Aus der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Direktor: Prof. Dr. med. Eberhard Schulz 8-Jahres-Katamnese von schizophren erkrankten Kindern und Jugendlichen – Psychopathologie und Medikation – INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2007 von Ulrike Wolf geboren in Freiburg i. Br. Dekan: Prof. Dr. med. C. Peters 1. Gutachter: Prof. Dr. med. E. Schulz 2. Gutachter: Prof. Dr. Dr. med. D. van Calker Jahr der Promotion: 2009 Meinem Papa Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Übersicht Schizophrenie 2 1.2 Klassifikation und Symptomatologie von schizophrenen Psychosen des Kindes- und Jugendalters 1.3 1.4 1.5 Die Verteilung des Intelligenzquotienten in der Gesamtstichprobe 40 Familiäre Belastungen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis 41 3.4 Prämorbide Auffälligkeiten 41 3.5 MDD in der Gesamtstichprobe 43 3.6 Psychopathologie der untersuchten Stichprobe 3.3 3 Die Bedeutung positiver und negativer Symptome 8 Die Bedeutung prämorbider Faktoren 9 47 3.7 Vergleich der Psychopathologie der nachuntersuchten Stichprobe mit der Psychopathologie der Marburger Klinikkatamnese 51 3.8 Psychosoziales Funktionsniveau (GAF) zum Katamnesezeitpunkt 52 3.9 Schweregrad der Erkrankung zum Katamnesezeitpunkt (CGI) 54 16 3.10 1.8 Fragestellung der vorliegenden Studie 19 Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter 55 3.11 1.9 Aufteilung der Studie/Konzeption 20 2 Patienten und Methodik 21 Charakteristika der ersten Episode der schizophrenen Psychose und ihre Bedeutung für die Psychopathologie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 56 2.1 Patientenbeschreibung 21 3.12 2.2 Ablauf der Nachuntersuchung 22 2.3 Angewandte Untersuchungsinstrumente Beziehungen zwischen den abhängigen Variablen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 62 23 3.13 Medikamentöse Therapie der Gesamtstichprobe 66 4 Diskussion 79 5 Zusammenfassung 97 6 Abkürzungsverzeichnis 99 7 Literaturverzeichnis 101 8 Fragebogen MDD 107 9 Lebenslauf 109 10 Danksagung 111 1.6 1.7 Prognose und Langzeitverlauf schizophrener Psychosen 3.2 10 Die Vorhersagemöglichkeit des Verlaufs anhand verschiedener Charakteristika der ersten Erkrankungsepisode 15 Therapie der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter 2.3.1 IRAOS (Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia) 2.3.2 MDD (Multiple Developmental Disorders) 2.3.3 Klassifikation positiver und negativer Symptome 2.3.4 BPRS (Brief Psychiatric Rating Scale) 2.3.5 Global Assessment of Functioning (GAF) 2.3.6 Clinical Global Impression (CGI) 23 24 25 26 26 26 2.4 Statistische Methoden 27 3 Ergebnisse 29 3.1 Stichprobenbeschreibung 29 1 Einleitung Das Krankheitsbild der Schizophrenie ist eine im Kindes- und Jugendalter seltene, aber schwerwiegende Erkrankung mit einer Lebenszeitprävalenz von 1 % in der Bevölkerung. Die Schizophrenie stellt ein ernstzunehmendes, häufig chronisch verlaufendes und wiederkehrendes Störungsbild dar, das begleitet ist von ausgeprägter Behinderung und signifikanter Verschlechterung in der Anpassungsfähigkeit (Werry et al., 1991). Schizophrene Psychosen zeigen ab dem 12. Lebensjahr bis zur Volljährigkeit einen drastischen Häufigkeitsanstieg. Die Prävalenz schizophrener Psychosen vor dem 12. Lebensjahr ist geringer als 1:10 000, danach findet sich bis zum 18. Lebensjahr eine deutlich höhere Prävalenz mit 17,6:10 000 (Carlson et al., 2005). Die Prognose der Schizophrenie ist umso schlechter, je früher die Krankheit erstmals auftritt (Fleischhaker et al., 2005). Remschmidt et al. beschreiben einen chronischen Verlauf in über 90 % der Fälle, wenn der Erkrankungsbeginn vor dem 14. Lebensjahr liegt. Dies bestätigen auch Studien von Asarnow et al. und Remschmidt et al. (Asarnow et al., 2004; Asarnow et al., 2001; Remschmidt et al., 1994b). Trotz der großen Fortschritte im Hinblick auf die multimodale Behandlung der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter ist vieles in Bezug auf Ätiologie, Prognose und Verlauf noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt zwar zahlreiche Studien über den Langzeitverlauf, aber dennoch keine eindeutigen Prädiktoren, die den Langzeitverlauf oder die Prognose der an einer Schizophrenie erkrankten Kinder- und Jugendlichen vorhersagen könnten (Huber, 1997). Im Rahmen der vorliegenden Studie sollen bekannte Prädiktoren des Langzeitverlaufs schizophrener Erkrankungen validiert werden. Dies geschieht anhand einer katamnestischen Nachuntersuchung einer vollständigen Inanspruchnahmepopulation von schizophren erkrankten Kindern und Jugendlichen der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Nachuntersuchung der ehemaligen Patientinnen und Patienten der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Freiburg wurde von den Doktorandinnen Katharina Bihlmaier und Ulrike Wolf unter der Federführung von Prof. Dr. Schulz und Dr. Fleischhaker durchgeführt. Dabei wurde die Datenerhebung zu gleichen Teilen von beiden Doktorandinnen vorgenommen. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte getrennt, dem jeweiligen Untersuchungsschwerpunkt entsprechend. In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse über die Psychopathologie und den Verlauf der 2 Einleitung medikamentösen Therapie dargestellt. Die Ergebnisse der psychosozialen Entwicklung sind Gegenstand der Arbeit von Katharina Bihlmaier. 1.1 Übersicht Schizophrenie Das klinische Bild der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter wird nach dem heutigen Forschungsstand am meisten durch die individuellen Faktoren Alter und Entwicklungsstand geprägt. Dabei zeigen sich Beziehungen zur Schizophrenie in jeder Altersund Entwicklungsstufe (Schulz, 1998). So weist beispielsweise die von Leonard beschriebene frühkindliche Katatonie wahrscheinlich Beziehungen zur Schizophrenie auf (Leonhard, 1986). Gleiches gilt für einige Psychosen, die eine Manifestation in der späten Kindheit bis hin zur Präpubertät haben (Anthony, 1958; Kolvin et al., 1971; Rutter, 1967). Kanner teilte die kindlichen Psychosen in drei Gruppen ein: in die des frühkindlichen Autismus, in die der kindlichen Formen der Schizophrenie und in die der desintegrativen Psychosen des Kindesalters (Kanner, 1943). Diese klinischen Syndrome weisen allerdings nicht alle einen eindeutigen Bezug zur Schizophrenie des Erwachsenenalters auf. Zwar beschrieben Rutter und Kolvin et al., dass Psychosen mit einer Manifestation in der späten Kindheit bis hin zur Präpubertät einen Bezug zur Schizophrenie des Erwachsenenalters haben (Kolvin et al., 1971; Rutter, 1967). Hingegen konnte gezeigt werden, dass für den frühkindlichen Autismus weder im Kindes- noch im Erwachsenenalter eine erwähnenswerte Komorbidität zur Schizophrenie existiert (Caplan, 1994; Volkmar and Cohen, 1991). Nach heutigem Kenntnisstand erscheint es sinnvoll, die schizophrenen Psychosen des Kindes- und Jugendalters im Hinblick auf das Alter bei Erstmanifestation in zwei Gruppen zu untergliedern. Nur so kann den individuellen entwicklungspsychopathologischen Konstellationen besser Rechnung getragen werden (AACAP, 2001). So hat es sich durchgesetzt, die Definitionen der Very-Early-Onset Schizophrenia (VEOS) für einen Erkrankungsbeginn vor dem 14. Lebensjahr und die der Early-Onset-Schizophrenia (EOS) für einen Erkrankungsbeginn zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr zu verwenden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen klinischem Syndrom und Manifestationsalter bei Psychosen des Kindes- und Jugendalters und deren Beziehung zur Schizophrenie des Erwachsenenalters. Einleitung 3 Tabelle 1: Klinisches Syndrom und Manifestationsalter bei Psychosen des Kindes- und Jugendalters und deren Beziehung zur Schizophrenie des Erwachsenenalters (Schulz, 1998) Klinisches Syndrom Manifestationsalter Beziehung zur Schizophrenie Autismus (Kanner, 1943) bis zum 3. Lebensjahr Autismus (Asperger, 1944) in den ersten sechs Lebensjahren fraglich Frühkindliche Katatonie (Leonhard, 1986) in den ersten sechs Lebensjahren wahrscheinlich Präpubertale Schizophrenie (Stutte, 1969) in der Pubertät vorhanden „Very-Early-OnsetSchizophrenia“ vor dem 14. Lebensjahr vorhanden „Early-Onset-Schizophrenia“ zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr vorhanden 1.2 keine Klassifikation und Symptomatologie von schizophrenen Psychosen des Kindesund Jugendalters Um das Krankheitsbild der Schizophrenie zu diagnostizieren orientieren sich die heutzutage gebräuchlichen Klassifikationsschemata der ICD-10 (WHO, 1996) und des DSM-IV (APA, 1994; APA, 2001) an der Symptomatologie. Zusätzlich werden zeitliche Kriterien für den Beginn und den Verlauf der Erkrankung definiert. Darüber hinaus müssen die Differentialdiagnosen exogener Ursachen ausgeschlossen werden. Klassifikation nach ICD-10 Im folgenden soll näher auf die Klassifikation der ICD-10 (Remschmidt et al., 2001; WHO, 1996) bezüglich aller in dieser Studie einbezogenen Diagnosen eingegangen werden. Dies bezieht sich auf die Diagnosen F20 und F25. Die Diagnose einer schizophrenen Psychose (F20) kann gestellt werden, wenn mindestens ein eindeutiges Symptom (zwei oder mehr, wenn weniger eindeutig) der unten genannten Gruppen 1–4 oder mindestens zwei Symptome der Gruppen 5–8 vorliegen. Diese Symptome müssen fast ständig während eines Monats oder länger deutlich vorhanden gewesen sein. Mindestens eines der folgenden Merkmale: 1. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung; 4 Einleitung 2. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliedbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmung; 3. Kommentierende oder dialogische Stimmen, die über die Patienten reden oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen; 4. Anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer Wahn, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen. Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale: 5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken ohne deutlich affektive Beteiligung oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen; 6. Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt; 7. Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus und Stupor; 8. „Negative“ Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte. (Es muss sichergestellt sein, dass diese Symptome nicht durch eine Depression oder eine neuroleptische Medikation verursacht werden.) Häufige Ausschlusskriterien für die Diagnose F20 sind neben organischen Hirnerkrankungen auch Alkohol- oder Substanzintoxikation und Abhängigkeits- oder Entzugssyndrome. Entsprechend der ICD-10 unterscheidet man folgende Subtypen der schizophrenen Psychose: • F20.0 paranoide Schizophrenie • F20.1 hebephrene Schizophrenie • F20.2 katatone Schizophrenie • F20.3 undifferenzierte Schizophrenie • F20.4 postschizophrene Depression • F20.5 schizophrenes Residuum • F20.6 Schizophrenia simplex • F20.8 sonstige Schizophrenie • F20.9 nicht näher bezeichnete Schizophrenie Aufgrund der großen Variationsbreite des Verlaufs einer schizophrenen Psychose wird dieser anhand der fünften Stelle gesondert differenziert. Der Verlauf kann allerdings nur kodiert werden, wenn der Beobachtungszeitraum mindestens ein Jahr beträgt. • F20.x kontinuierlich (keine Symptomremission im Beobachtungszeitraum); Einleitung 5 • F20.x1 episodisch, mit zunehmender Entwicklung „negativer“ Symptome in den Krankheitsintervallen; • F20.x2 episodisch, mit anhaltenden, aber nicht zunehmenden „negativen“ Symptomen in den Krankheitsintervallen; • F20.x3 episodisch (remittierend), mit vollständiger oder praktisch vollständiger Remission zwischen den psychotischen Episoden; • F20.x4 unvollständige Remission; • F20.x5 vollständige Remission; • F20.x8 sonstiger Verlauf; • F20.x9 Verlauf unsicher, Beobachtungszeitraum weniger als ein Jahr. Die Diagnose einer schizoaffektiven Störung (F25) kann gestellt werden, wenn sowohl affektive als auch schizophrene Symptome in derselben Krankheitsphase auftreten, entweder gleichzeitig oder höchstens durch einige Tage getrennt. Dabei muss die Störung die Kriterien für eine affektive Störung (F30, F31, F32) vom Schweregrad mittelgradig oder schwer erfüllen, wie für jede Subgruppe beschrieben. Desweiteren müssen Symptome aus mindestens einer der Symptomgruppen 1–4, 6 oder 7 der Diagnosekriterien der Schizophrenie (F20) während des größten Teils einer Zeitspanne von mindestens zwei Wochen vorhanden sein. Die oben genannten Kriterien müssen während derselben Störungsepisode und wenigstens für einige Zeit gleichzeitig erfüllt sein. Als Ausschlusskriterien gelten die gleichen wie bei der Diagnose einer Schizophrenie: organische Krankheiten des Gehirns, Intoxikation oder Abhängigkeit von psychotropen Substanzen. Entsprechend der ICD-10 unterscheidet man folgende Subtypen der schizoaffektiven Psychose: • F25.0 schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch • F25.1 schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv • F25.2 gemischte schizoaffektive Störung Bei der Diagnose F25 ist eine Kodierung des Verlaufs gemäß ICD-10 nicht vorgesehen. In dieser Katamnese wurde aber, um die Diagnosen für alle Teilnehmer einheitlich und übersichtlich zu gestalten, die Verlaufskodierung wie für die Diagnose einer Schizophrenie übernommen. Klassifikation nach DSM-IV Ergänzend zur Diagnosestellung nach ICD-10 wurde in dieser Studie zusätzlich die Klassifikation nach den Kriterien des DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental 6 Einleitung Disorders) der American Psychiatric Association (APA 1994, 2001) verwendet. Somit lässt sich eine Vergleichbarkeit mit englischsprachig publizierten Untersuchungen über schizophrene Psychosen im Kindes- und Jugendalter erreichen. Anders als bei der Klassifikation nach ICD-10 wird bei den Kriterien des DSM-IV zusätzlich zu den charakteristischen Symptomen der Schizophrenie eine Beeinträchtigung sowohl der beruflichen als auch der sozialen Leistungsfähigkeit verlangt. Dabei muss das Leistungsniveau deutlich unter dem liegen, das vor Beginn der Symptomatik erreicht wurde. Desweiteren müssen die Zeichen des Störungsbildes kontinuierlich mindestens sechs Monate anhalten, in denen mindestens ein Monat lang andauernde Symptome nachweisbar sind. Somit zeigt sich, dass die Kriterien nach DSM-IV weitaus strenger sind als die der ICD-10. Die Subtypen der Schizophrenie werden wie folgt unterteilt: • 295.10 (F20.1x) desorganisierter Typus • 295.20 (F20.2x) katatoner Typus • 295.30 (F20.0x) paranoider Typus • 295.40 (F20.8x) schizophrenieforme Störung • 295.60 (F20.5x) residualer Typus • 295.70 (F25.x) schizoaffektive Störung • 295.90 (F20.3x) undifferenzierter Typus Patienten, bei denen in der vorliegenden Katamnese keine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit aufrat, oder Patienten, bei denen die Symptome zwar mindestens einen Monat, aber weniger als sechs Monate andauerten, erhielten entsprechend der Kriterien des DSM-IV die Diagnose einer schizophrenieformen Störung (295.40). Der Verlaufscodierung des DSM-IV wurde, um die Kodierung zu erleichtern, in der vorliegenden Studie neu eine Zahl zugeordnet: 1 = episodisch mit Residualsymptomen zwischen den Episoden 2 = episodisch mit ausgeprägten Negativsymptomen 3 = episodisch ohne Residualsymptome zwischen den Episoden 4 = kontinuierlich 5 = kontinuierlich mit ausgeprägten Negativsymptomen 6 = einzelne Episode mit unvollständiger Remission 7 = einzelne Episode mit unvollständiger Remission mit ausgeprägten Negativsymptomen 8 = einzelne Episode mit vollständiger Remission 9 = sonstiger oder nicht näher spezifizierter Verlauf Einleitung 7 Folgende Verlaufsformen wurden noch ergänzt: 0 = Beobachtungszeitraum weniger als ein Jahr 10 = episodisch mit unvollständiger Remission 11 = episodisch mit vollständiger Remission Symptomatologie Die Symptomatik der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter ist gekennzeichnet durch die alterstypischen Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen in der Adoleszenz. Zeitlich umfasst die Adoleszenz eine Alterspanne zwischen dem 12./13. und dem 24. Lebensjahr (Remschmidt, 1992). Dieser Lebensphase wird unter entwicklungspsychologischer Sicht eine eigene Bedeutung zugemessen. Vor diesem Hintergrund verweist Remschmidt insbesondere auf die Bedeutung von phasenspezifischen Verhaltensweisen, Einstellungen, Normen, Rollenverhalten und Anforderungen in der Adoleszenz. Betrachtet man diese Entwicklungsaufgaben, so finden sich jedem Alter entsprechend typische Merkmale, von denen man annehmen kann, dass sie nicht nur die Symptomatologie bei Auftreten einer schizophrenen Psychose beeinflussen, sondern eventuell auch für den weiteren Verlauf dieser schweren Erkrankung bedeutsam sein könnten (Schulz, 1998). Die Prävalenz schizophrener Psychosen ist in jeder Alterstufe unterschiedlich. So beginnen ca. 1 % aller schizophrenen Psychosen vor dem 10. und ungefähr 4 % vor dem 15. Lebensjahr. Im Verlauf kommt es im Jugendalter und in der Adoleszenz zu einem bemerkenswerten Häufigkeitsanstieg: 22 % manifestieren sich zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr und bis zu 37 % zwischen dem 20. und 29. Lebensjahr (Remschmidt, 1993). Betrachtet man die Erstmanifestation, so sind schizophrene Psychosen auch im Jugendalter und der Adoleszenz keine Seltenheit. Die Kernsymptome der Schizophrenie lassen sich bereits im Kindesalter feststellen (Armenteros et al., 1995; King, 1994; Remschmidt et al., 1994a). In der Gruppe der 5- bis 11jährigen, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind, zeigen sich, wie in Tabelle 2 zusammengefasst wird, in ca. 80 % der Fälle akustische Halluzinationen, gefolgt von Wahnphänomenen (55–63 %), formale Denkstörungen (40–100 %), optische Halluzinationen (30–47 %) und Affektveränderungen (ca. 70 %). Bei den Schizophrenien mit Erstmanifestation im Kindesalter zeigen die vorliegenden Studien ein deutliches Überwiegen des männlichen Geschlechts, mit einer Relation von 3:1, während das Geschlechterverhältnis bei einer Erstmanifestation in der Adoleszenz fast wieder ausgeglichen ist (Remschmidt, 2004). 8 Einleitung Tabelle 2: Zur Symptomatik von schizophrenen Psychosen mit Manifestation im Kindesalter, modifiziert nach Schulz (1998) n männlich/weiblich Alter in Jahren (Altersspanne) Kolvin et al. 1971 Russel et al. 1989 Green et al. 1992 33 24/9 11,1 (5–15) 35 24/11 9,5 (4,8–13,3) 38 26/12 9,6 (5,7–11,1) Symptomatik (%) akustische Halluzinationen 82 80 84,2 optische Halluzinationen 30 37 47,4 Wahn 58 63 55,3 Denkstörungen 60 40 100 1.3 Die Bedeutung positiver und negativer Symptome Im Vordergrund einer schizophrenen Psychose stehen zumeist die besonders auffälligen Produktiv- bzw. positiven Symptome. Dazu gehören Halluzinationen, formale Denkstörungen, Wahnsymptome oder Wahnwahrnehmungen, Veränderungen des Affekts, des Verhaltens und eventuell der Motorik. Unter den Begriff der negativen Symptomatik zählen unter anderem Symptome wie Affektverflachung, Antriebs- und Interessenslosigkeit, sozialer Rückzug, kognitive Defizite, Sprachverarmung und reduzierte Psychomotorik (Mehler-Wex et al., 2004). Entsprechend teilte Crow die Symptomatik in zwei Typen anhand der Symptome ein (Crow, 1980). Diese verschiedenen Typen der Schizophrenie (Typ-I und Typ-II) wiesen jeweils charakteristische Symptome auf. Crow ging davon aus, dass beide Typen eine relativ unabhängige Psychopathologie zeigen. So dominierte beim Typ-I eine positive Symptomatik mit Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Verwirrtheit, wohingegen sich für den Typ-II eine eher negative Symptomatik mit Affektverflachung, Sprachverarmung und Antriebsarmut zeigte. Tabelle 3 zeigt weitere Merkmale der beiden Typen. Einleitung 9 Tabelle 3: Charakteristika der Schizophrenietypen nach Crow (1980) Typ-I-Schizophrenie charakteristische Symptome positive Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit, Erregung Art des Erkrankungsbeginn Ansprechen auf Neuroleptika kognitive Beeinträchtigung Verlauf akut gut nicht vorhanden rückläufig Typ-II-Schizophrenie negative Symptome wie Affektverflachung, Sprachverarmung, Antriebsarmut, sozialer Rückzug chronisch schlecht teilweise vorhanden beständig Der positive Typ der Schizophrenie zeigt einen akuten Erkrankungsbeginn mit einem guten Ansprechen auf Neuroleptika und einem günstigen Verlauf, während der negative Typ der Schizophrenie mit einem chronischen Beginn, einem schlechten Ansprechen auf Neuroleptika und einem ungünstigen Verlauf einhergeht. Der negative Typ zeigt eine erhöhte Rate an hirnorganisch strukturellen Auffälligkeiten mit bereits prämorbid vorhandener Symptombelastung, wohingegen der positive Typ eher auf einem Transmitterungleichgewicht beruht und eine gute prämorbide Adaptation aufweist. Weitere Unterschiede finden sich im Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung, diese ist beim negativen Typ stärker beeinträchtigt. Nach heutigem Forschungsstand ist es allerdings nicht gerechtfertigt eine strikte Einteilung in einen eindeutig positiven oder negativen Typ zu machen (Fenton and McGlashan, 1991). Positive und negative Symptome sind nicht getrennt zu erfassen, sondern stehen in ständigem Wechselspiel miteinander (Schulz, 1998; Werry and McClellan, 1992). Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass desorganisiertes Verhalten eine eigene unabhängige Kategorie darstellen könnte, die desorganisierte Sprache, bizarres Verhalten und mangelnde Aufmerksamkeit beinhaltet (Werry and McClellan, 1992). 1.4 Die Bedeutung prämorbider Faktoren Im Hinblick auf die Frühmanifestation einer schizophrenen Psychose kann nach heutigen Kenntnissen davon ausgegangen werden, dass eine bei einem Patienten bestehende Vulnerabilität für das Auftreten einer schizophrenen Psychose sowie Merkmale der prämorbiden Persönlichkeit mit belastenden Lebensereignissen oder familiären Einflussfaktoren in wechselseitiger Beziehung stehen. Das Scheitern an alterstypischen Bewältigungsaufgaben kann zu einer Dekompensation in die Psychose führen (Remschmidt, 2004; Schulz, 1998). 10 Einleitung Merkmale einer erhöhten Vulnerabilität zeigen sich anhand folgender Risikofaktoren: 1.5 • Eine deutliche genetische Belastung: Eine Metaanalyse der von 1920 bis 1987 in Europa durchgeführten Familien- und Zwillingsstudien (Gottesman, 1991) belegt ein durchschnittliches Morbiditätsrisiko von 48 % für homozygote Zwillinge, von 46 % für Kinder beider erkrankter Eltern und von 17 % für Kinder mit einem kranken Elternteil. Demgegenüber liegt das Risiko in der Allgemeinbevölkerung bei ungefähr 1 %, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken (Wildenauer and Schwab, 2004). • Hinsichtlich neurobiologischer Veränderungen scheinen eine Reihe von Faktoren in Zusammenhang mit der Manifestation einer schizophrenen Psychose in der Pubertät und Frühadoleszenz zu stehen, wie z. B. noch nicht abgeschlossene Myelinisierung des Assoziationskortex und des Hippocampus oder unvollständige Reifungsprozesse des präfrontalen Kortex (Remschmidt, 2004). Prognose und Langzeitverlauf schizophrener Psychosen Prognose und Langzeitverlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter können nach heutigem Forschungsstand nicht eindeutig vorhergesagt werden. Werry und Taylor weisen daraufhin, dass die Schizophrenie ein wechselndes Störungsbild ist mit einer großen Breite an individueller Variabilität (Werry and Taylor, 1994). Dies spiegelt sich auch im Langzeitverlauf wider. Heutzutage ergibt sich zwar dank der modernen Möglichkeiten der Behandlung der Schizophrenie eine deutlich bessere Prognose, dennoch können nicht alle Patienten in ihr ursprüngliches Wohnmilieu zurückkehren oder die Tätigkeiten wiederaufnehmen, die sie vor ihrer Erkrankung durchführen konnten. Betrachtet man die Krankheitsverläufe aus dem Bereich der Erwachsenenpsychiatrie, so zeigt sich, dass auch Schizophrenien, die erstmals im Erwachsenenalter auftreten, einen schwerwiegenden chronischen Verlauf nehmen können. Hier findet man in katamnestischen Nachuntersuchungen in 25 % eine hochgradige Beeinträchtigung, wohingegen weitere 25 % einen guten Outcome zeigen und schätzungsweise 50 % eine Teilremission aufzeigen (Ciompi and Müller, 1976; Harrison et al., 2001). Weiner zeigte, dass der Verlauf der schizophrenen Psychose im Kindes- und Jugendalter sehr viel schlechter verläuft als im Erwachsenenalter. Hier stellte sich in 50 % der Fälle eine chronische Verlaufsform dar, die dazu führt, dass die jugendlichen Patienten eine ständige Betreuung benötigen (Weiner, 1982). Ähnliche Ergebnisse zeigen die aktuellen katamnestischen Nachuntersuchungen von schizophren erkrankten Kindern und Jugendlichen. Tabelle 4 gibt eine Übersicht über die Studien der letzten zehn Jahre. 42,4 ± 4,8 (33–51) 9,5 ± 2,2 (4–14) 15,4 (10,2–21,2) 10,5 (5,1–18,2) 11,8 ± 1,7 (10–15) 11,8 ± 5,5 41,9 ± 8,2 Katamnese Remschmidt et al. (2007) Fleischhaker et al. (2005) Röpcke und Eggers (2005) Jarbin et al. (2003) Lay et al. (2000) Hollis (2000) Eggers und Bunk (1997) 295.X gemäß DSM-IIIR Schizophrenie gemäß DSM-IIIR Ges: w m Ges: w m Ges: w m Ges: w m Ges: w m Ges: w VEOS/EOS k. A. m 11,8 ± 2,0 Ges: (6–14) w VEOS 100 % m 14,0 ± 1,6 Alter bei Erkrankungsbeginn [Jahre] F20, F25 12,7 ± 2,5 gemäß ICD-10 (5–14) VEOS 100 % 295.X 15,9 ± 2,2 gemäß DSM-IIIR (10–18) VEOS 17 % EOS 83 % 295.4, 297.0, 16,0 ± 1,52 298.X gemäß ICD-9 EOS 100 % 295.1–295.4, 15,8 295.7, 295.7 (11,8–18,7) gemäß DSM-IV VEOS 25 % EOS 75 % 295.X 16,0 ± 1,4 gemäß ICD-9 (11–17) VEOS 21 % EOS 79 % Eingeschlossene Diagnosen GAS GAS GAS Verlaufskriterium gut moderat schlecht gut moderat schlecht Ausprägung (100–71) (70–41) (40–0) (100–71) (70–41) (40–0) Grad gut (100–61) moderat (60–51) schlecht (50–1) GAF gut (100–71) moderat (70–51) schlecht (50–41) sehr schlecht (40–1) 96 (100) DAS-M keine Beeinträchtigung 41 (42,7) geringe Beeinträchtigung 55 (57,3) deutliche Beeinträchtigung schwere Beeinträchtigung sehr schwere Beeinträchtigung maximale Beeinträchtigung 51 (100) WHO-Life vollständige Remission 22 (43) Chart unvollständige Remission 29 (57) keine Remission 44 (100) DAS-M vollständige Remission unvollständige Remission 25 (56,8) 19 (43,2) keine Remission 39 (100) 19 (48,7) 20 (51,3) 39 (100) 15 (38,5) 24 (61,5) 38 (100) 23 (60,5) 15 (39,5) 101 (100) 53 (52,5) 48 (47,5) Anzahl n (%) 8 11 20 3 5 7 22 8 5 9 19 20 3 6 20 24 11 11 22 6 9 23 16 31 34 (21) (28) (51) (7,7) (12,8) (18) (56,4) (12,5) (7,8) (14,1) (29,7) (31,2) (4,7) (12) (40) (48) (25) (25) (50) (15,8) (23,7) (60,5) (19,8) (38,2) (42) n (%) Abkürzungen: Ges = Gesamt; w = weiblich; m = männlich; GAF = Global Assessment of Functioning; GAS = Global Assessment Schedule; DAS-M = Disability Assessment Schedule, Mannheimer Version; EOS = Early Onset Schizophrenia; VEOS = Very Early Onset Schizophrenia Dauer der Katamnese [Jahre] Tabelle 4: Übersicht über die aktuellsten Katamnesestudien bezogen auf den Verlauf 12 Einleitung Hollis fand in einer Nachuntersuchung von 51 an Schizophrenie erkrankten Kindern mit einem Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren in 12 % eine vollständige Remission, während nahezu 50 % eine chronische Verlaufsform aufwiesen. Das Alter bei Erkrankungsbeginn schloss in dieser Studie sowohl Patienten mit einem frühen Beginn vor dem 14. Lebensjahr als auch Patienten mit einem Beginn nach dem 14. Lebensjahr ein (Hollis, 2000). Bei Eggers und Bunk, die 44 Patienten mit VEOS nachuntersuchten, stellte sich ein deutlich besserer Verlauf dar. In dieser Studie befanden sich 25 % nach einem Beobachtungszeitraum von über 40 Jahren in vollständiger Remission. Wieder zeigte sich bei 50 % ein chronischer Verlauf. Sie wiesen ebenfalls darauf hin, dass keiner der Patienten mit einem chronischen Erkrankungsbeginn im Verlauf der Erkrankung eine Vollremission zeigte (Eggers and Bunk, 1997). Lay et al. belegten nach einem knapp zwölfjährigen Beobachtungszeitraum bei 20 % der Patienten mit VEOS und EOS keine oder eine geringe psychosoziale Beeinträchtigung, während 14 % eine deutliche und 66 % eine schwere oder maximale psychosoziale Beeinträchtigung aufwiesen (Lay et al., 2000). In der Studie von Jarbin et al. zeigte sich bei 39 nachuntersuchten Patienten mit VEOS und EOS in 75 % ein schlechter oder gar sehr schlechter Verlauf und nur in 20 % ein guter bis moderater Erkrankungsverlauf (Jarbin et al., 2003). Röpcke und Eggers untersuchten Kinder mit einem Ersterkrankungsalter nach dem 14. Lebensjahr und stellten ein etwas befriedigenderes Ergebnis mit einem guten Verlauf in 21 % der Fälle dar. 51 % zeigten eine schlechte psychosoziale Anpassung (Ropcke and Eggers, 2005). Fleischhaker et al. konnten bei einer Nachuntersuchung mit einer hohen Fallzahl von 101 Patienten mit VEOS und EOS nach einem Katamnesezeitraum von knapp zehn Jahren zeigen, dass 20 % eine gute psychosoziale Anpassung zeigten und 42 % eine deutlich schlechtere Beeinträchtigung aufwiesen (Fleischhaker et al., 2005). Die aktuellste Studie über den Verlauf der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter ist die Studie von Remschmidt et al.. Sie untersuchten 38 Patienten mit einem Ersterkrankungsalter vor dem 14. Lebensjahr. Es zeigte sich ein noch wesentlich schlechterer Verlauf der Patienten nach einer über 42-jährigen Dauer der Katamnese. 60 % der Patienten hatten einen schlechten Verlauf und nur knapp 16 % erreichten ein gutes Funktionsniveau (Remschmidt et al., 2007). In Tabelle 5 wird die psychopathologische Querschnittssymptomatik dieser Studien näher betrachtet. Einleitung 13 Hollis (2000) wies in 50 % einen schweren Verlauf mit positiven und negativen Symptomen nach und lediglich 22 % der 50 interviewten Patienten hatten eine minimale Positiv- bzw. Negativsymptomatik. In der Studie von Fleischhaker et al. (2005) zeigte sich nach einem Beobachtungszeitraum von knapp zehn Jahren zum Zeitpunkt der Katamnese eine deutliche Belastung mit schizophrenen Symptomen. Entsprechend der SAPS waren in über 50 % schwere oder moderate positive Symptome nachweisbar und lediglich 43 % der Patienten wiesen eine geringe Positivsymptomatik auf. Vergleicht man hierzu die Symptombelastung mit negativen Symptomen, gemessen anhand der SANS, so zeigte sich ein noch höherer Wert von 67 % für die Ausprägung einer schweren oder moderaten Negativsymptomatik. Betrachtet man die Nachuntersuchung von Remschmidt et al. (2007), wird der schlechte Verlauf mit negativen Symptomen weiter bestätigt. Hier zeigten von 16 Patienten fast 94 % eine moderate oder schwere Negativsymptomatik, und lediglich 6 % wiesen eine minimale Ausprägung auf. Vergleicht man hierzu die positive Symptomatik, so zeigte sich ein deutlicher Unterschied zur untersuchten Stichprobe von Fleischhaker et al. (2005). Mehr als 56 % zeigten eine geringe Positivsymptomatik, während die verbleibenden 43 % moderate oder schwere Symptome aufwiesen. Eine detaillierte Beschreibung zeigt die folgende Tabelle. AMDP-Scale Schweregrad der Symptome anhand SANS/SAPS PANSS Lay et al. (2000) Hollis (2000) Eggers und Bunk (1997) minimal moderat schwer minimal moderat schwer 24,2 minimal moderat schwer minimal moderat schwer minimal moderat schwer minimal moderat schwer minimal moderat schwer minimal moderat schwer Mittelwert Summenscore 17,1 Ausprägung (37,5) (25) (37,5) (56,3) (18,7) (25) (6,3) (18,7) (75) (60,3) (20,7) (19) (43,4) (41,4) (10,3) (32,8) (34,5) (32,8) 11 (30,6) 9 (25) 16 (44,4) keine näheren Angaben bekannt 11 (22) 14 (28) 25 (50) keine näheren Angaben bekannt 6 4 6 9 3 4 1 3 12 35 11 12 28 24 6 19 20 19 n (%) 50 36 33 58 16 n gesamt Abkürzungen: PANSS = The Positive and Negative Syndrome Scale 1987; AMDP-Skala = Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie 1983; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale; BPRS-Score 1 = Depressionsscore der Brief Psychatric Rating Scale Jarbin et al. (2003) PANSS Summenscore positive Symptome Summenscore negative Symptome Strauss-Carpenter Scale SANS SAPS BPRS-Score 1 SANS SAPS BPRS-Score 1 Psychopathologie Röpcke und Eggers (2005) Fleischhaker et al. (2005) Remschmidt et al. (2007) Katamnese Tabelle 5: Übersicht über die aktuellsten Katamnesestudien bezogen auf die Psychopathologie 15 Einleitung Betrachtet man die Suizidrate der an einer Schizophrenie erkrankten Patienten, so zeigte sich in der Studie von Remschmidt et al. (2007) ein erschreckend hoher Anteil von 15,8 % in der Schizophreniegruppe, wohingegen der Anteil bei Patienten, die gemäß ICD-10 nicht die Diagnose einer Schizophrenie erhalten hatten, nur ein Drittel dessen betrug (5,3 %). In der Nachuntersuchung von Asarnow et al. mit einer kleinen Teilnehmerzahl von 18 Patienten wurden bei 38 % der Patienten Suizidversuche erhoben und weitere 38 % äußerten Suizidgedanken, ohne einen Versuch unternommen zu haben (Asarnow et al., 1994). Werry et al. schätzten das Risiko eines Suizides aufgrund psychotischen Denkens bei Kindern und Jugendlichen auf 5 %, allerdings sei die Vergleichbarkeit schlecht, da die Fallzahlen oft klein und die Nachuntersuchungszeit kurz seien (Werry et al., 1991). 1.6 Die Vorhersagemöglichkeit des Verlaufs anhand verschiedener Charakteristika der ersten Erkrankungsepisode Basierend auf dem heutigen Kenntnisstand der Forschung ist es nicht möglich, eine allgemein gültige Aussage über die Vorhersage des Langzeitverlaufs zu treffen. Man findet in den bisher durchgeführten Studien eine große Heterogenität, was die verschiedenen Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf betrifft. Dies lässt darauf schließen, dass sich der Langzeitverlauf der Schizophrenie sehr multidimensional darstellt. Betrachtet man die erste Erkrankungsepisode bezüglich der Charakteristika „Schwere der Symptomatik“, „prämorbider und familiärer Belastung“, „Alter bei erster stationärer Aufnahme“, „Dauer der stationären Behandlung“, „Art des Erkrankungsbeginns“ oder „Geschlecht“, so lassen sich daraus einige mögliche Prädiktoren benennen. Laut der Nachuntersuchung von Röpcke und Eggers ist der beste Prädiktor die Art des Erkrankungsbeginns, gefolgt von der prämorbiden sozialen Anpassung. Patienten mit einem akuten Erkrankungsbeginn und einer vor Beginn besseren sozialen Anpassung zeigten im Verlauf eine bessere psychopathologische und psychosoziale Entwicklung. Den Faktoren Geschlecht und Dauer des ersten stationären Aufenthaltes konnte keine Bedeutung beigemessen werden (Ropcke and Eggers, 2005). Betrachtet man hingegen die Studie von Schmidt et al., so stellten sich eine lange Dauer und eine große Anzahl an Behandlungsepisoden, sowie eine hohe Anzahl von Symptomen und ein niedriges soziales Kompetenzniveau bei Entlassung als wichtige Prädiktoren für einen chronischen Verlauf dar. Keinen Effekt hatten die Faktoren Alter, Symptomatik und soziale Kompetenz bei Aufnahme (Schmidt et al., 1995). 16 Einleitung Remschmidt et al. konnten zeigen, dass eine prämorbide kognitive Beeinträchtigung mit einer hohen Rate an negativen Symptomen und einer niedrigeren Rate an positiven Symptomen korreliert. Ebenso war der chronische Beginn der Erkrankung ein wesentlicher Prädiktor für einen schlechten Verlauf mit einer deutlichen kognitiven Beeinträchtigung (Remschmidt et al., 2000). Eggers und Bunk zeigten einen engen Zusammenhang zwischen einem frühen und chronischen Erkrankungsbeginn. Sie stellten dar, dass sich vor allem in der Gruppe der VEOS ein schleichender Beginn manifestierte, der mit einem schlechten Verlauf einherging. Den Faktoren Geschlecht und Symptomatik zu Beginn der Erkrankung wurde keine Bedeutung beigemessen (Eggers and Bunk, 1997). In der Nachuntersuchung von Fleischhaker et al. erwiesen sich weibliches Geschlecht, eine hohe kognitive Leistungsfähigkeit und eine kurze Dauer der ersten Krankheitsepisode als starke Prädikoren für einen guten Verlauf (Fleischhaker, 2006). Als stärkster Prädiktor allerdings zeigte sich eine Belastung mit prämorbiden Symptomen. Eine wesentlich schlechtere Prognose zeigten die Patienten, die vor Beginn der schizophrenen Psychose internalisierende, externalisierende oder Entwicklungsverzögerungen hatten (Fleischhaker et al., 2005). Schulz konnte in einer prospektiven Studie zeigen, dass junges Alter bei Erkrankung, eine prämorbide Belastung mit Entwicklungsverzögerungen und introvertierten Symptomen sowie ein schleichender Beginn der Erkrankung mit einem großen Anteil an negativen und depressiven Symptomen, wichtige Prädikoren für einen negativen Verlauf waren (Schulz, 1998). Zusammenfassend kann man sagen, dass es einige Faktoren gibt, anhand derer man sich an eine Prognose bezüglich des Langzeitverlaufs der schizophrenen Psychose im Kindes- und Jugendalter wagen könnte. Eine gewisse prognostische Relevanz lässt sich vermutlich für die kognitive und prämorbide Beeinträchtigung, das Alter bei Erkrankungsbeginn und die Merkmale bezüglich Symptomatik, Art des Erkrankungsbeginns, Dauer und Anzahl der stationären Aufenthalte, formulieren. Dies zu überprüfen ist ein Ziel der vorliegenden Arbeit. 1.7 Therapie der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter Die Behandlung der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter unterscheidet sich von der Behandlung der schizophrenen Psychosen im Erwachsenenalter. Wegweisend bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen ist nicht nur die Berücksichtigung des Schweregrads der Erkrankung, sondern vor allem auch die Beachtung und Förderung der alters- Einleitung 17 entsprechenden Entwicklung, die durch die Erkrankung beeinträchtigt oder verzögert sein kann (AACAP, 2001). Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (DGKJPP, 2003) und der American Association for Child and Adolescent Psychiatry (AACAP, 2001) empfehlen ein umfassendes, multimodal ausgerichtetes Therapieschema, welches sich sowohl auf die krankheitsspezifischen psychotischen Symptome als auch auf psychotherapeutische und psychosoziale Maßnahmen stützt. Die aktuellste Auflage der Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von Schizophrenie, schizotypen und wahnhaften Störungen der DGKJPP (2007) entspricht den Leitlinien aus dem Jahr 2003. Die Therapiekonzepte der AACAP (2001) bzw. der DGKJPP (2003, 2007) haben sich in klinischen Studien als wirksam erwiesen. Sie empfehlen den folgenden Behandlungsablauf: Anfangsphase/Akute Phase: • vollständige, sorgfältige Befunderhebung inklusive einer körperlichen und neurologischen Diagnostik und Differentialdiagnostik • stationäre Aufnahme und Minimierung der Eigen- und Fremdgefährdung • Einleitung einer medikamentösen Therapie: Mittel der ersten Wahl stellen klassische und atypische Neuroleptika dar. Eine Ausnahme besteht für Clozapin, welches wegen des erhöhten Agranulozytoserisikos erst gegeben werden soll, wenn mindestens zwei andere Neuroleptika nicht wirksam waren oder zu starke Nebenwirkungen aufgetreten sind. Atypische Neuroleptika führen zu einem signifikant stärkeren Rückgang der Symptomatik, gehen mit weniger Rezidiven einher und haben geringere Nebenwirkungen als klassische Neuroleptika. Um eine Entscheidung über die Wirksamkeit des Medikamentes zu treffen sollte eine ausreichende Dosierung (eventuell Plasmaspiegelkontrolle) mindestens 3–6 Wochen beibehalten werden. • Indikation für die Verwendung von atypischen Neuroleptika sind im Einzelfall stark beeinträchtigende extrapyramidale Symptome, kognitive Beeinträchtigungen oder Therapieresistenz. • Umfangreiche Information von Patient und Familie über die Erkrankung und das weitere Vorgehen • Erstellung eines Behandlungsplanes • unterstützende Psychotherapie Remissions- oder Residualphase: • Eine Langzeitbehandlung mit Neuroleptika sollte durchgeführt werden, da diese nachweislich das Rückfallrisiko senkt. Dieser Effekt ist auch bei den atypischen Neuroleptika zu erwarten, aber noch nicht ausreichend nachgewiesen. Die Rezidivprophylaxe sollte mit der Substanz durchgeführt werden, die sich bei der Akutsymptomatik als wirksam erwiesen hat. Bei Erstmanifestation empfiehlt es sich eine Erhaltungsdosis über mindestens zwei Jahre – bei Rezidiven länger – durchzuführen. Die Dosierung des Medikaments richtet sich nach der Wirksamkeit und den Nebenwirkungen, es sollte alle sechs Monate eine Überprüfung stattfinden. Bei 18 Einleitung Dosisveränderungen sollten Anzeichen für ein Rezidiv sorgfältig beachtet werden. Dosisreduktionen, wenn indiziert, sollten in zwei- bis vierwöchigen Intervallen über einen Zeitraum von 3–6 Monaten durchgeführt werden. Depotpräparate sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie noch nicht kontrolliert untersucht und sollten deshalb nur angewendet werden, wenn eine chronische Verlaufsform eindeutig dokumentiert wurde und seitens des Patienten eine regelmäßige Einnahme von Neuroleptika nicht gewährleistet scheint. • Reintegration des Patienten in sein soziales Umfeld mit Hilfe psychosozialer Therapie, welche sich auf Psychoedukation, Krankheitsbewältigung, soziales Kompetenztraining, Rückfallprävention und problemorientierendes Handeln stützt • familienbezogene Maßnahmen um das Krankheitsverständis zu optimieren und um den Krankheitsverlauf positiv zu unterstützen Rezidive: • Eine medikamentöse Therapie sollte, falls bereits abgesetzt, wieder aufgenommen werden. Eine Stabilisierung der Symptomatik sollte eventuell anhand einer Dosiserhöhung erfolgen. • Falls sich das bisher verabreichte Medikament in ausreichender Dosierung nicht mehr als wirksam erweist, sollte ein Medikament aus einer anderen Stoffgruppe eingesetzt werden. • Eventuell ist eine Rehospitalisierung angezeigt. Bezüglich geeigneter Rehabilitationsmaßnahmen im Anschluss an einen stationären Aufenthalt von an einer schizophrenen Psychose erkrankten Kindern und Jugendlichen finden sich weder in den Leitlinien der DGKJPP noch der AACAP eindeutige Indikationen. Werner und Martin legten dar, dass bei einer Mehrzahl der schizophren erkrankten Patienten mit einem Rehabilitationsbedarf langfristig eine ausgeprägte Negativsymptomatik besteht. Aufgrund dieser Negativsymptomatik sind die Betroffenen nicht in der Lage Anforderungen zu erfüllen, die ihrem Lebensalter angemessen sind. Demzufolge bestehen bei diesen Patienten ausgeprägte Leistungs- und Verhaltensdefizite. Desweiteren besteht bei den erkrankten Kindern und Jugendlichen eine spezifische Vulnerabilität gegenüber individuell unterschiedlichen Stressfaktoren. Aufgrund dieses Stress-Vulnerabilitätsmodells können psychotische Zustandsbilder leichter ausgelöst werden als bei Gesunden (Werner and Martin, 2004). Bei einer groß angelegten Katamnese konnte Fleischhaker (2006) darstellen, dass Jugendliche, die an einer störungsspezifischen, intensiven stationären Rehabilitationsmaßnahme für Schizophrenie-Patienten teilnahmen, einen signifikant besseren Langzeitverlauf hatten als Schizophrenie-Patienten anderer Nachuntersuchungen. Anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse könnten in weiteren Rehabilitationsmaßnahme evaluiert werden. Untersuchungen die Erfolge einer Einleitung 1.8 19 Fragestellung der vorliegenden Studie Anhand dieser Studie sollen bekannte Prädiktoren des Langzeitverlaufs schizophrener Psychosen validiert und ihre Eignung im klinischen Alltag überprüft werden. Dies wird anhand einer katamnestischen Nachuntersuchung schizophren erkrankter Kinder und Jugendlicher untersucht. Folgenden Fragestellungen sollen untersucht werden: 1. Lassen sich besondere Prädiktoren für den chronischen Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter bestätigen? 2. Gibt es Interventionsmöglichkeiten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, um einen chronischen Verlauf schizophrener Psychosen zu minimieren? 3. Sind die Querschnittsdaten der Psychopathologie bei Patienten in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Freiburg mit den Querschnittsdaten der Psychopathologie bei Patienten in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Marburg zum Zeitpunkt der Katamnese vergleichbar? 4. Entspricht die medikamentöse Therapie der untersuchten Stichprobe den Leitlinien der AACAP (2001)? Anhand der Literatur lassen sich zu diesen Fragestellungen folgenden Hypothesen ableiten: 1. Kinder und Jugendliche, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind, haben generell eine schlechtere Prognose als erstmals im Erwachsenenalter erkrankte Patienten. Es wird erwartet, dass Merkmale wie das Ersterkrankungsalter und die Art des Eintritts in die Psychose sowie die Ausprägung von positiven und negativen Symptomen Risikofaktoren sind, die einen chronischen Verlauf nach sich ziehen. 2. Es wird erwartet, dass Interventionsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie darin bestehen, eine möglichst schnelle Diagnose und eine effektive Behandlung zu gewährleisten. 3. Es wird erwartet, dass die Querschnittsdaten der Psychopathologie bei Patienten aus der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Freiburg vergleichbar sind mit den Querschnittsdaten der Psychopathologie bei Patienten aus der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Marburg. 20 Einleitung 4. Es wird erwartet, dass die medikamentöse Therapie der untersuchten Stichprobe den Leitlinien der AACAP (2001) entspricht. Eine weiterführende Auswertung der medikamentösen Behandlung erfolgt unter explorativen Gesichtspunkten. Diese Hypothesen werden anhand der durchgeführten katamnestischen Nachuntersuchung überprüft. 1.9 Aufteilung der Studie/Konzeption Die Nachuntersuchung der ehemaligen Patientinnen und Patienten der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Freiburg wurde von den Doktorandinnen Katharina Bihlmaier und Ulrike Wolf durchgeführt. Dabei wurde die Datenerhebung zu gleichen Teilen von beiden Doktorandinnen erhoben. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte getrennt, dem jeweiligen Untersuchungsschwerpunkt entsprechend. In der Untersuchung von Katharina Bihlmaier wurde die psychosoziale Entwicklung betrachtet, während in der vorliegenden Arbeit die Psychopathologie und Medikation im Mittelpunkt standen. 2 2.1 Patienten und Methodik Patientenbeschreibung In die vorliegende Untersuchung wurden alle Patientinnen und Patienten aufgenommen, die im Zeitraum vom 01.01.1998 bis 31.12.2001 stationär in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg mit der Diagnose einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis nach ICD-10 behandelt wurden. In der Basisdokumentation der Abteilung erfüllten von einer Inanspruchnahmepopulation von 569 stationär behandelten Patienten 44 Patienten die klinische Verdachtsdiagnose einer schizophrenen Psychose. Die Diagnose wurde anhand der vorliegenden Patientenakten mittels der ICD-10Kriterien von zwei erfahrenen, unabhängig voneinander arbeitenden Kinder- und Jugendpsychiatern überprüft und sorgfältig reevaluiert. Von den ursprünglich 44 Patienten erfüllte eine Stichprobe von 40 Patienten die ICD-10-Kriterien für eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Die verbleibenden vier Patienten wurden von der Nachuntersuchung ausgeschlossen, da die Diagnose einer Schizophrenie nicht gestellt werden konnte. Bei ihnen lagen stattdessen folgende Diagnosen vor: • Schizotype Störung (F21.0) • Sonstige bipolare affektive Störung (F31.8) mit vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang (F42.0) • Organische wahnhafte (schizophreniforme) Störung (F06.2) • Beim 4. Patienten konnte die Diagnose nicht überprüft werden, da der Beobachtungszeitraum nur wenige Tage betrug und somit zu wenige Informationen vorlagen, die die Diagnose stützen. Die in die Untersuchung eingeschlossenen Patienten erfüllen folgende Kriterien: 1. Beim Auftreten der ersten Symptome einer schizophrenen Psychose waren sie jünger als 18 Jahre alt. 2. Sie wurden mit dem Verdacht einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis in den Jahren 1998 bis 2001 konsekutiv aufgenommen und in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg stationär behandelt. 22 2.2 Patienten und Methodik Ablauf der Nachuntersuchung Von den 40 Patienten (30 Jungen und 10 Mädchen) konnten 32 (80 %) unter Anwendung eines semistrukturierten Interviews nachuntersucht werden. In 28 Fällen (70 %) wurden die Patienten selbst befragt, davon 25 (62,5 %) direkt im Rahmen eines persönlichen Interviews und die verbleibenden drei (7,5 %) in einem detaillierten Telefonat. In vier Fällen (10 %) wurde ein ausführliches Telefonat mit einem nahen Verwandten (Mutter, Vater, Geschwister) geführt. Sechs Patienten (15 %) verweigerten die Teilnahme an der Nachuntersuchung und zwei Patienten (5 %) konnten trotz intensivster Nachforschungen nicht aufgefunden werden. Zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich prämorbider Auffälligkeiten, prämorbidem Intelligenzniveau, familiärer Belastung und den Charakteristika der ersten Erkrankungsepisode festgestellt werden. Inanspruchnahmepopulation n = 569 alle übrigen Diagnosen n = 525 V.a. Schizophrenie n = 44 Diagnose nicht bestätigt n=4 Diagnose der Schizophrenie bestätigt n = 40 (100 %) nicht auffindbar n=2 auffindbar n = 38 (95 %) Nicht-Teilnehmer n = 6 (15 %) Teilnehmer n = 32 (80 %) Abbildung 1: Zusammensetzung und Auswahl der Studienteilnehmer Patienten und Methodik 2.3 23 Angewandte Untersuchungsinstrumente In der dieser Studie kamen folgende Untersuchungsinstrumente zur Anwendung: 1. Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia: IRAOS (Häfner et al., 1992; Remschmidt et al., 1994) 2. Kriterien für Multiple Developmental Disorders: MDD (Cohen et al., 1986) 3. Scale for the Assessment of Positive Symptoms: SAPS (Andreasen, 1984b) 4. Scale for the Assessment of Negative Symptoms: SANS (Andreasen, 1984a) 5. Brief Psychiatric Rating Scale: BPRS (Overall and Gorham, 1962) 6. Disability Assessment Schedule, Mannheimer Version: DAS-M (Jung et al., 1989) 7. Global Assessment of Functioning: GAF (APA, 1994) 8. Global Assessment Schedule: GAS (Endicott et al., 1976) 9. Clinical Global Impression: CGI (Guy, 1976) Im Folgenden soll jedoch nur auf die Untersuchungsinstrumente eingegangen werden, die für die Auswertung der vorliegenden Arbeit verwendet wurden. 2.3.1 IRAOS (Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia) Dieses Instrument wurde unter Zusammenführung mehrerer Instrumente von Häfner et al. entworfen (Häfner et al., 1992; Häfner et al., 1990). Es erlaubt eine objektive und verlässliche Feststellung der Symptome und prämorbider Krankheitszeichen sowie den exakten Verlauf der Erkrankung unter Einbeziehung der soziodemographischen Daten. Das Instrument wird im Rahmen eines semistrukturierten Interviews angewendet, wobei als Quellen sowohl der Patient selbst als auch nahe Angehörige dienen können. Remschmidt et al. (1994) erweiterten das Instrument zur speziellen Untersuchung von Kindern und Jugendlichen und fügten Daten hinzu, die sich insbesondere mit der Entwicklung in der Kindheit und im jungen Erwachsenenalter beschäftigen. Es wurde eine Symptomliste prämorbider Auffälligkeiten entwickelt, die sich in drei Dimensionen aufteilen ließ: externalisierende Symptome wie Aggressivität, Hyperaktivität oder antisoziales Verhalten, internalisierende Symptome wie soziale Isolation, Ängste und Zwangssymptome und letztlich die Dimension der Entwicklungsverzögerungen, wie Verzögerungen oder Störungen der Motorik oder der Sprache. Jeder Punkt wurde anhand aller verfügbaren Informationen als zutreffend oder fehlend eingeschätzt. In dieser Studie wurde das Instrument um einen weiteren Bereich modifiziert, der sich mit der Dokumentation der Medikation befasst. Dies bedeutet eine genaue Erfassung aller 24 Patienten und Methodik eingenommenen Medikamente und Begleitmedikamente in zeitlicher Reihenfolge und Dauer des jeweiligen Präparates, die jeweilige Maximal- und Erhaltungsdosis sowie Nebenwirkungen und Gründe für Wechsel und Abbruch der Medikation. Für die Untersuchung und Auswertung wurden alle verfügbaren Daten verwendet, bestehend aus Krankenakte, Basisdokumentation, Schulberichten, Interview etc. Die Gütekriterien des IRAOS sind gekennzeichnet durch Kappa-Werte von 0,62 bis 1,00 (Häfner et al., 1990) und somit mit guter bis sehr guter Interrater- und Retest-Reliabilität. 2.3.2 MDD (Multiple Developmental Disorders) Dieses Instrument wurde von Cohen et al. erarbeitet. Es dient als ein diagnostisches Schema um innerhalb der Diagnosen „pervasive developmental disorders not otherwise specified“ (DSM-IV) und atypischer Autismus (ICD-10) eine bestimmte Konstellation von Symptomen zusammenzufassen. Das Instrument gliedert sich in eine Symptomliste von zwölf Kriterien, die zu drei bestimmten Untergruppen formiert wurden. Diese Untergruppen berücksichtigen Kriterien zu Beeinträchtigungen in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst, Beeinträchtigungen im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität und Kriterien zu kognitiven Verarbeitungsdefiziten (Denkstörungen) in einem Ausmaß, wie es bei Gleichaltrigen nicht zu finden ist. Um die Klassifikation einer Multiple Developmental Disorder stellen zu können, müssen mindestens zwei Kriterien aus jeder der drei genannten Untergruppen zutreffen (Cohen et al., 1986). Der Kategorie „Beeinträchtigungen in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst“ sind folgende Symptome zugeordnet: generalisierte Ängstlichkeit, diffuse Anspannungen bzw. Spannungen oder Erregbarkeit; Ängste und Phobien (eingeschlossen Schulphobie); Panikattacken, panische Angst oder „von Ängsten überrollt werden“; Minuten bis Tage andauernde Verhaltensauffälligkeiten oder Regressionen mit Auftreten von deutlich unreifem oder unpassendem Verhalten; deutliche emotionale Labilität, die auch durch umgebungsbedingte Einflüsse ausgelöst werden kann. In die zweite Kategorie „Beeinträchtigungen im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität“ fallen die Symptome: Gleichgültigkeit bzw. Desinteresse am sozialen Umfeld, Vermeidungsverhalten bzw. Rückzug bei Konfrontation bei sozialer Interaktion, besonders auch mit den Eltern; Unfähigkeit, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen; gestörte Beziehung zu Erwachsenen, besonders zu den Eltern, gekennzeichnet durch Klammern, übermäßige Kontrolle (Eltern dürfen nichts ohne das Kind erledigen); unselbstständiges Verhalten (nichts kann ohne die Hilfe der Eltern erledigt werden); aggressives Verhalten; Patienten und Methodik 25 oppositionelles Verhalten; ambivalentes Verhalten mit einem Wechselspiel zwischen „Liebe und Hassgefühlen“ gegenüber Eltern, Lehrern und Therapeuten. Die dritte Kategorie „Kognitive Verarbeitungsdefizite (Denkstörungen) in einem Ausmaß, wie es bei Gleichaltrigen nicht zu finden ist“ besteht aus den Symptomen: Denkstörungen (beinhaltet „magisches Denken“, irrationale Gedanken, plötzliche Intrusionen im Denkprozess); Probleme, Realität und Fantasie auseinanderzuhalten; ratlos und leicht verwirrbar im sozialen Miteinander bzw. Gedankenabreißen („den roten Faden verlieren“); Wahnvorstellungen, beinhaltet Größenwahnfantasien, Beschäftigung mit paranoiden Denkinhalten und übermäßige Beschäftigung mit Fantasieinhalten oder -figuren. Für die Untersuchung und Auswertung wurden alle verfügbaren Daten verwendet, bestehend aus Krankenakte, Basisdokumentation, Schulberichten, etc. 2.3.3 Klassifikation positiver und negativer Symptome Die beiden Instrumente „Scale for the Assessment of Positive Symptoms“ (SAPS) und „Scale for the Assessment of Negative Symptoms“ (SANS) dienen zur standardisierten Erfassung positiver und negativer Symptome der Schizophrenie und wurden beide von Andreasen entwickelt (Andreasen 1984a, 1984b). Die Skala zur Einschätzung der positiven Symptome beinhaltet 34 unterschiedliche Items, welche in folgende übergeordnete Bereiche gegliedert werden: Halluzinationen, Wahn, bizarres Verhalten, positive formale Denkstörungen und inadäquater Effekt. Diese Items können auf einer 6-Punkte-Skala, je nach Schweregrad der Ausprägung einzeln eingeschätzt werden. Die Skala zur Einschätzung der negativen Symptome beinhaltet 24 Items, gegliedert in die Bereiche Affektverflachung und Affektstarrheit, Alogie und Paralogie, Abulie und Apathie, Anhedonie und Asozialität sowie Aufmerksamkeit, die wie die SAPS hinsichtlich des Schweregrads eingeschätzt werden. Ein besonderer Wert wird bei der Einschätzung der negativen Symptome zusätzlich auf die beobachteten Aspekte des Verhaltens gelegt. Sowohl bei SANS als auch bei SAPS werden die Interrater-Reliabilitäten mit gut angegeben mit Kappa-Werten von 0,8 (Andreasen, 1982; Andreasen et al., 1991; Moscarelli et al., 1987). Eine Ausnahme bildet allerdings das Item „Aufmerksamkeit“ der SANS mit einem Kappa-Wert von 0,67. Es scheint somit schwierig, Beeinträchtigungen bezüglich der Aufmerksamkeit rein der Negativsymptomatik zuzuschreiben (Remschmidt et al., 1991), so dass in dieser Studie dieses spezielle Item von der SANS ausgeschlossen wurde. Zur weiteren Auswertung wurde der Summenscore der Positiv- und Negativsymptomatik verwendet. 26 Patienten und Methodik 2.3.4 BPRS (Brief Psychiatric Rating Scale) Dieses Untersuchungsinstrument wurde von Overall und Gorham (1962) aus zwei umfangreichen Skalen, der „Inpatient Multidimensional Psychiatric Scale“ (Lorr, 1966) und der „Multidimensional Scale for Rating Psychiatric Patients“ (Lorr et al., 1953) entwickelt und als Kurzform dargestellt. Es handelt sich hierbei um eine Skala mit 18 Symptomkomplexen, die anhand einer 7-stufigen Skala je nach Ausprägungsgrad eingeschätzt werden. Dies geschieht im Rahmen eines semistrukturierten Interviews. Somit wird zusätzlich zur Evaluation der positiven und negativen Symptome die Symptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung erfasst. Die 18 Items wurden aufgrund von faktorenanalytischen Studien an Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie (Overall und Gorham, 1976) in fünf Untergruppen zusammengefasst: Angst bzw. Depression (Score 1), Anergie (Score 2), Denkstörungen (Score 3), Aktivierung (Score 4) und Feindseligkeit bzw. Misstrauen (Score 5). Diese einzelnen Items können addiert werden und bilden als Summe den BPRS-Gesamtscore (BPRS-G). Der Einsatz dieses Instrumentes gilt speziell zur psychopathologischen Verlaufsbeschreibung schizophren erkrankter Patienten als gut etabliert (Bell et al., 1992; Deister and Marneros, 1993; Thiemann et al., 1987). Die Interrater-Reliabilität kann als gut angesehen werden mit Kappa-Werten zwischen 0,87– 0,97 (Overall, 1976). Im Rahmen dieser Studie wurde sowohl der einzelne Sub-Score Angst/Depression (Score 1) als auch der BPRS-Gesamtscore (BPRS-G) zur statistischen Auswertung verwendet. 2.3.5 Global Assessment of Functioning (GAF) Dieses Instrument beurteilt die psychische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit und dient somit der Einschätzung der psychosozialen Anpassung des Patienten. Es ist nach DSMIV ein Teil des multiaxialen Diagnostikschemas (APA, 1994) und wird auf einer Skala von 1 bis 100 bewertet, wobei 100 für „höchstes Funktionsniveau“ steht. Körperliche Einschränkungen der Leistungsfähigkeit werden bei diesem Instrument nicht berücksichtigt. Reliabilität und Validität erwiesen sich als sehr gut mit Kappa-Werten für die InterratorReliabilität von 0,86 (Hilsenroth et al., 2000). 2.3.6 Clinical Global Impression (CGI) Dieses Instrument wurde vom National Institute of Mental Health (Guy, 1976) entwickelt um Therapieeffekte im Behandlungsverlauf zu erfassen. Es wird in verschiedene Rubriken Patienten und Methodik 27 gegliedert, die den Schweregrad der Erkrankung, die Gesamtbeurteilung der Zustandsänderung im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt und den therapeutischen Effekt samt Nebenwirkungen des jeweiligen Medikamentes erfassen (National Institute of Mental Health, 1976). In dieser Nachuntersuchung wurde nur der Schweregrad der Krankheit zum Katamnesezeitpunkt vom Untersucher selbst eingeschätzt. Dies geschah auf einer 8-stufigen Skala zwischen 1 = Nicht beurteilbar, 2 = Patient ist überhaupt nicht krank, sondern normal, 3 = Patient ist ein Grenzfall psychiatrischer Erkrankung, 4 = Patient ist leicht krank, 5 = Patient ist mäßig krank, 6 = Patient ist deutlich krank, 7 = Patient ist schwer krank bis 8 = Patient gehört zu den extrem schwer Kranken. Die in dieser Studie verwendeten Untersuchungsinstrumente wurden von den beteiligten Untersuchern anhand von Videobändern trainiert. Es wurde in der Beurteilung von Standardbändern nur eine Abweichung vom Standard-Rating von einem Punkt pro Einzelitem und Summenscore erlaubt, so dass für die Ergebnisse dieser Katamnese eine gute Reliabilität gewährleistet ist. 2.4 Statistische Methoden Zum Vergleich zwischen den Gruppen Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer der Nachuntersuchung wurde hinsichtlich qualitativer Merkmale der Chi²-Test verwendet. Für den Fall, dass die Zahlenhäufigkeit der Felder zu gering war, sowie bezüglich des Vergleichs von Männern und Frauen, wurde der exakte Test nach Fisher angewendet. Quantitative Merkmale wurden für den Gruppenvergleich von Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern, sowie auch für Frauen und Männer mit dem Mediantest oder dem t-Test berechnet. Das Signifikanzniveau wurde generell mit einem Alphawert von 0,05 festgelegt. Um verschiedene Beziehungen zwischen den abhängigen Variablen darzustellen, wurde die Korrelation nach Spearman angewendet. Der berechnete Korrelationskoeffizient diente als Maß für die Stärke eines monotonen Zusammenhangs. Alle statistischen Auswertungen wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SAS durchgeführt (Release 8.02 TS Level M0). 3 3.1 Ergebnisse Stichprobenbeschreibung In dieser Studie wurden 32 Patienten (80 %) der Inanspruchnahmepopulation durchschnittlich 8,3 Jahre nach dem Beginn einer schizophrenen Psychose (Standardabweichung ± 2,4 Jahre, Spannweite 6,1–18,7 Jahre) nachuntersucht. Das durchschnittliche Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung betrug 23,8 Jahre (Standardabweichung ± 1,7, Spannweite 19,9–26,4 Jahre). Die Geschlechtsverteilung zeigte einen Anteil von 30 (75 %) Männern und 10 (25 %) Frauen. Die Patienten zeigten im mittleren Alter von 6,5 Jahren die ersten psychischen Auffälligkeiten, wohingegen die ersten Symptome einer schizophrenen Erkrankung durchschnittlich im Alter von 15,5 Jahren auftraten. Der zeitliche Abstand zwischen dem Auftreten der ersten nichtpsychotischen Auffälligkeiten und den ersten psychotischen Symptomen betrug im Mittel 9,0 Jahre, weitere Details zeigt Tabelle 6. Tabelle 6: Charakteristika der untersuchten Stichprobe bezüglich der Altersverteilung bei ersten nichtpsychotischen Auffälligkeiten, bei ersten psychotischen Symptomen und Dauer der Erkrankung zum Katamnesezeitpunkt (n = 40) Mittel [Jahre] Std. [Jahre] Spannweite [Jahre] Dauer der Erkrankung bei Katamnese 8,3 2,4 6,1–18,7 Alter zum Katamnesezeitpunkt 23,8 1,7 19,9–26,4 Alter bei ersten nichtpsychotischen Auffälligkeiten 6,5 5,3 1,5–18,7 Alter bei ersten psychotischen Symptomen 15,5 2,3 7,7–18,8 Abstand zwischen ersten nichtpsychotischen Auffälligkeiten und psychotischen Symptomen 9,0 5,0 0,0–15,0 Das Alter der Patienten bei der ersten stationären Aufnahme aufgrund einer schizophrenen Erkrankung betrug im Mittel 16,7 Jahre. Der durchschnittliche Abstand zwischen erster stationärer Aufnahme und Katamnesezeitpunkt betrug im Mittel 7,2 Jahre. 30 Ergebnisse Bezüglich der Einteilung der Schizophrenien im Kindesalter in VEOS und EOS waren in dieser Stichprobe 15 Patienten (37,5 %) beim Beginn der Erkrankung maximal 14 Jahre alt (VEOS) und 25 Patienten (62,5 %) älter als 14 Jahre (EOS). Tabelle 7 gibt einen näheren Überblick. Tabelle 7: Altersverteilung bei Alter erster stationärer Aufnahme, Abstand erster stationärer Aufnahme und Katamnesezeitpunkt, Anzahl der VEOS und EOS und Geschlechtsverteilung (n = 40) Mittel [Jahre] Std. [Jahre] Spannweite [Jahre] 16,7 1,5 12,8–18,9 7,2 1,5 4,6–13,1 Alter [Jahren] Anzahl [n] Anteil [%] VEOS ≤ 14 15 37,5 EOS > 14 25 62,5 30/10 75/25 Alter bei erster stationärer Aufnahme wegen Schizophrenie Abstand zwischen erster stationärer Aufnahme und Katamnesezeitpunkt Geschlechtsverteilung männlich/weiblich VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia Zwischen den Geschlechtern ergaben sich keine signifikanten Unterschiede im Mediantest bezüglich der Charakteristika Alter der ersten psychotischen Symptome (p = 0,47), Alter der ersten stationären Aufnahme aufgrund einer schizophrenen Psychose (p = 0,47) und Alter zum Katamnesezeitpunkt (p = 0,70). Es zeigte sich allerdings ein signifikanter Unterschied bei Männern und Frauen bezüglich des Alters beim Auftreten der ersten nichtpsychotischen Auffälligkeiten (Mediantest, p = 0,03). Bei den Männern war der durchschnittliche Wert mit 5,7 Jahren (Standardabweichung ± 4,9, Spannweite 1,5–18,7) deutlich niedriger als bei den Frauen (Mittel 8,7 Jahre, Standardabweichung ± 5,8, Spannweite 3,5–17,7). Zwischen den Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern dieser Studie konnten anhand der erhobenen Parameter keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Ergebnisse 31 Tabelle 8: Charakteristika des Erkrankungsbeginns der schizophrenen Psychose für beide Geschlechter (n = 40) Auftreten erster nichtpsychotischer psychischer Auffälligkeiten Auftreten erster psychotischer Symptome Erste stationäre Aufnahme wegen einer schizophrenen Psychose Katamnesezeitpunkt Mittel ± Std. (Spannweite) [Jahre] weiblich, n = 10 männlich, n = 30 Gesamt, n = 40 8,7 ± 5,8 (3,5–17,7) 5,7 ± 4,9 * (1,5–18,7) 6,5 ± 5,3 (1,5–18,7) 15,4 ± 3,0 (7,7–17,7) 15,5 ± 2,0 (11,9–18,8) 15,5 ± 2,3 (7,7–18,8) 16,5 ± 1,4 (13,3–18,0) 16,7 ± 1,6 (12,8–18,9) 16,7 ± 1,5 (12,8–18,9) 24,2 ± 1,5 (21,7–26,4) 23,6 ± 1,8 (19,9–25,9) 23,8 ± 1,7 (19,9–26,4)** *Mediantest signifikant: p = 0,03 **Angaben beziehen sich nur auf die nachuntersuchte Stichprobe n = 32 Bei 23 Patienten (57,5 %) verlief der Erkrankungsbeginn schleichend und bei 17 Patienten (42,5 %) begann die Erkrankung akut innerhalb von vier Wochen. Es fanden sich bezüglich der Art des Erkrankungsbeginns sowohl zwischen Männern und Frauen (p = 0,69) als auch zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern keine signifikanten Unterschiede im Chi²-Test (p = 0,57). Dennoch ließ sich bei den Teilnehmern eine Neigung zu einem akuten Erkrankungsbeginn aufzeigen (50 % versus 12,5 % bei den Nicht-Teilnehmern). Bei den Nicht-Teilnehmern hingegen zeigte sich eine Tendenz zu einem eher schleichenden Erkrankungsbeginn (87,5 % versus 50 % bei den Teilnehmern). Tabelle 9: Art des Erkrankungsbeginns bezüglich Männer und Frauen und Teilnehmer und NichtTeilnehmer (n = 40) Art des Erkrankungsbeginns akut (≥ 4 Wochen) schleichend Frauen n = 10 5 (50) 5 (50) Männer n = 30 n (%) 12 (40) 18 (60) Teilnehmer n = 32 NichtTeilnehmer n=8 Gesamt n = 40 16 (50) 16 (50) 1 (12,5) 7 (87,5) 17 (42,5) 23 (57,5) Chi²-Test nicht signifikant Diagnosen und Verlauf Die Diagnosen und der Verlauf der Erkrankung werden in Tabelle 10 entsprechend der ICD10 Kriterien zum Zeitpunkt der Katamnese gezeigt. Am häufigsten präsentierte sich der Subtyp der paranoiden Schizophrenie bei 23 Patienten (71,9 %), während bei den übrigen Patienten die Diagnose schizoaffektive Psychose n = 5 (15,6 %), katatone Schizophrenie n = 2 32 Ergebnisse (6,3 %) und hebephrene Schizophrenie n = 2 (6,3 %) diagnostiziert wurde. 75 % Patienten zeigten sich zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung in vollständiger oder unvollständiger Remission, 25 % hatten einen kontinuierlichen Verlauf. Zwischen den Geschlechtern zeigten sich im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede bezüglich Diagnose und Verlauf (p = 0,12). Zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern war der Unterschied ebenfalls nicht signifikant (exakter Test nach Fisher, p = 0,08). Eine ausführliche Darstellung zeigt die folgende Tabelle. Tabelle 10: Diagnosegruppen und Verlauf anhand ICD-10 für Frauen und Männer (n = 32) Diagnose nach ICD-10 Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 40 n (%) F20.0 paranoider Subtyp 5 (55,6) 18 (78,3) 23 (71,9) F20.1 katatoner Subtyp 2 (22,2) 0 (0) 2 (6,3) F20.2 hebephrener Subtyp 1 (11,1) 1 (4,4) 2 (6,3) F25 schizoaffektive Psychose 1 (11,1) 4 (17,4) 5 (15,6) Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 40 2 (22,2) 3 (13) 5 (15,6) F2x.x1 episodisch, mit zunehmendem Residuum 0 (0) 0 (0) 0 (0) F2x.2 episodisch, mit stabilem Residuum 0 (0) 2 (8,7) 2 (6,3) F2x.3 episodisch remittierend 1 (11,1) 0 (0) 1 (3,1) F2x.4 unvollständige Remission 5 (55,6) 7 (30,4) 12 (37,5) F2x.5 vollständige Remission 1 (11,1) 11 (47,8) 12 (37,5) Verlauf nach ICD-10 n (%) F2x.x0 kontinuierlich Exakter Test nach Fisher nicht signifikant Tabelle 11 und Tabelle 12 zeigen die Diagnosegruppen und den Verlauf entsprechend der DSM-IV Kriterien. Ergebnisse 33 Tabelle 11: Diagnosen nach DSM-IV für Frauen und Männer (n = 32) Diagnose nach DSM-IV 295.10 desorganisierter Typus 295.20 katatoner Typus 295.30 paranoider Typus 295.40 schizophreniforme Störung 295.70 schizoaffektive Störung Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 n (%) 1 (11,1) 2 (22,2) 5 (55,6) 0 (0) 1 (11,1) 1 (4,4) 0 (0,) 16 (69,6) 2 (13,0) 4 (17,4) 2 (6,3) 2 (6,3) 21 (65,6) 2 (6,3) 5 (15,6) Exakter Test nach Fisher nicht signifikant Tabelle 12: Verlauf anhand DSM-IV für Frauen und Männer (n = 32) Verlauf nach DSM-IV Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 n (%) 295.x1 episodisch mit Residualsymptomen zwischen den Episoden 0 (0) 2 (8,7) 2 (6,3) 295.x3 episodisch ohne Residualsymptome zwischen den Episoden 1 (11,1) 0 (0) 1 (3,1) 295.x4 kontinuierlich 2 (22,2) 2 (8,7) 4 (12,5) 0 (0) 1 (4,3) 1 (3,1) 3 (33,3) 4 (17,4) 7 (21,9) 0 (0) 3 (13) 3 (9,4) 295.x8 einzelne Episode mit vollständiger Remission 1 (11,1) 9 (39,1) 10 (31,3) 295.x10 episodisch mit unvollständiger Remission 2 (22,2) 0 (0) 2 (6,3) 0 (0) 2 (8,7) 2 (6,3) 295.x5 kontinuierlich mit ausgeprägten Negativsymptomen 295.x6 einzelne Episode mit unvollständiger Remission 295.x7 einzelne Episode mit unvollständiger Remission mit ausgeprägten Negativsymptomen 295.x11 episodisch mit vollständiger Remission Exakter Test nach Fisher nicht signifikant Vergleicht man die Diagnosen der ICD-10 mit den Diagnosen des DSM-IV, so finden sich in zwei Fällen der vorliegenden Stichprobe Unterschiede. Beide Patienten erhielten entsprechend der ICD-10 den Subtyp der paranoiden Schizophrenie (F20.0), wohingegen sie als 34 Ergebnisse Diagnose nach DSM-IV den Typus einer schizophreniformen Störung (295.40) erhalten haben. Dies entspricht laut ICD-10 der Diagnose F20.8. Bei beiden Patienten trat keine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit auf, und die Symptome dauerten zwar mindestens einen Monat, aber weniger als sechs Monate an. Zwischen den Geschlechtern zeigten sich im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede bezüglich Diagnose und Verlauf (p = 0,10). Vergleicht man in der nachuntersuchten Stichprobe die ICD-10 Diagnosen bei erster stationärer Aufnahme und die ICD-10 Diagnosen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung, so zeigten sich bei 15 Patienten (46,9 %) diagnostische Shifts, während bei 17 Patienten (53,1 %) die Diagnose einer Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Psychose stabil blieb. Bei zwei (6,3 %) dieser 15 Patienten änderte sich im Verlauf lediglich die Zuordnung des Subtyps der Schizophrenie. Bei den restlichen 13 Patienten fanden sich ursprünglich folgende ICD-10 Diagnosen: In sechs Fällen (18,8 %) wurde bei erster stationärere Aufnahme eine akute schizophreniforme psychotische Störung diagnostiziert (F23.2), in zwei Fällen (6,3 %) eine psychotische Störung wegen Cannabinoidintoxikation (F12.5), in zwei Fällen (6,3 %) eine akute polymporphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie (F23.1) und in je einem Fall (3,1 %) eine schwere depressive Episode mit psychotischen Störungen (F32.3), eine nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung (F60.9) und eine Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (F93.2). Symptomatik Vor der ersten stationären Aufnahme wiesen bereits alle 40 Patienten Symptome einer schizophrenen Psychose auf. Dabei traten bei allen 40 Patienten positive und bei 39 Patienten (97,5 %) negative Symptome auf. Die Patienten wiesen im Mittel schon 447 Tage (Standardabweichung ± 600,7, Spannweite 0–2128) vor der ersten stationären Aufnahme Symptome einer Schizophrenie auf. Davon waren negative Symptome im Mittel schon 413,3 Tage (Standardabweichung ± 556,5, Spannweite 0–1919) und positive Symptome im Mittel schon 268,1 Tage (Standardabweichung ± 468,7, Spannweite 1–2128) vor der ersten stationären Aufnahme vorhanden. Es zeigten sich im Mediantest keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich der Dauer der unbehandelten Psychose (p = 0,59). Den zeitlichen Abstand zwischen dem Auftreten der ersten positiven bzw. negativen Symptome und der ersten stationären Aufnahme wegen der Schizophrenie zeigt Abbildung 2. Es wird deutlich, dass die Dauer der positiven und negativen Symptomatik Ergebnisse 35 in der Gesamtstichprobe sehr variierte. Die Dauer vom Vorhandensein positiver Symptome bis zur ersten stationären Aufnahme reichte bei sechs Patienten von einem bis zu sechs Jahre zurück, beim Vorliegen negativer Symptome zeigte sich bei acht Patienten eine Dauer von mehr als 1,5 Jahren. Abbildung 2: Zeitlicher Abstand (in Jahren) zwischen dem Auftreten der ersten positiven bzw. negativen Symptome und der ersten stationären Aufnahme (= Zeitpunkt 0) wegen der schizophrenen Psychose (n = 40) Tabelle 13 zeigt die durchschnittliche, kumulative Anzahl der positiven und negativen Symptome vor der Nachuntersuchung. Es zeigten sich im Mediantest keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern (p = 0,15). Tabelle 13: Anzahl der positiven und negativen Symptome vor dem Katamnesezeitpunkt der Gesamtstichprobe (n = 40), aufgeteilt nach Frauen und Männern Frauen n = 10 Männer n = 30 Gesamt n = 40 Mittel ± Std. (Spannweite) Anzahl positive Symptome 7,4 ± 2,5 (4–12) 6,8 ± 2,2 (4–13) 7,0± 2,2 (4–13) Anzahl negative Symptome Mediantest nicht signifikant 5,2 ± 1,5 (3–8) 6,0± 2,7 (0–11) 5,8± 2,5 (0–11) Tabelle 14 zeigt die Aufteilung der Symptome vor der ersten stationären Aufnahme bezüglich VEOS und EOS. Es zeigte sich, dass bei beiden Altersgruppen die vorherrschenden Symptome annähernd gleich waren. Der Mediantest in Bezug auf die beiden Altersgruppen war nicht signifikant (p = 0,75). 36 Ergebnisse Tabelle 14: Häufigkeit der Symptomatik bei Beginn der Schizophrenie mit Manifestation vor bzw. nach dem 14. Lebensjahr in der Gesamtstichprobe (n = 40), keine weiteren Angaben zur Statistik VEOS n = 15 EOS n = 25 Gesamt n = 40 n (%) negative Symptome 14 (93,3) 25 (100) 39 (97,5) positive Symptome 15 (100) 25 (100) 40 (100) negative Symptome Affektauffälligkeiten 12 (80) 25 (100) 37 (92,5) Rückzug/Misstrauen 13 (86,7) 20 (80) 33 (82,5) Veränderung des Arbeitsverhaltens 11 (73,3) 18 (72) 29 (72,5) Energieverlust 7 (46,7) 12 (48) 19 (47,5) Verlust der Selbstwertgefühls 8 (53,3) 6 (24) 14 (35) langsames Tempo bei tgl. Aufgaben 7 (46,7) 16 (64) 23 (57,5) Veränderung der Freizeitgestaltung 5 (33,3) 7 (28) 12 (30) Sorge um Selbstdarstellung 5 (33,3) 8 (32) 13 (32,5) Schwäche der gedanklichen Intention 4 (26,7) 1 (4) 5 (12,5) Gedächtnisstörung 4 (26,7) 4 (16) 8 (20) 3 (20) 2 (8) 5 (12,5) erhöhte Ablenkbarkeit positive Symptome Denkstörungen 15 (100) 25 (100) 40 (100) wahnhafte Beziehungssetzung 11 (73,3) 17 (68,0) 28 (70) Verfolgungswahn 10 (66,7) 12 (48) 22 (55) verbale Halluzinationen 8 (53,3) 11 (44) 19 (47,5) akustischen Halluzinationen 7 (46,7) 10 (40) 17 (42,5) optische Halluzinationen 6 (40) 4 (16) 10 (25) weiterer Wahn 5 (33,3) 9 (36) 14 (35) Derealisation 4 (26,7) 9 (36) 13 (32,5) Ergebnisse 37 Wahnstimmung 3 (20) 6 (24) 9 (22,5) Gedankenlautwerden 3 (20) 3 (12) 6 (15) Gedankenblock 3 (20) 6 (24) 9 (22,5) Wahn/Ich-Erleben 3 (20) 4 (16) 7 (17,5) Beeinflussungswahn 3 (20) 6 (24) 9 (22,5) Größenwahn 2 (13,3) 2 (8) 4 (10) Depersonalisation 2 (13,3) 0 (0) 2 (5) Wahninhalte 2 (13,3) 3 (12) 5 (12,5) andere Halluzinationen 1 (6,7) 8 (32) 9 (22,5) Wahrnehmungsstörungen 1 (6,7) 7 (28) 8 (20) VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia Stationäre Aufenthalte Im Erkrankungsverlauf mussten 84,4 % der Patienten einmal oder mehrere Male aufgrund der schizophrenen Psychose wiederaufgenommen werden. Nur in 15,6 % der Fälle war keine weitere Aufnahme mehr nötig. Es gab keine signifikanten Unterschiede im Mediantest (p = 0,46) bezüglich der Geschlechterverteilung, allerdings zeigten die Männer eine Neigung zu zahlreicheren Wiederaufnahmen. Die durchschnittliche Anzahl aller stationären Aufenthalte aufgrund der Schizophrenie lag im Mittel bei 3,2 Aufenthalten (Standardabweichung ± 1,9, Spannweite 1–8). Tabelle 15 gibt einen detaillierten Überblick. Elf (34,4 %) Patienten von insgesamt 32 befanden sich zum Zeitpunkt der Katamnese nicht im Intervall. Von den insgesamt 32 Patienten befanden sich acht (25 %) immer noch in der ersten Episode. Den Begriffen Intervall und Episoden lagen in der vorliegenden Studie folgende Definitionen zugrunde: All diejenigen, die im Verlauf der Erkrankung wieder ihr ursprüngliches prämorbides Leistungs- oder Funktionsniveau erreicht haben, befinden sich im Intervall. Ist der Patient im Alltag z. B. durch eine ausgeprägte Negativsymptomatik so stark beeinträchtigt, dass er weder zur Schule gehen oder einer sonstigen Ausbildung nachgehen kann ist er nicht im Intervall, sondern befindet sich noch in der Episode. Die Dauer der Episode lässt sich somit bei den acht Patienten, die noch in der ersten Episode waren, nur bis zum Tag der Nachuntersuchung berechnen. Die erste Episode dauerte 38 Ergebnisse bei den verbleibenden 24 Patienten im Mittel 4,3 Jahre (Standardabweichung ± 4, Spannweite 0,1–18,7). Tabelle 15: Anzahl aller stationären Aufenthalte (n = 32), aufgeteilt nach Frauen und Männern Mittel [Anzahl] Std. [Anzahl] Spannweite [Anzahl] 3,2 1,9 1–8 Männer n = 23 Gesamt n = 32 Anzahl stationärer Aufenthalte wegen Schizophrenie Frauen n=9 n (%) Aufnahmen keine Wiederaufnahme 2 (22,2) 3 (13) 5 (15,6) 1–2 Wiederaufnahmen 5 (55,6) 10 (43,5) 15 (46,9) 3–4 Wiederaufnahmen 2 (22,2) 6 (26,1) 8 (25) ≥ 5 Wiederaufnahmen 0 (0) 4 (17,4) 4 (12,5) Mediantest nicht signifikant Drogenmissbrauch in der Gesamtstichprobe Bei 21 (52,5 %) Patienten der Gesamtstichprobe (n = 40) ließ sich ein Drogenmissbrauch feststellen (Lebenszeitprävalenz). Es ergaben sich im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern bezüglich eines Drogenmissbrauchs (p = 0,29). Dennoch stellte sich dar, dass der Prozentsatz der Männer mit einem Drogenabusus von 60 % höher war als der prozentuale Anteil des Drogenabusus bei den Frauen mit nur 30 %. Im Vergleich zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern kam es ebenso zu keinem signifikanten Unterschied im exakten Test nach Fisher (p = 0,30). Tabelle 16: Anzahl der Patienten mit bzw. ohne Drogenabusus, eingeteilt nach Frauen und Männern und Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern (n = 40) Drogenabusus kein Drogenabusus n (%) 3 (30) 18 (60) 17 (53,1) 4 (50) 21 (52,5) 7 (70) 12 (40) 15 (46,9) 4 (50) 19 (47,5) Frauen, n = 10 Männer, n = 30 Teilnehmer, n = 32 Nicht-Teilnehmer, n = 8 Gesamt, n = 40 Exakter Test nach Fisher nicht signifikant Ergebnisse 39 Die überwiegende Anzahl der Patienten mit einem Drogenmissbauch zeigten einen Cannabisabusus (n = 21; 80,8 %). Eine genauere Darstellung welche Art der Droge konsumiert wurde wird in Tabelle 17 dargestellt. Tabelle 17: Art des Drogenabusus, Mehrfachnennungen sind möglich Art des Drogenabusus Cannabis (Haschisch, Marihuana) Halluzinogene (LSD, Meskalin, DOM, Pilze) Kokain Gesamt n % 21 80,8 4 15,4 1 26 3,8 100 Die maximale Häufigkeit des Drogenabusus variierte von mehr als einmal täglich bis weniger als einmal jährlich, wobei mit einem Anteil von 29,6 % am häufigsten mehr als einmal täglich Drogen konsumiert wurden. Tabelle 18: maximale Frequenz des Drogenmissbrauchs Frequenz des Drogenabusus mehr als 1 mal täglich mehr als 1 mal wöchentlich mehr als 1 mal monatlich mehr als 1 mal jährlich weniger als 1 mal jährlich unbekannt Gesamt n % 7 6 6 3 1 3 26 26,9 23,1 23,1 11,5 3,8 11,5 100 Das durchschnittliche Alter bei Beginn des Drogenabusus war 15,0 Jahre (Standardabweichung ± 1,2, Spannweite 13,1–19,4) und es bestand eine durchschnittliche Dauer vom Beginn des Drogenabusus bis zur ersten stationären Aufnahme wegen einer Schizophrenie von 1,6 Jahren (Standardabweichung ± 1,0, Spannweite 0,1–3,9). Genaue Angaben über den Drogenabusus zum Zeitpunkt des Beginns der Schizophrenie können nicht gemacht werden. Zum Zeitpunkt der Katamnese gaben von den 32 nachuntersuchten Patienten noch drei Patienten (9,4 %) an Drogen zu konsumieren. Die beiden untersuchten Patientengruppen (Patienten mit Drogenabusus und Patienten ohne Drogenabusus) unterschieden sich im t-Test nicht signifikant anhand des Alters bei ersten Anzeichen für eine psychische Erkrankung (p = 0,36), des Alters bei erster stationärer Aufnahme wegen eine psychischen Erkrankung (p = 0,69) oder anhand des Alters bei erster stationärer Aufnahme wegen einer Schizophrenie (p = 0,71), siehe Tabelle 19. 40 Ergebnisse Tabelle 19: Altersverteilung bei Alter erster Anzeichen für eine psychische Erkrankung, bei Alter erster stationärer Aufnahme wegen einer psychischen Erkrankung und bei Alter erster stationärer Aufnahme wegen einer Schizophrenie in der Gesamtstichprobe (n = 40), eingeteilt nach Patienten mit bzw. ohne Drogenabusus Patienten mit Drogenabusus n = 21 Patienten ohne Drogenabusus n = 19 Mittel ± Std. (Spannweite) [Jahre] Alter bei ersten Anzeichen für eine psychische Erkrankung 5,8 ± 4,9 (2,5–18,7) 7,4 ± 5,6 (1,5–17,6) Alter bei erster stationärer Aufnahme wegen einer psychischen Erkrankung 17,0 ± 1,6 (11,9–19,0) 16,2 ± 1,8 (12,8–18,9) Alter bei erster stationärer Aufnahme wegen einer Schizophrenie 17,2 ± 1,0 (14,4–19,0) 16,2 ± 1,8 (12,8–18,9) t-Test nicht signifikant Der psychosoziale Outcome, gemessen anhand der GAF, und die Psychopathologie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung, gemessen anhand der SANS, SAPS und BPRS, zeigten keine signifikanten Unterschiede im t-Test zwischen den Gruppen Patienten mit Drogenabusus bzw. ohne Drogenabusus. Weiterhin konnten für diese beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Charakteristika „Art des Erkrankungsbeginn“, „Alter bei Ersterkrankung“, „Geschlecht“, „Dauer der ersten Episode“, „prämorbide Auffälligkeiten“, „prämorbider IQ“ oder „familiäre Belastung mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“ festgestellt werden (wie beispielhaft in Tabelle 36 dargestellt). Es zeigte sich im Chi²-Test lediglich eine Neigung zu einem schleichenden Erkrankungsbeginn bei Patienten mit einem Drogenmissbrauch (p = 0,06). 3.2 Die Verteilung des Intelligenzquotienten in der Gesamtstichprobe Das prämorbide Intelligenzniveau (IQ) wurde anhand aller vorliegenden Informationen aus dem Krankenblatt und der Basisdokumentation des einzelnen Patienten geschätzt, da keine oder nicht immer eine prämorbide Testung vorlag. Die vorgenommene Einschätzung beruhte auf den Vorgaben, dass ein IQ > 115 für sehr gute Gymnasiasten, ein IQ zwischen 85 und 115 für Gymnasiasten, Realschüler und gute Hauptschüler und ein IQ < 85 für schlechte Hauptschüler galt. Patienten, die eine Förder- oder Sprachheilschule besuchten wurden noch Ergebnisse 41 niedriger eingeschätzt. In der vorliegenden Stichprobe ergab sich eine Mittelwert des IQ von 99,9 (Standardabweichung ± 14,8, Spannweite 75–120). Es ergaben sich im Mediantest weder signifikante Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern noch zwischen Männern und Frauen bezüglich des Intelligenzniveaus (p = 0,47). Tabelle 20: Verteilung des prämorbiden Intelligenzniveaus in der Gesamtstichprobe (n = 40) hohe Intelligenz IQ > 115 durchschnittliche Intelligenz IQ 85–114 niedrige Intelligenz IQ < 85 8 (80) 16 (53,3) 20 (62,5) 4 (50) 24 (60) 1 (10) 5 (16,7) 3 (9,4) 3 (37,5) 6 (15) n (%) Frauen, n = 10 Männer, n = 30 Teilnehmer, n = 32 Nicht-Teilnehmer, n = 8 Gesamt, n = 40 1 (10) 9 (30) 9 (28,1) 1 (12,5) 10 (25) Mediantest nicht signifikant 3.3 Familiäre Belastungen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis Bei der vorliegenden Stichprobe zeigte sich bei elf von 40 Patienten (27,5 %) eine genetische Belastung mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, davon lag in zehn Fällen eine schizophrene Psychose bei einem Verwandten ersten, zweiten oder dritten Grades vor. In einem Fall litt ein Elternteil an einer schizoaffektiven Psychose. Bezogen auf die unterschiedliche genetische Belastung der Teilnehmer zeigte sich zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung kein signifikant unterschiedliches psychosoziales Funktionsniveau, gemessen anhand der Global Assessment of Functioning Scale (GAF). Der GAFMittelwert der Patienten mit familiärer Belastung betrug 63,6 (Standardabweichung ± 21,6, Spannweite 22–90). Der Mittelwert der Patienten ohne familiäre Belastung betrug 67,8 (Standardabweichung ± 24,3, Spannweite 10–100; Mediantest p = 0,7). Ebenso ließ sich keine höhere Belastung sowohl mit positiven als auch mit negativen Symptomen nachweisen (SAPS-Mittelwert der Patienten mit familiärer Belastung 1,9 versus 2,3 bei Patienten ohne familiäre Belastung; Mediantest p = 0,69; SANS-Mittelwert der Patienten mit familiärer Belastung 7,3 versus 6,0 bei Patienten ohne familiäre Belastung; Mediantest p = 0,35). 3.4 Prämorbide Auffälligkeiten Bei der Gesamtstichprobe zeigte sich eine hohe Anzahl von prämorbiden Auffälligkeiten. So wiesen 26 von 40 Patienten (65 %) prämorbide Belastungen mit internalisierenden und/oder 42 Ergebnisse externalisierenden Symptomen und/oder Entwicklungsverzögerungen auf. Nur bei 14 Patienten (35 %) waren keine prämorbiden Belastungen vorhanden. Die größte Anzahl von prämorbiden Symptomen fand sich bei der Gruppe der prämorbid internalisierenden Symptome, die bei 22 Patienten (55 %) auftraten. Externalisierende Symptome traten bei sieben Patienten (17,5 %) und Entwicklungsverzögerungen bei fünf Patienten (12,5 %) auf. Eine genaue Darstellung, ob die Symptome allein einer oder mehreren der drei Gruppen zuzuordnen sind, zeigt Abbildung 3. Bei 27 Patienten (67,5 %) lagen andere Auffälligkeiten vor, die sich keiner der drei oben genannten Bereiche zuordnen ließen. In der untersuchten Stichprobe (n = 32) bestand hinsichtlich der psychosozialen Anpassung, gemessen anhand des GAF-Wertes, kein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit und ohne Entwicklungsverzögerungen, für Patienten mit und ohne internalisierende Symptome und für Patienten mit und ohne externalisierende Symptome. (GAF-Mittelwert für Patienten ohne prämorbide Auffälligkeiten (n = 11): 74,1 ± 21,4, (35–100); GAF-Mittelwert für Patienten mit prämorbiden Auffälligkeiten (n = 21): 62,7 ± 23,7, (10–91); Mediantest p = 0,61). Für eine Belastung mit positiven und negativen Symptomen zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied innerhalb der Gruppen internalisierende/keine internalisierenden Symptome, externalisierende/keine externalisierenden Symptome und Entwicklungsverzögerungen/keine Entwicklungsverzögerungen. (SANS-Mittelwert für Patienten ohne prämorbide Auffälligkeiten (n = 11): 4,7 ± 5,4, (0– 16); SANS-Mittelwert für Patienten mit prämorbiden Auffälligkeiten (n = 21): 7,5 ± 4,3, (1– 14); Mediantest p = 0,16). (SAPS-Mittelwert für Patienten ohne prämorbide Auffälligkeiten (n = 11): 1,5 ± 2,4, (0– 8); SAPS-Mittelwert für Patienten mit prämorbiden Auffälligkeiten (n = 21): 2,6 ± 4,3, (0– 16); Mediantest p = 0,16). Ergebnisse Internalisierende Symptome gesamt n = 22 (55 %) 43 Externalisierende Symptome gesamt n = 7 (17,5 %) n= 15 n= 2 n= 4 n= 1 n= 4 keine prämorbide Belastung n = 14 (35 %) Entwicklungsverzögerungen gesamt n = 5 (12,5%) andere prämorbide Belastungen n = 27 (67,5 %) Abbildung 3: Häufigkeitsverteilung der prämorbiden Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe (n = 40) 3.5 MDD in der Gesamtstichprobe Keiner der Patienten aus der Gesamtstichprobe erfüllte die Bedingungen für die Klassifikation der MDD nach Cohen. Somit trafen nie mindestens zwei Kriterien aus jeder der drei genannten Untergruppen zu. Es fanden sich allerdings bei 26 Patienten (65 %) eine oder mehrere Auffälligkeiten. Eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Kategorien der MDD zeigt Tabelle 21. Tabelle 21: Anzahl der Symptome aus den jeweiligen Symptomgruppen im MDD, bezüglich Männer und Frauen (n = 40) Frauen n = 10 Männer n = 30 Gesamt n = 40 Beeinträchtigungen in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst 4 (40) 13 (43,3) 17 (42,5) Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität 4 (40) 14 (46,7) 18 (45) Kognitive Verarbeitungsdefizite/ Denkstörungen, wie es in dem Ausmaß bei Gleichaltrigen nicht zu finden ist 2 (20) 5 (16,7) 7 (17,5) keine Symptome 3 (30) 11 (36,7) 14 (35) Symptomkategorien n (%) Mediantest nicht signifikant 44 Ergebnisse Eine Erklärung, welche Einzelsymptome den Kategorien zugeordnet werden, findet sich in der Beschreibung der angewandten Untersuchungsinstrumente und im Anhang dieser Arbeit. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Symptome aus den jeweiligen Symptomkategorien der MDD in der untersuchten Stichprobe. Tabelle 22: Anzahl der Symptome aus den jeweiligen Symptomgruppen im MDD bezüglich Männer und Frauen, nur Teilnehmer (n = 32) Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 Beeinträchtigungen in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst 4 (44,4) 12 (52,2) 16 (50) Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität 4 (44,4) 12 (52,2) 16 (50) Kognitive Verarbeitungsdefizite/ Denkstörungen, wie es in dem Ausmaß bei Gleichaltrigen nicht zu finden ist 2 (22,2) 4 (17,4) 6 (18,8) keine Symptome 2 (22,2) 8 (34,8) 10 (31,3) Symptomkategorien n (%) Mediantest nicht signifikant Ob die verschiedenen Symptomkategorien jeweils Einfluss auf den Verlauf haben, zeigen Tabelle 23 bis Tabelle 25. Hierbei wurden als Verlaufsparameter GAF, SANS, SAPS, BPRSG und BPRS-1 evaluiert. Lag eine Belastung in der Symptomkategorie Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität vor, so zeigte sich eine schlechtere psychosoziale Anpassung zum Katamnesezeitpunkt, siehe Tabelle 24. Patienten mit einer Beeinträchtigung im Sozialverhalten erreichten einen niedrigeren GAF-Mittelwert von 59,8 (Standardabeichung ± 25,4, Spannweite 10–90) als Patienten ohne eine Beeinträchtigung im Sozialverhalten. Diese wiesen einen deutlich höheren GAF-Mittelwert von 73,5 (Standardabweichung ± 19,4, Spannweite 35–100) auf (t-Test p = 0,04, einseitige Testung). Beim Vorliegen derselben Kategorie Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität und dem Verlaufsparameter SANS ergab sich im einseitigen t-Test ein signifikanter p-Wert von 0,03. Patienten mit einer Belastung in der Kategorie Beeinträchtigungen im Sozialverhalten wiesen einen durchschnittlichen SANS-Mittelwert von 7,8 auf (Standardabweichung ± 4,1, Spannweite 1–14), während bei Patienten ohne Belastung in Ergebnisse 45 dieser Kategorie ein niedrigerer SANS-Mittelwert von 4,8 vorlag (Standardabweichung ± 4,7, Spannweite 0–16). Desweiteren zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Kategorie kognitive Verarbeitungsdefizite sowohl in Bezug auf das psychosoziale Funktionsniveau als auch in Bezug auf eine Belastung mit negativen Symptomen und in Bezug auf eine Belastung mit den Gesamtsymptomen der BPRS (siehe Tabelle 25). Patienten mit kognitiven Verarbeitungsdefiziten erreichten einen GAF-Mittelwert von 53,8 (Standardabweichung ± 21, Spannweite 22–85), während Patienten ohne Vorliegen von kognitiven Verarbeitungsdefiziten einen deutlich höheren GAF-Mittelwert von 69,8 (Standardabweichung ± 23,1, Spannweite 10–100) zeigten. Der einseitige Mediantest war mit einem p-Wert von 0,04 signifikant. Patienten mit kognitiven Verarbeitungsdefiziten wiesen ebenfalls einen höheren SANSMittelwert von durchschnittlich 9,8 (Standardabweichung ± 3,9, Spannweite 4–12) auf. Der SANS-Mittelwert von Patienten ohne das Vorliegen von kognitiven Verarbeitungsdefiziten lag niedriger bei einem Mittelwert von 5,6 (Standardabeichung ± 4,6, Spannweite 0–16), Mediantest p = 0,03, einseitige Testung. In Bezug auf eine Belastung mit Symptomen des BPRS-Gesamtscores zeigten Patienten mit einer Belastung in der eben genannten Kategorie einen höheren Summenscore von im Mittel 33,8 (Standardabweichung ± 8,1, Spannweite 24–45), während ohne Vorliegen einer Belastung mit kognitiven Verarbeitungsdefiziten der durchschnittliche Summenscore mit 30,5 niedriger lag (Standardabweichung ± 10,1, Spannweite 19–57). Der einseitige Mediantest war signifikant mit einem p-Wert von 0,04. 46 Ergebnisse Tabelle 23: Einfluss der Symptomkategorie „Beeinträchtigungen in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst“ auf den Verlauf, gemessen anhand der Parameter GAF, SANS, SAPS, BPRS-G, BPRS-1 (n = 32) Symptomkategorie: Verlaufsparameter Beeinträchtigung in der Regulation von affektiven Zuständen bzw. Angst GAF SANS SAPS BPRS-G BPRS-1 Anzahl der Patienten mit Belastung n = 16 Anzahl der Patienten ohne Belastung n = 16 Mittel ± Std. (Spannweite) 64,1 ± 23,3 69,2 ± 23,7 (10–91) (22–100) 7,1 ± 4,0 5,6 ± 5,2 (2–14) (0–16) 2,9 ± 4,7 1,5 ± 2,5 (0–16) (0–8) 30,0 ± 8,7 32,2 ± 10,9 (21–49) (19–57) 6,9 ± 3,0 8,2 ± 3,4 (4–14) (4–14) p-Wert 0,55 (t-Test) 0,37 (t-Test) 0,31 (t-Test) 0,39 (t-Test) 0,28 (t-Test) GAF = Global Assessment of Functioning; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; BPRS-G = Gesamtscore der Brief Psychiatric Rating Scale; BPRS-1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale Tabelle 24: Einfluss der Symptomkategorie „Beeinträchtigungen im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität“ auf den Verlauf, gemessen anhand der Parameter GAF, SANS, SAPS, BPRS-G, BPRS-1 (n = 32) Symptomkategorie: Verlaufsparameter Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität GAF SANS SAPS BPRS-G BPRS-1 Anzahl der Patienten mit Belastung n = 16 Anzahl der Patienten ohne Belastung n = 16 Mittel ± Std. (Spannweite) 59,8 ± 25,4 73,5 ± 19,4 (10–90) (35–100) 7,8 ± 4,1 4,8 ± 4,7 (1–14) (0–16) 2,9 ± 4,9 1,5 ± 2,2 (0–16) (0–8) 32,9 ± 9,7 29,3 ± 9,7 (21–49) (19–57) 8,3 ± 3,4 6,9 ± 2,9 (4–14) (4–13) p-Wert 0,04* (t-Test) 0,03* (t-Test) 0,31 (t-Test) 0,29 (t-Test) 0,23 (t-Test) *t-Test signifikant, p< 0,05 GAF = Global Assessment of Functioning; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; BPRS-G = Gesamtscore der Brief Psychiatric Rating Scale; BPRS-1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale Ergebnisse 47 Tabelle 25: Einfluss der Symptomkategorie „Kognitive Verarbeitungsdefizite/Denkstörungen, wie es in dem Ausmaß nicht bei Gleichaltrigen zu finden ist“ auf den Verlauf, gemessen anhand der Parameter GAF, SANS, SAPS, BPRS-G, BPRS-1 (n = 32) Symptomkategorie: Verlaufsparameter Kognitive Verarbeitungsdefizite/ Denkstörungen, wie es in dem Ausmaß bei Gleichaltrigen nicht zu finden ist GAF SANS SAPS BPRS-G BPRS-1 Anzahl der Patienten mit Belastung n=6 Anzahl der Patienten ohne Belastung n = 26 Mittel ± Std. (Spannweite) 53,8 ± 21,0 69,8 ± 23,1 (22–85) (10–100) 9,8 ± 3,9 5,6 ± 4,6 (4–12) (0–16) 3,0 ± 3,5 2,0 ± 3,9 (0–7) (0–16) 33,8 ± 8,1 30,5 ± 10,1 (24–45) (19–57) 8,2 ± 3,3 7,4 ± 3,2 (5–14) (4–14) p-Wert 0,04* (Mediantest) 0,03* (Mediantest) 0,74 (Mediantest) 0,04* (Mediantest) 0,85 (Mediantest) *Mediantest signifikant, p < 0,05 GAF = Global Assessment of Functioning; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; BPRS-G = Gesamtscore der Brief Psychiatric Rating Scale; BPRS-1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale 3.6 Psychopathologie der untersuchten Stichprobe Depressive Symptomatik Abbildung 4 zeigt die depressive Symptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung entsprechend der BPRS. Der Schweregrad der depressiven Symptomatik wurde definiert als: • keine oder minimale depressive Symptomatik bei einem Summenscore zwischen 4 und 8, • moderater Ausprägungsgrad der depressiven Symptomatik bei einem Summenscore zwischen 9 und 12 und • schwere depressive Symptomatik bei einem Summenscore zwischen 13 und 20. Die Mehrzahl der nachuntersuchten Patienten (n = 23, 71,9 %) zeigte keine oder eine geringe depressive Symptomatik. Fünf Patienten (15,6 %) wiesen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung eine mäßige und lediglich vier Patienten (12,5 %) eine schwere depressive Symptomatik auf. 48 Ergebnisse nicht vorhanden/ gering 71,9% moderat 15,6% schwer 12,5% Abbildung 4: Häufigkeitsverteilung der depressiven Symptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (n = 32) Tabelle 26 zeigt den Gesamt-Rohwert, das heißt die Summation aller Punktwerte der BPRS. Es zeigt sich ein durchschnittlicher Mittelwert von 31,1 (Standardabweichung ± 9,8, Spannweite 19–57). Es lassen sich im Mediantest keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen (p = 0,7). Tabelle 26: BPRS-Gesamtscore in der nachuntersuchten Stichprobe (n = 32), Frauen und Männer BPRS-Gesamtscore Anzahl n Frauen 9 Männer 23 Gesamt 32 Mittel ± Std. (Spannweite) 30,0 ± 10,2 (19–49) 31,5 ± 9,8 (19–57) 31,1± 9,8 (19–57) Mediantest nicht signifikant Negative und positive Symptomatik Der Schweregrad der Positiv- und Negativsymptomatik wurde wie folgt eingeteilt: • keine oder minimale Symptomatik bei einem Summenscore zwischen 0 und 5, • moderater Ausprägungsgrad bei einem Summenscore zwischen 6 und 8 und • schwere Symptomatik bei einem Summenscore zwischen 9 und 20. Die negative Symptomatik der nachuntersuchten Patienten verteilte sich folgendermaßen: 15 Patienten (46,9 %) wiesen keine oder nur geringe negative Symptome auf, sechs Patienten Ergebnisse 49 (18,8 %) zeigten eine moderate Negativsymptomatik und bei elf Patienten (34,4 %) lag eine schwere Negativsymptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung vor. moderat 18,8% nicht vorhanden/ gering 46,9% schwer 34,4% Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der negativen Symptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (n = 32) Im Gegensatz hierzu zeigten nur zwei Patienten (6,3 %) zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung eine ausgeprägte, schwere positive Symptomatik. Eine mäßige Symptomatik mit positiven Symptomen wiesen drei Patienten (9,4 %) auf und die Mehrzahl der Patienten (n = 27, 84,4 %) zeigte keine oder eine minimal ausgeprägte Positivsymptomatik entsprechend der SAPS-Skala. nicht vorhanden/ gering 84,4% moderat 9,4% schwer 6,3% Abbildung 6: Häufigkeitsverteilung der positiven Symptomatik zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (n = 32) 50 Ergebnisse Bei Vergleich der Belastung mit negativen und positiven Symptomen ergab sich für die Negativsymptomatik im Mittel ein Wert von 6,4 (Standardabweichung ± 4,6, Spannweite 0– 16) und für die Positivsymptomatik ein deutlich niedrigerer Mittelwert von 2,2 (Standardabweichung ± 3,8, Spannweite 0–16). Es zeigte sich im Mediantest kein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern bezüglich negativer und positiver Symptome (p = 0,89). Eine detaillierte Darstellung zeigt Tabelle 27. Tabelle 27: Mittelwerte der negativen und positiven Symptome bei Frauen und Männern (n = 32) Symptomatik Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 6,2 ± 4,9 (0–16) 1,9 ± 3,1 (0–11) 6,4 ± 4,6 (0–16) 2,2 ± 3,8 (0–16) Mittel ± Std. [Spannweite] negative Symptome positive Symptome 6,8 ± 4,2 (0–13) 3,0 ± 5,4 (0–16) Mediantest nicht signifikant Psychopathologie bezüglich des Manifestationsalters der schizophrenen Psychose Vergleicht man die Psychopathologie der untersuchten Stichprobe anhand des Manifestationsalters so zeigte sich, dass die depressive Symptomatik, gemessen anhand der BPRS in der Altersgruppe der VEOS eine Tendenz zu einem schweren Ausprägungsgrad aufweist. Drei Patienten (25 %) der Altersgruppe VEOS zeigten eine schwere depressive Symptomatik, wohingegen in der Altersgruppe der EOS nur ein Patient (5 %) eine schwere depressive Symptomatik aufweist. Der Mediantest war allerdings aufgrund der kleinen Stichprobe nicht signifikant mit einem p-Wert von 0,88. Stellt man die negative und positive Symptomatik in den beiden Altergruppen gegenüber, so zeigte sich bei den VEOS eine Neigung zu einer ausgeprägteren Negativsymptomatik (Mediantest, p=0,13). 50 % (n = 6) der Patienten mit VEOS wiesen eine schwere Negativsymptomatik auf, 16,7 % (n = 2) eine moderate und 33,3 % (n = 4) keine oder eine nur eine minimale Negativsymptomatik. In der Altersgruppe der EOS manifestierte sich hingegen nur bei 25 % (n = 5) eine schwere, bei 20 % (n = 4) eine moderate und bei 55 % (n = 11) eine geringe oder keine Negativsymptomatik. Vergleicht man den Schweregrad der Positivsymptomatik, so zeigte sich in der Altersgruppe der EOS zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung in 10 % (n = 2) eine schwere Positivsymptomatik, im Gegensatz zu 0 % in der Altersgruppe der VEOS. Der Mediantest war aufgrund der kleinen Stichprobe nicht signifikant (p = 0,86). Ergebnisse 51 Tabelle 28: Häufigkeitsverteilung der Psychopathologie, gemessen anhand der Instrumente BPRS, SANS und SAPS und eingeteilt nach Manifestationsalter der untersuchten Stichprobe, (n = 32) Ausprägungsgrad VEOS n = 12 EOS n = 20 BPRS-Score1 gering moderat schwer 8 (66,7 %) 1 (8,3 %) 3 (25 %) 15 (75 %) 4 (20 %) 1 (5 %) SANS gering moderat schwer 4 (33,3 %) 2 (16,7 %) 6 (50 %) 11 (55 %) 4 (20 %) 5 (25 %) SAPS gering moderat schwer 11 (91,7 %) 1 (8,3 %) 0 (0 %) 16 (80 %) 2 (10 %) 2 (10 %) Psychopathologie Mediantest nicht signifikant VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia; BPRSScore 1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms 3.7 Vergleich der Psychopathologie der nachuntersuchten Stichprobe mit der Psychopathologie der Marburger Klinikkatamnese Vergleicht man die Psychopathologie der vorliegenden Stichprobe mit der Psychopathologie der Marburger Katamnese, so ergaben sich Unterschiede bezüglich der Querschnittssymptomatik zum jeweiligen Katamnesezeitpunkt. Die Patienten der hier nachuntersuchten Stichprobe zeigten einen Trend zu einer symptomärmeren und somit besseren Psychopathologie. Betrachtet man die depressive Symptomatik der Marburger Katamnese, so zeigte sich in 60,3 % eine minimale depressive Symptomatik, während bei der hier untersuchten Stichprobe 71,9 % eine minimale depressive Symptomatik aufwiesen. Im Chi²-Test zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p = 0,53). Die Belastung mit einer schweren negativen Symptomatik war in beiden Gruppen ähnlich (34,4 % versus 32,8 %), jedoch zeigte sich ein deutlicher Unterschied bei der Betrachtung des moderaten und minimalen Ausprägungsgrades. 46,9 % der Patienten aus Freiburg wiesen eine minimale Negativsymptomatik auf, wohingegen bei den Patienten aus Marburg ein kleinerer Anteil von 32,8 % eine minimale negative Symptomatik zeigte. Der moderate Ausprägungsgrad mit negativen Symptomen verteilte sich wie folgt: 18,8 % bei der hier vorliegenden Stichprobe und mit einem Anteil von 34,5 % deutlich mehr bei den Marburger Patienten. Es ergab sich allerdings im Chi²-Test kein signifikanter Unterschied (p = 0,25). 52 Ergebnisse Bezüglich der Ausprägung mit positiven Symptomen ließ sich hingegen ein deutlicher Unterschied aufzeigen. In der Freiburger Katamnese zeigten fast doppelt so viele Patienten (84,4 %) eine minimale Ausprägung mit positiven Symptomen wie in Marburg (43,4 %). Der Anteil derjenigen Patienten mit einer moderaten oder schweren Positivsymptomatik war in Marburg mit 51,7 % deutlich größer als in der hier vorliegenden Studie mit nur 15,7 %. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Chi²-Test mit einem p-Wert < 0,0001. Eine übersichtliche Darstellung zeigt die folgende Tabelle. Tabelle 29: Vergleich der Querschnittssymptomatik in der vorliegenden Stichprobe (n = 32) mit der Querschnittssymptomatik in der Marburger Katamnese (n = 58) Psychopathologie BPRS-Score 1 SANS SAPS * Ausprägung Freiburger Katamnese n = 32 Marburger Katamnese n = 58 minimal moderat schwer minimal moderat schwer minimal moderat schwer 23 (71,9 %) 5 (15,6 %) 4 (12,5 %) 15 (46,9 %) 6 (18,8 %) 11 (34,4 %) 27 (84,4 %) 3 (9,4 %) 2 (6,3 %) 35 (60,3 %) 11 (20,7 %) 12 (19,0 %) 19 (32,8 %) 20 (34,5 %) 19 (32,8 %) 28 (43,4 %) 24 (41,4 %) 6 (10,3 %) *Chi²-Test signifikant, p < 0,0001 BPRS-Score 1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms 3.8 Psychosoziales Funktionsniveau (GAF) zum Katamnesezeitpunkt Die globale Einschätzung des psychosozialen Funktionsniveaus wurde anhand des GAF in sieben Kategorien eingeteilt. Dabei zeigte sich, dass 21 Patienten (65,6 %) eine gute bis exzellente psychosoziale Anpassung aufwiesen. Sechs Patienten (18,8 %) wiesen ein mäßig bis schlechtes psychosoziales Funktionsniveau auf, und fünf Patienten (15,6 %) waren sehr schlecht oder tiefgreifend beeinträchtigt. Frauen zeigten im Mittel einen durchschnittlichen GAF-Wert von 56,3 (Standardabweichung ± 26,3, Spannweite 10–95), Männer erreichten einen durchschnittlich höheren Mittelwert von 70,7 (Standardabweichung ± 21,2, Spannweite 25–100). Im Mediantest ergab sich für die globale Einschätzung des psychosozialen Funktionsniveaus ein nur grenzwertig signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen (p = 0,05). Tabelle 30 zeigt einen detaillierten Überblick. Ergebnisse 53 Tabelle 30: Verteilung des psychosozialen Funktionsniveaus zum Katamnesezeitpunkt (n = 32) Psychosoziales Anpassungsniveau (GAF) Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 1 (11,1) 8 (34,8) 9 (28,1) 1 (11,1) 6 (26,1) 7 (21,9) 3 (33,3) 2 (8,7) 5 (15,6) 1 (11,1) 2 (8,7) 3 (9,4) 1 (11,1) 2 (8,7) 3 (9,4) 1 (11,1) 3 (13) 4 (12,5) 1 (11,1) 0 (0) 1 (3,1) 70,7 ± 21,2 (25–100) 66,6 ± 23,3 (10–100) n (%) exzellente Anpassung (100–81) sehr gute Anpassung ( 80–71) gute Anpassung (70–61) mäßige Anpassung (60–51) schlechte Anpassung (50–41) sehr schlechte Anpassung (40–21) tiefgreifend beeinträchtigte Anpassung (20–1) Mittelwert psychosoziale Anpassung Mittel ± Std. (Spannweite) 56,3 ± 26,3 (10–95) Mediantest nicht signifikant Betrachtet man das psychosoziale Funktionsniveau anhand des Manifestationsalters, so zeigte sich in der Altersgruppe der EOS eine Tendenz zu einer schlechteren psychosozialen Anpassung. Wie in Tabelle 31 dargestellt, zeigten 75 % der Patienten mit EOS eine hervorragende bis gute psychosoziale Anpassung, bei den Patienten mit VEOS dagegen wiesen nur 50 % der Fälle ein sehr gutes Anpassungsniveau auf. Die Altersgruppe der VEOS zeigte im Mittel einen durchschnittlichen GAF-Wert von 62,1 (Standardabweichung ± 21,5, Spannweite 22–90), die Altersgruppe der EOS zeigte einen durchschnittlich leicht höheren Mittelwert von 69,4 (Standardabweichung ± 24,4, Spannweite 10–100). Es zeigten sich jedoch im Mediantest keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen (p = 0,47). Tabelle 31: Verteilung des psychosozialen Funktionsniveaus zum Katamnesezeitpunkt eingeteilt nach Altersgruppen (n = 32) GAF VEOS n = 12 EOS n = 20 Gesamt n = 32 15 (75) 21 (65,6) n (%) hervorragend/ sehr gut/gut 6 (50) 54 Ergebnisse mäßig/schlecht 4 (33,3) 2 (10) 6 (18,8) sehr schlecht/ tiefgreifend beeinträchtigt 2 (16,7) 3 (15) 5 (15,6) 69,4 ± 24,4 (10–100) 66,6 ± 23,3 (10–100) Mittel ± Std. (Spannweite) Mittelwert psychosoziale Anpassung 62,1 ± 21,5 (22–90) Mediantest nicht signifikant GAF = Global Assessment of Functioning, VEOS = Very Early Onset of Schizophrenia; EOS = Early Onset of Schizophrenia 3.9 Schweregrad der Erkrankung zum Katamnesezeitpunkt (CGI) Der Schweregrad der Erkrankung zum Katamnesezeitpunkt wurde anhand der CGI eingeschätzt und gliedert sich in sieben Kategorien. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung waren 16 Patienten (50 %) nicht krank oder ein Grenzfall psychiatrischer Erkrankung. Neun Patienten (28,1 %) wurden als leicht oder mäßig krank eingestuft, und sechs Patienten (18,8 %) fielen in die Kategorie deutlich krank oder schwer krank. Lediglich ein Patient (3,3 %) gehörte zu den extrem schwer Kranken (Tabelle 32). Es ließen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Geschlechter feststellen (Mediantest, p = 0,25). Tabelle 32: Schweregrad der Erkrankung zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (n = 32), eingeteilt nach Frauen und Männer Schweregrad der Erkrankung Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 n (%) nicht krank 1 (11,1) 7 (30,4) 8 (25) Grenzfall psychiatrischer Erkrankung 2 (22,2) 6 (26,1) 8 (25) leicht krank 2 (22,2) 2 (8,7) 4 (12,5) mäßig krank 1 (11,1) 4 (17,4) 5 (15,6) deutlich krank 2 (22,2) 1 (4,4) 3 (9,4) schwer krank 0 (0) 3 (13,4) 3 (9,4) 1 (11,1) 0 (0) 1 (3,1) extrem schwer krank Mediantest nicht signifikant Ergebnisse 55 Bei der Einteilung des Schweregrades anhand des Ersterkrankungsalters zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Mediantest (p = 0,15). Eine detaillierte Beschreibung zeigt Tabelle 33. Tabelle 33: Schweregrad der Erkrankung zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung eingeteilt nach den Altersgruppen VEOS und EOS (n = 32) Schweregrad der Erkrankung VEOS n = 12 EOS n = 20 Gesamt n (%) nicht krank 1 (8,3) 7 (35) 8 (25) Grenzfall psychiatrischer Erkrankung 3 (25) 5 (25) 8 (25) leicht krank 1 (8,3) 3 (15) 4 (12,5) mäßig krank 4 (33,3) 1 (5) 5 (15,6) deutlich krank 1 (8,3) 2 (10) 3 (9,4) schwer krank 2 (16,7) 1 (5) 3 (9,4) 0 (0) 1 (5) 1 (3,1) extrem schwer krank Mediantest nicht signifikant VEOS = Very Early Onset of Schizophrenia; EOS = Early Onset of Schizophrenia 3.10 Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter Der Verlauf, entsprechend ICD-10, der nachuntersuchten Stichprobe stellte sich wie folgt dar: 24 Patienten (75 %) zeigten eine vollständige oder unvollständige Remission der schizophrenen Psychose, während acht Patienten (25 %) eine chronische Verlaufsform aufwiesen. Tabelle 34: Verlauf schizophrener Psychosen bei der untersuchten Stichprobe, nach Geschlechtern aufgeteilt (n = 32) Verlauf Frauen n=9 Männer n = 23 Gesamt n = 32 11 (47,8) 7 (30,4) 5 (21,7) 12 (37,5) 12 (37,5) 8 (25) n (%) Vollremission Teilremission chronisch 1 (11,1) 5 (55,6) 3 (33,3) Exakter Test nach Fisher nicht signifikant Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im exakten Test nach Fisher (p = 0,07) bezüglich der Geschlechter, jedoch wiesen die Männer in der vorliegenden Stichprobe 56 Ergebnisse deutlich häufiger eine Vollremission auf, während die Frauen eher einen schlechteren Verlauf mit Teilremission hatten (Tabelle 34). Vergleicht man die Art des Erkrankungsbeginns mit dem Verlauf der schizophrenen Psychose so zeigte sich, dass Patienten mit einem akuten Beginn in 56,3 % vollständig remittierten, während Patienten mit einem schleichenden Erkrankungsbeginn nur in 18,8 % eine vollständige Remission zeigten (Tabelle 35). Betrachtet man den Fall eines chronischen Verlaufs der schizophrenen Psychose, so ergab sich ebenfalls eine schlechtere Tendenz bei Patienten mit einem schleichenden Krankheitsbeginn im Gegensatz zu einem akuten Krankheitsbeginn. Es zeigten sich allerdings im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Art des Krankheitsbeginns und dem Verlauf (p = 0,09). Tabelle 35: Verlauf schizophrener Psychosen bei der untersuchten Stichprobe, eingeteilt nach der Art des Erkrankungsbeginns (n = 32) akuter Beginn Verlauf n =16 schleichender Beginn n =16 Gesamt n =32 n (%) vollständige Remission 9 (56,3) 3 (18,8) 12 (37,5) unvollständige Remission 5 (31,3) 7 (43,8) 12 (37,7) keine Remission 2 (12,5) 6 (37,5) 8 (25) Exakter Test nach Fisher nicht signifikant 3.11 Charakteristika der ersten Episode der schizophrenen Psychose und ihre Bedeutung für die Psychopathologie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Im Folgenden wurden verschiedene Charakteristika der ersten Episode daraufhin untersucht, ob sich in der vorliegenden Stichprobe statistisch ein Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf nachweisen lässt. Die Tabelle 36 stellt mögliche Einflussfaktoren auf den Verlauf der Negativsymptome, gemessen anhand des SANS-Summenwertes, dar. Die Art des Erkrankungsbeginns zeigte einen Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf der Negativsymptome. So wiesen Patienten mit einem akuten Beginn (n = 16) im Mittel nur einen Summenwert von 4,3 (Standardabweichung ± 3,8, Spannweite 0–12) auf, wohingegen Patienten mit einem schleichenden Beginn (n = 16) einen durchschnittlichen Wert von 8,5 (Standardabweichung ± 4,5, Spannweite 1–16) zeigten. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Mediantest mit einem p-Wert von 0,008. Ergebnisse 57 Es lässt sich ebenfalls eine Beziehung zwischen der Dauer der ersten Episode und der Ausprägung der Negativsymptomatik aufzeigen. Bei einer Dauer der ersten Episode von weniger als sechs Monaten (n = 8) trat im Mittel ein Wert von 3,3 (Standardabweichung ± 3,6, Spannweite 0–9) auf, während bei Patienten, deren erste Episode länger als sechs Monate war (n = 24), der durchschnittliche Summenscore 7,1 (Standardabweichung ± 4,7, Spannweite 0–16) betrug. Es zeigte sich im Mediantest ein signifikantes Ergebnis mit einem p-Wert von 0,02. Das Vorhandensein von prämorbiden Auffälligkeiten, wie internalisierenden und/oder externalisierenden Symptomen und/oder Entwicklungsverzögerungen, und der Negativsymptomatik zum Katamnesezeitpunkt wies keinen Zusammenhang auf. Patienten, bei denen prämorbide Auffälligkeiten vorlagen (n = 21), zeigten im Mittel einen Summenscore von 7,3 (Standardabweichung ± 4,0, Spannweite 1–14). Bei Patienten ohne Nachweis von prämorbiden Auffälligkeiten (n = 11) zeigte sich allerdings ein im Schnitt niedrigerer Mittelwert von 4,7 (Standardabweichung ± 5,4, Spannweite 0–16). Der Mediantest diesbezüglich war nicht signifikant (p = 0,16). Der geschätzte prämorbide Intelligenzquotient zeigte einen signifikanten Zusammenhang mit der Ausprägung von negativen Symptomen. Patienten mit einem prämorbid niedrigen IQ (n = 3) wiesen im Mittel einen sehr hohen Wert von 11,7 (Standardabweichung ± 2,1, Spannweite 10–14) auf, wohingegen Patienten mit einem durchschnittlichen IQ (n = 20) einen Mittelwert von 6,8 (Standardabweichung ± 4,2, Spannweite 0–16) aufzeigten. Patienten mit einem überdurchschnittlich hohen IQ (n = 9) hatten im Mittel nur einen Summenwert von 3,7 (Standardabweichung ± 4,5, Spannweite 0–12). Der exakte Test nach Fisher war mit einem p-Wert von 0,04 signifikant. Als letztes Charakteristikum wurde der Zusammenhang mit der familiären Belastung untersucht. Bei denjenigen Patienten, die in ihrer Familie eine Belastung mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis vorwiesen (n = 9), zeigte sich eine durchschnittliche Anzahl der Negativsymptome von 7,3 (Standardabweichung ± 3,6, Spannweite 2–12). Der Mittelwert der Negativsymptome der Patienten ohne Vorhandensein von familiären Belastungen (n = 23) war mit einer durchschnittlichen Anzahl von 6,0 (Standardabweichung ± 5,0, Spannweite 0– 16) niedriger. Es ergab sich kein signifikanter Zusammenhang für die vorliegende Stichprobe im Mediantest (p = 0,35). 58 Ergebnisse Tabelle 36: Verschiedene Charakteristika und ihr Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf, gemessen anhand des SANS-Summenwertes (n = 32) Charakteristika Anzahl n SANSSummenscore Mittel ± Std. (Spannweite) weiblich 9 männlich 23 VEOS 12 EOS 20 Art des Erkrankungsbeginn s akut 16 schleichend 16 Dauer der ersten Episode < 6 Monate 8 > 6 Monate 24 vorhanden 21 nicht vorhanden 11 115–129 9 114–85 20 84–70 3 vorhanden 9 nicht vorhanden 23 6,8 ± 4,2 (0–13) 6,2 ± 4,9 (0–16) 7,7 ± 5,0 (0–16) 5,6 ± 4,4 (0–14) 4,3 ± 3,8 (0–12) 8,5 ± 4,5 (1–16) 3,3 ± 3,6 (0–9) 7,1 ± 4,7 (0–16) 7,3 ± 4,0 (1–14) 4,7 ± 5,4 (0–16) 3,7 ± 4,5 (0–12) 6,8 ± 4,2 (0–16) 11,7 ± 2,1 (10–14) 7,3 ± 3,6 (2–12) 6,0 ± 5,0 (0–16) Geschlecht Ersterkrankungsalter prämorbide Auffälligkeiten prämorbider IQ familiäre Belastung mit Schizophrenie Merkmalsausprägung p-Wert 0,89 (Mediantest) 0,13 (Mediantest) 0,008* (Mediantest) 0,02* (Mediantest) 0,16 (Mediantest) 0,04* (exakter Test nach Fisher) 0,35 (Mediantest) *signifikant, p< 0,05 VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia Es zeigt sich somit, dass Patienten weniger Negativsymptome haben, wenn die folgenden Faktoren vorliegen: ein akuter Erkrankungsbeginn mit einer Dauer von weniger als vier Wochen, eine kurze Dauer der ersten Episode der schizophrenen Psychose von weniger als sechs Monaten und ein prämorbid als überdurchschnittlich geschätzter IQ. All diese Faktoren erwiesen sich im Mediantest bzw. im exakten Test nach Fisher als positive Einflussfaktoren. Betrachtet man dieselben Faktoren in Bezug auf die Positivsymptomatik, gemessen anhand des Summenscores der SAPS, so lässt sich bei keinem Merkmal ein signifikantes Ergebnis aufzeigen. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse zeigt Tabelle 37. Es lässt sich allerdings ein Trend in erwarteter Richtung aufzeigen, dass Patienten mit einer Dauer der ersten Episode von mehr als sechs Monaten, dem Vorhandensein von Ergebnisse 59 prämorbiden Auffälligkeiten und einem als niedrig eingeschätzten IQ eine höhere Belastung mit Positivsymptomen aufweisen. Tabelle 37: Verschiedene Charakteristika und ihr Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf, gemessen anhand des SAPS-Summenwertes (n = 32) Charakteristika Anzahl n SAPSSummenscore Mittel ± Std. (Spannweite) weiblich 9 männlich 23 VEOS 12 EOS 20 Art des Erkrankungsbeginn s akut 16 schleichend 16 Dauer der ersten Episode < 6 Monate 8 > 6 Monate 24 vorhanden 21 nicht vorhanden 11 115–129 9 114–85 20 84–70 3 vorhanden 9 nicht vorhanden 23 3,0 ± 5,4 (0–16) 1,9 ± 3,0 (0–11) 1,3 ± 2,2 (0–7) 2,7 ± 4,5 (0–16) 1,2 ± 2,0 (0–7) 3,2 ± 4,8 (1–16) 0,9 ± 1,6 (0–4) 2,6 ± 4,2 (0–16) 2,6 ± 4,3 (0–16) 1,5 ± 2,4 (0–8) 0,9 ± 1,4 (0–4) 2,3 ± 4,2 (0–16) 5,0 ± 5,6 (0–11) 1,9 ± 2,4 (0–7) 2,3 ± 4,2 (0–16) Geschlecht Ersterkrankungsalter prämorbide Auffälligkeiten prämorbider IQ familiäre Belastung mit Schizophrenie Merkmalsausprägung p-Wert 0,96 (Mediantest) 0,86 (Mediantest) 0,48 (Mediantest) 0,16 (Mediantest) 0,16 (Mediantest) 0,17 (exakter Test nach Fisher) 0,41 (Mediantest) VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia Bei der Untersuchung, ob es bezüglich der Charakteristika „Geschlecht“, „Ersterkrankungsalter“, „Art des Erkrankungsbeginn“, „Dauer der ersten Episode“, „prämorbide Auffälligkeiten“ und „prämorbider IQ“ sowie „familiäre Belastung mit einer Schizophrenie“ einen Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf der Gesamtsymptombelastung oder des Depressions-Score der BPRS gibt, zeigten sich einige signifikante Zusammenhänge. Es erwies sich als signifikant, dass Patienten mit einem als prämorbid überdurchschnittlich hoch geschätzten IQ eine geringere Belastung mit Symptomen anhand der BPRSGesamtsymptombelastung zeigten. Patienten mit einem als niedrig geschätzten prämorbiden IQ (n = 3) zeigten im Mittel einen durchschnittlichen Wert von 39,3 (Standardabweichung 60 Ergebnisse ± 9,3, Spannweite 29–47), diejenigen Patienten mit einem durchschnittlichen IQ (n = 20) wiesen einen Mittelwert von 30,7 (Standardabweichung ± 10,1, Spannweite 21–57) auf. In der Gruppe der Patienten mit einem als überdurchschnittlich geschätzten IQ (n = 9) zeigte sich dagegen ein niedrigerer Wert von 29,3 (Standardabweichung ± 8,8, Spannweite 19–43). Der exakte Test nach Fisher zeigte einen signifikanten Unterschied mit einem p-Wert von 0,008. Ein weiterer Einfluss auf die Symptombelastung ließ sich der Dauer der ersten Episode beimessen. Betrug die Dauer der ersten Episode weniger als sechs Monate stellte sich eine etwas niedrigere Symptombelastung anhand der BPRS-Gesamtsymptombelastung von 27,9 (Standardabweichung ± 8,0, Spannweite 19–43) dar, während Patienten mit einer Dauer der ersten Episode von mehr als sechs Monaten (n = 24) einen höheren Mittelwert von 31,7 (Standardabweichung ± 10,3, Spannweite 19–57) zeigten. Es zeigte sich im Mediantest ein signifikanter p-Wert von 0,04. Die Dauer der ersten Episode zeigte ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf die Belastung mit depressiven Symptomen, die anhand des Depressions-Score der BPRS gemessen wurde. Hier zeigte sich im Mediantest ein signifikanter p-Wert mit 0,03. Tabelle 38 zeigt die genauen Ergebnisse. 3 84–70 23 20 114–85 nicht vorhanden 9 115–129 9 11 nicht vorhanden vorhanden 21 24 > 6 Monate vorhanden 8 16 schleichend < 6 Monate 16 20 EOS akut 12 23 männlich VEOS 9 Anzahl n weiblich Merkmalsausprägung BPRS-GesamtSummenscore Mittel ± Std. (Spannweite) 30,0 ± 10,2 (19–49) 31,5 ± 9,8 (19–57) 32,4 ± 8,1 (24–45) 30,3 ± 10,8 (19–57) 28,4 ± 7,5 (19–45) 33,8 ± 11,2 (20–57) 27,9 ± 8,0 (19–43) 31,7 ± 9,3 (19–57) 34,4 ± 10,1 (23–49) 31,5 ± 9,0 (21–49) 29,3 ± 8,8 (19–43) 30,7 ± 10,1 (21–57) 39,3 ± 9,3 (29–47) 31,1 ± 8,0 (21–45) 31,1 ± 10,5 (19–57) *signifikant, p< 0,05; VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia Familiäre Belastung mit Schizophrenie Prämorbider IQ Prämorbide Auffälligkeiten Dauer der ersten Episode Art des Erkrankungsbeginns Ersterkrankungsalter Geschlecht Charakteristika 0,25 (Mediantest) 0,008* (exakter Test nach Fisher) 0,77 (Mediantest) 0,04* (Mediantest) 0,48 (Mediantest) 0,47 (Mediantest) 0,70 (Mediantest) p-Wert BPRSDepressionsscore Mittel ± Std. (Spannweite) 7,1 ± 2,7 (4–11) 7,7 ± 3,4 (4–14) 8,0 ± 3,0 (4–14) 7,3 ± 2,8 (4–13) 6,6 ± 2,9 (4–13) 8,6 ± 3,3 (4–14) 6,4 ± 2,8 (4–12) 7,6 ± 3,1 (4–14) 7,6 ± 3,3 (4–14) 7,5 ± 3,2 (4–13) 7,9 ± 4,0 (4–14) 6,9 ± 2,5 (4–13) 11,0 ± 3,6 (4–14) 7,8 ± 3,8 (4–14) 7,5 ± 3,0 (4–14) 0,93 (Mediantest) 0,61 (exakter Test nach Fisher 0,38 (Mediantest) 0,03* (Mediantest) 0,07 (Mediantest) 0,88 (Mediantest) 0,56 (Mediantest) p-Wert Tabelle 38: Verschiedene Charakteristika und ihr Einfluss auf den psychopathologischen Verlauf, gemessen anhand des BPRS-Summenwertes und anhand des Depressionsscore (n = 32) 62 Ergebnisse Zusammenfassend zeigt sich, dass Patienten eine geringe Gesamtsymptombelastung der BPRS aufweisen, wenn die folgenden Faktoren vorliegen: eine kurze Dauer der ersten Episode der schizophrenen Psychose von weniger als sechs Monaten und ein prämorbid als überdurchschnittlich geschätzter IQ. Ein weiterer positiver Einflussfaktor in Bezug auf den Verlauf der depressiven Symptome stellt eine Dauer der ersten Episode von weniger als sechs Monate dar. 3.12 Beziehungen zwischen den abhängigen Variablen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Zur Untersuchung der linearen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen OutcomeVariablen wurden die Korrelationskoeffizienten nach Spearman berechnet. Der Korrelationskoeffizient dient als Maß für die Stärke eines monotonen Zusammenhangs und wurde für jedes Paar der Outcome-Variablen berechnet. Somit konnte untersucht werden, inwiefern Beziehungen zwischen den verschiedenen Outcome-Variablen bestehen. Um die Faktoren des psychosozialen Funktionsniveaus zu bestimmen wurde der GAF eingeschlossen. Zur Beschreibung der Psychopathologie wurde, wie in vorhergehenden Auswertungen, die BPRS herangezogen. Hierbei wurde sowohl der Depressionsscore (Score 1) als auch der Gesamtscore (Score G) bestimmt. Zur Auswertung der positiven und negativen Symptome wurde der jeweilige Gesamtscore der SAPS und SANS verwendet. Betrachtet man die Beziehung zwischen der psychosozialen Anpassung und der Symptombelastung, so zeigt sich zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung ein höchstsignifikanter Zusammenhang sowohl zwischen der Gesamtsymptombelastung anhand des BPRS-Gesamtscore und der psychosozialen Anpassung anhand der GAF als auch zwischen der Negativsymptomatik und der psychosozialen Anpassung. So korreliert eine schlechte psychosoziale Anpassung mit einer höheren Belastung sowohl an negativen Symptomen als auch mit einer höheren Belastung an Gesamtsymptomen. Desweiteren weisen auch der Depressionsscore und die Positivsymptomatik eine hochsignifikante Beziehung zum GAF auf (Tabelle 39). Es zeigt sich dabei eine Beziehung zwischen einer hohen Belastung mit depressiven Symptomen bzw. positiven Symptomen und einer schlechten psychosozialen Anpassung. Ebenfalls zeigt sich eine höchstsignifikante Korrelation zwischen einer Belastung mit depressiven Symptomen und der Gesamtbelastung mit Symptomen, zusätzlich lässt sich auch eine signifikante Korrelation zwischen dem Vorliegen von depressiven Symptomen und Positiv- und Negativsymptomen nachweisen, wobei die Korrelation zwischen negativer Ergebnisse 63 Symptomatik und Depressivität weniger stark ausgeprägt ist als die Beziehung zwischen depressiven Symptomen und positiver Symptomatik. So korreliert eine hohe Belastung mit depressiven Symptomen sowohl mit einer hohen Belastung an Gesamtsymptomen als auch mit einer hohen Belastung an negativen und positiven Symptomen. Die Gesamtbelastung mit Symptomen korreliert hoch mit der Belastung mit positiven und negativen Symptomen. Es besteht ebenfalls ein Zusammenhang zwischen positiver Symptomatik und negativer Symptomatik. Alle Bereiche der Psychopathologie stehen ebenfalls in Beziehung mit der Gesamteinschätzung des Schweregrades der Erkrankung, gemessen anhand der CGI, davon korreliert die Gesamteinschätzung des Schweregrades der Erkrankung (CGI) am engsten mit der Gesamtsymptombelastung gemessen anhand des BPRS-Gesamtscore und der negativen Symptomatik. Ein als nur „leicht krank“ eingeschätzter Patient zeigt somit eine weniger stark ausgeprägte Psychopathologie als Patienten mit einer Schweregradeinschätzung „deutlich krank“ oder „schwer krank“. Am geringsten ausgeprägt ist der Zusammenhang zwischen positiven und negativen Symptomen. Der engste Zusammenhang hingegen besteht zwischen psychosozialer Anpassung und dem Schweregrad der Erkrankung, hier misst man einen Korrelationskoeffizienten von r = –0,95, gefolgt von einem etwas niedrigeren Korrelationskoeffizienten zwischen psychosozialer Anpassung und der Negativsymptomatik (r = –0,85). So korreliert eine schlechte psychosoziale Anpassung sowohl mit einer deutlich gravierenderen Einschätzung des Schweregrades als auch mit einer hohen Belastung an negativen Symptomen. 64 Ergebnisse Tabelle 39: Zusammenhänge zwischen den abhängigen Variablen für die nachuntersuchte Stichprobe (n = 32) CGI GAF DAS-M Score 1 Score G SANS CGI GAF –0,95 **** DAS-M1 0,93 **** –0,92 **** Höchsterreichter Schulabschlus s1 –0,49 ** 0,47 ** –0,45 * Score 1 0,40 * –0,46 ** n. s. Score G 0,64 **** –0,66 **** 0,60 *** 0,74 **** SANS 0,80 **** –0,85 **** 0,81 **** 0,44 * 0,65 **** SAPS 0,55 ** –0,54 ** 0,44 * 0,50 ** 0,70 **** 0,38 * Korrelation nach Spearman: n. s. = nicht signifikant; *p < 0,05; **p < 0,01; ***p < 0,001; ****p < 0,0001 CGI = Clinical Global Impression; GAF = Global Assessment of Functioning; Score 1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scala; Score G = Gesamtscore der Brief Psychiatric Rating Scale; SANS = Scale for the Assessment Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; DAS-M = Disability Assessment ScheduleMannheimer Version 1 In dieser Arbeit wurde nicht näher auf die Zusammenhänge eingegangen, die sowohl zwischen der Mannheimer Skala zur Einschätzung sozialer Behinderung (DAS-M) und der verschiedenen Variablen bestehen, als auch nicht auf die Zusammenhänge, die zwischen dem höchsterreichten Schulabschluss bestehen. Diese Auswertung ist Gegenstand der Arbeit von Katharina Bihlmaier. Die diesbezüglich oben in der Tabelle ausgeführten Werte sind übernommen worden und dienen nur der Vollständigkeit. Zusätzlich wurden die linearen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Prognosefaktoren untersucht. Als Prognosefaktoren wurden die Charakteristika „Geschlecht“, „Ersterkrankungsalter“, „Art des Erkrankungsbeginns“, „Dauer der ersten Episode“, „prämorbide Auffälligkeiten“, „prämorbider IQ“ und „familiäre Belastung“ herangezogen. Tabelle 40 zeigt eine genauere Darstellung. Ergebnisse 65 Es zeigt sich eine Korrelation zwischen einem frühen Ersterkrankungsalter und einem niedrigen prämorbiden Intelligenzquotienten. Desweiteren lässt sich ein Zusammenhang zwischen einem frühen Ersterkrankungsalter und dem Vorhandensein einer familiären Belastung mit Erkrankungen einer schizophrenen Psychose aufzeigen. Beide Korrelationskoeffizienten weisen mit einem p-Wert < 0,05 einen signifikanten Zusammenhang auf. Tabelle 40: Zusammenhänge zwischen den abhängigen Variablen Geschlecht, Ersterkrankungsalter, Art des Erkrankungsbeginns, Dauer der ersten Episode, prämorbide Auffälligkeiten, prämorbider IQ und familiäre Belastung für die nachuntersuchte Stichprobe (n = 32) Geschlecht Ersterkrankungsalter Art des Erkrankungsbeginns PrämorDauer der bide ersten Auffälligke Episode iten Prämorbider IQ Geschlecht Ersterkrankungsalter n. s. Art des Erkrankungsbeginns n. s. Dauer der ersten Episode n. s. n. s. n. s. n. s. Prämorbide Auffälligkeiten n. s. n. s. n. s. n. s. Prämorbider IQ n. s. 0,35 * n. s. n. s. n. s. Familiäre Belastung n. s. - 0,37 * n. s. n. s. n. s. Korrelation nach Spearman: n. s. = nicht signifikant, *p < 0,05 n. s. 66 Ergebnisse 3.13 Medikamentöse Therapie der Gesamtstichprobe Art der ersten neuroleptischen Medikation aufgrund einer schizophrenen Psychose Alle 40 Patienten (100 %) erhielten eine neuroleptische Medikation. 28 Patienten (70 %) der Gesamtstichprobe erhielten als erste neuroleptische Medikation ein klassisches Neuroleptikum aufgrund der schizophrenen Psychose, zwölf Patienten (30 %) ein atypisches Neuroleptikum. Die genaue Einteilung anhand der Wirkstoffe zeigt Tabelle 41. Tabelle 41: Art und Häufigkeitsverteilung der ersten neuroleptischen Medikation aufgrund einer schizophrenen Psychose in der Gesamtstichprobe, eingeteilt nach klassischen und atypischen Neuroleptika (n = 40) Wirkstoff n (%) klassische Neuroleptika Benperidol Chlorpromazin Chlorprothixen Flupentixol Haloperidol Melperon Perazin Perphenazin Thioridazin Zuclopenthixol 1 (2,5) 1 (2,5) 1 (2,5) 1 (2,5) 13 (32,5) 1 (2,5) 3 (7,5) 1 (2,5) 5 (12,5) 1 (2,5) atypische Neuroleptika Clozapin Olanzapin Risperidon 1 (2,5) 10 (25) 1 (2,5) Anzahl der klassischen Neuroleptika, die bis zur ersten Gabe eines Atypikums verabreicht wurden In 30 % der Fälle (n = 12) wurde direkt ein atyptisches Neuroleptikum gegeben, 42,5 % (n = 17) der Patienten erhielten zuerst ein klassisches Neuroleptikum bis zur ersten Gabe eines Atypikums, bei den restlichen 27,5 % (n = 11) der Gesamtstichprobe wurden zwei oder mehr als zwei klassische Neuroleptika verabreicht, bevor sie eine Atypikum bekamen. Im Mittel erhielten die Patienten durchschnittlich 1,7 klassische Neuroleptika (Standardabweichung ± 7,0, Spannweite 0–6) bis zur ersten Gabe eines atypischen Neuroleptikum. Kein Patient erhielt im Katamnesezeitraum nur klassische Neuroleptika. Ergebnisse 67 Anzahl der Neuroleptika, die bis zur ersten Gabe von Clozapin verabreicht wurden Zusätzlich wurde der Verlauf der Medikation für das atypische Neuroleptikum ausgewählt, da Clozapin sowohl in den Leitlinien der DGKJPP (2003, 2007) als auch in den Leitlinien der AACAP (2001) eine Sonderstellung bzw. eine Ausnahmeregel zukommt. Ein Patient wurde direkt mit Clozapin behandelt, neun Patienten (22,5 %) erhielten vor der ersten Clozapin-Gabe ein anderes Neuroleptikum und zehn Patienten (25 %) bekamen zwei andere Präparate vor der ersten Clozapin-Gabe. In sieben Fällen (17,5 %) wurden vorher zwischen drei und sechs andere Neuroleptika verabreicht. 13 Patienten (32,5 %) wurden bisher nicht mit Clozapin behandelt. Im Mittel erhielten die Patienten durchschnittlich 2,2 Neuroleptika (Standardabweichung ± 6,3, Spannweite 0–6) bis zur ersten Gabe von Clozapin. 3-6 Präparate 17,5% 2 Präparate 25,0% kein Clozapin 32,5% 1 Präparat 22,5% direkt 2,5% Abbildung 7: Anzahl der Neuroleptika, die bis zur ersten Gabe von Clozapin verabreicht wurden Um eine Entscheidung über die Wirksamkeit von Clozapin treffen zu können, sollte gemäß der Leitlinien (DGKJPP, AACAP) eine ausreichende Dauer von mindestens 3–6 Wochen beibehalten werden. Von den Patienten, die im Verlauf der schizophrenen Psychose mit Clozapin behandelt wurden, ist die von den Leitlinien empfohlene Dauer der Medikation von mindestens 3–6 Wochen in allen Fällen eingehalten worden. 68 Ergebnisse Medikation bei Entlassung aus der ersten stationären Behandlung aufgrund einer schizophrenen Psychose 31 Patienten (77,5 %) nahmen bei Entlassung aus der ersten stationären Behandlung ein atypisches und neun Patienten (22,5 %) ein klassisches Neuroleptikum ein. In den meisten Fällen handelte es sich bei den Atypika dabei um Clozapin (55 %), während bei den klassischen Neuroleptika am häufigsten Haloperidol (15 %) gegeben wurde (Tabelle 42). Kein Patient wurde ohne neuroleptische Medikation entlassen. Tabelle 42: Medikation bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung, eingeteilt nach klassischen und atypischen Neuroleptika (n = 40) Medikation bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung n (%) Klassische Neuroleptika Haloperidol Perazin Perphenazin Zuclopentixol 6 (15) 1 (2,5) 1 (2,5) 1 (2,5) Atypische Neuroleptika Clozapin Olanzapin Risperidon 22 (55) 6 (15) 3 (7,5) Medikation zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Die neuroleptische Medikation zum Zeitpunkt der Katamnese sah wie folgt aus: 22 Patienten (68,8 %) nahmen ein atypisches Neuroleptikum und nur ein Patient (3,1 %) nahm ein klassisches Neuroleptikum ein. In neun Fällen (28,1 %) wurden gar keine neuroleptischen Medikamente mehr eingenommen. Einen genaueren Überblick über die verschiedenen Präparate zeigt die folgende Tabelle. Tabelle 43: Medikation der nachuntersuchten Stichprobe zum Katamnesezeitpunkt, eingeteilt nach klassischen und atypischen Neuroleptika (n = 32) Medikation zum Katamnesezeitpunkt n (%) Atypische Neuroleptika Amisulprid Aripiprazol Clozapin Olanzapin Quetiapin Risperidon Ziprasidon 2 (6,3) 2 (6,3) 11 (34,4) 2 (6,3) 2 (6,3) 1 (3,1) 2 (6,3) Klassische Neuroleptika Perazin keine 1 (3,1) 9 (28,1) Ergebnisse 69 Durchschnittliche Dosierung Die durchschnittliche Erhaltungsdosis aller jemals verabreichten Präparate vom Beginn der ersten neuroleptischen Medikation bis zum Katamnesezeitpunkt zeigte sich wie folgt: Tabelle 44: Durchschnittliche Dosierung in mg/d aller jemals verabreichten Medikamente in der Gesamtstichprobe, eingeteilt nach klassischen und atypischen Neuroleptika (n = 40) Präparat Anzahl n Mittel ± Std. (Spannweite) [mg/d] Klassische Neuroleptika Benperidol 7 Chlorprothixen 3 Flupentixol 2 Haloperidol 29 Levomepromazin 3 Melperon 1 Perazin 7 Perphenazin 4 Pipamperon 1 Thioridazin 6 Zuclopenthixol 3 14 ± 9,5) (4–24) 60 ± 0 (60–60) 4±0 (4–4) 12,5 ± 9,4 (3–45) 135 ± 143 (35–300) 100 187,5 ± 84,7 (75–300) 18 ± 8,3 (8–24) 40 170 ± 139,6 (50–400) 10 ± 0 (10–10) Atypische Neuroleptika Amisulprid 4 Aripiprazol 2 Clozapin 34 Olanzapin 25 Risperidon 13 Quetiapin 4 Ziprasidon 4 500 ± 175,6 (250–600) 17,5 ± 3,5 (15–20) 362,5 ± 148,6 (75–770) 13 ± 7,8 (2,5–25) 4,2 ± 1,9 (2–8) 50 ± 0 (50–50) 120 ± 61,1 (40–160) Rezidivprophylaxe Bei 18 Patienten der nachuntersuchten Stichprobe (56,3 %) wurde die Rezidivprophylaxe andauernd gegeben. Die durchschnittliche Dauer der Rezidivprophylaxe betrug dabei bis zum 70 Ergebnisse Zeitpunkt der Katamnese im Mittel 7,8 Jahre (Standardabweichung ± 1,6, Spannweite 5,8– 12,8). Sechs Patienten (18,8 %) wiesen eine intermittierende Rezidivprophylaxe auf. Davon hatten zum Katamnesezeitpunkt immer noch fünf Patienten (15,6 %), nach einem passageren Absetzen mit Rezidiv, eine erneute andauernde Rezidivprophylaxe. Bei einem Patienten (3,1 %) war die intermittierende Rezidivprophylaxe beendet worden. Die Dauer der Prophylaxe bis zum zwischenzeitlichen Absetzen dauerte im Mittel 2,7 Jahre (Standardabweichung ± 0,9, Spannweite 2–2,8 Jahre). Bei den Patienten, bei denen die Rezidivprophylaxe bis zum Katamnesezeitpunkt andauernd, beendet wurde, zeigte sich eine durchschnittliche Dauer der Rezidivprophylaxe von zwei Jahren (Standardabweichung ± 1,6, Spannweite 0,2–4,9 Jahre). Diese acht Patienten (25 %) waren im Schnitt seit 5,4 Jahren (Standardabweichung ± 1,5, Spannweite 3–7,8 Jahre) ohne Medikation. Tabelle 45 gibt einen genaueren Überblick. Tabelle 45: Dauer der Rezidivprophylaxe in der nachuntersuchten Stichprobe (n = 32) n (%) Mittelwert ± Std. (Spannweite) [Jahre] andauernd 18 (56,3) 7,8 ± 1,6 (5,8–12,8) intermittierend, aber immer noch andauernd 5 (15,6) 2,7 ± 0,9 (2–2,8) intermittierend, aber beendet 1 (3,1) 1,9 beendet: - Dauer der Prophylaxe 8 (25) Rezidivprophylaxe/ Subgruppen - Zeit ohne Medikation 2,0 ± 1,6 (0,2–4,9) 5,4 ± 1,5 (3–7,8) Im Folgenden wurden drei verschiedene Gruppen betrachtet: a) Patienten, die zum Katamnesezeitpunkt eine Rezidivprophylaxe erfolgreich beendet hatten (n = 8; Gruppe A), b) Patienten mit Rezidiv nach Absetzen (n = 6; Gruppe B) sowie c) Patienten, die eine durchgehende Rezidivprophylaxe hatten (n = 18; Gruppe C). Dabei wurden Unterschiede bezüglich der Merkmale „Geschlecht“, „Alter bei Erkrankungsbeginn“, „Art des Erkrankungsbeginns“, „Dauer der ersten Episode“, „prämorbide Auffälligkeiten“, „prämorbider IQ“ und „familiäre Belastung mit einer schizophrenen Psychose“ überprüft (Tabelle 46). Es zeigte sich, dass die Patienten aus Gruppe A häufiger einen akuten Erkrankungsbeginn (n = 5, 62,5 %, p = 0,23 im exakten Test nach Fisher), keine prämorbiden Auffällig- Ergebnisse 71 keiten (n = 5, 62,5 %, p = 0,35 im exakten Test nach Fisher), keine familiäre Belastung mit schizophrenen Psychosen (n = 8, 100 %, p = 0,12 im exakten Test nach Fisher) und einen prämorbid als überdurchschnittlich geschätzten IQ (n = 5, 62,5 %, p = 0,06 im exakten Test nach Fisher) aufwiesen. Die Patienten der Gruppen B und C unterschieden sich untereinander nicht signifikant hinsichtlich ihrer Merkmale. Bei diesen beiden Gruppen zeigte sich eine Tendenz zu einer Dauer der ersten Episode von mehr als sechs Monaten (Gruppe B: n = 5, 83,3 %; Gruppe C: n = 15, 83,3 %, p = 0,09 im exakten Test nach Fisher), dem Vorhandensein prämorbider Auffälligkeiten (Gruppe B: n = 5, 83,3 %; Gruppe C: n = 13, 72,2 %, p = 0,35 im exakten Test nach Fisher) und einem prämorbid durchschnittlichen IQ (Gruppe B: n = 3, 50 %; Gruppe C: n = 14, 77,8 %, p = 0,06 im exakten Test nach Fisher). Patienten der Gruppe B wiesen zusätzlich eine Neigung zu einem schleichenden Erkrankungsbeginn auf (n = 5, 83,3 %, p = 0,23 im exakten Test nach Fisher). Tabelle 46: Verschiedene Merkmale und ihre Ausprägungen in den Gruppen A, B und C; Gruppe A = Patienten, die ihre Rezidivprophylaxe erfolgreich beendet hatten (n = 8); Gruppe B = Patienten, die ein Rezidiv nach Absetzen der Rezidivprophylaxe hatten (n = 6); Gruppe C = Patienten, die zum Katamnesezeitpunkt immer noch eine andauernde Rezidivprophylaxe einnahmen (n = 18) p-Wert (exakter Test nach Fisher) Gruppe A n=8 Gruppe B n=6 Gruppe C n = 18 n (%) n (%) n (%) weiblich männlich 1 (12,5) 7 (87,5) 3 (50) 3 (50) 5 (27,8) 13 (72,2) VEOS EOS 3 (37,5) 5 (62,5) 2 (33,3) 4 (66,7) 7 (38,9) 11 (61,1) Art des Erkrankungsbeginns akut schleichend 5 (62,5) 3 (37,5) 1 (16,7) 5 (83,3) 10 (55,6) 8 (44,4) 0,23 Dauer der ersten Episode < 6 Monate > 6 Monate 4 (50) 4 (50) 1 (16,7) 5 (83,3) 3 (16,7) 15 (83,3) 0,09 prämorbide Auffälligkeiten vorhanden nicht vorhanden 3 (37,5) 5 (62,5) 5 (83,3) 1 (16,7) 13 (72,2) 5 (27,8) 0,35 prämorbider IQ 115–129 114–85 84–70 5 (62,5) 3 (37,5) 0 (0) 2 (33,3) 3 (50) 1 (16,7) 2 (11,1) 14 (77,8) 2 (11,1) 0,06 familiäre Belastung vorhanden nicht vorhanden 0 (0) 8 (100) 2 (33,3) 4 (66,7) 7 (38,9) 11 (61,1) 0,12 Merkmal Geschlecht Ersterkrankungsalter Merkmalsausprägung VEOS = Very Early Onset Schizophrenia; EOS = Early Onset Schizophrenia 0,37 1,0 72 Ergebnisse Rückfallraten in Abhängigkeit von der Dauer der Rezidivprophylaxe Es zeigt sich, dass die Rückfallrate von der Dauer der Rezidivprophylaxe abhängt. Ein Rückfall wurde in diesem Fall so definiert, dass nach Absetzten der Medikation im Verlauf der Erkrankung wieder eine erneute Medikation erforderlich war. Es lagen allerdings weder Informationen darüber vor, welcher Grund für das Absetzen der Medikation vorlag, noch ob die erneute Medikation aufgrund einer Verschlechterung der psychotischen Symptomatik erfolgt war. Es ist also lediglich bekannt, dass es im Verlauf der Erkrankung ein Intervall gab, das frei von einer neuroleptischen Medikation war, bevor erneut ein Neuroleptikum eingenommen wurde. Bei den 25 Patienten (78,1 %), die eine Rezidivprophylaxe über eine Dauer von zwei Jahren oder länger nahmen, zeigte sich nur in drei Fällen (12 %) ein Rückfall, 22 Patienten (88 %) hatten keinen Rückfall, nach der oben genannten Definition. Sieben Patienten (21,9 %) nahmen eine Rezidivprophylaxe weniger als zwei Jahre ein. Davon kam es in drei von sieben Fällen (42,9 %) zu einem Rückfall. Tabelle 47: Rückfallraten in Abhängigkeit von der Dauer der Rezidivprophylaxe in der nachuntersuchten Stichprobe (n = 32), keine weiteren Angaben zur Statistik Dauer der Prophylaxe ≤ 2 Jahre > 2 Jahre Rückfälle n (%) keine Rückfälle n (%) Gesamt n = 32 3 (42,9) 3 (12) 4 (57,1) 22 (88) 7 25 Rezidivprophylaxe und Psychopathologie in der nachuntersuchten Stichprobe Im Folgenden wurde untersucht, ob die verschiedenen Subtypen der Rezidivprophylaxe eine Auswirkung auf das psychosoziale Anpassungsniveau und die Psychopathologie haben. Die psychosoziale Anpassung wurde anhand des GAF beurteilt, die Psychopathologie wurde anhand der Instrumente SANS, SAPS, BPRS-G und BPRS-1 geprüft. Wie in Tabelle 48 dargestellt zeigte sich, dass die Patienten, die immer noch eine andauernde Rezidivprophylaxe einnahmen, einen niedrigeren GAF-Mittelwert von 57,6 (Standardabweichung ± 23,5, Spannweite 10–90) erreichten, als Patienten, deren Rezidivprophylaxe bereits beendet wurde. Diese wiesen im Mittel einen deutlich höheren GAF-Wert von 85,1 (Standardabweichung ± 16,9, Spannweite 45–100) auf. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Chi²-Test (p = 0,02). Bei der statistischen Auswertung im Chi²Test wurde der eine Patient, der eine intermittierende, aber zum Katamnesezeitpunkt beendete Rezidivprophylaxe hatte, nicht miteinbezogen. Ergebnisse 73 Die Auswertungen bezüglich der Psychopathologie lieferten folgende Ergebnisse. Die Belastung mit negativen Symptomen bei Patienten mit einer noch andauernden Rezidivprophylaxe war mit einem Summenscore von durchschnittlich 7,6 (Standardabweichung ± 4, Spannweite 2–14) höher, als bei Patienten, die zum Katamnesezeitpunkt keine neuroleptische Medikation mehr einnahmen. Diese zeigten eine niedrigere Belastung mit Negativsymptomen von im Mittel 3,1 (Standardabweichung ± 5,4, Spannweite 0–16). Im Chi²-Test zeigten sich keine signifikanten Ergebnisse (p = 0,07). Eine ausführliche Darstellung zeigt Tabelle 48. Tabelle 48: Rezidivprophylaxe und Psychopathologie in der nachuntersuchten Stichprobe in der nachuntersuchten Stichprobe (n = 32) Art der Rezidivprophylaxe andauernd intermittierend, aber beendet intermittierend, aber andauernd beendet n 18 GAF Summenscore Mittel ± Std. (Spannweite) 57,6 ± 23,5 7,6 ± 4,0 (10–90) (2–14) 1 5 8 SANS SAPS BPRS-G BPRS-1 3,6 ± 4,5 (0–16) 33,3 ± 10,6 (21–57) 8,1 ± 3,5 (4–14) 70 6 0 23 4 69,0 ± 17,1 (45–90) 85,1 ± 16,9 (45–100) 7,4 ± 4,2 (1–12) 3,1 ± 5,4 (0–16) 0±0 (0–0) 0,8 ± 1,4 (0–4) 26,0 ± 4,1 (20–30) 30,1 ± 9,7 (19–44) 6,6 ± 1,7 (5–9) 7,5 ± 3,4 (4–13) 0,02* 0,07 0,07 0,31 0,67 p-Wert (Chi²-Test) *Chi²-Test signifikant, p< 0,05 Anmerkung: Bei der statistischen Auswertung mittels Chi²-Tests wurde der eine Patient, der eine intermittierende, aber beendete Rezidivprophylaxe erhalten hatte, nicht miteinbezogen. GAF = Global Assessment of Functioning; SANS = Scale für the Assessment of Negative Symptoms; SAPS = Scale for the Assessment of Positive Symptoms; BPRS-G = Gesamtscore der Brief Psychiatric Rating Scale; BPRS-1 = Depressionsscore der Brief Psychiatric Rating Scale Stabilität der Medikation zwischen stationärer Entlassung und Katamnesezeitpunkt Die Stabilität der Medikation zwischen der stationären Entlassung und dem Zeitpunkt der Nachuntersuchung anhand der drei Atypika Clozapin, Olanzapin und Risperidon und dem klassischen Neuroleptikum Haloperidol zeigte sich wie folgt: 74 Ergebnisse Tabelle 49: Stabilität der Medikation zwischen stationärer Entlassung und Katamnesezeitpunkt der nachuntersuchten Stichprobe (n = 32) Art des NL Medikation entspricht Entlassmedikation Clozapin Olanzapin Risperidon Haloperidol 7 (46,6) 1 (14,3) 0 (0) 0 (0) Gabe eines anderen Atypikums n (%) 6 (40) 4 (57,1) 3 (60) 4 (80) Medikation stabil abgesetzt Gesamt n = 32 2 (13,3) 2 (28,6) 2 (40) 1 (20) 15 (46,9) 7 (21,9) 5 (15,6) 5 (15,6) NL = Neuroleptikum Die Medikamente Clozapin, Olanzapin, Risperidon und Haloperidol wurden in diesem Fall ausgewählt, da nur bei diesen Präparaten eine ausreichende Anzahl an Nennungen vorlag, auf die bezüglich der Frage der Stabilität der Medikation in der vorliegenden Stichprobe Bezug genommen werden konnte. Es zeigte sich, dass bei den Patienten, die bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung Clozapin bekommen hatten, zum Katamnesezeitpunkt noch 46,6 % dieses Medikament einnahmen. In 13,3 % wurde die Medikation unter Clozapin stabil abgesetzt, und in 40 % wurde ein anderes Atypikum verordnet. Über den Grund des Absetzens lagen keine näheren Informationen vor. Die Stabilität bei der Gabe von Olanzapin zum Entlasszeitpunkt war mit 14,3 % geringer. 57,1 % erhielten ein anderes atypisches Neuroleptikum, und in 28,6 % konnte Olanzapin stabil abgesetzt werden. Unter Risperidon wurde die Medikation am häufigsten stabil abgesetzt (40 %), in 60 % wurde die Medikation umgesetzt. Haloperidol wurde zum Katamnesezeitpunkt in keinem Fall mehr eingenommen, in 80 % wurde das Medikament umgesetzt und in 20 % wurde Haloperidol stabil abgesetzt. Bei der Untersuchung, ob sich die Patienten, die entweder Clozapin, Olanzapin, Risperidon oder Haloperidol bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung erhalten hatten bezüglich ihrer Merkmale unterscheiden, zeigten sich nachfolgende Ergebnisse. Es wurden die Merkmale „Geschlecht“, „Alter bei Erkrankungsbeginn“, „Art des Erkrankungsbeginns“, „Dauer der ersten Episode“, „prämorbide Auffälligkeiten“, „prämorbider IQ“ und „familiäre Belastung mit einer schizophrenen Psychose“ überprüft (Tabelle 50). Es zeigte sich, dass Patienten, die bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung mit Clozapin behandelt wurden, eine Dauer der ersten Episode von länger als sechs Monaten aufwiesen (n = 14, 93,3 %). Der exakte Test nach Fisher war mit einem p-Wert von 0,02 signifikant. Patienten, die bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung Olanzapin einnahmen, waren bei Ersterkrankung alle (n = 7, 100 %) älter als 14 Jahre (EOS). Der exakte Test nach Fisher war allerdings nicht signifikant (p = 0,10). Ergebnisse 75 Tabelle 50: Verschiedene Merkmale und ihre Ausprägung bei denjenigen Patienten, die bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung entweder Clozapin (n = 15) oder Olanzapin (n = 7) oder Risperidon (n = 5) oder Haloperidol (n = 5) einnahmen Merkmal und Merkmalsausprägung p-Wert (exakter Test nach Fisher) Clozapin n = 15 Olanzapin n=7 Risperidon n=5 Haloperidol n=5 n (%) n (%) n (%) n (%) 4 (26,7) 11 (73,3) 4 (57,1) 3 (42,9) 0 (0) 5 (100) 1 (20) 4 (80) 0,22 7 (46,7) 8 (53,3) 0 (0) 7 (100) 2 (40) 3 (60) 3 (60) 2 (40) 0,10 5 (33,3) 10 (66,7) 5 (71,4) 2 (28,6) 4 (80) 1 (20) 3 (60) 2 (40) 0,21 < 6 Monate > 6 Monate 1 (6,7) 14 (93,3) 3 (42,9) 4 (57,1) 2 (40) 3 (60) 2 (40) 3 (60) 0,02* prämorbide Auffälligkeiten vorhanden nicht vorhanden 10 (66,7) 5 (33,3) 5 (71,4) 2 (28,6) 3 (60) 2 (40) 3 (60) 2 (40) 0,37 prämorbider IQ 115–129 114–85 84–70 3 (20) 10 (66,7) 2 (13,3) 2 (28,6) 5 (71,4) 0 (0) 1 (20) 4 (80) 0 (0) 3 (60) 1 (20) 1 (20) 0,43 6 (40) 9 (60) 0 (0) 7 (100) 2 (40) 3 (60) 1 (20) 4 (80) 0,24 Geschlecht weiblich männlich Alter bei Beginn VEOS EOS Art des Beginns akut schleichend Dauer 1. Episode familiäre Belastung vorhanden nicht vorhanden *Exakter Test nach Fisher signifikant, p< 0,05 Zeitdauer zwischen erstem Auftreten von Symptomen einer Schizophrenie und neuroleptischer Behandlung 28 Patienten (70 %) erhielten innerhalb eines Jahres nach Beginn schizophrenietypischer Symptome Neuroleptika. Bei den restlichen zwölf Patienten (30 %) dauerte es vom Beginn 76 Ergebnisse schizophrenietypischer Symptome bis zur ersten Behandlung mit Neuroleptika zwischen einem und sechs Jahre. Zeigten die Patienten bereits produktive Symptome wurden 38 Patienten (95 %) innerhalb eines Jahres mit Neuroleptika behandelt. Bei einem Patienten (2,5 %) dauerte es 1,3 Jahre und bei einem Patienten (2,5 %) 5,7 Jahre bis zur ersten neuroleptischen Behandlung. 18 Patienten (45 %) erhielten am Tag der erster stationärer Aufnahme aufgrund der Schizophrenie ihre erste neuroleptische Medikation, vier Patienten (10 %) innerhalb der ersten vier Wochen nach erster stationärer Aufnahme und 18 Patienten (45 %) hatten bereits vor Aufnahme schon eine neuroleptische Medikation begonnen. Die nachfolgende Tabelle enthält eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Zeitdauern bezüglich erster Auffälligkeiten bzw. Symptome bis zur ersten neuroleptischen Behandlung. Im Mediantest zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Tabelle 51: Charakteristika der Gesamtstichprobe bezüglich der Dauer bis zur ersten neuroleptischen Behandlung (n = 40) Frauen n = 10 Männer n = 30 Gesamt n = 40 Mediantest 1,0 ± 1,8 (0,0–5,7) 1,1 ± 1,6 (0,0–5,8) 1,1 ± 1,6 (0,0–5,8) p = 0,47 0,6 ± 1,8 (–0,2–5,7) ¹ 0,1 ± 0,3 (–0,2–1,3) ¹ 0,2 ± 0,9 (–0,2–5,7) ¹ p = 0,15 1,1 ±1,7 (0,0–5,6) 1,2 ± 1,6 (0,0–5,8) 1,2 ± 1,6 (0,0–5,8) p = 0,15 0,0 ± 0,1 (–0,3–0,1)² –0,1 ± 0,2 (–0,7–0,1) ² –0,1 ± 0,2 (–0,7–0,1) ² p = 0,66 Mittel ± Std. (Spannweite) [Jahre] Dauer zwischen ersten Anzeichen einer Schizophrenie und erster neuroleptischer Behandlung Dauer zwischen ersten produktiven Symptomen und erster neuroleptischer Behandlung Dauer zwischen ersten Anzeichen einer Schizophrenie und erster stationärer Aufnahme Dauer zwischen erster stationärer Aufnahme wegen Schizophrenie und erster neuroleptischer Behandlung ¹ Negative Werte bedeuten, dass die ersten produktiven Symptome nach Beginn der ersten neuroleptischen Medikation aufgetreten sind. ² Negative Werte bedeuten in diesem Fall, dass die erste neuroleptische Medikation schon vor der stationären Aufnahme erfolgte. Negative Symptome waren im Mittel schon 382,2 Tage (Standardabweichung ± 552,7, Spannweite 0–1973) vor Beginn der ersten neuroleptischen Medikation vorhanden, und positive Symptome traten durchschnittlich 237,7 Tage (Standardabweichung ± 472,4, Ergebnisse 77 Spannweite 0–2128) vor Beginn der ersten Medikation auf. Es zeigten sich im Mediantest keine signifikanten Unterschiede zwischen Männer und Frauen bezüglich der Dauer der unbehandelten Psychose (p = 0,47). Den zeitlichen Abstand zwischen dem Auftreten der ersten positiven bzw. negativen Symptome und der ersten neuroleptischen Medikation zeigt Abbildung 8. Es wird deutlich, dass sowohl bei positiven als auch bei negativen Symptomen die überwiegende Anzahl der Patienten innerhalb eines Jahres mit einer neuroleptischen Medikation behandelt wird. Dennoch fanden sich auch Patienten, deren Positiv- und Negativsymptomatik bereits bis zu sechs Jahre vor der ersten neuroleptischen Medikation bestand. 40 p o s itiv e S y m p to m a tik 35 n e g a tiv e S y m p to m a tik 25 20 15 Anzahl der Patienten 30 10 5 0 - 6 ,0 - 5 ,0 -4 ,0 -3 ,0 - 2,0 -1 ,0 0 ,0 D a u e r d e r S y m p to m a tik in J a h re n Abbildung 8: Zeitlicher Abstand (in Jahren) zwischen dem Auftreten der ersten positiven bzw. negativen Symptome und der ersten neuroleptischen Medikation (= Zeitpunkt 0) wegen der schizophrenen Psychose (n = 40) 32 Patienten der Gesamtstichprobe (80 %) wurden bis zum Katamnesezeitpunkt im Verlauf der schizophrenen Psychose mit einem Atypikum behandelt, davon 23 Patienten (57,5 %) im Verlauf mit Clozapin. Die Dauer von der ersten Gabe eines Neuroleptikum bis zur ersten Gabe eines Atypikum bzw. Clozapin zeigt Tabelle 52. 78 Ergebnisse Tabelle 52: Dauer der ersten neuroleptischen Behandlung bis zur ersten Gabe eines Atypikum bzw. Clozapin Mittel [Tagen] Std. [Tagen] Spannweite [Tagen] Dauer der ersten neuroleptischen Behandlung bis zur ersten Behandlung mit einem Atypikum (n = 32) 36,8 52,1 0–229 Dauer der ersten neuroleptischen Behandlung bis zur ersten Behandlung mit Clozapin (n = 23) 116,0 145,9 0–576 In der Gesamtstichprobe wurden insgesamt 32 Patienten im Verlauf mit einem Atypikum behandelt, davon 23 Patienten mit Clozapin. Gründe für das Absetzen des ersten Neuroleptikum Der häufigste Grund für das Absetzen des ersten verabreichten Neuroleptikum war in 62,5 % der Fälle (27 Nennungen) die mangelnde Wirksamkeit des Präparates (Tabelle 53). In 32,5 % der Fälle wurde die Medikation aufgrund von Nebenwirkungen und in 7,5 % der Fälle wegen mangelnder Compliance oder fehlender Krankheitseinsicht abgesetzt. Nur in einem Fall wurde die erste medikamentöse Behandlung regulär abgeschlossen. Die beschriebenen Angaben beziehen Mehrfachnennungen und Kombinationen als Gründe für einen Wechsel oder Abbruch der Medikation mit ein. Tabelle 53: Gründe für Wechsel/Abbruch der ersten Medikation in der Gesamtstichprobe (n = 40) Gründe für Wechsel/Abbruch der ersten Medikation n % mangelnde Wirksamkeit 27 67,5 Nebenwirkungen 13 32,5 fehlende Krankheitseinsicht/ Compliance 3 7,5 regulärerer Abschluss 1 2,5 andere Gründe 5 12,5 unbekannt 3 7,5 Mehrfachnennungen und Kombinationen mit eingeschlossen 4 Diskussion Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter zu untersuchen. Die Klassifikation der Schizophrenie zum Katamnesezeitpunkt erfolgte nach einheitlichen diagnostischen Kriterien (ICD-10, DSM-IV), für die Beurteilung des Verlaufs wurden anhand zahlreicher Untersuchungsinstrumente definierte Kriterien angewandt (Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia nach Häfner (1992), modifiziert nach Remschmidt (1994); Scale for the Assessment of Positive and Negative Symptoms nach Andreasen (1984); Brief Psychiatric Rating Scale nach Overall und Gorham (1962); Global Assessment of Functioning nach der American Psychiatric Association (1994); Clinical Global Impression nach Guy (1976)). Den Schwerpunkt dieser Nachuntersuchung bildeten die Beurteilung der Entwicklung der Psychopathologie und die medikamentöse Behandlung im Verlauf und zum Katamnesezeitpunkt. Von den in diese Studie aufgenommenen Patienten konnten 80 % nachuntersucht werden. Dies entspricht nach Hsu einer exzellenten Nachuntersuchungsrate (Hsu, 1990). Die Dauer der Erkrankung bis zum Zeitpunkt der Katamnese betrug im Mittel 8,3 Jahre. Es konnten wichtige prognostische Faktoren für den Krankheitsverlauf evaluiert werden. Allerdings sollte auf einige Einschränkungen hingewiesen werden: Es handelt sich um eine relativ kleine Stichprobe von 40 Patienten. Somit ist nicht immer eine gute Vergleichbarkeit mit anderen Studien gewährleistet, die größere Fallzahlen untersuchten (z. B. n = 101 bei Fleischhaker et al. (2005) bzw. n = 96 bei Lay et al. (2000)). Einige Patienten waren bereits in einer anderen Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt worden, bevor sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg aufgenommen wurden. Desweiteren waren die Therapien, die auf den stationären Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Freiburg folgten, sehr heterogen. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass für die vorliegende Auswertung nur Querschnittsdaten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung vorlagen. Somit konnten nur diese Daten für die Auswertung des psychosozialen Funktionsniveaus und die Beurteilung der Psychopathologie verwendet werden. Als Stärke der vorliegenden Untersuchung lassen sich folgende Punkte benennen: Der Anteil der nachuntersuchten Patienten ist mit 80 % relativ hoch, im Vergleich dazu beträgt der Anteil in der Katamnese von Remschmidt et al. (2007), die anhand der Instrumente SANS, SAPS und BPRS nachuntersucht wurden, nur 42,1 %, in der Katamnese von 80 Diskussion Fleischhaker et al. (2005) 57,4 %. Zusätzlich kann man in der vorliegenden Stichprobe einen Vergleich bezüglich des Ersterkrankungsalters machen. Die beiden Gruppen der Very-EarlyOnset-Schizophrenia (VEOS) und der Early-Onset-Schizophrenia (EOS) verteilten sich annähernd gleich, so dass die Ergebnisse bezüglich eines Unterschiedes zwischen den beiden Altersgruppen als repräsentativ betrachtet werden können. Die in der vorliegenden Arbeit aufgestellten Fragen und Hypothesen lassen sich folgendermaßen beantworten: 1. Es lassen sich folgende Prädiktoren für den chronischen Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter bestätigen: Es wird in dieser Studie gezeigt, dass ein schleichender Beginn der Psychose, einer Dauer der ersten Episode über sechs Monate und ein niedriger prämorbider Intelligenzquotient besondere Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf schizophrener Psychosen im Kindesund Jugendalter darstellen. Zusätzlich weist eine Belastung mit bestimmten Symptomkategorien aus der Multiple Developmental Disorders nach Cohen et al. (1986), wie Beeinträchtigungen im Sozialverhalten oder kognitive Verarbeitungsdefizite, auf einen chronischen Verlauf der Schizophrenie hin. 2. Es gibt Interventionsmöglichkeiten, um die Wahrscheinlichkeit eines chronischen Verlaufs schizophrener Psychosen zu minimieren. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt, wenn die Diagnose Schizophrenie frühzeitig gestellt wird und sich eine konsequente Behandlung und effektive Nachsorge anschließen. 3. Die aufgestellte Hypothese, dass die Psychopathologie der Patienten, die an den Katamnesen in Freiburg und Marburg teilgenommen haben, vergleichbar ist, lässt sich anhand der Ergebnisse nicht bestätigen. Die Querschnittssymptomatik der Patienten zum Katamnesezeitpunkt aus der hier vorliegenden Stichprobe ist deutlich besser als die Querschnittssymptomatik der Patienten aus Marburg. 4. Die medikamentöse Therapie der untersuchten Stichprobe entspricht, bis auf den zu frühzeitigen Einsatz von Clozapin, den Leitlinien der AACAP (2001). Psychosozialer Verlauf zum Katamnesezeitpunkt Betrachtet man den psychosozialen Verlauf der Patienten der vorliegenden Stichprobe, so zeigt sich in 65,6 % ein sehr guter bis guter psychosozialer Outcome, in 18,8 % eine moderate psychosoziale Anpassung und in 15,6 % ein schlechter bis tiefgreifend beeinträchtigter Outcome. Diese Ergebnisse sind weitaus besser als in anderen Untersuchungen, siehe dazu auch Tabelle 4, Seite 11 (Remschmidt et al., 2007, Fleischhaker et al., 2005, Röpcke und Diskussion 81 Eggers, 2005, Jarbin et al., 2003, Lay et al., 2000, Hollis 2000, Eggers und Bunk, 1997). Hierbei muss aber bedacht werden, dass nicht alle Patienten der jeweiligen Nachuntersuchungen bei der Beurteilung des psychosozialen Verlaufs anhand des Global Assessment of Functioning (GAF) bewertet wurden, sondern zum Teil anhand der Global Assessment Schedule (GAS) oder anhand der Disability Assessment Schedule (DAS-M). Somit können die Unterschiede auf den verschiedenen eingesetzten Verlaufskriterien beruhen. Ein weiterer Grund für die große Diskrepanz bezüglich des Outcome ist sicher auf das Alter bei Erkrankungsbeginn zurückzuführen. In der vorliegenden Studie waren sowohl Patienten mit einer Very-Early-Onset-Schizophrenia (VEOS) als auch mit einer Early-Onset-Schizophrenia (EOS) eingeschlossen, während Remschmidt et. al (2006) und Eggers und Bunk (1997) nur Patienten mit VEOS untersuchten und Röpcke und Eggers (2005) nur Patienten mit EOS in ihre Untersuchungen einbezogen hatten. Das Ergebnis, dass es sich bei der vorliegenden Studie um einen sehr viel besseren psychosozialen Verlauf handelt als in älteren katamnestischen Nachuntersuchungen, wird dadurch unterstützt, dass kein Patient aufgrund eines Suizides verstorben war. Remschmidt et al. fanden 42 Jahre nach Krankheitsbeginn eine Mortalitätsrate von 15,8 %, Fleischhaker et al. stellten in ihrer 9,5-Jahres-Katamnese eine Mortalitätsrate von 5,9 % fest und Werry et al. schätzen das Risiko eines Suizides aufgrund psychotischen Denkens bei Kindern und Jugendlichen auf 5 % (Fleischhaker et al., 2005; Remschmidt et al., 2007; Werry et al., 1991). Diese Unterschiede können allerdings auch durch den kürzeren Katamnesezeitraum bei der vorliegenden Untersuchung bedingt sein. Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf Es lassen sich drei Charakteristika der ersten Episode feststellen, die einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf der Psychopathologie besitzen (siehe Tabelle 36 bis Tabelle 38, Seiten 57 bis 60). Patienten mit einem schleichenden Beginn, einer Dauer der ersten Episode von über sechs Monaten und einer prämorbid niedrigen kognitiven Leistungsfähigkeit zeigen eine bedeutend höhere Anzahl an negativen Symptomen zum Katamnesezeitpunkt als andere Patienten. Patienten mit einem schleichenden Erkrankungsbeginn zeigen einen deutlich schlechteren Verlauf (siehe auch Tabelle 35, Seite 55). Nur 18,8 % der Patienten mit einem schleichenden Beginn zeigen eine vollständige Remission, wohingegen 56,3 % der Patienten mit einem akuten Beginn eine Vollremission aufweisen. Betrachtet man die Anzahl der chronischen Verläufe, so zeigt sich in 37,5 % bei einem schleichenden Beginn ein chronischer 82 Diskussion Verlauf, während dies bei Patienten mit einem akuten Beginn nur in 12,5 % der Fall ist. Diese Ergebnisse stimmen gut mit den Aussagen in der Literatur überein. Röpcke und Eggers (2005) fanden in einer Nachuntersuchung von Patienten mit EOS, dass der beste Prädiktor die Art des Erkrankungsbeginns darstellt; einen engen Zusammenhang diesbezüglich zeigten auch Eggers und Bunk (1997), die Patienten mit VEOS untersuchten. Die vorliegenden Ergebnisse bezüglich der Dauer der ersten Episode stimmen auch mit den Untersuchungen von Schmidt et al. (1995), Lay et al. (2000) und Fleischhaker et al. (2005) überein. Röpcke und Eggers (2005) zeigten in ihrer Untersuchung, dass zusätzlich zur Dauer der stationären Behandlung und dem schleichenden Beginn die negative Symptomatik beeinflusst ist von der Dauer der unbehandelten Psychose und der prämorbiden Anpassung. So hatten Patienten aus der Nachuntersuchung von Röpcke und Eggers, bei denen eine lange Dauer der unbehandelten Psychose und eine Belastung mit prämorbiden Auffälligkeiten vorlag, eine höhere Belastung an negativen Symptomen zum Katamnesezeitpunkt. Remschmidt et al. zeigten schon 2000, dass das kognitive Leistungsniveau die Manifestation der psychopathologischen Symptome beeinflusst. Zu diesem Ergebnis kamen auch Werry und McClellan, die darauf hinwiesen, dass die prämorbide intellektuelle Funktion einer der besten Prädiktoren für den Verlauf ist (Werry and McClellan, 1992). In dieser Untersuchung erweist sich eine lange Dauer der ersten Episode zusätzlich als negativer Prädiktor für eine starke Belastung mit depressiven Symptomen zum Katamnesezeitpunkt. Patienten mit einer Dauer der ersten stationären Behandlung von über einem halben Jahr zeigen eine signifikant höhere Belastung mit depressiven Symptomen zum Katamnesezeitpunkt. Dies konnte auch schon von Schulz (1998) in einer prospektiven Untersuchung von schizophren erkrankten Jugendlichen in einer Rehabilitationseinrichtung gezeigt werden. Bezüglich einer Auswirkung der Charakteristika der ersten Erkrankungsepisode auf die positive Symptomatik lassen sich keine signifikanten Ergebnisse darstellen. Dies lässt sich vermutlich damit begründen, dass die festgestellten Häufigkeiten für eine ausgeprägte Positivsymptomatik mit einem Anteil von 6,3 % nur gering sind, während diejenigen für eine ausgeprägte Negativsymptomatik zum Katamnesezeitpunkt mit einem Anteil von 34,4 % relativ hoch sind. Remschmidt et al. wiesen daraufhin, dass Negativsymptome eine weitgehend stabile Dimension der Symptomatik darstellen und die positive Symptomatik der schizophrenen Psychose fluktuiert und von episodischer Natur ist (Remschmidt et al., 1991). Dennoch können in der vorliegenden Stichprobe einige Risikofaktoren für eine höhere Belastung mit positiven Symptomen zum Katamnesezeitpunkt dargestellt werden. Es zeigt sich ein Trend in Diskussion 83 erwarteter Richtung, nämlich dass das Vorhandensein prämorbider Auffälligkeiten, ein prämorbid niedriges kognitives Leistungsniveau und eine Dauer der ersten Episode von über sechs Monaten zu einer höheren Belastung mit positiven Symptomen führen. Die diesbezüglich statistisch nicht signifikanten Ergebnisse können auf die kleine Stichprobe zurückgeführt werden. Keinen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Psychopathologie zeigen in der untersuchten Stichprobe die Charakteristika „Geschlecht“, „Ersterkrankungsalter“, „prämorbide Auffälligkeiten“ oder „familiäre Belastungen“ mit einer schizophrenen Psychose. Es lässt sich allerdings eine Neigung zu einer stärkeren Belastung mit negativen Symptomen aufzeigen, wenn das Ersterkrankungsalter vor dem 14. Lebensjahr liegt und eine Belastung mit internalisierenden und/oder externalisierenden Symptomen und/oder Entwicklungsverzögerungen besteht. Der Grund für ein in diesem Fall nicht signifikantes Ergebnis liegt vermutlich in der zu kleinen Stichprobe. Hierzu lassen sich in der Literatur gegensätzliche Aussagen finden (Röpcke und Eggers, 2005, Fleischhaker et al. 2005, Schulz, 1998). Dies lässt sich vermutlich damit begründen, dass sowohl die Stichproben der jeweiligen Untersuchungen unterschiedlich groß sind, als auch die Einteilung in VEOS und EOS nicht vergleichbar ist. Zusammenfassend erweisen sich ein akuter Beginn der schizophrenen Psychose, eine kurze Dauer der ersten Episode und ein prämorbid als überdurchschnittlich geschätzter IQ als positive Einflussfaktoren für eine geringere Ausprägung mit negativen Symptomen. Eine kurze Dauer der ersten Episode führt eher zu einer geringeren Belastung sowohl mit depressiven Symptomen als auch zu einer geringeren Gesamtsymptombelastung der BPRS; ein als überdurchschnittlich geschätzter IQ hatte ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Gesamtsymptombelastung der BPRS. Zusammenhang der psychosozialen Anpassung und der Psychopathologie mit dem Vorliegen von Symptomen der Multiple Developmental Disorders (MDD) In der Literatur wird darauf hingewiesen, dass das von Cohen et al. (1986) erarbeitete diagnostische Schema sehr wichtig ist, um eine Einteilung innerhalb der Diagnosen „persevasive developmental disorders not otherwise specified“ (DSM-IV) und atypischer Autismus (ICD-10) treffen zu können (Buitelaar and van der Gaag, 1998; van der Gaag et al., 2005). Zwar erfüllte kein Patient die von Cohen et al. geforderten Kriterien, dennoch zeigen sich signifikante Zusammenhänge zwischen dem Vorliegen einer Beeinträchtigung aus den verschiedenen Symptomkategorien und dem psychosozialen Funktionsniveau bzw. der 84 Diskussion Psychopathologie zum Zeitpunkt der Katamnese. Eine Erklärung dafür, dass kein Patient die geforderten Kriterien erfüllt, könnte damit begründet werden, dass es sich hier um eine retrospektive Studie handelt und eventuell in der Anamnese bei Aufnahme der Patienten zu wenig in entsprechende Richtung gefragt wurde. In der nachuntersuchten Stichprobe zeigt sich, dass beim Vorliegen einer Beeinträchtigung im Sozialverhalten bzw. in der sozialen Sensitivität ein signifikanter Zusammenhang sowohl mit einem deutlich schlechteren Verlauf in der psychosozialen Anpassung als auch mit einer ausgeprägteren Negativsymptomatik besteht. Die Patienten mit Beeinträchtigungen in der oben genannten Kategorie erreichen nur einen durchschnittlichen GAFWert von 59,8, während Patienten ohne Beeinträchtigung einen deutlich höheren Wert von 73,5 aufweisen (Tabelle 24, Seite 45). Patienten mit einer Beeinträchtigung in der Kategorie kognitive Verarbeitungsdefizite/ Denkstörungen zeigen sowohl ein signifikant niedrigeres psychosoziales Anpassungsniveau als auch eine deutlich höhere Belastung mit negativen Symptomen zum Katamnesezeitpunkt (nähere Angaben siehe Tabelle 25, Seite 46). Zusätzlich ist beim Vorliegen von Symptomen aus der Kategorie kognitive Verarbeitungsdefizite die Gesamtbelastung mit Symptomen des BPRS-Scores signifikant erhöht. Es lassen sich diesbezüglich keine Vergleiche anhand der Literatur aufzeigen, da dieses Instrument nach dem Wissen der Verfasserin der vorliegenden Arbeit noch in keiner Studie über den Verlauf schizophren erkrankter Kinder und Jugendlicher verwendet wurde. Zur Bestätigung der oben dargestellten Ergebnisse wäre deshalb eine Überprüfung im Rahmen einer anderen Nachuntersuchung schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter sinnvoll. Es finden sich dagegen in der Literatur zahlreiche Aussagen darüber, dass eine Belastung mit prämorbiden Symptomen wie externalisierenden oder internalisierenden Symptome oder Entwicklungsverzögerungen einen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen haben, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind (Fleischhaker et al., 2005, Schulz, 1998, Eggers und Bunk, 1997, Werry et al. 1992). Eine plausible Erklärung für diese Unterschiede fehlt zwar weitgehend, dennoch könnte ein möglicher Erklärungsansatz ein Selektionsbias oder die kleine Stichprobe sein. Beziehungen zwischen den abhängigen Variablen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Im Ergebnissteil 3.12 wurden die linearen Zusammenhänge zwischen den Outcome-Variablen anhand der Korrelation nach Spearman untersucht. Die Korrelation nach Spearman wurde Diskussion 85 bereits häufiger in der Literatur verwendet (Fleischhaker et al. 2005, Lay et al. 2000, Schulz, 1998). Folgende Korrelationen weisen in der vorliegenden Studie einen signifikanten Zusammenhang auf: Die psychosoziale Anpassung und sowohl die Gesamtsymptombelastung als auch die Belastung mit negativen Symptomen weisen beide mit einem p-Wert < 0,0001 einen höchstsignifikanten gegensinnigen Zusammenhang auf. Dies entspricht auch den Ergebnissen von Fleischhaker et al. (2005). Die depressive Symptomatik und die Belastung mit positiven Symptomen weisen ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang mit einem schlechten psychosozialen Anpassungsniveau auf. Alle Bereiche der Psychopathologie zeigen – wie auch bei Fleischhaker et al. – einen signifikanten Zusammenhang zueinander. In der untersuchten Stichprobe zeigt sich die Beziehung zwischen der psychosozialen Anpassung und dem Schweregrad der Erkrankung, gemessen anhand der CGI, am deutlichsten ausgeprägt. Ein als „deutlich oder schwer krank“ eingeschätzter Patient weist somit ein schlechteres psychosoziales Funktionsniveau auf als Patienten, die nur als „gering oder leicht krank“ eingeschätzt werden. Bei der Untersuchung der verschiedenen Prognosefaktoren zueinander zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang sowohl zwischen dem Ersterkrankungsalter und dem prämorbiden IQ als auch zwischen dem Ersterkrankungsalter und der familiären Belastung. Geringes Alter beim ersten Auftreten einer schizophrenen Psychose, ein als niedrig geschätzter IQ und eine familiäre Belastung mit einer Schizophrenie stehen dabei in einem signifikanten linearen Zusammenhang zueinander. Interventionsmöglichkeiten um einen chronischen Verlauf zu minimieren Die psychopathologische Querschnittssymptomatik zum Zeitpunkt der Katamnese zeigt sich bei Patienten der vorliegenden Untersuchung mit einer Dauer der ersten Episode von über sechs Monaten deutlich schlechter als bei Patienten, die eine Dauer der ersten Episode von weniger als sechs Monaten aufweisen. Die Belastung mit negativen Symptomen und die Gesamtbelastung mit Symptomen sowie die depressive Symptomatik sind deutlich höher bei Patienten, die eine Episodendauer von über sechs Monaten zeigen. Bei der Auswirkung auf die positive Symptomatik lässt sich zwar kein statistisch signifikanter Einfluss aufgrund einer langen Dauer der ersten Episode nachweisen, dennoch zeigt sich auch hier eine Tendenz in erwarteter Richtung. Dieses Ergebnis bestätigen auch Studien von Schmidt et al. (1995), Lay et al. (2000) und Fleischhaker et al. (2005), die ebenfalls darauf hinweisen, dass eine lange Dauer der ersten Episode mit einem signifikant schlechteren Verlauf assoziiert ist. 86 Diskussion Da eine Dauer der ersten Episode von über sechs Monaten in der vorliegenden Studie einen Risikofaktor für einen chronischen Verlauf der schizophrenen Psychose darstellt, kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, die Dauer der ersten Episode möglichst zu minimieren. Eine Minimierung der ersten Erkrankungsepisode kann aufgrund des derzeitigen Kenntnisstandes über schizophrene Psychosen des Kindes- und Jugendalters durch folgende Interventionen beeinflusst werden: 1. Früherkennung und Frühintervention durch speziell geschulte Kinder- und Jugendpsychiater. 2. Effektive, multimodale und konsequente Behandlung der schizophrenen Symptome unter Einbeziehung einer medikamentösen Therapie mit Neuroleptika. 3. Ausreichend lange Nachsorge der Patienten um Rückfälle zu minimieren. Dies kann durch verschiedene Arten der Nachbetreuung erreicht werden, wie bei gegebener Indikation, durch speziell für Kinder und Jugendliche eingerichtete Rehabilitationseinrichtungen, Spezialambulanzen oder ambulante kinder- und jugendpsychiatrische Betreuung. Röpcke und Eggers (2005) wiesen in ihrer Nachuntersuchung an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Essen von 39 an Schizophrenie erkrankten Patienten eine Dauer der unbehandelten Psychose von im Mittel 286 Tagen nach. In der hier vorliegenden Studie zeigt sich, dass die Dauer der unbehandelten Psychose mit einem Mittelwert von 447 Tagen noch sehr viel größer ist. Diese Tatsache muss zum Anlass genommen werden, um in Zukunft früher zu intervenieren. Es kann nur spekuliert werden, woran es liegt, dass die Dauer der unbehandelten Psychose bei den Patienten der hier vorliegenden Stichprobe aus Südbaden deutlich länger ist als bei den nachuntersuchten Patienten von Röpcke und Eggers. Ein möglicher Grund könnte die unterschiedliche medizinische Versorgung in den Gebieten südlicher Oberrhein bzw. Rheinland im Bereich der Kinder und Jugendpsychiatrie darstellen. Im südbadischen Raum ist zwar die Versorgung mit kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen in den Ballungszentren groß, im Umland existiert jedoch ein erheblicher Mangel. Über die Situation in Essen diesbezüglich kann nur spekuliert werden. Eggers und Bunk weisen darauf hin, dass es keinen zuverlässigen Parameter für den exakten Beginn der schizophrenen Psychose gibt. Das Datum der ersten stationären Aufnahme ist nicht zwingend der Beginn der Psychose. Sie diskutieren, dass der Zeitpunkt der stationären Aufnahme und somit einer effektiven Behandlung von vielen Faktoren abhängt. Zum einen wird das sich verändernde Verhalten der Kinder und Jugendlichen oft als Diskussion 87 Entwicklungskrise fehlgedeutet, zum anderen ist die Nähe zu einer psychiatrischen Klinik nicht immer gegeben, oder die Einstellung der Eltern bezüglich einer stationären psychiatrischen Behandlung ist ambivalent. In der Praxis zeigt sich, dass unproduktive, negative Symptome wie sozialer Rückzug, sich verschlechternde Schulleistungen, Interessensverlust, Apathie oder Ängstlichkeit oft als Ungezogenheit oder Faulheit fehlgedeutet werden (Eggers und Bunk, 1997). McGlashan führte aus, dass die Dauer der unbehandelten Psychose zu einem großen Problem im Gesundheitswesen führt. Er wies darauf hin, dass eine Minimierung der Zeit vom Beginn der Psychose bis zur adäquaten Behandlung essentiell ist, da eine frühe Behandlung nicht nur die akute Symptomatik der psychotischen Symptome reduziert, sondern auch zu einer Verbesserung der Langzeitprognose führt (McGlashan, 1999). Es zeigte sich, dass eine lange Dauer der unbehandelten Psychose mit einem deutlich schlechteren Outcome assoziiert ist. Die von ihm aufgestellte Hypothese, dass eine frühe Intervention einen Einfluss sowohl auf die Prävention des Beginns als auch auf den Schweregrad der Erkrankung hat, konnte allerdings nicht bestätigt werden. Es bedarf somit weiterer Untersuchungen. Vergleich der Psychopathologie in der Klinikkatamnese von Marburg und der hier vorliegenden Stichprobe von Freiburg Die Hypothese, dass die Psychopathologien der Patienten der vorliegenden Stichprobe und der Katamnese aus Marburg, die Fleischhaker et al. (2005) nachuntersuchten, vergleichbar sind, konnte nicht bestätigt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde die Psychopathologie anhand der Querschnittssymptomatik der Instrumente Scale for the Assessment of Negative Symptoms (SANS), Scale for the Assessment of Positive Symptoms (SAPS) und der Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) überprüft. Ziel dieses Vergleiches ist es, mögliche Unterschiede zwischen den beiden Stichproben bezüglich ihrer Charakteristika darzustellen und ihre möglichen Auswirkungen auf den Verlauf der schizophrenen Psychose im Allgemeinen vorherzusagen. Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied in der Ausprägung der positiven Symptome zum jeweiligen Katamnesezeitpunkt. Die Patienten der hier nachuntersuchten Stichprobe zeigten in 84,4 % eine minimale Belastung mit positiven Symptomen, während die Patienten der Marburger Katamnese nur in 43,3 % eine minimale Ausprägung aufwiesen. Der Anteil der moderaten und schweren Symptomatik war in Freiburg mit 15,7 % weitaus geringer als bei den Marburger Patienten mit einem Anteil von 51,7 %. 88 Diskussion Bezüglich einer Belastung mit negativen Symptomen oder dem Vorliegen von depressiven Symptomen zeigten sich zwar keine statistisch signifikanten Ergebnisse, dennoch ergibt sich eine Tendenz zu einer geringeren Symptombelastung zum Zeitpunkt der Katamnese bei den Patienten der hier vorliegenden Studie (siehe hierzu auch Tabelle 29, Seite 51). Im Folgenden wird zuerst auf die Gemeinsamkeiten der Stichproben eingegangen. Bezüglich des Katamnesezeitraums, der eingeschlossenen Diagnosen und des Alters bei Erkrankungsbeginn lassen sich keine Unterschiede aufzeigen. Betrachtet man allerdings die Prognosefaktoren „Geschlecht“, „prämorbide Auffälligkeiten“ und „familiäre Belastung mit einer schizophrenen Psychose“, so zeigen sich hier deutliche Unterschiede, die eine Vergleichbarkeit erschweren. Fleischhaker et al. konnten in ihrer Katamnese zeigen, dass sich der Verlauf schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter am besten durch das prämorbide Funktionsniveau vorhersagen lässt. In einer von Fleischhaker et al. durchgeführten Varianzanalyse wurde gezeigt, dass sich die psychosoziale Anpassung in über 30 % anhand der prämorbiden Auffälligkeiten vorhersagen lässt. Dass prämorbide Auffälligkeiten wie externalisierende und/oder internalisierende Symptome und/oder Entwicklungsverzögerungen eine Einfluss auf den Langzeitverlauf haben, zeigten auch Werry und McClellan (1992) und Schulz (1998). In der vorliegenden Stichprobe erweist sich das Vorhandensein von prämorbiden Auffälligkeiten nicht als ausschlaggebend für einen chronischen Verlauf der schizophrenen Psychose im Kindes- und Jugendalter. Dass die prämorbide Symptombelastung der beiden Katamnesegruppen sehr unterschiedlich ist, könnte erklären, weshalb die Psychopathologie zum Katamnesezeitpunkt der Patienten aus Freiburg und Marburg nicht vergleichbar ist. In der Marburger Katamnese lagen bei 80 % prämorbide Auffälligkeiten wie internalisierende und/oder externalisierende Symptome und/oder Enwicklungsverzögerungen vor, während bei der hier nachuntersuchten Stichprobe nur zu 65 % prämorbide Auffälligkeiten aus den genannten Bereichen vorwiesen. Drogenmissbrauch Der Drogenmissbrauch in der vorliegenden Stichprobe ist, verglichen mit der Allgemeinbevölkerung, deutlich erhöht. Bei den Patienten dieser Nachuntersuchung weisen von der Gesamtstichprobe 52,5 % einen Drogenmissbrauch auf (Lebenszeitprävalenz). Der Drogenmissbrauch begann bei allen Patienten bereits deutlich vor den ersten Anzeichen einer schizophrenen Psychose. Dabei zeigt sich ein Geschlechtsunterschied, mit einem höheren Anteil männlicher Drogenkonsumenten von 60 % zu 30 % bei den Frauen. Die meist Diskussion 89 konsumierte illegale Substanz ist dabei Cannabis; die Frequenz beträgt in der Mehrzahl der Fälle am häufigsten zwischen mehr als einmal täglich, über einmal wöchentlich bis mehr als einmal monatlich. In der europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) gaben 32 % der 15-und 16-jährigen an, jemals illegale Drogen genommen zu haben (Kraus et al., 2004). Die ESPAD-Studie wurde im Jahr 2003 durchgeführt und ist derzeit die umfangreichste Schülerstudie zum Substanzmittelmissbrauch in Deutschland. In einer aktuellen bundesweiten Repräsentativerhebung von 2007 in Deutschland zeigt sich bei den 14-bis 17jährigen ein rückläufiger Cannabiskonsum von 13 % (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 2007). Cannabis stellte auch in der ESPAD-Studie die am häufigsten konsumierte Droge (29 % Lebenszeitprävalenz) dar, andere illegale Drogen, wie zum Beispiel Halluzinogene oder Kokain wurden deutlich seltener (< 6 % Lebenszeitprävalenz) konsumiert. Dies entspricht auch den Ergebnissen in der vorliegenden Studie, hier wird in 80,8 % Cannabis, in 15,4 % Halluzinogene und in 3,8 % Kokain konsumiert. Im Chi²-Test zeigt sich ein deutlich signifikanter Unterschied sowohl bezüglich der Lebenszeitprävalenz des Konsums jeglicher illegaler Drogen (p = 0,004) als auch bezüglich der Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums (p = 0,001) zwischen den Teilnehmer/innen der ESPAD-Studie und den Patienten der hier vorliegenden Stichprobe. Das Alter beim ersten illegalen Drogenkonsum war mit 14 Jahren bei der ESPAD-Studie bei Männern und Frauen gleich. In der hier vorliegenden Stichprobe beträgt das Alter beim ersten Drogenkonsum 15,0 ± 1,2 Jahre und ist demnach leicht höher. Ein Viertel der Schüler und Schülerinnen der ESPAD-Studie gaben einen häufigen Konsum illegaler Drogen an; dies entspricht auch der Frequenz der illegalen Drogen in der vorliegenden Stichprobe. Die Studie von Fleischhaker et al. (2002), die Patienten mit drogeninduzierter Psychose (n = 8), schizophren erkrankte Patienten mit komorbiden Substanzabusus (n = 19) und Patienten mit anderen psychiatrischen Erkrankungen und Substanzabusus (n = 30) untersuchten, zeigte ebenfalls ein deutliches Überwiegen von Cannabis als am häufigsten konsumierte illegale Substanz (gesamt: 89,5 %, n = 51; in der Gruppe der Patienten mit Schizophrenie und komorbidem Substanzabusus: 94,7 %, n = 18). Das Alter beim ersten Konsum entsprach in der Gruppe der schizophren erkrankten Patienten mit komorbidem Substanzabusus (14,9 ± 1,7 Jahre) dem Alter der Patienten der hier vorliegenden Stichprobe. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Anteil der Drogenkonsumenten in der hier vorliegenden Stichprobe deutlich höher ist als bei den Teilnehmer/innen der ESPAD-Studie. 90 Diskussion Ob ein Drogenmissbrauch bei Jugendlichen einen Risikofaktor für die Entwicklung einer schizophrenen Psychose darstellt, bleibt weiterhin fraglich und bedarf weiterer Untersuchungen mit prospektivem Design. Es bleibt weiterhin unklar, ob eine ursächliche Verknüpfung zwischen einem Drogenabusus und dem Beginn einer schizophrenen Psychose besteht, oder ob der Drogenabusus eine Art Selbstmedikation der Symptomatik darstellt. Medikamentöse Therapie der untersuchten Stichprobe Zum derzeitigen Stand der Forschung wurde in anderen Katamnesestudien die Medikation noch nicht berücksichtigt. Daher soll im Folgenden hierauf gesondert eingegangen werden. Des Weiteren sollen einige Fragestellungen diskutiert werden, die sich aus den Leitlinien der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry von 2001 ergeben. Diese werden hier den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJPP, 2003, 2007) vorgezogen, da der Zeitraum, in dem die Kinder und Jugendlichen der vorliegenden Studie in der Freiburger Kinder- und Jugendpsychiatrie waren, – die Jahre 1998 bis einschließlich 2001 – vor der Veröffentlichung der Leitlinien der DGJKPP aus dem Jahr 2003 bzw. 2007 liegt. Es stellen sich die folgenden Fragen: 1. Mit welchen Präparaten werden die Kinder und Jugendlichen, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind, zu Beginn der Psychose, bei Entlassung aus erster stationärer Behandlung und zum Katamnesezeitpunkt behandelt? 2. Wie viele Präparate werden bis zur ersten Gabe des atypischen Neuroleptikum Clozapin verabreicht? 3. Wie wird die Rezidivprophylaxe durchgeführt, und besteht ein Unterschied bezüglich der Art der Rezidivprophylaxe und der psychosozialen Anpassung oder der Psychopathologie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung? 4. Ist die medikamentöse Behandlung zwischen stationärer Entlassung und Katamnesezeitpunkt stabil? 5. Wie lange ist die Zeitspanne vom ersten Auftreten von Symptomen einer Schizophrenie bis zur ersten Behandlung mit einem Neuroleptikum? Anhand dieser Ergebnisse wird die Hypothese, ob die Behandlung der schizophrenen Psychose im Kindes- und Jugendalter den Leitlinien der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry (AACAP) entspricht, geprüft und im Kontext der aktuellen Literatur diskutiert. Diskussion 91 Art der neuroleptischen Medikation Zur Erstbehandlung schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter werden in 70 % klassische Neuroleptika und in 30 % atypische Neuroleptika verwendet. Das meist verwendete klassische Neuroleptikum ist dabei Haloperidol (32,5 %), bei den Atypika wird am häufigsten Olanzapin (25 %) eingenommen. Die Medikation bei Entlassung hingegen zeigt fast eine gegensätzliche Verteilung. In 77,5 % wird ein atypischen Neuroleptikum verabreicht und in 22,5 % ein klassisches Neuroleptikum. Dabei stellt Clozapin mit einem Anteil von 55 % das am häufigsten eingenommen Medikament dar. Dies entspricht den Leitlinien der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry von 2001. Die AACAP verweist darauf, dass sowohl klassische als auch atypische Neuroleptika Mittel der ersten Wahl darstellen, wobei Atypika, verglichen mit klassischen Präparaten gleich effektiv auf positive Symptome wirken, aber bezüglich der negativen Symptome eine bessere Wirksamkeit aufweisen. Dies ist vermutlich der Grund, weshalb die Mehrzahl der Patienten bei Entlassung mit atypischen Präparaten behandelt wird, da bei ihnen die vorherrschende Symptomatik wohl die Belastung mit negativen Symptomen darstellt. Dies entspricht der Vermutung von Remschmidt et al., dass sich das Vorhandensein von positiven Symptomen im Laufe der Zeit zum Vorherrschen von negativen Symptomen wandelt (Remschmidt et al., 1991). Nach einem Katamnesezeitraum von durchschnittlich 8,3 Jahren stellt sich die Medikation wie folgt dar: 68,8 % nehmen atypische Neuroleptika ein, nur 3,1 % noch ein klassisches Neuroleptikum und in 28,1 % werden gar keine Medikamente mehr eingenommen. Die Dosierung der Erhaltungsdosis der einzelnen neuroleptischen Medikamente in der untersuchten Stichprobe, wie in Tabelle 44, Seite 67, dargestellt, kann nur einen Anhaltspunkt für die Behandlung schizophren erkrankter Kinder und Jugendlicher liefern. Die Dosierungsempfehlungen müssen weiterhin im Einzelfall erfolgen, da die individuelle Ansprechbarkeit auf Neuroleptika sehr unterschiedlich ist. Die derzeitigen Empfehlungen der Einzelpräparate können daher nur als Richtwerte angesehen werden. Aufgrund der dürftigen Studienlage und der meist für diese Altersgruppe fehlenden Medikationszulassungen sollte mit einer niedrigen Dosierung begonnen werden, die dann in kleinen Schritten erhöht wird (Mehler-Wex et al., 2004). Die Durchführung prospektiver Studien wäre somit, aus Sicht der derzeitigen Studienlage in der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung, ein nennenswertes Ziel. 92 Diskussion Behandlung mit Clozapin Clozapin stellt aufgrund seines erhöhten Nebenwirkungsrisikos wie Gewichtszunahme, Neutropenie, Granulozytopenie und Agranulozytose oder Myokarditis kein Mittel der ersten Wahl dar (AACAP, 2001). Kumra et al. wiesen zusätzlich darauf hin, dass die Nebenwirkungen bei Kindern, verglichen mit Erwachsenen, häufiger sind (Kumra et al., 1996). In der NIMH-Studie von 2007 (Stroup, 2007) musste Clozapin in fünf Fällen (11 %) wegen Nebenwirkungen abgesetzt werden. Der Einsatz von Clozapin erweist sich allerdings bei an einer behandlungsrefraktären Schizophrenie erkrankten erwachsenen Patienten als sehr gut wirksam (Meltzer et al., 1994). Clozapin sollte nach den Richtlinien der AACAP (2001) erst nach einer Behandlung mit zwei anderen antipsychotischen Medikamenten verwendet werden, davon sollte mindestens eines der Medikamente atypische Neuroleptika sein. Remschmidt et al. (2000) zeigten, dass es weitere Vorteile bei einer Behandlung der therapierefraktären schizophrenen Psychose im Kindes- und Jugendalter mit Clozapin gibt. Dazu gehören eine hohe antipsychotische Wirksamkeit während der akuten Episode, eine bessere Wirksamkeit bei Jugendlichen sowohl mit einer chronischen Schizophrenie als auch mit einer hohen Rate an Negativsymptomen sowie weniger extrapyramidale Nebenwirkungen. In der vorliegenden Stichprobe zeigt sich, dass Clozapin in einem Fall direkt und in weiteren neun Fällen, also insgesamt in 25 % sofort oder nach einem anderen Neuroleptikum verabreicht wurde. Dies widerspricht den aufgeführten Richtlinien der AACAP (2001) und zeigt, dass die Therapie bei Kindern und Jugendlichen in der untersuchten Stichprobe bezüglich der Behandlung mit Clozapin nicht diesen Empfehlungen folgt, sondern dass Clozapin oft früher als empfohlen gegeben wird. Rezidivprophylaxe Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (DGKJPP, 2003, 2007) empfehlen bei einer Erstmanifestation einer schizophrenen Psychose eine Rezidivprophylaxe über mindestens zwei Jahre, nach Rezidiven wird eine längere Prophylaxenzeit empfohlen. In den Leitlinien der AACAP (2001) werden keine genaueren Angaben über die Dauer der Rezidivprophylaxe aufgeführt. Deshalb wird in diesem Fall ein Vergleich mit den Leitlinien der DGKJPP (2003, 2007) angestrebt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Dauer der Rezidivprophylaxe in der untersuchten Stichprobe sehr heterogen ist. 25 % der Patienten haben zum Zeitpunkt der Diskussion 93 Katamnese keine Medikation mehr, die durchschnittliche Dauer der Rezidivprophylaxe betrug bei diesen Patienten zwei Jahre (Tabelle 45, Seite 69). Die Mehrzahl der Patienten allerdings (56,3 %) nehmen noch Neuroleptika ein. Die durchschnittliche Dauer der Rezidivprophylaxe beträgt zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung im Mittel 7,8 Jahre. Ein Anteil von 21,9 % der Patienten nehmen eine Rezidivprophylaxe weniger oder maximal zwei Jahre ein, wohingegen 78,1 % eine Prophylaxe von über zwei Jahren erhalten. In 95,8 % werden dabei atypische Neuroleptika verwendet und in 4,2 % ein klassisches Neuroleptikum. Es erweist sich als positiv, wenn die Rezidivprophylaxe über zwei Jahre gegeben wird, da hier nur in 12 % der Fälle im Verlauf eine bereits abgesetzte Medikation wieder angesetzt werden musste. Bei denjenigen Patienten, bei denen die Dauer der Prophylaxe weniger oder maximal zwei Jahre beträgt, musste in 42,9 % wieder eine medikamentöse Therapie begonnen werden. Leider können über die exakten Gründe des Wiederansetzens einer medikamentösen Therapie keine Aussagen gemacht werden. Bekannt ist lediglich, dass wieder Neuroleptika verabreicht wurden. Dass eine Langzeitbehandlung mit Antipsychotika entscheidend ist, um eine vollständige Genesung bei an einer Schizophrenie erkrankten Patienten zu erlangen, wird in der Literatur durch zahlreiche Publikationen unterstützt (Kane, 2006; McClellan and Werry, 2001; Schooler, 2006). Schooler konnte in einer placebokontrollierten Studie zeigen, dass Patienten mit einer antipsychotischen Medikation eine deutlich niedrigere Rückfallrate zeigen als Patienten, die keine antipsychotische Medikation über einen Zeitraum von einem Jahr einnehmen. Um allerdings eine Aussagen treffen zu können, welche Dauer der Rezidivprophylaxe am besten ist und mit einer möglichst niedrige Rate an Rezidiven einhergeht, bedarf es weiteren Untersuchungen, vor allem speziell im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich. Es zeigt sich, dass diejenigen Patienten, die zum Katamnesezeitpunkt immer noch eine Rezidivprophylaxe einnehmen, eine signifikant schlechtere psychosoziale Anpassung aufzeigen als diejenigen Patienten, die ihre Rezidivprophylaxe bereits beendet haben (Chi²-Test, p = 0,02; siehe hierzu Tabelle 48, Seite 71). Bezüglich der Auswirkung auf die Psychopathologie können keine Unterschiede festgestellt werden. Dennoch kann vermutet werden, dass die medikamentöse Therapie dieser Patienten sinnvoll und eine lange Rezidivprophylaxe somit indiziert ist. Vermutlich wird die neuroleptische Medikation bei denjenigen Patienten früher abgesetzt, die einen besseren Verlauf aufweisen. Desweiteren wurde in der vorliegenden Nachuntersuchung überprüft, ob es Unterschiede zwischen den Patienten gibt, die a) eine Rezidivprophylaxe erfolgreich beendet haben, b) ein 94 Diskussion Rezidiv nach Absetzen der neuroleptischen Medikation haben und c) eine durchgehende Rezidivprophylaxe erhalten haben. Es zeigt sich, dass Patienten, die die Rezidivprophylaxe zum Katamnesezeitraum erfolgreich beendet haben, häufiger einen akuten Erkrankungsbeginn, keine prämorbiden Auffälligkeiten, keine familiäre Belastung mit schizophrenen Psychosen und einen prämorbid als überdurchschnittlich geschätzten IQ aufweisen (siehe hierzu Tabelle 46, Seite 70). In den beiden anderen Gruppen ergibt sich eine Tendenz zu einer Dauer der ersten Episode von mehr als sechs Monaten, dem Vorhandensein prämorbider Auffälligkeiten und einem prämorbid als durchschnittlich geschätzten IQ. Dies verdeutlicht die Annahme, dass die Charakteristika „Art des Erkankungsbeginns“, „Dauer der ersten Episode“, das Vorhandensein „prämorbider Auffälligkeiten“ bzw. eine „familiäre Belastung mit einer schizophrenen Psychose“ und der „prämorbide IQ“ auch einen Einfluss auf die Dauer der Rezidivprophylaxe haben. Stabilität der Medikation In der vorliegenden Stichprobe kann gezeigt werden, dass nach der Entlassung aus der ersten stationären Behandlung die Medikation mit Clozapin am häufigsten stabil verordnet wird. In 46,6 % wird Clozapin kontinuierlich weitergeben. Unter der Behandlung mit Risperidon kann die Medikation im Katamnesezeitraum, mit einem Anteil von 40 %, am häufigsten stabil abgesetzt werden. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass sich die Angaben nur auf eine kleine Anzahl von Patienten stützt. Es wäre daher interessant, ob sich die obigen Ergebnisse in weiteren Studien reproduzieren lassen. Dass Risperidon eine gute Effektivität bei Jugendlichen mit einer Schizophrenie besitzt, konnte durch eine Untersuchung von Armenteros et al. bestätigt werden. Risperidon führt zu einer deutlichen Verbesserung der positiven und negativen Symptome und besitzt einen positiven Einfluss sowohl auf eine Belastung mit Symptomen der Brief Psychiatric Rating Scale als auch auf den Schweregrad der Erkrankung (Armenteros et al., 1997). Durchschnittliche Dauer bis zur ersten medikamentösen Therapie Die Zeitdauer zwischen den ersten Anzeichen einer Schizophrenie und der ersten neuroleptischen Medikation ist mit einer durchschnittlichen Dauer von 1,1 Jahren erschreckend lange. Dieses Ergebnis ist ernüchternd, insbesondere wenn man die Aussagen von McGlashan (1999) berücksichtigt, dass eine möglichst zeitnahe Therapie sinnvoll erscheint und einen Einfluss auf den Schweregrad der Erkrankung hat. Diskussion 95 Selbst wenn unter die Definition „zeitnah“ ein Zeitraum von vier bis sechs Wochen fallen würde, sind die Ergebnisse in dieser Studie davon weit entfernt. Bezieht man das oben genannte Ergebnis auf einige spezielle Fälle in der vorliegenden Stichprobe, so zeigt sich, dass es bei 30 % der Patienten zwischen einem und sechs Jahren dauert, bis sie vom ersten Auftreten schizophrenietypischer Symptome mit einer antipsychotischen Medikation behandelt werden. Das Ziel einer frühzeitigen Erkennung der schizophrenen Psychose und einer zeitnahen Intervention wurde bei vielen Patienten dieser Studie also nicht erreicht. Sind die Patienten bereits stationär, so sind die Ergebnisse weitaus zufriedenstellender. Hier erfolgte innerhalb von maximal vier Wochen bei allen Patienten die erste neuroleptische Medikation. Auf die Frage, welches antipsychotische Medikament das am besten geeignete für Kinder und Jugendliche mit einer schizophrenen Psychose ist, lässt sich zum derzeitigen Stand der Forschung noch keine allgemeingültige Aussage treffen. Grund dafür ist, dass es fast keine prospektiven Therapiestudien an Kindern und Jugendlichen gibt, die an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind. Um gute klinische Arbeit bei an einer Schizophrenie erkrankten Kindern und Jugendlichen leisten zu können, müssten mehr Behandlungsalgorithmen existieren (Asarnow et al., 2004). McClellan et al. (2001) wiesen daraufhin, dass die derzeit vorliegenden Behandlungsstrategien nur auf den Ergebnissen der Erwachsenenliteratur beruhen und eine Vergleichbarkeit mit Kindern und Jugendlichen nicht gegeben ist. Wenn man die Ergebnisse bezüglich der medikamentösen Therapie in der vorliegenden Studie betrachtet, so könnte in Zukunft diskutiert werden, ob nicht primär eine direkte Gabe von atypischen Neuroleptika erfolgen sollte. Dies kann damit begründet werden, dass im Verlauf der schizophrenen Psychose über 95 % der Patienten der vorliegenden Strichprobe ohnehin auf atypische Präparate umgestellt werden. Desweiteren ist in der Literatur bereits beschrieben, dass atypische Neuroleptika zu einem signifikant stärkeren Rückgang der Symptomatik führen, mit weniger Rezidiven einhergehen und geringere Nebenwirkungen haben als klassische Neuroleptika (DGKJPP, 2003, 2007). Dies zu evaluieren könnte Gegenstand weiterer prospektiver Studien sein. In einer aktuellen, randomisierten Studie, die vom National Institut of Mental Health gesponsert wurde, konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit verschiedenen antipsychotischen Neuroleptika keine Unterschiede im Verlauf über 18 Monate auf das psychosozialen Funktionsniveau zeigte (Stroup, 2007; Swartz et al., 2007). Bei dieser randomisierten Untersuchung wurden die Effekte der antipsychotischen Medikation auf das psychosoziale Funktionsniveau bei erwachsenen Patienten mit einer chronischen Schizophrenie überprüft. 96 Diskussion Es zeigte sich, dass zwar alle Präparate zu einer Verbesserung der psychosozialen Anpassung führten, aber kein Präparat den anderen überlegen ist. Die Autoren folgerten, dass weiterhin wesentliche Verbesserungen in der Wirksamkeit der antipsychotischen Medikation erreicht werden müssten (Swartz et al., 2007). Als ein wesentlicher Behandlungsgrundsatz wurde hervorgehoben, dass sich die „onesize-fits-all“ Strategie nachteilig auf den einzelnen Patienten auswirkt und deshalb eine auf den Patienten ausgerichtete Wahl des Präparates vorrangig sein sollte (Stroup, 2007; McClellan et al., 2001). Stroup et al. wiesen darauf hin, dass die medikamentöse Behandlung von an einer schizophrenen Psychose erkrankten Kindern und Jugendlichen entsprechend der individuellen Krankheitsgeschichte, den Bedürfnissen und Wünschen der Familien erfolgen sollte. Da bezüglich der medikamentösen Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer schizophrenen Psychose Vergleichsdaten fehlen, sollten weitere Nachuntersuchungen initiiert werden. 5 Zusammenfassung Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Prädiktoren für den Verlauf der schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter zu evaluieren. Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildete die Beurteilung der Psychopathologie zum Katamnesezeitpunkt und die medikamentöse Behandlung der schizophrenen Psychose im Verlauf. In die Untersuchung wurden alle Kinder und Jugendliche aufgenommen, die in den Jahren 1998 bis 2001 mit der Diagnose einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis nach ICD-10 stationär behandelt wurden. Die Datenerhebung erfolgte mit Hilfe des „Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia“ (IRAOS), der Symptomliste der „Multiple Developmental Disorders“ (MDD), der „Scale for the Assessment of Positive Symptoms“ (SAPS), der „Scale for the Assessment of Negative Symptoms“ (SANS), der „Brief Psychiatric Rating Scale“ (BPRS), der „Global Assessment of Functioning“ (GAF) sowie der „Clinical Global Impression“ (CGI). 32 Patienten (80 %) konnten nachuntersucht werden. Die durchschnittliche Dauer der schizophrenen Psychose betrug zum Katamnesezeitpunkt 8,3 Jahre. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung ergab sich bezüglich der psychosozialen Anpassung in 65,6 % ein sehr guter bis guter Outcome. Bei 18,8 % der nachuntersuchten Patienten fand sich ein moderater und bei 15,6 % ein schlechter Outcome. Als prognostisch günstig zeigten sich ein akuter Beginn der ersten Psychose, eine kurze Dauer der ersten Episode von weniger als sechs Monaten und ein prämorbid überdurchschnittlicher Intelligenzquotient. Weiterhin stellte sich das Fehlen von prämorbiden Belastungen aus dem Bereich der Multiple Developmental Disorders als günstig dar. Zur Erstbehandlung von schizophrenen Psychosen im Kindes- und Jugendalter wurden in 70 % klassische Neuroleptika und in 30 % atypische Neuroleptika verwendet. Die Rezidivprophylaxe bestand in 4,2 % aus klassischen Neuroleptika und in 95,8 % aus atypischen Neuroleptika. Das dabei am häufigsten verwendete atypische Neuroleptikum war mit einem Anteil von 34,4 % Clozapin. Nach der stationären Entlassung wurde Clozapin in 46,6 % kontinuierlich bis zum Zeitpunkt der Katamnese weitergegeben. Unter der Behandlung mit Risperidon zeigte sich, dass die Medikation im Katamnesezeitraum mit einem Anteil von 40 % am häufigsten stabil abgesetzt werden konnte. 6 Abkürzungsverzeichnis AACAP American Academy of Child and Adolescent Psychiatry AMDP Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie APA American Psychiatric Association BPRS Brief Psychiatric Rating Scale BPRS-G Brief Psychiatric Rating Scale-Gesamtscore BPRS-1 Brief Psychiatric Rating Scale-Depressionsscore CGI Clinical Global Impression DAS-M Disability Assessment Schedule, Mannheimer Version DGKJPP Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders EOS Early Onset Schizophrenia GAF Global Assessment of Functioning GAS Global Assessment Schedule ICD-10 International Classification of Diseases IRAOS Instrument for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia MDD Multiple Developmental Disorders NIMH National Institute of Mental Health PANSS The Positive and Negative Syndrome Scale SANS Scale for the Assessment of Negative Symptoms SAPS Scale for the Assessment of Positive Symptoms Std. 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Wolf Familienstand ledig Religionszugehörigkeit katholisch Schulbildung 1989–1993 Emil-Gött-Grundschule, Freiburg 1993–2002 Droste-Hülshoff-Gymnasium, Freiburg Juni 2002 Abitur Studium seit Oktober 2002 Studium der Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg September 2004 Ärztliche Vorprüfung März 2005 Famulatur in der Gemeinschaftspraxis Thumm/Deißler, Freiburg, Fachrichtung Allgemeinmedizin/Tropenmedizin Juni 2005 Famulatur in der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin August 2005 Famulatur im St. Josefskrankenhaus, Freiburg, Abteilung Geburtshilfe/Gynäkologie März–April 2005 Famulatur in der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter März 2007 Famulatur in der HELIOS Rosmann Klinik, Breisach, Abteilung für Innere Medizin 10 Danksagung Meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. med. Eberhard Schulz, gebührt ein herzlicher Dank für die gebotene Möglichkeit der wissenschaftlichen Mitarbeit in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universitätsklinik Freiburg. Ein ganz besonderer Dank geht an meinen Betreuer, Herrn PD Dr. med. Christian Fleischhaker, der mich mit seinem Engagement, seinem fachkundigen Rat und seiner konstruktiven Kritik immer unterstützt hat. Für die Einarbeitung in sämtliche Computerprogramme und vor allem die unentbehrliche Hilfe bei der statistischen Auswertung der Untersuchungsergebnisse gilt mein Dank Herrn Dr. Dipl.-Psych. Reinhold Rauh. Für die unabkömmlichen Tipps bei der Gestaltung in Microsoft Word und die Hilfe beim Druck sowie für die uneingeschränkte Hilfsbereitschaft möchte ich Herrn Dr. Dipl.Psych. Rudi Heger herzlich danken. Ein ganz herzlicher Dank geht an Katharina Bihlmaier, mit der ich diese Studie gemeinsam durchgeführt habe. Die gemeinsamen Interviews, die Diskussionen und die Kämpfe mit der Dateneingabe haben zu zweit mehr Freude bereitet. Ein ganz, ganz herzliches Dankeschön gilt auch meinem Freund Jürgen, meiner Familie und meinen Freunden. Jürgen insbesondere, weil er mir bei den kleinen und großen Computerproblemen immer geholfen hat und weil er es immer wieder geschafft hat mich aufzumuntern. Meinem Schwager Christoph und meiner Freundin Caroline tausend Dank für das Korrekturlesen, und ein großes Dankeschön gilt auch meiner Mama und meinen Freunden für die anhaltende Geduld und Unterstützung. Unentbehrlich für mich war das besondere Hinsehen von Christoph sowohl bei inhaltlichen als auch bei formalen Fragestellungen! Abschließend möchte ich mich auch bei all den ehemaligen Patientinnen und Patienten bedanken für die Bereitschaft zur Teilnahme an der Untersuchung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die mit ihrer Freundlichkeit zu einem sehr angenehmen Arbeitsklima geführt haben.