30.12.2013 Ziele und Rationale für eine spezifische Pharmakotherapie von Abhängigen 1. Entzugssymptome verhindern 2. Craving verringern/verhindern 3. Normalisierung der durch Drogenkonsum gestörten physiologischen Funktionen Hans Haltmayer Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien Ärztlicher Leiter - Suchthilfe Wien gGmbH 4. Spezifische pharmakologische Wirkung an den Rezeptoren bzw. gestörten physiologischen Systemen erzielen. 120. Amtsärztliche Fortbildungsveranstaltung 3. Dezember 2013, Wien Bundesministerium für Gesundheit 2 Kreek, 1978; 1991; 1992; 2001 Aktivität am µ–Rezeptor Charakteristika von effektiven Pharmakotherapeutika zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen ...Dosis-Wirkungsbeziehung 100 90 Reiner Agonist Methadon-Razemat Levomethadon Morphin 80 70 • Oral effektiv • Langsames Einsetzen der Wirkung • Lange Wirkdauer • Intrinsic Activity 60 Partieller Agonist 50 Buprenorphin 40 Partieller Agonist/Antagonist Buprenorphin/Naloxon 30 20 Langsames Abklingen der Wirkung Reiner Antagonist Naloxon 10 0 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 Log Dose of Opioid 3 Kreek, 1978; 1991; 1992; 2001 4 4 1 30.12.2013 Substitutionsmittel in Österreich d/l-Methadon l-Methadon 5 Grahammer/Haltmayer/Hinterhofer/Pletzer: Substitutionstherapie 2013, proLibris (in press) Wahl des Substitutionsmittels 6 § 23c eingefügt durch BGBl. II 451/2006 Wahl des Substitutionsmittels …1 ...2 Aus medizinischer Sicht sollte die Wahl des Substitutionsmittels individualisiert erfolgen! Die in Österreich zur Verfügung stehenden Arzneimittel sind als gleichwertig, wenn auch unterschiedlich in ihrem Wirkungsspektrum einzustufen. Aktuell gibt es 3 Formen von „Methadon-Unverträglichkeit“ 1.) Die Unverträglichkeit gemäß Suchtgiftverordnung: Die SV definiert Methadon und Buprenorphin als Mittel der ersten Wahl. Nur bei Unverträglichkeit ist ein anderes Arzneimittel verschreibbar. 2.) Unverträglichkeit gemäß Erstattungskodex (EKO): ein anderes Mittel als Methadon wird nur bei Unverträglichkeit erstattet. 3.) Unverträglichkeit im eigentlichen, medizinischen Sinn. Haltmayer et al,: ÖGABS-Konsensus; Suchtmed (2009) 7 Fischer, Kayer: Psychiatrie & Psychotherapie (2006) 8 2 30.12.2013 Wahl des Substitutionsmittels ...wichtige Aspekte 1 1.) Vorerfahrung des Patienten – Aversive oder positiv getönte – Nebenwirkungen, „erfolglose“ Behandlungen 2.) Erfahrung des/r Arztes/Ärztin mit einer Substanz 3.) Einstellung des Patienten der Substanz gegenüber – Mythen, Zuschreibungen, Stellenwert in der „peer group“ – Es ist unsinnig (und unethisch) ein Arzneimittel zu verabreichen das vom Pat. entschieden abgelehnt wird. 10 9 Grahammer/Haltmayer/Hinterhofer/Pletzer: Substitutionstherapie 2013, proLibris (in press) Wahl des Substitutionsmittels Wahl des Substitutionsmittels ...wichtige Aspekte 3 ...wichtige Aspekte 2 6.) Arzneimittelinteraktionen (AMI) 4.) Schwere/Dauer der Abhängigkeit: – leicht/kurz: eher partieller Agonist (Buprenorphin) – schwer/lang: voller Agonist wie Morphin ret. oder d,l-Methadon bzw. Levomethadon 5.) Grund-/Begleitstörung des Patienten – Bei manischer Komponente, Antrieb oder Angstniveau eher AM mit dämpfender Wirkkomponente wie d,l-Methadon, Levomethadon – Bei Antrieb eher AM mit aktivierendem Wirkspektrum. (Bup, Bup/Nal, Morphin) – psychosoziale Desintegration: Bup. und Bup/Nal eher weniger geeignet 11 Berücksichtigung bestehender/geplanter Begleitmedikation. Methadon: zeigt die meisten AM-Interaktionen. Levomethadon: deutlich weniger ausgeprägte AMI! QTc-Verlängerung signifikant geringer als bei L/D-Methadon. 7.) Aktuell konsumiertes Opioid Bei Opioiden mit langer Wirkdauer und aktiven Metaboliten (OpiumTee, l,d-Methadon) kann die Einstellung auf Buprenorphin, Bup/Nal schwierig sein. 12 3 30.12.2013 Wahl des Substitutionsmittels ....wichtige Aspekte 4 Medikamentenkosten (Kassenpreis) 8.) Kontrollaspekt Wenn von übergeordneter Bedeutung: – Arzneimittel, das im HT von Heroin unterscheidbar ist: d,lMethadon, Levomethadon, Buprenorphin – Substanzen mit geringem Schwarzmarktwert – Substanzen mit geringerem „i.v.-Missbrauchsrisiko“ (Bup; Bup/Naloxon; „geöffnete Kapseln“) * 13 * inkl. Vergütung für Suchtgiftdauerverordnung (€ 15 p. Mo.) 14 Grahammer/Haltmayer/Hinterhofer/Pletzer: Substitutionstherapie 2013, proLibris (in press) Randomised, Controlled Clinical Study Regarding the Feasibility of Converting Opiate Dependents SROM Österreich Slowenien Slowakei Bulgarien Luxemburg Schweiz (1998) (2005) (2005) (2006) (2006) (2013) (Frankreich, UK) HAT From Methadone Substitutes to Slow Release Morphine Sulphate (Sevre-Long™) Dänemark Deutschland Niederlande Schweiz Spanien United Kingdom (Belgien, Luxemburg) ¾ der Substituierten in Europa erhält Methadon ¼ erhält Buprenorphin 15 Statistical Bulletin 2011 EMCDDA Schweiz: SROM ist seit Mai 2013 in der Indikation SubstitutionsBehandlung zugelassen. 16 Swissmedic Journal 05/2013, S. 401 4 30.12.2013 „Real life“: Kohortendaten aus Ö …2 Deutschland: Die Zulassung von SROM in der Indikation Substitutionsbehandlung wird von Mundipharma Dtld. angestrebt. 17 „Real life“: Kohortendaten aus Ö …1 19 Epidemiologiebericht Drogen 2012/2013 (GÖG) BMG „Real life“: Kohortendaten aus Ö …3 18 Epidemiologiebericht Drogen 2012/2013 (GÖG) BMG 20 Epidemiologiebericht Drogen 2012/2013 (GÖG) BMG 5 30.12.2013 Coming soon… 6