Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Anatomisches Institut Korrekturen, Anmerkungen und wichtige Ergänzungen zum Lehrbuch "Histologie" von Alan Stevens und James Lowe, übersetzt und bearbeitet von Klaus Tiedemann Chapman and Hall, London, 2. Auflage, 1997 Diese Liste fundiert auf Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren an der Abteilung Anatomie und der Abteilung Anatomie und Zellbiologie der Uni Ulm gesammelt wurden. S. 11, Abb. 2-3: Intrazellularraum statt Interzellularraum (d.h., das Innere der Zelle wäre in der Abb. unten). S. 23/24: Zu Aktinfilamenten, deren Durchmesser mit 5 - 8 nm angegeben wird, und deren Wechselwirkung mit Myosin, einer weiteren Art von dicken Filamenten, s. auch S. 59 S. 36, Abb. 3-9 und 3-10: Cadherine und Integrine geben Anlaß, eine weitere wichtige Funktion von Haftverbindungen zu erwähnen: Übermittlung von Signalen zwischen Zellen oder zwischen Zellen und der extrazellulären Matrix, wobei solche Transmembranproteine sowohl die Rolle von Liganden als auch die von Rezeptoren spielen können. (s. hierzu auch S. 55, Abb. 4-9: Integrin als FibronektinRezeptor). Die Alternative zu dieser Form von interzellulärer Kommunikation mittels direkter Kontakte wäre die Sekretion von diffusiblen Botenstoffen, die dann in näherer oder weiterer Entfernung auf Rezeptor-tragende Zellen treffen (endokrine, parakrine und autokrine Signalübermittlung vgl. S. 42f und 251 und unsere Anmerkungen dazu). S. 36, Legende zu Abb. 3.10, S. 37, linke Spalte und folgende Seiten: Der Ausdruck Punktdesmosom ist unglücklich, da er suggeriert, auch an dieser Zellhaft würden, wie bei Desmosomen und Hemidesmosomen, intrazellulär intermediäre Filamente an Desmoplakinplaques ansetzen. Für die punktförmigen Verbindungen intrazellulärer Aktinfilamente mit der extrazellulären Matrix erscheint uns der Ausdruck fokale Adhäsion (im Englischen: "focal contact") besser. Aus den gleichen Gründen ist der Begriff Gürteldesmosom verwirrend und wir ziehen den Begriff "zonula adhaerens" (im Englischen: "adhesion belt") vor. S. 37, Abb. 30-11a und S. 40 Abschnitt "Membranplaques": Der Ausdruck "Plaque" beschreibt Verdichtungen des Zytoplasmas unterhalb der Zellmembran, die an mehreren Membranabschnitten einer Zelle auftreten können. Die in der Legende zu Abb. 30-11a erwähnte intrazelluläre Membranplaque ist nicht mit der apikalen Membranplaque identisch, auf die auf S. 40 eingegangen wird. Letztere entspricht der in älteren Lehrbüchern als "crusta" bezeichneten Struktur. S. 37, Erkrankungen: Stratum spinosum: s. Haut, S. 258. S. 38: Überlege, welche Bestandteile der Basalmembran bedingen, daß diese mit der PAS-Technik färbbar ist? Vgl. dazu S. 6 und S. 56, Legende zu Abb. 4-11a. S. 42-46: Sezernierende Zellen sind Drüsenzellen. Drüsen können ein- und mehrzellig sein. Muzinsezernierende Zellen heißen auch muköse Drüsenzellen. S. 44, Abb. 3-24: Varianten der endokrinen Sekretion liegen dann vor, wenn der Botenstoff nicht ins 1 Blut, sondern in den Extrazellulärraum abgegeben wird und Nachbarzellen beeinflußt (parakrine Sekretion). Es ist weiterhin möglich, daß eine Zelle selbst Rezeptoren für den von ihr abgegebenen Botenstoff hat und sich damit selbst reguliert (autokrine Sekretion). Vgl. S. 251. S. 46, Kasten, linke Spalte: "Expression von Zytokeratinen, den für Epithelzellen typischen intermediären Filamentproteinen.....". Statt ".... dieser Proteine intermediärer Filamente ....". S. 49: Im deutschsprachigen Raum ist es üblich, die hier als "Supportzellen" beschriebenen Zellen den Binde- und Stützgeweben zuzuordnen. Im lockeren kollagenfaserigen (vorwiegend Typ-IKollagen) und im retikulären (vorwiegend Typ-III-Kollagen) Bindegewebe bilden sie die ortsansässigen (fixen) Bindegewebszellen. Außerdem gibt es nach der deutschsprachigen Nomenklatur in diesen beiden Gewebsformen zahlreiche mobile Bindegewebszellen, die hier unter "Blutzellen" (Kap. 7) und unter "Immunzellen" (Kap. 8) abgehandelt werden. S. 43, Abb. 4-2: Keratansulfat kommt auch im Knochen vor; s.S. 61/62 und unsere Anmerkung dazu. S. 57 links oben: der Ausdruck "lamina externa" ist unüblich. Wir bleiben bei dem Ausdruck "Basalmembran" (ultrastrukturell = Basallamina; vgl. Legende zu Abb. 4-11) S. 57, linke Spalte: Punktdesmosom: siehe unsere Anmerkungen zu S. 36/37. S. 58, Legende zu Abb. 4-12c: Statt "da keine DNA Transkription mehr erfolgt" muß es korrekter heißen: "da die Transkription von DNA stark reduziert wird". S. 61, rechte Spalte oben: "Eustach'sche Röhre" statt "Eustachi" (Eustachi ist der Genetiv von Eustach, dem Erstbeschreiber). S. 61 rechte Spalte: Der Text ist hier etwas missverständlich. Als Alternative schlagen wir vor: "Osteoid, die unverkalkte Knochengrundsubstanz, besteht hauptsächlich aus Typ-I-Kollagen, das mit GAGs (vom Chondroitinsulfat-, Keratansulfat- und Hyaluronsäure-Typ) und knochenspezifischen Proteinen vergesellschaftet ist. Die GAGs sind kovalent an Proteine gebunden und bilden somit Proteoglykane, die aber im Gegensatz zu den Proteoglykanen der Knorpelmatrix nur relative kurze Proteine mit relativ wenigen GAG Seitenketten enthalten. Zu den knochenspezifischen Proteinen zählen Osteokalzin und die Sialoproteine Osteopontin und BSP ("bone sialoprotein"). Diese Sialoproteine und Osteokalzin binden die inorganische Knochenmatrix (Hydroxylapatit, Ca10(PO4)6(OH)2). S. 62, linke Spalte: Anstelle des Ausdrucks lamina externa benutzen wir den Ausdruck lamina basalis. Siehe unsere Anmerkung zu S. 57. Abb. 77 und S. 104, linke Spalte: Das Komplement-System ist entscheidend bei der Abwehr bakterieller Infektionen. Es besteht aus einer Reihe von Serum-Proteinen, die durch Antigen-AntikörperKomplexe oder durch Mikroorganismen zu einer Art proteolytischer Kettenreation aktiviert werden. Eines der Spaltprodukte (Peptide) bindet an die Rezeptoren der Granulozyten und aktiviert die Phagozytose. Allgemeine Vorbemerkung zum Kapitel "Nervensystem" S. 77 und folgende: Zusätzlich wird die Kenntnis folgender allgemeiner Gesichtspunkte zum Kapitel Nervensystem verlangt, die in Lehrbüchern der Anatomie nachzulesen sind bzw. in der Hauptvorlesung erklärt werden: Einteilung in peripheres und zentrales Nervensystem (PNS, ZNS). Einteilung des PNS in somatisches und autonomes (vegetatives) Nervensystem. Zu unterscheiden sind afferente (somatische und viszerale) und efferente (somatische und viszerale) Axone. Woher kommen die afferenten und an welchen Effektorzellen enden die efferenten Axone? Wo liegen die zugehörigen Zellkörper, von denen diese Axone ausgehen? S. 77, Abb. 6-2a: Wegen der Ultrastruktur von Nervenzellen halten Sie sich besser an Bilder aus histologischenAtlanten oder anderen Lehrbüchern. S. 77, Abb. 6-2b: Der mit A bezeichnete Fortsatz ist ein Dendrit, erkennbar an der Nissl-Substanz. Überlege bei dieser Gelegenheit, wie sich Axone und Dendriten funktionell unterscheiden. S. 78: Diese Einteilung der Nervenzelltypen ist nicht zweckmäßig. Neurone werden zunächst einmal 2 in Projektionsneurone und Interneurone eingeteilt. Motoneurone, sensible Neurone und Purkinjezellen sind Beispiele für Projektionsneurone. S. 78, Abb. 6-3: Bei der bipolaren und pseudounipolaren Nervenzelle ist die Bezeichnung "Axon" mißverständlich plaziert. Axon ist auch der Abschnitt links von der Zelle bis dorthin, wo das dendritische Endbäumchen beginnt. Überlege bei dieser Gelegenheit: An welchen Stellen des menschlichen Körpers finden sich die Dendriten und wo liegen die Axonendigungen (Synapsen) und die Zellkörper pseudounipolarer Nervenzellen? Unterscheide viscero- und somatosensible Neurone, Spinalnerven und Hirnnerven! S. 81, Kasten: Der Ausdruck "Neurosekretion" wird hier in einem sehr umfassenden Sinne gebraucht. Traditionell beschränkt er sich auf Nervenzellen, die Synapsen an Blutgefäßen bilden und Neuropeptide wie ein Hormon in die Blutbahn abgeben. S. 82: Transmitter sind entweder kleine Moleküle (Aminosäuren, biogene Amine) oder Neuropeptide. Letztere sind in der Regel Neuromodulatoren. Im ZNS ist Glutamat, nicht Acetylcholin, der am häufigsten vorkommende excitatorische Transmitter. Wenn an einer Synapse mehr als ein Transmitter freigesetzt wird, handelt es sich meistens um Neuropeptide, die vom Neuron zusätzlich zu einem "klassischen" Transmitter gebildet werden. S. 82/83: Supportzellen des Nervensystems sind etwas anderes als die Supportzellen des Bindegewebes. Hierher gehören alle Gliazellformen, nicht nur diejenigen, die Myelin synthetisieren. Graue Substanz (des ZNS) enthält nicht nur neuronale Perikaryen (Nervenzellkörper), sondern auch wenige myelinisierte und viele unmyelisierte Axone, dazu vor allem protoplasmatische Astrozyten (s.S. 86). S. 82, Abb. 6-7: A ist wahrscheinlich ein Dendrit. Dann würde es sich um axo-dendritische Synapsen handeln. S. 85, 2. Spalte, 3. Absatz: Die Ranvier'schen Schnürringe sind im ZNS von Astrozyten bedeckt. S. 87, Abb. 6-13b: zeigt einen Astrozyten. S. 88, Abb. 6-15a: Das Ependym sieht hier eher wie ein einschichtiges hochprismatisches Epithel aus. S. 89, Abb. 6-17c: bringt keine wesentliche Information. S. 89, Abb. 6-17d: Die Bezeichnung GL suggeriert, daß die "Gliagrenzmembran" eine dünne Membran ist. In Wirklichkeit erstreckt sich das Geflecht astrozytärer Fortsätze über die Ganze untere Hälfte des Bildes. S. 91, Abb. 6-19a-c: In diesen Bildern erscheint die Pia (P) von der Hirnoberfläche abgehoben. Beim Lebenden liegt die Pia der Hirnoberfläche aber direkt auf. Der in Abb. 6-19a mit "subpialer Spalt" bezeichnete Raum existiert ebensowenig wie der mit SS (vgl. Abb. 6-17a) bezeichnete Spalt in Abb. 6-19c. Hierbei handelt es sich um präparationsbedingte Artefakte. Somit setzt sich der Subarachnoidalraum direkt in den PVR fort; er ist von diesem nicht durch die Pia getrennt. In Abb. 6-19b bezeichnet H nicht die Hirnoberfläche sondern die Schicht I des Cortex. S. 92: Überlege, was der Unterschied im Aufbau des ZNS und PNS ist? Wie ist es mit dem Vorkommen von Bindegewebe? S. 92, 1. Spalte unten: Das Epineurium besteht sowohl aus straffem Bindegewebe als auch aus daruntergelegenem Bindegewebe. S. 92, Abb. 6-20b: Bei kleinen Nerven fallen Epi- und Perineurium zusammen. S. 93: Welche Ganglien gehören zum somatischen und welche zum autonomen Nervensystem? Woher kommen die afferenten Axone und wo enden die efferenten Axone? In welchen Ganglien gibt es keine Synapsen? (Vgl. Anmerkung zu Abb. 6-3). S. 93, Abb. 6-22: Zwischen neuronalen Zellkörpern und Satelliten (Mantel)-Zellen befindet sich ein artefizieller Schrumpfspalt. 3 S. 95, Abb. 6-24: Woher kommen die afferenten Axone und wohin ziehen die efferenten Axone, die man in der weißen Substanz dieser Präparate findet? Überlege mehrere Möglichkeiten! S. 95, Abb. 6-25: Aufgrund dieses Bildes sind die einzelnen Gliazelltypen nicht zu unterscheiden. Überlege, welche Zusatzinformation, z.B. Färbung mit Antikörpern gegen spezifische Proteine, man haben müßte, um eine eindeutige Diagnose zu treffen. S. 96, Abb. 6-27: Ähnliche Fragen wie bei Abb. 6-24. An welchen Zellen enden afferente Fasern von außerhalb des Kleinhirns? Welche Zellen innerhalb der Kleinhirnrinde bilden einen synaptischen Eingang für die Purkinjezellen? Welche Zellen bilden mit ihren Axonen den "Output" der Kleinhirnrinde? S. 97, Abb. 6-28: Gibt es solche Motoneurone nur im Rückenmark? S. 97, Abb. 6-29: Wo liegt die Substantia nigra und wo enden die Axone der dopaminergen Neurone? Welche Monoamine gibt es noch, die als Neurotransmitter Verwendung finden? S. 97, Abb. 6-31: Aufgrund dieses Bildes kann man die Diagnose "peripherer Nerv" nicht eindeutig treffen. Es könnte auch glatte Muskulatur sein. Unter der Annahme, daß die Diagnose stimmt, wäre zu überlegen, zu welchen Zellarten die hier sichtbaren Zellkerne gehören könnten. S. 143, Abb. 9.9a: Die Beschriftung "B" bezeichnet hier die Endothelzelle plus Basalmembran, allerdings zeigt der Verweis zu weit in das Lumen. S. 207, linke Spalte dritter Absatz: Statt ".. aus vielen rundlichen Gruppen (Azini) sezernierender endokriner Zellen ...." müsste es heissen ".....aus vielen rundlichen Gruppen (Azini) sezernierender exokriner Zellen ...." S. 264, Legende zu Abb. 14-24b: Erster Satz der Legende fehlerhaft. Vorschlag: Ultrastrukturell zeigen die Zellen eine große Menge an Lipidvakuolen, außerdem (in der Abbildung nicht erkennbar) reichlich glattes ER und charakteristische kleine runde oder ovale Tubulusmitochondrien (s. S. 17/18). Siehe auch S. 43, 2. Spalte unten und S. 44. S. 305, rechte Spalte: " Das Urothel ist ein mehrschichtiges Epithel, ..." Zumindest einige der Deckzellen erreichen mit ihren Füsschen (Zellausläufern) auch die Basalmembran. Damit wäre auch die Definition eines mehrreihigen Epithels erfüllt. S. 313, Abb. 16-6 a,b: Bei den mit Prä gekennzeichneten Zellkernen handelt es sich um Kerne von Sertolizellen (beachte den deutlichen Nucleolus!), nicht um Spermatozytem im Präleptotän. S. 318, Abb. 16-13b: Diese besonders langen Microvilli (MV) werden bei uns als Stereozilien bezeichnet (vgl. S. 39, 2. Spalte). S. 347, Legende zu Abb. 17-24g: Spiralarterie statt Spinalarteriole. S. 355, Legende zu Abb. 18-1: Es muss subpapillärer, nicht subkapsulärer Gefäßplexus heissen. S. 361, Legende zu Abb. 18-9c: Bei der vorliegenden Vergrößerung sind die angegebenen Organellen kaum zu erkennen. S. 382, Abb. 19-7: In der Abbildung ist die Beschriftung links unten "von den sensorischen Zellen ausgehende Axone" mißverständlich. Eindeutiger: "von den bipolaren Nervenzellen im Ganglion vestibulare ausgehende Axone". 4