AAIIL Einschätzung - MJB

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Einschätzung der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung
zur Verbreitung islamischen Wissens
2009-2011
von
Manfred Backhausen
Aufgrund meiner diversen Publikationen über die Lahore-AhmadiyyaBewegung zur Verbreitung islamischen Wissens in den letzten 10 Jahren
werde ich immer wieder zu meiner aktuellen Einschätzung dieser
Organisation, die immerhin in Berlin-Wilmersdorf die älteste noch
existierende Moschee Deutschlands unterhält, gefragt. Nach dem
gescheiterten Brandanschlag auf diese Moschee Anfang 2011 nahm das
Interesse an diesem architektonischen Kleinod und seiner Eigentümer
wieder zu.
Ich will daher versuchen in kurzen Sätzen meine aktuelle Einschätzung
darzulegen.
Die besagte Moschee von 1925 leidet bereits seit vielen Jahren an
Baufälligkeit, teilweise besteht sogar Gefahr für Besucher und Beter. Die
Bewegung sieht sich nicht in der Lage das benötigte Geld für die
Erhaltung der Moschee aufzubringen. Von Dritten initiierte universitäre
Forschungen über den Bauzustand fanden bis Ende 2010 statt, das
Ergebnis ist öffentlich bisher nicht bekannt. Auch in einer Ausstellung
der technischen Universität München, ebenfalls Ende 2010, wurde auf
die Berliner Moschee hingewiesen.
Die meisten der handelnden Personen kenne ich persönlich oder
zumindest durch Schriftwechsel von meinen vielen Besuchen in Berlin
und Rotterdam. Zum Schutz ihrer Persönlichkeit werden nur ihre Initialen
angegeben.
Der weltweite Leiter der Bewegung wird „Amir“ genannt, was in etwa
dem deutschen Begriff Präsident entspricht. Dieser wird von einem
kleinen Kreis gewählt, der nur aus Pakistanis besteht. Zur Zeit ist dies
Prof. Dr. AKS. P. , ein in Pakistan sehr bekannter Herzchirurg. Außer der
Benutzung des Titels „Amir“ wird er von jedermann innerhalb der
Bewegung angeredet mit „Hazrat“ (bedeutet „Euer Hochwohlgeboren)“ einige fügen dann noch „Sahib“ (bedeutet „Herr“) hinzu. Die volle Anrede
lautet dann: Hazrat Amir Sahib.
Der derzeitige Generalsekretär ist ein Intellektueller der meist nicht das
umsetzt was der „Amir“ oder die Gemeinschaft ihm auftragen. Die
Verwaltungsorganisation in Lahore kann man getrost als chaotisch
bezeichnen. Er hat es z.B. geschafft, das in rd. 10 Jahren den beiden
damaligen einzigen deutschen Mitgliedern keine Mitgliedsausweis
ausgestellt wurden und diese rechtlich somit nie Mitglieder waren Beiträge durften sie aber zahlen.
Jede Woche am Freitag tagt in Lahore ein Rat, welcher entscheidet, in
ihm saßen z.B. Anfang 2010 u.a. zwei Hundertjährige die in ihrem Leben
nie aus Lahore rausgekommen sind. Der restlichen Mitglieder des Rates
sind meist wohlhabende Personen. In diesem Rat werden z.B. auch die
Probleme der Berliner Moschee besprochen und darüber beschlossen –
mitunter wird dabei über winzige Eurobeträge an verschiedenen
Freitagen diskutiert und oft zum Schluss nicht entschieden. Dabei wurde
und wird überwiegend der Rat des Berliner Imams (einem deutschen
Staatsbürger) und der wenigen früheren deutschen Mitglieder in den
Wind geschlagen. Vielmehr werden Regeln und Gebräuche aus Pakistan
1:1 auf Berlin umgesetzt – mit meist verheerenden Folgen, auch und
gerade für die Moschee. Dabei nimmt dieses Gremium allzu oft auch die
Verletzung z.B. deutscher Gesetze in Kauf und sogar die Gefährdung
von Leib und Leben der Moscheebesucher. Als einziges Argument gilt
dabei, das es z.B. Gebäudesicherungspflichten etc. in Pakistan nicht
gibt.
Dann gibt es in den USA ein Ehepaar M., der Mann stammt von jenem
Maulana Muhammad Ali ab, der als geistiger Begründer der
Gemeinschaft aus Lahore angesehen werden muss. Dieses Ehepaar,
insbesondere die Frau kümmern sich grundsätzlich um keine
Beschlüsse, sondern handeln grundsätzlich nach eigenem Gusto. Sie
lässt drucken, auch in ihr völlig unbekannten Sprachen und lehnt jede
Hilfe von Muttersprachlern ab. Sie sammelt weltweit Geld (auch für
größere Baumaßnahmen für die Berliner Moschee!), sie bestimmt von
den USA aus, ohne z.B. Kontakt zum Berliner Imam aufzunehmen. Viele
der von ihr in Auftrag gegebenen Arbeiten erwiesen sich bereits nach
kürzester Zeit als Pfusch am Bau – eine Inanspruchnahme der
gesetzlichen Gewährleistung erfolgte grundsätzlich nicht.
Alle Verantwortlichen reden hinter vorgehaltener Hand über dieses
unmögliche Verhalten, aber letztlich unternimmt keiner etwas gegen
diesen Unsinn, wie z.B. die „neue“ unsägliche deutsche
Koranübersetzung von 2006 – siehe hierzu meinen Kommentar,
ebenfalls abrufbar auf meiner Homepage. In der weltweiten
Gemeinschaft wird im Geheimen davon gesprochen, das sich das
Ehepaar selber ein Denkmal setzen möchte.
Dann gibt es in England N. A., einen studierten Juristen, der aber nie
beruflich tätig war, sondern immer nur für die Gemeinschaft gearbeitet
hat. Er lebt abwechselnd in London und Lahore. Er war in früheren
Jahren einmal der Chefradakteur der internationalen Zeitschrift - warum
er das plötzlich nicht mehr sein durfte, habe ich nicht herausbekommen.
Seitdem forscht er auf die ihm eigene chaotische Weise; räumt z.B.
Archive auf, meist in Sprachen die er nicht beherrscht. Dabei vernichtet
er oft genug das wertvolle und wichtige Archivgut, behält dafür aber
völlig unwichtige Papiere. Auf diese Art hat er z.B. das sowieso schon im
2. Weltkrieg dezimierte und danach mehrmals bestohlene Archiv der
Berliner Moschee „sortiert“ und Teile davon endgültig entsorgt! An
Absprachen hält er sich grundsätzlich nicht. Er vergibt auch mitunter
eigenmächtig Bauaufträge für z.B. die Berliner Moschee, selbst wenn er
gar nicht über das entsprechende Geld verfügt und dies erst später
mühselig sammeln muss.
Dazu gibt er eine Zeitschrift der Gemeinschaft in Trinidad heraus. Er hat
Stiftungen unter dem Namen seines in England berühmten Vaters
gegründet, welche ebenso wie er selber von den Spenden seiner Söhne
existieren, will heißen, er und die Stiftungen leben vom Geld der Söhne!
Unter dem Namen dieser Stiftung, aber auch unter dem Namen der
Berliner Moschee gab und gibt N. A. selbstständige Literatur heraus,
ohne sich mit der Zentrale abzustimmen. Bringt auch Bücher heraus,
deren Vorlage uralte Manuskripte sind, da er die jeweilige Sprache nicht
beherrscht.
Er ist weiterhin ein erbitterter Gegner des sogenannten
Europazonenbeaufragten A. S. aus Rotterdam, obwohl die Gegnerschaft
wohl eher von S. ausgeht. Der Hauptgrund dürfte sein, das sich sowohl
N.A. als auch A.S. eifersüchtig auf jeden „Erfolg“ des anderen schauen
und beide sich ein Denkmal setzen möchten.
Positives ist über Dr. Z.A. in England zu berichten. Nachdem er sich
inhaltlich und organisatorisch von besagter S. M. in den USA gelöst hat,
gilt er als der führende Intellektuelle der Gemeinschaft außerhalb von
Pakistan – arbeitet zumeist aber auch sehr selbstständig und ist
zuständig für die Website der Gemeinschaft. Organisatorisch hat er
kaum Einfluss, auch wenn sein Bruder der englische Generalsekretär
der Gemeinschaft ist
Dann gibt es einige wenige nationale Verbände wo es einigermaßen
(Betonung: Einigermaßen) funktioniert. Z.B. England, Indien, Australien,
Indonesien, Neuseeland; andere sind total zerstritten, wie Guyana, USA
und vor allem die Niederlande. Dort gab und gibt es bis zu 5
Dachverbänden (die Anzahl variiert!), die sich alle bekämpfen - dadurch
erscheinen dann z.B. identische Koranübersetzungen oder andere
identische Publikationen zweimal von verschiedenen Dachverbänden,
mitunter sogar fast am selben Tage.
Ein leitendes Mitglied der Gemeinschaft aus den Niederlanden hat sich
selbst zum Lektor der neuen deutschen Qur´an-Übersetzung ernannt,
obwohl er nur Deutsch radebrechen kann.
Dann gibt es die deutsche Gemeinde (!!!) in Berlin, diese bestand 2007
aus drei, 2009 aus zwei Personen, und 2011 nur noch aus einer
Person. Zwar war die Berliner Gemeinde seit ihrem Bestehen 1922
immer klein, zeichnete sich aber jahrelang, besonders vor dem 2.
Weltkrieg durch kontinuierliche und anerkannte Arbeit aus. Die von den
verschiedenen Berliner Imamen nach Lahore gemeldeten Zahlen über
Konvertiten waren aber immer fernab von jeglicher Realität und dienten
Ausschließlich dem Renommee der jeweils Meldenden.
Dazu existieren noch die sog. Zonen, zu deren Leiter werden oft
anderswo abgewählte oder nicht konsensfähige Personen ernannt wie
besagter A.S. aus Rotterdam für die Europa-Zone. Es existiert auch ein
solcher Zonenrepräsentant für die Ozean-Pazifik-Zone. Richtige
Aufgaben haben diese meist keine und Gehör finden sie nirgendwo. A.S.
aus Rotterdam war mangels deutscher Mitglieder einige Zeit alleine
zuständig für die Berliner Gemeinde und Moschee, hat dann jahrelang
dort nichts gemacht und will aber seit etwa 2 Jahren seinen Einfluss
wieder gelten machen.
Sowohl er als auch der Amir waren „Botschafter des Friedens“ der
selbsternannten Friedensorganisationen des Sektenführers Moon aus
Korea. Als Begründung wurde angegeben, man hoffe über diese
Schiene bekannter zu werden. Es gibt Hinweise darauf das die Kosten
für die Teilnahme an den jährlichen Kongressen für AKS. P. und A.S.
von Moons Organisation übernommen wurden, vielleicht auch weiter
werden.
In Pakistan selber nimmt die Mitgliederzahl rapide ab, weil viele
Menschen in diesem Land Angst haben sich zu Ahmadiyyat zu
bekennen, egal ob zu den größeren sog. Qadianis (Ahmadiyya-MuslimJamaat) oder den kleineren Lahoris (Lahore-Ahmadiyya-Bewegung).
Seit einigen Jahren werden öfter Lahoris in den pakistanischen
Grenzprovinzen entführt und gegen Zahlung von Lösegeld frei gelassen.
Ein hervorstechendes Merkmal ist die fast schon grenzenlose Ignoranz
Menschen, selbst Mitgliedern, gegenüber, die nicht dem indopakistanischen Kulturkreis entstammen. Deutsche Mitglieder sind zwar
als „Arbeitstiere“ willkommen, werden aber grundsätzlich von leitenden,
ja selbst von beratenden Funktionen ausgeschlossen. Aber auch
ursprünglich pakistanische Staatsbürger, welche die deutsche
Staatsangehörigkeit angenommen haben und voll integriert in
Deutschland sind, werden nicht mehr ernst genommen, insbesondere
wenn sie ihre Arbeit ehrenamtlich durchführen. Letzteres scheint in der
Gemeinde auf völliges Unverständnis zu stoßen.
Ehen werden übrigens, wie bei fast allen muslimischen Gruppierungen
grundsätzlich arrangiert. Zwar wird gelehrt das Apostaten nicht verfolgt
werden dürfen, doch bezieht sich das wohl eher auf die eigene
Gemeinschaft die von den Mehrheitsmuslimen als solche betrachtet
werden. Die Lahoris selber pflegen bei Apostaten von ihrer
Gemeinschaft die totale soziale Ausgrenzung.
Obwohl die Gemeinschaft die Lehre von Juden und Christen als „Leuten
des Buches“ verkündet, welche im Koran besonders erwähnt werden,
trifft man auch bei den Lahoris die im islamischen Raum öfter
vertretenden antisemitischen Stereotype an – mitunter sogar bei
leitenden Personen.
Wie ich bereits in einigen meiner Publikationen bemerkt habe, dürfte die
Zeit nicht mehr fern sein, das diese Bewegung die Berliner Moschee
verliert und sei es weil sie von den zuständigen Behörden zwangsweise
geschlossen werden muss. Eine deutsche Gemeinschaft existiert ja
bereits seit einigen Jahrzehnten faktisch nicht mehr. Daran ändern auch
die immer wieder einmal in der Berliner Moschee von den
niederländischen Gemeinden durchgeführten angeblichen
internationalen Kongressen nichts. Zudem diese Kongresse schlecht
getarnte Sightseeing Touren für Mitglieder aus den Niederlanden und
England sind.
Einen Verkauf der Moschee lehnt die Gemeinschaft bisher strikt ab.
Einmal fühlt sie sich dem Erbauer der Moschee, dem zweiten Amir der
Gemeinschaft verpflichtet und zum anderen hofft sie immer noch darauf,
das von dieser Moschee einmal eine islamische Renaissance in
Deutschland und Europa ausgehen wird, zumindest hofft sie an die
Erfolge in den 1920er und 1930er Jahren anknüpfen zu können, wo die
Moschee in der Tat das Zentrum des Islam in Berlin und Deutschland
war. Eine Hoffnung, für die aber innerhalb der Gemeinschaft weder
spirituelle noch ökonomische Ressourcen vorhanden sind und in naher
Zukunft sein dürften.
Weiterführende Literatur:
- Die Berliner Moschee und Mission der Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung des Islam, Lahore – Geschichte
und Gegenwart einer internationalen islamischen Gemeinschaft in Berlin –, von Nasir Ahmad, B.A., LL.B., Aus
dem Englischen übersetzt, ergänzt und bearbeitet von Manfred Backhausen; Die Muslimische Mission Berlin,
August 2006; *;
- Die Berliner Moschee und Mission der Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung des Islam, Lahore – Geschichte
und Gegenwart einer internationalen islamischen Gemeinschaft in Berlin –, von Nasir Ahmad, B.A., LL.B., Aus
dem Englischen übersetzt, ergänzt und bearbeitet von Manfred Backhausen; als PDF-Datei auf dieser
Homepage;
-Das Testament, Deutsche Übersetzung des Werkes Al-Wasiyyat von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, Mit einer
Einführung und Anmerkungen von Maulana Muhammad Ali sowie einem Anhang mit weiterem Material, nach
der englischen Übersetzung von Dr. Zahid Aziz durch Manfred Backhausen, Die Moschee Berlin der LahoreAhmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens, Frühjahr 2007; auch als PDF-Datei auf dieser
Homepage;
-Die Lahore – Ahmadiyya – Bewegung in Europa -Geschichte, Gegenwart und Zukunft der als „LahoreAhmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens“ bekannten internationalen islamischen
Gemeinschaft-, Zusammengestellt und bearbeitet von Manfred Backhausen, Mit Beiträgen von
Khwaja Kamal-ud-Din, Nasir Ahmad, Naseer Ahmad Faruqui, A.S. Abdul Santoe, J. Lalmohammed, M.A.
Saboerali, Shahid Aziz, Aboel Saied Hoeseni & Manfred Backhausen, Die Moschee Berlin der LahoreAhmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens, Sommer 2008;
-JANAZA SALAH Die muslimische Bestattung, Zusammengestellt von Nasir Ahmad B.A., LL.B., Ins Deutsche
übersetzt von Manfred Backhausen, Die Moschee Berlin der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung
islamischen Wissens, Sommer 2008; auch als PDF-Datei auf dieser Homepage;
-Manfred Backhausen, eine seltene deutsche Koran-Übersetzung aus dem Jahre 1939 und ihre Nachfolger in
„MARGINALIEN, Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, 195. Heft (3.2009), Herausgegeben von der
Pirckheimer-Gesellschaft“; auch als PDF-Datei auf dieser Homepage;
-Commentary in excerps and letters about the new German translation of the Qur´an by Dr. Peter Willmer,
published by the USA - Community of the Lahore-Amadiyya-Movement, October 2006, -First revised
manuscript- by Manfred Backhausen; als PDF-Datei auf dieser Homepage;
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