«limbic media»

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wenke◼net
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«limbic media»
Ich fühle, also denke ich
Medien sind Partner des „limbischen Systems“ im Hirn
Keinen größeren Blödsinn kann man über Menschen reden als, sie
seien „vernünftig, logisch, rational“. Wenn sie eins nicht sind, dann
genau das. Menschen waren, sind, bleiben emotional. Das Zentrum
unseres Gehirns wird präsentiert durch das limbische System, als der
Vermittlung und Schaltstelle zwischen elementaren Vitalfunktionen
(in etwa: Stammhirn) und dem „Denkapparat“, zu dem im übrigen
auch die Verarbeitung von Sinneseindrücken gehört („Großhirn“). Es
ist prägend und verantwortlich für Gefühle.
Die Funktion des limbischen Systems (symbolisiert dargestellt)
grau = Großhirn, übrige Hirnareale
rot = limisches System
gelb = Stammhirn
grün = Körper
Das limbische System bildet und steuert Emotionen. Daraus leiten sich Phänomene ab wie „Trieb“ (oder auch „Instinkt“) und „Motivation“ (Sinngebung). Es ist
die Schaltstelle für Beurteilungen und zugleich „Steuerstand“ für „primäres Verhalten“: Essen, Trinken, Sex, Kampf/Verteidigung, Sozialverhalten. Es regelt sozusagen das „am Leben bleiben“ und das Überleben inklusive der eigenen Reproduktion.
Generelle Funktionen
Das limbische System besteht aus verschiedenen deutlich differenzierten „Spezial-Abteilungen“. Die wichtigsten:
ERINNERN
‣ Hippocampus Er wird oft als „Zentrale des Bewusstseins“ bezeichnet. Er
bildet Gedächtnis, seine wichtigste Funktionen sind die Bearbeitung der
Sinneseindrücke, darin eingeschlossen, manche gleich wieder zu vergessen und andere in Erinnerung zu halten (also Verschaltungen im Gehirn
anzuregen).
Mit den Funktionen des Hippocampus eng verwoben das Fornix („Gewölbe“), an der Gedächtnisbildung beteiligt durch Ausschüttung diese fördernde Botenstoffe.
FÜHLEN
‣ Mandelkern (Amygdala) Seine Aufgabe ist, „Richter“ zu sein, indem hier
Bewertungen vorgenommen werden (es ist die verkörperte „innere Einstellung“), es ist die „Zentrale der Individualität“. Damit auch der Freude und
Angst/Furcht, also Optimismus und Pessimismus.
AKTIVIEREN
‣ Gürtel (Gürtelwindung, Gyrus Cinguli) Vermittlungs und „Übersetzungs“Station zwischen den beiden Gehirnhälften und damit gleichzeitig auch
zwischen Kreativität und Aktivität.
Daneben gibt es eine Reihe von spezifischen Bereichen und hochkomplexen Funktionen (z. B. Mamillarkörper), die als Schalt- und Übersetzungs-
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Funktion Körperfunktionen, Sinneswahrnehmungen und Gehirnleistungen
verbinden bzw. ermöglichen.
Wichtig ist und bleibt jedoch die Tatsache, dass die Verbindung von „außen“ (via Körper und die Sinneskanäle) und „innen“ („Denkerstübchen“)
über ein Zentrum läuft, das
‣ Gefühle regelt,
‣ Erinnerungen schafft,
‣ Bewertungen vornimmt
— und zwar eindeutig im nichtsteuerbaren Unterbewusstsein.
„Bauchhirn“, „Innere Stimme“
Das limbische System ist das, was wir oft sehr nebulös als „Ahnung“ oder
„Ur-Instinkt“, aber auch „Bauernschläue“ zu beschreiben versuchen. Wenn
jemand „aus dem Bauch heraus“ entscheidet, dann sicherlich nicht, wie
manch verwegene Interpretatoren behaupten, das Gedärm eine Art zweites
Hirn ist. Das limbische System sitzt dagegen sehr wohl „im Bauch des Gehirns“, also eingebettet, bildet die Mitte. Und es ist eben eine Mischung
aus Reflex (was man auch als „archaisch“, „von Geburt an mitgegeben“,
„in den Genen liegend“ übersetzen kann) und willkürlich-bewussten Verhaltens-Profil als Repräsentanz der Individualität.
Mit einem Wort: Das limbische System charakterisiert, formt, „inszeniert“
die Persönlichkeit. An diese Instanz muss man sich beim „persönlichen
Gespräch“, in der „1:1-Kommunikation“ wenden.
Medien müssen „limbisch“ sein
Medien – Print, Elektronik, Text, Bild, Grafik — haben ganz generell eine
klar definierbare Aufgabe; diese leitet sich aus dem Begriff selbst ab.
Medium = Vermittler; das, was dazwischen ist, „beiden Seiten dient“.
Medien sind Boten, Überbringer, Transporteure.
Ihr Transportgut: Ideen, Informationen, Ideale, Ideologien — und, hat es
den Anschein, leider auch immer öfter pure Idiotie.
Doch genau das, die Definition, was „Sinn macht“ und
eben nicht, ist nicht subjektiv (neutral, sozusagen faktisch), es ist immer objektiv, auf eine einzelne Person
und ihre Meinung/Einstellung, ihr Wissen und die Vorkenntnisse bezogen, – und damit argumentativ, apellierend.
Die Funktionen des limbischen Systems erklären, warum Medien niemals bei allen Menschen (Nutzern, Lesern, Hörer, Zuschauern) gleiches
auslösen und bewirken können. Warum ein und dieselbe Botschaft oder Information bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedliche,
nicht selten entgegengesetzte Reaktionen auslösen können. Oder,
warum die einen „etwas damit anfangen können“ und andere eben
nicht.
Selbstverständlich sind daran auch noch andere Gehirnprozesse, vor allem
in der Großhirnrinde beteiligt. Aber diese sind sozusagen nachgelagerte
Funktionen. Ihren Input bekommen sie und die Nutzung ihrer Kapazitäten
und Fähigkeiten wird eben signifikant mitgesteuert über die permanenten
Emotionen, Gefühle, die ihren Ursprung im limbischen System haben.
Medien müssen „limbisch“ sein — gefühlsbetont. Je mehr sie ärgern oder erfreuen, je stärken
sie Bewertungen fordern, je kontrastreicher zur sicheren Ebene der Gewohnheiten und bequemen „Geht mich nichts an“-Ebene stehen, je verblüffender ihre Form (Desing) oder Inhalte (Content) sind, desto intensiver werden Reaktionen im limbischen System eine individuelle und ein-
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deutige Reaktion erzeugen. Werden sie abgelehnt und sofort vergessen
oder „graben sich tief ins Gedächtnis ein“. „Wühlen auf“ oder „werden
durchgewunken“. Sind beim nächsten Mal „Alarmglocke“ oder der Speichelfluss-Reflex wie bei den Pavlowschen Hunden: da „läuft einem das
Wasser im Mund zusammen“, wenn man nur daran denkt oder das Futter
sieht.
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