1 Visualisierung von Graphen Geradlinige Zeichnungen planarer Graphen Teil 2 7. Vorlesung Sommersemester 2014 (basierend auf Folien von Marcus Krug und Tamara Mchedlidze, KIT) Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 2 Planare Graphen zeichnen letzte Woche: Satz. [de Fraysseix, Pach & Pollack 1988] Jeder eingebettete planare Graph mit n Knoten lässt sich geradlinig und planar auf dem (2n − 4) × (n − 2)-Gitter zeichnen. inkrementelles Verfahren heute: Satz. [Schnyder 1990] Jeder eingebettete planare Graph mit n Knoten lässt sich geradlinig und planar auf dem (n − 2) × (n − 2)-Gitter zeichnen. direkte Berechnung der Koordinaten Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 3 Ideen Zur Erinnerung: Es reicht, maximal planare (triangulierte) Graphen zu betrachten. Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 4 Baryzentrische Koordinaten Baryzentrische Koordinaten Seien A, B , C , P ∈ R2 . Ein Tripel (α, β, γ) ∈ R3 mit α+β+γ =1 P = αA + β B + γ C bildet baryzentrische Koordinaten von P bezüglich 4ABC . α konst. C β konst. γ konst. A Philipp Kindermann, Alexander Wolff B · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 5 Baryzentrische Repräsentation Baryzentrische Repräsentation Eine baryzentrische Repräsentation eines Graphen G = (V , E ) ist eine injektive Abbildung v ∈ V 7→ (v1 , v2 , v3 ) ∈ R3 mit folgenden Eigenschaften: v1 + v2 + v3 = 1 für alle v ∈ V für alle {x , y } ∈ E und all z ∈ V \ {x , y } existiert k ∈ {1, 2, 3} mit xk < zk und yk < zk . C y verbotenes Dreieck x A Philipp Kindermann, Alexander Wolff B · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 6 Zusammenhang zu planaren Zeichnungen Lemma [Schnyder ’90] Sei v ∈ V 7→ (v1 , v2 , v3 ) ∈ R3 eine baryzentrische Repräsentation eines Graphen G = (V , E ) und seien A, B , C ∈ R2 in allgemeiner Lage. Dann ist die Abbildung f : v ∈ V 7→ v1 A + v2 B + v3 C eine kreuzungsfreie Zeichnung von G , die von A, B , C aufgespannt wird. Wir suchen also eine baryzentrische Repräsentation und Punkte A, B , C , so dass alle Knoten auf Gitterpunkten landen. Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 7 Beweis kein Knoten im Inneren einer Kante 2 Kanten {u , v } und {u 0 , v 0 } kreuzen sich nicht genauer: ui0 > ui , vi uk > uk0 , vk0 vj0 C > uj , vj v0 v vl > ul0 , vl0 ⇒ {i , j } ∩ { k , l } = ∅ u0 u also z.B. i = j = 1 ⇒ u10 , v10 > u1 , v1 A Kanten durch Gerade getrennt Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I B · Universität Würzburg 8 Winkelbeschriftung Beobachtung Sei v 7→ (v1 , v2 , v3 ) eine baryzentrische Repräsentation eines triangulierten eingebetteten Graphen G = (V , E ). Wir können jeden Winkel ∠(xy , xz ) eindeutig mit k ∈ {1, 2, 3} beschriften. z 3 x 1 2 Philipp Kindermann, Alexander Wolff · y Lehrstuhl für Informatik I x1 > y1 , z1 y2 > x2 , z2 z3 > x3 , y3 · Universität Würzburg 9 Schnyder-Beschriftung Definition: Schnyder-Beschriftung Eine Schnyder-Beschriftung (normal labeling) eines eingebetteten, triangulierten Graphen ist eine Beschriftung mit folgenden Eigenschaften: Facetten Jedes Dreieck hat je einen Winkel, der mit 1,2 und 3 beschriftet ist. Die entsprechenden Knoten erscheinen im Gegenuhrzeigersinn. Knoten Beschriftungen um Knoten bilden drei nichtleere Intervalle von 1, 2 und 3 im Gegenuhrzeigersinn. 3 x 1 2 Philipp Kindermann, Alexander Wolff y · 1 1 13 2 2 33 Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 10-3 Schnyder-Wald Definition: Schnyder-Wald Ein Schnyder-Wald eines triangulierten, eingebetteten planaren Graphen G = (V , E ) ist eine Partition der Kantenmenge E in drei Mengen T1 , T2 , T3 gerichteter Kanten, so dass für jeden inneren Knoten v ∈ V gilt: v hat Ausgangsgrad 1 in T1 , T2 , T3 . Die Reihenfolge der Kante um v im Gegenuhrzeigersinn ist: ausgehend in T1 , eingehend in T3 , ausgehend in T2 , eingehend in T1 , ausgehend in T3 , eingehend in T2 . T3 T1 Schnyder-Beschriftung ↔ Schnyder-Wald k Ti j i y x k i j T2 Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 10-16 Schnyder-Wald Definition: Schnyder-Wald Ein Schnyder-Wald eines triangulierten, eingebetteten planaren Graphen G = (V , E ) ist eine Partition der Kantenmenge E in drei Mengen T1 , T2 , T3 gerichteter Kanten, so dass für jeden inneren Knoten v ∈ V gilt: v hat Ausgangsgrad 1 in T1 , T2 , T3 . Die Reihenfolge der Kante um v im Gegenuhrzeigersinn ist: 2 ausgehend in T1 , eingehend in T3 , ausgehend in T2 , eingehend 3 1 in T1 , ausgehend in T , eingehend in T2 . 1 1 3 2 3 T3 T1 3 3 1 Schnyder-Beschriftung ↔ Schnyder-Wald k 2 2 1 Ti j i y x k i j T2 Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 11-2 Existenz von Schnyder-Beschriftungen Lemma [Kampen 1976] Sei G ein triangulierter, eingebetteter planarer Graph und seien a, b, c die Knoten der äußeren Facette. Dann existiert ein Nachbarknoten x ∈ / {b, c} von a, so dass {a, x} kontrahierbar ist. a und x haben genau 2 gemeinsame Nachbarn v4 v4 v3 v2 x v2 v1 a Philipp Kindermann, Alexander Wolff v3 v1 a · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 11-9 Existenz von Schnyder-Beschriftungen Lemma [Kampen 1976] Sei G ein triangulierter, eingebetteter planarer Graph und seien a, b, c die Knoten der äußeren Facette. Dann existiert ein Nachbarknoten x ∈ / {b, c} von a, so dass {a, x} kontrahierbar ist. Satz [Schnyder ’90] Jeder triangulierte, eingebettete planare Graph besitzt eine Schnyder-Beschriftung. v4 2 3 3 1 2 1 3 12 2 x a 1 1 Philipp Kindermann, Alexander Wolff v4 v3 2 3 3 3 2 3 v3 v2 2 3 1 v1 2 1 1 v2 v1 a · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 11-10 Existenz von Schnyder-Beschriftungen Lemma [Kampen 1976] Sei G ein triangulierter, eingebetteter planarer Graph und seien a, b, c die Knoten derDer äußeren Facette. existiert NachBeweis liefertDann direkt eineneinAlgobarknoten x ∈ / {b, c} von a, so dass {a, x} kontrahierbar ist. rithmus zur Berechnung einer SchnyderSatz [Schnyder ’90]Beschriftung. Der Algorithmus kann so implementiert Jeder triangulierte, werden, eingebettete besitzt eine dass erplanare in O (n)Graph Zeit läuft, siehe Schnyder-Beschriftung. Übung. v4 v4 v3 v3 2 3 3 1 2 1 3 12 2 x a 1 1 Philipp Kindermann, Alexander Wolff 2 3 2 3 3 3 v2 2 3 1 v1 2 1 1 v2 v1 a · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 12 Eigenschaften Schnyder-Beschriftung Lemma In einem triangulierten, eingebettenen, beschrifteten Graphen gilt: Die Winkel an einem äußeren Knoten sind jeweils gleich beschriftet. Die Winkel an unterschiedlichen äußeren Knoten sind unterschiedlich beschriftet. Die Beschriftung der äußeren Knoten ist 1,2,3 im Gegenuhrzeigersinn. Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 13 Eigenschaften Schnyder-Wald Satz [Schnyder ’90] Sei G ein triangulierter, eingebetteter planarer Graph mit SchnyderWald T1 , T2 , T3 , dann enthält Ti alle inneren und genau einen äußeren Knoten ai und alle Kanten sind nach ai gerichtet. Die ai s sind paarweise verschieden und erscheinen im Gegenuhrzeigersinn. Satz [Schnyder ’90] Sei G ein triangulierter, eingebetteter planarer Graph mit Schnyder-Wald T1 , T2 , T3 , dann enthält Ti ∪ Ti−1 +1 −1 ∪ T mod 3 i +2 mod 3 keinen gerichteten Kreis für alle i = 1, 2, 3. Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 14 Knoten-Regionen a3 Pi (v ) ∩ Pj (v ) = {v } für i 6= j P3 3 1 a1 R1 v R2 x R ( v ) y 3 1 2 2 u R3 ( u ) P2 P1 a2 Lemma [Schnyder ’90] Seien u 6= v zwei innere Knoten eines beschrifteten triangulierten Graphen. Dann gilt u ∈ Ri (v ) ⇒ Ri (u ) ( Ri (v ) Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 15 Schnyder-Zeichnung Satz [Schnyder ’90] Die Abbildung 1 1 f : v 7→ (v1 , v2 , v3 ) = (#R1 (v ), #R2 (v ), #R3 (v )) 2n − 5 2n − 5 ist eine baryzentrische Repräsentation von G . Bemerkungen: #Ri (v ) = Anzahl der Dreiecke (Innenfacetten) innerhalb der Region Ri (v ). Wählt man A = (2n − 5, 0), B = (0, 2n − 5), C = (0, 0), dann erhält man eine Zeichnung von G auf einem Gitter der Größe (2n − 5) × (2n − 5). Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 16-2 Schwache baryzentrische Repräsentation Schwache baryzentrische Repräsentation Eine schwache baryzentrische Repräsentation eines Graphen G = (V , E ) ist eine injektive Abbildung v ∈ V 7→ (v1 , v2 , v3 ) ∈ R3 mit folgenden Eigenschaften v1 + v2 + v3 = 1 für alle v ∈ V für alle {x , y } ∈ E und all z ∈ V \ {x , y } existiert k ∈ {1, 2, 3} mit (xk , xk +1 ) <lex (zk , zk +1 ) und (yk , yk +1 ) <lex (zk , zk +1 ). d.h. entweder yk < zk oder yk = zk und yk +1 < zk +1 Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 16-4 Schwache baryzentrische Repräsentation Schwache baryzentrische Repräsentation Eine schwache baryzentrische Repräsentation eines Graphen G = (V , E ) ist eine injektive Abbildung v ∈ V 7→ (v1 , v2 , v3 ) ∈ R3 mit folgenden Eigenschaften v1 + v2 + v3 = 1 für alle v ∈ V für alle {x , y } ∈ E und all z ∈ V \ {x , y } existiert k ∈ {1, 2, 3} mit (xk , xk +1 ) <lex (zk , zk +1 ) und (yk , yk +1 ) <lex (zk , zk +1 ). Auch eine schwache baryzentrische Repräsentation liefert eine planare Zeichnung. Beweis: sehr ähnlich, siehe Übung Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 17 Neue baryzentrische Koordinaten a3 vi0 setze = |Ri (v )| − |Pi −1 (v )| P3 3 P1 1 R1 v R2 R3 ( v ) 2 a1 ai0 = n − 2, ai0+1 = 1, ai0−1 P2 =0 a2 Lemma [Schnyder ’90] Seien u 6= v zwei innere Knoten eines beschrifteten triangulierten Graphen. Dann gilt u ∈ Ri (v ) ⇒ (ui0 , ui0+1 ) <lex (vi0 , vi0+1 ) Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg 18 Schnyder-Zeichnung 2 Satz [Schnyder ’90] Die Abbildung 1 f : v 7→ (v10 , v20 , v30 ) n−1 ist eine schwache baryzentrische Repräsentation von G . Bemerkungen: Wählt man A = (n − 1, 0), B = (0, n − 1), C = (0, 0), dann erhält man eine Zeichnung von G auf einem Gitter der Größe (n − 2) × (n − 2). Zur Berechnung der Koordinaten reichen konstant viele Baumdurchläufe, siehe Übung. Philipp Kindermann, Alexander Wolff · Lehrstuhl für Informatik I · Universität Würzburg