INFORMATIONEN DER VIROLOGIE ZUM NEUEN CORNAVIRUS Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) Derzeitige Situation: Seit September 2012 sind schwere respiratorische Erkrankungen auf der arabischen Halbinsel beschrieben worden, die mit dem Nachweis eines neuen Coronavirus assoziiert sind. Coronaviren sind seit dem SARS-Ausbruch 2003 als Erreger respiratorischer Infekte bekannt geworden. Das neue Coronavirus wird derzeit als: Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) bezeichnet. Bisher wurden weltweit mehr als 50 MERS-CoV-Kranke registriert, die Letalität lag bisher laut WHO bei ca. 50%. Das Virus kann mittels RT- PCR in respiratorischen Materialien im Institut für Virologie nachgewiesen werden. Alle bisherigen Fälle waren direkt oder über einen anderen Patienten mit der arabischen Halbinsel assoziiert. Primäre Krankheitsfälle traten in Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Importierte Fälle sind auch aus Tunesien, Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland beschrieben. Die Quelle der Erkrankung ist bisher unbekannt, Fledermäuse werden als mögliches Reservoir diskutiert. Die Mensch-zuMensch Übertragung scheint bisher selten zu geschehen. Es gibt bis dato also keinen Nachweis einer kontinuierlichen Mensch-zu-MenschÜbertragung. Indikation zur Untersuchung: Bei allen schweren respiratorischen Erkrankungen sollte der beh. Arzt eine Reiseanamnese erheben. Dies schließt auch die Frage nach möglichem Kontakt mit einem Kranken ein. Eine Erkrankungsmöglichkeit ist gegeben, wenn sich der Patient bzw. die Patientin in den 10 Tagen vor Erkrankungsbeginn in einem Land der arabischen Halbinsel aufgehalten hat oder gar einen Kontakt mit einem Patienten mit bestätigter MERS-CoV-Infektion hatte. Darüber hinaus sollten epidemiologisch verbundene Cluster von schweren Atemwegserkrankungen auf ihre Ursache, einschließlich MERS-CoV, untersucht werden. Dies betrifft insbesondere das gehäufte Auftreten von Erkrankungen, bei denen hospitalisierte Patienten und/oder medizinisches Personal betroffen sind, die Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen betreuen. Geeignete Materialien: Bei Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem MERS-CoV ist für die Labordiagnostik folgendes Material in der für die Virusdiagnostik üblichen Form geeignet: Sputum (kein Speichel !) Bronchiallavage Nasopharynxaspirat Rachenspülwasser Auch bei diesem Erreger wird vermutlich gelten, was für andere resp. Erreger gilt: Tiefes respiratorisches Material ist, insb. bei schon längeren Verläufen, immer weit besser, als z.B. Abstrichmaterial aus dem Nasopharynx-Raum. Ablauf: Das Material bitte wie üblich in Umverpackung in das Zentrallabor bringen. Die Ergebnisse werden im Lauris für Sie sichtbar sein und auch stationsbezogen ausgedruckt. Bei positiven Ergebnissen werden Sie natürlich telefonisch informiert. Hygienemaßnahmen: Bei Verdacht auf eine Infektion durch das MERS-CoV sind strenge Hygienemaßnahmen entsprechend den Empfehlungen für Erkrankungen durch das SARS-Virus durchzuführen: Schutzkittel, Einweghandschuhe, Kopfhaube, dicht anliegende Atemschutzmaske (Schutzstufe FFP2* bzw. FFP3; FFP3 oder Respirator insbesondere bei ausgeprägter Exposition, z.B. Bronchoskopie) sind ebenso erforderlich wie eine geeignete Schutzbrille und ggf. wasserdichte Einwegschürze bei entsprechenden Arbeiten am Patienten. Über die Dauer der Virusausscheidung ist bisher wenig bekannt. Therapeutische Optionen sind bisher nicht validiert, IFN-α und IFN -λ haben die Replikation in vitro gehemmt. Mit freundlichen Grüßen, Prof. Dr. Becker Prof. Dr. R. Mutters Dr. Markus Eickmann Dr. Ch. Aepinus