Kapitel 5 ELEKTRISCHER DIPOL Wegen der Linearität der Poisson Gleichung, ∆φ = −ρ/#0 gilt das Superpositionsprinzip: $ = fc φ(R) ! i Qi $ |R − $ri | % (5.1) ! $" # &' Für Ladungen, die im Raum kontinuierlich verteilt sind gilt " ρ($r) dV $ = fc φ(R) (5.2) $ − $r| V |R " # ! ist allerdings die Potentialgleichung nur selten analytisch lösbar. In diesem Fall bewährt sich die sogenannte Multipolentwicklung. Der Gedanke dahinter ist folgender: Ist der Aufpunkt P (R) weit entfernt von der Ladungsverteilung, kann man das Potential in Summanden einfacher Ladungsverteilungen zerlegen. Diese beschreiben das Potential eines Monopols (Punktladung), Dipols (Punktladungspaar), Quadrupols (Dipolpaar), . . . . Ein elektrischer Dipol besteht aus zwei entgegengesetzt gleichen Ladungen Q im Abstand d. Das elektrische Dipolmoment ist definiert als p$ = Q d$ ! '$ () & '% & " # ! (5.3) '$ $ Aus der Überlagerung des Potentialfeldes der beiden Punktladungen ergibt sich das Dipolpotential φdipol = fc Q # 1 $ $ − d/2| |R − 1 $ $ + d/2| |R $ () " & ' %# (5.4) $ von den entsprechenen Ladungen zum Aufpunkt $ ± d/2 wobei die Vektoren R zeigen. 39 40 KAPITEL 5. ELEKTRISCHER DIPOL Das Bild zeigt den Potentialverlauf (“die potentielle Energie einer Punktladung”) in der Umgebung der beiden Ladungen ±Q. -2 -1 0 1 2 2 0 -2 2 1 0 -1 -2 In einer Reihen-Entwicklung für R " d erhalten wir 1 1 1 % = $ $ ± d/2| ! d! R |R 1 ± R· R2 + d2 4R2 Damit ergibt sich für (R " d) φdipol = fc Q 1 1 % ≈ R 1± ! d! R· R2 1 ≈ R # $ · d$ 1R ± .... 1∓ 2 R2 $ · p$ $ · d$ R p cosθ R = f = fc c R3 R3 R2 $ (5.5) ein Potential, das in großer Entfernung (R " d) mit 1/R2 abnimmt. exakt 2 Die Bilder oben zeigen die Potentialverteilung nach der exakten Gleichung 5.4. Die Bilder unten zeigen die Potentialverteilung nach der Näherung 5.5. Die beiden Ladungen befinden sich bei den Positionen x = y = 0, z = ±1. Weit von diesen Positionen (die Bilder rechts) sind die Lösungen von Gl. 5.4 und Gl.5.5 praktisch identisch. 1 10 0 2 1 0 10 1 2 Näherung : R !! d 20 20 20 1 10 1 0 10 20 Näherung : R !! d 0 1 0 10 0 2 2 0 1 2 2 exakt 20 10 1 2 20 20 10 0 10 20 Nabla Operator in Polarkoordinaten Zur Berechnung des Feldstärkeverlaufs aus Gleichung 5.5 brauchen wir den Na- 41 bla Operator in Polarkoordinaten. Der Nabla in kartesischen Koordinaten ist $ = ∇ & êx ∂ ∂ ∂ , êy , êz ∂x ∂y ∂z ' (5.6) In einer beliebigen orthonormalen Basis gilt: ê1 ×ê2 = ê3 , ê2 ×ê3 = ê1 , ê3 ×ê1 = ê2 . Die Einheitsvektoren in Polarkoordinaten sind in kartesischer Basis: êR = { sin θ cos ϕ, sin θ sin ϕ, cos θ } êθ = { cos θ cos ϕ, cos θ sin ϕ, − sin θ } êϕ = { − sin ϕ, cos ϕ, 0 } radial (5.7) tangential an Längenkreis (5.8) (5.9) tangential an Breitenkreis Den Differentialoperator in Polarkoordinaten erhalten wir indem wir uns infinitesimale Reisen auf einer (Erd)Kugel überlegen: R sin T dM dR z R dT dT T • nach Osten ändert sich nur ϕ, der Weg = R sin θ dϕ y • nach Süden ändert sich nur θ, der Weg = R dθ dM • nach Oben ändert sich nur R, der Weg = dR M x Damit wird Nabla in Polarkoordinaten: $ = ∇ & êR ∂ 1 ∂ 1 ∂ , êθ , êϕ ∂R R ∂θ R sin θ ∂ϕ ' (5.10) Mit diesem Ausdruck berechnen wir die Feldstärke in Polarkoordinaten: $ = −∇φ $ dipol = − E & 1 ∂ ∂ 1 ∂ , , ∂R R ∂θ R sin θ ∂ϕ ' φdipol (5.11) wobei wir die Dipolachse entlang der z-Achse ($ p || $z ) legen. Verwenden wir den Ausdruck (5.5) für das Dipolpotential, ergibt sich eine Rotationssymmetrie des Feldes um z mit den Feldkomponenten ER Eθ Eϕ 2p cosθ R3 p sinθ = fc R3 = fc = 0 (5.12) (5.13) (5.14) 42 KAPITEL 5. ELEKTRISCHER DIPOL Potentielle Energie des Dipols im externen Feld Ein äußeres elektrisches Feld sei durch die Potentialwerte φ1 und φ2 an den Orten der beiden Dipolladungen charakterisiert. Die potentielle Energie des Dipols in diesem Feld ist Wpot = Q(φ1 −φ2 ) $ = Qd$ · ∇φ $ = −$ p·E # $ (5.15) ! Wpot Wpot Wpot ! ! " $ liegt. ist Null, wenn p$ ⊥ E $ ist ein Minimum für p$ || E. $ ist ein Maximum für −$ p || E. Kräfte auf einen Dipol im externen Feld Im Feld sind die Kräfte auf die Einzel$ 1 und ladungen des Dipols F$1 = +Q E $ 2. F$2 = −Q E ! $ Im homogenen Feld sind die $1 = E $ 2 = E, $ Feldstärken gleich, E die resultierende Kraft ist gleich Null, aber ein Drehmoment wirkt auf den Dipol # ! $ = p$ × E $ D " Im inhomogenen Feld ist die resultierende Kraft ( ) $ − E($ $ r + d) $ r) F$1 + F$2 = Q E($ = p$ ! $ $ dE d$r & # wobei Fx Fy Fz * + = Q Ex+ −Ex− = p$ · grad Ex * + = Q Ey+ −Ey− = p$ · grad Ey * + = Q Ez+ −Ez− = p$ · grad Ez ! " % $ r den Vektorgradienten dar. Im inhomogenen Feld erfährt der Dabei stellt dE/d$ 43 5.1. MOLEKULARE DIPOLE Dipol ein Drehmoment und eine Kraft in Richtung wachsender Feldstärke. Fx Fy Fz ∂Ex ∂Ex ∂Ex + py + pz ∂x ∂y ∂z ∂Ey ∂Ey ∂Ey + py + pz = p$ · grad Ey = px ∂x ∂y ∂z ∂Ez ∂Ez ∂Ez + py + pz = p$ · grad Ez = px ∂x ∂y ∂z = p$ · grad Ex = px Elektrischer Quadrupol Vier Monopole mit der Gesamtladung Null stellt man als eine Überlagerung zweier Dipole dar # $ + $a/2) − φdipol (R $ − $a/2) φ = φdipol (R Quadupolbeiträge und Beiträge höherer Ordnung verwendet man als Maß für die Abweichung einer Ladungsverteilung von der Kugelsymmetrie. 5.1 ! ! " Molekulare Dipole Moleküle mit permanentem Dipolmoment, z.B. H2 O werden im Feld ausgerichtet. Dabei entsteht eine makroskopische Polarisation (Orientierungspolarisation). Anwendung z.B. im gezielten Aussortieren von Wassertröpfchen. (Sortieren von Zellen, Chromosomen, die mit Farbstoff gelabelt und daher optisch erkennbar sind, und die stark verdünnt sich auif einzelne Tropfen verteilen. $ " # $ ! " # ! " ! # " % # Unpolare Moleküle, z.B. CO2 tragen kein permanentes Dipolmoment, aber in ihnen wird in einem äußeren Feld ein Dipolmoment induziert. Ein weiters Beispiel für induziertes Dipolmoment wäre ein O-Atom, das einem H + begegnet . Die Kraft des Feldes von H + auf das induzierte Dipolmoment im neutralen OAtom ist beobachtbar. Das induzierte Dipolmoment in einem einzelnen Atom $ Liegt das Feld entbeschreiben wir über die Polarisierbarkeit α mit p$ = α E. lang z, dann wandern die Ladungsschwerpunkte um den Betrag |$z | auseinander, sodass p$ = q $z . 44 KAPITEL 5. ELEKTRISCHER DIPOL 5.2 Methode der Bildladungen Wir betrachten das Feld eines Dipols (2 Punktladungen mit q1 = −q2 ). # Wir wählen eine Äquipotentialfläche und belegen diese mit einer dünnen, leitenden Schicht. Nichts ändert sich am Bild der Feldlinienverteilung! Aber wir haben mit diesem gedanklichen Ansatz ein neues Problem der Elektrostatik gelöst. Wie sieht das Feld zwischen einer Punktladung und dieser leitenden Schicht aus? Im Fall des Dipols ist diese leitende Schicht eine hyperbolische Oberfläche. # $ % " ! Links (oder rechts) vom Leiter können wir das Volumen mit einem Leiter oder einem Isolator füllen, es ändert nichts an der Verteilung des Feldes im rechten (bzw. linken) Raum. Das Feld ist so, als ob eine Bildladung entgegengesetzten Vorzeichens hinter der Leiterfläche läge, in einem Abstand, so dass die Feldlinien senkrecht in die Leiteroberfläche münden. # ! $ # # $ # % " % ! " $ Warum verschwindet die Tangentialkomponente des E-Feldes an der Oberfläche im statischen Fall? Sonst würde ein Strom fließen, bis sich die Ladungen im Leiter so verteilt haben, dass die Tangentialkomponente verschwindet.