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Rosenduft und Geruchssinn
Den Rosenduft empfinden
Das limbische System als Chefdirigent
im Duftkonzert
Das limbische System ist
Sitz der Emotionen und
der Heimatort des Lustzentrums. Es ist auch
unser Informationsfilter.
Die Komplexität und
die vielfältigen
Bestandteile des
limbischen Systems
– alles in Blau.
B
eim limbischen System handelt es sich
um einen ringförmigen Bereich im
Mittelhirn. Er ist aus einer ganzen
Reihe miteinander verbundener NervenzellenHaufen zusammengesetzt. Das limbische System ist ein sehr alter Teil des Gehirns, der sich
aus dem Riechhirn heraus entwickelt hat. Es
erfüllt eine Vielfalt von Aufgaben, hat vielseitige Funktionen, ist wie ein Chefdirigent, der
auch bei komplexen Konstellationen die Übersicht nicht verliert. Zudem spielt das limbische
System eine Vielzahl von Rollen, die es zu kombinieren gilt. Auf einige besonders bedeutsame
soll im Folgenden kurz hingewiesen werden.
Das limbische System gilt als Sitz der Gefühle. Es
reagiert auf das, was der Mensch erlebt; wählt
aus, ob eine bestimmte Situation Angst und Aggression oder Freude und Begeisterung auslösen soll. Nun spielt das limbische System aber
auch beim Wahrnehmen von Düften eine entscheidende Rolle. Das heißt, dass Düfte und
Emotionen aufs Engste miteinander verbunden
sind. Auch die Lust hat ihre Heimat im limbischen System. Lust wird ja weitgehend auch
durch Düfte und Gerüche geweckt. In der Regel
werden diese Ausdrücke unterschiedlich verwendet: Von Duft spricht man dann, wenn der
Sinneseindruck als angenehm empfunden wird.
Geruch aber steht häufig für eine unangenehme
Wahrnehmung, ist also fast schon gleichbedeutend wie Gestank. Der Übergang von Duft und
Geruch ist jedoch fließend.
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Rosenduft und Geruchssinn
Den Rosenduft denken
Wie das Großhirn uns zu Menschen
und Rosenfreunden macht
Das Großhirn ist der
größte und meistentwickelte Teil des
menschlichen Gehirns,
das in eine linke und
rechte Gehirnhälfte
(Hemisphäre) geteilt ist.
Die Großhirnrinde
ist das Denkzentrum
des Menschen
Links: Ansicht
von links-lateral.
Rechts: Ansicht
von medial.
S
o spontan der Riechvorgang ist, er dringt
auch ins Bewusstsein, beschäftigt das
Denken, bewegt zur Poesie. Kurz, der
Duft der Rose hat nicht nur mit dem limbischen
System, sondern auch mit dem Großhirn zu tun.
Das Großhirn ist der größte Teil des menschlichen Gehirns; darum auch der meistentwickelte. Es ist zweigeteilt. Die beiden
Gehirnhälften heißen Hemisphären. Das Wort
stammt aus dem Griechischen, »hemisphairion« bedeutet »Halbkugel«. Den interessantesten Bereich des Gehirns bildet die stark
gefaltete Großhirnrinde (Cortex und Neocortex). Cortex stammt aus dem Lateinischen und
heißt »Rinde« oder »Hülle«.
Dem Großhirn verdanken wir einen Großteil
unseres Bewusstseins, unserer Sinnesleistungen, unserer Bewegungsfähigkeit, unseres
Denk- und Vorstellungsvermögens sowie unsere einzigartigen sprachlichen Fähigkeiten.
Diese – im wahrsten Sinne des Wortes – graue
Masse erzeugt unsere Gedanken, ist der Sitz der
Sprache.
Sie kontrolliert fast alle Sinnesempfindungen. Was aber nicht vom Großhirn gesteuert
oder kontrolliert wird, sind die willkürlichen
Bewegungen sowie die Wahrnehmung von Düften und Gerüchen. Die Rinde des Großhirns ist
zwar nur etwa 5 Millimeter dick. Sie enthält
aber rund 75 Prozent der Nervenzellen, die sogenannten Neuronen. Insgesamt besteht das
menschliche Gehirn aus hundert Milliarden
dieser Neuronen; ausgeschrieben gibt dies eine
Zahl mit elf Nullen: 100 000 000 000.
_____
Unser Gehirn besteht
aus 100 000 000 000
(hundert Milliarden)
Neuronen, die
10 000 000 000 000
(zehn Billionen)
Verbindungen haben!
_____
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Rosenduft und Geruchssinn
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Den Rosenduft atmen
Vom Geruchssinn und dem Riechhirn
D
och wie wird aus einem in der Luft
schwebenden Duftmolekül eine Duftwahrnehmung? Wie gelangt das, was in
der Luft des Rosengartens liegt, auch tatsächlich ins Gehirn des Rosenliebhabers? Dazu
braucht es einen eigentlichen Mechanismus,
den Geruchsmechanismus. Dieser beschreibt
den Weg eines Duftmoleküls von der Nase durch
die Riechbahnen und via Riechkolben (Teile des
limbischen Systems) zum Riechhirn (das ein
Teil des Großhirns ist). Der eigentliche Sitz unseres Geruchssinns sind zwei »Bezirke« der
Nasenschleimhaut, beide 3 Quadratzentimeter
groß. Im oberen Teil der Nasenhöhle sitzen auf
dieser rund 6 Quadratzentimeter großen Fläche ungefähr 10 Millionen Riechzellen, Riech-
neuronen oder Riechrezeptoren. Sie sind im
nachstehenden Bild als Fasern der Riechzellen
zu erkennen und weiß gekennzeichnet. Als
Riechhirn werden üblicherweise alle alten Hirnteile bezeichnet, denen man früher vorwiegend
olfaktorische Affinitäten zuschrieb und in denen
der Geruchssinn und Riechmechanismus lokalisiert werden. Bedeutsam ist, dass im Riechhirn auch Steuerungs-Mechanismen liegen. Das
Riechhirn ist eine Art Kapitän, der die Wahrnehmung durch ein Meer von Emotionen, Erinnerungen, Informationsselektion, Inspiration,
Intuition, Kreativität, Motivation, Sympathie,
Antipathie und Sexualität steuert. Nicht erstaunlich, dass sich Kapitän Riechhirn im Rosengarten besonders gern aufhält.
Wesentliche Bestandteile
des Riechhirns sind
Riechzellen, Riechbahnen
oder Riechstrang, Riechepithel, Riechkolben,
Riechlappen und Riechoder Geruchsnerven.
Corpus callosum
Riechbahnen
Riechkolben
Nervenfasern, die von
der Nasenhöhle zum
Gehirn ziehen
Hippocampus
Das Riechhirn und das
limbische System.
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