2 Vitamine und Coenzyme 2 Strukturell handelt es sich beim Vitamin B12 um einen komplizierten Tetrapyrrolring (s. Abb. 60, S. 83). Dieser ähnelt zwar den Porphyrinen, ist aber ein Corrin-Derivat. Ein zentralständiges, kovalent fixiertes Cobalt (nicht Fe2+, Vorsicht Falle!) gibt dem Vitamin seinen Namen. Als Coenzym wird es an zwei Stellen benötigt. Dabei katalysiert es immer eine Umlagerung, also eine Isomerisierung, von Alkylresten: –– Methylmalonyl-CoA zu Succinyl-CoA (Abbau ungeradzahliger Fettsäuren) und –– Homocystein zu Methionin (Remethylierung von Methionin nach der Methylgruppenübertragung durch SAM/S-Adenosylmethionin). Ein Mangel an Vitamin B12 führt zur p ­ erniziösen Anämie mit Störung der Erythropoese. Dabei ist die Ursache meist ein Resorptionsdefizit (z. B. durch gestörte Synthese des Intrinsic Faktors nach Gastrektomie). Die hepatischen Cobalaminspeicher reichen allerdings für mehrere Monate. 2.2.6 Folsäure Der Name der Folsäure kommt von folic acid (Blättersäure), da sie in Pflanzen weit verbreitet ist. Aufgebaut ist sie aus drei Komponenten (s. Abb. 61, S. 84), dem Heterocyclus Pteridin, der p-Aminobenzoesäure und dem L-Glutamat. (Bitte auch diese Spitzfindigkeit merken! Das wurde schon mehrfach gefragt.) Diese Struktur wird durch zwei NADPH-abhängige Reduktionen (Folatreduktase und Dihydrofolatreduktase) erst in Dihydrofolsäure und dann in Tetrahydrofolsäure (THF) umgewandelt. In dieser aktiven Form ist es dem Coenzym möglich, 1 ­ -Kohlenstoffreste (z. B. Methylgruppen, Methanol, Formaldehyd, Ameisensäure) zu binden und auf andere Moleküle zu übertragen. Benötigt werden diese Gruppen für die Purinsynthese (Vorsicht: NICHT für Pyrimidin), die Synthese von Thymidin und den Aminosäurestoffwechsel. Übrigens … Folsäureantagonisten sind Medikamente, die bei der Folsäureaktivierung oder der mikrobiellen Folsäuresynthese als Antimetabolite wirken. Aminopterin (oder sein moderneres Stukturanalogon Amethopterin alias Methotrexat) hemmt die Dihydrofolatreduktase. Sulfonamide beeinträchtigen hingegen die prokaryotische Folsäuresynthese als Antimetabolit von p-Aminobenzoesäure. 2.2.7 Pantothensäure Die Pantothensäure besteht aus der Aminosäure β-Alanin und α,γ-Dihydroxy-β,βdimethylbuttersäure (s. Abb. 62, S. 85). Sie dient der Synthese von Coenzym A und ist in der Natur weit verbreitet. Coenzym A ermöglicht durch Bildung eines Thioesters (eine energiereiche Verbindung) para-Aminobenzoesäure O HN OH N N H 2N 84 NH C H CH2 CH2 N N Pteridinring Abb. 61: Folsäure CH2 C COO– COO– Glutamat medi-learn.de/6-bc5-61­