CHEMIEPRODUKTION Einheitliche Sprache für Produktqualität ANWENDER: BASF Coatings Neues IT-Portal senkt Kosten Ein Blechschaden am Auto ist ärgerlich, vor allem wenn die instandgesetzte und nachlackierte Stelle auch von Unwissenden eindeutig zu erkennen ist. Um das zu vermeiden, setzen Lackhersteller moderne IT-Systeme ein, die eine konstante Produktqualität Charge für Charge sicherstellen. Bei der BASF Coatings ist das Qualitätsmanagementsystem nur eines von vielen Modulen, die jetzt über ein Online-Portal unternehmensweit einheitlich genutzt werden. IT-Systeme sorgen für eine verlässliche Lackqualität B asis der neuen Plattform ist SAP. Dabei haben die Einzelprodukte der Walldorfer Softwareschmiede eine lange Tradition beim Münster Lackhersteller. „Der erste Einsatz von SAP geht auf das Jahr 1983 zurück“, sagt Wilhelm Sändker, Leiter der Einheit Information Management der BASF Coatings: „Doch von einem wirklich flächendeckenden Einsatz konnte man zu dieser Zeit noch nicht spre- Susanne Wuthe, Redaktion chen.“ Erst zehn Jahre später begann die IT-Abteilung, auch alle anderen operativen Module von SAP einzuführen. Inzwischen sind nahezu alle Funktionsbereiche umgestellt, von der Finanzbuchhaltung, über den Einkauf und Vertrieb bis zur Produktionsplanung und dem Qualitätsmanagement. 3 200 Nutzer an 70 Standorten in Europa sind über die SAPSoftware miteinander verbun- Datenblatt auf Knopfdruck „So viel Standardfunktionen wie möglich, so wenig Eigenentwicklungen wie nötig“, lautet Wilhelm Sändkers Maxime. Ein Beispiel für eine der maßgeschneiderten Lösungen in der IT-Landschaft von BASF Coatings ist Shecom. Aus einem Datenkatalog bestehend aus 12 000 Rohstoffen, 50 000 Produktionsformeln und 400 000 Mischrezepturen klassifiziert die Anwendung die zum Ver- sand bereit stehenden Produkte und liefert auf Knopfdruck aktuelle Produkt-, Umwelt- und Sicherheitsdaten. Sie weiß, ob sich in der vergangenen Woche die Gesetzeslage in der EU geändert hat oder ein neues Produktionsrezept eingeführt wurde und spricht zudem 17 Sprachen, damit jeder Kunde das Sicherheitsdatenblatt, das seine Lieferung begleitet, auch versteht. den. Damit sie alle Systeme von einer einheitlichen Benutzeroberfläche aus bedienen können, ging im Juli ein neues Portal online, das die BASF Coatings zusammen mit ihrem IT-Dienstleister BASF IT Services und dem Produktanbieter SAP entwickelt hat. Bei Anruf Service Das Qualitätsmanagement spricht damit mittlerweile eine einheitliche Sprache in Gesamteuropa. Detaillierte Pläne schreiben vor, nach welcher Methode und auf welche Merkmale ein Material zu prüfen ist. Diese sind zentral im System gespeichert und sehen so – abgesehen von länderspezifischen Normen – für jedes Land gleich aus. „Der Prüfaufwand und die Kosten konnten durch die Standardisierung deutlich reduziert werden“, betont Sändker – nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern auch für die Kunden, zum Beispiel die Fahrzeugproduzenten. Die konsequente Kundenorientierung gehörte von Anfang an zu den vorrangigen Zielen des IT-Projekts. Ruft ein Kunde im Call Center an, erkennt der Computer anhand der Telefonnummer automatisch, um wen es sich handelt und stellt sofort die wichtigsten Kundendaten einschließlich der zuletzt erteilten Aufträge auf dem Bildschirm bereit. „Noch bevor unser Mitarbeiter den Anruf entgegennimmt, ist er perfekt informiert“, sagt Sändker. Alle Leistungen rund um den Betrieb der IT-Systeme werden auch nach der Implementierung vom externen Dienstleister übernommen. „In Münster arbeiten gut 60 unserer Mitarbeiter, die einzig und allein für die Coatings tätig sind“, sagt Uwe Krakau, Leiter der Einheit Sales & Marketing der BASF IT Services. 2001 entstand der IT-Provider aus den rund 50 IT-Abteilungen des Chemieunternehmens. Seine Leistungen bietet BASF IT Services inzwischen auch außerhalb der BASF-Gruppe an. Zu den externen Kunden zählen zum Beispiel Merck und Aker Kvaerner. Info CT 637 Quelle Fachzeitschrift 50 www.chemietechnik.de CHEMIE TECHNIK Nr. 8 2004 (33. Jahrgang)