Bandscheibenvorfall - Tierarzt Dr. Schneider Hamburg Volksdorf

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Bandscheibenvorfall
Tierklinik Volksdorf
Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Zu Bandscheibenvorfällen kommt es
meistens schon durch geringe Traumata, wie z. B. beim Springen vom
Sofa oder Spielen mit anderen Hunden. Dies hängt damit zusammen,
dass die Bandscheibe, die schließlich
in den Rückenmarkskanal gedrückt
wird, bereits vorgeschädigt ist. Durch
normale Alterung, Rasseveranlagung/
Vererbung, aber auch Übergewicht
und Überbelastung kommt es zur
Schwächung des Bindegewebes, der
so genannten degenerativen Veränderung der Bandscheibe.
Zu den prädisponierten Hunden zählen
vor allem die chondrodystrophen Rassen (z. B. Dackel, Pekinese, Malteser,
Shi-Tzu, Cocker-Spaniel, Pudel u. a.).
Bei ihnen treten Verkalkungen der unelastischen Masse auf und beschädigt
dadurch die äußeren Bandscheibenanteile, so dass es nach und nach zu Zerreißungen kommt und schließlich zum
Vorfall des Bandscheibenkerns in den
Wirbelkanal. Eine weitere Möglichkeit ist ein explosionsartiger Vorfall
ohne vorherige Zerreißungen.
Die Folge eines Bandscheibenvorfalls ist immer die Kompression des
Rückenmarks bzw. der abzweigenden
Nerven, was zu mehr oder weniger
starken Schmerzen, Lähmungserscheinungen unterschiedlicher Ausprägung sowie Kot- und Harninkontinenz führt.
Wie wird ein Bandscheibenvorfall festgestellt?
Eine ausführliche klinisch-neurologische Untersuchung liefert bereits die
wichtigsten Informationen, so dass
eine relativ genaue Lokalisation des
Bandscheibenvorfalls möglich ist. Anhand des Schweregrads der Symptome
wird die nötige Behandlung festgelegt
und es können bereits Aussagen über
die Prognose gemacht werden.
Ein weiteres diagnostisches Mittel
ist die Untersuchung der Wirbelsäule mittels Röntgen, um andere Wirbelsäulenerkrankungen wie Tumore,
Missbildungen oder Infektionen auszuschließen. Dieses so genannte Leerröntgen (ohne Kontrastmittel) sollte
möglichst in Narkose stattfinden, damit die Wirbelsäule optimal dargestellt werden kann.
Um den Bandscheibenvorfall schließlich auf einen (oder häufig auch
mehrere) Zwischenwirbelraum einzugrenzen, muss entweder eine Computertomographie oder Myelographie
(Röntgen der Wirbelsäule mit Kontrastmittel) durchgeführt werden. Beide Untersuchungen erfolgen ebenfalls
unter Vollnarkose.
Wie kann man einen Bandscheibenvorfall behandeln?
Ob Ihr Tier operiert werden muss, sollte grundsätzlich von einem Tierarzt
entschieden werden. Anhand der Untersuchung können die Patienten grob
in drei Gruppen eingeteilt werden:
1. Keine oder nur milde
Lähmung, v. a. Schmerzsymptomatik
Eine konventionelle Behandlung kann
versucht werden. D. h. das Tier muss
möglichst ruhig gehalten werden und
bekommt schmerzstillende Medika-
mente und /oder Cortison. Schlägt
diese Therapie an, fühlen sich die Tiere schnell besser und wollen wieder
laufen und springen. Eine strikte Ruhigstellung mit Leinenzwang und nur
sehr kurzen Spaziergängen ist jedoch
unerlässlich, da eine nur leicht vorgeschädigte oder vorgewölbte Bandscheibe sonst schnell ganz vorfallen
könnte.
Die konservative Therapie birgt also
auch immer das Risiko der Verschlechterung. Wir empfehlen daher schon in
diesem Stadium die minimalinvasive
Therapie (s. u.).
Hilft die konservative Therapie dem
Patienten nicht oder nicht mehr, muss
er der Gruppe zwei zugeordnet werden.
2. Deutliche Lähmungserscheinungen, Tiefensensibilität erhalten
Kein/geringes Steh- und Gehvermögen, die Gliedmaßen werden nachgeschliffen, Harn- und Kot werden
unkontrolliert abgesetzt, das Tier hat
starke Schmerzen, der Bauch ist angespannt. Spätestens in diesem Stadium ist ein Eingriff nötig. Der Patient
muss einer komplizierten Operation
unterzogen werden oder es kann eine
minimalinvasive Therapie angewandt
werden. Sie ist viel schonender als
eine Eröffnung des Wirbelkanals und
die Patienten erholen sich sehr viel
schneller. Während nach einer OP
mindestens drei Wochen strikte Ruhigstellung (am besten Boxenruhe)
und ein Klinikaufenthalt notwendig sind, kann eine minimalinvasive
Behandlung ambulant erfolgen (der
Patient wird nur 5-6 Stunden zur Be-
obachtung da behalten) und zeigt oft
schon nach zwei Tagen erste Erfolge.
In der Regel wird die minimalinvasive Therapie direkt im Anschluss an
die Myelographie durchgeführt, so
dass keine weitere Narkose nötig ist:
Wenn der Patient in Narkose liegt,
wird zunächst eine Kanüle in den Epiduralraum eingeführt. Darüber wird
Kontrastmittel für die Myelographie
injiziert. Mithilfe eines C-Bogens wird
nun die Wirbelsäule durchleuchtet und
der Bandscheibenvorfall lokalisiert.
Als nächstes erfolgt die Injektion einer Mischung aus Lidocain (einem
Lokalanästhetikum), Methylprednisolon (einem Cortisonabkömmling zur
Entzündungshemmung und Schmerzlinderung) und einer Hyaluronidase,
dem wichtigsten Bestandteil. Durch
die Hyaluronidase wird der knorpelige
Teil der Bandscheibe, der vorgefallen
ist und auf das Rückenmark drückt,
aufgelöst. (die Osmolarität wird geändert, das heißt, der Körper schrumpft
das Bandscheibenmaterial und nimmt
den Druck von dem Nervenstrang)
Der Patient kann dann wieder aufwachen und ist nach fünf bis sechs Stunden fit genug, in ihre Obhut entlassen
zu werden.
3. Starke Lähmungserscheinungen, Tiefensensibilität nicht erhalten
Kein Steh- und Gehvermögen, keine
spontanen Gliedmaßenbewegungen,
Harn- und Kotinkontinenz, entspricht
einer „Querschnittslähmung“.
In chronischen Fällen ist die Prognose sehr schlecht. Nach einer Operation können manche dieser Tiere so
genannte „spinal walker“ werden. Es
bildet sich ein Reflexzentrum im Rückenmark, durch das spontane, jedoch
relativ unkoordinierte Bewegungen
möglich sind.
Auch bei chronischen Fällen kann eine
minimalinvasive Therapie versucht
werden. Allerdings ist ebenfalls fraglich, ob sich das Nervengewebe des
Rückenmarks ausreichend regenerieren und das Tier wieder laufen kann.
In akuten Fällen ohne Tiefensensibilität (bis ca. 12 Stunden) ist die Prognose günstiger zu stellen. Können
die Tiere auch zwei bis drei Wochen
nach der OP bzw. der minimalinvasiven Behandlung die Gliedmaßen nicht
bewegen und auch nicht selbstständig
Kot und Harn absetzen, sollte sie euthanasiert werden.
Was muss nach der
Behandlung beachtet
werden?
Prognose
〉 grundsätzlich gilt: je ge-
ringfügiger die Symptome waren und
je kürzer sie bestanden, desto besser
ist auch die Prognose der vollständigen Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit. Auch die Erholungsphase wird umso kürzer.
Ruhe
〉 Nach einer Operation ist län-
gere Ruhighaltung des Tieres nötig als
nach der minimalinvasiven Therapie.
Dies hängt auch mit der Wundheilung
nach einer OP zusammen. In beiden
Fällen sollte der Patient für mindestens zwei Tage absolut ruhig gehalten werden. Das bedeutet: nur für das
Geschäft nach draußen bzw. nur in
einem kleinen Zimmer gehalten werden (Katzen). Danach gilt strikter Leinenzwang und das Verbot zu Springen
und Treppen zu steigen für ca. zwei
Wochen (je nach Entwicklung des Zustands des Patienten) im Anschluss an
die minimalinvasive Therapie bzw. für
mindestens vier bis acht Wochen nach
einer Operation.
Gewichtsreduktion 〉 Ist bei übergewichtigen Patienten zu empfehlen, um
die Wirbelsäule nicht noch zusätzlich
zu belasten und das Risiko von Bandscheibenvorfällen an anderen Stellen
zu minimieren.
Physiotherapie
〉 Wir empfehlen im
Anschluss an die Therapie, ganz gleich
ob OP oder minimalinvasives Vorgehen, eine Physiotherapie in Form des
Wasserlaufbands. Diese kräftigt die
lange Rückenmuskulatur besser als jeder Spaziergang oder Laufen am Fahrrad es könnten. Sollte Ihr Tier operiert
worden sein, ist jedoch auch ein intensiveres Programm direkt nach der OP
vor dem Beginn des Wasserlaufbandtrainings notwendig. Es müssen täglich bis zu fünf Mal fünfzehnminütige
Bewegungsübungen von Ihnen mit
Ihrem Tier durchgeführt werden. Sie
sollen helfen die Gehfähigkeit wieder
herzustellen.
Harnblase
〉 Falls der Patient bei
seiner Entlassung nicht selbstständig
Harn absetzen kann, muss die Blase
mindestens drei Mal täglich per Hand
ausgedrückt werden.
Komplikationen
〉 Nach einer OP
können zahlreiche Komplikationen
auftreten. Dazu gehören Bildung eines Seroms mit der Gefahr der nachfolgenden Entzündung und Abszedierung, Verletzungen des Rückenmarks
während der OP, Wundinfektion und
erneute Kompression des Rückenmarks aufgrund von Narbenbildung.
Im Anschluss an eine minimalinvasive Therapie sind in der Regel keine
Komplikationen zu erwarten. Vorsichtshalber wird aber mit Antibiotika über fünf Tage einer Infektion des
Einstichkanals vorgebeugt.
Tierklinik Volksdorf
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2359 Hamburg
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Fax:
040 – 603 50 75
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