LWL – Kliniken Marsberg Umgang mit Patienten mit Migrationshintergrund Islam „Islam“ bedeutet „Friede in Ergebenheit, Unterwerfung oder Hingabe zu Gott“. So bezeichnete Mohammed die Glaubensform des bildlosen Monotheismus. Laut Mohammed sind alle Menschen, die Gottbewusst leben, Muslime („Ergebene“). Zwar ist es in Europa noch immer üblich, von Mohammedanern zu sprechen; diese Bezeichnung wird von den Muslimen abgelehnt, da diese einen Personenkult um Mohammed impliziere, der nicht der Lehre des Islam entspräche. Sie legen wert darauf dass Mohammed nicht eine neue Religion geschaffen, sondern die seit Adams Zeiten bestehende Urreligion in Erinnerung brachte. So ist die islamische Vorstellung von Gott (Allah; arabisch al-ilah: „der Gott“) mit der des Judentums und des Christentums verwandt. Abb.: Moschee mit Minarett Die Lehre Mohammeds zeichnet sich durch ihre leichte Fasslichkeit aus, denn sie hat eigentlich nur einen Glaubenssatz, der sich an die ganze Welt richtet: „Gott ist der einzige und ewige Gott. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt, und kein Wesen ist ihm gleich. Ihn, den Allerbarmer, zu verehren und von ihm sich leiten zu lassen ist die einzige religiöse Pflicht des Menschen.“ Glaubensausrichtungen im Islam Bei den Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Propheten um 632 entstanden die zwei wichtigsten Glaubensausrichtungen des Islam, die der Sunniten und der Schiiten. Sie folgen unterschiedlichen Auslegungen der heiligen Schriften. Es gibt insgesamt nahezu achtzig verschiedene Richtungen im Islam, dazu kommen noch viele regionale Unterschiede. Rund ein Fünftel der Weltbevölkerung, mehr als 900 Millionen Menschen, gehören dem Islam an. Der Koran Die heilige Schrift der Muslime ist der Koran (arabisch: Qurían), in dem die göttliche Offenbarung Gottes, die Mohammed durch den Engel Gabriel übermittelt wurde, niedergeschrieben ist. Der Koran ist unfehlbar und erhebt Anspruch auf uneingeschränkten Gehorsam. Er ist in 114 Kapitel – Suren – eingeteilt, die in Reimform verfasst wurden. Damit gilt der Koran als das älteste arabische Prosawerk. Die Suren stellen die Glaubensgrundlagen und -regeln des Islam dar und bestimmen nicht nur das religiöse Verhalten eines Muslim, sondern sind ein Leitfaden für alle Bereiche des Lebens, wie z.B. Heirat, Scheidung und Erbangelegenheiten. Da die Übersetzung des Korans nicht erlaubt ist, wird der Koran in der islamischen Welt in arabischer Sprache gelehrt und gelesen. Die Sunna Neben dem Koran ist die Sunna („Gewohnheit“) die zweite Hauptquelle des Islams, und beschreibt den vorbildlichen Weg des Propheten. Dieser Weg im Hadith („Überlieferung“), einer Textsammlung aus dem 9. Jhd. enthalten, die Aufzeichnungen über Denken, Handeln und Leben des Propheten beschreibt. Dateiname: Ersteller: Islam (01).doc AG „Transkulturelle Pflege“ Seite: Stand: 1 von 3 2003 LWL – Kliniken Marsberg Umgang mit Patienten mit Migrationshintergrund Islam Die Fünf Säulen des Islam Muslime sind nicht nur durch ihren gemeinsamen Glauben an den Koran weltweit miteinander verbunden, sondern auch durch die „Fünf Säulen“ des Islam, dem moralischen Grundstein für ihre Lebensführung. • Shahada Das Glaubensbekenntnis des Muslim. Jeder Mensch kann Muslim werden, wenn er aufrichtig und öffentlich das Glaubensbekenntnis spricht: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.“ • Salat Das Gebet, das fünfmal täglich verrichtet wird: bei Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und nachts. Vor dem Gebet wird eine rituelle Waschung („Wudu“) vorgenommen. Zur Gebetszeit fordert der Muezzin – der Gebetsausrufer - vom Minarett, dem Turm der Moschee, zum gemeinschaftlichen Gebet auf. Zum Gebet richten sich die Muslime in Richtung der Kaaba in Mekka aus. Eine einzelne Gebetseinheit besteht aus einer stehenden Stellung, einer Verbeugung und zwei Prostrationen (Niederstrecken und Berühren des Bodens mit der Stirn) und schließlich einer sitzenden Position. Dabei werden vorgeschriebene Gebete und Koranstellen rezitiert. Abb.: Die Kaaba in Mekka • Zakat Die Verpflichtung eines jeden Muslims Armen zu helfen. Es ist materielles und geistiges Geben zugleich und kann auf vielerlei Art praktiziert werden: durch freundliche Worte, Lebensmittel, Kleidung oder Geld. • Sawm Die Einhaltung der Fastenzeit im Monat des Ramadan. Vom Morgengrauen bis Sonnenuntergang darf nicht gegessen und getrunken werden. Von der Fastenzeit ausgenommen sind Kranke, Ältere, Schwangere oder stillende Mütter und kleine Kinder. • Hadjdj (Hadsch) Die Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslime mindestens einmal in im Leben ausgeführt haben sollte, sofern er es sich leisten konnte. Diejenigen, die die Pilgerfahrt unternommen haben, erhalten einen speziellen Stand in ihrer Gemeinde Neben diesen fünf Hauptstützen des Islam gibt es weitere wichtige Vorschriften, beispielsweise das Verbot von Glücksspielen, Alkohol zu trinken oder Schweinefleisch zu essen. Neben der Kaaba, dem zentralen Heiligtum des Islam, sind die Moscheen, in der die täglichen Gebete sowie das Freitagsgebet stattfinden, die wichtigsten Zentren des islamischen Lebens. Dateiname: Ersteller: Islam (01).doc AG „Transkulturelle Pflege“ Seite: Stand: 2 von 3 2003 LWL – Kliniken Marsberg Umgang mit Patienten mit Migrationshintergrund Islam Wichtige Feiertage • Fastenmonat Ramadan: Der Ramadan ist der heiligste Monat im muslimischen Kalender. Er steht für den Monat, in dem Mohammed Gottes Offenbarungen empfangen hat. „Ramadan Karim“, was soviel bedeutet wie „Ramadan ist gnädig“, ist ein typischer Gruß zur Fastenzeit. • Eid al-Fitr (Idul Fitri): An diesem dreitägigen Fest wird das Ende des Ramadan und der einmonatigen Fastenzeit gefeiert. In vielen Dörfern werden Jahrmärkte mit Spielen für Kinder veranstaltet und Gebäude werden mit Lichtern geschmückt. • Neujahr Die islamische Zeitrechnung zählt ab der Auswanderung Mohammeds nach Medina im Jahre 622 n. Chr. 2000 war demzufolge nach islamischer Zeitrechnung das Jahr 1420/1421. Die muslimischen Feiertage richten sich nach dem Mondkalender und verschieben sich daher von Jahr zu Jahr. • Eid al-Adha („Opferfest“) Im Mittelpunkt des viertätigen Festes stehen die Hingabe des Menschen an Gott und das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit. An diesem Tag wird der biblischen Geschichte Ibrahims gedacht. Wer es sich leisten kann, schlachtet ein Schaf zum Fest. Während Eid al-Adha tragen die Menschen ihre beste Kleidung und beten in der Moschee. An diesem Feiertag treten viele Muslime die Pilgerschaft nach Mekka an. Quellen: - Text von Ch. Zumbach - Plan International Deutschland e.V. Dateiname: Ersteller: http://www.plan-international.de/ Islam (01).doc AG „Transkulturelle Pflege“ Seite: Stand: 3 von 3 2003