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ELEMENTE DES ORIENTALISCHEN, ISLAMISCHEN BAUWERKS
ÖFFENTLICHER RAUM (MOSCHEE)
Um die islamische Architektur zu verstehen, müssen wir uns
in erster Linie mit dem islamischen Glauben und deren Ver
bindung zur Architektur auseinander setzten. Denn ohne di
ese Grundlage ist es unmöglich die Architektur der Moslems
zu interpretieren. Die meisten Leute verbinden mit islamischer
Architektur, Kuppeln, Ornamente, Spitzbögen, Erker, etc. Das
sind die äußerlichen Besonderheiten, welche die islamische
Architektur von anderen Architekturen unterscheidet. Diese
Besonderheiten stammen, zeitlich gesehen, aus dem Mittel
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Man glaubte, auf diese Weise, der Großartigkeit des Islams
gerecht zu werden. Dabei spielten das Geltungsbedürfnis und
der Hochmut der Herrscher eine wichtige Rolle. Gebäude, die
das Wesen islamischer Architektur zum Ausdruck bringen
wollen, müssen dem Ta´alim des Islams entsprechen. Die Ar
chitektur der Moslems setzt sich aus vorgegebenen Konstan
ten und gefundenen Variablen zusammen. Sie ergeben einen
idealen Ausdruck für die Architektur der Moslems, die an Ort
und Zeit gebunden sind. Die konstanten Faktoren sind durch
den Ta`alim des Islams bestimmt. Der Ta`alim des Islams bildet
sich aus dem Koran, in welchem er festgelegt ist, dem Hadis, in
welchem er erläutert wird und der Scharia, die ihn praktikabel
macht. Der Islam ist ein Glaube, eine Lebensweise, der alle As
pekte des Lebens durch Ta`alim des Islams bestimmt und nach
dem die Moslems streben sollten. Islam ist Welt und Religion.
Als Beispiel
Die Einheit und Einzigkeit Gottes als Fundament des Islams,
die Ergebung der Seele für Gott und Bedeutung des Himmels
als Ort Gottes, der Islam als eine Religion der Bescheidenheit,
Gleichberechtigung, Reinheit, Einfachheit, Privatheit und So
lidarität im Leben. Die variablen Faktoren werden durch den
besonderen Ort geprägt, sie setzen sich zusammen aus den
besonderen örtlichen Umweltbedingungen und der kultu
rellen Eigenart des Ortes. Folgende drei Prinzipien des Islams
bestimmen den Charakter der Architektur.
Erstens: jeder Moslem soll rechtschaffen und tugendhaft sein. Er muss gegenüber Gott
für alle seine Taten einstehen und gleichzeitig demütig Gottes Willen völlig ergeben sein.
Übermaß in jeder Form ist immer gegen den Willen Gottes. Es muss nach Einfachheit und
Demut gesucht und Verschwendung vermieden werden. Übertragen auf islamische Archi
tektur heißt es, dass Gebäude ohne übermäßigen Aufwand zu planen und zu bauen sind,
wie am Beispiel der Moschee des Propheten Mohammeds zu erkennen ist. Zweitens: Der
Islam fordert, dass jedes Individuum zu seinen Taten und den daraus folgenden Resultaten
steht und diese zu einem späteren Zeitpunkt vor Gott zu verantworten hat. Es gibt kei
nen Vermittler zwischen Gott und dem Individuum. Die Individualität zeigt sich am deut
lichsten bei der Betrachtung der Wohnhäuser. Sie haben wichtige, allgemein verbindliche
Gemeinsamkeiten, zu denen die Familienprivatheit innerhalb eines Hauses gehört. Dies
unterscheidet sich im Wesentlichen von den europäischen Privatwohnhäusern dadurch,
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des Islams wird durch die Stadtstruktur vermittelt. Die grundlegenden Eigenschaften der
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deren islamischer Stadtutopie. Die islamische Stadtutopie beruht selbst auf einer Inspirati
on aus dem Koran und der Vernunft, die durch Hikmah und Scharia begründet werden. Ver
schiedene Denker sind zu der gleichen Überzeugung gekommen, dass um eine islamische
Stadt zu erhalten, Gedanken zweier Ebenen zusammenkommen müssen: Materie und
Geist. Die Idee der islamischen Stadt ist der Idee der utopischen Stadt ähnlich. Im Stadtbild
derselben ist das Materielle und Geistliche gleichwertig integriert. Weltweit bekannt ist
inzwischen die Pioniertätigkeit Hassan Fathy und seiner architektonischen Philosophie.
Am Beispiel der Moschee des Propheten Mohamed sollen die Erkenntnisse erläutert wer
den. Der Grundriss ist annähernd quadratisch. Eine räumliche Begrenzung wurde durch
Schilfwände erzielt. Stützen und Träger, um ein schattenspenendes Dach zu erhalten, wur
de von vorhandenen Gebäuderesten vergangener Kulturen übernommen, aber die formale
Ausbildung der Moschee ist ein einfacher viereckiger Grundriss mit überdachter Kolonna
de an der Kiblawand.
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HAUS UND MOSCHEE DES PROPHETEN MOHAMED
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1.
2.
3.
Kiblarichtung nach Jerusalem, 623 n. Chr.
Kiblarichtung nach Mekka,
624 n. Chr.
Im Jahr 628 n. Chr.
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zum Himmel hat. In diesem Hof wurde gelehrt und über das Leben diskutiert. Auf der
einen Seite der Moschee hatte der Prophet sein Haus erbaut, das mit der Zeit erweitert
wurde.
Die ausschließliche Funktion der Moschee war und ist einen Raum zu schaffen, in wel
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ten können. Die hier entstandene Form war die Hofmoschee. Es handelte sich um eine
Gebetsstätte, die groß genug sein müsste, um eine große Menge von Gläubigen aufzu
nehmen. Die erste Moschee entwickelte sich aus dem Grundriss des Wohnhauses Mo
hameds. Sie waren meist formähnliche, gradlinige Einfriedungen mit einer überdachten
Säulenhalle und nach Mekka ausgerichtet. Trotz ihrer Einfachheit entsprach diese Urform
der Moschee in ihren Grundelementen schon ihren Nachfolgerinnen. Bei der weiteren
Entwicklung einer islamischen Architektur wurden in erster Linie Stilelemente aus Per
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und Moscheen fällt vor allem auf, dass die Moscheen allein zum Gebet und zur religi
ösen Belehrung durch Predigten benutzt wird, während christliche Kirchen neben dem
Gebet auch als Ort für Taufe, Ehe, Beichte etc. verwendet werden. Allerdings können sich
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Krankenhäuser, Schulen, Universitäten. Der Begriff Stadt in der Stadt ist also nicht unbe
dingt abwegig.
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Qiblawand
hrab:
und
Mi
Die Wand der Gebets
halle muss rechtwinklig
zu der gedachte Linie
in Richtung Mekka ste
hen. In der Mitte dieser
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Mihrab, die Gebetsni
sche, sie ist das Zen
trum jeder Moschee.
Im Gegensatz zum
christlichen Altar ist
die Nische jedoch nicht
heilig. Heilig ist die Prä
senz der durch die Ni
sche hervorgehobenen
Gebetsrichtung. Der
Mihrab ist in seinem
Grundriss halbkreisför
mig und schließt nach
oben in einer bogen
förmigen Wölbung ab.
Jede Moschee besitzt
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einen Mihrab mit Aus
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Mekka.
Minbar:
Minarett:
Der Minbar ist eine Kanzel, die immer rechts
vom Mihrab steht. Sie besteht aus einer
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einem Kuppeldach abgeschlossen wird. Von
der vorletzten Stufe aus predigt der Imam.
Der oberste Stufe ist dem Propheten vorbe
halten.
Das Minarett ist ein
turmartiger Bau von
dem der Muezzin zum
Gebet ruft. In der Regel
hat die Moschee ein Mi
narett. Im ehemals os
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man Moscheen mit bis
zu sechs Minaretten.
Dekka:
Kursi:
Ist eine Holzplattform, die in einer Flucht zur
Gebetsnische steht. Von hier aus wiederho
len die Richter (Qadi) der Moschee die Wei
sungen der Imams.
Der Kursi ist das Lese
pult, auf dem Koran liegt,
während der Qadi daraus
liest.
Portal:
Um die Moschee vor Blicken von außen ab
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ern umgeben. Das Hauptportal markiert die
Schwelle zwischen der belebten Stadt und
der ruhigen Atmosphäre der Moschee.
Becken / Brunnen:
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gewöhnlich in der Mitte des Innenhofes. Es
dient den rituellen Waschungen vor dem Ge
bet.
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Im Zentrum von Kairo erhebt sich jene Moschee, die vom 10. bis 13. Jh. für den schiitischen
Islam ganz Nordafrikas und des Vorderen Orients das wichtigste Heiligtum war. El Azhar
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Al Qahirah erbaut. Die neben dem Palast des Kalifen gelegene Freitagsmoschee entwickel
te sich rasch zu einem geistlichen Zentrum des Islams durch die Gründung einer theolo
gischen Universität, welche heute als die zweitälteste Universität der Welt gilt.
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Der Betsaal bestand ursprünglich aus fünf parallel zur Kiblawand angeordneten Jochen.
Die architektonische Besonderheit des Betsaals ist ein breites basilikales Mittelschiff, des
sen Arkaden zum Mihrab führen und durch Säulenpaare hervorgehoben sind. Seitlich setzt
sich der Raum in schmäleren Anbauten auf beiden Hofseiten fort. Links und rechts kom
men auf diese Weise je elf Joche mit drei querstehenden Bögen hinzu. Nach dem Sturz der
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Islam. Die Kiblawand wurde abgerissen, der Mihrab jedoch beibehalten und der Betsaal
durch vier neue Joche in Richtung Mekka verlängert, mit einem neuen achsenversetzten
Mihrab. Die leicht gestelzten Spitzbogen der Hofarkaden werden von schlanken Säulen
getragen. Besondere Eleganz verleihen dem Bau die große Medaillons über den leicht
gestelzten Bögen und die stuckierte Ziegelbauweise der Hofarkade. Die Dekorativen des
Hofes sind überwiegend von tulunidischen Vorlagen angeregt. Das Minarett ist ein spä
terer Bau aus der Mamlukenzeit. Im Innerraum der Moschee sind die Bogenreihen parallel
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1992 wurde Al Azhar aufgrund eines Erdbebens schwer beschädigt und daher restauriert.
Vor allem durch ihre herausragende Bedeutung als geistiges Zentrum des Islams erlebte
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als ein Museum für ägyptische Stilrichtungen bezeichnet.
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IBN TULUN MOSCHEE
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Mauern sind mit Zinnenkränzen bekrönt. Der zwischen beiden Ummauerungen liegende
Umgang dient den Gläubigen als eine Art Reinigungsschleuse. Der Säulensaal der Moschee
ist rechteckig und umfasst fünf Joche, deren Arkaden parallel zur Kiblawand angeordnet
sind. Sämtliche Arkaden sind gleich gestaltet. Seitlich setzt sich der Raum in schmäleren
Anbauten auf beiden Hofseiten fort. Im Zentrum des Hofes steht das Brunnenhaus, das
für die religiösen Waschungen bestimmt ist. Die Hofarkade der Ibn Tulun Moschee fällt
durch eine besonders gleichmäßige Anordnung und durch schlichte Dekormotive auf. Die
leicht gestelzten Spitzbögen werden von rechteckigen Pfeilern mit eingestellten Ecksäulen
getragen. Den oberen Abschluss bildet ein Rosettenfries, das an den Schmuck der Moschee
Samarra erinnert.
ELEMENTE DES ORIENTALISCHEN, ISLAMISCHEN BAUWERKS
Die Ibn Tulun Moschee ist eines der größten islamischen Bauwerke des Niltals, die General
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