Zwischenruf: Freiheit in Verbundenheit

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VBKI Spiegel # 233 I Zwischenruf
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Alle Leitsätze auf einen Blick
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sein Wirtschaften auf Dauer aus.
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Tugenden aus, die langfristiges
Vertrauen schaffen.
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die Würde seiner Mitarbeiter und
behandelt sie fair und menschlich.
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Geschäftsverkehr mit Kunden und
Lieferanten.
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der Eigentümer.
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seinen Wettbewerbern.
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wohl in der Gesellschaft.
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Interessen der Öffentlichkeit nach
Information.
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entwicklung unserer freiheitlichen
Gesellschaftsordnung durch sein
gutes Vorbild.
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der ökologischen Nachhaltigkeit.
Text Dr. iur. Elke Böckstiegel
Vielleicht hilft ein ganzheitlicher Blick auf
die Leitsätze, diesen Widerspruch aufzulösen. Die Leitsätze definieren sich als
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„zeitlos gültige moralische Normen“, die
n unseren Diskussionen im Arbeits-
das Zusammenspiel von Menschen mit
kreis Wirtschaft und Ethik geht es im-
ihrem sozialen, ökonomischen und ökolo-
mer wieder um die Frage, wie die
gischen Umfeld regeln. Früher war diese
„VBKI-Leitsätze eines ehrbaren Wirt-
Einbettung selbstverständlich; sie wurde
schaftshandelns“ über ihren Standpunkt-
durch strenge soziale Regeln gestaltet.
charakter hinaus real umgesetzt werden
Heute hat sich dieses Zusammenspiel
können. Wir wissen, dass die Leitsätze
individualisiert und wird systemisch-
bei den Mitgliedern hohe Akzeptanz ge-
ganzheitlich beschrieben. Wir formulie-
nießen, ihre Anwendung im Arbeitsalltag
ren diese Verbundenheit jetzt so: Jeder
oft bei einem „Ja, ich müsste, aber ...“ ste-
Mensch steht in seinem Umfeld, auf das
cken bleibt. Woran liegt das?
er wirkt, wie auch dieses auf ihn wirkt.
Durch die Begrenzung auf 10 Leitsätze
Dieses ganzheitliche Zusammenspiel der
entsteht der Eindruck, dies seien die
Einflussfaktoren ist uns allerdings gerade
„10 Gebote des ehrbaren Wirtschaftshan-
in der Wirtschaft oft abhandengekom-
delns“. Historisch galten für den ehrba-
men. In unserer komplexen, wettbewerbs-
ren Kaufmann in der Tat strenge Gebote.
getriebenen Wirtschaft werden Mensch
Heute lehnen jedoch Viele „Gebote“ als
und Umfeld getrennt voneinander ge-
moralinsauer und normativen Zwang als
dacht und nur im Notfall miteinander in
Beschneidung der unternehmerischen Frei-
Verbindung gebracht. Unternehmen glie-
heit ab.
dern sich in hochspezialisierte, voneinan-
Zwischenruf I VBKI Spiegel # 233
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der getrennte „Silos“, in denen die Aus-
die Achtung der Rechte und Würde ande-
weniger braucht es harte gesetzliche Vor-
wirkungen des eigenen Handelns auf die
rer (3., 4. Leitsatz), die Wahrung anderer
gaben). Mit dieser Haltung fällt es viel-
anderen „Silos“ kaum einbezogen sind.
Interessen (5., 6. Leitsatz), des sozialen
leicht leichter zu sagen: „Ja, ich kann tat-
Diese Einäugigkeit begünstigt zusammen
Friedens (9. Leitsatz) und der Umwelt
sächlich aus der eigenen Freiheit heraus
mit dem allgegenwärtigen Effizienzdruck
(10. Leitsatz).
immer besser im Sinne der Leitsätze han-
nicht-ehrbares Verhalten.
deln“.
Wie kann mit diesen komplexen Einflüs-
Genau dem wollen die Leitsätze aus-
sen im Arbeitsalltag auf eine ethische Art
drücklich entgegenwirken. Dabei gehen
und Weise aus der eigenen unternehme-
sie unausgesprochen von einem Zusam-
rischen Freiheit heraus konkret umge-
menwirken aller Einflussfaktoren aus, wie
gangen werden? Meines Erachtens ist
ein kleines Beispiel zeigt: Bringt ein Un-
dies möglich, wenn der Unternehmer aus
ternehmen ein neues Produkt auf den
seiner Verbundenheit heraus handelt:
Markt, haben hierauf folgende, in Wechselwirkung stehende Faktoren Einfluss:
1) Er nimmt alle Einflüsse, die auf seine
Die Mitarbeiter, die das Produkt entwi-
konkrete Handlung wirken, in größtmög-
ckeln, herstellen und vertreiben (3. Leit-
lichen Umfang wahr.
satz); die Eigentümer, die mit dem Pro-
2) Er bringt die konkrete Handlung in
dukt einverstanden sind (5. Leitsatz); die
Über denEinklang
Autor: mit diesen Eingrößtmöglichen
Kunden, die das Produkt kaufen (4. Leit-
flüssen.
satz); der Markt, der das Produkt an-
üüü
nimmt und auf dem sich die Wettbewer-
Schaut man so auf die Leitsätze, geht es
ber tummeln (6. Leitsatz); die Gesellschaft,
nicht darum, ein bestimmtes „normativ“
Foto: privat
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Über die Autorin:
die mit dem Produkt umgeht (7.–9. Leit-
vorgegebenes Verhaltensziel zu erreichen,
satz); die Ökologie, die für die Produktion
sondern einen Prozess zu durchlaufen,
Alle Leitsätze können Sie hier downloaden:
Dr. iur. Elke Böckstiegel ist Mitglied des
Rohstoffe, Energie und Entsorgung bereit
der individuelle freie Lösungen unter Ein-
VBKI-Arbeitskreises Wirtschaft & Ethik. Sie
hält (10. Leitsatz). Dabei fordern die Leit-
beziehung der anderen Einflussfaktoren
sätze dazu auf, diese Einflüsse in mög-
ermöglicht. Je besser man „frei in Ver-
und ganzheitliche Organisationsberaterin
lichst hoher Verbundenheit mit dem Um-
bundenheit“ handeln kann, desto besser
sowie Gesellschafterin der Harmonia Part-
feld auszuüben, zum Beispiel fordern sie
werden auch die Ergebnisse (und desto
ners GbR.
↓
www.vbki.de/leitsätze.pdf
ist Rechtsanwältin, Wirtschaftsmediatorin
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