Aflibercept (Eylea®)

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Pharmazeutische Chemie - Aflibercept
Aflibercept (Eylea
)
Aflibercept (Eylea) ist ein neues rekombinantes Fusionsprotein („-cept“), das in
Form einer intravitrealen Injektion zur Behandlung der neovaskulären (feuchten)
altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) angewendet wird. Dabei wird die
Therapie mit drei Injektionen im monatlichen Abstand eingeleitet gefolgt von einer
Injektion alle zwei Monate. Nach einem Jahr ist es möglich je nach Verlauf das
Injektionsintervall zu verlängern (Fachinformation Eylea 2012).
Die altersabhängige Makuladegeneration ist eine Hauptursache für Erblindung bei
älteren Erwachsenen. Bei der feuchten Form bilden sich unter der Netzhaut zu
Blutungen neigende Gefäße aus (choroidale Neovaskularisation). Zur Behandlung
der neovaskulären Form der AMD werden heutzutage vorwiegend Arzneistoffe
eingesetzt, die die Gefäßneubildung hemmen (Tabelle 1). Diese Arzneistoffe werden
intravitreal in den Glaskörper injiziert und sind gegen die VEGF-Familie (vascular
endothelial growth factor) oder deren Rezeptoren gerichtet. Ranibizumab (Lucentis)
ist ein Fragment eines humanisierten rekombinanten monoklonalen Antikörpers, das
gegen verschiedene Isoformen des VEGF-A gerichtet ist. Es bindet mit hoher
Affinität u.a. an die VEGF-A-Isoform VEGF165, die für die AMD von besonderer
Bedeutung zu sein scheint. Durch die Bindung von Ranibizumab an VEGF165 wird die
Bindung an die VEGF-Rezeptoren 1 und 2 unterbunden, so dass das Signal zur
Endothelzell-Proliferation und Neovaskularisation unterbleibt (Fachinformation
Lucentis 2012). Das Aptamer Pegaptanib (Macugen) bindet hochspezifisch nur
an die Isoform VEGF165 und unterbindet damit die Angiogenese (Fachinformation
Macugen 2012). Während für Lucentis und Macugen eine Zulassung zur
Behandlung der AMD vorliegt, erfolgt zudem eine Off-Label-Behandlung mit dem
humanisierten rekombinaten monoklonalen Anti-VEGF-Antikörper Bevacizumab
(Avastin), der eigentlich zur Therapie von Kolon-, Ovarial-, Bronchial- und
Mammakarzinomen zugelassen ist (Krebs et al. 2009, Fachinformation Avastin
2012).
Arzneistoff
FAM
Zulassung
Arzneistoffart
Target
Bevacizumab
Avastin
2005*
Monoklonaler
Antikörper
alle VEGF-AIsoformen
Pegaptanib
Macugen
2006
Aptamer
VEGF165-Isoform
Ranibizumab
Lucentis
2007
Monoklonaler
Antikörper
Aflibercept
Eylea
2012
Fusionsprotein
alle VEGF-AIsoformen
alle VEGF-AIsoformen und
PIGF
*nicht für AMD zugelassen, Off-label-Anwendung
Tabelle 1:
Anti-VEGF-Arzneimittel zur Behandlung der neovaskulären AMD
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CA 30.12.2012
Pharmazeutische Chemie - Aflibercept
Neben Lucentis und Macugen ist Eylea nun das dritte Arzneimittel, das explizit
zur Behandlung der neovaskulären AMD zugelassen ist.
Die Familie der VEGF scheint für die Entstehung der neovaskulären AMD von
entscheidender Bedeutung zu sein. Zu dieser Familie zählen die proangiogenen
Wachstumsfaktor-Peptide VEGF-A, VEGF-B, VEGF-C, VEGF-D und PIGF (=
Plazenta-Wachstumsfaktor). Von besonderer Wichtigkeit ist VEGF-A (vielfach auch
einfach als VEGF bezeichnet), das sich nochmals in verschiedene Isoformen
unterteilen lässt. Die wichtigsten Isoformen sind VEGF121, VEGF145, VEGF165,
VEGF189 und VEGF206. VEGF165 ist hierbei die am häufigsten sezernierte und die
physiologisch aktivste Isoform. VEGF-A steigert die Angiogenese, erhöht die
vaskuläre Permeabilität und fördert die Freisetzung von Stammzellen aus dem
Knochenmark (Takahashi 2011, Chang et al. 2012).
Die VEGF binden an drei verschiedene Rezeptor-Tyrosinkinasen: VEGFR-1 (= Flt-1),
VEGFR-2 (= KDR) und VEGFR-3, wobei VEGFR-3 auf lymphatische Endothelzellen
beschränkt ist. Die VEGFs haben verschiedene Affinitäten für die drei RezeptorSubtypen. So bindet VEGF-A an VEGFR-1 und –2, wobei VEGFR-2 der für die
Angiogenese wichtigere zu sein scheint. Die Bindung an VEGF-A induziert eine
Dimerisierung mit nachfolgender Autophosphorilierung, die letztlich zu einem
mitogenen und proliferativen Signal führt (Takahashi 2011, Chang et al. 2012).
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Fc-Anteil IgG1
Aflibercept
Abbildung 1:
Kinase
Kinase
VEGFR-1
VEGFR-2
Aufbau des Aflibercepts nach Moroney et al. 2009
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Pharmazeutische Chemie - Aflibercept
Aflibercept ist ein rekombinantes Fusionsprotein (hergestellt in Ovarialzellen
chinesischer Hamster (CHO), Typ K1), das als sogenannter Köderrezeptor („VEGFTrap“) aufgrund seiner hohen Affinität zu VEGF-A, diesen Wachstumsfaktor (und
PIGF) abfängt, bevor er an VEGF-Rezeptoren binden kann. Zusammengesetzt ist
Aflibercept aus extrazellulären Domänen der VEGF-Rezeptoren 1 und 2 sowie dem
Fc-Fragment des Immunglobulins G1 (IgG1) (Stewart 2011, Fachinformation Eylea
2012). Ursprünglich enthielt das Aflibercept-Fusionsprotein die ersten drei Domänen
des VEGFR-1 und die konstante Region des IgG1. Dieses Protein zeigte auch eine
beeindruckende, picomolare Affinität zu VEGF-A sowie Antitumor-Aktivität, allerdings
besaß es auch eine positive Ladung, die dazu führte, dass dieses „VorläuferAflibercept“ unspezifisch an negativ geladene, extrazelluläre Matrixproteine band.
Dementsprechend schlecht waren auch die pharmakokinetischen Parameter dieser
Substanz. Anschließende Modifikationen führten dann zum eigentlichen Aflibercept,
das nun die Fc-Region des IgG1 kombiniert mit der zweiten Domäne von VEGFR-1
und der dritten Domäne von VEGFR-2 enthält (Abbildung 1).
Diese Änderungen führten dazu, dass die hohe Affinität zu VEGF-A erhalten blieb,
die Pharmakokinetik aber entscheidend verbessert wurde (Moroney et al. 2009).
Aflibercept bildet mit VEGF-A einen 1:1-Komplex, der sehr stabil und für bis zu 14
Tage nach einer einmaligen subkutanen Gabe systemisch nachweisbar ist.
Bindungsstudien, die mit der vorherrschenden VEGF-A-Isoform VEGF165
durchgeführt wurden, zeigten einen Kd-Wert von 1pM (Holash et al. 2002).
Literatur:
Chang, J.H. et al. Surv Ophthalmol 2012, 57, 415
Fachinformation Avastin 2012 Roche Registration Limited
Fachinformation Eylea 2012 Bayer Pharma AG
Fachinformation Lucentis 2012 Novartis Europharm Limited
Fachinformation Macugen 2012 Pfizer Limited
Holash, J. et al. Proc Natl Acad Sci USA 2002, 99, 11393
Krebs, I. et al. Acta Ophthalmol 2009, 87, 611
Moroney, J.W. et al. Future Oncol 2009, 5, 591
Stewart, M.W. Inflamm Allergy Drug Targets 2011, 10, 497
Takahashi, S. Biol Pharm Bull 2011, 34, 1785
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