Blickt man in einer klaren Nacht zum Himmel, so sieht man tausende Sterne. Schon vor Jahrhunderten haben sich Menschen die Frage gestellt, wie viele dieser Sterne wohl von Planeten umlaufen werden und ob nicht einer dieser Planeten so ist wie die Erde. Die erste Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gelang erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Methoden, mit denen solche extrasolare Planeten entdeckt werden. Eine sehr erfolgreiche Methode ist der indirekte Nachweis von Planeten durch die Messung der Bewegungen der Sterne. Genau genommen kreist ein Planet nicht um seinen Stern, sondern beide bewegen sich um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Findet man einen Stern, der sich periodisch auf uns zu und von uns weg bewegt, so muss der Stern von einem Objekt umlaufen werden. Solche Bewegungen von Sternen können mit Hilfe der Spektroskopie gemessen werden. Zerlegt man das Licht der Sterne in die Spektralfarben, so sieht man die Spektrallinien. Bewegt sich ein Stern auf uns zu, verschieben sich diese Linien zum Blauen, bewegt er sich von uns weg, verschieben sie sich zum Roten. Aus der beobachteten Verschiebung der Spektrallinien lässt sich die Masse, die das Objekt mindestens haben muss, berechnen. Mit dem Tautenburger Teleskop sind derart schon eine Reihe von extrasolaren Planeten entdeckt worden. Besonders interessant war die Entdeckung eines Planeten von Pollux, eines hellen Sterns im Sternbild Zwillinge. STERN- UND PLANETENENTSTEHUNG Was ist Astroseismologie? Die Seismologie beschäftigt sich mit der Entstehung und Ausbreitung von akustischen Wellen im Inneren der Erde und deren Nachweis auf der Erdoberfläche. Die Astroseismologie überträgt diese Technik auf die Untersuchung des inneren Aufbaus der Sterne, wobei die in den Sternen angeregten Pulsationen genutzt werden. Sterne, erhält man den Radius, die Masse und die Dichte des Planeten. Beobachtet man einen Stern mit einem Planeten von der Größe des Jupiters, nimmt die Helligkeit eines sonnenähnlichen Sterns während der Finsternis um etwa 1% ab. Bei einem Planeten von der Größe der Erde beträgt die Abnahme nur 0,008%. Ungestört von der turbulenten Erdatmosphäre lässt sich mit Satellitenteleskopen die Helligkeitsabnahme während einer Sternfinsternis mit höchster Genauigkeit messen. Mit dem Satellitenteleskop CoRoT, an dessen Forschungsprogramm die Thüringer Landessternwarte beteiligt ist, wurde so der erste Gesteinsplanet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Seit seinem Start im Dezember 2006 hat CoRoT bereits hunderttausende Sterne beobachtet und tausende von Sternen mit Finsternissen entdeckt. Obwohl die Analyse der CoRoT-Daten noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, zeigen die Entdeckungen schon jetzt, wie vielfältig Planeten sein können. So gibt es Planeten, deren Dichte so groß ist wie die von Eisen, während andere eine Dichte haben, die so klein ist wie jene von Schaumstoff. Unten: Kleiner Ausschnitt aus einem der Felder, die CoRoT beobachtet hat. Zu sehen ist eine Region mit jungen Sternen, die das Wasserstoffgas aus ihrer Umgebung zum Leuchten anregen. (Aufnahme TLS) Archivbild einer Dunkelwolke. Der grüne Fleck ist leuchtender Wasserstoff – angeregt durch den Jet eines jungen Sterns (links). Im Jahr 2006 ereignete sich ein Helligkeitsausbruch des Sterns, der einen Nebel erzeugte (rechts). (Aufnahme TLS) Der Raum zwischen den Sternen ist nicht leer, sondern mit fein verteilter Materie aus Gas und Staub erfüllt. Nahegelegene Gas-Staub-Wolken verwehren den Blick auf dahinterliegende Sterne und machen sich im Band der Milchstraße als Dunkelwolken bemerkbar. Der ca. 70 Millionen Jahre alte Sternhaufen der Plejaden – des Siebengestirns – enthält auch Braune Zwerge. Spärliche Reste der Gas-StaubWolke sind als Reflexionsnebel sichtbar. Helle Sterne führen zu ReflexStrukturen im Bild. (Aufnahme TLS) Diese Wolken können Massen von bis zu vielen tausend Sonnenmassen besitzen und sind die Geburtsstätten der Sterne. Die Sternentstehung erfolgt in instabilen Wolkenregionen, die unter ihrer Eigenmasse zusammenfallen. teilchen durch Verklumpung langsam zu größeren Brocken, aus denen sich schließlich Planeten bilden. Die Entstehung von Sternen und Planeten vollzieht sich gemeinsam. Durch die Bildung von Planeten, den Wind und die Wirkung der Strahlung des jungen Sterns auf die Staubteilchen löst sich die Scheibe allmählich auf. Allerdings führt die Zertrümmerung von kollidierenden Asteroiden zum Nachschub von Staub. Im Sonnensystem macht sich dieser Staub durch das Zodiakallicht bemerkbar. Eine stets vorhandene, anfänglich geringfügige Rotation führt dazu, dass die zusammenfallende Region abflacht. Junge Sterne sind daher von Gas-Staub-Scheiben umgeben, aus denen Materie auf sie herabregnet und zu ihrem Wachstum führt. Ein Bruchteil dieser Materie wird jedoch mit hoher Geschwindigkeit längs der Rotationsachse wieder weggeschleudert. Diese gebündelten Ausströmungen – auch Jets genannt – werden durch Magnetfelder hervorgerufen. Wenn das Gas der Ausströmung auf umgebende Materie trifft, werden beide zum Leuchten angeregt. Dadurch ist die Identifizierung junger Sterne selbst dann möglich, wenn diese noch in den Dunkelwolken verborgen sind. Kleiner Ausschnitt aus dem Spektrum des Sterns Pollux. Kreist ein Planet um einen Stern, so führt dies zu einer periodischen Verschiebung der Spektrallinien (Pfeil). In Zukunft wird die TLS die Suche auf Planeten ausdehnen, welche nicht viel massereicher sind als die Erde. Dazu beteiligt sich die Landessternwarte am Bau eines Spektrografen für das 3,5-m-Teleskop auf dem Calar Alto in Spanien, der speziell für die Suche nach extrasolaren Planeten optimiert ist. Infrarot- und Radiobeobachtungen erlauben die direkte Untersuchung von jungen Sternen. Sie werden von den Astronomen der Landessternwarte an anderen Observatorien und mit Hilfe von Weltraumteleskopen durchgeführt. Bei der Transitmethode wird nach Planeten gesucht, die beim Umlauf um ihren Mutterstern diesen ab und zu verfinstern. Solche Sternfinsternisse dauern einige Stunden und aus der Lichtabnahme während der Finsternis kann der Radius des Planeten abgeleitet werden. Kombiniert man zudem die Transitmethode mit der Messung der Bewegung der Ein galaktischer Superwind in Folge heftiger Sternbildung im Zentrum der nahen Starburstgalaxie M82 (Entfernung 12 Mio Lichtjahre) wird durch ionisiertes Gas (rot, pink) angezeigt, das noch in großem Abstand nachweisbar ist. (Aufnahme TLS) Radiobeobachtung der Stosswelle in dem Galaxienhaufen CIZA J 2242.8 5301. Die Beobachtung wurde mit dem Giant Metrewave Radio Teleskop in Indien durchgeführt. In rot ist die Intensität der Radiostrah-lung dargestellt, in blau die Verteilung des Haufengases. Da sich das Licht mit endlicher Geschwindigkeit ausbreitet, ist ein Blick in die Tiefe des Raumes immer auch ein Rückblick in die Geschichte des Universums. Seit wenigen Jahrzehnten ist es möglich, so tief ins Universum zu schauen, dass man aus den Beobachtungen auf kosmologisch relevante Entwicklungseffekte schließen kann. Auf großen Skalen wird die kosmische Struktur durch Galaxien und Galaxienhaufen geprägt. Wie auch unser Milchstraßensystem bestehen Galaxien aus einem Ensemble von Milliarden von Sternen, interstellarem Gas und Staub sowie rätselhafter „Dunkler Materie“. Spektralbereichen, deren Ziel es ist, die physikalischen Prozesse in Quasaren und ihre Bedeutung für die Galaxienentwicklung besser zu verstehen. Galaxienhaufen bestehen aus bis zu mehreren tausend Galaxien. In den Galaxien selbst ist jedoch nur ein kleiner Teil der Masse eines Haufens gebunden. Weitaus mehr Masse befindet sich zwischen den Galaxien und bildet das Haufengas, ein sehr stark verdünntes und heißes Medium. Die Dunkle Materie führt dazu, dass Galaxien und das Haufengas durch die Gravitation gebunden sind und den Galaxienhaufen nicht verlassen können. Durch kontinuierlichen Einfall von Galaxien und Gruppen von Galaxien wachsen Galaxienhaufen stetig an. Gelegentlich verschmelzen zwei gleich große Haufen zu einem neuen. Bei diesen Ereignissen entstehen im Haufengas spektakuläre Stoßwellen, die das Haufengas auf die hohen Temperaturen bringen. In der Folge befindet sich das Haufengas in einem turbulenten Zustand. Sowohl die Stoßwellen als auch die Turbulenz können Elektronen auf sehr hohe Energien beschleunigen. Durch Magnetfelder im Haufengas emittieren diese dann Strahlung im Bereich der Radiowellenlängen. Die TLS beteiligt sich an dem internationalen Radioteleskop LOFAR, auch um solche Ereignisse aufzuspüren und zu untersuchen. Warum Astroseismologie? Unsere Information über die Sterne entnehmen wir dem von den Sternoberflächen ausgesandten Licht. Wir können nicht in die Sterne hineinsehen, sie sind undurchsichtig. Traditionell werden Modelle des inneren Aufbaus der Sterne so erstellt, dass die im Sternzentrum erzeugte und an die Oberfläche transportierte Energie genau dasjenige äußere Erscheinungsbild liefert, welches wir letztlich sehen, z.B. die Eigenschaften der Sonnenoberfläche. Außer für die Sonne kann die Oberflächenstruktur nur für wenige Sterne grob aufgelöst werden. Wir sind daher auf wenige Eigenschaften des abgestrahlten Lichts wie Helligkeit und Farbspektrum angewiesen. Die Astroseismologie eröffnet einen völlig neuen und unabhängigen Weg, Modelle des inneren Aufbaus der Sterne zu erstellen und zu überprüfen. THÜRINGER LANDESSTERNWARTE TAUTENBURG Auf der Sonne beobachtet man die Überlagerung von Millionen von Pulsationsmoden (links). Diese werden analysiert und modelliert (Mitte). Aus den Ergebnissen konnten so detaillierte Modelle des inneren Aufbaus erstellt werden (rechts). Quellen: SOHO/MDI, NASA. Wie funktioniert Astroseismologie? Die im Inneren eines Sterns erzeugten Dichtewellen sind auf der Oberfläche in Form von periodischen Helligkeitsschwankungen oder Verschiebungen der Spektrallinien messbar. Die Eigenschaften der sichtbaren Oszillationen hängen GAMMASTRAHLEN-BURSTS Eine Reihe kosmischer Erscheinungen besitzt einen ausgeprägt katastrophalen Charakter: einige Sterne können am Ende ihrer Entwicklung als Supernova explodieren und dabei für Wochen die Leuchtkraft eines ganzen Sternsystems erreichen, andere können als Nova hell am Himmel aufleuchten, weil thermonukleare Explosionen auf ihren Oberflächen stattfinden. Von besonderem Interesse sind jene gewaltigen Sternexplosionen, die sich vornehmlich in dem mit bloßem Auge nicht zugänglichen Wellenlängenbereich der hochenergetischen Gammastrahlen abspielen, die erstmals in den 1960er Jahren mit MilitärSatelliten entdeckten Gammastrahlen-Bursts. Dies sind außerordentlich intensive kosmische Helligkeitsausbrüche im Gammastrahlenbereich, die nur Sekunden andauern. Erst Ende der 1990er Jahre gelang es – nach rund 30 Jahren weltweiter intensiver Forschung – diese Bursts und ihre Folgeerscheinungen auch im Optischen nachzuweisen. Vermutlich handelt es sich dabei um solche Sternexplosionen in fernen Galaxien, bei denen stellare Schwarze Löcher als Endprodukt verbleiben – Objekte, die noch vor wenigen Jahrzehnten als eine rein exotische Idee der theoretischen Physik galten. In der Frühphase des Kosmos existierten noch keine Galaxien. Wie und wann sie entstanden sind und wie sie sich entwickeln, gehört zu den interessantesten Fragen der Astronomie. In ihrer Entwicklung durchlaufen Galaxien Phasen außerordentlich starker Aktivität, die sich in einem Starburst, d.h. einer Phase heftiger Sternbildung, oder in einem aktiven Galaxienkern äußern. Letzterer entsteht, wenn Materie in das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum einer Galaxie stürzt und dabei stark aufleuchtet. Die leuchtstärksten aktiven Galaxienkerne, die Quasare, gehören zu den hellsten Objekten im Universum. Die TLS ist an mehreren Quasarprojekten beteiligt, so an Suchmissionen in unterschiedlichen In Sternentstehungsregionen, in denen viele junge Sterne einen Sternhaufen bilden, kann es vorkommen, dass sich die entstehenden Sterne gegenseitig die Materie streitig machen. Zudem sind in solchen Gebieten nahe Begegnungen häufig und führen dazu, dass einige Objekte die Region verlassen. Beide Prozesse bewirken die Entstehung sehr massearmer Objekte, deren Zentraltemperaturen und -dichten nicht die für die Wasserstoff-Kernfusion erforderlichen Werte erreichen. Diese sehr lichtschwachen „verfehlten Sterne“ werden als Braune Zwerge bezeichnet. Mit dem 2-m-Teleskop gelang es, zahlreiche Braune Zwerge zu finden, ihren Lichtwechsel zu studieren und daraus Rückschlüsse auf ihre Eigenschaften zu ziehen. Die meisten der entstehenden Sterne haben eine Masse ähnlich der unserer Sonne. In den sie umgebenden Scheiben wachsen die Staub- GALAXIEN, GALAXIENHAUFEN, QUASARE ASTROSEISMOLOGIE Oben: Eine Sternexplosion (Supernova) in der uns nahe gelegenen Spiralgalaxie M 101 im Jahre 2011 (rechts, Markierung). Die Supernova mit der astronomischen Bezeichnung SN 2011fe war nur rund 30 Millionen Lichtjahre entfernt – in kosmischen Maßstäben eine relativ geringe Distanz. Im Vergleich dazu links eine Aufnahme dieser Galaxie aus dem Jahre 2007 ohne Supernova. Aufnahmen mit dem 2-m-Teleskop der Landessternwarte. Das wissenschaftliche Interesse an der Natur der kosmischen Gammastrahlen-Bursts wäre wohl nicht so ausgeprägt, wenn die damit verbundenen Leuchtkräfte nicht so herausragend wären. Seit dem Jahre 1999 weiß man: diese Bursts repräsentieren die hellsten Objekte im ganzen Universum. Ihre Leuchtkräfte können für einen kurzen Zeitraum die Leuchtkraft ganzer Galaxien um Größenordnungen übertreffen und uns dergestalt den Weg bis zu den Frühphasen des Universums nach dem Urknall weisen. Erstaunlicherweise können die hellsten Bursts sogar zu nachweisbaren Störungen in der Ionosphäre der Erde führen – und dies obgleich die Strahlungsquellen viele Milliarden Lichtjahre entfernt sind. Die Thüringer Landessternwarte ist seit Jahren sehr erfolgreich in die weltweite Erforschung der Natur dieser Quellen eingebunden, mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und einer Reihe von abgeschlossenen Diplom- und Doktorarbeiten, in welche diese Ergebnisse einflossen. Unten: Das unscheinbare Aufleuchten eines neuen Sterns folgte dem Gammastrahlen-Burst vom 3. Mai 2011 (im weißen Kreis; Aufnahme Tautenburger Schmidt-Teleskop). Drei Stunden nach dem Ereignis, das Objekt ist klar zu erkennen (oben). Drei Tage später, das Objekt (die Ex-plosionswolke) ist verloschen (unten). THÜRINGER LANDESSTERNWARTE TAUTENBURG Naumburg 88 Dornburg Die Spektrallinien pulsierender Sterne zeigen zeitlich veränderliche Profile (links). Diese werden durch die variablen Geschwindigkeitsfelder auf der Sternoberfläche hervorgerufen (Mitte). Der CoRoT-Satellit misst die Helligkeitsschwankungen pulsierender Sterne (rechts). Camburg Steudnitz Berlin Wetzdorf Tautenburg 88 7 Eisenberg Saale von der Masse und dem Radius des Sterns ab, aber auch vom radialen Verlauf grundlegender physikalischer Eigenschaften wie Temperatur, Druck und Dichte. Über eine Analyse der auftretenden Frequenzen und Amplituden können so Aussagen über den inneren Aufbau der Sterne gewonnen werden. Das erstellte Modell muss dann in der Lage sein, die auf der Sternoberfläche beobachteten Oszillationen wiederzugeben. Astroseismologie – Forschungsbeiträge der Thüringer Landessternwarte. Für eine genaue Analyse ihrer Oszillationen müssen die Sterne kontinuierlich über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Dabei sind die durch den Tag/Nacht-Rhythmus hervorgerufenen Beobachtungslücken sehr hinderlich. Diese Lücken lassen sich durch eine Verteilung der Beobachtungsstationen rund um den gesamten Erdball oder durch eine kontinuierliche Beobachtung mittels weltraumgestützter Teleskope schließen. Im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit ist die Thüringer Landessternwarte vor allem mittels hochauflösender Spektroskopie an der Analyse von Sternpulsationen beteiligt, sowohl im Rahmen von erdgebunden Beobachtungskampagnen als auch bei der Nutzung von Satellitendaten. Beispiele sind die Beteiligung an der Vorbereitung und Durchführung der ersten europäischen astroseismologischen Satellitenmission CoRoT oder an der Auswertung der vom NASA Kepler-Satelliten gelieferten Fotometrie pulsierender Sterne im Rahmen des Kepler Asteroseismic Science Consortium. Beide Missionen liefern hochgenaue Messdaten zu den Helligkeitsschwankungen von Tausenden von Sternen und werden in Tautenburg durch die Aufnahme von hochaufgelösten Sternspektren unterstützt. Durch die Kombination photometrischer und spektroskopischer Daten konnten neue Ergebnisse bei der Untersuchung einer Vielzahl von pulsierenden Sternen wie Delta-Scuti- und Beta-CepheiSternen, Algolsystemen, schnell oszillierenden Ap-Sternen und Roten Riesensternen erzielt werden. 7 Jena Trotz Bad Klosterlausnitz Dresden 4 Erfurt Jena Zentrum Jena Göschwitz Hermsdorfer Kreuz 9 88 Saalfeld © eyespalast. 09.2012 EXTRASOLARE PLANETEN Thüringer Landessternwarte Tautenburg Sternwarte 5 · 07778 Tautenburg Tel.: 036427 - 863-0 · Fax: 036427 - 863-29 www.tls-tautenburg.de GPS: Lat. 50,982314°'b0 Lon. 11,711147°'b0 Führungen nach Anmeldung. München DIE THÜRINGER LANDESSTERNWARTE DAS 2-m-SPIEGELTELESKOP hat, zeichnet sich durch ein extrem großes Gesichtsfeld aus und eignet sich daher ganz besonders für Aufnahmen großer Himmelsfelder. Es erfordert einen sphärischen Hauptspiegel und eine spezielle Korrektionslinse im Abstand der doppelten Brennweite am vorderen Rohrende. Die Lichtstärke des Schmidt-Teleskops wird durch den Durchmesser der Korrektionslinse bestimmt. Die Tautenburger Korrektions- oder Schmidtlinse ist mit einem Durchmesser von 134 cm nach wie vor die größte der Welt. Der Primärfokus mit 4 m Brennweite befindet sich im Inneren des Fernrohrs. Dort werden großflächige Lichtempfänger (früher fotografische Platten, heute elektronische CCD-Detektoren) eingesetzt. Die für die Untersuchung von Einzelobjekten genutzten Nasmyth- und Coudé-Brennpunkte haben ein kleineres Gesichtsfeld. Bei ihnen ist die Lichtstärke durch den Durchmesser des Hauptspiegels bestimmt. Das von diesem gesammelte Licht wird mit Hilfe eines Sekundärspiegels und Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg. In der Bildmitte die 20-m-Kuppel des 2-m-Teleskops, rechts die beiden Antennenfelder der LOFAR-Station. Die Sternwarte im Tautenburger Forst existiert seit 1960. Ausgangspunkt waren Ende 1947 beginnende sondierende Gespräche zwischen dem Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, Hans Kienle, und der sich nach Kriegsende und Demontage neu formierenden Astroabteilung bei Carl Zeiss Jena. In einer 1949 von Prof. Kienle verfassten Denkschrift der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin wurde die Notwendigkeit begründet, eine leistungsfähige Beobachtungsstation in Deutschland zu errichten, die Astronomen aus allen Ländern zur Verfügung stehen soll, und es wurde das Konzept für ein Großteleskop mit einem 2-m-Spiegel dargelegt. Noch im gleichen Jahr vergab die Akademie den Auftrag zum Aufbau eines Observatoriums mit einem 2-m-Teleskop an Carl Zeiss Jena. Als Vorbild wirkte das gerade fertig gestellte Observatorium auf dem Mt. Palomar in den USA, das mit dem 5-m-Teleskop und einem 122-cm-SchmidtTeleskop ausgestattet war. Beide Instrumente verkörperten das Non-plusultra der Teleskoptechnik und ihre Kombination erschien ideal: Das SchmidtTeleskop ermöglicht die Durchmusterung großer Himmelsgebiete nach interessanten Objekten, die dann mit dem Großteleskop im Detail untersucht werden können. So waren die ersten Überlegungen zum künftigen 2-mTeleskop von der Idee des Zusammenwirkens mit dem 80-cm-Schmidt-Teleskop getragen, das von der Sternwarte Hamburg-Bergedorf bei Carl Zeiss Jena in Auftrag gegeben worden war. Als jedoch das Hamburger Projekt 1948/49 aus Finanzierungsgründen zu scheitern drohte, schlug Kienle vor, die Lösung in der Kombination beider Typen in einem einzigen Teleskop zu suchen. Aus diesem Kompromiss entstand ein einzigartiges Universalteleskop, das sich über ein halbes Jahrhundert hinweg bewährt hat. Bei der Wahl des Aufstellungsortes für das 2-m-Teleskop war zu beachten, dass der Nachthimmel nicht übermäßig durch Zivilisationslicht aufgehellt Mit dem 2-m-Teleskop wurden etwa 5000 Kleinplaneten vermessen, mehr als 500 gelten als Tautenburger Entdeckungen, z.B. Planetoid (2424) Tautenburg (Strichspur). Am Tag der offenen Tür, zur Langen Nacht der Sterne oder in angemeldeten Gruppen können sich Besucher ein Bild von der Forschung an der Landessternwarte machen. sein darf. Aber auch die Nähe zu Zeiss spielte eine wichtige Rolle. Die waldreiche Umgebung der beliebten Sommerfrische Tautenburg bot sich hierfür besonders an. Ende 1957 begann der Bau der Einrichtung, die am 19. Oktober 1960 als Karl-Schwarzschild-Observatorium eingeweiht wurde. Wenige Wochen später erfolgten die ersten Himmelsaufnahmen. Nach umfangreichen Tests wurde das Teleskop schließlich 1962 für die internationale Forschung freigegeben. das in mehreren Stufen modernisierte 2-m-Teleskop nach wie vor wertvolle Dienste. 2005 wurde ihm das kleine, automatisierte Teleskop TEST zur Seite gestellt und 2010 wurde die Tautenburger Station des europaweiten, neuartigen Radioteleskops LOFAR eingeweiht. Neben den Tautenburger Teleskopen nutzen die Wissenschaftler der Landessternwarte in großem Umfang die Beobachtungsmöglichkeiten an internationalen Einrichtungen, insbesondere an den 8-m-Teleskopen der Europäischen Südsternwarte in Chile, aber auch an Weltraum-teleskopen. Das Observatorium arbeitete in den ersten Jahren unter einem gesamtdeutschen Kuratorium als selbständige Einrichtung der Akademie der Wissenschaften. 1969 wurde es in das neu gegründete Zentralinstitut für Astrophysik eingegliedert. Nach der Wiedervereinigung wurde es, wie alle Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR, Ende 1991 aufgelöst. Der Empfehlung des Wissenschaftsrats folgend wurde aus dem Bestand des Karl-Schwarzschild-Observatoriums zum 1.1.1992 die Thüringer Landessternwarte (TLS) als Einrichtung des öffentlichen Rechts neu gegründet. In den 1990er Jahren begann eine umfassende Neugestaltung aller Bereiche des Instituts, insbesondere des 2-m-Teleskops und seiner Zusatzeinrichtungen. Die Thüringer Landessternwarte ist eine international angesehene Forschungseinrichtung mit Kooperationsbeziehungen zu wissenschaftlichen Instituten in vielen Ländern. Die Forschung geschieht selbständig und in eigener Verantwortung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gewinnung, Auswertung und Interpretation von Beobachtungsdaten. Die Landessternwarte betreibt heute drei Teleskope. Zum einen leistet Die wissenschaftliche Forschung zielt auf ganz verschiedene Typen astronomischer Objekte, von erdnahen Kleinkörpern bis zu Strahlungsquellen am Rand des beobachtbaren Universums. Schwerpunkte sind dabei extrasolare Planeten, Sternentstehung, Sternpulsationen, Gammastrahlenausbrüche, aktive Galaxienkerne und Galaxienhaufen. Neben fest angestellten Mitarbeitern sind an der Landessternwarte Gastwissenschaftler, Doktoranden und über Drittmittelprojekte geförderte Wissenschaftler tätig. In erheblichem Maße sind Studenten im Rahmen von Master- und Doktorarbeiten in die Forschung eingebunden. Es bestehen insbesondere vertraglich geregelte Kooperationen der Landessternwarte mit den Universitäten Jena und Leipzig. Der Institutsdirektor gehört der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Professor an und vertritt dort das Fach Astronomie. DIE ZUSATZGERÄTE DES TELESKOPS Echelle-Spektrograf: Im Keller des Kuppelgebäudes befindet sich der Echelle-Spektrograf. Seine Auflösung ist 30 bis 100-fach höher als die des Nasmyth-Spektrografen. Er dient der detaillierten Untersuchung relativ heller Sterne. Die Zerlegung des Lichtes erfolgt mit Hilfe eines Beugungsgitters, eines sogenannten Echelle-Gitters. Mit Hilfe einer besonderen Kalibrationseinrichtung, der Jodzelle, kann eine Verschiebung der Spektrallinien auf dem Detektor mit einer Genauigkeit von 0,00005 mm gemessen werden. Die Leistungsfähigkeit eines Teleskops und seine Einsatzmöglichkeit bei verschiedenen astronomischen Fragestellungen hängt vom Umfang und der Qualität der Zusatzinstrumente ab. Entsprechend den Möglichkeiten des Tautenburger Universal-Teleskops sind seine Zusatzinstrumente besonders vielseitig. Die wichtigsten Geräte und ihre Anwendungen sind im Folgenden beschrieben. Fotografische Einrichtung im Schmidt-Fokus. Von 1960 bis 1995 wurden mit dem Tautenburger Teleskop etwa 10000 fotografische Aufnahmen im Schmidt-Fokus angefertigt. Mit den 24 cm x 24 cm großen Fotoplatten konnte dabei ein Feld von 3,3 x 3,3 Quadratgrad am Himmel abgelichtet werden. Die Fotoplatten wurden dabei stets mit Farbfiltern kombiniert, so dass nicht nur die Position von Sternen und Galaxien gemessen werden konnte, sondern auch deren Helligkeit in verschiedenen Farben. Um die Aufnahmen auch mit Computern auswerten zu können, werden die Platten mit einem institutseigenen Plattenscanner digitalisiert. CCD-Empfänger im Schmidt-Fokus: CCD-Kameras haben gegenüber Fotoplatten eine Reihe von Vorteilen. Sie sind nicht nur hundertfach Installation der CCD-Kamera mit Filterrad sowie Steuer- und Datenleitungen im Rohrkörper des 2-m-Teleskops. Am hinteren Rohrende befindet sich der Hauptspiegel. Die Strahlenverläufe in den drei Betriebsmodi des Tautenburger 2-m-Teleskops. Herzstück des Tautenburger Observatoriums für die Beobachtung im optischen Spektralbereich ist das 2-m-Universal-Spiegelteleskop. Bei seiner Inbetriebnahme gehörte es zu den fünf größten Teleskopen der Welt. Im Jahre 1992 erhielt es zu Ehren seines Chefkonstrukteurs den Namen „Alfred-Jensch-Teleskop“. Es vereinigt die Funktionen verschiedener Teleskoptypen. Durch entsprechende Umbauten kann es in ein SchmidtSystem, ein Nasmyth-System oder ein Coudé-System umgerüstet und dadurch für unterschiedliche Beobachtungsaufgaben optimiert werden. weiterer Umlenkspiegel an eine leicht zugängliche Stelle außerhalb des Fernrohrs gelenkt, wo Zusatzinstrumente wie Fotometer oder Spektrografen installiert werden können. Der Nasmyth-Fokus (Brennweite 21 m) befindet sich am oberen Gabelholm, also am bewegten Fernrohr, wohingegen der Coudé-Fokus (Brennweite 92 m) ortsfest ist und sich vom Fernrohr getrennt in einem speziellen Raum befindet. In diesem steht der hochauflösende Coudé-Spektrograf, der aufgrund seiner Größe und Empfindlichkeit ein eigenes Fundament und eine klimatisierte Umgebung erfordert. Das Schmidt-Teleskop, benannt nach dem Astro-Optiker Bernhard Schmidt, der diesen Teleskoptyp erfunden und 1930 erstmals gefertigt Die astronomische Beobachtung stellt höchste Anforderungen an alle Komponenten des Teleskops. So musste der Spiegel bei der Fertigung TEST Kombination von Prisma und Beugungsgitter. Der Nasmyth-Spektrograf hat fünf verschiedene Grisms, die je nach wissenschaftlicher Zielsetzung eingesetzt werden. Der Komet Hale-Bopp, aufgenommen im April 1997 mit der Tautenburger Schmidt-Kamera auf einer Fotoplatte, die anschließend mit dem Tautenburger Plattenscanner digitalisiert wurde. Das digitale Bild wurde dann bearbeitet, um den Strukturreichtum im Schweif sichtbar zu machen. Das Tautenburger 2-m-Universal-Spiegelteleskop. Instrumente für andere Telekope: An der Thüringer Landessternwarte werden auch Instumente für andere Teleskope gebaut. Dadurch erhalten die Mitarbeiter einen exklusiven Zugang zu diesen Teleskopen. Das Institut beteiligte sich am Bau des Instruments GROND, einer Kamera für ein 2-m-Teleskop auf dem Berg La Silla (Chile), mit dem gleichzeitig Aufnahmen in sieben verschiedenen Farbbändern gemacht werden können. Weitere Instrumente sind HERMES, ein Echelle-Spektrograf für das 1,3-m Mercator-Teleskop auf La Palma (Spanien) und CARMENES, ein Echelle-Spektrograf, der am 3, 5-m-Teleskop des Calar AltoObservatoriums (Spanien) zum Einsatz kommen soll. Extrasolare Planeten, deren Bahnebene wir genau von der Seite sehen, können Sternfinsternisse ihrer Muttersterne verursachen, wenn sie vor deren Sternscheibe vorüberziehen. Während einer solchen Finsternis – auch Transit genannt – wird ein kleiner Teil der hellen Sternscheibe vom Planeten verdeckt und folglich ist während dieser Zeit die scheinbare Helligkeit des Sterns etwas kleiner als sonst. Durch wiederholte Messung der Helligkeiten vieler Sterne lassen sich solche raren Transit-Ereignisse und damit die verursachenden Planeten entdecken. Das TEST-Teleskop (Tautenburg Exoplanet Search Telescope) wurde eigens zu dem Zweck errichtet, solche Transit-Planeten zu finden. Sie sind von größtem wissenschaftlichen Interesse: kombiniert mit spektroskopischen Radialgeschwindigkeitsmessungen kann nicht nur der Durchmesser, sondern auch die Masse des Planeten gemessen und damit sogar seine Dichte bestimmt werden. Auf diese Weise erhält man Hinweise über die Zusammensetzung und den Aufbau der extrasolaren Planeten. Das TEST hat eine Öffnung von 30 cm und kann mit seiner CCD-Kamera in einer Aufnahme ein Feld vom 16-fachen des Vollmondes aufnehmen. Mit Hilfe des TEST führt die TLS seit einigen Jahren ein eigenes Programm zur Suche nach Transitplaneten durch. Sie beteiligt sich auch an der Bestätigung von Transitplaneten-Kandidaten, die im Rahmen der französisch-europäischen Satellitenmission CoRoT gefunden werden. empfindlicher, auch können Helligkeitsmessungen mit größerer Genauigkeit durchgeführt werden; nicht zuletzt liegt das Bild sofort in digitaler Form vor. Die in Tautenburg verwendeten Kameras unterscheiden sich grundlegend von handelsüblichen Digitalkameras. Da in der Astronomie sehr lange Belichtungszeiten notwendig sind, werden die CCD-Empfänger auf etwa -100 Grad Celsius gekühlt. Das Auslesen der Chips erfolgt mit einer speziellen Elektronik. Für den Schmidt-Fokus stehen CCD-Kameras mit bis zu 4096 x 4096 Pixeln zur Verfügung. Das Gesichtsfeld beträgt fast ein Quadratgrad am Himmel. Zum Vergleich: Der Vollmond hat nur eine Fläche von 0,2 Quadratgrad. Nasmyth-Spektrograf: Zerlegt man das Licht der Sterne in seine Farbbestandteile, so offenbaren die Sterne bei bestimmten Wellenlängen eine Absorption, bei anderen Wellenlängen eine Emission; das sind die sogenannten Spektrallinien. Durch deren Analyse können die Astronomen messen, wie schnell sich der Stern auf uns zu oder von uns weg bewegt. Aus dem Spektrum lässt sich ebenso die chemische Zusammensetzung und die Oberflächentemperatur der Sterne bestimmen. Das Tautenburger Teleskop ist mit zwei Spektrografen ausgerüstet. Für lichtschwache Sterne und Galaxien wird der Nasmyth-Spektrograf verwendet. Dieser ist an einem der beiden Gabelholme im Nasmyth-Fokus montiert. Die Zerlegung des Lichtes erfolgt mit Hilfe von sogenannten Grisms, einer Teilansicht des Echelle-Spektrografen mit seinen optischen Komponenten. Das Tautenburg Exoplanet Search Telescope (TEST) vor dem Beginn der Beobachtungen in der Abenddämmerung. Der 2-m-Hauptspiegel muss regelmäßig mit Aluminium belegt (verspiegelt) werden. Hierzu wird er aus dem Teleskop ausgebaut. Bei einer solchen Gelegenheit kann man das aufwändige Unterstützungssystem sehen, welches die Formstabilität des Spiegels gewährleistet (oben). Bei besonderen Himmelserscheinungen öffnet die Thüringer Landessternwarte ihre Pforten wie hier beim Venusdurchgang vor der Sonne im Jahr 2004 (unten). auf 0, 00003 mm genau geschliffen und poliert werden. Das glaskeramische Material des Spiegelkörpers verhindert Formänderungen in Folge von Temperaturschwankungen, während ein spezielles Unterstützungssystem Formänderungen des Spiegels in Folge von Lageänderungen des Teleskops kompensiert. Die Einstellung und Nachführung der Objekte sowie die Bedienung aller Zusatzgeräte erfolgt computergesteuert. DAS LOW-FREQUENCY-ARRAY (LOFAR) LOFAR besteht aus über 40 Stationen. Die meisten befinden sich im Kerngebiet von LOFAR in den Niederlanden. In Deutschland konnten fünf Stationen aufgebaut werden, eine davon an der TLS. Weitere internationale LOFAR-Stationen sind in Vorbereitung. Je mehr Stationen gebaut werden, desto empfindlicher wird das Radioteleskop. Die TLS beteiligt sich an dem internationalen Großprojekt LOFAR. Dieses ermöglicht es, Himmelsobjekte in dem Frequenzbereich von 10 bis 240 MHz zu studieren. Zum Vergleich: UKW-Radiostationen senden bei etwa 100 MHz. LOFAR besteht aus vielen einzelnen Antennen, die in fußballfeldgroßen Feldern (wie jenes an der TLS) zusammengefasst werden. Alle Felder gemeinsam bilden ein Teleskop, welches es ermöglicht, den Himmel in diesem Frequenzbereich mit zuvor unerreichbarer Empfindlichkeit und Auflösung zu untersuchen. LOFAR nutzt konsequent modernste Digitaltechnik. Alle Antennenfelder senden die empfangenen Signale über schnellste Datenleitungen an einen Supercomputer in Groningen in den Niederlanden. Dieser verarbeitet die Daten aller Stationen gemeinsam und erstellt z.B. Himmelskarten. Herkömmliche Teleskope werden auf Sterne oder Galaxien ausgerichtet und bilden die Helligkeitsverteilung am Himmel auf einer CCD ab. LOFAR hingegen hat überhaupt keine mechanischen oder optischen Bauelemente. Das Ausrichten des Teleskops auf ein Himmelsobjekt und die Erstellung der Himmelskarte erfolgt durch digitale Datenverarbeitung „per Mausklick“. Dies macht LOFAR zu einem extrem flexiblen Teleskop. Der LOFAR-Kern ist in den Niederlanden auf einer künstlichen Insel mit einem Durchmesser von 300 Metern installiert. Der Himmel erscheint im LOFAR-Frequenzbereich in vielfältiger Weise verschieden, verglichen zu dem gewohnten Bild im Bereich des sichtbaren Lichts. So sind zum Beispiel Cygnus A (eine Radiogalaxie) und Cassiopeia A (ein Supernova-Überrest) für LOFAR weitaus heller als die Sonne. In diesen beiden Objekten senden schnelle Elektronen, die sich in Magnetfeldern bewegen, sogenannte Synchrotronstrahlung aus. Die heiße äußere Hülle der Sonne hingegen, die uns sehr hell erscheint, ist für LOFAR nur eine Quelle unter vielen. LOFAR ermöglicht es somit, Objekte und Vorgänge am Himmel zu studieren, die im sichtbaren Licht verborgen bleiben. Dazu gehören insbesondere magnetische Felder im Universum. Ein wichtiges Ziel für LOFAR ist es zu erforschen, wie im frühen Universum die Explosion der ersten Sterne das Gas zwischen den Galaxien aufgeheizt hat (die sogenannte Epoche der Reionisation). Nach Modellrechnungen sollte diese vor 13 Milliarden Jahren freigesetzte Strahlung mit LOFAR bei einer Frequenz von etwa 180 MHz nachweisbar sein. Gelingt ihr Nachweis, so wird dies Aufschluss über den Beginn der Sternentstehung im Universum geben.