Peng! Nike ist da

Werbung
Kreation
© ???????
Marketing & Vertrieb
Peng! Nike ist da
Aufgezeichnet von Sandra Fösken
Kritik am Programm
sind die Fernsehmacher
gewöhnt. Der Werbung
schadet sie nicht. Bleibt
der Plot „hängen“ und
holt die Musik den Zuschauer ab, bleibt glücklicherweise der „Second
Screen“ aus. Unsere
Autoren zeigen, worauf
es beim Film ankommt.
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Volker Schrader: Das hat man davon,
wenn Strategie, Konzept, Idee und Umsetzung einfach auf dem Punkt landen.
Ein klasse Spot, von dem ich nicht nur
aus professioneller Sicht begeistert bin.
Ich fühl mich sogar besser, nachdem ich
diesen Spot gesehen habe. Danke dafür
schon mal an Nike und alle Macher. Die
paar Sekunden haben mich reingezogen und mit der Marke und der Haltung
verbunden. Peng, angekommen, bleibt
hängen.
Natürlich ist der Film eingewoben in
eine vernetzte Kampagne, denn eine
Haltung posaunt man nicht nur mal
kurz raus und lässt die anderen alleine damit. Natürlich gibt es mehr und
involviert mich. Gut so. Aber der Film
Volker Schrader
ist Kreativchef bei Publicis in Frankfurt. Das Credo
der Kommunikationsagentur: Wir bringen überlegene Markenstrategien auf die Straße. Referenzen wie
Siemens, Commerzbank, Maggi, Garnier, Renault
und P&G haben darauf vertraut und zählen zu den
namhaften Kunden der Agentur.
→ www.publicis.de
Merkwürdiger Plot
bringt alles mit, was die Kampagne
sagen will. Ach übrigens, er zeigt einen
fülligen Jungen, der auf einer einsamen Straße joggt und jeden einzelnen
seiner Schritte bezwingt. Ein Antiheld,
der sich ehrlichen Respekt verdient.
Darüber ein Sprecher, der einem seine
Haltung zum Begriff „Greatness“ mitteilt. Die Nike mit mir und ich jetzt mit
anderen teile.
Georg Tiemann: Gute Werbung funktioniert ganz einfach. Das gilt besonders
für TV. Um Aufmerksamkeit zu erhaschen, genügen oftmals eine Portion
Erotik, niedliche Kinder oder ganz
banal Hundewelpen. Wie man das Potenzial eines 30-sekündigen TV-Spots
optimal ausnutzt, zeigen die Kreativen
von Heimat Berlin in der Otto-Kampagne 2013. Bemerkenswert ist nicht nur
der Einzelspot, sondern die exzellente
Umsetzung der ganzen Serie: die Atmosphäre, die Szenerie, natürlich auch
die Models und das Styling. Ebenso die
Naivität der Erzählerin. Und natürlich
der surreale Plot.
Die Machart der Spots ist so herrlich
weit entrückt vom Durchschnittsbrei
im deutschen Werbeblock, dass es nicht
nur der Erzählerin fast die Sprache
verschlägt, sondern auch der Betrachterin. Wer sich nach dem lebendigen
Küken auf dem Restauranttisch, dem
mit Gin übergossenen Kaktus oder dem
Chamäleon-züngigen Abendbegleiter
Georg Tiemann
ist geschäftsführender Gesellschafter bei Crossmedia und leitet den Hamburger Standort. Die
Agentur hat sich als Alternative zu den globalen
Media-Networks etabliert und lässt sich als einzige
Mediaagentur Deutschlands ihre interessenneutrale
Mediaberatung im Sinne der Transparenz jährlich
zertifizieren.
→ www.crossmedia.de
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Abrechnung mit TV
auch die Frage stellt, woher all die schöne Mode stammt, hat sich nicht nur
für 30 Sekunden aus seiner Sehroutine
entführen lassen, sondern ist sicher
mutig genug, Otto.de für den nächsten
Shoppingtrip zu nutzen. Merkwürdig
exzellent umgesetzt.
Paul Apostolu: Mein Fernseher heißt
Youtube – jedenfalls dann, wenn ich
richtig gute Werbung sehen will. Wie
zum Beispiel die Spots für den Golf
GTD (Pizza, Bäuche, Eiscreme, Delivery), die ich bislang noch nicht im
„nicht-interaktiven“ Fernsehen sehen
konnte. Warum finde ich die Spots gut?
Weil sie nicht politisch korrekt um den
heißen Brei rumeiern, sondern das in
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den Vordergrund stellen, worum es bei
jedem völlig übermotorisierten Kompaktwagen geht: Beschleunigen, Adrenalin und Angeberei vor den Kumpels.
Schaut man sich sonst im Ödland TV
um, sieht man nur juristisch f lachgebügelte Lifestyle-Nullnummern aus dem
Corporate-Communication-Windkanal. Kein Wunder, dass der Fernseher
inzwischen zu einem vollkommen unwichtigen Berieselungsmedium neben
dem Computer verkommen ist.
Es stellt sich dabei die Frage, warum
die Glotze überhaupt noch an ist: platte
Werbung, purer Kampagnenjournalismus und ein dämliches TV-Format
nach dem nächsten. Aber irgendwie ist
es zu Hause zu leise ohne diese Verblö-
Paul Apostolu
ist Creative Director bei Elephant Seven in
Hamburg. Der Journalist und Texter gründete die
Agentur 1996 mit zwei Kollegen. Elephant Seven
gehört heute zur Pixelpark-Gruppe, die kreative und
wertsteigernde Kommunikations- und E-BusinessLösungen entwickelt.
→ www.e-7.com
© Chanel „Wintertale“, Chanel Inhouse
Neistat-Spaß pur
dungskiste. Logisch, dass ich auch vom
TV zur Toilette wechsele, wenn es ganz
schlimm kommt. Oder wenigstens ein
Bier aus dem Kühlschrank in der Küche hole, um das Gesehene möglichst
schnell zu vergessen.
Alexander Reiss: Das Konzept ist nicht
neu: Es gab bereits unzählige Kooperationen eines Autoherstellers mit einem
Regisseur. Was beim Mercedes-CLASpot wirklich spannend ist, ist die
Kombination zwischen dem Stuttgarter Traditionsunternehmen und dem
unkonventionellen Viralfilmer Casey
Neistat, der antrat, um den „greatest
car commercial ever“ zu drehen. Die
Produktion wurde vorab in vier Web­
isodes dokumentiert: Schon hier bekam
der Zuschauer eine Ahnung davon, wie
durchgeknallt, aber auch wie liebevoll
gespickt mit überbordender Kreativität,
der Film am Ende werden würde. Im
finalen Spot erfährt man weder etwas
über Verbrauchswerte, noch irgendwelche Unique Selling Propositions
(USP). Aber unendlich viel Spaß, echte
Lebensfreude und eine Fülle an positiven Emotionen, die mit dem CLA
auf charmante Art verknüpft werden.
Es war sicher nicht leicht für die Marketingverantwortlichen, ihre Marke
loszulassen und ohne Briefing in die
Hände eines scheinbar irren Kreativen
zu geben. Doch ihr Vertrauen in die
Kreativität wurde belohnt. ←
Alexander Reiss
ist Kreativchef bei Saatchi & Saatchi in Düsseldorf.
Die Agentur zählt aktuellen Branchenauswertungen
zufolge zu den effizientesten Agenturen hierzulande. Sie macht es sich zur Aufgabe, aus Marken
Lovemarks zu machen. Unternehmen wie Toyota
vertrauen darauf.
→ www.saatchi.de
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