Niederfrequente Magnetfelder in elektrischen Netzen mit mehrfacher Rückleitung Diplomarbeit Institut für Elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik Abteilung Elektrische Anlagen an der Technischen Universität Graz Leiter der Abteilung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Lothar Fickert Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Manfred Sakulin Betreuer: Dipl.-Ing. Dr.techn. Ernst Schmautzer Dipl.-Ing. Andreas Abart Vorgelegt von: Michael Zambelli Graz, im Oktober 2001 Kurzfassung Kurzfassung Im Rahmen der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) werden niederfrequente Magnetfelder untersucht, welche von vagabundierenden Ströme verursacht werden. Diese Ströme fließen in elektrisch leitfähigen Teilen, im Erdreich oder in Gebäudeteilen, die mit dem Potentialausgleich einer oder mehrer Anlagen in Verbindung stehen. In vermaschten, genullten Versorgungsnetzen (TN-System) entstehen diese Ströme durch Spannungsdifferenzen zwischen Erdungsanlagen, welche entsprechend der Nullung galvanisch mit leitfähigen Gebäudeteilen verbunden sind. Parallel zum PEN-Leiter teilt sich der Ausgleichsstrom (Rückstrom zum Transformatorsternpunkt) über galvanische Verbindungen den Impedanzverhältnissen entsprechend, auf die möglichen, elektrisch leitfähigen Pfade auf. Charakteristische Beispiele aus der Praxis wurden durch Messungen und Berechnungen analysiert. Schlüsselworte: niederfrequente Magnetfelder, elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), vagabundierender Strom, PEN-Leiter, TN-System. Abstract Within the scope of electromagnetic compatibility (emc) low frequent magnetic fields are analysed, which are caused by so called stray-currents. These currents flow in certain electrically conducting parts, in earth or in building parts which provide multiple galvanic connections to one or more electrical grounding systems. In electrical power supply systems the sources of these currents are differences of voltages between certain parts of the grounding system, which are connected with the conducting parts of the building installation in the sense of an equipotential bonding. In the four conductor power system the neutral-current flows from the neutral conductor according to the impedances in connected electrically conducting paths. Characteristic examples of the daily practice are analysed by measurement and calculation. Keywords: low frequent magnetic field, electromagnetic compatibility, stray currents, four-conductor system, neutral conductor. Zambelli Michael Seite 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 5 1.1 1.2 Überblick Zielsetzung 5 6 2 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 7 2.1 2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.5 2.5.1 2.5.2 2.6 2.6.1 2.7 2.8 2.9 2.9.1 2.9.2 Entstehung und Berechnung magnetischer Felder Niederfrequente Magnetfelder bzw. ELF-Magnetfelder Theoretische Grundlagen Biot-Savart’sches Gesetz Quasistationäres Verhalten magnetischer Felder Berechnung der magnetischen Flussdichte eines Einzelleiters Berechnung magnetischer Felder Berechnung der Ersatzflussdichte nach ÖNORM S1119 Teilleiterberechnungsprogramm Winfield Entwicklung eines Teilleitermodells Magnetische Felder stromdurchflossener Leiteranordnungen Einfacher stromdurchflossener Leiter Hin- und Rückleiter Messung magnetischer Wechselfelder Theoretischer Hintergrund Messung zeitinvarianter magnetischer Felder Verwendete Messgeräte Reduktion der magnetischen Flussdichte in der Praxis Abstandsminimierung Aktive Kompensation 7 8 9 9 10 13 14 14 15 15 16 16 18 21 21 23 23 23 24 25 3 Impedanzen 26 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.3 3.3.1 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4 3.5.5 Längs- und Querimpedanzen von realen Energieleitungen Längsimpedanz eines Leiters Längswiderstand eines Leiters Längsreaktanz eines kreizylindrischen Leiters Impedanzen von Leitern mit Erdrückleitung Mehrleitersystem mit Erdrückleitung Analyse elektrischer Netzwerke Netzwerkanalyse Theoretische Grundlagen der Netzwerkanalyse Reihenschaltung von Impedanzen Parallelschaltung von Impedanzen Getroffene Annahmen Impedanzen in der Praxis PVC Aderleitung PVC isolierte Kabel mit Aluminiumleiter Berechnung des Widerstandes metallischer Rohrleitungen Berechnete Widerstandsbeläge Alternative leitfähige Gebäudeteile 26 26 27 28 30 30 32 32 32 33 33 34 36 36 37 37 38 39 Michael Zambelli Seite 2 Inhaltsverzeichnis 4 Genullte Niederspannungsnetze 41 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4,3 4.4 4.4.1 4.5 4.5.1 4.6 4.6.1 4.7 4.7.1 4.7.2 Elektroschutzkonzept nach ÖVE TN-Systeme TN-C-System TN-S-System TN-C-S-System Geltende Vorschriften im TN-System Unsymmetrisch belastetes, genulltes Drehstromnetz 400-V-TN-Freileitungsnetz Labormodell Berechnung der magnetischen Flussdichte des Labormodells Nullleiterschleife im lokalen genullten Netz Berechnung der magnetischen Flussdichte der Nullleiterschleife PEN-Schleife in Gebäuden Hauptpotentialausgleich TN-C-S-System in Wohngebäuden 41 42 42 43 43 44 44 44 46 49 51 52 54 54 55 5. Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 57 5.1 5.2. 5.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.5. 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4 5.5.5. 5.5.6 5.5.7 5.5.8 5.5.9 5.5.10 5.5.11 5.5.12 5.5.13 5.5.14 5.5.15 5.5.16 5.5.17 5.5.18 5.5.19 5.5.20 5.5.21 5.5.22 5.6 Örtliche Situation Beschreibung der Anlage 3D-Impedanzmodell Messprinzip Aufnahme der Messwerte Auswertung der Messreihen durch Korrelation Theoretischer Hintergrund zur Korrelation Messung in der Wohnanlage Vorgansweise der Messung Messergebnisse der magnetischen Flussdichte Korrelation der Messung 1 Analyse der Messung 1 Korrelation der Messung 2 Analyse der Messung 2 Korrelation der Messung 3 Analyse der Messung 3 Charakteristische Feldverteilung der Messung 1, 2 und 3 Interpretation der charakteristischen Feldverteilung Messung der Wechselströme in den Rohrleitungen Berechnung der magnetischen Felder Gemessene magnetische Flussdichten Erkenntnisse im Zuge der Messtätigkeit Korrelation der Messung 4 Analyse der Messung 4 Korrelation der Messung 5 Analyse der Messung 5 Korrelation der Messung 6 Analyse der Messung 6 Korrelation der Messung 7 Analyse der Messung 7 Diskussion möglicher Maßnahmen 57 59 60 61 61 61 62 63 63 63 64 64 65 65 66 66 67 70 71 71 72 73 74 74 75 75 76 76 77 77 78 Michael Zambelli Seite 3 Inhaltsverzeichnis 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.7 TN-System Trennen galvanischer Verbindungen Aktive Kompensation Abschießende Bemerkung 78 78 78 79 6 Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 80 6.1 6.2 6.2.1 6.3 6.3.1 6.4 6.4.1 6.5 6.5.1 6.5.2 6.5.3 6.5.4 6.5.5 6.6 6.6.1 6.7 6.7.1 6.8 6.8.1 6.8.2 Ziel der Analyse Örtliche Situation Lage und Umgebung des Mikroskops Messung der magnetischen Felder Langzeitmessung der Effektivwerte der magnetischen Flussdichte Analyse des magnetischen Feldes Durchgeführte Analysen im Mikroskopraum Horizontales Querprofil am Boden Horizontales Querprofil (Effektivwert)1m über dem Boden Horizontale Querprofil (Spitzenwert) 1m über dem Boden Vertikales Profil (Effektivwert) an der Position der REM-Säule Vertikales Profil (Spitzenwert) an der Position der REM-Säule Horizontales Längsprofil (Effektivwert) 1m über dem Boden Messung der Wechselströme in den Rohrleitungen Berechnung der magnetischen Felder Peak-Langzeitmessung Peak-Langzeitmessung im REM-Raum Diskussion möglicher Maßnahmen Isolierende Unterbrechung der Rohrleitungen Aktive Kompensationsanlage 80 82 83 84 84 89 89 89 90 90 91 91 92 93 94 96 96 97 97 97 7 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 98 7.1 7.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.3.5 7.3.6 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 Ziel der Analyse Aufbau der elektrischen Versorgung einer Bahnanlage Berechnung der zweigleisigen Strecke Spezifikation der Bahnstrecke Entwicklung des mathematischen Modells der Fahrleitungsanlage Maßzahlgleichungen für 16-2/3-Hz Berechnung der Stromaufteilung und des Längsspannungsabfalls Berechnung in Matlab Darstellung der Berechnungsergebnisse Berechnung der eingleisigen Bahnstrecke Spezifikation der Bahnstrecke Berechnung der Stromaufteilung und des Längsspannungsabfalls Darstellung der Berechnungsergebnisse 98 98 99 99 100 100 102 104 106 107 107 110 111 8 Zusammenfassung 112 9. Literaturverzeichnis 114 Michael Zambelli Seite 4 Einleitung 1 Einleitung 1.1. Überblick Die Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) ist definiert als: “die Fähigkeit eines Systems in einer elektromagnetischen Umgebung in der vorgesehenen Weise zu funktionieren, ohne diese Umgebung selbst in unzulässiger Weise zu beeinflussen!“ Aufgrund des vielfältigen Einsatzes von elektrischen Applikationen im täglichen Leben gewinnt die EMV ständig an Bedeutung. Stetig wachsende Packungsdichten von elektrischen und elektronischen Bauteilen, räumliche Nähe von Leistungs- und Informationselektronik sowie die Übertragung stetig steigender Energie- und Datenraten bedingen die Berücksichtigung der EMV für den störungsfreien Betrieb elektrischer Anlagen und Systeme. Es ist jedoch nicht richtig die EMV als eine Erfindung dieses Jahrzehnts zu betrachten. Die Forderung nach elektromagnetischer Verträglichkeit ist eigentlich so alt wie die elektrische Energietechnik selbst, wenn man bedenkt, dass beim Aufkommen der elektrischen Energietechnik in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, die Telegrafen- und Fernsprechanlagen bereits seit 30 Jahren Bestand hatten. (1849 erste Telegrafenfreileitung von Berlin über Eisenach nach Frankfurt am Main) [13]. Unter Elektrischer Beeinflussung im klassischen Sinn wird die Einwirkung einer Starkstromanlage auf andere Einrichtungen oder auf den Menschen verstanden, wobei diese Einwirkungen durch die Kopplung über das elektrische Feld, das magnetische Feld bzw. das stationäre elektrische Strömungsfeld entstehen. Hinsichtlich der Beeinflussungsmodelle unterscheidet man die Gleichstrombeeinflussung, die niederfrequente Beeinflussung und die hochfrequente Beeinflussung. Die niederfrequente Beeinflussung umfasst, per Definition die Einwirkung elektrischer Erscheinungen mit Frequenzen von 16 2/3 Hz und 50Hz, einschließlich Oberschwingungen bis 10kHz, wobei eine Unterteilung in • ohmsche Beeinflussung, • induktive Beeinflussung, • kapazitive Beeinflussung erfolgt [8]. Michael Zambelli Seite 5 Einleitung Abb.1.1: Beeinflussungsmodell Im Sinne der obig angeführten Zusammenhänge kann das Beeinflussungsmodell wie in Abb.1.1 skizziert, dargestellt werden. Die Störaussendung geht von der Quelle eines Anlagenteils aus und wird in die Störsenke bzw. in die beeinflusste Anlage eingekoppelt. 1.2. Zielsetzung Die vorliegende Arbeit ist der Analyse niederfrequenter magnetischer Felder in elektrischen Netzen mit mehrfacher Rückleitung gewidmet. Untersucht werden Ströme, welche in leitfähigen Anlagenteilen und Installationen von Gebäuden fließen. Diese parasitären, in Teilen fremder Anlagen bzw. im Erdreich fließenden Ströme werden als „vagabundierende Ströme“ bezeichnet. Das Auftreten vagabundierender Ströme wird für verschiedene Anordnungen in Theorie und Praxis untersucht, und die von den stromführenden Leitern emittierten magnetischen Flussdichten werden mittels Modellen berechnet, interpretiert und grafisch dargestellt. Michael Zambelli Seite 6 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2. Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.1 Entstehung und Berechnung magnetischer Felder [1] Ein magnetisches Feld entsteht immer dann, wenn elektrische Ladungen bewegt werden, d.h. wenn elektrische Ströme fließen. Die magnetischen Feldlinien sind in sich geschlossen und umschließen den feldverursachenden Strom. Bei einem stromdurchflossenen Leiter sind die Feldlinien konzentrische Kreise. Die magnetische Feldstärke H ist umso größer, je größer der verursachende Strom ist. Um die Wirkung eines magnetischen Feldes ausreichend zu beschreiben, muss jedoch auch die Eigenschaft des Mediums berücksichtigt werden, in der sich das magnetische Feld ausbreitet. Aus diesem Grund wurde die magnetische Flussdichte B eingeführt, in der die magnetische Materialeigenschaften, die Permeabilität µ , erfasst ist. r r B = µ⋅H r H r B µ Gl. 2.1 ... magnetische Feldstärke ... magnetische Flussdichte ... Permeabilität A ] m [T ] Vs [ ] Am [ Die Gleichung (Gl. 2.1) bringt zum Ausdruck, dass bei gleicher magnetischer Feldstärke die magnetische Flussdichte umso größer ist, je größer die Permeabilität ist. Die Flussdichte ist der auf eine Fläche bezogene magnetische Fluss. Die Einheit der magnetischen Flussdichte ist Tesla bzw. Gauß, wobei gilt: 1 Tesla =10000 Gauß. Michael Zambelli Seite 7 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Je nach nachdem wie sich Materialien im magnetischen Feld verhalten unterscheidet man: • diamagnetische Stoffe, deren Moleküle sich im magnetischen Feld so ausrichten, dass es zu einer Schwächung des Feldes kommt; • paramagnetische Stoffe, deren Moleküle sich im Magnetfeld so ausrichten, dass es zu einer Verstärkung des Feldes kommt; und • ferromagnetische Stoffe wie Eisen, die eine große Feldverstärkung bewirken. 2.2 Niederfrequente Magnetfelder bzw. ELF-Magnetfelder Technisch erzeugte magnetische Felder im Bereich der elektrischen Energietechnik sind in der Regel niederfrequente magnetische 50-Hz- bzw. 16-2/3-Hz-Wechselfelder (in der Folge mit ELF-Magnetfelder bezeichnet, ELF ... Extremely Low Frequency). Diese ELF-Magnetfelder treten überall auf, wo elektrische Energie transportiert oder umgesetzt wird. Sie treten überall dort auf, wo elektrische Betriebsmittel des täglichen Lebens betrieben Schutzkontaktsteckdosen werden. beziehen, Elektrische jede Leitung Geräte, der die Strom aus Elektroinstallation in Haushalten, jedes Kabel, jede Freileitung, jeder Transformator und jede elektrische Maschine erzeugen niederfrequente magnetische Felder in ihrer Umgebung [1]. Michael Zambelli Seite 8 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.3 Theoretische Grundlagen Grundlegende experimentelle Tatsachen und theoretische Überlegungen veranlassten im Jahr 1873 James Clark Maxwell zur Publikation seiner Gleichungen in „A Treatise on Electricity and Magnetism“. Die experimentellen Ergebnisse der sich auf den Zusammenhang zwischen dem auftretenden magnetischen Feld und dem Strom beziehenden Experimente wurden jedoch schon zuvor von Biot und Savart im Biot-Savart’schen Gesetz beschrieben [2]. 2.3.1 Biot-Savart’sches Gesetz r r r µ I ds × r ⋅∫ B= 4π s r 3 Gl. 2.2 Nach dem Biot-Savart’schen Gesetz kann die magnetische Flussdichte eines beliebigen Aufpunkts im Raum durch Integration entlang der feldverursachenden, geschlossenen Leiteranordnung eines linearen Stromkreises berechnet werden. Die differentielle Form des Biot-Savart’schen Gesetzes erlaubt die Interpretation, dass jedes Leiterelement der Schleife für sich ein magnetisches Feld erzeugt. r µ I dsr × rr dB = 4π r 3 Gl. 2.3 Das resultierende Feld ergibt sich aus der Superposition der durch einzelne Leiterelemente verursachten Felder. r r B = ∫ dB Michael Zambelli Gl. 2.4 Seite 9 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.3.2 Quasistationäres Verhalten magnetischer Felder [2] Auf Basis der Maxwell’schen Gleichungen kann die gesamte Elektrodynamik mathematisch beschrieben werden. I. r r r ∂ E rot B =µ ⋅ J + ε ⋅ ∂t II. r r ∂B rot E = − ∂t III. r div B = 0 IV. r ρ div E = ε Gl. 2.5 Materialgleichungen: r r B =µ 0 ⋅µ r ⋅ H Gl. 2.6 ε = ε0 ⋅ εr Für den stationären Fall, es treten also keine zeitlichen Veränderungen auf, vereinfacht sich dieser Satz von Gleichungen in (2.5) zu (2.7). I. r r rot B =µ ⋅ J II. r rot E = 0 III. r div B = 0 IV. r ρ div E = ε Gl. 2.7 Ein stationäres magnetisches Feld, an einem beliebigen Punkt (Aufpunkt) mit den Koordinaten X, Y und Z wird als Vektorfeld durch die Vektorkomponenten beschrieben. Diese wiederum sind Funktionen der Koordinaten des Aufpunkts X,Y und Z (Gl. 2.8; bzw. Abb.2.1). Michael Zambelli Seite 10 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Abb. 2.1: magnetisches Vektorfeld im Aufpunkt A(x,y,z) Bx ( x , y , z ) r B ( x , y , z ) = B y ( x , y , z ) Bz ( x , y , z ) Gl. 2.8 Niederfrequente Vorgänge, wie sie in der elektrischen Energietechnik vorkommen lassen eine Vereinfachung der I. Maxwell’schen Gleichung (2.5) entsprechend (2.9) zu. I. Maxwell: r r r ∂ E ⇒ rot B =µ ⋅ J + ε ⋅ ∂t ⇒ ε r r ∂E << J ∂t r r r ∂ E rot B =µ ⋅ J + ε ⋅ ∂t Gl. 2.9 r r rot B =µ ⋅ J Der Einfluss der partiellen Ableitung der elektrischen Feldstärke ist bei langsamen Veränderungen sehr gering. Der sog. Verschiebungsstrom ist gegenüber der Leitungsstromdichte vernachlässigbar. Durch diese Vereinfachung ist die erste Maxwell’sche Gleichung ident mit jener für stationäre Verhältnisse. Man bezeichnet daher niederfrequente Vorgänge als quasistationär. Für den quasistationären Fall gelten die angeführten Gleichungen. Michael Zambelli Seite 11 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter I. II. III. IV. r r rot B =µ ⋅ J r r ∂B rot E = − ∂t r div B = 0 Gl. 2.10 r ρ div E = ε Ein stationäres magnetisches Feld wird als Vektorfeld durch Funktionen der Aufpunktskoordinaten für die Vektorkomponenten beschrieben. Für zeitlich veränderliche Magnetfelder ergibt sich die Zeit als weiterer bestimmender Parameter (Gl. 2.11). Bx ( x , y , z , t ) r B ( x , y , z , t ) = B y ( x , y , z , t ) Bz ( x , y , z , t ) Gl. 2.11 Für den Fall eines quasistationären, periodischen Feldes, ändern sich die Komponenten des Feldvektors periodisch. Michael Zambelli Seite 12 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.3.3 Berechnung der magnetischen Flussdichte eines Einzelleiters Die Grundlage der Berechnung bildet das Biot-Savart´sche Gesetz. Die Berechnung wird für einen Fadenleiter der Länge l , welcher von einem Strom I in positiver ZRichtung durchflossen wird, (Abb.2.2) durchgeführt. Abb. 2.2: Stromfaden in z-Richtung von -l/2 bis +l/2 r r r r rA = x ⋅ e x + y ⋅ e y + z ⋅ ez Aufpunktvektor Gl. 2.12 r r rQ = ξ ⋅ e z Quellpunktvektor Gl. 2.13 Das führt nach Biot-Savart zum bestimmten Integral; r v µ 0 ⋅ I ξ =l / 2 (− y ⋅ e x + x ⋅ e y )⋅ dξ B ( x, y , z ) = ⋅ 4 ⋅ π ∫ξ = − l / 2 x 2 + y 2 + (z − ξ )2 3 / 2 ( Gl. 2.14 ) dessen Lösung die Vektorkomponenten der magnetischen Flussdichte für den oben angeführten Fall ergibt. Bx = µ0 I y (z − l / 2) (z + l / 2) − 2 2 2 4π (x + y ) x 2 + y 2 + (z − l / 2)2 x 2 + y 2 + (z + l / 2) By = − µ0 I (z − l / 2) (z + l / 2) x − 2 2 2 4π (x + y ) x 2 + y 2 + (z − l / 2 )2 x 2 + y 2 + (z + l / 2 ) Bz = 0 Michael Zambelli [T] Gl. 2.15 [T] Gl. 2.16 Gl. 2.17 Seite 13 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Mittels Lösungsansatzes nach Biot-Savart ist es möglich quasistationäre Aufgabenstellungen für eine geschlossene Leiterschleife zu lösen. Bei der Anwendung des Biot-Savart’schen Gesetzes in der Praxis der Teilleiterberechnung gelten aufgrund der mathematischen Zusammenhänge folgende Einschränkungen: • Punkte, die bei stückweiser Aufsummierung linearer Leiterelemente auf derselben Geraden liegen wie das Leiterstück selbst, sind als „0/0“-Fall nicht definiert. • Das die Leiterstücke umgebende Medium muss homogen (homogen ist ein Medium, wenn seine Eigenschaften in allen Teilen des Raums gleich sind) und isotrop (isotrop ist ein Medium, das in allen Raumrichtungen die gleichen Eigenschaften hat) hinsichtlich der Permeabilität sein. • Das umgebende Medium darf praktisch keine elektrische Leitfähigkeit aufweisen. 2.4 Berechnung magnetischer Felder Die von stromdurchflossenen Leitern ausgehenden magnetischen Felder werden im Zuge dieser Arbeit in einem Teilleitermodell durch Polygonzüge nachgebildet, und nach dem Biot-Savart’schen Gesetz berechnet. Die Berechnung der magnetischen Felder erfolgt nach der in der ÖNORM S1119 festgelegten Norm. 2.4.1 Berechnung der Ersatzflussdichte nach ÖNORM S1119 In der ÖNORM S1119 „Niederfrequente elektrische und magnetische Felder – Zulässige Expositionswerte zum Schutz von Personen im Frequenzbereich von 0...30 kHz“ wird die Ersatzflussdichte (EFD), als die für die Exposition entscheidende Größe festgelegt. Die Ersatzflussdichte ist daher als jene, das Ausmaß der Exposition bestimmende Größe heranzuziehen [3]. Die Ersatzflussdichte errechnet sich per Definition aus den Vektorkomponenten der magnetischen Flussdichte laut der Formel. Michael Zambelli Seite 14 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter EFD = Bx + By 2 + Bz 2 2 Gl. 2.18 Bx By ... ... X-Komponente der magnetischen Flussdichte Y-Komponente der magnetischen Flussdichte Bz ... Z-Komponente der magnetischen Flussdichte 2.4.2 Teilleiterberechnungsprogramm Winfield Die Berechnung der von verschiedensten Leiteranordnungen verursachten magnetischen Felder erfolgt mit dem Programm Winfield bzw. EFC-400. Das Programm EFC-400 berechnet das magnetische Feld nach dem Gesetz von BiotSavart. 2.4.3 Entwicklung eines Teilleitermodells Die Geometrie der zu untersuchenden Leiteranordnung wird in der Entwicklungsumgebung des Programms „Winfield“ nachgebildet. Es wird ein räumliches Modell entwickelt. Die Ströme bzw. deren Aufteilung, die als Ergebnis durchgeführter Netz-Berechnungen und Messungen vorliegenden, werden den im dreidimensionalen Raum angeordneten Leitern des Modells nach Betrag und Phase eingeprägt. Anschließend erfolgt die Berechnung des magnetischen Feldes. Die Ergebnisse der Feldberechnung werden grafisch aufbereitet und dargestellt. Michael Zambelli Seite 15 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.5 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiteranordnungen Im Folgenden werden zwei verschiedene Anordnungen von stromdurchflossenen Leitern diskutiert, wie sie aus dem Gebiet der Theoretischen Elektrotechnik bekannt, und in der Praxis oft anzutreffen sind. Es handelt sich um den einfachen stromdurchflossenen Leiter, den sog. homopolaren Strom sowie die Hin- und Rückleitung. 2.5.1 Einfacher stromdurchflossener Leiter Ein einzelner Leiter ist im Raum wie in Abb. 2.3 angeordnet, und wird von einem Strom (I) in positiver Z-Richtung durchflossen. Das Feldlinienbild in Abb. 2.3 verdeutlicht wie der stromdurchflossene Leiter von magnetischen Feldlinien rechtswendig umschlossen wird. Abb. 2.3: Einfacher, gerader, stromdurchflossener Einzelleiter mit Feldlinienbild [4] In der Abb. 2.4. ist der Betrag der Ersatzflussdichte (EFD) des Einzelleiters, welcher einen Strom von I=1A in Z-Richtung führt dargestellt. Die magnetische Flussdichte bildet konzentrische Bereiche gleicher EFD um den Leiter. Mittels des Koordinatensystems und der Farbpalette kann die EFD in den verschiedenen Raumpunkten abgelesen werden. Die Abb. 2.5 zeigt die EFD der Vektorkomponenten. Michael Zambelli Seite 16 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Abb. 2.4: Magnetische Ersatzflussdichte eines Einzelleiters Abb. 2.5: BX-Komponente BY-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte des Einzelleiters Die Abb. 2.6. zeigt das horizontale Querprofil der Einfachleitung. Im Ursprung des dargestellten Flussdichteprofils, erkennt man ausgeprägte Maxima sowohl der BXKomponente als auch der EFD, wobei die BX-Komponente umgekehrt proportional mit dem Abstand vom Leiter abnimmt. Man spricht von einer 1/r- Charakteristik. Aufgrund der Orientierung des Stromes in Z-Richtung ergibt sich für die BZKomponente keine Flussdichte. Der Wechsel des Vorzeichens der BY-Komponente Michael Zambelli Seite 17 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter resultiert aus der unterschiedlichen Orientierung der Feldlinien im positiven bzw. negativen Abschnitt der X-Achse Leiters. Querprofil der magnetischen Flußdichte 0.40 X_ Y_ 0.35 Z_ 0.30 EFS 0.20 0.15 [ µT ] 0.25 0.10 0.05 0.00 -3 -2 -1 0 1 2 Abstand vom Mittelpunkt der Aufpunktgeraden [m] 3 Abb. 2.6: Magnetisches Flussdichteprofil des Einzelleiters ( I = 1A, Vertikalabstand 0,5m) [4] 2.5.2 Hin- und Rückleiter Die Leiter sind räumlich parallel angeordnet und werden vom gleichen Strom in entgegengesetzter Richtung durchflossen (Abb. 2.7 ). Abb. 2.7: Skizze der Hin- und Rückleitung, mit Feldlinienbild der Hin- und Rückleitung [4] Michael Zambelli Seite 18 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Diese Anordnung zweier Leiter ist in der Praxis dort zu finden, wo die Hin- und Rückleitung eines Stromkreises parallel geführt sind. Die Orientierung der Feldlinien beider Leiter bzw. das Feldlinienbild der Doppelleitung lässt sich wie in Abb. 2.7 veranschaulichen. Abb. 2.8: Magnetische Ersatzflussdichte der Hin- und Rückleitung Abb. 2.9: BX-Komponente BY-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte der Hin- und Rückleitung In Abb. 2.8 ist der Betrag der EFD der Hin- und Rückleitung grafisch dargestellt. Die beiden Leiter sind im Abstand d = 0,4m angeordnet und führen Ströme von 1A in Michael Zambelli Seite 19 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter gegensinniger Richtung. Die Abb. 2.9 zeigt die EFD der einzelnen Vektorkomponenten. Aufgrund der gegensinnigen Stromrichtung in beiden Leitern kommt es zu einer Verstärkung des resultierenden magnetischen Flusses innerhalb des Raumes, den die beiden Leiter einschließen, bzw. zu einer Abschwächung des Gesamtflusses im Außenbereich. Das bedeutet, dass die Vektorkomponenten der beiden Teilfelder zwischen den Leitern gleichgerichtet sind, sich addieren und verstärken. Außerhalb der Leiter subtrahieren sich die Einzelfelder und es kommt zu einer Reduktion des resultierenden Feldes [5]. Querprofil der magnetischen Flußdichte Y_ 0.35 Z_ 0.30 EFS 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 magnetische Flußdichte in [ µT ] 0.40 X_ 0.00 -3 -2 -1 0 1 2 Abstand vom Mittelpunkt der Aufpunktgeraden [m] 3 Abb. 2.10: Magnetisches Flussdichteprofil der Hin- und Rückleitung (I = 1A, Leiterabstand = 0,4m, Vertikalabstand 0,5m) [4] Die Abb. 2.10 zeigt das horizontale Querprofil der magnetischen Flussdichte der Hinund Rückleitung. Im Punkt x=0 erkennt man ausgeprägte Maxima der X-Komponente als auch der EFD. Die Maxima der BY-Komponente kennzeichnen die Position beider Leiter. Die von der Hin- und Rückleitung emittierte Flussdichte, ergibt sich aus der Überlagerung der einzelnen Komponenten. Die das Feld reduzierende Wirkung der Hin- und Rückleitung ist im Flussdichteprofil deutlich zu erkennen. Man spricht von einer 1/r2- Charakteristik. Michael Zambelli Seite 20 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter 2.6 Messung magnetischer Wechselfelder 2.6.1 Theoretischer Hintergrund Das Induktionsgesetz erlaubt die Messung von magnetischen Wechselfeldern mittels Spulen. U ind = − N dΦ dt Induktionsgesetz Gl. 2.19 Die Spannung zwischen den Enden einer leerlaufenden Spule ist proportional der zeitlichen Änderung des von ihr umfassten magnetischen Flusses Φ . Φ = ∫ B ⋅ dA [Wb] Gl. 2.20 A r Bei zeitlich sinusförmigem Verlauf der Induktion B(t ) einer Spule mit N Windungen, die eine Fläche A umfasst, ergibt sich für den Effektivwert der in der Spule r induzierten Spannung, wobei n die Richtung der Flächennormalen der Spulenfläche darstellt. r B(t ) = Bˆ ⋅ sin (ωt + ϕ ) r r U Eff = N ⋅ A ⋅ ω ⋅ BEff ⋅ cos ∠B, n ( ) [T] Gl. 2.21 [V] Gl. 2.22 Durch Variation der Spulenrichtung in einem Aufpunkt des Feldes kann der maximale Wert der Induktion gemessen werden. Die Flächennormale gibt dann die Richtung r von B an (Abb. 2.11). Diese Ausführungen gelten unter der Voraussetzung eines im Bereich der Spule homogenen Feldes. Michael Zambelli Seite 21 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter r r Abb. 2.11: Induktionsspannung in der Windung der Messspule, bei B und n im Winkel U ind N Φ ... ... ... induzierte Spannung Anzahl der Windungen der Messspule magnetischer Fluss ω r B r n ... Kreisfrequenz .. ... Vektor der magnetischen Flussdichte Vektor der Flächennormalen r r α = ∠B , n ( ) [V ] [Wb] 1 s [T ] 2.7 Messung zeitvarianter magnetischer Felder [6] Von zeitvarianten Feldern spricht man, wenn die Eindeutigkeit der Flussdichte nur für den Zeitaugenblick erfüllt ist. Wenn man jedoch ein Profil der magnetischen Flussdichte mit nur einer Messsonde messen will, setzt man voraus, dass sich das magnetische Feld zeitlich nicht ändert. In der Messpraxis ist in vielen Fällen diese Voraussetzung nicht erfüllt. Während der Aufnahme eines Profils der magnetischen Flussdichte einer Bahnanlage, einer Hochspannungsleitung oder von PEN-Leitern bleibt der Belastungszustand der Leiter und damit die gemessenen Flussdichten in den Raumpunkten nicht konstant. Es ändert sich in der Regel der Strom während in den einzelnen Aufpunkten gemessen wird. Das führt dazu, dass das gemessene quasistationäre Profil von den zeitlichen Feldänderungen überlagert wird. Michael Zambelli Seite 22 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Zur Elimination der zeitlichen Änderungen benötigt man eine zweite Messsonde, die während der gesamten Messung die zeitliche Varianz in einem Aufpunkt misst. Diese Sonde wird als stationäre Sonde bezeichnet. Die zweite Sonde wird als mobile Sonde bezeichnet und wird entlang der Aufpunktsgeraden an den einzelnen Messpunkten positioniert. Wird die von der mobilen Sonde gemessene Flussdichte auf die der stationären Sonde bezogen, so lässt sich die Zeitvarianz des Feldes eliminieren. xbez.( x ) = X mob (x, t ) Bstat (x0 , t ) Gl. 2.23 ybez .( x ) = Ymob (x, t ) Bstat (x0 , t ) Gl. 2.24 z bez.( x ) = Z mob (x, t ) Bstat (x0 , t ) Gl. 2.25 bezogene xbez.( x ) , ybez.( x ) , z bez.( x ) Vektorkomponenten der charakteristischen Verteilung X mob (x, t ) , Ymob (x, t ) , Z mob (x, t ) gemessene Vektorkomponenten am Ort x zur Zeit t Bstat (x0 , t ) gemessene EFD der stationären Sonde zur Zeit t Bei diesem Verfahren wird vorausgesetzt, dass das Zeitverhalten im Aufpunkt der stationären Sonde, jenem in den Aufpunkten der mobilen Sonde entspricht. 2.8 Verwendete Messgeräte Combinova-FD3 Zur Messung des niederfrequenten magnetischen Feldes und zur Korrelationsanalyse, wurden je zwei Datenlogger der Type Combinova-FD3 verwendet. Das FD3 ist ein kompaktes Messgerät, das speziell zur Messung niederfrequenter magnetischer Felder konzipiert wurde. Durch drei im Gerät orthogonal angeordnete Michael Zambelli Spulen erfasst der Datenlogger die kartesischen Seite 23 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Vektorkomponenten der magnetischen Flussdichte gleichzeitig und zeichnet die Messwerte auf [1]. EFA-3 Die Sonde EFA-3 erfasst die drei Vektorkomponenten der magnetischen Flussdichte. Das EFA-3 wird mittels eigens an der Abteilung für elektrische Anlagen entworfener Software in der Messpraxis eingesetzt, die Messwerte entsprechend aufbereitet und dargestellt. 2.9 Reduktion der magnetischen Flussdichte in der Praxis 2.9.1 Abstandsminimierung Aufgrund obiger Ausführungen zur Hin- und Rückleitung kann in einfacher Weise eine Reduktion der resultierenden magnetischen Flussdichte dadurch erreicht werden, dass diese Leiter in möglichst geringem Abstand parallel geführt werden. 2.9.2 Aktive Kompensation Im homopolaren Fall kann eine Feldreduktion durch eine sog. aktive Kompensation erreicht werden. Dazu sind jedoch konstruktive Maßnahmen nötig. Eine einfache Variante zur aktiven Kompensation ist die Verlegung von Kompensationsleitungen unmittelbar entlang der feldverursachenden Leitung. Im Zuge dieser Maßnahme wird ein invertiertes Stromsignal von Magnetfeldsensoren zur Ansteuerung von Leistungsverstärkern verwendet. Durch die an den Ausgang des Leistungsverstärkers angeschlossenen Leiterelemente wird ein magnetisches Feld aufgebaut. Der Verstärker wird dabei so justiert, dass sich das resultierende Summenfeld von verursachender Leitung und Kompensationsleitung vollständig kompensiert. Den schematischen Aufbau einer Kompensationsanlage, welche geregelt ausgeführt ist zeigt die folgende Abb. 2.12. Michael Zambelli Seite 24 Magnetische Felder stromdurchflossener Leiter Abb. 2.12: Aufbau einer aktiven Kompensationsanlage Michael Zambelli Seite 25 Impedanzen 3 Impedanzen Befinden sich in einem elektrischen System Elemente wie z.B. Spulen oder Kondensatoren, so ist der resultierende frequenzabhängig. Die Impedanz Z Widerstand, bzw. die Impedanz besteht aus dem frequenzunabhängigen ohmschem Widerstand, der Resistanz R , und aus dem frequenzabhängigen Blindwiderstand, der Reaktanz X . Die SI-Einheit der Impedanz ist das Ohm [Ω] . [Ω] Z = R + jX Gl. 3.1 3.1 Längs- und Querimpedanzen von realen Energieleitungen [7] Bei der Berechnung von Leitungsimpedanzen ist zu berücksichtigen, dass es sich in der Regel nicht um einzelne Leiter in abgeschlossenen Systemen handelt. Meist sind es mehrere Leiterschleifen, die miteinander kapazitiv und induktiv gekoppelt sind. Sie beeinflussen sich daher gegenseitig. Bei Leiterschleifen sind Längs- und Querimpedanzen zu berücksichtigen. Das elektrische Verhalten einer Leiterschleife mit Rückleitung kann durch folgende Ersatzschaltung beschrieben werden (Abb. 3.1). Abb. 3.1: Ersatzschaltbild einer Leiterschleife mit Rückleitung z L = r + jω l ... yQ = g + jωc ... Michael Zambelli Längsimpedanz je Längeneinheit Gl. 3.2 Querimpedanz je Längeneinheit Gl. 3.3 Seite 26 Impedanzen ... ... Längswiderstand je Längeneinheit Längsinduktivität je Längeneinheit ... Querableitungsleitwert je Längeneinheit ... Querkapazität je Längeneinheit ... Leitungslänge x = ωl ... Längsreaktanz je Längeneinheit Gl. 3.4 b = ωc ... Quersuszpetanz je Längeneinheit Gl. 3.5 r l g 2 c 2 l 3.2 Längsimpedanz eines Leiters [7] Die Längsimpedanz eines Leiters, der in Abb.3.1 als Ersatzschaltbild skizziert ist, wird aus dem Längswiderstand und aus der Längsreaktanz gebildet. Wenn die Längsreaktanz XL ≠ 0 ist, so ist die Längsimpedanz des Leiters ZL frequenzabhängig. Z L = RL + jX L [Ω] Gl. 3.6 Um verschiedene Leiter unterschiedlicher Länge besser miteinander vergleichen zu können, wird der Impedanzwert auf die Leitungslänge bezogen. In diesem Sinne ergibt sich der Impedanzbelag eines Leiters zu. z= Z l Ω m Gl. 3.7 3.2.1 Längswiderstand eines Leiters Der Längswiderstand ist vom Aufbau des Leiters abhängig. Der Strom findet in einem bestimmten Leiterstück einen um so größeren Widerstand vor, je länger der Leiter und je kleiner sein Querschnitt ist. Außerdem beeinflusst der Werkstoff, aus dem der Leiter gefertigt ist die Größe des Widerstands. Die Werkstoffeigenschaft wird durch den spezifischen Widerstand ρ beschrieben, der umso kleiner ist, je besser der Strom geleitet wird. Der spezifische Leitwert γ ist per Definition der Michael Zambelli Seite 27 Impedanzen Reziprokwert des spezifischen Widerstands ρ . Für den ohmschen Widerstand R bzw. den Widerstandsbelag r gilt: R= ρ⋅ l l = A γA [Ω] Gl. 3.8 ρ= 1 γ [Ωm] Gl. 3.9 r= R l Ω m Gl. 3.10 R ρ l A r ... ... ... ... ... Ohmscher Widerstand spezifischer Widerstand Länge des Leiters Querschnitt des Leiters Widerstandsbelag des Leiters Der Widerstandsbelag ist der auf die Leiterlänge bezogenen Widerstand eines Leiters. 3.2.2 Längsreaktanz eines kreiszylindrischen Leiters Die Reaktanz eines Leiters ist abhängig von den Teilinduktivitäten, sowie von der Frequenz der wirkenden Spannungen und Ströme des Systems. Die Längsreaktanz eines Leiters ist die Summe aus seiner inneren Reaktanz, seiner äußeren Reaktanz und der wirksamen Gegenreaktanz. Die Innere Reaktanz xi eines kreiszylindrischen Vollleiters je Längeneinheit ist durch die folgende Formel gegeben. xi = ωµ 0 µ r 8π Michael Zambelli Ω m Gl. 3.11 Seite 28 Impedanzen Die äußere Reaktanz xa eines Leiters je Längeneinheit bezieht sich auf den vom Leiter erzeugten magnetischen Fluss zwischen dem Leiter mit dem Radius RL , und dem des Zylinders, der den Leiter im Abstand RZ umschließt. xa = ωµ 0 RZ ln 2π RL Ω m Gl. 3.12 Die Gegenreaktanz zweier Leiter je Längeneinheit bezieht sich auf den magnetischen Fluss, der beide Leiter umschließt, sowie auf den Abstand d mn den beide Leiter zueinander haben. xg = ωµ 0 RZ ln 2π d mn Michael Zambelli Ω m Gl. 3.13 Seite 29 Impedanzen 3.3 Impedanzen von Leitern mit Erdrückleitung [8] Die theoretischen Zusammenhänge zur mathematischen Beschreibung von Wechselströmen in Leiterschleifen mit Erdrückleitung wurden von F. Pollaczek und J.R. Carson dargestellt. Bei der Rückleitung eines Wechselstroms im Erdreich bildet sich zwischen den Erdungspunkten ein Strömungsfeld aus, das von der Leitungsführung beeinflusst wird. Der Rückstrom im Erdreich wird durch die Wirkung des magnetischen Feldes unter der Leitung gebündelt und folgt der Leitungsführung. Im Erdreich ergibt sich dabei eine bestimmte Stromdichteverteilung. Für die Impedanz des Leiters unter Berücksichtigung der Stromrückleitung kann ein Impedanzwert je Längeneinheit der Leitung (Impedanzbelag) angegeben werden. 3.3.1 Mehrleitersystem mit Erdrückleitung [8] Zur Beschreibung eines Systems von mehreren parallelen, stromdurchflossenen Leitern soll die Abb. 3.2 dienen. Die Anordnung besteht in ihrer Gesamtheit aus mehreren Leiterschleifen die miteinander galvanisch, induktiv und kapazitiv gekoppelt sind. Bei mathematischer Betrachtung dieses gekoppelten Mehrleitersystems, geht man von der Vorstellung aus, dass die gemeinsame Rückleitung aller Ströme im Erdreich in der sog. äquivalenten Rückleitertiefe erfolgt. Abb. 3.2: Mehrleitersystem mit Erdrückleitung Michael Zambelli Seite 30 Impedanzen z mm = (rE + rL ) + j ⋅ ( xmm + xi ) Gl. 3.14 z mn = rE + j ⋅ x mn Gl. 3.15 z mm z mn rE rL xi xmm xmn ... ... ... ... ... ... ... Selbstimpedanz einer Schleife je Längeneinheit Impedanz der Gegeninduktion zweier Schleifen je Längeneinheit Erdwiderstand je Längeneinheit Ohmscher Widerstand des Leiters je Längeneinheit Innere Reaktanz des Leiters je Längeneinheit Selbstreaktanz der Schleife je Längeneinheit Reaktanz der Gegeninduktion zweier Schleifen je Längeneinheit rE = ω ⋅ µ0 8 Gl. 3.16 xi = ω ⋅ µ0 ⋅ µr 8 ⋅π Gl. 3.17 x mm = ω ⋅ µ0 D ⋅ ln e 2 ⋅π rm Gl. 3.18 xmn = D ω ⋅ µ0 ⋅ ln e 2 ⋅π d mn Gl. 3.19 De = 2⋅e ⋅δ e γ δe = 2⋅ ρ ω ⋅ µ0 µ0 µr ω rm d mn De δe e γ ρ ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Michael Zambelli Gl. 3.20 Gl. 3.21 Permeabilität des Vakuums Relative Permeabilität Kreisfrequenz Wirksamer Leiterradius Abstand der Leiter Äquivalente Rückleitertiefe Eindringtiefe Euler’sche Zahl Bessel’sche Konstante Spezifischer Widerstand Seite 31 Impedanzen 3.4 Analyse elektrischer Netzwerke Eine elektrische Schaltungen, die mehr als eine Masche aufweisen werden als Netzwerk bezeichnet. Netzwerke lassen sich in der Regel auf Reihen- und Parallelschaltungen zurückführen und berechnen. 3.4.1 Netzwerkanalyse [9] Die Aufgabe der Netzwerkanalyse ist es bei gegebenen Aufbau des Netzwerkes die Ströme in den Zweigen, die Spannungen der Maschen, bzw. die Ströme und Spannungen in- und an den Netzwerkelementen zu bestimmen. Diese Aufgabenstellung kann mit Hilfe der kirchhoffschen Gleichungen bewältigt werden, wenn man durch die konsequente Anwendung der Knoten- und Maschensätze eine hinreichende Anzahl von Gleichungen aufstellt. In der Praxis wird die Berechnung von Wechselstromnetzwerken noch zusätzlich erschwert, da die ohmschen Widerstände der Leiter noch durch Induktivitäten und Kondensatoren miteinander gekoppelt sind. 3.4.2 Theoretische Grundlagen der Netzwerkanalyse [5] Die Grundlage der Berechnung elektrischer Schaltungen und Netze bildet neben den kirchhoffschen Gleichungen das ohmsche Gesetz. Diese Grundgesetze der Elektrotechnik gelten sowohl für konstante als auch zeitlich veränderliche- bzw. komplexe Größen. Nach den kirchhoffschen Gesetzen ist die Summe aller Zeitwerte von n komplexen Zweigströmen in einem Knotenpunkt bzw. die Summe der Zeitwerte aller n komplexen Teilspannungen einer Masche Null. Den formalen Zusammenhang von Strom und Spannung gibt das ohmsche Gesetz wieder. ∑ n ∑ n Ii = 0 1. Kirchhoffsches Gesetz (Knotensatz) Gl. 3.22 Ui =0 2. Kirchhoffsches Gesetz (Maschensatz) Gl. 3.23 Ohmsches Gesetz in komplexer Form Gl. 3.24 i =1 i =1 I = YU = Michael Zambelli U Z Seite 32 Impedanzen 3.4.3 Reihenschaltung von Impedanzen Betrachtet wird die Reihenschaltung in Abb. 3.3. Die Schaltung liegt an der Klemmenspannung U und alle Impedanzen werden vom gleichen Strom I durchflossen. U = U 1 + U 2 + ...U n Z I = Z 1 I + Z 2 I + ...Z n I Z = Z 1 + Z 2 + ...Z n Z = ∑i =1 Z i n Gl. 3.25 Abb. 3.3: Reihenschaltung von Impedanzen In der Schaltung nach Abb. 3.3 wird die anliegende Spannung U in die Teilspannungen U 1 , U 2 ... U n aufgeteilt. Aus diesem Grund wird diese Schaltung auch als Spannungsteiler bezeichnet. 3.4.4 Parallelschaltung von Impedanzen Behandelt wird die folgende Parallelschaltung von n Impedanzen. Die Parallelschaltung von Abb. 3.4 liegt mit allen Impedanzen an der Klemmenspannung U und es fließt der Gesamtsrom I . I = I 1 + I 2 + ...I n Y U = Y 1U + Y 2 U + ..Y n U Y = Y 1 + Y 2 + ...Y n = ∑i =1Y i n 1 1 1 1 n 1 = + + ... + = ∑i =1 Z Z1 Z 2 Zn Zi Y= 1 Z Gl. 3.26 Abb. 3.4: Parallelschaltung von Impedanzen Michael Zambelli Seite 33 Impedanzen In der Schaltung nach Abb. 3.4 wird der eingespeiste Strom I in die Teilströme I 1 , I 2 ... I n aufgeteilt. Aus diesem Grund wird diese Schaltung auch als Stromteiler bezeichnet. Ein Strom I , welcher die Möglichkeit hat sich auf zwei parallele Zweige eines Netzwerkes mit den Impedanzen Z1 und Z2 aufzuteilen, teilt sich den Impedanzverhältnissen entsprechend in die Ströme I 1 und I 2 auf, wobei im Zweig mit der geringeren Impedanz der entsprechend größere Teil des Stroms fließt. Für die Parallelschaltung zweier Widerstände gilt: I1 = I ⋅ Z2 Z =I⋅ 2 Z1 + Z 2 Z Gl. 3.27 I2 = I⋅ Z1 Z =I⋅ 1 Z1 + Z 2 Z Gl. 3.28 3.4.5 Getroffene Annahmen Im Vordergrund der angestellten Untersuchungen in der vorliegenden Arbeit steht die Ermittlung der Stromaufteilung, die Darstellung und Berechnung der emittierten magnetischen Felder und nicht die Bestimmung der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Diese getroffene Annahme soll auch die Überlegung zur inneren Reaktanz X i eines Leiters untermauern. Die innere Reaktanz ist bei niedriger Frequenzen und kleiner relativer Permeabilität µ r ≈ 1 gering, und kann im Verhältnis zu den ohmschen Widerstand des Leiters vernachlässigt werden (Gl 3.29). xi 50 Hz ωµ 0 µ r 100π ⋅ 4π ⋅10 −7 = = = 50π ⋅10 −7 = 1,57 ⋅10 −5 8π 8π xi 50 Hz ... Michael Zambelli Gl. 3.29 Innerer Reaktanzbelag eines Leiters für f=50Hz Seite 34 Impedanzen In den Überlegungen des Abschnittes 3.5 (Impedanzen der Praxis) und 4.(Genullte Niederspannungsnetze) wird daher nur der ohmsche Anteil der Impedanzen berücksichtigt. In der Berechnung der Stromaufteilung in der Fahrleitungsanlage einer Bahnstrecke mit elektrischem Traktionsantrieb in Abschnitt 7.3.4 werden die Reaktanzen wegen der großen Leitungslängen und der miteinander gekoppelten parallelen, über das Erdreich geschlossenen Leiterschleifen, (Abschnitt 3.2.3, Mehrleitersystem mit Erdrückleitung) berücksichtigt. Michael Zambelli Seite 35 Impedanzen 3.5 Impedanzen der Praxis In diesem Teil der Arbeit soll ein Überblick über verschiedene leitfähige Materialen gegeben werden, wie sie in Gebäudeinstallationen häufig anzutreffen sind. Die Tab. 3.1 gibt einen Überblick über die spezifischen Widerstände und Leitwerte, wie sie in der Praxis vorkommen. Material spezifischer spezifischer Relative Widerstand Leitwert Permeabilität Sm mm 2 Ωmm 2 m Vs µ r Am γ ρ Kupfer 1,7857 56 1 Aluminium 2,8736 34,8 1 Stahl 0,160 6,25 200 Eisen 0,1 bis 0,15 10 bis 6,67 200 bis 1000 Tab. 3.1: Spezifische Widerstände einiger leitfähiger Materialien 3.5.1 PVC-Aderleitung nach DIN VDE 0281/ÖVE–K41/1978 Aufbau Blanker, ein- bzw. mehrdrähtiger Kupferleiter mit Polivinylchlorid (PVC) isoliert. Verwendung In trockenen Räumen, in Schalt- und Verteileranlagen zur Verlegung im Rohr, auf und unter Putz sowie ohne Rohr auf geeigneten Isolierkörpern [16]. Kabeltyp Querschnitt Widerstandsbelag [mm ] [mm] Ω m 2,5 0,9 7,143.10-3 2 HO7V-U 450/750V Leiterradius Tab. 3.2: Spezifikation der PVC-Aderleitung Michael Zambelli Seite 36 Impedanzen PVC-Aderleiter dieses Typs kamen beim Laborversuch zum genullten Freileitungsnetz nach Abschnitt 4.5 zum Einsatz. 3.5.2 PVC-isolierte Kabel mit Aluminiumleiter nach DIN VDE 0271/ÖVE-K23/1974 Aufbau Aluminiumleiter, rund oder sektorförmig, ein- oder mehrdrähtig, PVC-isoliert, gemeinsame Aderumhüllung, Außenmantel aus PVC. Verwendung Als Energiekabel für feste Verlegung, vorzugsweise in Kabelkanälen und Innenräumen, im Freien, im Wasser und in Erde [16]. Energieversorgungskabel Querschnitt Radius Widerstandsbelag [mm ] [mm] Ω m NAYY (E-AYY) 150 6,9 1,9.10-4 NAYY (E-AYY) 240 8,7 1,2.10-4 2 Typen Tab. 3.3: Spezifikation des PVC-Kabels mit Aluminiumleiter Die Kabel NAYY-150 und NAYY-240 sind in Energieversorgungskabel wie sie in der Wohnanlage im Abschnitt 5 verwendet werden. 3.5.3 Berechnung des Widerstands metallischer Rohrleitungen Im Folgenden sollen ohmsche Widerstände von Rohrleitungen aus Eisen, mit großen Querschnitten betrachtet werden. Diese Rohre findet man bevorzugt in der Installation Wohngebäuden und sie sind aufgrund ihres Aufbaues besonders niederohmig. Die Berechnung von Querschnitt und Widerstand derselben erläutert Abb. 3.5 sowie die Gl. 3.30. Michael Zambelli Seite 37 Impedanzen [ ρ Fe = 0,1...0,15 Ωmm 2 / m ( 2 A = π ra − ri R = ρ FE r= 2 ) ] Gl. 3.30 l A R l Abb. 3.5: Bemaßung eines Heizungsrohrs [4] ρ Fe ra ri R ... ... ... ... spezifischer Widerstand von Eisen Außenradius des Rohrs Innenradius des Rohrs ohmscher Widerstand des Rohrs r ... Widerstandsbelag der Rohrs Durch die Alterung des Materials, durch Korrosionen und durch Ablagerungen, ergeben sich naturgemäß Änderungen in Wandstärke und spezifischen Wiederstands der Rohrleitung. Probleme in den Berechnungen ergeben sich in der Praxis aus dem nicht exakt feststellbaren spezifischen Widerstand und der Wandstärke des Rohres. 3.5.4 Berechnete Widerstandsbeläge Heizungsrohre zur Verteilung in Wohnanlagen Heizungsrohr Spezifischer Außenradius Innenradius Widerstandsbelag Widerstand Ωmm 2 ρ m ra [mm] ri [mm] Ω r m Rohr 1 [4] 0,14 19 16 4,167.10-4[Ω/m] Rohr 2 0,15 90 85 5,457.10-5[Ω/m] Tab. 3.4: Widerstandsbeläge von Heizungsrohren Michael Zambelli Seite 38 Impedanzen Rohr-1: Heizrohr zur Versorgung zweier Haushalte Abschnitt 4 Rohr-2: Heizrohr Wienerstraße (Primärkreislauf) Abschnitt 5 3.5.5 Alternative leitfähige Gebäudeteile 3.5.5.1 Hauptpotentialausgleichsleiter Der Querschnitt für den Hauptpotentialausgleichsleiter beträgt mindestens 10 mm2 und höchstens 25 mm2 [11]. Hauptpotential Spezifischer ausgleich Leiterradius Querschnitt Widerstandsbelag Widerstand Ωmm 2 m ρ [ ra [mm] A mm 2 Ω r m ] HPL-10 ρcu=1,786.10-2 10 315 5,68.10-5 HPL-25 ρcu=1,786.10-2 25 1964 9,09.10-6 Tab. 3.5: Widerstandsbeläge von HPA-Ausgleichsleitern 3.5.5.2 Fundamenterder Fundamenterder bestehen aus verzinktem Runddraht mit dem Mindestdurchmesser d=10 mm, die im Beton der Gebäudefundamente eingebettet sind [11]. Fundament erder ρFe Ωmm 2 m ρ Runddraht ρSt=0,16 Durchmesser Querschnitt d [mm] A mm 2 10 80 [ Widerstandsbelag ] Ω r m 2.10-3 Tab. 3.6: Widerstandsbelag des Fundamenterders Michael Zambelli Seite 39 Impedanzen 3.5.5.3 I-Träger I-Träger sind Teil der Bewehrung von Gebäuden, welche die tragenden Teile des Hauses bilden. .. ... ... ... h b t S Steghöhe Flanschbreite Dicke Querschnitt Abb. 3.6: Bemaßungsskizze eines I-Trägers nach DIN 1025- T1 [10] I-Träger Spezifischer Höhe Breite Querschnitt Dicke Widerstand Ωmm 2 m ρ I-10- (Träger) h[mm] b[mm] Querschnitt Widerstands Leiter [ S [mm] t [mm] A mm 2 belag ] Ω r m ρFe=0,15 100 50 4,5 6,3 990 1,52.10-4 ρFe=0,15 200 90 7,5 11,3 3300 4.50.10-5 Träger I-20Träger Tab. 3.7: Widerstandsbeläge von I-Trägern Michael Zambelli Seite 40 Genullte Niederspannungsnetze 4 Genullte Niederspannungsnetze Die Nullung ist eine von mehreren Schutzmaßnahmen zum Schutz des Menschen vor den Gefahren des elektrischen Stroms. Diese Schutzmaßnahmen sollen verhindern, dass Menschen beim Gebrauch von Elektrogeräten im Fehlerfall in den Stromkreis gelangen. 4.1 Elektroschutzkonzept nach ÖVE [11] In Österreich gilt das Elektroschutzkonzept der ÖVE. Die Österreichischen Vorschriften für Elektrotechnik sehen für den Elektroschutz ein dreistufiges Schutzkonzept vor: 1. Basisschutz (Schutz bei direktem Berühren): Als Beispiele sind Basisisolierungen und Abdeckungen zu nennen. Der Basisschutz verhindert das Berühren von Teilen, die im Normalbetrieb unter Spannung stehen 2. Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren): Als Beispiele lassen sich die Schutzerdung, die Nullung, die Schutztrennung, die Schutzkleinspannung sowie die Fehlerstromschutzschaltung anführen. Der Fehlerschutz verhindert das Auftreten von Spannungen an Gehäusen und Geräten, wenn die Basisisolierung fehlerhaft ist, wie dies bei Körperschlüssen der Fall ist. Ein Körper- oder Masseschluss ist ein Isolationsfehler, der durch eine leitende Verbindung zwischen aktiven und inaktiven Teilen eines elektrischen Betriebsmittels verursacht wird. 3. Zusatzschutz: Er wirkt beim Versagen von Basis- oder Fehlerschutz und kommt auch in besonders gefährdeten Räumen zur Anwendung. Diese besonderen Anforderungen werden z.B. mittels eines Fehlerstromschutzschalters mit einem Auslösestrom von I ∆N ≤ 30mA erfüllt. Michael Zambelli Seite 41 Genullte Niederspannungsnetze 4.2 TN-Systeme Ein elektrisches Versorgungsnetz, in welchem die Nullung zum Schutz vor unzulässigen Berührspannungen angewendet wird, wird als TN-System bezeichnet. Im TN-Freileitungsnetz ist der PEN-Leiter, zur Erreichung eines niedrigen Erdungswiderstandes, an möglichst vielen Stellen geerdet. In jeder an das TN-Netz angeschlossenen elektrischen Anlage als auch in jedem Hausanschluss, ist der PEN-Leiter über den Hauptpotentialausgleich mit dem Anlagenerder galvanisch verbunden. Je nach Anordnung des Schutzleiters werden 3 Arten von TN-Systemen unterschieden: • TN-S-System • TN-C-System • TN-C-S-System 4.2.1 TN-C-System Der Schutzleiter und der Neutralleiter werden im gesamten Netz in einem Leiter, dem PEN-Leiter gemeinsam geführt [12]. Abb. 4.1: TN-C-System mit 230-V-Verbraucher Michael Zambelli Seite 42 Genullte Niederspannungsnetze 4.2.2 TN-S-System Der Schutzleiter und der Neutralleiter werden im gesamten Netz voneinander getrennt geführt [12]. Abb. 4.2: TN-S-System mit 230-V-Verbraucher 4.2.3 TN-C-S-System Der Schutzleiter und der Neutralleiter werden in Abschnitten des Netzes gemeinsam geführt, in anderen Teilen voneinander getrennt verlegt [12]. Abb. 4.3: TN-C-S-System mit 230-V-Verbraucher Michael Zambelli Seite 43 Genullte Niederspannungsnetze 4.3 Geltende Vorschriften im TN-System [11] Um ausreichende Sicherheit zu gewährleisten, darf die Nullung nur angewendet werden, wenn im TN-System alle Nullungsbedingungen eingehalten werden. Die Nullungsbedingungen werden in der ÖVE-EN-1 sehr umfangreich behandelt und müssen zum größten Teil vom Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU) erfüllt werden. Das EVU muss daher auch mit der Anwendung der Nullung in den angeschlossenen elektrischen Anlagen einverstanden sein. 4.4 Unsymmetrisch belastetes, genulltes Drehstromnetz Elektrische Energie wird im lokalen 400-V-Niederspannungsnetz über ein Vierleiternetz an die Haushalte abgegeben. Die Unsymmetrien im Drehstromnetz entstehen durch den Betrieb von angeschlossenen 230V-Einphasenverbrauchern. Durch diese Einphasenverbraucher kommt es zu einer unsymmetrischen Stromaufteilung in den Außenleitern und in der Folge zum Fließen eines Ausgleichsstromes im Neutralleiter. Bei symmetrischer Belastung der drei Außenleiter ist der Neutralleiter stromlos. 4.4.1 400-V-TN-Freileitungsnetz Im örtlichen TN-Freileitungsnetz ist der PEN-Leiter möglichst oft zu erden. Durch diese Betriebserdungen entsteht ein zum PEN-Leiter paralleler Strompfad im Erdreich. Wegen des üblicherweise stromführenden PEN-Leiters kommt es zu einer den Impedanzverhältnissen entsprechenden Stromaufteilung im PEN-Leiter und im Erdreich, sowie in allen parallel zum PEN-Leiter geschalteten Leitern. Michael Zambelli Seite 44 Genullte Niederspannungsnetze Abb. 4.4: PEN-Schleifenbildung im TN-Freileitungsnetz L1 , L2 , L3 ... Außenleiter PEN ... PEN-Leiter Die Abb. 4.4 soll diese Problematik veranschaulichen. Der PEN-Leiter wird aufgrund geltender Nullungsvorschriften an bestimmten Punkten im genullten TN-System geerdet. Es kommt zur Bildung einer PEN-Schleife über Masterdungen und Erdreich. Diese im Erdreich vagabundierenden Ausgleichsströme fließen bevorzugt über niederimpedante Konstrukte, wie metallische Gas-, Wasser- oder Heizungsrohre, über Bewehrungen sowie über Kabelmäntel. Um die Verhältnisse eines unsymmetrisch belasteten genullten Netzes darstellen zu können wurde das folgende Labormodell entwickelt. Michael Zambelli Seite 45 Genullte Niederspannungsnetze 4.5 Labormodell Das Modell eines lokalen 400-V-Drehstromnetzes wurde im Labor nachgebildet. Die Abb. 4.5 zeigt den gesamten Laboraufbau. Simuliert wurde ein unsymmetrisch belastetes TN-Freileitungsnetz, in welchem der PEN-Leiter galvanisch mit einem im Erdreich parallel zur Freileitung verlaufenden Kabel verbunden ist. Abb. 4.5: Laboraufbau Der Ursprung, das Koordinatensystem sowie die Leiter und das Kabel sind zur leichteren Orientierung in der Abb. 4.5 eingezeichnet. Die folgende Abb. 4.6 zeigt ein im Erdreich parallel zur Freileitung verlaufendes Kabel, welches galvanisch mit PEN-Leiter des TN-Systems verbunden ist. Die Impedanz des Kabels ist aufgrund seines großen Kupferquerschnitts in Relation zu den Impedanzen der Masterdungen vernachlässigbar. Michael Zambelli Seite 46 Genullte Niederspannungsnetze Abb. 4.6: TN-Freileitung mit PEN-Schleife im Erdreich Man nimmt an, dass RK << RE + RE sei. Wie aus Tab. 4.1 zu entnehmen ist, beträgt der Widerstandsbelag des CU-250-Kabels 0,058.10-3 Ω/m. Der Masterdungswiderstand RE liegt üblicherweise in Bereichen von 2Ω bis 5Ω. Unter dieser Annahme, d.h. der Vernachlässigung der Erdungswiderstände und der frequenzabhängigen Teile der Impedanzen kann das ohmsche Widerstandsmodell wie in Abb. 4.7. gezeigt, abgeleitet werden. Abb. 4.7: Ersatzschaltbild des Labormodells Michael Zambelli Seite 47 Genullte Niederspannungsnetze R1 RPEN ... ... Widerstand des Außenleiters Widerstand des PEN-Leiters RE RK R2 ... ... ... Widerstand der Masterdung Widerstand des Energieversorgungskabels Widerstand der Verbindung des PEN-Leiters mit dem Erdkabel Leiter-Widerstände Querschnitt A spez. Leitwert. 2 und Bezeichnungen [mm ] Länge L 2 Widerstand Widerstands- [m] γ [Ωmm /m] belag [mΩ] [mΩ/m] Phasen-Leiter R1 2,5 56 6,5 R1 PEN-Leiter RPEN 2,5 56 6,5 RPEN = 46,4 rPEN = 7,14 Erdkabel RK 250 56 4 RK = 0,29 rK = 0,0714 4x2,5 56 5 R2 = 8,9 = 1,786 PEN-Erdkabel R2 (Verbindung) = 46,4 r1 r2 = 7,14 Tab. 4.1: Spezifikation der im Labormodell verwendeten Leiter Mit den ohmschen Widerständen in Tab. 4.1 wird die Aufteilung der Ströme im Labormodell berechnet . Im Labor wird der L1-Außenleiter mit einem Strom I1=1A gespeist. Die im Ersatzschaltbild eingezeichneten Ströme werden nach der Stromteilerregel berechnet. I 1 = 1A I PEN = I1 ⋅ I K = I1 ⋅ Die RK + 2 R2 = 0,28 A RK + 2 R2 + RPEN Gl. 4.1 RPEN = 0,72 A RK + 2 R2 + RPEN Aufteilung des Phasenstromes erfolgt den Widerstandsverhältnissen entsprechend auf dem PEN-Leiter und dem parallel geschalteten Kabel. Das Kabel übernimmt wegen seiner Niederohmigkeit 72% des eingespeisten Stromes. 4.5.1 Berechnung der magnetischen Flussdichte des Labormodells Die Berechnung der magnetischen Flussdichte erfolgt mit dem Programm EFC-400. Der Laboraufbau wird als Teilleitermodell nachgebildet und die berechneten Ströme den Teilleitern Michael Zambelli eingeprägt. Das Ergebnis der berechneten magnetischen Seite 48 Genullte Niederspannungsnetze Ersatzflussdichte ist in Abb. 4.8 dargestellt. Die Berechnungsebene wurde in der XZEbene in der Höhe Y=0, d.h. auf Niveau des Erdbodens angenommen (zur Orientierung: Die Berechnungsebene entspricht in Abb. 4.5 der Tischebene (XZ)) Abb. 4.8: Magnetische Ersatzflussdichte des Labormodells in der X-Z-Ebene im Aufpunkt Y=0 Abb. 4.9: BX-Komponente By-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte des Labormodells Der Verlauf der Maxima des Betrags der EFD kennzeichnen den Verlauf des Erdkabels in der Laboranordnung. Da im Kabel 72% des eingespeisten Stroms fließen, werden von diesem entsprechend hohe magnetische Flussdichten erzeugt. Michael Zambelli Seite 49 Genullte Niederspannungsnetze Die Abb. 4.10 und Abb. 4.11 zeigen die Berechnungen der EFD des Labormodells ohne das galvanisch an den PEN-Leiter angekoppelte niederohmige Erdkabel. Das bedeutet, dass der Rückstrom im PEN-Leiter nicht mehr die Möglichkeit hat, sich im parallel geschalteten Erdkabel aufzuteilen. Der gesamte Rückstrom fließt im PENLeiter zurück zur Stromquelle und es kommt, bedingt durch den geringen Abstand von Außenleiter und PEN-Leiter zu einer feldreduzierenden Wirkung im Sinne der Hin- und Rückleitung. Abb. 4.10: Magnetische Ersatzflussdichte des Labormodells in der X-Z-Ebene im Aufpunkt Y=0 Abb. 4.11: BX-Komponente By-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte des Labormodells Michael Zambelli Seite 50 Genullte Niederspannungsnetze 4.6 Nullleiterschleife im lokalen, genullten Netz Die. Abb. 4.12 zeigt eine reale Situation, wie sie im lokalen genullten Niederspannungsversorgungsnetz oft zu finden ist. Es handelt sich um zwei Häuser, die von derselben Transformatorstation über ein 4x150mm2 Erdkabel angespeist werden. Der Hauptpotentialausgleich (in der Folge mit HPA bezeichnet) der Häuser ist an die Fundamenterder sowie an das örtliche Fernwärmerohr, das beide Haushalte mit Wärme versorgt, angeschlossen. Durch diese galvanischen Verbindungen wird eine PEN-Schleife gebildet, die sich über den PEN-Leiter des Erdkabels, die beiden HPAs und das metallische Heizungsrohr schließt (vgl. Abb. 4.13). Abb. 4.12: Genulltes Energieversorgungsnetz [4] Bei symmetrischer Belastung des 400-V-Drehstromnetzes, fließt kein Ausgleichsstrom im PEN-Leiter. Die PEN-Schleife ist stromlos. Bei unsymmetrischer Belastung des genullten Netzes, kommt es zum Fließen eines Ausgleichsstroms im PEN-Leiter, der sich den Impedanzverhältnissen entsprechend aufteilt. In Abb. 4.13 wird ein Haus über den L1-Außenleiter des Kabels mit der Leistung P=1kW unsymmetrisch versorgt. Der Rückstrom teilt sich auf PEN-Leiter und Heizungsrohr auf. Die berechneten Stromstärken sind in der Ersatzschaltung (Abb. 4.13) eingetragen. Als bemerkenswert erscheint die Tatsache, dass ein parasitärer PEN-Strom von IPEN=2,61A über das niederimpedante Heizungsrohr und die Nullungsverbindung des benachbarten Hauses fließt. Das bedeutet, dass über die Energieversorgungsleitung Michael Zambelli Seite 51 Genullte Niederspannungsnetze dieses Hauses ein PEN-Leiterstrom fließt, obwohl keine elektrische Energie aus dem Netz bezogen wird. Abb. 4.13: Ersatzschaltbild des genullten Niederspannungsnetzes bei unsymmetrischer Speisung von PL1 = 1kW [4] 4.6.1 Berechnung der magnetischen Flussdichte der Nullleiterschleife Die Geometrie der über das Heizungsrohr niederimpedant geschlossen PENSchleife verdeutlicht die Abb. 4.14. Auf dieser Skizze basierend wurde ein Teilleitermodell entwickelt, und die Ströme in Analogie zu obiger Berechnung vorgegeben. Abb. 4.14: Bemaßung der PEN-Leiterschleife [4] Michael Zambelli Seite 52 Genullte Niederspannungsnetze Die Ergebnisse der Berechnung der EFD sind in der Abb. 4.15 und Abb.4.16 grafisch aufbereitet. Man erkennt, dass die Maxima der magnetischen Flussdichte innerhalb der PEN-Schleife bzw. in der unmittelbaren Umgebung des niederimpedanten Heizungsrohrs auftreten, welches den größeren Teil des Stromes übernimmt. Die Ströme im Hin- und Rückleiter des Kabels sind wegen dem über das Heizungsrohr abfließenden Teilsstrom nicht mehr gleich groß. Für den über das Heizungsrohr zurückfließenden Anteil des Stroms kommt es zu keiner feldreduzierenden Wirkung, im Sinne der Hin- und Rückleitung. (ad Abschnitt 2.5.2 Hin- und Rückleitung). Abb. 4.15: Visualisierung der von der PEN-Schleife erzeugten magnetischen Ersatzflussdichte [6] Abb. 4.16: BX-Komponente By-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte der PEN-Schleife Michael Zambelli Seite 53 Genullte Niederspannungsnetze 4.7 PEN-Leiterschleifen in Gebäuden In größeren Wohnkomplexen kommt es infolge des unsymmetrisch belasteten genullten Netzes zu sog. vagabundierenden Strömen in leitfähigen Teilen des Gebäudes. Diese im Gebäude unkontrolliert fließenden Ströme werden durch das genullte Versorgungsnetz und den Hauptpotentialausgleich verursacht. 4.7.1 Hauptpotentialausgleich (HPA) [13] Die Voraussetzung zur Anwendung eines TN-Systems ist die Errichtung eines Hauptpotentialausgleichs für das Gebäude bzw. für die elektrische Anlage. Durch den HPA wird erreicht, dass alle miteinander verbundenen leitfähigen Teile annähernd gleiches Potential haben. Nach DIN VDE 0100 sind zum Zweck des Hauptpotentialausgleichs die folgenden leitfähigen Teile eines Gebäudes miteinander zu verbinden: • Hauptschutzleiter • Haupterdungsleiter • Blitzschutzleiter • Wasserverbrauchsleiter • Gasrohrleitungen • andere metallische Rohrsysteme der Gebäudeinstallation, wie z.B. Steigleitungen zentraler Heizungsanlagen • metallische Umhüllungen von Fernmeldekabeln und Leitungen • Metallteile der Gebäudekonstruktion • Fundamenterder, Armierungseisen oder Stahlbewehrungen des Gebäudefundaments. Wird ein Gebäude über mehrere Energieversorgungsleitungen angespeist, so muss in der Nähe jeder Niederspannungshauptverteilung der HPA durchgeführt werden. Die HPA-Schienen sind über die Erdsammelleitung miteinander zu verbinden. Der HPA verhindert ein Auftreten von gefährlichen Potentialdifferenzen zwischen den genannten leitfähigen Gebäudeteilen. Michael Zambelli Seite 54 Genullte Niederspannungsnetze 4.7.2 TN-C-S-System in Wohngebäuden Die Problematik die sich durch die konsequente Anwendung der Schutzmaßnahme Nullung, unter Einhaltung aller geltenden Vorschriften ergibt, verdeutlicht Abb. 4.17. Sie zeigt ein Gebäude mit zwei Geschossen, die über ein TN-C-S-System mit elektrischer Energie versorgt werden. Von der örtlichen Transformatorstation über den Hausanschluss bis zu den Verteilern in den Haushalten wird der PE- und der NLeiter gemeinsam als PEN-Leiter geführt. Erst in den Stockwerken werden beide Leiter voneinander getrennt. Der HPA befindet sich im Keller des Hauses. Somit kann aus physikalischer Sicht das gesamte Gebäude, mit den über den HPA niederimpedanten Verbindungen sämtlicher leitfähiger Gebäudekonstrukte, als eine Art Käfig bzw. als ein vermaschtes Netzwerk interpretiert werden. Wenn der PEN-Leiter stromlos ist und der Fundamenterder an Erdpotential liegt, stellt sich im gesamten Gebäude d.h. im Fundament, in den Decken und Wänden Erdpotential ein. Führt der PEN-Leiter aufgrund von Unsymmetrien einen Ausgleichsstrom, so kommt es zu einer unkontrollierten Stromaufteilung im Gebäude. Die möglichen Pfade dieser vagabundierenden Ströme zeigt die Abb. 4.17, links. Das metallische Heizungsrohr wird wegen seiner großen Querschnittes und seiner geringen Impedanz, einen entsprechend großen Teil der PEN-Leiterstroms führen. Im Gebäude bildet sich eine PEN-Leiterschleife, welche sich über den PEN-Leiter der Hausinstallation, die Heizungsrohre und den HPA schließt. Die vereinfachte PEN-Leiterschleife zeigt die Abb.4.17, rechts. Michael Zambelli Seite 55 Genullte Niederspannungsnetze Abb. 4.17: Vagabundierende Ströme im TN-C-S-System eines Gebäudes, PEN-Schleife im Gebäude Die Aufteilung der in der Gebäudeinstallation fließenden Ströme lässt sich in der Praxis jedoch nicht genau ermitteln, da weder die genauen Spezifikationen der leitenden Gebäudeteile noch alle galvanischen Verbindungen im Gebäude bekannt sind. Man versucht daher durch die Analyse des magnetischen Feldes die wichtigsten Strompfade zu orten. Insbesondere unter stark zeitvarianten Bedingungen und der damit verbundenen Dominanz der Strompfade kann diese Analyse schwierig, in manchen Fällen sogar unmöglich werden. Unter diesem Aspekt sind die Abschnitte 5- und 6 der Arbeit zu sehen. Michael Zambelli Seite 56 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5 Analyse der Gebäude einer Wohnanlage In einem Wohnhaus einer Wohnanlage sind einige Bewohner im Erdgeschoss besorgt über eventuelle negative gesundheitliche Einflüsse durch ELF-Magnetfelder, die innerhalb des Gebäudes festgestellt wurden. Eine erste Begehung vor Ort gab Grund zur Annahme, dass es aufgrund des im Gebäude installierten TN-C-SSystems und dem zentralen Heizungssystem erhöhte Werte der magnetischen Flussdichte in der Nähe der Heizungsrohre auftreten könnten. Eine Feldanalyse sollte Klarheit über die Ursachen und die Möglichkeiten zur Reduktion schaffen. Das durch Messung und Berechnung untersuchte Beispiel zeigt deutlich den Charakter der durch PEN-Ströme in Gebäuden verursachten magnetischen Felder. 5.1 Örtliche Situation Die Abb. 5.1 zeigt die Anordnung der Wohngebäude die Transformatorstation, die versorgenden Energiekabel und die Verbindungsrohre der zentralen Heizungsanlage. Abb. 5.1: 3D-Skizze der Wohnanlage Michael Zambelli Seite 57 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage Insbesondere von Bedeutung ist der Verlauf, den das rot-strichliert eingezeichnete Heizungsrohr nimmt. Das Rechteck im Haus 260 kennzeichnet den Betriebsraum der Heizungsanlage. Die schwarz-strichlierten Linien zeigen die Energieversorgungskabel der Wohnanlage. Im Gebäudeinneren verlaufen mehrere parallel angeordnete Metallrohre im Kellergeschoss. Die Abb. 5.2 veranschaulicht die Montage der Rohre an der Kellerdecke. Es sind Rohre der Wärme- und Wasserversorgung, die sich längs des gesamten Kellergangs des Wohnblocks 256-258-260 erstrecken. Die Skizze zeigt die Bemaßung der Rohre, auf deren Basis die Entwicklung eines Teilleitermodells zur Berechnung des magnetischen Felds erfolgte. Abb. 5.2: Skizze der Heizungsrohre im Kellergeschoss Die Abb. 5.3 zeigt das elektrische Energieversorgungsnetz der gesamten Wohnanlage. Das Gebäude mit den Hausnummern 256-258-260 ist in drei Einheiten mit separater Anspeisung unterteilt. Michael Zambelli Seite 58 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage Abb. 5.3: Energieversorgungsnetz 5.2 Beschreibung der Anlage Im Gebäude-256-258-260 ist die elektrische Verbraucheranlage mittels der Schutzmaßnahme Nullung konzipiert. Die Nullung ist die Ursache für die auftretenden Ströme in den Heizungsrohren im Keller der Häuser. Innerhalb der Gebäude wird der Neutralleiter (N) mit dem Schutzleiter (PE) gemeinsam als Kombination beider Leiter als sog. PEN-Leiter geführt. Erst in den Wohneinheiten werden beide Leiter ab dem Stockwerksverteiler voneinander getrennt. In diesem TN-C-S-System fließt der Betriebsstrom über den PEN-Leiter zurück zum Einspeisepunkt der Hausversorgung. Dieser PEN-Leiter ist in der bestehenden Anlage an mehreren Punkten mit den metallischen Heizungsrohren verbunden, um einen Potentialausgleich zu erreichen. Zusätzlich sind die Nachbarhäuser mit diesem Heizungsrohrsystem elektrisch leitend verbunden. Der Strom im PEN-Leiter kann sich aufgrund dieser bestehenden Verbindungen den Impedanzverhältnissen entsprechend in den Gebäudeinstallationen aufteilen. Das Heizungsrohr ist aufgrund seines metallischen Aufbaues und des großen Querschnittes sehr niederimpedant. Aus diesem Grund fließen schon bei kleinen Potentialunterschieden große Ströme, und das Heizungsrohr nimmt gegenüber anderen verfügbaren Leitungsverbindungen den größten Teil des Stromes auf. Michael Zambelli Seite 59 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.3 3D-Impedanzmodell Mittels der Analyse und der Interpretation der Messdaten, sowie der Konzeption der Gebäudeinstallation lässt sich ein räumliches Impedanzmodell entwickeln, das in Abb. 5.4 skizziert ist. Dieses Modell beinhaltet die drei Gebäude, die nahe Trafostation sowie die galvanischen Verbindungen. Es handelt sich um ein komplexes Netzwerk, welches vor allem aus ohmschen Widerständen besteht (im Modell berücksichtigt). Die Widerstände der elektrischen und der haustechnischen Gebäudeinstallation sind durch niederohmige leitende Verbindungen parallelgeschaltet. Abb. 5.4: 3D-Impedanzmodell Michael Zambelli Seite 60 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.4 Messprinzip 5.4.1 Aufnahme der Messwerte Zur Messung des niederfrequenten magnetischen Feldes, wurden zwei Datenlogger der Type Combinova-FD3 verwendet. Die Datenlogger wurden so programmiert, dass sie in Intervallen von einer Sekunde die Werte der magnetischen Flussdichte aufzeichneten. Ein Datenlogger wurde als „stationäre Sonde“ ausgeführt und während der Messung eines örtlichen Profils der magnetischen Flussdichte an einem fixen Punkt positioniert. Zur Vermeidung feldverzerrender Effekte durch nahe Metallteile, wie z.B. Bewehrungen in Betonböden oder in Wänden, wurde die Sonde jeweils im Abstand von mindestens 0,5 m zu Eisenelementen positioniert. Der zweite Datenlogger wurde als „mobile Sonde“ verwendet. Die FD3-Sonde wurde an einem Stativ montiert, und an einzelnen Punkten der Messpfade positioniert. Die Messpfade verliefen in gerader Richtung, wobei in konstanten Abständen Messwerte aufgenommen wurden. Als Aufpunktshöhe der mobilen Sonde wurde im Inneren des Gebäudes 1,6m, im Außenbereich 1m gewählt. An jedem Messpunkt wurden 30 Messwerte aufgezeichnet, bzw. die Sonde für 30 Sekunden an ihrem Ort belassen. Nach Abschluss der Messung eines Profils der magnetischen Flussdichte wurden die gespeicherten Messdaten an einem Laptop ausgelesen und ausgewertet. 5.4.2 Auswertung der Messreihen durch Korrelation Die aufgezeichneten Messwertreihen der stationären- und der mobilen Sonde werden für jeden Aufpunkt miteinander korreliert. Die Berechnung der Korrelationskoeffizienten wird mit einem Excel-5-Makro, welches am Institut für Elektrische Anlagen entwickelt wurde, durchgeführt. Die inneren statistischen Zusammenhänge der Messreihen werden durch die Bildung der sog. Kreuzkorrelationsfunktion objektiv bewertet. Die Kreuzkorrelation wird in der Messtechnik dazu verwendet gleiches Zeitverhalten zweier Messwertreihen nachzuweisen. Die berechneten Korrelationskoeffizienten geben Aufschluss über die statistischen Zusammenhänge der aufgezeichneten Signale. In der Messpraxis spricht man von korrelierenden Signalen, wenn der Absolutbetrag des berechneten Korrelationskoeffizienten größer als 0,7 ist. Michael Zambelli Seite 61 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.4.3 Theoretischer Hintergrund zur Korrelation Die Korrelation ist in der Statistik eine Bezeichnung für einen mehr oder weniger intensiven Zusammenhang zweier quantitativer Merkmale. Positive Korrelation liegt vor, wenn zu einem hohen Wert des einen Merkmals tendenziell auch ein hoher Wert des zweiten Merkmals gehört. Von negativer Korrelation spricht man, wenn zu einem hohen Wert des einen Merkmals tendenziell ein niedriger Wert des anderen Merkmals gehört. Das Maß der Korrelation zweier Merkmale aus vorliegenden Messreihen wird durch Korrelationskoeffizienten bestimmt. Sie sind auf das Intervall – 1 bis +1 normiert. Michael Zambelli Seite 62 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5 Messung in der Wohnanlage 5.5.1 Vorgangsweise der Messung Die Vorgangsweise der Messung bestand darin, Profile der magnetischen Flussdichte im Innen- und Außenbereich des Gebäudes 256-258-260 zu messen. Mit der mobilen Sonde wurde in den interessierenden Bereichen an einzelnen Aufpunkten für 30 Sekunden gemessen. Die stationäre Sonde wurde während jeder Messung in der Art positioniert, dass man in der daran anschließenden Auswertung der Messdaten mittels Korrelation, Rückschlüsse auf die Pfade der verursachenden Ströme machen konnte. 5.5.2 Messergebnisse der magnetischen Flussdichte Die Profile der magnetischen Flussdichte sind ihrem Verlauf entsprechend in den Abbildungen eingezeichnet. Die Position der stationären Sonde wird durch einen blauen Kreis symbolisiert. Für jeden Messpunkt wird der Korrelationskoeffizient dargestellt und seinem Absolutwert entsprechend eingefärbt. Die Farbe Grün symbolisiert eine Korrelation, die Farbe Rot zeigt, dass keine Korrelation der Messsignale vorliegt. Korrelation grün kkf > 0,7 keine Korrelation rot kkf < 0.7 kkf ... Kreuzkorrelationskoeffizient Im Anschluss an die grafische Darstellung der Korrelationskoeffizienten sind die relativen Profile der magnetischen Flussdichte angeführt. Anhand der neben den Diagrammen angeordneten Grafiken kann man sowohl den Ort der Messung erkennen, als auch die gemessenen Maximalwerte der magnetischen Flussdichte ablesen. Michael Zambelli Seite 63 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.3 Korrelation der Messung 1 Die Abb. 5.5 veranschaulicht die gemessenen Profile der Korrelation innerhalb und außerhalb des Objektes 258, wobei sich der Aufpunkt, d.h. die stationäre Sonde, im Erdgeschoss, im so bezeichneten Aufenthaltsraum, befand. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A im nördlichen Kellerquergang • Profil B in dessen Verlängerung im Außenbereich • Profil C längs des gesamten Wohnblocks Abb. 5.5: Korrelation der Messung 1 5.5.4 Analyse der Messung 1 Mittels der grafisch dargestellten Korrelationskoeffizienten des Messprofils-A erkennt man, dass die magnetischen Flussdichten im Erdgeschoss des Objektes 258 eindeutig von den in den Metallrohren fließenden Strömen verursacht werden. Klar ersichtlich ist, dass die Flussdichten vor dem benachbarten Haus 260, mit den zeitlichen Verläufen der stationären Sonde korrelieren. Man kann daraus schließen, dass der Strom der über die Rohre im Gebäude fließt, der Stromsumme in den Energiekabeln außerhalb entspricht. Michael Zambelli Seite 64 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.5 Korrelation der Messung 2 Die Abb. 5.6 visualisiert ein Korrelationsprofil des Objektes-258, wobei sich die stationäre Sonde im Kellergeschoss befand. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A südlicher Kellerquergang • Profil B in dessen Verlängerung im Außenbereich • Profil C längs des gesamten Wohnblocks • Profil D Kellerlängsgang Abb. 5.6: Korrelation der Messung 2 5.5.6 Analyse der Messung 2 Das stationäre Messgerät war im Keller positioniert. Man kann in Analogie zur Analyse der Messung 1, die Ströme, welche in den im Keller verlaufenden Rohren fließen, als feldverursachend identifizieren. An den Korrelationskoeffizienten erkennt man die Verläufe der Ströme. In unmittelbarer Umgebung der stationären Sonde korrelieren die Signale. Die Messsignale korrelieren nicht ab jenem Punkt, an welchem die Heizungsrohre, die die Einzelhaushalte versorgen, an die Hauptleitungen im Keller angeschlossen sind. Das bedeutet, dass ein Teil des PENStromes von den Stockwerksverteilern über die Heizungsrohre in den Keller fließt. Michael Zambelli Seite 65 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.7 Korrelation der Messung 3 Die Abb. 5.7 zeigt die ausgewerteten Messprofile die in den Stockwerken der Häuser 256-258-260 aufgezeichnet wurden. Die stationäre Sonde wurde jeweils im Keller positioniert, und mit der mobilen Sonde wurde in jedem Geschoss ein Messpunkt aufgenommen. Es wurden folgende Feldprofile gemessen: • Profil A Stiegenhaus 260 • Profil B Stiegenhaus 258 • Profil C Stiegenhaus 256 Abb. 5.7: Korrelation der Messung 3 5.5.8 Analyse der Messung 3 Im Zuge dieser Messung wurde jedes Haus einzeln untersucht. Die stationäre Sonde war im Keller des betreffenden Hauses positioniert, während mit der mobilen Sonde Messwerte in den Geschossen des Hauses aufgezeichnet wurden. Die Messung, zeigt jeweils Korrelationen in den ersten drei Geschossen der Gebäude. In den höheren Etagen korrelieren die Signale vereinzelt mit den Messwerten der stationären Sonde im Keller. Das deutet darauf hin, dass in diesen Etagen galvanische Verbindungen des PEN-Leiters zum Kellergeschoss bestehen. Es könnte sich dabei um Heizungsrohre, um metallische Bewehrungen oder um galvanische Michael Zambelli Verbindungen mit dem Stiegengeländer handeln. Seite 66 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.9 Charakteristische Feldverteilung der Messung 1, 2 und 3: 5.5.9.3 Messung1 Quergang: Keller 258 Nord, Ost nach West 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.9 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 0 2 4 6 8 10 12 Aufpunktgerade [m] B x max = 0 , 329 µ T B y max = 0 , 209 µ T B z max = 0 , 01 µ T EFD max = 0 ,389 µ T Quergang Verlängerung außen: Keller 258 Nord, Ost nach West 0.9 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Aufpunktgerade [m] B x max = 0 ,175 µ T B y max = 0 , 026 µ T B z max = 0 , 01 µ T EFD max = 0 ,177 µ T Außenbereich: Häuser 256 - 258 - 260, Süd nach Nord Bx By Bz EFD KK 0.9 KK 0.8 5.000 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 0.000 0 10 20 30 40 50 Aufpunktgerade [m] 60 70 80 relative Flußdichte in [ %] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 B x max = 0 ,37 µ T B y max = 0 ,152 µ T B z max = 0 , 04 µ T EFD max = 0 , 402 µ T Abb. 5.8: Magnetische Flussdichteprofile im Messpunkt 1 Michael Zambelli Seite 67 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.9.4 Messung 2 Quergang: Keller 258 Süd, Ost nach West 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.9 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 0 2 4 6 8 10 12 Aufpunktgerade [m] B x max = 0 , 672 µ T B y max = 0 , 286 µ T B z max = 0 ,113 µ T EFD max = 0 , 783 T Quergang Verlängerung außen: Keller 258 Süd, Ost nach West 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.9 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Aufpunktgerade [m] B x max = 0 , 24 µ T B y max = 0 ,162 µ T B z max = 0 , 01 µ T EFD max = 0 , 29 µ T Längsgang: Keller 258, Süd nach Nord Bx By Bz EFD KK 0.9 KK 0.8 5.000 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 0.000 0 5 10 Aufpunktgerade [m] 15 20 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 B x max = 0 , 735 µ T B y max = 0 , 072 µ T B z max = 0 , 01 µ T EFD max = 0 , 737 µ T Abb. 5.9: Magnetische Flussdichteprofile im Messpunkt 2 Michael Zambelli Seite 68 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.9.5 Messung 3 Stockwerke 256: Kellergeschoß [-1] bis Dachgeschoß [15] 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.9 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 -1 1 3 5 7 9 11 13 15 Stockwerke B x max = 0 , 401 µ T B y max = 0 , 056 µ T B z max = 0 , 989 µ T EFD max = 1, 064 µ T Stockwerke 258: Kellergeschoß [-1] bis Dachgeschoß [15] 0.8 KK 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.9 4.500 4.000 0.7 3.500 0.6 3.000 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 1 0.000 -1 1 3 5 7 9 11 13 15 Stockwerke B x max = 0 , 242 µ T B y max = 0 , 016 µ T B z max = 0 , 655 µ T EFD max = 0 , 698 µ T Stockwerke 260: Kellergeschoß [-1] bis Dachgeschoß [15] 5.000 Bx By Bz EFD KK 0.8 0.7 4.500 4.000 3.500 0.6 3.000 KK 0.5 2.500 0.4 2.000 0.3 1.500 0.2 1.000 0.1 0.500 0 -1 0.000 1 3 5 7 Stockwerke 9 11 13 15 relative Flußdichte in [ % ] , bezogen auf den Betrag der stationären Sonde 0.9 B x max = 0 ,167 µ T B y max = 0 , 096 µ T B z max = 0 , 414 µ T EFD max = 0 , 459 µ T Abb. 5.10: Magnetisches Flussdichteprofil im Messpunkt 3 Michael Zambelli Seite 69 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.10 Interpretation der charakteristischen Feldverteilungen Anhand der Analyse der Profile der magnetischen Flussdichte, die im Kellergeschoss in Richtung Ost-West aufgenommen wurden, kann man als Verursacher der ELFMagnetfelder eindeutig die im Keller verlaufenden Metallrohre identifizieren. Man erkennt ein typisches Ansteigen der Profile der magnetischen Flussdichte im Bereich der Rohre. Die gemessenen Feldverläufe entsprechen sind typisch für parallele stromdurchflossene Leiter (vgl. Abb. 5.8 Keller 258 Nord, bzw. Abb. 5.9 Keller 258 Süd). Die aufgezeichneten Profile im Außenbereich der Wohnanlage in den Verlängerungen der Kellerquergänge in Richtung Westen deuten wegen des stetig abnehmenden Kurvenverlaufs entsprechend 1/r, auf keine externen Quellen magnetischer Felder hin (vgl. Abb.5.8 Verlängerung außen 258 Nord, bzw. Abb. 5.9 Verlängerung außen 258 Süd). Die Profile im Außenbereich, entlang des gesamten Wohnkomplexes, in Richtung Nord-Süd, markieren mit ihren ausgeprägten Maxima die Stellen der Hauseinspeisungen der elektrischen Energieversorgungsanlage (vgl. Abb.5.8 Außenbereich: Häuser 256-258-260). Michael Zambelli Seite 70 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.11 Messung der Wechselströme in den Rohrleitungen Um die aus den Messungen gezogenen Schlussfolgerungen über die Ursachen des Feldes verifizieren zu können, wurden die Spitzenwerte der Wechselströme in den an der Kellerdecke verlaufenden Rohren gemessen. Die Messung erfolgte im Kellergeschoss des Hauses 256 unter dem Aufenthaltsraum. Als Messgeräte wurden ein Lemflex-Wandler (Strommesszange) und ein Oszilloskop verwendet. Abb. 5.11: Montage der Heizungsrohre im Kellergeschoss Rohr Stromstärke Spitzenwerte [A] A B C D E F G 2 1,9 0,5 0,3 0,4 1,9 1,1 Tab. 5.1: Gemessene Spitzenwerte (PEAK) der Ströme 5.5.12 Berechnung der magnetischen Felder Das durch die gemessenen homopolaren Ströme verursachte magnetische Feld wurde in einem Teilleitermodell nachgebildet und das ELF-Magnetfeld berechnet, wobei etwaige Einflüsse von Eisenelementen der Gebäudekonstruktion keine Berücksichtigung fanden. Michael Zambelli Seite 71 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage Abb. 5.12: Magnetische Ersatzflussdichte des Berechnungsmodells der Rohrleitungen, Aufpunktshöhe=1,6m Abb. 5.13: BX-Komponente BY-Komponente BZ-Komponente, Magnetische Ersatzflussdichte der Vektorkomponenten des Berechnungsmodells der Rohrleitungen, Aufpunktshöhe=1,6m Die Berechnungsergebnisse bestätigen die bisherigen Untersuchungsergebnisse, sodass die Rohrleitungen im Kellergeschoss eindeutig als die Quellen der ELFMagnetfelder angesehen werden können. 5.5.13 Gemessene magnetische Flussdichten Die im Zuge der Messungen festgestellten magnetischen Flussdichten liegen unter den nach ÖMORM S1119 zulässigen Expositionswert. Die gemäß der Norm aus den Michael Zambelli Seite 72 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage Vektorkomponenten berechneten Ersatzflussdichten (EFD) liegen für die gesamte Messung unter 1µT und sind daher nach ÖNORM S1119, als unbedenklich einzustufen. 5.5.14 Erkenntnisse im Zuge der Messtätigkeit Es wurden zahlreiche Messungen in der Wohnanlage durchgeführt, die nicht alle zur Analyse der Beeinflussungssituation beigetragen haben, da zum Zeitpunkt der Messtätigkeit in der Wohnsiedlung noch keine Klarheit über die tatsächlichen Quellen der magnetischen Flussdichten und die Pfade der vagabundierenden Ströme bestand. Erst im Zuge der Dokumentation und der grafischen Aufbereitung der Messdaten stellte sich heraus, dass sich die örtliche Situation anhand der 3 Messungen, welche im Abschnitt 5.5.4 ff angeführt sind, charakterisieren lässt. Jene Messungen anhand derer keine neuen Erkenntnisse abgeleitet werden können, befinden sich im folgenden Abschnitt 5.5.15 ff. Diese redundanten Messergebnisse sollen jene Erkenntnisse vermitteln, welche im Zuge der Messungen gewonnen wurden, um bei ähnlichen Aufgabenstellungen in der Zukunft eine raschere Analyse der Beeinflussungssituation zu erreichen. Michael Zambelli Seite 73 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.15 Korrelation der Messung 4 Die Abb. 5.14 visualisiert ein Korrelationsprofil des Objektes-256, wobei sich die stationäre Sonde im Kellergeschoss befand. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A Kellerlängsgang • Profil B Kellerquergang • Profil C im Außenbereich Abb. 5.14: Korrelation der Messung 4 5.5.16 Analyse der Messung 4 Anhand der Korrelation identifiziert man wieder dieselbe PEN-Schleife wie in Messung 2 und 3. Das Profil C im Außenbereich ist redundant, und bringt gleiche Erkenntnisse wie Profil B. Michael Zambelli Seite 74 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.17 Korrelation der Messung 5 Die Abb. 5.15 visualisiert ein Korrelationsprofil des Gebäudes 260, wobei sich die stationäre Sonde im Kellergeschoss befand. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A Kellerquergang • Profil B in dessen Verlängerung im Außenbereich • Profil C Kellerlängsgang Abb. 5.15: Korrelation der Messung 5 5.5.18 Analyse des Messung 5 Mittels der Korrelationskoeffizienten erkennt man wieder die Schleife in welcher derselbe PEN-Strom fließt. Die Felder im Außenbereich, in der Verlängerung des Querganges, haben keinen statistischen Zusammenhang mit jenen im Innenbereich. Michael Zambelli Seite 75 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.19 Korrelation der Messung 6 Die Abb. 5.16 zeigt ein Korrelationsprofil im Außenbereich des Gebäudes 276-278280, Die stationäre Sonde war außerhalb des Hauses 276, über dem Heizungsrohr positioniert. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A Außenbereich in der Verlängerung der Häuser 276-260 • Profil B Außenbereich entlang des Gebäudes 276-278-280 • Profil C Verlängerung des Hauses 276 Abb. 5.16: Korrelation der Messung 6 5.5.20 Analyse der Messung 6 Die Messung 6 lässt keine Aussagen bezüglich der Situation des Gebäudes 256258-260 zu, da sich die stationäre Sonde nicht im Inneren des zu untersuchenden Gebäudes befand. Diese Messung sollte einen Überblick über die vorliegende örtliche Situation geben. Das Profils B zeigt in den korrelierenden Bereichen die Position der Energieversorgungskabel der einzelnen Häuser, wie sie auch aus den Verkabelungsplänen der Anlage ersichtlich sind. Michael Zambelli Seite 76 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.5.21 Korrelation der Messung 7 Die Abb. 5.17 zeigt ein Korrelationsprofil im Außenbereich des Gebäudes 250-252254, Die stationäre Sonde war außerhalb des Hauses 256, über dem Heizungsrohr positioniert. Es wurden Feldprofile gemessen: • Profil A Außenbereich in der Verlängerung des Hauses 256 • Profil B Außenbereich entlang des Gebäudes 250-252-254 Abb. 5.17: Korrelation der Messung 7 5.5.22 Analyse der Messung 7 Es ist nicht möglich die Situation zu deuten. Die stationäre Sonde befindet sich über dem Heizungsrohr, aber auch in der Nähe eines elektrischen Verteilers. Aufgrund dessen sind konkrete Aussagen unmöglich, da aufgrund der Position der stationären Sonde die statistischen Merkmale der magnetischen Felder der PEN-Ströme und jener der Energiekabel nicht eindeutig voneinander getrennt werden können. Mittels der korrelierenden Bereiche des Messprofils B sind die Positionen der Energiekabel der Hausanspeisung zu erkennen. Michael Zambelli Seite 77 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage 5.6 Diskussion möglicher Maßnahmen 5.6.1 TN-S-System In der bestehenden elektrischen Energieversorgungsanlage wird jedes Objekt des Wohnkomplexes 256-258-260 gesondert angespeist. Dadurch verursachen Unsymmetrien in den drei voneinander unabhängigen Netzen einen Ausgleichsstrom in entsprechender Höhe im Rohrleitungssystem des Kellergeschosses. Aus Sicht der Elektro-Magnetischen-Beeinflussung wäre zu empfehlen den gesamten Wohnblock 256-258-260 an einem zentralen Punkt mit elektrischer Energie zu versorgen. Das 0,4-kV-Netz der Gebäudeversorgung sollte daher als TN-S-System mit einer zentralen Anspeisung ausgeführt werden. Im TN-S-System wird der Schutzleiter (PE) in der gesamten Anlage vom Neutralleiter (N) getrennt geführt, und die beiden Leiter werden nur am Hauptpotentialausgleich miteinander galvanisch verbunden. Damit erreicht man, dass im gesamten Gebäude nur eine Verbindung von Neutralleiter (N) und Schutzleiter (PE) besteht. Vagabundierende Ströme außerhalb vorgesehener Leitungen sind somit unmöglich. 5.6.2 Trennen galvanischer Verbindungen Die Heizungsrohre, die den vagabundierenden PEN-Leiterstrom führen, verlaufen in der gesamten Wohnanlage. Es bestehen durch die Metallrohre galvanische Verbindungen zu den benachbarten Wohngebäuden. Das führt dazu, dass ein Ausgleichsstrom in den Heizungsrohren im Gebäude 256-258-260 seine Quelle in den benachbarten Gebäuden haben kann. Diese Stromanteile können durch den Einbau von isolierenden Teilen an den Eintrittsstellen der Heizungsrohre, im Keller des Wohnhauses 256-258-260, verhindert werden. Dabei ist zu beachten, dass vom EVU geforderte Nullungsbedingungen eingehalten werden. 5.6.3 Aktive Kompensation Um für die bestehenden Wohnungen im Erdgeschoss eine Feldreduktion zu erreichen, ohne vorzunehmen, Michael Zambelli Konstruktionsänderungen besteht die Möglichkeit an der der bestehenden Installation einer Anlage aktiven Seite 78 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse der Gebäude einer Wohnanlage Kompensationsanlage in Form von Kompensationsleitern unmittelbar entlang der Rohre (Abschnitt 2.9.2). 5.7 Abschließende Bemerkung Wie in Abschnitt 5.5.13 erwähnt sind die innerhalb der Gebäude der Wohnanlage gemessenen ELF-Felder gemäß den geltenden Vorschriften lt. ÖNORM S1119 als gesundheitlich unbedenklich einzustufen. Die gemessenen magnetischen Flussdichten reichen jedoch aus, um Bildschirmgeräte mit Kathodenstrahlröhren zu beeinflussen. Es könnte daher beim Betrieb von Monitoren in den Wohnungen im Erdgeschoss zu periodischen Bildverschiebungen kommen. Die zielführendste Variante zur Reduktion der ELF-Felder im Bereich der Rohrleitungen wäre eine kostenminimale Kombination der obig empfohlenen Maßnahmen (Abschnitt 5.6) im Zuge einer allfälligen Sanierung der Gebäudeinstallation der bestehenden Wohnanlage. Michael Zambelli Seite 79 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6 Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops [14] 6.1 Ziel der Analyse Die Positionierung des Elektronenstrahls in Rasterelektronenmikroskopen, im folgenden als REM bezeichnet, erfolgt durch ein magnetisches Ablenksystem. Die Abb. 6.1 zeigt das REM, dessen mögliche Beeinflussung durch externe magnetische Felder Ziel der Untersuchungen in diesem Abschnitt der Arbeit ist. Abb. 6.1: REM-Aufbau im Labor Durch eine zusätzliche Ablenkung des Elektronenstrahls, verursacht durch äußere Magnetfelder, wird der Strahl falsch positioniert. Die Abb. 6.1. zeigt das Beeinflussungsmodell des REMs, beim Auftreten eines externen magnetischen Störfelds. Für magnetische Gleichfelder kann das REM abgeglichen werden, nicht aber für zeitvariante Magnetfelder. In der Regel nennen Hersteller von REM-Geräten für die zulässige zeitliche Schwankung der magnetischen Flussdichte einen Wert von +/-3 [mG] (Peak). Michael Zambelli Seite 80 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Abb. 6.2: Beeinflussungsmodell Das in einem Labor betriebene REM zeigt Mängel in der Abbildungsqualität. Man erkennt deutlich horizontale Streifen in der abgebildeten Probe (Abb. 6.3). Erste Messungen weisen auf die Beeinflussung durch magnetische Störfelder hin. Diese werden unter Umständen von vagabundierenden Strömen in Rohrsystemen an der Kellerdecke unmittelbar unterhalb des Raumes, in dem das Mikroskop installiert ist, verursacht. Das Ziel der vorliegenden Abschnittes ist die Analyse des Standortes im Mikroskopraum hinsichtlich der Immission magnetischer Störfelder sowie die Diskussion etwaiger Abhilfemaßnahmen. Abb. 6.3: Mängel in der Abbildungsqualität des REMs verursacht durch ein magnetisches Störfeld Michael Zambelli Seite 81 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.2 Örtliche Situation 6.2.1 Lage und Umgebung des Mikroskops REM Abb. 6.4: Lage und Umgebung des Mikroskops im Gebäude, Erdgeschoss In Abb. 6.4 ist der Bereich um den Haupteingang des Gebäudes dargestellt. Der für das REM adaptierte Raum befindet sich im Laborbereich links neben dem Foyer. Auf der Ebene des Erdgeschosses befindet sich im Hof eine Starkstromanlage (s. Abb. 6.4 links oben) Michael Zambelli Seite 82 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Im darunter liegenden Kellergeschoss (Abb. 6.5.) befindet sich unter der Portierloge eine weitere Starkstromanlage. Abb. 6.5: Lage und Umgebung des Mikroskops im Gebäude, Kellergeschoss An der Decke des Kellergeschosses sowie auch unmittelbar unter dem REM-Raum verlaufen die Rohre der Heizungsanlage sowie der Gas- und Wasserversorgung (Abb. 6.5). Michael Zambelli Seite 83 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Abb. 6.6: Rohrleitungen an der Kellerdecke unter dem REM 6.3 Messung der magnetischen Felder 6.3.1 Langzeitmessung der Effektivwerte der magnetischen Flussdichte Eine erste Analyse durch Langzeitmessung des Effektivwertes der magnetischen Flussdichte im Frequenzbereich von 30 Hz bis 2 kHz ergab nachfolgendes Ergebnis (s. Abb. 6.7 bzw. Abb. 6.9) Abb. 6.7: Ergebnis der Langzeitmessung 15.-16. 12.2001, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Michael Zambelli Seite 84 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Lage des Messgerätes Abb. 6.8: Lage des Messgerätes Exposure 1 Min Value uT Max Value 0.1 Mean Value Tag 0.01 18:35 23:09 03:42 08:15 12:49 17:22 21:55 Abb. 6.9: Ergebnis der Langzeitmessung 15.-16. 12.2000, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Abb. 6.9 zeigt den Zeitverlauf der Ersatzflussdichte für einen Beobachtungszeitraum von 29 Stunden. Während dieses Zeitraums trat ein Maximalwert von 5,2 mG auf. Michael Zambelli Seite 85 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Die EFD ist, wie in Abschnitt 2.4.1 erläutert, der Betrag der Effektivwerte der Vektorkomponenten. Dabei Komponenten berücksichtigt. nicht werden Phasenverschiebungen Für einen zwischen sinusförmigen Verlauf den der magnetischen Flussdichte ist der Spitzenwert (Peak-Wert) um den Faktor 1,41 (= Wurzel aus zwei) höher als der Effektivwert. Da die Ströme in der Energietechnik üblicherweise Oberschwingungen aufweisen, ist davon auszugehen, dass die tatsächlich auftretenden Peak-Werte höher liegen. Im Laborbereich des Institutes wurden zwei weitere Bereiche untersucht. Abb. 6.10 und 6.11 zeigen den jeweiligen Aufpunkt der Messung sowie das Ergebnis. Langzeitmessungen Effektivwert im Labor Lage des Messgerätes Abb. 6.10: Lage des Messgerätes Abb. 6.11: Ergebnis der Langzeitmessung 11.-12-01.2001, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Michael Zambelli Seite 86 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Exposure 1 Min Value 0.1 uT Max Value 0.01 Mean Value Tag 0.001 12:43 15:27 18:11 20:55 23:39 02:23 05:07 Abb. 6.12: Ergebnis der Langzeitmessung 11.-12. 01.2001, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Die straßenseitige Position des Messgerätes zeigt den Einfluss der unter dem Gehsteig verlaufenden Erdkabel. Auch diese Position mit Maximalwerten von 0,35 µT rms (entspricht 3,5 mG ) entspricht nicht den Anforderungen der Hersteller von Elektronenmikroskopen für die Standorteignung. Bei einer weiteren Messung im selben Raum wurde das Feldmessgerät zentral positioniert. (vgl. Abb.6.13) Lage des Messgerätes Abb. 6.13: Lage des Messgerätes Michael Zambelli Seite 87 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Abb. 6.14: Ergebnis der Langzeitmessung 12.-13.-01.2001, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Exposure 1 Min Value 0.1 uT Max Value 0.01 Mean Value Tag 0.001 12:54 15:38 18:22 21:06 23:50 02:34 05:18 Abb. 6.15: Ergebnis der Langzeitmessung 12.-13.-01.2001, magnetisches Feld 30Hz-2kHz Die Messwerte in diesem Aufpunkt betragen etwa 50% der Messwerte in Abb.6.12. In diesem Bereich kann man auf Grund der Effektivwerte der magnetischen Flussdichte davon ausgehen, dass zumindest während des Nachmittags die Anforderungen der Hersteller von Elektronenmikroskopen für die Standorteignung weitgehend erfüllt sind. Michael Zambelli Seite 88 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.4 Analyse des magnetischen Feldes Um die magnetische Flussdichte in einem Aufpunkt einem verursachenden Strom zuordnen zu können, werden einerseits die Parameter der Zeitvarianz sowie räumliche Charakteristik, Verteilung und Orientierung des Feldes im Raum bestimmt. 6.4.1 Durchgeführte Analysen im Mikroskopraum Horizontales Querprofil am Boden (rms) Horizontales Querprofil 1m über dem Boden (rms + Peak) Vertikalprofil im Bereich der Mikroskopsäule (rms + Peak) Horizontales Längsprofil 1m über dem Boden in der Raummitte Messung der Ströme auf den Rohren der Haustechnik 6.5 Horizontales Querprofil (Effektivwert) am Boden (rms) Die Ergebnisse der Langzeitmessungen des Effektivwertes zeigen relativ geringe zeitliche Schwankungen und lassen daher die Messung charakteristischer Profile mit einem Sensor zu. Kurzeitige Schwankungen des Profils durch ständig auftretende Zeitvarianzen werden durch Mittelung über 20 Messwerte bei einer Intervalldauer von einer Sekunde soweit eliminiert, dass die Charakteristik eines Profils eindeutig abgelesen werden kann. Profil magnetische Flußdichte, Effektivwert 5Hz-30kHz am Fußboden REM-Raum 054F REM 10 Magnetische Flußdichte 5Hz-30kHz Effektivwert [mG] 9 0m 8 REM 7 3m 6 5 4 Y-Komponente 3 Z-Komponente X-komponente 2 Z 1 Y 0 0,0 0,5 1,0 1,5 Weglänge [ m ] 2,0 2,5 X- 3,0 X Abb. 6.16: Profil der Magnetischen Flussdichte, Effektivwert, Breitband 5Hz-30kHz am Fußboden Michael Zambelli Seite 89 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.5.1 Horizontales Querprofil (Effektivwert) 1m über dem Boden (rms) Profil magnetische Flußdichte, Effektivwert 5Hz-30kHz 1m über dem Fußboden REM-Raum 054F REM 10 Magnetische Flußdichte 5Hz-30kHz Effektivwert [mG] 9 0m 8 REM 7 3m 6 5 4 Y-Komponente Z-Komponente 3 X-komponente 2 Z 1 Y 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Weglänge [ m ] Abb. 6.17: Profil der Magnetischen 2,5 3,0 X- Flussdichte, X Effektivwert, Breitband 5Hz-30kHz auf Höhe der REM-Säule 6.5.2 Horizontales Querprofil (Spitzenwert) 1m über dem Boden (rms) Profil magnetische Flußdichte, Spitzenwert 5Hz-30kHz am Fußboden REM-Raum 054F REM Magnetische Flußdichte 5Hz-30kHz Effektivwert [mG] 10 9 0m 8 REM 7 3m 6 5 4 Y-Komponente 3 Z-Komponente X-komponente 2 Z 1 Y 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Weglänge [ m ] 2,5 X- 3,0 X Abb. 6.18: Profil der Magnetischen Flussdichte, Spitzenwert, Breitband 5Hz-30kHz auf Höhe der REM-Säule Michael Zambelli Seite 90 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.5.3 Vertikales Profil (Effektivwert) an der Position der REM-Säule Z Z- Y X Abb. 6.19: Profil der magnetischen Flussdichte, Effektivwert, Breitband 5Hz-30kHz an der Position der REM-Säule 6.5.4 Vertikales Profil (Spitzenwert) an der Position der REM-Säule Z Y Z- X Abb. 6.20: Profil der Magnetischen Flussdichte, Breitband 5Hz-30kHz an der Position der REM-Säule Michael Zambelli Seite 91 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.5.5 Horizontales Längsprofil (Effektivwert) 1m über dem Boden Profil magnetische Flußdichte, Effektivwert 5Hz-30kHz 1m über dem Fußboden REM-Raum 054F 10 Magnetische Flußdichte 5Hz-30kHz Effektivwert [mG] 9 8 REM 7 6 5 4 Y-Komponente Z-Komponente 3 X-komponente 2 Z 1 Y 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Höhe[ m ] 2,5 3,0 Y- X Abb. 6.21: Profil der magnetischen Flussdichte, Effektivwert, Breitband 5Hz-30kHz an der Position der REM-Säule Die Profile in Abb.6.17 bzw. 6.21 lassen deutlich eine zentral unter dem Mikroskop befindliche Quelle erkennen. Die geringe Abnahme des Feldes ist ein eindeutiges Merkmal eines „sogenannten homopolar stromdurchflossenen Leiters“. Die an der Kellerdecke, ca. 70 cm unter der Fußbodenkante des Mikroskopraums verlaufenden Heizungsrohre sind damit mit Sicherheit die dominante Quelle der magnetischen Störfelder im REM-Raum. Durch die parallele Anordnung der Rohre kommt es zu einer weiteren Aufdehnung der Charakteristik. 6.6 Messung der Wechselströme in den Rohrleitungen Entsprechend den aus den Ergebnissen abgeleiteten Schlussfolgerungen wurden die Wechselströme in den an der Kellerdecke verlaufenden Rohre mit einem LemflexWandler (Rogovskispule) gemessen. Abb. 6.22 zeigt die Rohrleitungen mit entsprechender Bezeichnung. Die beiden Fotografien in Abb. 6.23 zeigen die Messung der Ströme. Michael Zambelli Seite 92 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops A B C D E F A- Gasrohr B- Druckluftrohr C- Heizungsrohr D- Heizungsrohr Abb. 6.22: Rohrleitungen an der Kellerdecke unter dem REM-Raum Abb. 6.23: Messung der in den Rohrleitungen fließenden Wechselströme mit Lemflex-Wandler Rohr A B C D E F Stromstärke Spitzenwert [A] 1,8 2,5 1,2 1,2 0,0 0,0 Tab. 6.1: An den Rohren gemessene Ströme Ursache der Ströme sind Spannungsdifferenzen zwischen Teilen der Erdungsanlage, die über diese Rohre niederimpedant verbunden sind. Michael Zambelli Seite 93 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Das Zeitverhalten der magnetischen Flussdichte im Bereich der Mikroskopsäule wurde mit dem des Feldes unmittelbar am Leiter (proportional dem Strom) verglichen. Es zeigten sich vor allem hinsichtlich der zeitlichen Schwankungen der Amplitude der Flussdichte deutlich erkennbare Einflüsse der Ströme in den einzelnen Rohre. Die Beobachtung dieser Einflüsse sowie die in Tab. 6.1 angeführten Messwerte der Stromstärken (Spitzenwerte) in den Rohren ergeben einen dominanten Einfluss durch Gas- und Wasserleitung und einen etwas geringeren Anteil in den Heizungsrohre fließenden Ströme. Abb. 6.24: Vergleich der „Emission“ unmittelbar am Rohr mit dem „Imissionssignal“ im REM-Raum 6.6.1 Berechnung der magnetischen Felder Das durch die gemessenen homopolaren Ströme verursachte magnetische Feld wurden in einem ebenen Modell nach Biot-Savart berechnet. Abb. 6.25 und Abb. 6.26 zeigen die berechnete Verteilung des durch die Rohrleitungen verursachten Magnetfeldes ohne Berücksichtigung von Einflüssen durch Eisenelemente in der Gebäudekonstruktion. Michael Zambelli Seite 94 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops Abb. 6.25: Magnetische Ersatzflussdichte des Berechnungsmodells der Rohrleitungen, welches mit den gemessenen Strömen in Tab: 6.1 beaufschlagt wurde, Aufpunktshöhe=1m Abb. 6.26: BX-Komponente BY-Komponente BZ-Komponente der magnetischen Ersatzflussdichte des Berechnungsmodells der Rohrleitungen, Aufpunktshöhe=1m Die Berechnungsergebnisse der magnetischen Ersatzflussdichte in den Abb. 6.25 und 6.26 zeigen im Wesentlichen gute Übereinstimmung mit den gemessenen Profilen, sodass die Rohrleitungen eindeutig als Quelle der magnetischen Störfelder identifiziert werden können. Michael Zambelli Seite 95 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.7 Peak-Langzeitmessungen Abschließend wurden entsprechend den Anforderungen der Mikroskophersteller an den Standort die Peak-Werte im REM-Raum über 24h im 1-Sekunden-Intervall erfasst und mit einer weiteren Messung am aktuellen, provisorischen Standort des REMs verglichen. 6.7.1 Peak-Langzeitmessung im REM-Raum Messung Niederfrequenter magnetischer Felder 5Hz-30 kHz Peak-Value Betrag B Z-Komponente Peak Peak [mili Gauss] [mili Gauss] X-Komponente Y-Komponente Peak Peak [mili Gauss] [mili Gauss] 10,00 9,00 8,00 Flußdichte in mG 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 8:46:10 8:56:10 9:06:10 9:16:10 9:26:10 9:36:10 9:46:10 Uhrzeit Abb. 6.27: Zeitverlauf der Peak-Werte im REM-Raum (im Sekunden-Intervall gemessen) Abb.6.15 zeigt die ersten 60-Minuten, also die ersten 3600 Messwerte der PeakLangzeitmessung. Der Hersteller des REMS gibt als zulässiges Störfeld 3mG Peak to Peak an. Unter der Annahme, dass die maximale Amplitude der positiven Halbwelle auch in der Negativen auftritt, zeigen die Messwerte in Abb. 6.27 eine 3bis 7-fache Überschreitung dieses Grenzwertes. Michael Zambelli Seite 96 Genullte Versorgungsnetze in Gebäuden: Analyse des Standorts eines Rasterelektronenmikroskops 6.8 Diskussion möglicher Maßnahmen Die Ursache der Ströme in den Rohrleitungen liegt in geringen elektrischen Potentialdifferenzen zwischen Teilen der Erdungsanlage bzw. den dort genullten Sternpunkten verschiedener elektrischer Niederspannungs-Anlagen im vermaschten Netz. Diese Erdungsanlagen sind durch mehrfachen Potentialausgleich mit haustechnischen Anlagen neben den definierten Kabel- und Erderverbindungen extrem niederimpedant durch die Rohrleitungen verbunden und führen der Spannungsdifferenz entsprechende Ströme. 6.8.1 Isolierende Unterbrechung der Rohrleitungen Eine elektrische Unterbrechung der Rohrleitungen durch Isolierflansche, und damit eine Erhöhung der Impedanz führt zur Minimierung der Ströme womit von den Rohren keine bzw. nur mehr geringe magnetische Flussdichten im Mikroskopraum verursacht werden. Auf Grund der vorliegenden Analyse ist davon auszugehen, dass diese Maßnahme die gewünschte Reduktion der magnetischen Flussdichte bewirkt. Allerdings kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass bei Öffnung dieser elektrischen Verbindungen über andere leitfähige, in den Potentialausgleich einbezogene Komponenten Ströme fließen, die wiederum magnetische Felder verursachen. 6.8.2 Aktive Kompensationsanlage Um für den bestehenden REM-Raum die vom REM-Hersteller geforderten FeldBedingungen zu erreichen, ohne Maßnahmen an der Haustechnik vorzunehmen, wird üblicherweise eine aktive Kompensation als Raumkompensation oder eine in die REM-Säule eingebaute Kompensation installiert (ad. Abschnitt 2.9.2). Michael Zambelli Seite 97 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.1 Ziel der Analyse Das magnetische Feld, welches im Nahbereich von elektrifizierten Bahnstrecken auftritt, wird in diesem Abschnitt der Arbeit anhand eines mathematischen Modells untersucht. Es wird die Stromaufteilung in den Fahrleitungen ermittelt, ein Teilleitermodell entwickelt und auf Basis dessen das von der Bahnstrecke ausgehende ELF-Magnetfeld berechnet. 7.2 Aufbau der elektrischen Versorgung der Bahn Die elektrische Belastung der Fahrleitungsanlage ist durch die Stromaufnahme des elektrischen Traktionsantriebs der Lokomotive vorgegeben. Die Berechnung ist für eine ein- bzw. eine zweigleisige Bahnstrecke ausgeführt. Die Abb. 7.1. zeigt die Fahrleitungsanlage einer Bahnstrecke mit elektrischem Traktionsantrieb. Abb. 7.1: Anspeisung der Lokomotive Die Lokomotive wird über den Fahrdraht, das Tragseil und die Verstärkungsleitung mit elektrischer Energie versorgt, wobei die Verstärkungsleitung und der Fahrdraht in regelmäßigen Abständen miteinander leitfähig verbunden sind, um auftretende hohe Traktionsströme während des Anfahrens und des Beschleunigens der Lok leichter beherrschbar zu machen. Die Rückleitung der Ströme erfolgt über Schiene und Rückleiter. Michael Zambelli Seite 98 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage I1 I2 I3 I4 , I5 (I 6 ) ... ... ... ... ... Strom in der Verstärkungsleitung Strom im Fahrdraht Strom im Rückleiter Strom in den Schienen Strom im Tragseil (in der Berechnung vernachlässigt) 7.3 Berechnung der zweigleisigen Bahnstrecke 7.3.1 Spezifikation der Bahnstrecke Die geometrische Anordnung der Fahrleitungen als auch die spezifischen Daten der einzelnen Leiter sind der Abb. 7.2 sowie den Tabellen Tab. 7.1 und Tab. 7.2 zu entnehmen. Abb. 7.2: Bemaßungsskizze der zweigleisigen Bahnstrecke Indizierung der Leiter 1 6 2 7 3 8 4,5 9,10 Bezeichnung der Leiter Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schienen Material der Leiter Al/Stalum CuAg 120 Al/Stalum Stahl Tab. 7.1: Kennzeichnung der Leiter Michael Zambelli Seite 99 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage Material Querschnitt [mm2] 120 260/23 6800 Cu Ag 0.1 Al/Stalum Stahl Leitfähigkeit [m/Ωmm2] 56 33.0 Widerstandsbelag [Ω/km] 0.1488 0.1068 0.039 Durchmesser [cm] 1.2364 2.184 9.305 Tab. 7.2: Spezifische Widerstände der Leiter Für die Schiene wird aufgrund ihrer Geometrie der Ersatzradius berechnet [15]. A r= π 7.3.2 Entwicklung des mathematischen Modells der Fahrleitungsanlage Die Fahrleitungsanlage einer Bahnstrecke mit elektrischem Traktionsantrieb wird als System mehrerer paralleler, stromdurchflossener Leiter betrachtet. Die Anordnung besteht in ihrer Gesamtheit aus mehreren Leiterschleifen die miteinander galvanisch, induktiv und kapazitiv gekoppelt sind. Bei mathematischer Betrachtung dieses gekoppelten Mehrleitersystems, geht man von der Vorstellung aus, dass die gemeinsame Rückleitung aller Ströme im Erde erfolgt. Die formalen Zusammenhänge sind im Abschnitt 3.3 der Arbeit, Impedanzen von Leitern mit Erdrückleitung, erläutert. 7.3.3 Maßzahlgleichungen für 16-2/3-Hz Für die Bahnstromversorgung mit der Frequenz-16-2/3-Hz ergeben sich folgende Gleichungen [7]. µ 0 = 4 ⋅ π ⋅10 −7 [ Vs ] Am Gl. 7.1 µr ≈ 1 [ Vs ] Am Gl. 7.2 ω = 2 ⋅π ⋅ ρ = 100 Michael Zambelli 50 = 104,72 3 [ s −1 ] Gl. 7.3 [Ωm] Gl. 7.4 Seite 100 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage γ = 1,7811 Gl. 7.5 e = 2.7183 Gl. 7.6 rE = 1.645 ⋅ 10 −2 [ Ω ] km Gl. 7.7 xi = 1.047 ⋅ 10 −2 [ Ω ] km Gl. 7.8 De = 1613.9 [m] De[m] xmm = 4.823 ⋅10 − 2 ⋅ log10 rm[m] [ Ω ] km Gl. 7.10 De[m] xmn = 4.823 ⋅10 − 2 ⋅ log10 dmn[m] [ Ω ] km Gl. 7.11 Michael Zambelli Gl. 7.9 Seite 101 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.3.4 Berechnung der Stromaufteilung und des Längsspannungsabfalls Mit den berechneten Impedanzen der Selbst- bzw. Gegeninduktion (Gl. 6.1. bzw. Gl 6.2) wird die Impedanzmatrix gebildet [7]. Gl. 7.12 Gl. 7.13 Aufgrund von Symmetrien die sich aufgrund gleicher geometrischer Abstände der Einzelleiter zueinander ergeben wird die Matrix wie folgt angeschrieben. Gl. 7.14 Michael Zambelli Seite 102 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage Durch Matrixmanipulation wird das Gleichungssystem umgeformt und vereinfacht. Gl. 7.15 Gl. 7.16 Gl. 7.17 Die Aufteilung der Ströme in den einzelnen Leitern, I bd I3 I1 I4 I I −1 −1 = 5 = − S 22 ⋅ S 21 ⋅ 2 = − S 22 ⋅ S 21 ⋅ I ac I6 I8 I I 7 9 I 10 Gl. 7.18 sowie der Spannungsabfall entlang des gesamten Speiseabschnittes werden berechnet. Michael Zambelli Seite 103 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage U ac I3 U1 I1 I4 I U 2 I2 = = S11 ⋅ + S12 ⋅ 5 = S11 ⋅ I ac + S12 ⋅ I bd U I I8 6 6 I U I 7 7 9 I 10 Gl. 7.19 Die Ströme, die im Erdreich bzw. in entfernter Erde fließen ergeben sich aus der Summe der zu- bzw. abfließenden Ströme. Die Orientierung der Zählpfeile von Spannung und Strom des Systems erfolgt lt. Abb. 3.2. ∑ 10 I + IE = 0 m =1 m I E = −∑m =1 I m 10 U1 I1 z11 T11 U11 S11 Uac Iac Ibd IE Im ... U10 ............................. ... I10 ............................. ... z1010 ............................. ... T22 ............................. ... U22 ............................. ... S22 ............................. .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. Gl. 7.20 Gl. 7.21 Spannungen der Leiter (lt. Indizierung) Ströme der Leiter (lt. Indizierung) Impedanzen (lt. Indizierung) Teilmatrizen (lt. Indizierung) Teilmatrizen (lt. Indizierung) Teilmatrizen (lt. Indizierung) Vektor des Spannungsabfalls Vektor der speisenden Ströme Vektor der passiven Teilströme Strom im Erdreich Strom mit laufendem Index m 7.3.5 Berechnung in Matlab Das Berechnungsmodell wurde im Programmpaket Matlab-5.3 implementiert, wobei ein Gesamt-Speisestrom, zur Eingabe gelangt, der sich den Impedanzverhältnissen entsprechend auf dem Fahrdraht und der Verstärkungsleitung ausbreitet. Der Rückstrom wird von den Schienen, vom geerdeten Rückleiter und vom Erdreich übernommen. Aufgrund der Verwendung unterschiedlicher Materialien für Fahrdraht (CU/Ag 100) und Verstärkungsleitung (Al/Stalum) ergeben sich naturgemäß Differenzen von im Mittel δu = +/- 2V/km in der Längsspannungsabfällen entlang der Leitungen. Diese Michael Zambelli Seite 104 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage Spannungsdifferenzen werden im Programm iterativ abgeglichen, da beide Leiter an derselben Betriebsspannung liegen. Das Tragseil wird aufgrund seiner im Verhältnis zu den anderen Leitern hohen Impedanz vernachlässigt. Der Übergangswiderstand Schiene-Erdreich wird in der Berechnung nicht berücksichtigt. Die berechneten Ergebnisse der Teilströme und Teilspannungen werden nach Betrag und Phase vom Programm ausgegeben. Michael Zambelli Seite 105 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.3.6 Darstellung der Berechnungsergebnisse Für die Berechnungen wird ein Speisestrom von jeweils IEFF=100A gewählt. Die Aufteilung dieses Stromes in der Fahrleitungsanlage wird berechnet und die erzeugten magnetischen Felder werden grafisch dargestellt. Sind Berechnungen mit Strömen, welche von Ieff = 100A abweichen, von Interesse, so können diese durch einfache Multiplikation mit dem Faktor ITraktion / 100 erhalten werden, da ein linearer mathematischer Zusammenhang besteht [17]. 7.3.6.7 Anspeisung beider Geleise mit IEFF = 100A Traktionsstrom Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schiene 1 Schiene 2 Spannungsabfall Strom im Erdreich Gleis 1 IT1 = 100 A I1 = 55,18 A I2 = 44,84A I3 = 38,99 A I4 = 24,50 A I5 = 22,66 A ∆U1 = 13,7 V IE = 36.68 A φT1 = 0° φ1 = -1,12° φ2 = 1,38° φ3 = -158,24° φ4 = 169,87° φ5 = 168.26° φu1 = 52,12° φE= 162,41° Gleis 2 IT2 = 100 A I6 = 55,18 A I7 = 44,84 A I8 = 38.99 A I9 = 24,50 A I10 = 22,66 A ∆U2 = 13,7 V φT2 = 0° φ6 = -1,12° φ7 = 1,38° φ8 = -158,24° φ9 = 169,87° φ10 = 168,26° φu2 = 52,12° Tab. 7.3: Berechnungsergebnisse bei der Speisung beider Fahranlagen mit IEFF=100A Abb. 7.3: Berechnete Ersatzflussdichte mit Kennzeichnung der Leiter; Maße in Meter Michael Zambelli Seite 106 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.3.6.8 Interpretation der Ergebnisse Da beide Gleisanlagen von Strömen in der gleichen Richtung durchflossen werden, werden sie auch von magnetischen Feldlinien in derselben Richtung umschlossen. Dies führt zu einer Verstärkung des resultierenden magnetischen Feldes. 7.3.6.9 Anspeisung eines Geleises mit IEFF = 100A Traktionsstrom Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schiene 1 Schiene 2 Spannungsabfall Strom im Erdreich Gleis 1 IT1 = 100 A I1 = 54,37 A I2 = 45,73A I3 = 27,97 A I4 = 14,34 A I5 = 12,41 A ∆U1 = 11,9 V IE = 18,34 A φT1 = 0° φ1 = -2,35° φ2 = 2,80° φ3 = -154,70° φ4 = 173,15° φ5 = 170,01° φu1 = 50,78° φE= 162,42° Gleis 2 IT2 = 0 A I6 = 1,43 A I7 = 1,43A I8 = 11,21 A I9 = 10,22 A I10 = 10,27 A ∆U2 = 1,83 V φT2= 0° φ6 = 53,68° φ7 = -126,32° φ8 = -167,09° φ9 = 165,28° φ10 = 166,15° φu2 = 60,87° Tab. 7.4: Berechnungsergebnisse bei der Speisung einer Fahranlagen mit IEFF=100A Abb. 7.4: Berechnete Ersatzflussdichte mit Kennzeichnung der Leiter, Maße in Meter 7.3.6.10 Interpretation der Ergebnisse Besonders erwähnenswert erscheint das Faktum, dass bei der Speisung nur einer Fahranlage die zweite Gleisanlage dennoch Ströme führt. Diese Ströme werden durch die sog. niederfrequente Beeinflussung erzeugt, und induktiv in die Fahrleitungen des zweiten Gleiskörpers eingekoppelt. Michael Zambelli Seite 107 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.3.6.11 Anfahren bzw. Beschleunigen einer Lokomotive mit maximaler Leistung Lok: TAURUS Bauart: Normalspurlokomotive Frequenz : Spannung: Maximale Leistung: Dauerleistung: Aus diesen Angaben ergibt sich ein maximaler Anfahrstrom von Traktionsstrom Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schiene 1 Schiene 2 Spannungsabfall Strom im Erdreich Gleis 1 Imax = 467 A I1 = 253,88 A I2 = 213,57A I3 = 130,62 A I4 = 66,97 A I5 = 57,94 A ∆U1 = 55,55V IE = 85,65A f= 16 2/3 Hz U = 15 kV Pmax = 7,0 MW PDauer = 6,4 MW Imax = 467 A φT1 = 0° φ1 = -2,35° φ2 = 2,80° φ3 = -154,70° φ4 = 173,15° φ5 = 170,01° φu1 = 50,78° φE= 162,42° Gleis 2 IT2 = 0 A I6 = 6,68 A I7 = 6,68A I8 = 52,35 A I9 = 47,71 A I10 = 47,94 A ∆U2 = 8,56 V φT2= 0° φ6 = 53,68° φ7 = -126,32° φ8 = -167,09° φ9 = 165,28° φ10 = 166,15° φu2 = 60,87° Tab. 7.5: Berechnungsergebnisse bei der Speisung einer Fahranlage mit IEFF=467A Abb. 7.5: Berechnete Ersatzflussdichte mit Kennzeichnung der Leiter, Maße in Meter Michael Zambelli Seite 108 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.4 Berechnung der eingleisigen Bahnstrecke 7.4.1 Spezifikation der Bahnstrecke Die geometrische Anordnung der Fahrleitungen als auch die spezifischen Daten der einzelnen Leiter sind der Abb. sowie den Tabellen Tab. und Tab. zu entnehmen. Abb. 7.6: Bemaßungsskizze der eingleisigen Bahnstrecke Indizierung der Leiter 1 2 3 4,5 Bezeichnung der Leiter Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schienen Material der Leiter Al/Stalum CuAg 120 Al/Stalum Stahl Tab. 7.6: Kennzeichnung der Leiter Material Cu Ag 0.1 Al/Stalum Stahl Querschnitt [mm2] 120 260/23 6800 Leitfähigkeit [m/Ωmm2] 56 33.0 Widerstandsbelag [Ω/km] 0.1488 0.1068 0.039 Durchmesser [cm] 1.2364 2.184 9.305 Tab. 7.7: Spezifische Widerstände der Leiter Michael Zambelli Seite 109 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.4.2 Berechnung der Stromaufteilung und des Längsspannungsabfalls Die Berechnungen der Eigen- bzw. Koppelimpedanzen, sowie die Bildung der Impedanzmatrix bzw. erfolgen in Analogie zu der im Abschnitt erläuterten Berechnung der zweigleisige Bahnstrecke. Gl. 7.22 Gl. 7.23 I3 −1 I b = I 4 = −T22 ⋅ T21 ⋅ I a I 5 Gl. 7.24 U U a = 1 = T11 ⋅ I a + T12 ⋅ I b U 2 Gl. 7.25 ∑ Gl. 7.26 5 I + IE = 0 m =1 m I E = −∑m =1 I m 5 U1 I1 z11 T11 Ua Ia Ib IE Im ... U5 ............................. ... I5 ............................. ... z55 ............................. ... T22 ............................. .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. Michael Zambelli Gl. 7.27 Spannungen der Leiter (lt. Indizierung) Ströme der Leiter (lt. Indizierung) Impedanzen (lt. Indizierung) Teilmatrizen (lt. Indizierung) Vektor des Spannungsabfalls Vektor der speisenden Ströme Vektor der Teilströme Erdstrom Strom mit laufender Indizierung m Seite 110 Berechnung magnetischer Felder einer Bahnanlage 7.4.3 Darstellung der Berechnungsergebnisse 7.4.3.7 Anspeisung des Geleises im Speiseabschnitt mit I=100A Traktionsstrom Verstärkungsleitung Fahrdraht Rückleiter Schiene 1 Schiene 2 Spannungsabfall Strom im Erdreich Gleis 1 IT1 = 100 A I1 = 54,74 A I2 = 45,33A I3 = 32,99 A I4 = 21,72 A I5 = 21,44 A ∆U1 = 12,72 V IE = 28,02 A φT1=0° φ1 = 1,88° φ2 = 2,27° φ3 = -156,41° φ4 = 172,41° φ5 = 172,63° φu1 = 51,54° φE= 162,29° Tab. 7.8: Berechnungsergebnisse bei der Speisung der Fahranlage mit IEFF=100A Abb. 7.7: Berechnung der Ersatzflussdichte mit Kennzeichnung der Leiter, Maße in Meter Michael Zambelli Seite 111 Zusammenfassung 8 Zusammenfassung Im Rahmen dieser Arbeit werden niederfrequente magnetische Felder, die in elektrischen Netzen mit mehrfacher Rückleitung auftreten, gemessen, berechnet und analysiert. Das Auftreten sog. „vagabundierender Ströme“ wird für verschiedene Anordnungen in Theorie und Praxis untersucht, und die von den stromführenden Leitern emittierten magnetischen Flussdichten werden mittels Modellen berechnet, interpretiert und grafisch dargestellt. Im ersten Teil der Arbeit werden Grundlagen über Entstehung, Messung und Berechnung magnetischer Wechselfelder erläutert. Es werden die magnetische Ersatzflussdichte (lt. ÖNORM S1119, im folgenden mit EFD bezeichnet) und Profile der magnetischen Flussdichte aus den Vektorkomponenten der magnetischen Flussdichte berechnet. Die Berechnung wird anhand eines Teilleitermodells für den homopolaren stromdurchflossenen Leiter sowie für den Hin- und Rückleiter mit dem Programm „Winfield“ durchgeführt. Man identifiziert die Position der stromführenden Leiter anhand der Maxima in den Profilen der EFD und der Vektorkomponenten der berechneten magnetischen Flussdichte. Zum Ausdruck kommt hierbei die feldreduzierende Wirkung der Hin- und Rückleitung bei entsprechender räumlicher Nähe beider Leiter. Da die Aufteilung von Strömen in Netzen von den Impedanzverhältnissen abhängt, wird die prinzipielle Vorgangsweise der Berechnung elektrischer Netzwerke anhand der Reihen- und der Parallelschaltung von Impedanzen beschrieben. Es werden die Impedanzmodelle von realen Energieleitungen und jene von Mehrleitersystemen mit Erdrückleitung, wie sie in der Energietechnik vorkommen, beschrieben. Bei Systemen mit Erdrückleitung erfolgt die Rückleitung der Ströme im Erdreich in der sog. äquivalenten Rückleitertiefe. Die Fahrdrahtanlage einer Bahnstrecke mit elektrischem Traktionsantrieb wird als ein Mehleitersystem mit Erdrückleitung betrachtet. Die Stromaufteilung in den Fahrdrähten, Schienen und dem Erdreich wird mittels eines Matlab-Programms berechnet. Die berechneten Ströme werden einem Teilleitermodell eingeprägt und die magnetischen Flussdichten im Bahnbereich berechnet. Michael Zambelli Seite 112 Zusammenfassung In Systemen mit Hin- und Rückleitung erfolgt die Aufteilung der Ströme in den Leitern den Impedanzverhältnissen entsprechend. In diesem Zusammenhang werden Impedanzen, wie sie in der heute üblichen Installation von Gebäuden oft anzutreffen sind, bzw. Impedanzen von Energiekabeln berechnet und miteinander in Relation gesetzt. Metallrohre oder Eisenträger mit großen Querschnitten sind sehr niederohmig. Sie erreichen Widerstandsbeläge die geringer sind als jene von Energiekabeln. Damit im Zusammenhang wird das in Österreich angewandte dreistufige Schutzkonzept zum Schutz von Personen vor den Gefahren des elektrischen Stroms erläutert. Bei unsymmetrischer Belastung des 400-V-Niederspannungsnetzes durch angeschlossene 230-V-Verbraucher kommt es zu einem Ausgleichsstroms im Neutralleiter. Durch die konsequente Anwendung der Nullung als Schutzmaßnahme kommt es zur Bildung einer PEN-Schleife, welche sich über den Neutralleiter und parallel geschaltete Impedanzen schließt. Diese PEN-Schleife ermöglicht es Neutralleiterströmen sich den Impedanzverhältnissen entsprechend in leitenden Teilen von Anlagen aufzuteilen. Diese Ströme werden als sog. vagabundierende Ströme bezeichnet. Als geeignete Maßnahmen zur Reduktion der Magnetfelder in den Gebäuden bieten sich folgende Lösungen an: • Der Umrüstung der elektrischen Energieversorgungsanlage und die Ausführung der Anlage als TN-S-System. • Die Installation einer aktiven Kompensationsanlage in Form von Kompensationsleitern entlang der Rohrleitungen. • Die isolierende Unterbrechung der Rohrleitungen durch Isolierflansche, wobei weitere Untersuchungen und Analysen hinsichtlich paralleler Strompfade, welche nach der Unterbrechung der Rohrleitungen stärker stromdurchflossen sein können, erforderlich sind. Michael Zambelli Seite 113 Literaturverzeichnis 9. Literaturverzeichnis [1] Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik, Das Magnetische Feld, URL: www-igte.tu-graz.ac.at/leoben97/grundlagen/mag-feld.htm [2] Institut für elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik, Abteilung elektrische Anlagen, Berechnung magnetischer Felder stationärer und quasistationärer Ströme nach der Teilleitermethode [3] A. Abart, Visualisierung der 50-Hz-Magnetfeldexposition im Haushalt und im öffentlichen Bereich [4] Institut für elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik, Abteilung elektrische Anlagen, Handout, Bauphysiktagung 2000, Elektromagnetische Felder in Gebäuden. [5] Moeller, Fricke, Frohne, Vaske, Grundlagen der Elektrotechnik [6] A. 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Schmautzer, Erdung und Schutzmaßnahmen in elektrischen Anlagen Michael Zambelli Seite 114 Literaturverzeichnis [13] Anton Kohling, EMV von Gebäuden, Anlagen und Geräten [14] Institut für elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik, Abteilung Elektrische Anlagen, Technischer Bericht, Analyse magnetischer Wechselfelder, Elektronenmikroskop des Instituts für Werkstoffkunde [15] Kießling, Puschmann, Schmieder, Schmidt, Fahrleitungen elektrischer Bahnen [16] Meinhart, Kabel und Leitungen, Technischer Katalog [17] W. Hadrian, A. Gruber, Berechnung des magnetischen Feldes von elektrifizierten Bahnstrecken (15-kV, 16-2/3-Hz) und Beeinflussung von Monitoren im Bahnbereich Michael Zambelli Seite 115