Teil 2

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Allgemeine Pathologie
95
Kreislaufstörungen
A III 30
Subakute Leberstauung
CAB
Frau, 82 J., leichte Vergrösserung der Leber, seit längerer Zeit chronische Herzinsuffizienz. Autopsiepräparat
- Veränderungen betreffen vor allem Zone 3 des Leberazinus (Rappaport)
- Zentralvenen und Sinusoide der zentrilobulären Region ausgeweitet, teilweise mit Blut
gefüllt
- Stauungsstrassen
- Atrophie der läppchenzentralen Hepatozyten, herdförmige, feintropfige Verfettung
- Nekrosen einiger Hepatozyten
- Disséraum läppchenzentral deutlich zu sehen: Oedem
- Fibrose der Wand der Zentralvenen und Sinusoide
Verlauf: Zunahme der Fibrose mit Uebergreifen auf die Läppchen. Selten Entwicklung
einer "kardialen Zirrhose"
Allgemeine Pathologie
A III 31
Chronische Lungenstauung mit Venulosklerose
96
HE
Frau, 71 J., Mitralstenose nach rheumatischer Endokarditis. Autopsiepräparat
- Analog Präparat A II 9
- Zusätzlich Sklerose von Venulen: Homogene eosinophile Gefässwand,
Lumeneinengung
- Herdförmige Fibrose der Interalveolarsepten
Makroskopie:
Braune Lungeninduration
A III 32
Lungenödem
HE
Mann, 76 J., Linksherzinsuffizienz bei arterieller Hypertonie. Autopsiepräparat
- Kapillaren dilatiert, blutgefüllt
- Interalveolarsepten verbreitert, ödematös
- Alveolarlumina teilweise mit schwach eosinophiler Flüssigkeit gefüllt
- Wenige Entzündungszellen
Differentialdiagnose:
Exsudat bei Entzündung ist stärker angefärbt, da proteinreicher
Allgemeine Pathologie
A III 33
Subakuter Hirninfarkt (Stadium II)
97
HE
Frau, 56 J., metastasierendes Mammakarzinom mit Hirnmetastasen, Tod im Rechtsherzversagen. Autopsiepräparat
- Hingewebe mit ausgedehnten Anteilen des Marklagers und kleinem kortikalem Abschnitt
- Im Marklager am Rand des Präparates schlecht anfärbbarer Infarkt im Stadium I - II
- Multiple, nur noch schemenhaft erkennbare Zellen in wenig ödematös aufgelockerter
Matrix
- Fokal perivaskuläre Plasma- und Erythrozytenextravasate
- Randständig granulozytäres Infiltrat
- Der Infarkt ist durch ein bandförmiges, in der Uebersicht gut erkennbares perifokales
Oedem vom restlichen Hirngewebe getrennt
- Oedem charakterisiert durch zystische, erweiterte, spongiös wirkende, optisch leere
Hohlräume zwischen den Fasern des Marklagers. Darin eingestreut Oligodendrozyten mit
geschwollenem, ebenfalls optisch leerem Zelleib und zentral liegendem, rundem, chromatindichtem Kern
- An das perifokale Oedem angrenzend diffuses Oedem des Marklagers mit identischen,
wenn auch nicht so stark ausgeprägten Veränderungen
- Perivaskuläre Räume erweitert, ein Befund, der vor allem im angrenzenden Kortex sehr
deutlich zu sehen ist
Allgemeine Pathologie
A III 34
Niere bei disseminierter intravasaler Gerinnung
98
Picro-Mallory
Mann, 61 J., septischer Schock nach Verkehrsunfall mit offenen Frakturen: "Polyblessé".
Autopsiepräparat
- Hauptsächlich in Kapillarschlingen der Glomerula schlangenartig gewundene, violettrote, hyaline Mikrothromben: Plättchen und Fibrin. Mikrothrombosen auch in einigen Vasa
recta
- Hauptstücke zeigen z.T. Schockzeichen; Ausweitung des Lumens und Abflachung der
Epithelien
Allgemeine Pathologie
A III 35
Arteriosklerose mit Thrombose
99
Orcein-Sirius
Mann, 76 J., periphere arterielle Durchblutungsstörungen mit Claudicatio intermittens; verstirbt nach Myokardinfarkt. Autopsiepräparat. Mehrere Gefässquerschnitte
- Media der Arterie verschmälert, parallel gerichtete elastische Fasern
- Elastica interna aufgesplittert
- Intima verdickt, fibrosiert, eingelagerte Cholesterinkristalle (teilweise herausgelöst) und
Kalk
- Lumen eingeengt, zusätzlich eingeengt oder verlegt durch Thrombose
- Thrombose herdförmig am Rand durch Granulationsgewebe organisiert
- Weitere Gefässe mit z.T. alten Thromben
Siehe auch das folgende Präparat A III 36
Allgemeine Pathologie
A III 36
Venenthrombose in Organisation
100
ICC: Vimentin
Frau, 76 J., bettlägerig wegen fortgeschrittener chronischer Polyarthritis. Autopsiepräparat
- Grosse Vene
- Venenlumen verschlossen durch Abscheidungs- und roten Gerinnungsthrombus
- Einwachsen von Granulationsgewebe von der Gefässwand her: Organisation
- Braunes Reaktionsprodukt zeigt die Lokalisation von aus Vimentin aufgebauten
Intermediärfilamenten in Angioblasten und Fibroblasten
Allgemeine Pathologie
A III 37
Arteriolosklerose der Niere
101
SFOG
Mann, 73 J., arterielle, "essentielle" Hypertonie; verstirbt an einer Hirnmassenblutung
(Präparat A III 38). Autopsiepräparat
- Homogene, amorphe Verdickung, teilweise fibrilläre Aufsplitterung der Wand der afferenten Arteriolen
- Verschwinden der zellulären Gefässwandstrukturen (EM: Einlagerung von Proteinen,
Lipiden; Aufsplitterung der Basalmembran)
- Lumeneinengung
- Atrophie des Tubulusepithels, interstitielle Fibrose und lymphozytäre Infiltrate
- Axiale Verdickung und Hyalinose der Glomerula
- Grössere Gefässe: Aufsplitterung der Lamina elastica interna und Fibrose der Media
Allgemeine Pathologie
A III 38
Massenblutung des Gehirns
102
HE
Mann, 73 J., gleicher Patient wie bei Präparat A III 37. Der Patient hat nach Eintritt der
Massenblutung noch 36 Stunden gelebt. Autopsiepräparat
- Ausgedehnte, frische Blutmassen in grauer und weisser Substanz
- Praktisch keine entzündliche Reaktion im umgebenden Parenchym
- Deutliches perifokales Oedem
Makroskopie:
Grosshirnblutung mit Einbruch in den linken Seitenventrikel
A II 16
Frischer Myokardinfarkt
Präparat bereits beschrieben
HE
Allgemeine Pathologie
A III 39
Frischer Niereninfarkt
103
HE
Frau, 77 J., Myokardinfarkt vor 3 Wochen, Hemiplegie links seit 7 Tagen: verstirbt an
einer Bronchopneumonie. Autopsiepräparat
- Subkapsulär trapezförmige Zone mit Zeichen der Nekrose: Verlust des Zellkerns, v.a.
der Parenchymzellen, Eosinophilie des Zytoplasma
- Am Rande des Infarktes die sog. "Infarktkokarde": Weitgestellte Kapillaren, Hyperämie,
wenig ausgeprägter Saum neutrophiler Granulozyten (der Infarkt ist offenbar sehr frisch).
Die Infarktkokarde ist Ausdruck der Reaktion des Organismus auf die Gewebsnekrose:
Abbau des nekrotischen Gewebes, Organisation und Reparation münden bei Ueberleben
in eine Narbe
Pathogenese:
Meist Embolus in kleiner Nierenarterie (bei diesem Infarkt Embolus in einer Arteria radiata)
Allgemeine Pathologie
A III 40
Hämorrhagischer Lungeninfarkt
104
HE
Mann, 68 J., Linksherzinsuffizienz bei Aortenstenose, plötzlich stechender Thoraxschmerz, Pleurareiben; verstirbt akut nach schwerer Dyspnoe und Hämoptyse.
Autopsiepräparat
- Subpleuraler, keilförmiger, nicht ganz frischer hämorrhagischer Lungeninfarkt mit kokardenartiger Schichtung
- Im Zentrum Nekrose: Alveolarzellen teilweise bereits abgeräumt; Interalveolarsepten
fehlen
- Gegen Peripherie leukozytäre Demarkation, reaktive Hyperämie
- Perifokale lymphohistiozytäre Reaktion und beginnende Organisation
- Aeltere fibrinöse Pleuritis
- Am Fuss des keilförmigen, scharf begrenzten Infarktes nicht ganz frischer embolischer
Verschluss mit beginnender Organisation
- Lungengewebe ausserhalb Infarkt, sog. "fibrosierende Alveolitis" (="Schock-lunge") =
ischämische Läsion durch Perfusionsstörung, bestehend aus hyalinen, kapillären Mikrothromben und hyalinen Lungenmembranen
Allgemeine Pathologie
A III 41
Hämorrhagischer Dünndarminfarkt
105
HE
Frau, 60 J. Dünndarmteilresektat wegen sehr schmerzhaften akuten Abdomens und
beginnenden Schockzustandes
- Architektur der Darmwand noch erkennbar
- Darmwand verdickt wegen des starken Oedems
- Ausgedehnte Nekrose
- Gesamte Darmwand hämorrhagisch durchsetzt
- Mesenterium ebenfalls teilweise hämorrhagisch infarziert
Pathogenese:
- Embolus in der Arteria mesenterica superior oder einem ihrer Seitenäste. Häufiger
Ausgangspunkt: Endokarditis der Mitral- oder Aortenklappe Thrombose der Vena portae
A III 42
Frischer Hirninfarkt
HE
Frau, 77 J., Hemiplegie seit 7 Tagen; gleiche Patientin wie bei Präparat A III 39.
Autopsiepräparat
- Hirnrinde (graue Substanz) mit Markabschnitten (weisse Substanz)
- Hirnrinde teilweise schollenartig zerrissen: Artefakt, bedingt durch Schneiden bei
Erweichung = Kolliquationsnekrose
- Ganglienzellen und Astrozyten fehlen weitgehend
- Oedem
Allgemeine Pathologie
A III 43
Verkäsende Lungentuberkulose
106
HE
Mann, 62 J., chronischer Alkoholismus, Verwahrlosung, ungenügender Ernährungszustand, Husten mit Auswurf; verstirbt an einer Pneumonie. Autopsiepräparat
- Lungenparenchym mit Zeichen akuter Stauung und herdförmiger leukozytärer Infiltration
von Alveolen: Bronchopneumonie
- Unterschiedlich grosse, landkartenartig begrenzte, eosinophile Nekrosebezirke mit körnig-krümeligem Aspekt: Käsige Nekrose
- Perifokal Wall mit Epitheloidzellen (transformierte Makrophagen) und mehrkernigen
Langhans' Riesenzellen mit hufeisenförmig gelagerten Kernen: Fusion von Makrophagen
- Darüberhinaus kleine Knötchen gleichartigen Aufbaus Nekrose + Wall mit
Epitheloidzellen = Granulom
Lobulär-käsige Form der Lungentuberkulose, bronchogene Streuung. Offene Lungentuberkulose. S. auch Präparat A IV 15
A III 17
Rheumatismus nodosus
HE
Präparat bereits beschrieben
A II 15
Massive Lebernekrose
Präparat bereits beschrieben
HE
Allgemeine Pathologie
107
Entzündung
A IV 1
Pyämische Myokarditis (Synonym: Embolisch-eitrige
Myokarditis)
HE
Mann, 61 J., Pyämie, ausgehend von einer ulzero-polypösen Endokarditis.
Autopsiepräparat
- Mehrere disseminierte, runde bis ovaläre basophile Abszesse = zerfallende neutrophile
Granulozyten und Nekrose, Detritus
- Im Zentrum gelegentlich Kapillaren/Arteriolen oder blau-violett angefärbte, feinkörnige
Massen: Bakterien bzw. infizierte Emboli
- Perifokal z.T. rot-schollige, degenerierte Muskelfasern und Hyperämie
Allgemeine Pathologie
A IV 2
Akute ulzero-phlegmonöse Appendizitis
108
HE
Mädchen, 13 J., Appendektomie wegen akuter Schmerzen im rechten Unterbauch
- Schleimhaut ausgedehnt ulzeriert und zerstört -> Ulkus
- Sämtliche Wandschichten ödematös, mit hyperämischen Gefässen
- Alle Wandschichten diffus durchsetzt mit neutrophilen Granulozyten -> Phlegmone
- Mesenterium ebenfalls phlegmonös leukozytär durchsetzt
- Stellenweise fibrinös-eitrige Peritonitis -> Loslassschmerz
Allgemeine Pathologie
A IV 3
Fibrinöse Perikarditis
109
HE
Frau, 52 J., Niereninsuffizienz bei pyelonephritischen Schrumpfnieren. Autopsiepräparat
- Epikard belegt mit Fibrinbelag, der teilweise bereits resorbiert und in Organisation begriffen ist
- Nach abgeschlossener Organisation Vernarbung mit Verwachsung der Perikardblätter
Im Präparat liegt eigentlich eine Epikarditis vor. Da aber Epikard und Perikard jeweils
zusammen reagieren, wird im allgemeinen von Perikarditis gesprochen.
Aetiologie und Pathogenese:
- Ueber Herzinfarkt: Pericarditis epistenocardiaca
- Urämisch bei chronischer Niereninsuffizienz
- Pericarditis rheumatica
- Pericarditis tuberculosa
- Pericarditis carcinomatosa (meist zusätzlich hämorrhagisch)
- bei Sepsis
Allgemeine Pathologie
A IV 4
Chronisch-allergische Rhinitis/Sinusitis
110
HE
Mann, 35 J. Chirurgische Exzision von Nasenpolypen: s. auch Präparat A III 8
- Respiratorisches Epithel mit ausgeprägter Becherzellhyperplasie, herdförmig Plattenepithelmetaplasie
- Hypersekretorische Schleimdrüsen, z.T. zystisch ausgeweitet
- Massives Oedem der Schleimhaut mit polypösen Ausstülpungen und Infiltration durch
eosinophile Leukozyten und Plasmazellen
- Herdförmige Fibrose: Chronizität
- Gefässreichtum
Pathogenese:
Immunologische Ueberempfindlichkeitsreaktion Typ I
Klinik:
Chronisch-rezidivierende Entzündungen, Polypen der Nasennebenhöhlen, u.U. mit
Verlegung der abführenden Drainageausgänge
Allgemeine Pathologie
A IV 5
Chronische unspezifische Tonsillitis
111
HE
Knabe, 8 J., rezidivierende Angina. Tonsillektomie
- Rachentonsille stark vergrössert
- Follikuläre Hyperplasie: Aktivierte Keimzentren mit Zentrozyten, Zentroblasten, dendritischen Retikulumzellen, Kerntrümmer-Makrophagen und zahlreichen Mitosen
- Plasmazellen vor allem perifollikulär, sub- und intraepithelial
- Sog. Retikulierung des Epithels durch eingewanderte Plasmazellen und Lymphozyten
- Interfollikuläre Hyperplasie: Ueberwiegend T-Lymphozyten, postkapilläre Venolen mit
rezirkulierenden Lymphozyten
- Retentionspfröpfe in den Krypten, u.U. Bakterienhaufen, Pilzdrusen, Speisereste
(Antigenstimulation)
Aus einer leukozytär-abszedierenden Tonsillitis kann ein peritonsillärer Abszess entstehen
A II 14
Cytomegalievirusinfekt, Lunge
Präparat bereits beschrieben
ISH: DNA, Cytomegalievirus
Allgemeine Pathologie
A IV 6
Florides chronisches Duodenalulkus
112
HE
Mann, 43 J., "nagender" epigastrischer Schmerz, Einsetzen 90 - 180 Min. nach dem
Essen, Schmerzen gelindert durch Einnahme von Milch oder Nahrung. Notfallmässige
Operation wegen akuter, massiver intestinaler Blutung
- Wannenförmiger Schleimhautdefekt, auf der einen Seite Duodenalschleimhaut mit
Brunner-Drüsen
- Schichten des chronischen peptischen Ulkus von innen nach aussen:
- Detritusschicht: Nekrotisches Zellmaterial, Fibrin, neutrophile Granulozyten, Blutung
- Fibrinoide Verquellung der Kollagenfasern -> Einwirkung der Salzsäure des Magens
- Granulationsgewebe = Reaktion des Organismus -> Organisation
- Narbenschicht: Kollagenes Bindegewebe
- Angrenzende Schleimhaut entzündlich infiltriert
- Ulkusrand wie aus Schleimhaut und Submukosa ausgestanzt
- Muscularis mucosae, Subserosa und Muscularis propria ebenfalls durch Ulkus zerstört
- In einigen Präparaten in der Mitte der Ulkuswanne arrodierte Arterie: Ursache der
Blutung
Komplikationen des Duodenalulkus (abhängig von der Lokalisation):
1. Akute Blutung aus Arteria pancreatico-duodenalis
2. Perforation des Duodenum mit Peritonitis
3. Penetration in das Pankreas mit Gefahr der Auslösung einer akuten Pankreatitis
A IV 8
Bakterielle Meningitis
HE
Frau, 47 J., Pneumonie, Nackenstarre, Empfindlichkeit der Augen auf Lichteinfall, hohes
Fieber, Verwirrtheit. Autopsiepräparat
- Kleinhirn
- Pia mater von der Hirnoberfläche teilweise abgehoben
- In der Pia mater herdförmig dichte Infiltrate neutrophiler Granulozyten, die sich perivaskulär bis tief in die Sulci erstrecken
Pathogenese:
Hämatogen, otogen
Allgemeine Pathologie
A IV 9
Bronchopneumonie
113
HE
Frau, 83 J., bettlägerig, Hemiplegie wegen Hirninfarktes seit 2 Monaten. Autopsiepräparat
- Architektur des Parenchyms insgesamt erhalten
- In einigen peripheren Bronchusabschnitten dichte Ansammlungen neutrophiler Granulozyten: Eitrige Bronchitis
- Peribronchial und -bronchiolär in grossen Alveolengruppen neutrophile Granulozyten
und Fibrin: Herdpneumonie = Bronchopneumonie
- Interalveolärsepten mit prall gefüllten Kapillaren: Hyperämie
- Fibrinös-eitrige Pleuritis, auch in den Interlobärspalten
Die Bronchopneumonie tritt sehr häufig bei Bettlägerigen auf
A IV 10
Pneumonie mit Pilzbefall
PAS
Frau, 42 J., akute myeloische Leukämie (s. Präparat A IV 56), multiple Petechien der Haut,
Thrombozytopenie, Anämie. Autopsiepräparat
- Analog Präparat A IV 9
- Zusätzlich: Herdförmig Pilzfäden in Alveolen, deutlich PAS-positiv: Candida albicans
oder Aspergillus (zwei verschiedene Präparate). Pilzfäden doppelkonturiert, ihr
Durchmesser ist wesentlich grösser als derjenige von polymerisiertem Fibrin
Allgemeine Pathologie
A IV 11
Subakuter Myokardinfarkt
114
HE
Mann, 56 J., kardiogener Schock vor 15 Tagen; Tod an Herzbeuteltamponade wegen Perforation des Myokards nach transmuralem Infarkt. Autopsiepräparat
- Zackig begrenzte Areale: Ersatz von Muskelgewebe durch Granulationsgewebe
(Organisation) mit teilweisem Uebergang in Narben
- Stellenweise, vor allem subendokardial, nicht-infarziertes Myokard
Hier keine Abbildung. S. A II 16, A III 14
A IV 12
Fremdkörpergranulom
HE
Mann, 58 J., Diskektomie T12 - L1 wegen Diskusprolaps vor 8 Wochen.
Operationspräparat
- Anteile von Knochenspongiosa und Synovialis
- Reichlich Bindegewebe mit Infiltraten von Lymphozyten, Plasmazellen, neutrophilen
Granulozyten
- Doppelbrechendes, kristalloides Fremdmaterial teils in Riesenzellen vom
Fremdkörpertyp
Pathogenese:
Traumatisch oder postoperativ durch nicht resorbierbares Nahtmaterial, früher auch durch
Talkkristalle (Handschuhpuder)
Allgemeine Pathologie
A IV 13
Sarkoidose, Lymphknoten
115
HE
Frau, 44 J., schmerzlose Vergrösserung axillärer und supraklavikulärer Lymphknoten,
Konzentration des Serumkalzium geringgradig über dem Normbereich. Exzidierter, vergrösserter, axillärer Lymphknoten
- Unregelmässig im Lymphknotenstroma und im Bereich des Randsinus verteilte, produktive epitheloidzellige Granulome. Fehlende zentrale verkäsende Nekrose
- Riesenzellen, teils vom Langhans-, teils vom Fremdkörpertyp
- Granulome teils mit deutlicher Fibrosierung
Unterscheidung der Granulome von der rein produktiven Tuberkulose ohne Nachweis von
Mykobakterien nicht möglich
Allgemeine Pathologie
A IV 14
(Subakute, nicht-eitrige) Granulomatöse Thyreoiditis
(de Quervain)
116
HE
Frau, 46 J., Halsschmerzen, Fieber. Teilresektion einer einseitig vergrösserten Schilddrüse
- Schilddrüsenparenchym teilweise intakt, mit Zeichen der Hyperstimulation, herdförmig
aber zerstört und vernarbt
- Zerstörung des Follikelepithels mit Infiltraten von Lymphozyten, Plasmazellen und
Histiozyten
- Granulome mit Histiozyten und histiozytären Riesenzellen, die teilweise Kolloid enthalten
- Fibrose
Da diese Thyreoiditis meist nur einen Teil der Schilddrüse zerstört, entsteht meist keine
Hypothyreose; vorübergehend Hyperthyreose möglich; Krankheit heilt nach wenigen
Monaten meist spontan aus.
Vergleich: Präparat A IV 17
A III 43
Verkäsende Lungentuberkulose
HE
Präparat bereits beschrieben
A IV 15
Miliartuberkulose der Milz
HE
Mann, 62 J., chronischer Alkoholismus; gleicher Patient wie bei Präparat A III 43.
Autopsiepräparat
- Zahlreiche, regellos verteilte, kleine Nekroseherde
- Teilweise reaktionslose, rein-käsige Nekroseherde, teilweise geringgradige epitheloidzellige Reaktion mit vereinzelten Riesenzellen
Pathogenese:
Hämatogene Streuung von Tuberkelbakterien bei reduzierter Immunabwehr
A III 13
Narbe der Haut
Präparat bereits beschrieben
Orcein-Sirius
Allgemeine Pathologie
A IV 16
Chronische ulzerierende Cholezystitis
117
HE
Frau, 45 J., sehr starke Schmerzen im rechten Oberbauch, Verdacht auf abgehende
Gallensteine. Cholezystektomie
- Wand der Gallenblase stark verdickt (normal: 1 - 2 mm)
- Sämtliche Wandschichten stark vernarbt
- Schleimhaut teilweise exulzeriert
- Muscularis propria durch Bindegewebsplatten aufgesplittert, Fettgewebe ebenfalls fibrosiert
- Infiltrate von Lymphozyten, Makrophagen und eingestreuten neutrophilen und eosinophilen Granulozyten
- Subserosa mit frischem Bindegewebe und vermehrt Kapillaren
- Fibrin auf Serosa
A III 14
Alter Myokardinfarkt
Präparat bereits beschrieben
Sirius
Allgemeine Pathologie
A IV 17
Chronische lymphozytäre Thyreoiditis
(Hashimoto)
118
IHC: Immunglobulin,
CD20
Frau, 50 J., langsam wachsende, symmetrische Struma, schmerzfrei, schleichend beginnende Hypothyreose. Strumektomie wegen Stridor
- Diffuse lymphozytäre Infiltrate im Schilddrüsengewebe mit Lymphfollikelbildung
- Schilddrüsenfollikel teilweise zerstört, Bildung von Strängen, bestehend aus
Follikelepithelzellen mit teiweiser onkozytärer Metaplasie
- Viele B-Lymphozyten und Plasmazellen mit braunem Reaktionsprodukt
Immunologische Ueberempfindlichkeitsreaktion Typ II: Zytotoxische Zerstörung der
Follikelepithelzellen; da die ganze Schilddrüse befallen ist, endet diese Erkrankung oft in
einer Hypothyreose
Vergleich: Präparat A IV 14, A IV 19
Allgemeine Pathologie
A IV 18
Morbus Crohn des Ileum
119
HE
Frau, 35 J., seit ca. 2 Jahren kolikartige Schmerzen im Unterbauch, Durchfall,
Meteorismus, erhöhte Blutsenkungsreaktion. Operationspräparat
- Segmentale Verdickung und Entzündung der ganzen Wand des Ileum mit Lymphfollikelbildung und tuberkuloiden Granulomen (werden in 50 - 70% gefunden)
- Hyperämie, Oedem, tiefe, spaltförmige Ulcera
- Oft bis in die Lamina muscularis propria reichende, herdförmige Fibrose der Tunica
mucosa und submucosa. Infiltrate von Lymphozyten, Plasmazellen, Histiozyten, weniger
von neutrophilen und eosinophilen Granulozyten
- Starke Verdickung und herdförmige Fibrose sowie entzündliche Infiltrate der Tunica
muscularis propria
- Oedem, entzündliche Infiltrate, Fibrose der Tunica subserosa
- Granulome in gesamter Wand und regionären Lymphknoten lokalisiert. Aufbau: Lose
angeordnete Makrophagen, Riesenzellen vom Langhanstyp
Wichtig: Transmurale Entzündung, Fibrose, tuberkuloide Granulome
A III 16
Panarteriitis nodosa
Präparat bereits beschrieben
HE
Allgemeine Pathologie
A IV 19
Hyperthyreose (M. Basedow)
120
IHC: Immunglobulin
Frau, 48 J. Strumektomie nach erfolgloser medikamentöser Therapie der Hyperthyreose
durch Thyreostatika
- Kleine bis mittelgrosse, unregelmässig geformte Schilddrüsenfollikel mit wenig oder fehlendem Kolloid
- Zylindrisches Epithel, gelegentlich mehrschichtig, mit papillären Epithelwucherungen:
Hyperplasie
- Lymphfollikel aus kleinen Lymphozyten (negativ für intrazytoplasmatisches Immunglobulin), Plasmazellen in der Peripherie mit braunem Reaktionsprodukt. Herdförmige
Plasmazellinfiltrate in den Septen, z.T. gänsemarschartig zwischen den Follikeln
Pathogenese:
Immunologische Ueberempfindlichkeitsreaktion Typ II; Antikörper stimulieren den TSHRezeptor (TSI = thyroid stimulating immunoglobulins) und imitieren die Wirkungen von TSH
Klinik:
Symptome der gesteigerten T3- und T4-Sekretion: Hyperthyreose; gesteigerte Synthese
von Strukturproteinen der Schilddrüse: Hyperplasie -> Entstehung einer Struma
Vergleich: Präparat A IV 17
Allgemeine Pathologie
A IV 20
Membranoproliferative Glomerulonephritis Typ I
121
SFOG
Frau, 46 J., zunächst nephrotisches Syndrom und Mikrohämaturie, später renale arterielle
Hypertonie. Autopsiepräparat
- Definition: Immunkomplexbedingte Glomerulonephritis mit bevorzugtem Befall des
Mesangiums und glomerulärer Kapillarschlingen mit subendothelialer Ablagerung von
Depots: Proliferation von Mesangiumzellen mit Unterwanderung der kapillären Basalmembran, Verbreiterung des Mesangiums
- Befall praktisch aller Glomerula
- Verdickte glomeruläre Basalmembran mit Doppelkonturen und Nachweis subendothelialer Depots (rötlich-violett in der SFOG-Färbung)
- Im Endstadium völlige Verödung des Glomerulums
- Vereinzelte Synechien zwischen Glomerulumschlingen und Bowman’scher Kapsel
- Atrophie von Tubuli mit verdickter und aufgesplitterter und gewellter Basalmembran
- Proteinzylinder in einigen Tubuli
- Herdförmige, interstitielle, nicht destruktive, lymphozytäre Infiltrate: unspezifische Begleitentzündung in fibrosierten Bezirken
Immunologische Ueberempfindlichkeitsreaktion Typ III
Allgemeine Pathologie
A IV 21
Thymus: Severe combined immuno-deficiency (SCID)
122
HE
Knabe, 2 3/12 J.; Tod an Pilzsepsis. Autopsiepräparat
-
Kleiner Thymus bezogen auf das Alter des Kindes
Deutliche Fibrose
Wenig Parenchym
Fehlen einer Zonierung: Rinde bzw. Mark nicht zu unterscheiden
Sehr spärlich Lymphozyten
Beachte: Epithelkörperchen
Allgemeine Pathologie
A IV 22
Nierentransplantat, chronisch-vaskuläre Abstossung
123
HE
Frau, 50 J. Nephrektomie wegen Transplantatversagens 5 Monate nach Transplantation
wegen glomerulonephritischer Schrumpfnieren
- Glomerula verquollen
- Tubuli fehlen weitgehend
- Ausgedehnte, schwere interstitielle Fibrose
- Hochgradige, zellarme Verdickung der Intima der Aa. interlobares und arcuatae mit
hochgradig eingeengtem Lumen
- Mehrere frische Niereninfarkte
Pathogenese:
Immunologische Ueberempfindlichkeitsreaktion Typ IV
Klinik:
Transplantatversagen, d.h. Niereninsuffizienz, generalisierte Oedeme
Differentialdiagnose:
Niereninfarkt unklarer Aetiologie
A III 17
Rheumatismus nodosus
Präparat bereits beschrieben
HE
Allgemeine Pathologie
124
Tumoren
Tumordiagnostik
Das diagnostische Vorgehen bei der morphologischen Diagnose von Tumoren besteht prinzipiell immer in einer systematischen Suche und Beurteilung der nachstehend aufgeführten
Kriterien. Klinische, laborchemische und röntgenologische Untersuchungen resultieren
häufig in der Lokalisation und einer ungefähren Grössenbestimmung eines Knotens bzw.
Tumors. Die präzise Diagnose des Tumors - seiner Morphologie, seines
Differenzierungsgrades, seiner Dignität - muss am zytologischen Ausstrich
(Feinnadelpunktion), am Schnellschnitt (Gefrierschnitt), am Paraffinschnitt (Nadelbiopsie,
chir. Biopsie) und/oder am Operationspräparat gestellt werden. Die Synthese sämtlicher
Befunde bildet die Grundlage der zu planenden Therapie.
Kriterien der histopathologischen Tumordiagnostik
Voraussetzung
Sie stellen bei einer Veränderung eine "Schwellung", eine Neubildung von Gewebe fest und
kommen differentialdiagnostisch zum Schluss, dass es sich bei der zu beurteilenden
Veränderung um einen Tumor handelt (siehe "3. Systematisches Vorgehen beim Studium
mikroskopischer Präparate", Differentialdiagnose, Artdiagnose). Sie versuchen nun, die
Diagnose eines Tumors zu sichern und den Tumor möglichst genau zu charakterisieren.
Stufen Beurteilung
Makroskopische Kriterien
- Knoten ("Neoplasie" = vermehrtes neu gebildetes Gewebe)
- Lokalisation
- Grösse
- Konsistenz
- Kapsel +/- Verwachsung mit dem umgebenden Gewebe und/oder Einwachsen (Invasion)
- Schnittfläche
- homogen/inhomogen
- Nekrosen
- Begrenzung
- scharf
- unscharf (Infiltration, Kapseleinbruch)
- Unterscheide:
- Infiltration ohne Destruktion (z.B. Hämangiom)
- Infiltration mit Destruktion = Invasion
Histologische Kriterien
- Uebersetzung der zweidimensionalen Schnittform in die dreidimensionale Form
(Rundherd/Knoten)
Lupe
- Invasion und Destruktion des umgebenden Parenchyms durch den Tumor
- Kapsel +/- Kapsel intakt/durchbrochen
Allgemeine Pathologie
125
Schwache bis mittlere
Vergrösserung
- Atypie des Tumorgewebes (Anaplasie)
- Gewebsarchitektur einem Ihnen bekannten Gewebe ähnlich oder kein Vergleich mit
Normalgewebe möglich
- Gewebe solid
- Drüsenschläuche typisch, regelmässig/atypisch, unregelmässig, "polymorph"
- Papillen
- Zellstränge
- Zellplatten
- Zellkolonien
- Keine erkennbare Anordnung
- Fasern regellos/gebündelt
- Nekrosen
- Stroma vorhanden/fehlend, breit/schmal
Zytologische Kriterien
Starke Vergrösserung
- Atypie der Tumorzellen (Anaplasie)
- Monomorphie/Polymorphie der Zellen
- Basophiles Zytoplasma
- Kern-Plasma-Relation (normal 1:6 - 1:4) zugunsten des Kernes verschoben (z.B. 1:1 oder 2:1)
- Monomorphie/Polymorphie der Kerne
- Hyperchromasie (Polyploidie/Aneuploidie)
- Grosse, teils multiple Nukleolen
- Mitosen
- Zahl
- typische/atypische Formen
- Reaktion des umgebenden Gewebes, Entzündung
Stärkste Kriterien für die histologische Diagnose eines malignen Tumors
1.
Invasion und Destruktion des umgebenden Gewebes mit oder ohne Gefässinvasion
2.
Anaplasie (Atypie, Dysplasie) des Tumorgewebes = mehr oder weniger deutliche
Abweichung von bekanntem Normalgewebe
3.
Anaplasie (Atypie, Dysplasie) und Polymorphie (Pleomorphie) der Tumorzellen und -zellkerne
4.
Metastase: Ein metastasierender Tumor ist per definitionem maligne. Häufig ist aber nicht
bekannt, ob ein Primärtumor bereits metastasiert hat. In dieser Situation ist man ausschliesslich auf die Kriterien 1 - 3 angewiesen.
Die aufgeführten Kriterien müssen bei jedem Präparat systematisch beurteilt werden. Sie werden nicht
bei jedem Präparat mit Tumorgewebe wieder aufgeführt.
Allgemeine Pathologie
A IV 23
(Vinylchlorid-) Angiosarkom der Leber
126
HE
Mann, 58 J., Chemiearbeiter, u.a. mit der Synthese von Polyvinylchlorid beschäftigt.
Autopsiepräparat, Leber stark vergrössert, von teils nekrotischen und hämorrhagischen
Tumorknoten durchsetzt
- Fokale Dilatation der Sinusoide ("Peliosis hepatis") mit hypertrophen und hyperplastischen, dysplastischen, polymorphen, proliferativen Sinusendothelien, welche die Leberzellen umhüllen.
- Zwischen sarkomatösen Sinusendothelien und hyperplastischen Leberzellplatten vermehrt Kollagenfasern
- Zunehmende Atrophie der Leberzellplatten
- Herdförmig blutgefüllte Kavernen, umgeben von dicken, bindegewebigen Mauern, austapeziert mit Sarkomzellen
- Herdförmig kompaktes Muster: Fischzugartig gelagerte Sarkomzellen
- Nekroseherde
Der endotheliale Phänotyp der Tumorzellen kann durch immunzytochemischen Nachweis
von Faktor VIII-related antigen nachgewiesen werden
Allgemeine Pathologie
A IV 24
Burkitt-Lymphom
127
HE
Mann, 46 J. Exzision eines stark vergrösserten Lymphknotes vom Kieferwinkel, schmerzfrei
- Diffuser, monotoner Zellrasen aus mittelgrossen Zellen, die in einem Netzwerk von
Kapillaren liegen, ohne kohärente Stränge zu bilden
- Kerne rund oder ovalär, mässig irreguläre Kontur. Feines bis grobfleckiges Chromatin,
2 - 5 Nukleoli
- Zytoplasma mittelbreit, ampho- bis basophil
- Mitosen häufig
- Einzel- oder Gruppennekrosen mit Phagozytose der Zell- und vor allem der Kerntrümmer: "Kerntrümmer-Makrophagen" geben auf dem Hintergrund des monotonen Zellrasens
das Bild des "Sternhimmels"
Aetiologie:
Afrikanisches Burkitt-Lymphom: Assoziation mit EBV und Malaria
Besonderheiten:
Bevorzugt extranodaler Sitz: Kiefer, Ovar, Abdomen
Das Burkitt-Lymphom ist ein sogenanntes "High grade Lymphom"
Allgemeine Pathologie
A IV 25
Urothelkarzinom (nach Phenacetinabusus)
128
HE
Frau, 51 J., wegen Kopfschmerz jahrelang Einnahme phenacetinhaltiger Schmerzmittel,
jetzt Makrohämaturie. Nephrektomie links
- Urothel des Nierenbeckens dysplastisch: Störung der Gewebsarchitektur, Polymorphie
von Zellen und Kernen, teils atypische, suprabasale Mitosen
- Ausgedehnter epithelialer Tumor mit Einbruch in das Nierenparenchym und das perirenale Fettgewebe
S. auch Präparat A II 6
Allgemeine Pathologie
A IV 26
Fibroadenom der Mamma
129
HE
Frau, 36 J., Knoten einer Mamma
- Knoten im Mammagewebe mit Bindegewebskapsel: Scharfe Begrenzung zum benachbarten Brustdrüsengewebe (mit Drüsenläppchen und Fettgewebe)
- Lockeres Stroma mit feinen Kollagenfasern und Fibroblasten Eingelagert bogenförmige,
teils hirschgeweihartige Ausführgänge mit doppelreihigem Zellbelag: Innen Epithel, gegen
die Basalmembran zu Myoepithelzellen
Differentialdiagnose: Mammakarzinom
Allgemeine Pathologie
A IV 27
Invasives duktales Mammakarzinom
130
HE
Frau, 50 J. Lumpektomie wegen eines derben Knotens in der Mamma, gegenüber dem
umgebenden Gewebe ist der Knoten wenig verschieblich
- Mammagewebe mit erweiterten Ausführgängen (mit teils grosszelligem, onkozytärem,
papillärem Epithel), ausgedehnt infiltriert und zerstört durch einen teils aus soliden
Zellsträngen, teils aus Drüsenschläuchen aufgebauten Tumor -> Adenokarzinom
- Tumorzellen mit braunem Reaktionsprodukt: Reichlich Zytokeratinintermediärfilamente.
Somit handelt es sich um Tumorzellen vom epithelialen Phänotyp
- Invasion und Destruktion des Fettgewebes
Allgemeine Pathologie
A IV 28
Lobuläres invasives Mammakarzinom
131
HE
Frau, 52 J. Lumpektomie; Symptome wie bei der Patientin von Präparat A IV 27
- Man erkennt am Rande Mammagewebe
- Infiltrierende und destruierende, oft konzentrisch um Acini/Ducti angeordnete
Einerkolonnen von Tumorzellen (“gänsemarschartig”/”indian files”)
- Tumorzellen wenig polymorph
- Mitosen selten
- Daneben vereinzelt breite, aus mehreren Zellagen bestehende, solide bis "medulläre"
Anteile
Lobuläres, invasives Mammakarzinom entsteht peripher im Bereich von Lobuli.
Präkanzeröses Vorstadium = lobuläres (nicht invasives) Carcinoma in situ. Neue
Nomenklatur: lobuläre Neoplasie (LN).
Allgemeine Pathologie
A IV 29
Dermaler Nävuszellnävus
132
HE
Mann, 42 J., dunkles, kleines Knötchen auf dem linken Vorderarm, welches ganz langsam
wächst. Klinisch Verdacht auf malignes Melanom; s. Präparate A II 8, A IV 30. Hautexzisat
- Unmittelbar unter der Epidermis Nester von Nävuszellen, teils melaninhaltiges
Zytoplasma
- Kein invasives Wachstum, keine Destruktion der Epidermis oder der Anhangsgebilde
- Keine Zell- und Kernatypie; teils mehrkernige Zellen
- Keine Mitosen
- Geringgradige reaktive Entzündung
- Nävuszellnester oft mit Haarfollikeln assoziiert
Der Uebergang eines Nävuszellnävus in ein malignes Melanom ist selten
A IV 30
Lymphknotenmetastase eines malignen Melanoms der Haut
S-100
Inguinaler Lymphknoten der Patientin von Präparat A II 8
- Beschreibung des Melanoms: Präparat A II 8
- Immunzytochemische Befunde beim Melanom (Differentialdiagnose gegenüber anderen
Tumoren):
- Zytokeratine: - Vimentin: ++
- Protein S-100: Zumindest herdförmig +
- In Kombination mit Kenntnissen über den Primärtumor und dem zeitlichen Auftreten
sowie über die konventionell-histologische Morphologie des Tumors erlaubt diese Markerkonstellation die Diagnose einer Lymphknotenmetastase eines malignen Melanoms
Allgemeine Pathologie
A IV 31
Histiozytom der Haut
133
HE
Frau, 37 J., kleiner Hauttumor mit leichter brauner Färbung. Hautexzisat
- An der Grenze Korium/Subkutis liegt ein schwierig von der Umgebung abzugrenzender
Knoten
- Aufbau: Fibroblastenproliferationen und neugebildetes, rot-blau-angefärbtes Kollagen liegen geflechtartig zwischen den vorbestehenden, dickeren Bindegewebsfasern
- Begrenzung: "Ausstrahlung" der Fibroblasten in das umgebende Gewebe, ohne Destruktion. Histiozyten mit intrazytoplasmatischen Vakuolen (Fettropfen) und Hämosiderin
sowie Kapillaren mit sklerosierten Wänden
Der Tumor ist trotz der Ausstrahlung in das umgebende Gewebe gutartig
Allgemeine Pathologie
A IV 32
Fibroleiomyom des Myometrium
134
HE
Frau, 37 J. Hysterektomie wegen vergrössertem Uterus und palpablen Knoten,
Metrorrhagien, Hypermenorrhoe
- Uterus: An einer Schnittkante Endometrium, aufgebaut aus geschlängelten, englumigen
Drüsen und aus kleinzelligem Stroma, angrenzend Myometrium
- Scharf begrenzte Knoten aus Bündeln glatter Muskelzellen, zwischen denen Fibrozyten
und Kollagenfasern liegen
- Keine eigentliche Kapsel, "Pseudokapsel" durch Kompression des angrenzenden
Myometriums
- Keine Mitosen
- Keine Zell- und Kernpolymorphie, keine myogenen Riesenzellen
Allgemeine Pathologie
A IV 33
Leiomyosarkom
135
HE
Mann, 61 J., Schwellung des rechten Oberschenkels, in letzter Zeit Schmerzen.
Operationspräparat
- Quergestreifte Muskulatur
- Deutlich invasives Wachstum mit Gefässinvasion eines daran angrenzenden
Tumorzapfens
- Teils grosse, stark polymorphe, spindelige Tumorzellen, dazwischen Abschnitte, die an
glatte Muskulatur erinnern
- Stark polymorphe Kerne mit plumper Chromatinstruktur und Mitosen; oft mehrkernige
Tumorriesenzellen oder groteske Riesenkerne
Allgemeine Pathologie
A IV 34
Neurinom (Synonyme: Schwannom, Neurilemmom)
136
HE
Frau, 43 J., schmerzhafter Knoten subkutan. Operationspräparat
- Keine Organdiagnose möglich
- Knoten
- Dicht gepackte, parallel und längs orientierte oder in Wirbeln gelagerte Schwann'sche
Zellen mit "zigarrenförmigen" Kernen
- Oft palisadenförmige oder fischzugähnliche, parallele Anordnung der Kerne
- Zwischen den Kernreihen parallel angeordnete feine Fasern
- Vermehrung von Bindegewebszellen des Peri- und Epineurium
Generelles Vorkommen:
Hirnnerven (z.B. Akustikusneurinom), Nervenwurzeln des Rückenmarks, periphere
Nerven (multipel bei Neurofibromatose) und vegetatives Nervensystem
Allgemeine Pathologie
A IV 35
Hämangiom in Schockleber, mit pyämischer Entzündung
137
HE
Frau, 66 J., Rechtsherzversagen, Pyämie bei ulzero-polypöser Endokarditis.
Autopsiepräparat
- Lebergewebe mit Zeichen ausgeprägter subakuter Stauung (s. Präparat A III 30)
- Relativ scharf abgegrenzter, nicht von einer Kapsel umgebener Tumor
- Eng gepackte, dünnwandige, weite, blutgefüllte Kapillaren
- Kapillärräume von normalem Endothel ausgekleidet, teils mit Blut angefüllt, teils thrombosiert
Häufiger, klinisch nicht relevanter Tumor. Klinisch relevant kann das Hämangiom der Haut
sein
Allgemeine Pathologie
A IV 36
Basaliom der Haut (Basalzellkarzinom)
138
HE
Frau, 68 J., exulzerierter, leicht blutender Tumor an der linken Wange. Hautexzisat mit
beidseits randständig intakter Haut
- Das obere Korium ist im zentralen Abschnitt infiltriert und zerstört durch einen exulzerierten Tumor, aufgebaut aus soliden Strängen basophiler Epithelzellen
- In der Peripherie der Stränge sind die Tumorzellen palisadenartig-radiär aufgereiht, zentral wirbelige Anordnung
- Die Tumorzellen entsprechen morphologisch den Basalzellen der Epidermis
- Die Tumorumgebung ist lymphozytär infiltriert
Klinik:
Lokal aggressiver, nicht metastasierender epithelialer Tumor ("semimaligner" Tumor)
Allgemeine Pathologie
A IV 37
Fibromatose
139
HE
Frau, 34 J., harter Knoten unter der Bauchhaut. Operationspräparat aus dem Musculus
rectus abdominis
- Fibroblastenreicher Tumor: Fibroblasten liegen in Bündeln, dazwischen Kollagenfasern
- Kerne regelmässig, selten Mitosen; keine Riesenzellen
- Schlecht abgrenzbare Infiltration der quergestreiften Muskulatur
Lokal aggressiver, nicht metastasierender, mesenchymaler Tumor ("semimaligner"
Tumor), Starke Rezidivneigung, weil die Tumorgrenze auch im intraoperativen Schnellschnitt sehr schwierig auszumachen ist
Allgemeine Pathologie
A IV 38
Pleomorphes Adenom einer Speicheldrüse
140
HE
Mann, 49 J., derbe Schwellung hinter dem linken Kieferwinkel, besteht seit mehreren
Monaten, wächst langsam
- Praktisch rein seröse Speicheldrüse mit Fettgewebe: Parotis
- Tumorknoten mit schmaler Bindegewebskapsel, gelegentlich kleine Kapseldurchbrüche
- Zelldichte und -arme Areale
- Grundsubstanz des Tumors herdförmig homogen, leicht basophil, teilweise knorpelähnlich
- Eingelagert Zellstränge, teils mit Lumina und homogen eosinophilem Inhalt
- Aus den Zellkomplexen ausschwärmend schmal auslaufende, spindelige Zellen
- Regionär sehr unterschiedlicher Bau des Tumors - Pleomorphie. Epitheliale und scheinbar mesenchymale Gewebsanteile - "Mischtumor"
Allgemeine Pathologie
A IV 39
Reifes Teratom des Ovars
141
HE
Frau, 40 J. Ovariektomie wegen Vergrösserung eines Ovars
- Zysten ausgekleidet mit verhornendem Plattenepithel, in der Tiefe Hautanhangsgebilde
- Strukturen anderer Keimblätter: Zähne, Knorpel, Knochen, Nervengewebe, Fettgewebe,
Muskulatur etc. in unterschiedlichem Ausmass vorhanden
Makroskopie:
Vergrössertes Ovar mit mehreren Zysten
Allgemeine Pathologie
A IV 40
Choriokarzinom
142
HE
Mann, 26 J. Orchiektomie
- Hoden mit Atrophie der erhaltenen Samenkanälchen
- Invasiv-destruktiv wachsender, teils hämorrhagisch durchsetzter, teils nekrotischer
Tumor
- Platten und Stränge kubischer und synzytialer Zellen
- Tumorinfiltration in Blut- und Lymphgefässe
- Braunes Reaktionsprodukt in synzytialen Riesenzellen
Klinik:
- Schmerzlose Vergrösserung eines Hodens.
- Zunehmend erhöhte Serumwerte des Beta-hCG nachweisbar.
- Ausgedehnte Metastasierung in Lungen, Knochenmark, Hirn, Leber und Nieren
- Spricht gut auf die heutige Chemotherapie an
Bei der Frau meistens Tumor der Plazenta oder des Ovars. Inzidenz ca. 1:25'000
Schwangerschaften (USA) (ca. 50% Blasenmolen, 25% Aborte, 22% normale Schwangerschaften)
Allgemeine Pathologie
A IV 41
Carcinoma in situ der Portio (CIN III)
143
HE
Frau, 42 J. Konisation, durchgeführt nach Befund dysplastischer Zellen in der
Gynäkozytologie
- Plattenepithel an der Oberfläche und in die Zervixdrüsen einwachsend, verbreitert (kein
invasives Wachstum, Basalmembranen intakt)
- Zellen vertikal ausgerichtet bis in die oberen Schichten
- Zytoplasma der Zellen überwiegend basophil
- Zellkerne chromatinreich
- Suprabasale Mitosen
Entspricht in der derzeitigen Nomenklatur einer zervikalen intraepithelialen Neoplasie:
CIN 3
Falls die CIN 3 in toto im Konisat liegt, ist die Patientin geheilt
Vergleich: Präparate A III 9, A III 19, A IV 42
A IV 42
Plattenepithelkarzinom der Portio
HE
Frau, 52 J., Kontaktblutungen, Befund dysplastischer Zellen in der Gynäkozytologie.
Hysterektomie
-
Portio von nicht verhornendem Plattenepithel bedeckt
Darunter Tumor mit invasiv-destruktivem Wachstum, Ausdehnung bis tief in das Stroma
Unterschiedlich breite Zellstränge mit gelegentlicher zentraler Verhornung
Schichtung der Zellen teilweise noch derjenigen eines Plattenepithels ähnlich
Zellen mit basophilem Zytoplasma
Unregelmässig verteilte, teils atypische Mitosen
Deutliche, vorwiegend lymphozytäre Perifokalentzündung
Vergleich: Präparate A III 9, A III 19, A IV 41
A III 10
Tubulovillöses Kolonschleimhautadenom mit
schwerer Epitheldysplasie
HE
Präparat bereits beschrieben
A III 4
Verschleimendes Kolonkarzinom
Präparat bereits beschrieben
PAS
Allgemeine Pathologie
A IV 43
Endokriner Tumor des Ileum (Karzinoid)
144
IHC: Chromogranin A
Mann, 61 J., wiederholt Flush im Gesicht, besonders unter Stress. Ileumteilresektion
- Ileumschleimhaut
- Anastomosierende Stränge, bestehend aus kleinen Nestern kuboidaler sowie polygonaler Tumorzellen in Submukosa und Mukosa
- Invasives Wachstum gegenüber der Muscularis propria
- Durchbruch und lymphogene Ausbreitung bis in die Subserosa
- Zwischen den Tumorzellnestern zarte Bindegewebssepten
- Für einen malignen Tumor auffallende Monotonie von Zell- und Kernform und -grösse
- Kern rund-oval mit reichlich Chromatin
- Praktisch keine Mitosen
- Im Zytoplasma braunes Reaktionsprodukt
Klinik:
Bei Lebermetastasen klinische Symptomatik durch systemische Wirkung der Tumorsekretionsprodukte (Substanz P, Kallikrein -> Bradykinin, Serotonin): Vasomotorische
Störungen, intestinale Hypermotilität und bronchokonstriktorische Attacken im Rahmen
des Karzinoidsyndroms. Erhöhte Werte der 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) im Urin
Allgemeine Pathologie
A IV 44
Oberflächenkarzinom des Magens
(Synonym: "Early Cancer")
145
HE
Mann, 52 J. Anlässlich einer Gastroskopie (durchgeführt wegen schlecht definierter Beschwerden im Oberbauch) wird eine Verstreichung der Schleimhautfalten mit fehlender
Peristaltik festgestellt; Ausdehnung ca. 4 cm2. Magenteilresektat
- Magenschleimhaut mit herdförmiger intestinaler Metaplasie (Risikofaktor, nicht Präkanzerose, für die Entwicklung eines Magenkarzinoms)
- Zentral exulzeriertes, teils verschleimendes Karzinomgewebe: Z.T. dichter Rasen nicht
oder wenig verschleimender epithelialer Zellen in der Schleimhaut und in der Submukosa:
Typ des diffusen Karzinoms. Zum Teil drüsige, dos-à-dos-liegende Tumorformationen:
Intestinaler Typ. Demnach: Intestinal/diffuser Mischtyp des Magenkarzinoms
- Der Tumor durchbricht die Muscularis mucosae und hat die Submukosa erfasst, erreicht
die Muscularis propria jedoch nicht
Die Diagnose eines Oberflächenkarzinoms setzt eine sehr sorgfältige und ausgedehnte
histologische Untersuchung voraus, damit keine Stellen mit Invasion des Tumors in die
Muscularis propria verpasst werden ("sampling error")
Prognose:
Die Prognose des Oberflächenkarzinoms des Magens ist gut, im Gegensatz zum fortgeschrittenen Magenkarzinom mit Einbruch in die Muscularis propria.
Intestinale Metaplasie der Magenschleimhaut: Präparat A III 7
Allgemeine Pathologie
A IV 45
Kleinzelliges Bronchuskarzinom
146
HE
Mann, 62 J., Raucher, chronische Bronchitis. Autopsiepräparat
- Im Zentrum Reste von Bronchusknorpel
- Bronchi und die übrigen Lungenstrukturen teilweise zerstört durch Tumorgewebe
- Der Tumor besteht aus epithelialen Strängen und Nestern, aufgebaut aus kleinen, zytoplasmaarmen Zellen
- Kerne hyperchromatisch, wenig polymorph, rund bis oval, gelegentlich haferkornähnlich
(oat-cell carcinoma)
- Wenig Mitosen, häufiger Kernpyknosen
- Zwischen den Strängen spärlich Stroma
- Häufig ausgedehnte Nekrosen
- Lymphangiosis carcinomatosa
Der Tumor verschliesst das Lumen eines grösseren Bronchus. Der Patient litt peripher an
einer sogenannten Mantelpneumonie oder poststenotischen Pneumonie (s. Präparat
A II 3)
Allgemeine Pathologie
A IV 46
Duktales Pankreaskarzinom
147
PAS
Frau, 56 J., Oberbauchschmerz links seit kurzer Zeit, Ikterus. Im Computertomogramm
Raumforderung im Pankreaskopf. Operation nach Whipple
- Organdiagnose nicht zu stellen: Pankreasparenchym durch obstruktive, chronische
Pankreatitis infolge Verschlusses des Lumens des Ductus pancreaticus im Pankreaskopfbereich weitgehend zerstört
- Tumorknoten mit Infiltration und Destruktion des umgebenden Gewebes
- Einbruch in Lymphgefässe
- Atypische Drüsenschläuche
- Zytoplasma der Tumorzellen oft PAS-rot gefärbt oder Sekret in Tumordrüsenlumina:
Schleimsubstanzen (neutrale Glykosaminglykane und Kohlehydrate)
- Deutliche Zell- und Kernatypie
- Mitosen
Vergleichen Sie ortsständige Ductuli mit den atypischen Tumordrüsenschläuchen
Differentialdiagnose:
Chronische Pankreatitis
Das duktale Adenokarzinom ist sehr häufig und daher der bei weitem häufigste Pankreastumor und macht ca. 80 % aller exo- und endokrinen Pankreastumoren aus
Allgemeine Pathologie
A IV 47
Lymphangiosis carcinomatosa der Lunge
148
HE
Frau, 58 J., Magenkarzinom. Autopsiepräparat
- Lungenparenchym insgesamt erhalten
- Peribronchial und perivaskulär in stark erweiterten Lymphgefässen solide Tumorzellgruppen
Makroskopisch:
Perivaskuläre und peribronchiale grau-weisse "Mäntel" sichtbar, netzartige Streifung des
Lungengewebes
Thoraxröntgen: Oft streifige Zeichnung
Allgemeine Pathologie
A IV 48
149
Papilläres Schilddrüsenkarzinom, Lymphknotenmetastase IHC: Thyreoglobulin
Frau, 38 J., vergrösserte, indolente Lymphknoten am Hals rechts. Exzidierter Lymphknoten
- Teils zystischer Tumor mit Bildung von Papillen, umgeben von einer unterschiedlich
dicken Kapsel
- Papillen von teils kubischen, teils zylindrischen Zellen bedeckt, fibrovaskuläres Stroma
- Tumorinfiltration der Kapsel
- Im Tumorgewebe vereinzelte Inseln von lymphatischem Gewebe: Reste des Lymphknotens
- Die Tumorzellkerne zeigen teilweise einen milchglasähnlichen Aspekt
- Wichtig: Die Diagnose wird nicht aufgrund der Papillen, sondern aufgrund der zytomorphologischen Merkmale gestellt.
- Immunzytochemischer Nachweis von Thyreoglobulin im Zytoplasma vieler Tumorzellen
Typisch für das papilläre Schilddrüsenkarzinom: Lymphogene Metastasierung; Prognose
gut: 15-Jahres-Ueberlebensrate 80 - 90%
Allgemeine Pathologie
A IV 49
Adenokarzinom der Prostata, Knochenmetastasen
metastasen
150
IHC: Prostatespecific Antigen
(PSA)
Mann, 78 J., Prostatektomie wegen Karzinom vor 6 Jahren, in letzter Zeit Knochenschmerzen. Autopsiepräparat, Lumbalwirbel
- Stark vermehrte, netzartig angeordnete, unorganisierte, neugebildete Knochenbälkchen,
Markräume unterschiedlich weit
- Im Markraum Tumorgewebe:
- Kleindrüsig (Drüsen kleiner als normale Prostatadrüsen), hochdifferenziert
- Drüsenauskleidung einschichtig
- Drüsen liegen dos-à-dos, fast kein Stroma
- Kerne leicht vergrössert, wenig polymorph, hyperchromatisch
- Spärlich Mitosen
- Zwischen den Tumorzellsträngen neugebildete, reaktive Knochenbälkchen:
Osteoplastische Metastase (typisch für das Prostatakarzinom)
- Braunes Reaktionsprodukt im Zytoplasma der Tumorzellen: PSA. Diese Reaktion
erlaubt die Diagnose "Metastase eines Prostatakarzinoms".
Röntgen: Verdichtete Knochenstruktur
Allgemeine Pathologie
A IV 50
Hepatozelluläres Karzinom
151
HE
Frau, 66 J., akute Hepatitis B vor ca. 25 Jahren, jetzt rasche Vergrösserung der Leber
- Randständiges Lebergewebe: Läppchen mit Zentralvenen, Portalfelder
- Tumor: Verlust der normalen Parenchymarchitektur
- Teils doppelreihige Leberzellplatten, dazwischen Sinusoide
- Zellgrösse sehr schwankend: Hepatozytenähnlich mit reichlich Zytoplasma bis kleinzellig
- Tumorzellkerne vergrössert, polymorph, dysplastisch, ebenso Nukleolen
- Viele, z.T. pathologische Mitosen
- An vereinzelten Stellen Gallethromben: Galleproduktion durch den hochdifferenzierten
Tumor -> "Tumormarker", beweist die Diagnose
- Ausgedehnte Nekrosen
Das Leberzellkarzinom ist interessant im Zusammenhang mit der viralen Karzinogenese
A IV 51
Kolonkarzinom, Lebermetastase
HE
Mann, 78 J., Vergrösserung der Leber, knotige Oberfläche, Hemikolektomie wegen Kolonkarzinom vor 4 Jahren. Autopsiepräparat
- Organ: Leber
- Tumorhistologie analog Präparat A II 4. Die Verschleimung kann sehr unterschiedlich
stark ausgeprägt sein
Vergleichspräparat: A III 10
Allgemeine Pathologie
A IV 52
Lymphoma malignum Hodgkin, gemischtzelliger Typ
152
HE
Frau, 27 J. Lymphknotenexzision wegen schmerzloser Vergrösserung supraklavikulär
links
- Zerstörung der Struktur des Lymphknotens durch buntes Zellinfiltrat
- Diagnose durch Nachweis von zwei- und mehrkernigen Sternberg-Reed'schen Zellen
und von einkernigen Hodgkin-Zellen in einem Mischzellinfiltrat:
- Hodgkin-Zellen: Grosse, blastoide, einkernige Zellen mit nierenförmigem Kern und grossen, einschlussartigen, eosinophilen Nukleolen
- Sternberg-Reed'sche Zellen: Entstehen aus Hodgkin-Zellen und besitzen dementsprechende Kerne (meist zwei), die typischerweise spiegelbildlich angeordnet sind
- Mischzelleninfiltrat aus reaktiven, nicht malignen Zellen:
- Lymphozyten
- +/- epitheloidzellige Histiozyten
- Eosinophile Leukozyten
- Plasmazellen
- In einigen Präparaten finden sich zusätzlich sarkoidoseartige Granulome mit
Epitheloidzellen und Riesenzellen vom Langhans-Typ
Klinik:
Häufigkeitsgipfel bimodal, 2. - 3. und 6. - 7. Lebensdekade, Lymphknotenschwellung,
undulierendes Fieber vom Pel-Epstein-Typ, Juckreiz
"Staging" zur klinischen Stadieneinteilung, wichtig für Prognose und Therapie
A IV 53
Non-Hodgkin-Lymphom, zentroblastisch-zentrozytisch,
follikulär
HE
Mann, 45 J. Exzision eines vergrösserten, nicht schmerzenden inguinalen Lymphknotens
- Struktur des Lymphknotens zerstört
- Teilweise aneinanderstossende follikelähnliche Strukturen -> Follikel ohne T-Zellmantel
- Das Zellbild wird dominiert von Zentrozyten
- Zwischen den Zentrozyten liegen einzelne Zentroblasten
- Tumorinfiltration der Lymphknotenkapsel und des umgebenden Gewebes
Low grade Lymphom
A IV 54
Non-Hodgkin-Lymphom, zentroblastisch-zentrozytisch,
diffus
HE
Frau, 48 J., supraklavikuläre Lymphknoten
- Wie A IV 53, aber keine follikelähnliche Formationen: Diffuse Infiltration durch
Lymphomzellen
Allgemeine Pathologie
A IV 55
Chronische myeloische Leukämie (CML)
mit akutem Blastenschub, Leber
153
PAS
Mann, 54 J., Diagnose einer CML in Ausstrichen aus peripherem Blut und durch
Knochenmarkspunktion vor 3 Jahren. Tod an Pneumonie im Blastenschub.
Autopsiepräparat
- Leberparenchym mit läppchengerechter Architektur
- In Portalfeldern und in Sinusoiden Infiltrate bzw. Ansammlungen stabkerniger Myelozyten und Granulozyten sowie gelapptkerniger Granulozyten
Beachte: Die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL) infiltriert in der Leber praktisch nur
die Portalfelder
Klinik:
Leukämie mit Sekundärmanifestationen (Hepato-Splenomegalie, opportunistische Infektionen, Thrombozytopenie (Petechien), Anämie)
Weiterführende Untersuchungen:
Bestimmung des Ph 1 (Philadelphia)-Chromosoms: Translokation meist von Chromosom
22 auf den langen Arm von Chromosom 9 -> t (9;22), (ca. 80% positiv); alkalische
Leukozyten-Phosphatase stark erniedrigt im Gegensatz zu anderen myeloproliferativen
Syndromen (MPS)
A IV 56
Akute myeloische Leukämie (AML), Knochenmark
HE
Frau, 42 J., Diagnose einer AML vor 1 Jahr. Autopsiepräparat
- Völlige Verdrängung des Fettmarks durch "hyperplastisches" Mark
- Breites Differenzierungsspektrum. Das Infiltrat besteht aus:
- Basophilen Stammzellen, bzw. Myeloblasten
- Leicht eosinophilen Promyelozyten (feinkörniges Chromatin)
- Eosinophilen Myelozyten (grobkörniges Chromatin)
- Stabkernigen Myelozyten
- Wenigen gelapptkernigen Leukozyten
- Vereinzelte Erythroblasten und Megakaryozyten können an der Proliferation beteiligt
sein
- Zytologisch keine Atypien
Mögliche Komplikation:
Schwere Bronchopneumonie mit Pilzbefall (Präparat A IV 10)
Allgemeine Pathologie
A IV 57
Osteosarkom
154
HE
Knabe, 14 J., Schmerzen im distalen Femur, zunehmende Schwellung.
Operationspräparat
- Die breiten ursprünglichen Knochenbälkchen sind nur umschrieben erhalten
- Der Tumor liegt in den medullären Markräumen, ist unterschiedlich aufgebaut und
besteht im wesentlichen aus drei Anteilen:
- Netz aus schmalen, verzweigten, neugebildeten, bereits verkalkten Knochenbälkchen
oder Osteoid (rot), flankiert von stark polymorphen, mesenchymalen Tumorzellen:
Osteoblasten mit hyperchromatischen Kernen. Mässig zahlreiche Mitosen. Auch
mehrkernige Osteoklasten kommen vor. Tumorzellen oft im Osteoid "gefangen"
- Die durch den Tumor neugebildete Zwischensubstanz, kann Knorpel ähnlich sehen:
Chondroider Gitterknochen
- Anaplastische Anteile, fast nur aus spindeligen, dicht gelagerten, netzartig verketteten Tumorzellen bestehend, z.T. schwache Faserbildung: Fibroblastäre Komponente
- Für die Diagnose entscheidend ist der Befund, dass die Tumorzellen direkt Knochen bilden können
Prognose: Dank der präoperativen Chemotherapie ist die Prognose dieses Tumors
wesentlich günstiger geworden
Allgemeine Pathologie
A IV 58
Glioblastoma multiforme (Astrozytom Grad IV)
155
HE
Mann, 50 J., Hirndrucksymptomatik: Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübungen, generalisierte epileptische Anfälle. Operationspräparat
- Tumor mit (ausgedehnten) Nekrosen
- Nekrosen von einem Saum dichtliegender, palisadenähnlich angeordneter Tumorzellen
umgeben
- Teilweise in Zügen angeordnete, neoplastische Astrozyten erkennbar, teilweise ausgesprochene Polymorphie von Tumorzellen und Tumorzellkernen, Riesenzellen
- Proliferation von Gefässen mit Thrombosen und Wandfibrose, teils knäuelig angeordnet
- Herdförmig Verkalkungen
Allgemeine Pathologie
A IV 59
Aszites bei Peritonealkarzinose, Zytologie
156
Papanicolaou
Frau, 55 J. Aszitespunktion, Ausstrich des Zentrifugates oder Sedimentes nach Abzentrifugieren der Flüssigkeit
- Reichlich Entzündungszellen: Granulozyten und Lymphozyten -> kleine Zellen im Hintergrund und Makrophagen/histiozytäre Zellen/Mesothelzellen -> vorwiegend runde, isoliert
liegende, mittelgrosse Zellen mit in der Form leicht variierenden Kernen. Reichlich, oft fein
vakuolisiertes Zytoplasma.
- Isoliert oder in kleinen Verbänden liegende, mittelgrosse bis grosse Zellen, deren Kerne
mit vergröberter Chromatinstruktur unterschiedlich sind in Form und Grösse. Oft grosse
(schleimhaltige) Vakuolen im Zytoplasma
Diagnose: Zellen eines schleimbildenden Adenokarzinoms
Allgemeine Pathologie
157
Genetische Krankheiten
A IV 61
Glykogenose der Leber
HE
Mädchen, 3 J., Wachstum stark verlangsamt, Hepatosplenomegalie, Hypoglykämie,
Krämpfe (Neuroglykopenie). Autopsiepräparat
- Architektur des Leberparenchyms erhalten
- Hepatozyten gross, Kern meist zentral
- In den meisten Hepatozyten optisch helles Zytoplasma mit körnigem oder schleimigem
Inhalt: Glykogen durch die Präparation teilweise herausgelöst
- Daneben wenige Hepatozyten mit optisch leerer Vakuole: herausgelöste, membranumgebene Triglyzeride
A IV 62
Leber bei α-1-Antitrypsin-Mangel
PAS
Frau, 45 J., schweres Lungenemphysem, Dyspnoe, stirbt an Rechtsherzversagen.
Autopsiepräparat
- Portalfelder bindegewebig verbreitert und lymphohistiozytär infiltriert
- PAS-positive, kugelförmige, intrazytoplasmatische Einschlüsse (bis Kerngrösse) in
Leberepithelien, besonders periportal, in Kupffer'schen Sternzellen und
Gallengangsepithelien. Lokalisation (in abnehmender Reihenfolge): Periportal/Zonen I/II/III
- Natur der Granula: Glykoproteine, Sekretionsstop im endoplasmatischen Retikulum
α-1-Antitrypsin kann immunzytochemisch spezifisch in der Leber lokalisiert werden
Autosomale, kodominante Vererbung: piZZ Homozygote (normaler Phänotyp: piMM)
haben nur ca. 10% der normalen α-1-AT-Funktion, piSS haben ca. 50%. Es resultiert eine
mRNA mit einer Mutation, das Protein zeigt die Substitution einer Aminosäure, Proteinase
Inhibitor Lokus (Pi) auf Chromosom 14. Dies führt zum Sekretionsstopp im endoplasmatischen Retikulum der Hepatozyten und Makrophagen. Es sind viele verschiedene
Phänotypen bekannt.
Allgemeine Pathologie
A IV 63
Oxalose der Niere
158
HE
Mädchen, 4 7/12 J., Niereninsuffizienz, Autopsiepräparat
- Die Mehrzahl der Glomerula ist verödet
- Das Interstitium ist dicht lymphozytär infiltriert
- Tubuli weitgehend zerstört, teilweise stark erweitert
- Im Tubuluslumen teils runde, teils schollige, lichtbrechende Oxalatkristalle
(Kondensorblende weitgehend schliessen). Im polarisierten Licht: Doppelbrechende
Kristalle
- Adaptative Intimafibrose der Nierenarterienäste
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