Fortbildungsveranstaltung Enteritis infectiosa Klinik Diagnostik Therapie Dr. med. Thomas Mertes MVZ Labor Koblenz 1 Enteritis-Erreger Invasive Erreger Toxinbildende Erreger Clostridium difficile Salmonellen EHEC Shigellen ETEC Campylobacter Vibrio cholerae Yersinien Aeromonas EIEC Plesiomonas 2 Enteritis-Erreger Erreger mit pathogenen Lebensmittelvergifter EPEC Staph. aureus Adhärenzeigenschaften Enteroaggregative E.coli Clostr. perfringens Bacillus cereus Clostridium botulinum 3 Enteritis-Erreger Enteropath. Viren Darmparasiten Rotaviren Giardia lamblia Adenoviren Entamoeba histolytica Astroviren Cryptosporidien Noroviren Picornaviren 4 Salmonellen In Deutschland häufigster Erreger von bakteriellen Darminfektionen Erregerreservoir: Geflügel, Kälber, Schweine, Rinder Direkte Übertragung durch Schmierinfektion selten Vermehren sich im lymphatischen Gewebe des term. Ileums Fieberhafte Gastroenteritis, meist gutartiger Verlauf Komplikationen: Sepsis, Absiedlung in Organsysteme, Gelenke Keine antimikrobielle Therapie bei unkompliziertem Verlauf Ansonsten: Ciprofloxacin bei Erwachsenen Ampicillin, Cotrimoxazol bei Kindern (Antibiogramm) 5 Salmonellen Kultur auf Selektiv-Nährböden XLD - Leifson -Brilliantgrün - SS-Agar Anreicherung in Selenit-Bouillon Differenzierung mittels biochemischer und serologischer Methoden bis auf Serovar-Ebene 6 Shigellen Erreger der bakteriellen Dysenterie/Ruhr Übertragung von Mensch zu Mensch, Trinkwasser, kontaminierte Lebensmittel Sehr geringe Infektionsdosis (Säureresistenz) Klinik: Inkubationszeit 2 – 5 Tage kolikartige Leibschmerzen, Fieber Wässrige oder schleimig, blutige Diarrhoe Deutschland: 1500 Fälle/Jahr, davon ca. 70% importiert 7 Shigellen Kultur auf Nähböden mit geringer Selektivität wie Leifson, XLD Anreicherung in Selenitbouillon Subkultur nach 6h Bebrütung bei 37° C Biochemische Befundbestätigung Serologische Differenzierung in die vier Untergruppen S. dysenteriae, flexneri, boydii, sonnei Therapie nach Antibiogramm Erw.: Ciprofloxacin Kinder: Cotrimoxazol 8 Campylobacter In Deutschland 2. häufigster bakterieller Enteritis Erreger Infektionsquelle: Geflügelfleisch, Rohmilch und Wasser Klinik: Inkubationszeit 2 – 5 Tage kolikartige Leibschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen wässrige oder schleimige, häufig blutige Diarrhoe Krankheitssymptome für 5 – 7 Tage Komplikationen: Sepsis, Endokarditis, Peritonitis Spätkomplikationen: Arthritis, Guillain-Barre-Syndrom 9 Campylobacter Kultur mit blutfreien Selektivnährmedien mit Zusatz von Antibiotikasupplementen (z.B. Cefoperazon+Vancomycin) Inkubation über 44 – 48 h bei 37°C bei Gasatmosphäre ( ca. 5-7% O2, 85% N2, 10% CO2) Überprüfung Oxidase +, Katalase +, Motilität +, evtl. Gram-Präparat, evtl. Agglutination zur Bestätigung Nachweis mittels Enzymimmunoassay Therapie: Makrolide, alternativ Ceftriaxon 10 Yersinia enterocolitica Übertragung durch Lebensmittel (vorw. rohes Schweinefleisch) und Wasser, selten durch Kontakt Übertragung durch Bluttransfusionen (Kälteanreicherung) Inkubationszeit 1- 11 Tage Mesenteriale Lymphadenitis, krampfartige Unterbauchschmerzen Durchfälle mit und ohne Fieber Septische Krankheitsbilder möglich (Pat. mit Eisenüberladung) Bakterienausscheidung persistiert 14 – 90 Tage Auch Erkrankung kann Wochen bis Monate andauern Häufige Komplikation: reaktive Arthritis, Erythema nodosum 11 Yersinia enterocolitica Nachweis mittels Kultur U.material Stuhl, Blut, Lymphknoten, Biopsien Selektiv-Nb (CIN = Cefsulodin-Irgasan-Novobiocin) Bebrütung bei 28° C über 18 – 24 Stunden Befundbestätigung durch biochem. Differenzierung Agglutination mit den Antiseren O:3, O:9 und O:5,27 Nachweis mittels Serologie Therapie: Erw.: Ciprofloxacin Kinder: Cotrimoxazol 12 EIEC EIEC besitzt ein shigellenähnliches Virulenzplasmid induziert Aufnahme in das Colonepithel Träger eines Shigella-Enterotoxins Kann die AS Lysin nicht decarboxylieren (LDC negativ) Klinik: nach kurzer Inkubationszeit (2 – 4Tage) Wässriger Durchfall, Ausheilung nach wenigen Tagen In Deutschland bisher wenig untersucht, in Ländern warmer Klimazonen Häufigkeit von 2 – 6% 13 Clostridium difficile Auftreten der Erkrankung unter/nach antibiotischer oder antineoplastischer Therapie (Schädigung der Normalflora) Schmutz-und Schmierinfektionen (nosokomial) Toxine A und B induzieren starken Flüssigkeitsverlust und wirken gewebsschädigend Klinik: AAD mit Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen Pseudomembranöse Colitis zusätzl. Fieber und Blut im Stuhl, Coloskopie Pseudomembranen auf der Colonmukosa 14 Clostridium difficile Kultur auf Selektiv-Nährböden (CCF - Medium) möglich Anschl.: Nachweis der Toxinbildung aus Kulturüberstand alternativ: direkter Nachweis der Toxine A und B im Stuhl mittels EIA Nachweis der Toxingene mittels PCR Therapie: in leichten Fällen Flüssigkeitsersatz, in schweren Fällen Metronidazol, alternativ Vancomycin 15 Vibrio cholerae Gramnegative, gekrümmte längliche z.T. kokkoide Stäbchen, Oxidase positiv Tolerieren weiten Temperaturbereich (10-44° C) Kochsalzzusatz wirkt wachstumsfördernd (halophil) Erreger kann aufgrund von O-Antigenstruktur in 72 Serotypen unterteilt werden Serotyp 01 = Erreger der klassischen Cholera 16 Vibrio cholerae Pathogenese: nach oraler Aufnahme (kontaminiertes Wasser) Anheftung an die Dünndarmwand (TCPAdhäsin) Abgabe eines Enterotoxins (CTX) Hypersekretion von Elektrolyten und Wasser Klinik:nach einer Inkubationszeit bis zu 5 Tagen Reiswasserartige Stuhlentleerungen und starkes Erbrechen Extremer Elektrolyt – und Wasserverlust Tod durch Kreislaufinsuffizienz oder urämisches Koma Therapie: Rehydrierung und Gabe von Tetrazyklinen 17 Vibrio cholerae Kultur auf festen Selektiv – Närboden wie TCBS- Agar Wachstum nach 18 – 24 h in großen gelblichen Kolonien, Oxidase positiv Bei verzögert eingegangenen Proben wird eine vorherige Anreicherung in alkalischem Peptonwasser empfohlen Differenzierung mittels biochemischer und serologischer Methoden 18 Enteropathogene E.coli (EPEC) Pathogenese: bindet mittels Fimbrien an das Dünndarmepithel und führt zur Zerstörung des Bürstensaums Schädigung der Enterozyten Klinik: nach einer Inkubationszeit von 12 h bis 6 dies akute Diarrhoe mit Erbrechen und subfebriler Temperatur, vorw. betroffene Gruppe: Kleinkinder bis vier Jahre Diagnostik: Kultur auf McConkey-Agar und anschl. serologische Differenzierung 19 Rotaviren Gehören zur Familie der Reoviridae Entdeckung 1973 in Dünndarmbiopsien von Kindern RNA-Viren Kapsid mit dreischaligem Aufbau „Radspeichenstruktur“ 20 Rotaviren Pathogenese: zytopathische Zerstörung des Dünndarmepithels mit Verlust von Mikrovilli und Freisetzung eines Enterotoxins nach Replikation durch Zell-Lyse der Wirtszelle Klinik: fäkal-orale Übertragung, kontaminierte Nahrung und kontaminierte Oberflächen Inkub.zeit 1 – 3 d Erbrechen, Diarrhoe und z.T. hohes Fieber Gefahr der Exsikkose Diagnostik: immunologischer Nachweis mittels EIA 21 Noro-Viren Einzelsträngige RNA-Viren Gehören zur Familie der Caliciviren Pathogenese: Verkürzung der Dünndarmzotten Malbsorptionssyndrom und Störungen der Magenmotilität Klinik: Infektion fäkal-oral sowie aerogen (Erbrechen), kontaminierte Nahrung und Oberflächen Brechdurchfall, Magenkrämpfe, Fieber, Myalgie, Kopf-, Bauch- und Muskelschmerzen Krankheitserscheinungen für 2 – 3 Tage 22 Noro-Viren Ausbrüche von Gastroenteritis in Gemeinschaftseinrichtungen Ereignisse höchster Priorität für die zuständige Gesundheitsbehörde Bei klinischem V.a. NLV ist eine gezielte Diagnostik parallel zu den anderen Untersuchungen durchzuführen Meldepflicht nach § 7 IfSG Diagnostik: PCR, EIA 23 Giardia lamblia Weltweit verbreitete Parasiten, Trophozoiten leben im oberen Duodenum des Menschen, heften sich mit einer Saugscheibe an die Oberfläche des Dünndarmepithels an Klinik: asymptomatisch, Malabsorptionssyndrom, bei massenhafter Vermehrung der Erreger starke Diarrhoe Diagnostik: Enzymimmunoassay Mikroskopie nativ, nach MIFCAnreicherung 24 Giardia lamblia 25 Giardia lamblia 26 Giardia lamblia 27 Giardia lamblia 28 Entamoeba histolytica Weltweit vorkommender Erreger der Amöbenruhr Nach einer Inkubationszeit von 4 Tagen bis 1 Jahr Intestinale-nichtinvasive Form mit milder Symptomatik Intestinale invasive Form blutig-schleimige Durchfälle mit Gefahr der Exsikkose, Übelkeit , Tenesmen Extraintestinale Formen (bei ca. 30% der Infektionen) mit Darmperforation und anschließender Peritonitis oder hämatogener Streuung mit Bildung von Abszessen vorw. In der Leber 29 Entamoeba histolytica 30 Entamoeba histolytica Diagnostik: 1. 2. 3. Mikroskopischer Direktnachweis von Magnaformen im frischem Stuhl, am besten in den Schleimflocken Immunologischer Antigen-Nachweis (EIA) Serologische Untersuchung zum Nachweis von Ak Therapie: Metronidazol 3x täglich 0,75 g oral für 5 (bis 10) dies 31 Entamoeba histolytica 32 Entamoeba histolytica 33 Entamoeba histolytica 34 Entamoeba histolytica 35 Cryptosporidien Protozoen, die in vielen Säugetier- und Vogelarten gefunden werden können Lösen beim Menschen eine meist selbstlimitierende Diarrhoe mit kolikartigen Abdominalkrämpfen aus (cave:Immunsupprimierte z.B. AIDS-Patient) Infektion erfolgt durch orale Aufnahme (kontam. Wasser) von Sporozysten dringen in die Mikrovilli des Darmepithels ein vermehren sich bilden infektiöse Oozysten Ausscheidung, sehr umweltresistent Derzeit keine sichere Chemotherapie bekannt (Spiramycin) Diagnostik: Antigen-Nachweis mittels EIA 36 Cryptosporidien 37