1.3.6 Optische Schalter Optische Schalter lassen sich in Anlehnung an die im vorigen Kapitel besprochenen Koppler ebenfalls in unterschiedlichen Materialsystemen herstellen. Der einfachste Fall ist als Abwandlung des althergebrachten elektromechanischen Relais realisiert worden. Hierbei wird eine einkommende Faser mechanisch von einer Ausgangsfaser zu einer zweiten Faser bewegt. Die Schaltzeit liegt bei einigen Millisekunden, und die intrinsischen optischen Koppelverluste liegen im Bereich von etwa 0,2 dB. Die mittlere Lebensdauer mit über zehn Millionen Schaltungen ist sehr gut. Die Größe dieser Bauteile beschränkt ihr Einsatzgebiet jedoch auf das Labor und auf eine geringe Zahl von Schaltwegen. Für den Einsatz in Netzen bieten sich aber andere Techniken an, die eine wesentlich höhere Packungsdichte und einen geringeren Energieverbrauch versprechen. In Bild 1.26 und Bild 1.27 ist ein Erfolg versprechender Ansatz der Fa. Agilent dargestellt, basierend auf der gut bekannten Bubblejet-Technik aus der PC-Druckertechnik. Auf einer Siliziumplattform werden in Silica-Technik (siehe Abschnitt 3.10) Wellenleiter gekreuzt aufgebracht, die an ihrer Schnittstelle mit einer Bohrung versehen werden. Passiert Licht die Kreuzungsstelle, wird es durch den Brechungsindexsprung zur Luft seitlich total reflektiert. Nun füllt man die Bohrung mit einer brechungsindexangepassten Flüssigkeit. Der Lichtstrahl wird jetzt nicht mehr reflektiert, sondern geht geradeaus weiter. Man kann damit zwei Schalterzustände generieren und die Signale zu verschiedenen Ausgängen schicken, wie in Bild 1.27 gezeigt wird. Die Packungsdichte dieser Anordnung ist um den Faktor 100 größer als bei den rein mechanischen Schaltern, die Schaltzeiten liegen aber immer noch in derselben Größenordnung. Schaltmechanismus Gasblase Transmission Reflexion Bild 1.26 Schaltmechanismus Bubblejet-Schalter [Agilent 99] Werden schnellere Schalter gebraucht, so benutzt man integriert-optische Techniken. Ein Weg ist die Herstellung von Schaltern auf Polymerbasis, deren Schaltzu- 37 Bild 1.27 Optischer Schalter auf Bubblejet-Technologie basierend [Agilent 99] stände auf thermooptischer Basis (TO) funktionieren. Schalter auf Polymerbasis können beispielsweise zur Ersatzleitungsschaltung in defekten Glasfaserstrecken oder zum Umlenken hochratiger Datenströme in Netzknoten und optischen Add / Drop-Multiplexern (OADM) eingesetzt werden. Sie zeichnen sich aus durch geringe Polarisationsabhängigkeit, niedriges Nebensprechen sowie geringe elektrische Schaltleistung bei Ansprechzeiten im Millisekunden-Bereich und sind in der Herstellung sehr kostengünstig. In Bild 1.28 ist die Funktionsweise eines solchen Schalters dargestellt. Es werden zwei Lagen Wellenleiter übereinander im Sandwich-Aufbauweise unter Verwendung von Standardprozesstechniken wie beispielsweise UV-Lithografie und Reaktives Ionenätzen (RIE, Reactive Ion Etching) gefertigt. Auf der Oberseite wird eine Heizelektrode aufgedampft, die mit einer Temperaturänderung des Wellenleiters dessen Brechungsindex ändert. Damit wird das optische Feld so stark aufgeweitet, dass es in den unteren Wellenleiter überkoppeln kann und dort weitergeleitet wird. Wird die Elektrode nicht mehr betrieben, ist der Prozess reversibel, und das Licht wird im oberen Leiter geführt. Will man Schaltungen im Nanosekundenbereich realisieren, um z. B. einzelne Bits aus einem Zeitmultiplexdatenstrom auszusondern, so muss man andere Schaltprinzipien verfolgen als thermische und mechanische. Die Funktionsweise eines „schnellen“ Schalters ist in Bild 1.29 dargestellt. Aus einem von links eintreffenden Datenstrom wird ein Bit ausgewählt, das ausgekoppelt werden soll (data demux). Unter Zuhilfenahme eines Steuerpulses (control in) wird das Bit vom übrigen Bit- 38 Aus An Draufsicht Durchgang Überkopplung Aus An Polymer Polymer Silizium Silizium Frontansicht Bild 1.28 Schaltzustände des polymeroptischen Schalters [Keil99] strom (data transmitted) getrennt. Die kurzen Schaltzeiten werden erreicht, indem man Halbleiterverstärker so geeignet einsetzt, dass deren Verstärkung optisch anund abgeschaltet wird. Die genaue Beschreibung der Schaltweise würde den Umfang und das Ziel des Buchs sprengen, sodass an dieser Stelle nur auf die entsprechende Fachliteratur hinweisen werden kann [Agrawal96]. data in SOA 1 data transmitted SOA 2 data demux Integriert optischer Schalter control in control out Bild 1.29 Nanosekundenschalter [Agrawal96] Eine spezielle Version des optischen Schalters ist der optische Modulator. Diese Bauteile werden dazu benutzt, elektrische Daten in optische umzuwandeln. Modulatoren werden auf der Basis von Interferometer- oder Richtkopplerstrukturen auf 39