kann die von
der Durchblutung dieses Herzkranzgefäßes abhängige Muskulatur des Herzens gerettet werden.
Herzkatheter-Intervention
Zweifelsohne besticht die Herzkatheter-Intervention (Percutaneous Coronary Intervention – PCI)
durch ihre rasche Verfügbarkeit, durch die geringe
körperliche Belastung und die hohe Effizienz der
schnellen Wiedereröffnung des betroffenen Koronar-Gefäßes. Auch die unmittelbare Qualitätskontrolle der Behandlung durch die Bildgebung ist ein
Vorteil. Die koronaren Gefäßstützen (Stents) sind
in verschiedenen Größen sowie Beschaffenheiten
(pures Metall „Bare Metal Stent – BMS“, Medikamenten-beschichtet „Drug Eluting Stent – DES“,
selbstauflösend „Bio-degradable Vascular Scaffolds
– BVS“) verfügbar. So können viele arteriosklerotisch-erkrankte Koronararterien behandelt werden.
Zuweilen hält der Behandlungserfolg nach einer
Katheter-Intervention nicht lange an, was schon
nach Wochen oder Monaten eine erneute Intervention nötig macht. Oder es wird doch die Entscheidung zur koronaren Bypass-Operation (CABG) gefällt, der ein längerer Erfolg der Rekanalisierung beschieden ist – häufig um den Preis einer größeren
Invasivität mit Eröffnung des Brustkorbes.
Die Bypass-Anlage
©© Springer Verlag GmbH
Bestimmte Verteilungen der Koronar-Verengungen
bedürfen primär der Bypass-Anlage (Coronary Artery Bypass Grafting-CABG), da diese in solchen
Fällen signifikant der PCI überlegen ist. Durch minimal invasive Techniken der modernen Herzchirurgie lassen sich in manchen Fällen die Zugänge
zum Herzen verkleinern. Sie hinterlassen nur beachtlich kleine Narben und kommen ohne die miss-
24
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
liebige Durchtrennung des Brustbeins aus.
Bei der CABG-Operation wird die Durchblutung
wiederhergestellt, indem das Bypass-Gefäß das verschlossene oder verengte Gefäßsegment der Koronarie überbrückt und in den dahinter liegenden Gefäßabschnitt frisches sauerstoffreiches Blut strömen
lässt. Vorteile der Operation sind ein möglichst kontrolliertes und schonendes Wiedereinsetzen der
Durchblutung des durch Sauerstoff-Mangel belasteten Herzareals und die Unterstützung des oft im
Zuge des Infarktgeschehens geschwächten Herzens
durch die Möglichkeit einer mechanischen Kreislaufunterstützung. Das ist vor allem bei Patienten
mit akuter Infarkt-bedingter Herzschwäche (Herzinsuffizienz) von Bedeutung, die ansonsten in einen
kardiogenen Schock rutschen können, der eine der
höchsten Todesraten zur Folge hat.
Stent oder Bypass?
Die Frage „Stent oder Bypass?“ stellt sich vor allem
beim Akuten Koronarsyndrom (ACS), das in drei
Formen auftreten kann:
—Instabile AP ohne Anstieg von Troponin
—NSTEMI – non ST-segment elevation myocardial
infarction (Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt)
mit Anstieg von Troponin, aber ohne persistierende ST-Strecken-Hebung
—STEMI – ST-segment elevation myocardial infarction (ST-Streckenhebungsinfarkt) mit Anstieg
von Troponin und anhaltender (länger als 20
min) ST-Strecken-Hebung im Elektrokardiogramm (EKG) mit mindestens 0,1 mV in mindestens zwei zusammenhängenden ExtremitätenAbleitungen und/oder 0,2 mV in mindestens zwei
zusammenhängenden Brustwand-Ableitungen
im 12-Kanal-EKG-Modus.
Patienten mit ACS gilt es rasch zu helfen, bevor
wertvolle Zeit verstreicht, die das Herzgewebe schädigt. Die kurze „Tür-bis-Ballon-Zeit“ (Zeit von Erreichen einer Klinik bis zur Wiedereröffnung des
verschlossenen Herzkranzgefäßes) gilt als international anerkanntes Maß einer zügigen Patientenversorgung. Die beispielsweise im Berliner Herzinfarktregister ermittelten Werte von unter 90 Minuten stellen Berliner Kliniken ein gutes Zeugnis aus.
Symptomatische KHK
Der Symptomatischen KHK werden neben dem
ACS folgende weitere Manifestationen zugerechnet:
—„Stabile AP“ als Form von reversiblen und genau
zu provozierenden Herzschmerzen unter bestimmten Belastungen als Ausdruck einer definierten Myocard-Blutarmut (Ischämie)
—Chronisch-ischämische Herzmuskel-Schädigung
(Ischämische Kardiomyopathie – IKMP) mit fortschreitender Entwicklung einer kardialen PumpSchwäche (Herzinsuffizienz)
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
DA S D EUT SCH E H E R Z Z E NTRUM B E R LI N
Das Deutsche Herzzentrum Berlin wurde 1986 eröffnet, um dem damals
bestehenden Mangel an herzchirurgischer Operationskapazität in
Deutschland abzuhelfen. Die Klinik erreichte schnell Weltgeltung als Behandlungszentrum für Herz-, Thorax- und Gefäßerkrankungen. Seit 2014
steht sie unter der Leitung von Prof. Dr. Volkmar Falk, der zugleich Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin ist.
— Die chirurgische Klinik des
Deutschen Herzzentrums
Berlin kann heute auf die Erfahrungen von mehr als 71.000
Operationen am offenen Herzen zurückblicken.
— Pro Jahr werden mehr als 2.500
Operationen am offenen Herzen und 2.000 weitere Herzund Gefäßoperationen, rund
um die Uhr an sieben Tagen in
der Woche, in zehn OP-Sälen
durchgeführt. Dabei wird mit
blutsparenden oder nach
Möglichkeit fremdblutfreien
Techniken operiert.
onen bei den angeborenen
Herzfehlern entwickelte sich
das Programm zu einem der
leistungsstärksten in Europa.
— Das DHZB ist auf die Transplantation von Spenderherzen und
Lungen spezialisiert und kann
zusätzlich weltweit das größte
Programm zur Implantation
von Kunstherzen vorweisen. In
den vergangenen Jahren wurden mehr als 1.460 Herzunterstützungssyteme implantiert.
— Dort wo es für den Patienten
Vorteile bietet, werden minimal- invasive OP-Verfahren angewendet.
— Ziel des DHZB ist es, ein umfassendes, alle Facetten der Herzchirurgie abdeckendes Programm anzubieten und besondere und komplexe Fälle von
anderen Herzkliniken zu übernehmen.
— Die hohen Operationszahlen
im Bereich der koronaren Bypass-Chirurgie, das Aortenzentrum, die Herzklappenchirurgie, die Rhythmus-Chirurgie, die chirurgische Therapie der Endokarditis und die
Chirurgie der angeborenen
Herzfehler bezeichnen das
vielfältige Leistungsspektrum.
Mit jährlich rund 500 Operati-
— Durch die fortlaufende Entwicklung und den Einsatz innovativer Behandlungsstrategien,
wie der regenerativen Stammzellentransplantation nach
Myokardinfarkt und der Hybrid-Chirurgie, trägt das DHZB
dem rasch voranschreitenden
medizinischen Fortschritt Rechnung und behauptet damit seinen Platz in vorderster Reihe.
www.dhzb.de
25
PflegeKolleg
Vor allen klinischen
und apparativen
Untersuchungen
steht die Anamnese, die meist den
stärksten Hinweis
auf ein Krankheitsgeschehen
erbringt.
Koronare Herzkrankheit
—Ischämisch bedingte Herzrhythmusstörungen als
ventrikuläre Extrasystolen (VES) bis hin zum
Kammerflimmern (KF)
—Plötzlicher Herztod (SCD-Syndrom)
Asymptomatische KHK
Die Asymptomatische KHK gilt als stumme Ischämie des Herzens. Häufigste Ursache für die
Schmerzlosigkeit der kardialen Mangeldurchblutung ist der Diabetes mellitus, in dessen Zuge eine
Mikroangio- oder Mikroneuropathie auftreten
kann, die das Warnsignal „AP-Schmerz“ nicht fühlen lässt. Oft wundern sich langjährige Diabetes-Patienten über die Diagnose durchgemachter Herzinfarkt bei der kardiologischen Erst-Diagnostik.
Medikamentöse Behandlung
Der Faktor Zeit
bestimmt bei
Herzinfarkt den
Verlauf dieser
häufig tödlichen
Erkrankung
maßgeblich.
Die meisten Patienten mit einer KHK sind von den
Hausärzten und Kardiologen konservativ-medikamentös so gut mit pharmakologischen Substanzgruppen eingestellt, dass ein Leben mit berechenbaren Belastungen des Alltags zufriedenstellend
möglich ist. Verordnet werden Thrombozyten-Aggregationshemmer als Mono-, duale oder TripleGabe verschieden agierender Substanzen, coronarvaskular erweiternde Substanzen wie Nitroglyzerin,
β-Blocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Blocker,
Statine, Diuretica, ggf. Antikoagulantien.
Herzunterstützende Systeme
Alle Organe des Menschen hängen von einer ausreichenden Durchblutung mit sauerstoffreichem Blut
ab. Ein schwaches Herz bedingt oft einen nur man-
gelhaften Kreislauf. In dessen Folge können alle anderes Organe in Mitleidenschaft, Funktionsbeeinträchtigung, -ausfall und schließlich in einen GanzKörper-Schock (Multi-Organ-Versagen) geraten,
der eine der schlechtesten Prognosen in der Medizin hat.
Die Palette an mechanischer Kreislaufunterstützung umfasst die kurzfristige Anlage einer Intraaortalen Ballonpumpe (IABP), einer Innerherz-Entlastungpumpe (z.B. Impella-Technologie), die das
Blut von der linken Herzkammer in die Hauptschlagader fördert und rasch Katheter-gestützt angelegt werden kann, über die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) bis hin zur Herz-Lungen-Maschine. Mündet die Mangeldurchblutung
des Herzens in eine anhaltende Herzschwäche
(Herzinsuffizienz), stellt sich die Frage nach einer
mittel- und langfristigen Unterstützung des Kreislaufs. Früher bot die Herztransplantation eine Lösung, die auf Grund der Knappheit der verfügbaren
Spenderorgane gegenwärtig eher als „anekdotische“
Behandlungsform angesehen wird. Der Einsatz von
Herz-Unterstützungssystemen (Ventricular AssistDevice – VAD) bietet eine Alternative mit der Perspektive einer jahrelangen verlässlichen Kreislaufunterstützung, die eine Rückkehr in gewohnte Lebensräume ermöglicht. Die in kleinen Handtaschen
mitgeführten Batterien der Strom-betriebenen Geräte der heutigen Generation ermöglichen Mobilität fernab einer fixierten Stromquelle von über acht
Stunden. Viele ambulant geführte VAD-Patienten
leben fast „normal“ in der Häuslichkeit, gehen ihrer früheren Arbeit nach und frönen ihrem Hobby.
Tab. 1: KHK-Risikofaktoren
Kardiovaskuläre Risiken
Nicht-kardiovaskuläre Faktoren
LDL-Cholesterin-Erhöhung gepaart
mit HDL-Cholesterin-Erniedrigung.
Verzehr von Lebensmitteln, die das atherogene Risiko erhöhen.
Besser wäre die Bevorzugung mediterraner Kost.
Arterielle Hypertonie.
Adipositas mit Betonung der abdominellen Fettspeicherung.
Angestrebt werden sollte ein athletisch-schlanker Habitus.
Diabetes mellitus.
Rauchen und körperliche Inaktivität.
KHK und/oder Herzinfarkte bei erstgradigen Familienangehörigen vor
dem 55. Lebensjahr bei Männern
und vor dem 65. Lebensjahr bei
Frauen.
Erhöhter Spiegel an Blutfetten im Sinne einer Lipidstoffwechselstörung.
Angestrebt werden sollten physiologische Blutwerte durch ausgeglichene Kost,
körperliche Aktivität und/oder die Unterstützung durch geeignete Lipid-senkende
Medikamente.
Lebensalter älter als:
45 Jahre für Männer und
55 Jahre für Frauen.
Erhöhter Blutzuckerspiegel im Sinne einer Glukosetoleranzstörung.
Besser wäre es, physiologische Blutzuckerwerte durch ausgeglichene Kost und ungezuckerte Getränke sowie körperliche Aktivität und/oder die Unterstützung durch
geeignete Blutzucker-regulierende Medikamente zu erreichen.
Chronische Entzündungen, denen ein die Atherose unterstützender Krankheitswert
nachgesagt wird wie erhöhtes C-reaktives-Protein, erhöhte Blutwerte an Leukozyten und
ein krankhaft erhöhter Blutwert an Fibrinogen.
26
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
Lediglich Schwimmen und Tauchen sind ausgeschlossen, weil sich Elektrik und Wasser immer
noch nicht recht vertragen wollen. Duschen, mit einer Abdeckung der Batterien ist aber möglich.
Krankheitsverlauf beobachten
Rückgängig zu „gesund“ lassen sich arteriosklerotisch befallene Koronargefäße nicht machen. Moderne Medizin ist aber sehr wohl im Stande, die
Progression aufzuhalten. Allerdings erfordert dies
die Mitarbeit aller Beteiligten, am meisten der Patienten selbst. Diese in Gesprächen zu erreichen, ist
Aufgabe der pflegenden wie ärztlichen Kollegen.
Denn neben den kardiovaskulären Risiken gibt es
Reihe von nicht-kardiovaskulären Faktoren, die das
Entstehen einer KHK vermeiden oder befördern
können (Tab. 1). Sie geraten zunehmend in den Vordergrund des öffentlichen Bewusstseins.
Die Progression der KHK und unberechenbares
Auftreten der AP erfordern aber in vielen Fällen
eine invasive Diagnostik mit dem Herzkatheter,
dessen Koronar-Angiogramm bedrohliche Verengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße (Koronarien) zuverlässig anzeigt. Alternativ kann eine kardiale (EKG-getriggerte) Computertomographie mit
intravenös appliziertem Kontrastmittel größere
Verengungen sowie Verkalkungen des Koronarsystems in den proximalen Koronarsegmenten anzeigen. Damit kann sich der invasive Charakter der
Herzkatheter-Untersuchung aufschieben lassen.
Auch das Ruhe-Elektrokardiogramm (EKG), das
Belastungs-EKG, der laborchemische Nachweis der
Ischämie-sensiblen Herz-Enzyme wie Kreatininkinase (CK), deren herzspezifisches Iso-Enzym
(CK-MB) sowie Herz/Leber-Enzyme (LDH, GOT,
GPT) können auf eine drohende oder ablaufende
Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff hinweisen. Diese Stufen-Diagnostik kann durch eine
Echokardiographie und eine Röntgen-Thorax-Aufnahme zur Darstellung des Herzen sowie seiner dynamischen Funktionsparameter ergänzt werden.
Diese Untersuchungen sind ambulant möglich.
Der massive und/oder sich steigernde AP-Anfall
führt unweigerlich zu einer Koronarangiographie,
die unter Nachweis von Stenosen in den Herzkranzarterien auch hier wieder unweigerlich die
Frage „Stent oder Bypass?“ aufwirft. Die Antwort
auf diese Frage bedarf des Gespräches unter allen
Beteiligten: Ärzten, Pflegenden und Patienten sowie
deren Angehörigen. Dazu gehört ein Gespräch der
Ärzte des Heart-Teams, d.h. ein in den ärztlichen
Leitlinien empfohlener Dialog zwischen Kardiologen und Herzchirurgen über die für jeden Patienten-individuell beste Behandlungsstrategie.
Das nächste Gespräch mit dem Patienten ist obligat. Ärztliche Kunst verlangt, den Patienten über
alle Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären, sich
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
Fazit für die Pflege
— In den Industrieländern ist die KHK die häufigste
Todesursache. Männer sind stärker betroffen als
Frauen. Über 80% der Patienten, die an einer KHK
sterben, sind älter als 65 Jahre.
— Arteriosklerotisch befallene Koronargefäße
können nicht wieder gesund werden. Moderne
Medizin kann die Progression aber aufhalten.
— Zahlreiche Faktoren der Lebensweise vermeiden
bzw. befördern das Entstehen einer KHK. Patienten müssen darüber aufgeklärt werden. Pflegende haben dabei eine besondere Verantwortung.
— Der medizinische Alltag offenbart den hohen
Stellenwert des Gesprächs der Patienten mit Pflegefachkräften.
seines Verstehens der jeweiligen Behandlung, ihrer
Risiken, Vor- und Nachteile sowie deren Konsequenzen zu vergewissern und schließlich sein Einverständnis zum geplanten medizinischen Vorgehen nach ausreichender Bedenkzeit einzuholen.
Der medizinische Alltag offenbart den hohen
Stellenwert des Gesprächs der Patienten mit Schwestern und Pflegern, an die oft die Fragen gerichtet
werden, die sich Patienten beim Arztgespräch mitunter nicht zu stellen trauen. Ähnlich verhält es sich
bei dem die Behandlung abschließenden Gespräch,
in dem häufig Fragen zu Tage treten, die im ArztPatienten-Gespräch nicht zur Sprache kamen, sei es
aus Mangel an Zeit oder Scheu. Gerade die kleinen
Fragen des Alltags über Belastbarkeit, Lebensführung, Essen, Trinken oder körperliche Belastung
spielen hier eine zentrale Rolle und werden von Pflegekräften beantwortet. Das eingehende und abschließende Gespräch mit dem Patienten sind das
Alpha und Omega der Herzmedizin.
Herz-Unterstützungssystemen
ermöglichen eine
Rückkehr in
gewohnte
Lebensräume.
PD Dr. med. Rufus Baretti
Deutsches Herzzentrum Berlin
Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
[email protected]
27
PflegeKolleg
Koronare Herzkrankheit
Informieren, Begleiten, Mobilisieren
Pflege bei Bypass-OP
Durch die Fortschritte in der Medizin stehen mehrere OP-Techniken für Bypass-Operationen
am Herz zur Verfügung. Die prä- und postoperative Pflege der Patienten hat sich darauf eingestellt. Petra Sorgenfrei vom Deutschen Herzzentrum Berlin erläutert, worauf es dabei ankommt und wie Pflegende Patienten unterstützen, damit sie schnell wieder fit werden.
K E Y WO R DS
Atemtraining
Katheter
Team Time Out
Extubation
Frühmobilisation
P
atienten, die vor einer geplanten Herzoperation stehen, sind häufig beunruhigt. Sie fühlen
sich, ebenso wie ihre Angehörigen, der unbekannten Situation ausgeliefert und brauchen emphatische Betreuung. Die ärztliche OP-Aufklärung
über den Ablauf der geplanten Operation, mögliche
Risiken und Komplikationen sollte daher so erfolgen, dass dem Patienten genügend Bedenkzeit bleibt.
Präoperative Pflege
Übelkeit und Erbrechen sind in
der Allgemeinanästhesie neben
Schmerzen die
zweithäufigste
Komplikation.
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Vor der Operation werden die Patienten nach Möglichkeit in der ambulanten Sprechstunde vorgestellt
oder stationär aufgenommen. Es erfolgen Anamnese, klinische Untersuchung, Sichtung der Vorbefunde auf Aktualität und alle noch notwendigen
Untersuchungen. Der Patient wird über die geplante Operation und den Ablauf im Krankenhaus informiert, um Vertrauen herzustellen und Ängste zu
thematisieren.
In der Folge wird Kreuzblut abgenommen zur Bereitstellung von Blutkonserven. Gerinnungsbeeinflussende Medikamente werden überprüft und
eventuell auf Heparin umgestellt. Bei Diabetikern
werden orale Antidiabetika abgesetzt, der Blutzucker wird engmaschiger kontrolliert und bei Bedarf
Insulin gegeben. Der Patient erhält Informationen
über die Vorbereitung und den Zeitpunkt der OP,
den postoperativen Ablauf und damit verbundene
Mobilisation, Prophylaxen und Atemtherapie. Mit
dem Atemtraining beginnen wir unterstützt durch
die Physiotherapie schon vor der Operation.
Um postoperativen Wundinfektionen vorzubeugen, sollte die präoperative Rasur zeitnah und mit
elektrischen Haarschneidemaschinen durchgeführt
werden. Zur OP-Vorbereitung gehören weiterhin
Abführ- und Hygienemaßnahmen, spezielle Nahrungsaufnahme beziehungsweise Nahrungskarenz,
entsprechend den Leitlinien und nach ärztlicher
Anordnung. Lange Nüchternheitssequenzen sollten
aber vermieden werden. Der Ernährungsstatus
muss im Vorfeld abgeklärt werden.
Im Rahmen der Prämedikationsvisite durch den
Anästhesisten erfolgt eine Risikoabschätzung und
Aufklärung des Patienten über den Ablauf der Nar-
kose. Auch hier sollte es Ziel sein, Ängste zu reduzieren. Gefragt wird nach vorangegangenen Narkosen, um eventuelle Komplikationen zu eruieren.
Dann erfolgt eine PONV Einteilung (Postoperative
Nausea and Vomiting/Übelkeit und Erbrechen). In
der Allgemeinanästhesie liegt die Wahrscheinlichkeit von Übelkeit und Erbrechen bei 20–30% und
ist damit die zweithäufigste Komplikation neben
Schmerzen.
Präoperativ werden ein zentraler Venenkatheter,
eine Schleuse, ein arterieller Katheter zur kontinuierlichen Blutdrucküberwachung und ein Blasendauerkatheter mit integriertem Temperaturfühler
von den Kollegen aus der Anästhesie angelegt.
Da Aufregung bei KHK-Patienten Angina pectoris auslösen kann, werden am Vorabend sowie am
Tag der Operation Benzodiazepine verabreicht.
Perioperatives Management
Das OP-Protokoll beginnt auf der Normalstation
mit der Abfrage des vollständigen Namens, des Geburtsdatums und der Kontrolle der Unterlagen. Bei
der Übernahme des Patienten im OP durch die Anästhesiepflege erfolgt die Abfrage erneut, mit einigen Erweiterungen wie Fragen nach Identität, Nüchternheit, Allergien, Größe/Gewicht. Patienten wundern sich zwar oft, warum ihnen immer die gleichen
Fragen gestellt werden, doch diese dienen einfach
der ihrer Sicherheit.
Im Operationssaal stellt sich das OP-Team vor
und nimmt sich kurz Zeit, um kritische Situationen,
die entstehen könnten, noch einmal anzusprechen.
Die letzte Kontrollstufe, die ein Operationsteam vor
einem Eingriff beachten muss, ist das Team Time
Out (TTO). Dabei wird in mehreren Stufen wiederholt von allen an der Operation beteiligten Mitarbeitern an Hand einer Checkliste der Patient identifiziert, die Besonderheiten des Eingriff besprochen
und der Eingriffsort bestätigt.
Während des Eingriffs dürfen Echokardiographie
und BIS-Monitoring zur Überwachung der Narkosetiefe nicht fehlen. Pflegende sorgen für ein adäquates Wärmemanagement mit Wärmedecke und
angewärmten Infusionen. Für eventuelle BlutverHeilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
luste steht ein Autotransfusionssystem bereit, welches das bei der Operation verlorene Blut reinfundiert. Nur wenn es unbedingt notwendig ist, wird
auf Blutkonserven zurückgegriffen.
Postoperative Pflege
Im Deutschen Herzzentrum Berlin wird abhängig
von Alter, Vorerkrankungen, Allgemeinzustand
und Operationsverlauf entschieden, ob ein Patient
in den Aufwachraum oder auf die Intensivstation
kommt. Während der Phase des Aufwachens ist immer eine Pflegefachkraft anwesend. Herzrhythmus,
Blutdruck, Atmung und Sauerstoffsättigung werden
ständig überwacht. Für den Patienten kann es sehr
unangenehm sein, dass er nicht sprechen und nur
sehr schlecht schlucken kann. Es kann zu Panikattacken kommen, wenn die Patienten merken, dass
sie wach sind, aber etwas in ihrem Hals steckt. Dieser Zustand kann durch eine gute Aufklärung, das
kontrollierte Wachwerden aus der Narkose, eine
schnelle Extubation und das Erreichen hämodynamischer Stabilität beendet werden.
Extubation: Zum Entfernen des Beatmungsschlauches (Tubus) sollten bestimmte Kriterien erfüllt
sein: Der Patient muss wach und ansprechbar sein
und Schutzreflexe wie das Schlucken wiedererlangt
haben. Er sollte seinen Kopf heben und die Zunge
herausstrecken können, so können Muskelrelaxantien ausgeschlossen werden.
Nach circa 15 Minuten Spontanatemmodus mit
einer ausreichenden Atemfrequenz (<10), einem guten Atemminutenvolumen, das individuell für den
Patienten berechnet wird (Idealgewicht x 6–8 ml x
Atemfrequenz pro Minute) erfolgt eine Blutgasanalyse, anhand derer beurteilt wird, ob der Gasaus-
tausch suffizient ist. Sind alle Werte und die Neurologie des Patienten in Ordnung, erfolgt die kontrollierte Entfernung des Beatmungsschlauchs durch
den Arzt und die betreuende Pflegekraft.
Ist dies alles geglückt, kommt der Patient in mindestens 30 Grad-Oberkörperhochlage, wird mit einer Sauerstoffbrille oder Maske versorgt und ist nun
wieder in der Lage, sich verbal zu äußern. Eine der
ersten Fragen an den Patienten gilt der Einschätzung seiner Schmerzen mittels Numerischer Rating-Skala. Auch während der Nachbeatmungszeit
gibt es solche Scores, um eine ausreichende Versorgung mit Schmerzmitteln sicherzustellen.
Nach einer Herzoperation müssen viele Parameter
beachtet werden: Atmungs-/Sekretmanagement,
Shivering, Cardiac Low Output, Infusionstherapie,
Blutdruck- und Gerinnungsmanagement, Schmerztherapie, Ernährung, Drainagen, Frühmobilisation,
Antibiotikatherapie, Komplikationen wie Blutungen,
Ileus, Delir, SIRS und Wundheilungsstörungen. Im
Folgenden konzentriere ich mich auf einige wenige.
Präoperativ geht es
darum zu informieren, Vertrauen
herzustellen und
Ängste abzubauen.
Drainagen: Pleuradrainagen sind Kunststoffkatheter, die im Pleuraspalt platziert werden. Sie dienen
zum Ableiten von Flüssigkeiten (Blut, Wundsekret
o.ä.) genau wie die Mediastinaldrainagen, die sich
innerhalb des Mediastinums befinden. Kontrolliert
werden Dichtigkeit, Durchgängigkeit, Verband,
ordnungsgemäßer Aufbau-, Sog und Lage der Ablaufschläuche (hängen sie frei, sind einsehbar, nicht
geknickt?). Das Sekret wird beurteilt nach Aussehen
und Menge, die Flaschen auf Luft. Die Drainagen
werden je nach Nachblutung und Blutgerinnung
postoperativ entfernt, im Herzzentrum beginnt
man damit nach dem zweiten postoperativen Labor
auf der Intensivstation (12 Stunden post OP).
Das Atemtraining
findet vor der Operation statt, unterstützt durch die
Physiotherapie.
©© ciseren/iStock
Aufgrund der hohen Zahl schwerstkranker
Patienten müssen in Herzzentren besondere
hygienische Maßnahmen streng eingehalten
werden.
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
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PflegeKolleg
Koronare Herzkrankheit
Atemtherapie: Sofort nach der Extubation beginnt
die Arbeit für den Patienten. Da die Beatmung das
Zwerchfell und damit den Hauptatemmuskel geschwächt hat, ist gerade bei älteren und vorerkrankten Patienten (z.B. mit COLD/COPD), eine intensive Atemtherapie notwendig. Sie soll zum Abbau
atemhemmender Widerstände und Fehlatembewegungsformen, zur Sekretlösung, Ventilationssteigerung, Kräftigung der Atemmuskulatur und zu einer
allgemeinen Leistungssteigerung beitragen. Alle beteiligten Berufsgruppen (Atemtherapeuten, Physiotherapeuten, Ärzte, Pflegende und eventuell Logopäden) überwachen den Erfolg nach den Kriterien:
Qualität des Hustenstoßes, Sekretmobilisation, Viskosität, radiologischer und auskultatorischer Befund, Gasaustausch.
Ziele der postoperativen Pflege sind das
kontrollierte Wachwerden aus der Narkose, eine schnelle
Extubation und das
Erreichen hämodynamischer Stabilität.
30
Frühmobilisation: Sie hängt, wie so vieles, von der
hämodynamischen Stabilität und der Compliance
des Patienten ab. Durch eine adäquate Schmerztherapie sind Fachkrankenpfleger zusammen mit Physiotherapeuten in der Lage, schon kurze Zeit nach
der Extubation den Patienten an die Bettkante zu
setzten. Die genannten Schmerzskalen ermöglichen
ein individuelles Therapiekonzept, um den Patienten zu unterstützen.
Schon in der ersten Stunde nach Entfernen des
Beatmungsschlauches kann sich der Patient mit Unterstützung aufsetzen. Um die Stabilität des Sternums nach einer Sternotomie zu verbessern, wird
dem Patienten vorher ein Cingulum (Brustgürtel)
angelegt. Die präoperativ eingeübten Verhaltensweisen, wie die Arme vor der Wunde zu verschränken, um sich nicht nach hinten abzustützen, sollten
noch einmal in Erinnerung gerufen werden. Mit
zwei Personen, eine im Beinbereich und mit den unteren Ableitungen (BDK und Drainagen) betraut,
die andere im oberen Bereich für den Rücken und
die dortigen Kabel (ZVK, Schrittmachersonden,
Monitorüberwachung) verantwortlich, geht es im
Normalfall ohne Komplikationen an die Bettkante.
Stehversuche erfolgen bei späteren Mobilisationen,
um eine Überbelastung und daraus resultierende
Kreislaufdepression zu vermeiden. Patienten mit
Radialisentnahme anstelle eines Venenbypasses
sind deutlich schneller mobilisierbar. Die Ursache
ist die Bewegungs-/Schmerzfreiheit der Beine. So
genannte „Bettgalgen“ gibt es im Deutschen Herzzentrum Berlin nicht, so werden unkontrollierte
Zugbewegungen für die Brustmuskulatur grundsätzlich vermieden.
Trotz des Aufwandes und Stresses für den Patienten, fühlen sich die meisten Patienten in der sitzenden Position sehr wohl. So werden nicht nur Beweglichkeit, Muskulatur und Atmung unterstützt, sondern auch die Psyche und das Selbstbewusstsein des
Patienten positiv gefördert.
Fazit für die Pflege
— Präoperativ informieren Pflegende den Patienten über Vorbereitung und Zeitpunkt der OP,
den postoperativen Ablauf und die damit verbundene Mobilisation und Atemtherapie.
— Während der OP achten Pflegende auf ein adäquates Wärmemanagement mit Wärmedecke
und angewärmten Infusionen.
— Patientensicherheit hat oberste Priorität. Die
letzte Kontrollstufe, die ein Operationsteam
vor einem Eingriff beachten muss, ist das Team
Time Out (TTO).
— Postoperativ ist während der Phase des Aufwachens immer eine Pflegefachkraft anwesend
und überwacht ständig Herzrhythmus, Blutdruck, Atmung und Sauerstoffsättigung.
Ernährung: Im DHZB dürfen Patienten 30 Minuten nach dem Entfernen des Beatmungsschlauches
kleine Schlucke stilles Wasser trinken. Ist dies, ohne
dass es zu Übelkeit kommt, geglückt, darf mehr
Wasser getrunken werden, wobei die Flüssigkeitsbilanz im Auge zu behalten ist. Besonders angenehm empfinden die Patienten das Lutschen von
Wassereis, das beide Intensivstationen immer vorrätig haben. Der kühlende Effekt beruhigt den oftmals gereizten Hals. Vier bis sechs Stunden nach
Extubation kann bei unkompliziertem Verlauf die
erste flüssige Nahrung (z.B. klare Brühe, Joghurt)
aufgenommen werden. Ab dem ersten postoperativen Tag werden Abführmaßnahmen eingeleitet. Bis
diese erfolgreich sind, besteht, um Darmkomplikationen zu vermeiden, die Ernährung aus flüssiger
und weicher leichter Kost. Später darf dann
Wunschkost gegessen werden oder Angehörige
bringen das Lieblingsessen mit, um den Appetit anzuregen.
Je besser die Patienten vor der Operation darüber
aufgeklärt wurden, was sie nach der Operation erwartet, je besser sie präoperativ beispielsweise das
Atmen trainiert haben, um so komplikationsfreier
gestaltet sich die Aufwach- und postoperative Phase.
Petra Sorgenfrei
Fachkrankenschwester
Deutsches Herzzentrum Berlin
Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
[email protected]
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
WA S DAR F I CH? K AN N I CH? – CH ECK LI STE FÜ R PATI E NTE N NACH H E R Z- O P
Sitzen, Liegen, Aufstehen
Achtung: Nach einer OP, bei der das Brustbein durchtrennt
und mit Cerclagen fixiert wurde, sollten sich Patienten nicht
mit voller Kraft mit den Armen abstützen. Die Stabilität des
Brustkorbes besitzt oberste Priorität und ist bei „normaler“
Wundheilung meist nach einem Vierteljahr gegeben.
Liegen ist die natürliche und gesunde Haltung im Schlaf. Unnatürlich langes Liegen auf einer sich nicht ändernden Körperregion und Hautarealen kann zum Druckgeschwür führen.
Nach Operationen „lagern“ sich die Patienten meist von selbst
in die für sie komfortabelste, schmerzfreieste Position.
Achtung: Nach einer OP, bei der das Brustbein durchtrennt
wurde, liegt der Patient meist auf dem Rücken, um Schmerzreize zu vermeiden. Die Drehung auf die Seite oder den Bauch
ist vorsichtig möglich, ohne die Stabilität des durchtrennten
und dann mit Cerclagen fixierten Brustbeins zu gefährden.
Aufstehen aus dem Liegen sollte immer langsam und bewusst
geschehen. Erst an die Bettkante setzen, Herz und Kreislauf
eine Chance geben, sich zu stabilisieren, dann langsam aufstehen, sich dabei festhalten – ggf. in Anwesenheit einer hilfreichen Person, die stützen könnte. Bei anfänglichem Schwindel rasch hinsetzen. Hintergrund des Schwindels könnten
Blutdruckschwankungen durch Versacken des Blutes in den
Beinen (Stichwort: „Orthostatische Dysregulation“) sein.
Achtung: Auch hier gilt, dass sich Patienten nach einer Op, bei
der das Brustbein durchtrennt wurde, nicht mit den Armen voll
abstützen dürfen.
Essen, Trinken, Alkohol
Trinken ist schon kurz nach Operation möglich. Nach der Extubation werden einem wachen und adäquaten Patienten nach
einer halben Stunde erste kleine Schlucke zu trinken angeboten. Weiteres Trinken hängt von einer physiologisch-störungsfreien Schluckfähigkeit ab und von der Aktivität des
Gastrointestinaltraktes als Ganzem.
Essen ist vier bis sechs Stunden nach Extubation bei unkompliziertem Verlauf möglich. Dann kann die erste flüssige Nahrung
(z.B. klare Brühe, Joghurt) aufgenommen werden. Ab dem ersten postoperativen Tag werden Abführmaßnahmen eingeleitet. Bis diese erfolgreich sind, besteht, um Darmkomplikationen
zu vermeiden, die Ernährung aus flüssiger und weicher leichter
Kost. Später darf dann gern Wunschkost gegessen werden oder
von Angehörigen das Lieblingsessen geliefert werden, um den
Appetit anzuregen.
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
Der Ernährungszustand der Patienten wird bei der Bemessung
der zu empfehlenden Trink- und Nahrungsmenge sowie -beschaffenheit (Kalorien, Mischung der Kohlenhydrate, Fette und
Eiweiße sowie Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelemente) beachtet. Herzpatienten wird häufig eine mediterrane Ernährung
empfohlen.
Alkohol ist in geringen Mengen zulässig, denn er unterstützt
die Verdauung und schützt langfristig vor Herzinfarkt und
Schlaganfall. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen
belegt die günstige Wirkung maßvollen Weingenusses auf die
Gesundheit, in erster Linie das Herz-Kreislaufsystem und die
Diabeteserkrankung. Bei einem längerfristig hohen Konsum
alkoholischer Getränke nehmen dagegen alle Organe Schaden.
Hier stehen Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse,
der Nerven, des Gehirns sowie ein erhöhtes Krebsrisiko im Vordergrund. Risikoarm bedeutet für gesunde Erwachsene mit
mittleren Körpermaßen Alkoholmengen bis zu 20 g pro Tag für
die Frau, und bis zu 30 g pro Tag für den Mann. Dies entspricht
etwa 200 bis 400 ml Wein, je nach Alkoholgehalt. Pro Trinkanlass sollte nicht mehr als 40 g Alkohol konsumiert werden. Die
Einhaltung von ein bis zwei Abstinenztagen pro Woche ist
empfehlenswert.
Baden, Duschen, Saunieren
Baden sollte vermieden werden, solange das Hautniveau der
Wunde nicht komplett zusammengewachsen ist, denn sonst
kann die Wundzone aufweichen und durchlässig für Keime
werden. Daraus könnte eine Infektion erwachsen. Die Temperatur des Badewassers beeinflusst durch die Vasoaktivität
(Eng- oder Weitstellung der Gefäße) maßgeblich Blutdruck und
Hämodynamik. Vorsicht bei Herzschwäche in zu heißem und
langem Bad!
©© Hemera / Martin Konz / Getty Images / Thinkstock
Sitzen gilt als Vorstufe der Mobilisation. Der aufgerichtete
Oberkörper ermöglicht eine bessere Kontaktaufnahme mit der
Umwelt und ist die geeignete Haltung zum Trinken und Essen.
Sitzen kann aber in den Gelenken durch rechtwinkliges Abknicken der Beinen zu Durchblutungsstörungen führen. Gerade das Übereinanderschlagen der Unterschenkel mit rechtwinklig gebeugten Knien im aufrechten Sitz ist nach
Operationen an den Beinen (Entnahme von Venen für den
Bypass) nicht förderlich für die Wundheilung und sollte vermieden werden. Die Hochlagerung der Beine fördert den Rückfluss
des venösen Blutes sowie der Lymphe.
Duschen ist möglich, sobald die Haut zwischen den Wundrändern zusammengewachsen ist. Dies tritt meist nach 10 bis 14
Tagen nach einem Hautschnitt ein. Das Duschwasser sollte
sachte über den Wundbereich laufen. Seife kann
die Wunde zusätzlich durch behutsames
Streichen mit den Händen reinigen.
Keinesfalls sollte ein spitzer
Duschstrahl auf die Wunde gehalten werden, der sich unter die Haut bohren könnte.
Es besteht die Gefahr einer sekundären Infektion
durch Einschwemmen
von Keimen unter die
Hautbarriere mit resultierender Wundheilungsstörung.
Schwimmen bedeutet
den Aufenthalt im Wasser.
Wunden sollten im Hautniveau vollständig zusammengewachsen sein, um
nicht aufzuweichen und
31
PflegeKolleg
Koronare Herzkrankheit
WA S DAR F I CH? K AN N I CH? – CH ECK LI STE FÜ R PATI E NTE N NACH H E R Z- O P
einen Keimübertritt ins Körperinnere zu ermöglichen, woraus
eine Infektion erwachsen kann. Bei jeder Form der Herz- und/
oder Kreislaufschwäche ist Vorsicht geboten, damit eine plötzliche Kraftlosigkeit und/oder Ohnmacht nicht zum Ertrinken
führt. Rhythmusstörungen können beim Schwimmen besonders gefährden. Die Temperatur des Wassers kann Herz und
Kreislauf erheblich beeinflussen durch Veränderung des Blutdrucks.
Saunieren führt zu einem „vermehrten“ Kreislauf im Sinne eines gesteigerten Herz-Zeit-Volumens. Ein schwaches Herz kann
hierdurch überfordert werden. Das kann in einem Kreislaufkollaps enden. Die persönliche Belastbarkeit sollte vor einem
Saunagang bekannt sein. Ein Ziel einer Herzoperation ist, ein
erkranktes Herz gesunden zu lassen, weshalb nach einer Operation das operierte Herz oft belastbarer ist als zuvor. Trotzdem:
Vor einem Saunabesuch besser einen Arzt befragen. Die starke
Schweißbildung bei einem Saunagang kann eine noch nicht
komplett zusammengewachsene Hautwunde aufweichen und
durchlässig für Keime machen, woraus eine Infektion erwachsen kann. Deshalb sollte starkes Schwitzen bis zum vollständigen Wundverschluss der Haut vermieden werden.
Jucken, Fieber, Haustiere
Jucken der Wundränder gehört mitunter zum Heilverlauf und
tritt manchmal in der zweiten postoperativen Woche auf. Es
kann aber auch Vorbote einer Wundheilungsstörung sein. Die
Wundheilung ist ein immunogenes Geschehen, die „Sensibilitäten“ auslösen kann. Im Wundbereich sollte nicht gekratzt
oder manipuliert werden. Ruhe und Keimfreiheit gehören zu
den Bedingungen für einen störungsfreien Heilverlauf.
Fieber hat meist eine organische, infektiologische oder immunogene Ursache und ist keiner psychischen Affektion wie Freude, Angst, Traurigkeit geschuldet. Nach Operationen sollte die
Infektion einer Wunde ausgeschlossen werden.
©© Wavebreak Media / Getty Images / Thinkstock
Achtung: Die Infektion kann in der Tiefe der Wunde verborgen
sein und muss sich nicht durch klassische Entzündungszeichen
wie Schwellung, Rötung, Wärme, Schmerz und Funktionseinschränkung an der Haut sichtbar machen. Weitere operationsbedingte „Quellen“ für Fieber können sein: Blasenkatheter,
Zugänge zu Gefäßen, Schläuche zur Beatmung, Lungenentzündung.
Haustiere sind kein Problem nach einer Operation, solange
daraus keine gefährliche Keimbelastung für die Wunde oder
das Immunsystem des Patienten resultiert. Solange die Wundränder im Hautniveau nicht komplett zusammengewachsen
sind, sollte die Wunde durch Pflaster abgedeckt bleiben, um
eine Keimbesiedlung durch den Kontakt mit Tieren zu verhindern. Vorsicht ist bei Federvieh geboten, denn durch den
Flügelschlag können keimhaltige Stäube aufgewirbelt und
auch über einige Meter Distanz übertragen werden. Nach
größeren Operationen gilt das Immunsystem durch die Phase
der Wundheilung als „angegriffen“.
Achtung: Werden Pflaster/Verbände feucht, entsteht eine
„Brücke“, die eine Keimübertragung möglich macht.
Laufen, Autofahren, Sport
Laufen im Sinne eines Spazierengehens, Schreitens bis hin
zum „Walken“ (forcierter Gehschritt) ist in Maßen und der
Konstitution angemessen, gesund. Gerade durch Betätigung
der Muskelpumpe wird der Kreislauf unterstützt und Gewebswasser von der Körperperipherie zum Herzen gepumpt.
Auto fahren kann durch „Betätigung“ des Lenkrades, der Pedalen wie Bremse und Kupplung eine gewisse menschliche
Kraft kosten. Hier gelten keine absoluten Regeln der Zeit, vielmehr ist Augenmaß bezüglich einer zuzumutenden Belastung
angesagt.
Achtung: Nach einer OP, bei der das Brustbein durchtrennt
wurde, kann es bei heftigen Lenkbewegungen zu Heilungsstörungen kommen.
Radfahren ist erst erlaubt, wenn mögliche Operationswunden
an den Beinen (Entnahme von Venen für den Bypass) abgeheilt
sind und das Hautniveau zumindest geschlossen und zusammen gewachsen ist. Denn Wunden heilen am besten in Ruhigstellung der betroffenen Körperregion.
Achtung: Bei sportlicher Fahrweise mit Kraftanstrengung der
Arme über den Fahrradlenker kann es auch durch Übertragung
über den Schultergürtel zu Belastungen des Brustkorbes kommen. Hier gelten keine absoluten Regeln sondern ebenfalls
sinnvolles Augenmaß.
Sport mit angepasster Belastung ist gesund. Körperliche Belastungen sollten nicht zu einer Sauerstoffschuld führen, die
das Gewebe in eine anaerobe Phase bringen. Herz und Kreislauf, Gelenke, Muskulatur und alle andere „Strukturen des
Körpers“ dürfen nicht überlastet werden. Am besten einen
kundigen Mediziner über die individuelle Belastbarkeit befragen.
Sex ist möglich. Hier gilt das gleiche wie für sportliche Aktivitäten – alles in Maßen und der Konstitution angemessen.
Achtung: Nach einer OP, bei der das Brustbein durchtrennt
wurde, muss vor allem aber auf die Stabilität des Brustkorbes
geachtet werden. Also: Die Missionarsstellung ist für Männer
nach einer solchen Herz-OP erst einmal Tabu.
Zusammengestellt von PD Dr. med. Rufus Baretti, Berlin
32
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
PflegeKolleg
Koronare Herzkrankheiten
Patientenedukation und Genesungsprozess
Zurück ins Leben nach Herz-OP
Ziel der Patientenedukation ist es, den Patienten über mögliche Therapien und Versorgungsarrangements zu informieren, damit er kompetent über die Art seiner Behandlung
mitbestimmen kann. Nach erfolgreicher Herzoperation ist die Wiedererlangung der
Alltagskompetenz eine der wesentlichen Ziele der Patientenedukation.
K E Y WO R DS
Empathie
Risikofaktoren
Lebensstiländerung
Selbstmanagement
D
ie statistischen Überlebensraten bei Herzoperationen liegen bei über 95%. Trotzdem
empfinden viele Patienten den Eingriff am
Herzen als eine lebensbedrohliche Situation und
zeigen ein vermehrtes Auftreten von Ängsten und
Depressionen. Es bestehen Unsicherheiten darüber,
wie belastbar sie nach der Operation sind und ob sie
in der Lage sein werden, ihren Alltag zu bewältigen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, das Wissen der Patienten über den Eingriff und seine Folgen zu erhöhen, operationsbezogene Ängste und
Befürchtungen abzubauen und die Genesung nach
dem Eingriff zu fördern.
Konzentrierte Informationsweitergabe
Patienten dürfen
nicht überfordert
werden. Maßnahmen werden so
erklärt, dass die
Patienten sie auch
verstehen.
Früher wurden die Patienten im Krankenhaus (KH)
aufgenommen, haben auf die OP gewartet und wurden nach der OP so lange im KH betreut, bis sie zur
Rehabilitation verlegt werden konnten. Es blieb ausreichend Zeit, im Krankenhaus zu beraten und zu
schulen. Mit der verbindlichen Einführung des GDRG-Systems im Jahr 2004 steigen die Kosten einer
Klinik bei einer längeren Verweildauer des Patienten, womit der wirtschaftliche Anreiz gesetzt wird,
die Verweildauer so kurz wie möglich zu halten. Das
bedeutet steigende Fallzahlen, gesunkene Belegungstage, Leistungsverdichtung insbesondere für
den Pflegedienst. Zudem erwarten Gesetzgeber und
Krankenkassen von den Versicherten immer mehr
Eigenverantwortung in Hinsicht auf gesundheitsförderndes Verhalten und aktive Mitgestaltung am
Genesungsprozess (§ 1 SGB V). Das Ziel der Krankenhausversorgung muss es daher sein, den Patienten so zu entlassen, dass er und seine Angehörigen
das Leben mit der Krankheit selbstständig managen
können.
Alltagskompetenz schulen
Unter Patientenedukation sind alle pädagogischen
und psychologischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes des Patienten zu
verstehen. Sie umfasst vier Hauptstrategien:
34
Information: Gezielte Mitteilung, mündlich,
schriftlich oder medial, offenes Angebot.
Beratung: Ein ergebnisoffener Dialog zur Vorbereitung einer individuellen und bedürfnisgerechten
Problemlösung.
Schulung: konzentriert sich auf zielorientiertes,
strukturiertes und geplantes Vermitteln von Wissen und Fertigkeiten mit Ergebnissicherung.
Moderation: richtet sich an Gruppen, z.B. mit Familienangehörigen, zur Information und Konfliktschlichtung bei Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen.
Die Beratung von Patienten und Angehörigen dient
dazu, das Wissen der Patienten über die eigene Er-
Tab. 1: Risikointerventionen und Lebensstil
Risiko
Ziel der Risikointervention
Fettstoffwechselstörungen
LDL-Cholesterinsenkung
Hypertonie
Blutdruck-Zielwert
< 130/85 mmHg
Diabetes mellitus
Normoglykämische
Blutzuckereinstellung
Psychosoziale Faktoren
Geeignete unterstützende psychotherapeutische und/oder medikamentöse Maßnahmen
Falsche Ernährung
Kaloriengerechte, fettarme,
ballaststoffreiche Ernährung,
moderater Alkoholgenuss
Rauchen
Vollständige Beendigung
des Rauchens
Fehlendes Training
Regelmäßiges aerobes Ausdauertraining (3–7 / Woche)
Übergewicht
Erreichen des Normalgewichts
(BMI)
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
krankung und deren Behandlung zu erweitern, die
Gesundheit zu fördern, weitere Krankheiten zu vermeiden und Ängste abzubauen. Eine wesentliche
Zielgröße ist die Wiedererlangung der Alltagskompetenz. Um die vorhandenen therapeutischen Optionen im Sinne des Patienten optimal einzusetzen,
spielt die Koordination der Versorgung auf allen
Ebenen eine wichtige Rolle (Schnittstellenmanagement). Im Krankenhaus kommen neben interventionellen und chirurgischen Maßnahmen und der
konservativen Behandlung als Begleittherapie auch
Maßnahmen, die eine Verhaltensänderung in Bezug auf beeinflussbare Risikofaktoren wie Rauchen,
Bewegungsarmut, Fehlernährung und Übergewicht
bewirken, eine große Bedeutung zu.
Die Aufgabe der Pflegenden besteht darin, den
Patienten zu beraten, seine Selbstständigkeit zu fördern und neben einer pflegebezogenen Wissensvermittlung, bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Damit sich Pflegende besser auf das Gespräch mit dem Patienten einstellen können, wurde
von der Arbeitsgruppe Patientenedukation der Universität Witten/Herdecke ein Leitfaden mit zehn
Werkzeugen entwickelt (DoubleCare Beratungsansatz), wobei sich fünf Kriterien auf den Patienten
und fünf Kriterien auf den Pflegenden (Self Care)
beziehen.
Patient Care: Achtsamkeit (den anderen wirklich
wahrnehmen), Einlassung (ganz Ohr sein), Empathie (sich in den Anderen einfühlen), Resourcing
(auf die Stärke fokussieren), Berührung (dem anderen Nähe vermitteln).
Self Care: Selbstachtung (sich selbst im Blick haben),
Intuition (auf die Innere Stimme achten), SelbstSpürung (bei sich sein, authentisch sein), Selbststärkung (sich selbst Gutes tun), Selbstermutigung (sich
positiv instruieren).
Pädagogische Kompetenz Pflegender
Im Klinikalltag können während der Verabreichung von Medikamenten, bei der Blutzuckerkontrolle oder beim Verbandswechsel Fragen der Patienten beantwortet und einzelne Schritte erklärt und
begründet werden (Tab. 1). So kann der Patient die
damit verbundenen Prozesse nachvollziehen. Bei
der Essensbestellung kann beispielsweise herzgesunde Ernährung erläutert werden. Und bei Selbstpflegeaktivitäten kann die Pflegekraft Feedback geben, therapieunterstützende Verhaltensweisen zeigen und auf Ressourcen hinweisen. Wichtig ist, den
Patienten dabei nicht zu überfordern und die Dinge
so zu erklären, dass die Patienten sie auch verstehen.
Dabei sind einschränkende Bedingungen zu beachten, wie kognitive Grenzen, situatives körperliches
und psychisches Befinden oder die fehlende UnterHeilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
Fazit für die Pflege
— Um bei der Patientenedukation im Krankenhaus
planvoll und zielgerichtet vorgehen zu können,
bedarf es umfassender Kompetenzen und spezifischer Qualifikationen der Pflegenden.
Fachbegriffe
sollten im
Gespräch mit
Patienten
vermieden oder
erläutert werden.
— Durch verkürzte Liegezeiten in den Krankenhäusern verlagert sich ein Teil der Patientenberatung
und -schulung in den ambulanten und Rehabilitationsbereich.
— Ziel der Krankenhausversorgung ist es, den Patienten so zu entlassen, dass er und seine Angehörigen das Leben mit der Krankheit selbstständig
managen können.
stützung der Familie. Eine gelungene klinische
Kommunikation zeichnet sich durch einen emotional stützenden, empathischen Gesprächsstil aus.
Die mündliche Information wird durch schriftliches und visualisiertes Bildmaterial unterstützt.
Empowerment des Patienten im Sinne der Übernahme von Krankheitsbewältigungsaufgaben kann
durch eine umfassende Patientenedukation erreicht
werden. Das bedarf allerdings umfassender Kompetenzen und spezifischer Qualifikationen bei Pflegenden, denn es gilt, die Grenzen des Machbaren
im Auge zu behalten. Gerade bei älteren Patienten
muss die Gratwanderung zwischen Überforderung
und Hilflosigkeit geschafft werden.
Der Patient sollte bei seinen Bemühungen, die
Krankheit zu bewältigen und die damit verbundenen Konsequenzen zu akzeptieren, unterstützt werden. Hierbei ist das Krankheitsstadium, die Persönlichkeit und Prognose zu berücksichtigen und situations- und phasengerecht auf den Patienten einzugehen. Auch die Angehörigen können sich in einer
Krisensituation befinden. Der Umgang mit ihnen
sollte von Präsenz, Zuwendung, Empathie und Akzeptanz geprägt sein. Ziel aller Bemühungen ist die
bedarfsgerechte individuelle soziale Beratung und
Unterstützung des Patienten bei der beruflichen
und sozialen Wiedereingliederung.
Von den Patienten
wird immer mehr
Eigenverantwortung und aktive
Mitgestaltung am
Genesungsprozess
erwartet.
Sabine Schäfer
B.Sc. Gesundheits- und
Pflegemanagement
Pflegerische Leitung OE IPS/AN
Deutsches Herzzentrum Berlin
[email protected]
35
IFIZIE
6. Welches Narkoserisiko wird mit der
PONV-Einteilung eruiert?
A Die Wahrscheinlichkeit eines besonders starken
postoperativen Schmerzempfindens.
B Die Wahrscheinlichkeit postoperativer Depression.
C Die Wahrscheinlichkeit von postoperativer Übelkeit
und Erbrechen.
2.
A
B
C
7. Welches sind die wichtigsten Parameter, die
nach Herz-OP während der Phase des Aufwachens durch eine Pflegefachkraft ständig
überwacht werden?
A Lage der Drainagen und Sekretabfluss.
B Herzrhythmus, Blutdruck, Atmung und Sauerstoffsättigung.
C Körpertemperatur und Flüssigkeitsbilanz.
3. Was ist die häufigste Ursache für die Schmerzlosigkeit der kardialen Mangeldurchblutung
bei asymptomatischer KHK?
A Die Lage der betroffenen Kornarien an der
Herzhinterseite.
B Die Mikroangio- und Mikroneuropathie als Folge
eines Diabetes mellitus.
C Die Einnahme schmerzstillender Medikamente.
4. Was gehört zu den nicht-kardiovaskulären
Risikofaktoren für das Entstehen einer KHK?
A Lebensalter älter als 45 Jahre für Männer und 55
Jahre für Frauen.
B Diabetes mellitus.
C Körperliche Inaktivität.
5. Wann beginnt für Herz-OP-Patienten
idealerweise das Atemtraining?
A Vor der Operation.
B Im Aufwachraum.
C Atmen erfolgt spontan, das muss nicht trainiert
werden.
Name, Vorname
Straße
8. Welche Hauptstrategien gehören zu einer
gelungenen Patientenedukation?
A Information, Beratung, Schulung und Moderation.
B Mitteilungen, Dialoge und Problemlösungen.
C Vermittlung von Fertigkeiten mit Ergebnissicherung.
9. Welches ist eine wesentliche Zielgröße der
Patientenedukation nach Herz-OP?
A Die Wiedererlangung von Alltagskompetenz.
B Die Befähigung der Angehörigen, in Krisensituationen überlegt zu handeln.
C Das Erlernen des konsequenten Medikamentenmanagement ein Leben lang.
10.Welche Aspekte des Lebensstils spielen bei der
Patientenedukation nach Herz-OP eine besonders große Rolle?
A Sexualität und Schlafdauer.
B Stressbewältigungsstrategien und
Konfliktmanagement.
C Ernährung, Rauchen, Bewegung, Gewicht.
☐ Ich bin Abonnent/in von HEILBERUFE und möchte gegen
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☐ Ich habe kein HEILBERUFE Abo und möchte gegen Gebühr
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G
ILDU
1. Wie groß ist das Zeitfenster, um ein verschlossenes Herzkranzgefäß wieder zu eröffnen, ohne
dass die Muskulatur des Herzens geschädigt
wird?
A Acht Stunden.
B Vier Stunden.
C Zwei Stunden.
Was ist der Vorteil einer Bypass-OP (CABG)?
Liefert die besten Langzeit-Ergebnisse .
Bedeutet die geringste Belastung für den Patienten.
Verursacht die geringsten Behandlungskostens.
E
TB
R
(Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.)
3
Punkte
N
RT
RT
FO
Koronare Herzkrankheit
ZE
PflegeKolleg Fragebogen
Fernfortbildung
zum Mitmachen
Mit dem HEILBERUFE
PflegeKolleg können sich
alle Pflegekräfte unkompliziert fortbilden. Wenn
Sie 9 der 10 Fragen richtig
beantworten, erhalten Sie
ein anerkanntes Zertifikat,
das Ihnen 3 Punkte im
Rahmen der Registrierung beruflich Pflegender
(RbP – www.regbp.de)
beim Deutschen Pflegerat
(DPR) sichert.
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Am einfachsten füllen Sie
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online aus. Unmittelbar
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haben und können sich
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Fragebogen an:
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Heidelberger Platz 3
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(Fax: 030 82787 5505)
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postalischer Einsendung
wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben.
Teilnahmeschluss
ist der 31.03.2016
PLZ/Ort
E-Mail
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (11)
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