Abschlussbericht für das ERASMUS

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ERASMUS Abschlussbericht
Ines Walther
Mat.nr. 42526
e-mail: [email protected]
Geooekologiestudentin der TU-Bergakademie Freiberg
Freital, 10.02.2006
Abschlussbericht für das ERASMUS Studentenaustauschprogramm
1. Erfahrungen im Gastland
Einführung
Aufgrund wissenschaftlicher Beziehungen zwischen der TU Bergakademie Freiberg und der
Università degli studi dell’Aquila, hatte ich die Möglichkeit meine Diplomarbeit, oder zumindest einen Teil davon, in Italien zu erarbeiten. An meinen, durch den DAAD geförderten Auslandsaufenthalt zur Anfertigung von Abschlussarbeiten, habe ich noch ein Semester als Erasmusstudent angehängt und in selbiger Stadt studiert, sodass ich insgesamt fünf Monate im
Gastland verbracht habe, ein meiner Meinung nach angemessenerer Zeitraum, um Sprache
und Kultur des Landes besser kennen zulernen.
Das Land
L’Aquila ist die Hauptstadt der Abruzzen, dennoch eine relativ kleine Stadt mit ca. 70000
Einwohnern. Sie ist in Zentralitalien, in den Apenninen in etwa 700m gelegen. Mit ihrem
malerischen, historischen Stadtkern, den schmalen Gässchen und Häuschen im venezianischen Stil, sowie den mit Wäsche behangenen Fensterläden, entspricht diese Stadt den typischen Vorstellungen von Italien. Keineswegs jedoch wurden meine Erwartungen bezüglich
Klima und Mentalität der Bewohner bestätigt. L’Aquila liegt im Tal eines Hochgebirges und
ist von bis zu 3000m hohen Bergen umgeben. Dementsprechend niedrig sind die Temperaturen bzw. hoch das Vorkommen von Schnee, sodass das Klima letztendlich mit dem in
Deutschland vergleichbar ist. Dies schlägt sich auch in der Mentalität der Leute nieder, welche eher zurückhaltend und reserviert, ja beinah deutsch sind.
Generell ist zu sagen, dass das Land kein einheitliches Gesicht hat. So ändern sich Landschaft, Klima, Dialekt und Mentalität der Menschen schon auf kurzen Distanzen. Entsprechend häufig sind Vorurteile und Konkurrenzdenken anzutreffen, welches v.a. auf dem Fußballfeld ausgelebt wird.
Es existiert ein soziales Gefälle zwischen dem wirtschaftlich besser gestellten Norden, von
den Einwohnern auch als einzig zu Europa gehörend bezeichnet, und dem ärmeren Süden.
Ebenfalls wird behauptet, dass die Kriminalität gen Süden hin zunimmt. Ich selbst habe diesbezüglich nie negative Erfahrungen gemacht. Es ist jedoch empfehlenswert in Touristengegenden auf seine Wertgegenstände zu achten. Geld verstaut man am besten am Mann und
Handtaschen, sowie Kameras sollte man nie zur Straßenseite hin tragen.
Die Italiener
Sind im Allgemeinen recht kommunikativ und diskutierfreudig, Zeit fuer Konversation sollte
demnach bei allen organisatorischen Taetigkeiten mit eingeplant werden. Ob auf Arbeit, oder
bei Tisch, ununterbrochen werden Gespraeche mit grosser Leidenschaft und lautstark gefuehrt, waehrend im Hintergrund der Fernseher mitlaeuft. Ruhe ist dem Italiener ein Fremdwort.
Ueberall ist man mir mit grosser Hilfsbereitschaft begegnet, allerdings bestehen die Italiener
auch gerne darauf, dass diese nach ihren Vorstellungen angenommen wird. So nach dem Motto:“Dir leuchtet ja wohl auch ein, dass mein Plan das beste fuer dich ist!“.
Die Sprache
In Gebieten fernab von Touristenhochburgen kommt man mit der englischen Sprache NICHT
weiter! Selbst in Akademikerkreisen kann man nicht davon ausgehen, dass Englisch fließend
gesprochen wird. Der Sprachunterricht der Italiener ist darauf ausgelegt diese Sprache schreiben und lesen zu können, sprechen und verstehen fällt den meisten sehr schwer. Wenn man
auf eigenen Füßen stehen will und an Kontakt zu Einheimischen interessiert ist, ist die italienische Sprache unabdingbar.
Ich habe vier Monate zuvor einen Grundlagensprachkurs besucht, der bei weitem nicht ausreichte. Im Land selbst ist es möglich relativ schnell die Sprache mit Kurs, als auch autodidaktisch zu erlernen. Schon nach zwei Monaten versteht man die Leute einigermaßen, kann
einfache Sätze formulieren und im Alltag bestehen.
Die Universität / Wissenschaftliches Arbeiten
Technische Ausrüstung sowie Standard variieren im Allgemeinen in Abhängigkeit von der
finanziellen Situation der jeweiligen Fakultät. Computerkabinetts stehen an fast allen Fakultäten den Studenten zur Verfügung. Die Ausstattung der Bibliotheken ist ebenfalls sehr unterschiedlich, in einigen sind kaum Buecher vorhanden, in anderen ist eine grosse Auswahl vorzufinden. Im Unterschied zu Deutschland, darf man nur eine begrenzte Anzahl Buecher und
auch nur fuer einen kurzen Zeitraum ausleihen, sodass die meisten Studenten gleich in der
Bibliothek arbeiten.
Die Vorlesungen werden ausnahmslos in italienischer Sprache gehalten und werden ihrem
Namen gerecht, denn meist wird ein Buch rezitiert, oder ohne zusaetzliche Gedankenstuetze
erzaehlt. Aeusserst selten kommen Projektoren zum Einsatz, von Power Point ganz zu
schweigen. Dies erschwert zwar das Verstaendnis, ist jedoch gleichzeitig perfekte Uebung
fuer das Hoehrverstaendniss der italienischen Sprache. Die Vorlesungen die ich besuchte,
wurden in kleinem Rahmen abgehalten, sodass immer die Moeglichkeit bestand zu fragen
oder zu diskutieren. Im Unterschied zu Deutschland gleichen die Vorlesungen eher einem
Dialog, als einem Monolog. Oft werden Dinge wiederholt oder nocheinmal erklaert, wenn die
Masse nicht mitgekommen ist, sodass die Vorlesungen mit unseren Schulstunden vergleichbar
sind.
Fuer die Durchfuehrung von Projekten, ist es empfehlenswert eine reichliche Portion Geduld
mitzubringen, da es oftmals nicht moeglich ist straff, oder gar strukturiert durchzuarbeiten.
Generell ist vor 10:00 niemand erreichbar, Mittwoch und Freitag Nachmittag auch nicht. Es
gibt zahlreiche Feiertage und wenn die Woche doch einmal fuenf Arbeitstage hat, wird spontan eine Demonstration, oder ein Streik organisiert, der dann alles blockiert, sodass man nicht,
oder verspaetet zur Arbeit kommt. Der Amtsschimmel haelt genau wie in Deutschland, in
jeder Ecke Einzug, nur das die Muehlen hier noch etwas langsamer mahlen. Es geht beinah
gar nichts ohne Autorisation, gluecklicherweise sind die meisten Dinge dann doch irgendwie
verhandelbar. Mag der Weg der Italiener nicht immer unbedingt der geradlinigste sein, fuehrt
er doch meist irgendwann doch zum gewuenschten Ziel.
Benoetigt man Informationen einer anderen Person, oder hat etwas zu klaeren, geschieht dies
immer im persoenlichen Gespraech vor Ort, oder per Telefon. E-mails, oder Fax fuehren in
den seltensten faellen zum gewuenschten Erfolg.
Das Essen
Ist neben dem Telefonieren die Lieblingsbeschäftigung der Italiener, sowie das Small- TalkThema schlechthin. Das Frühstück fällt meist recht spärlich aus, um so ausgiebiger wird zu
Mittag und v.a. am Abend gegessen. Es gibt selbst in den Mensen immer verschiedene Gänge.
Primo besteht meist aus Pasta oder Risotto, Secondo aus Fleisch oder Fisch, sowie einer Beilage in Form von Gemüse oder Kartoffeln. Alles wird auf verschiedenen Tellern serviert und
nacheinander, nicht zusammen, verzehrt. Brot ist zusätzlicher Bestandteil jeder Mahlzeit. Im
Allgemeinen wird zum Mittag und Abendessen Wein, Wasser oder Bier getrunken. Den krönenden Abschluss dieses Tischmarathons bilden meist Früchte, Süßigkeiten, so gibt es zahlreiche leckere Cremes, Torten sowie Eis und natürlich Kaffee in allen möglichen Variationen.
Wem die italienische Küche irgendwann zum Hals heraushängt, der findet im Lidl eine Auswahl deutscher Produkte, z.B. Schwarzbrot, zu moderaten Preisen.
Wohnen
Als Student lebt man wie in Deutschland normalerweise in einer WG. Wohnheime existieren
ebenfalls, wurden aber während meines Aufenthaltes gerade renoviert. Meist werden möblierte Einzel- oder deutlich billigere Zweibettzimmer vermietet. Die Wohnungen im Zentrum
sind meist sehr dunkel, auch sind die Studenten-WG`s im Allgemeinen nicht sonderlich sauber und auch nicht wohnlich, dafür ist die Atmosphäre meist familiär. Oft wird zusammen
gekocht oder ausgegangen. Die Wohnungssuche selbst kann sich als etwas chaotisch herausstellen, v.a. wenn man der Sprache nicht mächtig ist. Wohnungsangebote findet man in den
Regionalen Zeitungen, als auch in der Mensa oder anderen Universitätsgebäuden. Die Mieten,
wie auch sämtliche Lebensunterhaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland teurer. So
findet man Einzelzimmer im Stadtzentrum kaum unter 200EUR (exklusive Nebenkosten).
Einige Universitäten bieten zusätzliche finanzielle Unterstützung fuer auslaendische Studenten zur Finanzierung der Miete an. Dies ist jedoch wahrscheinlich von Stadt zu Stadt unterschiedlich.
Zusammenfassung
Hinfahren und selber gucken!
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