Schizophrenie Birgit Seyfarth Gliederung Geschichtlicher Hintergrund Symptome Wie entsteht die Krankheit? genetische, biochemische und neuroanatomische Faktoren Medikation Therapiemöglichkeiten Zusammenfassung Ausblick Geschichtlicher Hintergrund 19. Jahrhundert Einteilung in „organische“ und „funktionale“ Geisteskrankheiten organisch Demenz, Alzheimer - anatomisch nachweisbare Veränderung der Gehirnstruktur funktional Schizophrenien, Depressionen - keine anatomisch nachweisbare Veränderung der Gehirnstruktur Geschichtlicher Hintergrund 1898: Emil Kraepelin (deutscher Psychiater) „Dementia praecox“ (Vorzeitige Verblödung) 1911: Eugen Bleuler (schweizerischer Psychiater) Prägte den Begriff „Schizophrenie“ (Schizein „abspalten“; Phren „Zwerchfell, Seele“) Schizophrenie = Bewusstseinsspaltung Symptome der Krankheit Positive Symptome o Wahnvorstellungen o Halluzinationen (akustisch, optisch..) o Ich-Erlebnis-Störungen Symptome der Krankheit Negative Symptome o Alogie (Verarmung der Sprache) o Apathie (Antriebsmangel) o Anhedonie (Unfähigkeit Freude zu empfinden) o Asozialität (Mangel an sozialer Interaktion) o Aufmerksamkeitsstörung o Affektverflachung (Verarmung der emotionalen Ausdrucks- und Reaktionsfähigkeit) Symptome der Krankheit Beeinträchtigung der Kognition Aufmerksamkeit Arbeitsgedächtnis Lernen flüssige Sprache Symptome der Krankheit Es treten nicht immer alle positiven und negativen Symptome auf! Verläuft die Krankheit ohne Positiv-Symptome spricht man von einer „Schizophrenia simplex“ Wie wird die Krankheit vererbt? Wie wird die Krankheit vererbt? Verwandtschaftsbeziehung zum Patienten Familien-, und Zwillingsstudien Kinder Geschwister zweieiige Zwillinge eineiige Zwillinge Allgemeinbevölkerung 0 10 20 30 40 Risiko ebenfalls an Schizophrenie zu erkranken in % Daten entnommen aus: Torrey et. al – Brain Research Reviews 31 (2000) 50 Zusätzliche Faktoren Zusätzlicher Einfluss von Umweltfaktoren Perinatale Komplikationen Infektionen, Influenza, Herpes simplex Ernährung, Allergene Psychosoziale Faktoren Expositionelle Faktoren (Schadstoffe, Rauchen) Vulnerabilitätsprinzip Ausbruch 1 der Krankheit sonstige Umwelteinflüsse Infektionen in der Kindheit Genetische Disposition 0 1 2 3 Individuen 4 Kurzzusammenfassung Genetisch vererbte Disposition Polygene Erbanlage Einfluss von vielen verschiedenen Faktoren Vulnerabilitätsprinzip Multifaktorielle Entstehung der Krankheit Welche Gene sind betroffen? Gene, die in die Dopamin Übertragung involviert sind Dopaminhypothese schizophrene Patienten haben eine erhöhte dopaminerge Signalübertragung DRD2 SNP (C957T) Dopamin D2 Rezeptorgen COMT Catechol-O-Methyl Transferasegen Neurotransmitter Was definiert einen Transmitter? 1.) in Vesikeln in präsynaptischer Zelle Freisetzung durch Reizung Beeinflussung des Membranpotentials 2.) bei exogener Applikation EPSP oder IPSP wird ausgelöst 3.) Schneller Abbau der Substanz Quelle: Campell „Biologie“ Spektrum Verlag Monamine Synthese aus Aminosäuren Catecholamine Tyrosin L-Dopa Indolamin Tryptophan 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) Dopamin Serotonin (5-HT) Noradrenalin Adrenalin Quelle: Strukturformeln aus Wikipedia Dopaminhaltige Neuronen Striatum Quelle: „Vom Neuron zum Gehirn“ John G. Nicholls Fischer Verlag Direkte und indirekte Übertragung 1) direkte Wirkung auf die Ionenkanäle schnelle synaptische Übertragung (GABA, Glutamat) 2) indirekte Wirkung über biochemische Reaktionsketten (second-messenger) langsame synaptische Übertragung ( Catecholamine, Serotonin) Substanzen können als Neuromodulatoren wirken Neuromodulatoren Modulation der synaptischen Übertragung durch z. B. Co-Transmitter. Beeinflussen die Wirkung eines Neurotransmitters auf ein Neuron. Co-Transmitter können sein: Retrograde Transmitter (z. B. NO) Neuropeptide (z. B. Endorphine) Gene, die in die Dopamin Übertragung involviert sind DRD2 SNP (C957T) Dopamin D2 Rezeptorgen COMT Catechol-O-Methyl Transferasegen Quelle: http://www.netzeitung.de/img/0063/045263.jpg Effekte auf das Arbeitsgedächtnis DRD2 o Striatum SNP (C957T) 1) Mausmodell Überexpression des D2 Rezeptors im Striatum Verhaltensauffälligkeiten bei Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses o SNP (C957T) erhöht die Dopaminbindung an die Rezeptoren im Striatum o C/C Individuen hatten das größte striatale Bindungspotential und das höchste Risiko an Schizophrenie zu erkranken! COMT Catechol-0-Methyl Transferase-Gen Enzym ist an der Entfernung des Dopamin aus dem synaptischen Spalt beteiligt (Dopamin-Metabolismus) Valin oder Methionin an Codon 158 Methionin-Allel ist weniger stabil geringere Enzymaktivität höheres Dopaminlevel höheres Risiko für Schizophrenie Neuroanatomische Faktoren Äußere Liquorräume sind erweitert Erweiterung der Ventrikel Reduktion des Frontallappens präfrontale Regionen Präfrontaler Cortex Arbeitsgedächtnis, abstraktes Denken verminderte Durchblutung im Vorderlappen Verminderter Glukosemetabolismus im präfrontalen Cortex Verminderte Durchblutung in Regionen die Sprache anzeigen Halluzinationen 1) Medikation Typische und atypische Neuroleptika Typische Neuroleptika Antagonisten des Dopamins am D2-Rezeptor (z. B. Haloperidol) Einseitige Wirkung auf die Positiv- Symptomatik Nebenwirkungen auf die Motorik Störungen bei unwillkürlich ablaufenden Bewegungen Folgen: Tremor (Zittern), Muskelstarre Medikation Typische und atypische Neuroleptika Atypische Neuroleptika Antagonistische Wirksamkeit an D2- sowie an Serotoninrezeptoren (z. B. Clozapin) Verbesserte Wirksamkeit auf die Negativ-Symptomatik (Clozapin) Keine bis geringe motorische Nebenwirkungen Aber erhöhtes Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken und Tendenz zur Fettleibigkeit Therapieansätze Multifaktorielle Entstehung der Krankheit führt zu mehrdimensionalem Therapieansatz Verbindung von pharmakologischen und psycho- und soziotherapeutischen Maßnahmen Zusammenfassung Multifaktorielle Krankheit mit vererbter genetischer Disposition und kognitiven Symptomen Erhöhte dopaminerge Signalübertragung in speziellen Hirnbereichen Neuroanatomische Unterschiede bei SchizophreniePatienten Ausblick Weitere Mausmodelle z. B. virale Infektionen bei identifizierten Mutationen Induzierbare Systeme um den Effekt der Aktivierung von Gendefekten nachzustellen Primaten für kognitive und soziale Funktionen Verbesserte Medikation Frühe Diagnostik und Behandlung der Negativsymptome Literatur Andreasen „Schizophrenia: the fundamental questions“ Brain Research Reviews 31 (2000) 106112 Owen „Molecular genetic studies of schizophrenia“ Brain Research Reviews 31 (2000) 179-186 Ross et al „Neurobiology of schizophrenia“ Neuron 52 (2006) 139-153 Schultz, Andreasen „Schizophrenia“ The Lancet Vol. 353 (1999) 1425-1430 Torrey „Familial and genetic mechanisms in schizophrenia“ Brain Research Reviews 31 (2000) 113-117 Xu „DRD2 C957T polymorphism interacts with the COMT Val158Met polymorphism in human working memory ability“ Schizophrenia Research 90(2007) 104-107 Möller, Laux, Deister „Psychiatrie und Psychotherapie“ Thieme Verlag Eckert „Tierphysiologie“ www.wikipedia.de 1) Abb. aus: „Vom Neuron zum Gehirn“ John G. Nicholls Fischer Verlag