Was ist Tantra?

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Über Begriffe und Irrtümer
INHALT:
Tantra im ursprünglichen und hinduistischen Kontext
Tantra im Buddhismus
Neo- Tantra
Kurzübersicht tantrischer westlicher Schulen
Position des Autors
Falsche und realidentische Polyamory
Scham und Sexualität – die gesunde Einstellung
Autor: Shanti Morawa
Gierather Str.70
51469 Bergisch Gladbach
www.tantrica.de
[email protected]
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Tantra im ursprünglichen und hinduistischen Kontext
Tantra (Sanskrit, n., "Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang") ist eine in Indien entstandene
esoterische Form des Hinduismus und später des Buddhismus (vgl. Vajrayana) innerhalb der
nördlichen Mahayana-Tradition. Die Ursprünge des Tantra beginnen im 2. Jahrhundert, in
voller Ausprägung liegt die Lehre jedoch frühestens ab dem 7./8. Jahrhundert vor. Im
Buddhismus ist auch der Begriff Tantrayana gebräuchlich (Tantray na, „Fahrzeug der TantraTexte“).
Jedes Individuum ist gemäß tantrischer Lehre eine Manifestation dieser Energie, und die Dinge
um uns sind das Produkt des gleichen Bewusstseins, das sich immerfort auf verschiedene
Weise offenbart.
Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des
Absoluten basiert. Was den Tantrismus von anderen hinduistischen und buddhistischen
Systemen unterscheidet, ist die Betonung der Identität von absoluter und phänomenaler Welt.
Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der
höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist,
und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen
als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig
geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt
psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des
Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das
Absolute offenbart. Tantra stellt sich also hauptsächlich als spiritueller und mystischer Weg
dar, der auf metaphysischen Annahmen beruht.
Dem Nicht-Eingeweihten Betrachter erscheint er als durchdrungen von okkulten und
magischen Vorstellungen. Sehr ausgeprägt sind Ritual und Kult, da die Befolgung esoterischer
Stufenwege zur Erkenntnis und Erleuchtung zentral für die religiöse Praxis ist. Von Bedeutung
ist die Einweihung (abhisheka) und die Unterstellung des Schülers (cela) unter einen kundigen
Lehrer oder Meister (Guru), der diesem auf dem spirituellen Weg behilflich ist.
Die Hauptelemente des Tantrismus sind:
* Die Darstellung und Vergegenwärtigung geistiger Prinzipien mittels sexueller Symbolik, da
angenommen wird, die Polaritäten aktiv und passiv, bzw. männlich und weiblich bildeten durch
ihre Wechselwirkung das Universum (Shiva und Shakti)
* Das System feinstofflicher Energiezentren (Chakras) und -kanäle (Nadis) auf denen die
yogischen und meditativen Praktiken basieren, wie z.B. das körperliche Kundalini-Yoga, die
Visualisation von Gottheiten oder die sexuelle Vereinigung:
* Die Arbeit mit geometrischen Symbolen wie Mandala und Yantra als Ausdruck des Makround Mikrokosmos
* Das Arbeiten mit Mantras und Mudras
* Die Transformation der Körperzentren in geistige Orte durch Mantras und Symbole
* Das Einfließen magischer Vorstellungen
Hinduistisches Tantra
Der Begriff "Tantra" bezeichnet ursprünglich eine Literaturgattung, "Tantras" oder auch
"Agamas", die nach-vedisch ist. Formal sind die Texte des hinduistischen Tantra meist in Form
eines Dialoges zwischen Shiva und seiner Gattin Parvati geschrieben. Jene, in denen er der
Unterweisende ist, werden Agamas genannt, ist er dagegen Zuhörer und sie die Lehrende,
handelt es sich um Nigamas.
* Shruti (das Gehörte - die Veden mit den Upanishaden)
* Smriti (das Erinnerte - Gesetzestexte)
* Puranas (hinduistische Mythologie)
* Agamas (Tantra)
Nach der obigen Unterteilung gibt es für jedes der vier Zeitalter Schriften, welche die jeweiligen
Rituale und Übungen regeln. Die Regeln der Shruti, die Veden, gelten demnach nur für das
goldene Zeitalter (Sat-Yuga), die Regeln der Agamas (Tantras) nur für das gegenwärtige eiserne
Zeitalter (Kali-Yuga).
Der Tantrismus ist meist, aber nicht ausschließlich, mit dem Shaktismus, der Verehrung der
Göttlichen Mutter, Shakti, verbunden, die Ausdruck der schöpferischen Kraft Gottes ist, mithin
der Schöpfung selbst. Im Gegensatz zum reinen Advaita Vedanta, der die Schöpfung als Illusion
- Maya - betrachtet, sieht der Tantriker diese als Ausdruck der Kraft Gottes - Shakti, der Göttin
- an und verehrt diese als Maha-Maya. Der Tantriker betrachtet die Sinneswelt nicht als
negativ, sondern benutzt diese, um zur Vereinigung mit dem Göttlichen zu gelangen. Die
Göttliche Mutter selbst ist im menschlichen Körper als Kundalini-Energie vorhanden, die an der
Basis der Wirbelsäule eingerollt liegt und, zum Leben erweckt, aufsteigt, um auf ihrem Weg die
verschiedenen Chakren (Räder - subtile Energiezentren) zu öffnen und schließlich im obersten
Chakra, dem Sahasrara, mit Shiva, dem männlichen Aspekt Gottes, dem Noumen, vereint zu
werden. Alle Hauptgötter wohnen im menschlichen Körper, meist im Zentrum der Chakren. So
wie Shiva und Shakti im Ardhanarishvara (halb Mann, halb Frau) vereint sind, so ist auch die
rechte Hälfte jedes Menschen männlich und entspricht Shiva, während die linke Hälfte der
Shakti entspricht.
Shakta-Tantra ist unterteilt in
Dakshinacara
(rechter Weg, beachtet die konventionellen religiösen Gebote- auch schlecht übersetzt
rechtshändiger Weg oder noch schlechter beschrieben „Weisses Tantra“)
Vamacara (linker Weg, bricht religiöse Tabus- aiuch schlecht übersetzt linkshändiger Weg/
Weg der linken Hand oder „Rotes Tantra“)
Kaulacara
Im so genannten "linkshändigen Tantra", dem Vamacara, werden die fünf vedischen
Reinigungsartikel bewusst umgekehrt, in der Verehrung der fünf Ms, den pañca-mak ra:
* Matsya [oder M na] (Fisch)
* M msa (Fleisch)
* Madya (Wein)
* Mudr (getrocknete Körner)
* Maithuna (ritualisierter Geschlechtsakt)
Insbesondere wegen des Maithuna ist Tantra in Verruf geraten und wird im Westen
fälschlicherweise fast ausschließlich mit Sexualpraktiken identifiziert. Es ist jedoch zu
beachten, dass diese Praktiken nur von bestimmten Sekten, den Vamacharas, und auch dort
nur von bestimmten Übenden, den Viryas, in einem bestimmten rituellen Zusammenhang zu
festgelegten Zeiten ausgeübt werden.
Ähnliche Praktiken wurden und werden teilweise auch in China im Daoismus praktiziert und
vereinzelt in der tantrischen Form des tibetischen Buddhismus, entsprimngen aber immer
einem strikt gehaltenen Schulungsweg, keinem Pseudo-Tantra ohne Fähigkeit zur
Energielenkung, Atemführung, Meditation.
So haben die Dakshinacara-Anhänger die fünf Ms durch andere Substanzen ersetzt oder üben
sie nur symbolisch bzw. gar nicht aus. So verurteilt beispielsweise der Samayacara der Shri
Vidya-Tradition, die besonders in Südindien in den konservativen Shankaracarya-Orden
Eingang gefunden hat, all diese Praktiken und meditiert nicht über Chakren unterhalb des
Nabels. Im Shri Vidya werden hauptsächlich die Dasa-Maha-Vidyas verehrt, die zehn großen
Göttinnen , Kali, Tara, Tripurasundari, Bhuvaneshvari, Bhairavi, Chinnamasta, Dhumavati,
Bagalamukhi, Matangi, Kamala. Sie alle sind Aspekte der einen Göttin, und der Sadhaka
(Übende) nähert sich der Ganzheit durch die Verehrung dieser Aspekte allmählich an. Eine
besondere Rolle für die Shankara-Tradition spielt dabei die Göttin Sharada (ein anderer Name
für Sarasvati oder Tara), die Göttin der Weisheit und des Lernens, da für den Advaita die
Erkenntnis, Jnana, Gnosis, der Weg zur Befreiung ist.
Bezeichnend für fast alle Tantriker sind die Bedeutung von Mantras (heilige Wortklänge), Bijas
(einsilbige Wortklänge), Yantras (Diagramme), Mudras (Yogische Stellungen, Gesten), Nyasa
(Energetisierung verschiedener Körperteile), Bhutashuddhi (Reinigung), Kundalini-Yoga, Kriya
(Bewegungs- und
Atemübungen), Carya (religiöse und soziale Vorschriften), Maya-Yoga (Magie).
Tantra ist immer praxisorientiert, weswegen tantrische Praktiken in fast allen hinduistischen
Richtungen eingeflossen sind. Allen Tantra-Traditionen ist außerdem das Gebot der
Geheimhaltung der Lehre und die Bedeutung des Guru als Vermittler der tantrischen Lehren
gemein. Traditionell kann Tantra nicht in einem Kurs oder durch Bücher erlernt werden.
Zu den Regionen in denen tantrische Kulte noch besonders lebendig sind, gehören in Indien
Assam, Bengalen, Orissa, Maharashtra, Kaschmir, Rajasthan, der nordwestliche Himalaya und
Teile Südindiens.
Tantra im Buddhismus
Vajrayana
Das Vajrayana (Sanskrit, n.,
, vajray na, „Diamantfahrzeug“; wylie: rdo rje theg pa (Dorje
Tegpa); auch: Mantrayana („Mantrafahrzeug“), Tantray na („Tantrafahrzeug“) oder Esoterischer
Buddhismus) ist eine in Indien aus der Verbindung mit dem hinduistischen Tantra entstandene
Strömung des Mahayana-Buddhismus, die historisch insbesondere für den tibetischen
Buddhismus Bedeutung hatte, in geringerem Maße aber auch im chinesischen und japanischen
Buddhismus Verbreitung fand.
Indische Ursprünge
Das Vajrayana wird in seiner tibetischen Form auch mit dem von den Mandschu-Herrschern
des späten 17. Jahrhunderts geprägten Begriff Lamaismus (lamajiao) bezeichnet[1], da in dieser
Variante des Buddhismus der Lama (Guru) von zentraler Bedeutung ist. Diese Bezeichnung
impliziert allerdings, dass die Stellung des Vajrayana-Meisters eine tibetische Entwicklung sei,
obwohl der tibetische Vajrayana sich als direkte Fortführung des ursprünglichen, indischen
Vajrayana versteht - einschließlich der Bedeutung des Lehrers.
Das Vajrayana wird – neben dem Hinayana und dem Mahayana – gewöhnlich als die dritte
große Hauptrichtung des Buddhismus bezeichnet. Trotz spezifischer Eigenheiten ist das
Vajrayana dem Mahayana zuzuordnen und kann von diesem nicht losgelöst betrachtet werden.
Das Vajrayana stützt sich mit der Lehre des Mittleren Weges (Madhyamaka) auf die
philosophischen Grundlagen des Mahayana. Nach allgemeiner Ansicht im Tibetischen
Buddhismus werden die verschiedenen buddhistischen yanas (wörtlich: Fahrzeuge) anhand der
Ziele oder der Methoden unterschieden. Das heißt zwischen dem allgemeinen Mahayana und
dem Vajrayana liegt der Unterschied nicht im Ziel, der Buddhaschaft, sondern in der Art und
Weise, wie dieses erreicht wird. Deshalb wird das Vajrayana auch Pfad des Resultats genannt,
während das Sutra-System des Mahayana als Pfad der Ansammlung bezeichnet wird und
Theravada als Pfad der Entsagung.
Der Leidenskreislauf des Samsara
Anders als erleuchtete Wesen begehen fühlende Wesen einen grundlegenden Fehler bei der
Wahrnehmung der Phänomene. Zwar ist die subtilste Schicht geistiger Prozesse aus der Sicht
des Vajrayana uranfänglich erleuchtet, dies wird vom wahrnehmenden Geist aber
fälschlicherweise nicht erkannt. Daraufhin nehmen die fühlenden Wesen die von Natur aus
nichtdual erscheinenden Phänomene als von sich selbst und voneinander getrennt wahr. Den
Phänomenen wird irrig eine wirkliche Existenz zugeschrieben, obwohl sie von ihrem
eigentlichen Wesen leer von innewohnendem Sein sind (Shunyata). Aufgrund dieser
Zuschreibung entsteht die Vorstellung eines unabhängig von anderen Phänomenen
existierenden Ich. Mit der Ich-Vorstellung treten die drei sogenannten "Wurzel-Geistesgifte"
Grundlegende Unwissenheit, Anhaftung und Abneigung auf. Infolge der Verbindung dieser
Wurzel-Geistesgifte untereinander werden verschiedene Aspekte ursprünglicher Weisheit
unrein als (gewöhnliche) "Geistesgifte" Unwissenheit/Verwirrung, Hass, Gier, Neid/Eifersucht
und Stolz identifiziert. Leidverursachende Handlungen, die mit Körper, Rede und Geist
aufgrund dieser Geistesgifte ausgeführt werden, erschaffen Karma (Das Gesetz von Ursache
und Wirkung). Karma kann man als geistige Eindrücke aufgrund einer geistesgiftbedingten
Handlung als Ursache bezeichnen, die als Resultat eine leidvolle Erfahrung in der Zukunft
bewirken. Man kann auch sagen, dass die karmischen Spuren im Geist eines unerleuchteten
fühlenden Wesens das Aufkommen der individuellen Lebenswirklichkeit verursachen. Infolge
treten die Wesen in die verschiedenen Lebensbereiche der Götter, Halbgötter, Menschen, Tiere,
hungrigen Geister und Höllenwesen ein. Aufgrund von Karma sind die fühlenden Wesen daher
an den Leidenskreislauf (Samsara) aus wiederholter Geburt, Alter, Krankheit und Tod
gebunden.
Buddhistische Praxis hat insbesondere im Vajrayana zum Ziel, diesen Prozess des Aufkommens
der Existenz und der Bindung der fühlenden Wesen an den Leidenskreislauf aufzuheben. Dazu
gibt es im Vajrayana bezüglich der höchsten Lehren zwei verschiedene methodische Ansätze:
* Mahamudra (Das Großes Siegel/Symbol) und
* Dzogchen (Die große Vollkommenheit)
Tantrische Praktiken
Zu den besonderen tantrischen Mitteln gehören neben der Meditation und Visualisierung auch
das Rezitieren von Mantras und weitere Übungen, zu denen Rituale, Einweihungen und Guru
Yoga (Einswerden mit dem Geist des erleuchteten Lehrers) gehören. Der tibetische Buddhismus
legt dabei besonderen Wert auf direkte Übertragung und Unterweisung von Lehrer zu Schüler.
Wichtig ist bei diesen Praktiken eine solide Kenntnis der buddhistischen Lehre als
Ausgangsbasis. Ohne ein echtes Verständnis von Mitgefühl und der rechten Ansicht ist es nicht
möglich, diese Methoden anzuwenden. Daher sind die ethischen Regeln des edlen achtfachen
Pfades, wie sie von Buddha gelehrt wurden Grundlage des gesamten buddhistischen Weges,
auch des Vajrayana. Darüber hinaus ist die Motivation des Mahayana, zum Nutzen aller
fühlenden Wesen Erleuchtung zu erlangen, beständig zu kultivieren.
Im Vajrayana sind Lama (Sanskrit: Guru), Yidam (Sanskrit: Deva; Meditationsgottheit) und
Khandro (Sanskrit: Dakini) wichtig. Sie sind im Vajrayana auch Objekte der Zuflucht.
Meist wird in Übersetzungen an Stelle des tibetischen Wortes Khandro das sanskritische Wort
Dakini verwendet. Wörtlich bedeutet Khandroma (mkha' 'gro ma) Himmelswandlerin. Schon in
den Jatakas, den Legenden über die früheren Geburten Shakyamunis, gibt es Hinweise auf eine
Klasse von Wesen, die durch die Luft gehen. Dakinis werden häufig als feenhafte Wesen
beschrieben, die (dank ihrer Verwirklichung) übernatürliche Fähigkeiten und Kräfte besitzen.
Indem sie dem Praktizierenden spirituelle Weisheit übermitteln, unterstützen sie ihn auf dem
Weg zur Erleuchtung.
In den Schulen des Vajrayana hat es neben den Mönchsgemeinschaften auch immer
Laiengemeinschaften praktizierender Yogis gegeben. Daher gibt es neben vielen gelehrten
Meistern, die aus den Mönchsschulen hervorgegangen sind auch eine große Zahl bedeutender
Meister und Siddhas, die den Pfad des Yogis verwirklicht haben. Ursprünglich wurden viele der
Vajrayâna-Praktiken in Indien und angrenzenden Ländern von Yogis weitergegeben. Es ist im
Vajrayana nicht wesentlich, ob jemand als Mönch (oder Nonne) ordiniert ist, sondern ob er/sie
in der Lage ist, die vom eigenen Geist fälschlich aufrechterhaltene Bindung an Samsara
aufzuheben. Im Vajrayana ist und war es weitgehend anerkannt, dass Frauen ebenso wie
Männer Erleuchtung erlangen können. Die vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus
stehen heutzutage Frauen in gleichem Umfang offen wie Männern. Große verwirklichte
Meisterinnen, deren Leben für viele Vajrayana-Praktizierende beispielhaft sind, waren unter
anderem Prinzessin Mandarava und Prinzessin Yeshe Tsogyal, beide Gefährtinnen von Guru
Rinpoche, dem Begründer der Nyingma-Schule. Weiterhin Niguma, eine Schülerin Naropas, die
in der Shangpa-Kagyü-Schule von großer Bedeutung ist und Machig Labdrön, die durch die
Einführung der Chöd-Lehren in Tibet berühmt wurde.
Neotantra
Mit dem Begriff Neotantra wird eine seit Ende der 1970er Jahre in Europa und den USA
verbreitete Richtung des Tantra bezeichnet, die meist von kommerziellen Tantraschulen
angeboten und verbreitet wird, aber auch im privaten Bereich praktiziert wird.
Entstehung und Gedankengut
Der indische Philosophieprofessor Osho propagierte unter dem Begriff Neo-Tantra als eine
zeitgemäße Form von Tantra die Verbindung von Spiritualität und Sexualität. Diese Lehre
besagt, dass mittels Meditation die sexuelle Energie des Beckenbereiches geweckt und zu
einem „kosmischen Bewusstsein“ transformiert werden könne. Weitere Theorien und Methoden,
insbesondere zu Sexualität und therapeutischen Methoden, sind den Lehren Wilhelm Reichs
entnommen. Darüber hinaus finden sich auch meditative Ideen des Yoga und der
Körpertherapie.
Die NEO_ Tantraszene steht geschichtlich in der Tradition der New Age-Kultur der neuen
sozialen Bewegungen. Gemein ist vielen Tantrainstituten ein therapeutischer Anspruch. Die
Seminare versprechen, insbesondere partnerschaftliche und sexuelle Probleme verarbeiten zu
helfen und Traumatisierungen bis hin zu den Auswirkungen von sexuellem Missbrauch zu
lindern. Auch soll „persönlichem und spirituellem Wachstum“ sowie „natürlicherem“ Erleben der
Sinnlichkeit Raum gegeben werden. Die Lehren des traditionellen Tantra, aber auch die
Grundlagen des Neotantra selbst, werden zumeist nicht konkret thematisiert. (
AUSSER BEI UNS DURCH WEBSITE UND INFOS)
Sexuelle Motivationen sind daher (oft leider auch der einzige (seufz)) Beweggrund der
Teilnehmer. Daneben rangieren Sehnsüchte nach Spiritualität, Gemeinschaftserlebnissen und
Geborgenheit. Das Geschehen unterscheidet sich von dem eines Swingerclubs, der leichte
Zugang zum anderen Geschlecht und der Umgang mit den Themen Erotik und Sexualität stellt
aber einen bedeutenden Anreiz zum Phantasieren dar.
WIKIPEDIA:
„Kritiker merken zu Recht bei vielen Anbietern allerdings an, dass die therapeutischen Belange
oftmals nur ein Vorwand seien, der das Ausleben sexueller Bedürfnisse in den Seminaren
verschleiere.
Problematisch sei insbesondere aber, dass es sich bei etlichen Angeboten um fragwürdige oder
mittlerweile beispielsweise aus Sicht der Traumatherapie veraltete „therapeutische“ Konzepte
handle.“
Hier bemühen wir uns durch besondere Wertschätzung auf der Scham des Einzelnen, Verzicht
auf „Schnelle Nacktheit“, Meditation und individualgeprägte Atemarbeit, Bindungsübungen im
Sinne der Bindungstheorie von Bowlby und körpertherapeutische Verfahren ein heilendes,
verlangsamendes „Gegengewicht“ zu schaffen.
Eine Besonderheit im Zusammenhang mit Neotantra stellen die sogenannten "TantraMassagen" dar, wie sie seit den 1990er Jahren bezeichnet werden. Einerseits sind sie im Umfeld
der Szene entstanden und wurden als Teil von Seminaren der Tantraschulen geübt,
andererseits werden sie als kommerzielle Dienstleistung abgekoppelt, was absolut kritisch zu
sehen ist!! Ziel der Massage war ursprünglich eine spirituelle Erfahrung oder der
Heilungsansatz bei den Massierten.
Im kommerziellen Kontext findet dies allerseltenst statt, sondern diskreditiert klassisches und
Neo—Tantra zugleich!
Tantra-Massagen umfassen meist auch die Massage der weiblichen bzw. männlichen
Geschlechtsorgane, wofür die Bezeichnungen "Yoni-Massage" und "Lingam-Massage"
verwendet werden. Es besteht kein direkter Zusammenhang zum traditionellen Tantra.
TANTRASCHULEN:
Sehr grob gefasst gibt es im Neo- TANTRA
diese aktuellen Hauptschulen und verschiedene Mischformen mit körpertherapeutischen
Ansätzen:
1/Daniel Odier Kaschmirischer Tantrismus
2/Barry Long/ Diana Richardson (spirituell und energetisch- orientiert)
3/Michael Plesse und Gabrielle St.-Clair (stark körpertherapeutisch und teilspirituell orientiert)
4/Margo Anand Naslednikov (Skydancing) (stark ritualorientiert)
5/Quodoushka Schamanismus und Sexualität
6/Rothe/ Bach/Loosen (sexuell orientiert)
In unseren Ansätzen finden sich Teile der Schulen von 1bis 5 wieder.
Die Methodiken der Schule von 6 (in Teilen auch von 5) betrachten wir aus unseren
körpertherapeutischen, traumaanalytischen und humanistischen Blickwinkel als zum jetzigen
Zeitpunkt antiquiert und nicht dem Stand der Trauma- und Bindungsforschung (Huber, Bowlby,
Levine, der Arbeit mit Scham und Schock (Trobe), der Psychologie sexueller Leiderschaft
( David Schnarch),, körpertherapeutischer Sichtweisen ( Willem Poppeliers) angemessen,
sondern tendenziell extrem kritisch in der Langfristanalyse.
Wir halten auch nichts von Verquickungen mit der SM- Szene oder einer falsch verstandenen
Polyamory, ebenso wenig wie von Zwischenformen, die mehr Ritual- und Beziehungstheater
oder One-Night- stand-Meetingbörse als ernsthafter Veränderung sind.
Das ist alles legitim an seinem Platz, zählt aber weder zum Verständnis des klassischen
Tantrismus, noch zu den originären Ansätzen von Oshos Neo- Tantra.
Falsche Polyamory
In der sexuellen Revolution der 1960er Jahre wurde eine „freie Liebe“ popularisiert und
teilweise als neue Norm vertreten, die promiskes Verhalten propagierte („Wer zweimal mit
demselben pennt, gehört schon zum Establishment“). Ziel war das Aufbrechen sexueller
Normen und Schaffen neuer Beziehungsformen, beispielsweise in der Kommune 2. Dabei gab
es autoritäre und sektiererische Auswüchse, die im deutschsprachigen Raum mit der
Aktionsanalytischen Organisation Otto Muehls, die auch AAO oder Zentrum für Emotionale
Gestaltung genannt wurde, ein Extrem erreichten. In den USA nahm beispielsweise die OneidaGemeinschaft, die einen religiösen Hintergrund hatte, eine ähnliche Entwicklung.
Ob heute Kommunen, die aus diesen Organisationen hervorgingen, wie beispielsweise das
ZEGG, noch von derartigen Strukturen beeinflusst sind, wird stark kontrovers bewertet.
Während Anhänger des ZEGG, die in der polyamoren Subkultur eine Minderheit bilden, dieses
häufig als Vorläufer der polyamoren Kultur in Deutschland beschreiben, stehen andere
Mitglieder der Subkultur dem ZEGG indifferent bis sehr distanziert gegenüber.
Falsche oder unwahre Polyamory, ist nichts anderes als das Reinszenierung zerstörter Bindung
(siehe hierzu Bindungsforschung als Artikel im Tara Sattva Newsletter), in der die Bedeutung
des Sexuellen als Machtfaktor nicht als Liebesfaktor aufgezeigt und reinszeniert wird.
Bei Männer und Frauen spielen hier sadistische oder masochiostische Impulsstauungen eine
Rolle, bei Männern oft noch eine massive, narzisstische Kränkung durch Mütter, Großmütter
oder erdrückende- manipulative Beziehungspartnerinnen in der Pubertät.
Es gibt einen emotionalen Kernbezugspartner oder gab einen solchen, zu dem eine
Restbeziehung besteht oder in der Phantasie immer noch bestand.
Aus der daraus sich abbildenden Triangel in der Beziehung oder Beziehungsphantasie
wird aus unterdrückten Gefühlen der Wut, des Hasses, der Trauer,existentiellen Schmerzes, der
Angst und derEifersucht immer wider eine beliebige dritte Person in die Triangulation mit
eingebaut.
Härtetest solcher falscher polyamouröser Verbindungen ist das
„One- room – 4 days and nights- experiment“, in dem sich die Gruppe selbst prüft, aus
welchen Gründen wirklich Beziehungen oder Seitenbeziehungen geführt werden. In diesem
Experiment verpflichten sich die Beteiligten mindestens 14 Stunden pro Tag in dieser Zeit
Im gleichen Raum zuzubringen. Jede Triangulation, ihre Reinszenierung und die Macht/
Dominanzansprüche werden unausweichlich deutlich.
Realidentische Polyamory
Inzwischen hat sich ein weitgehend anerkannter Maßstab herausgebildet, um Polyamory von
dem alten, häufig normativ gebrauchten Begriff der „Freien Liebe“ abzugrenzen, wie er in den
1970er Jahren verstanden wurde. Polyamore Beziehungen benötigen grundsätzlich das
Einvernehmen aller Beteiligten und der sexuellen Selbstbestimmung wird höchste Priorität
eingeräumt. Das setzt voraus, dass alle Beteiligten umfassend informiert sind, Transparenz
gewährleistet ist und ein gleichwertiger Umgang zwischen ihnen besteht. Monogame
Beziehungsformen werden als gleichwertige Entscheidung behandelt. Außerdem wird dem
Umgang mit Emotionen, wie Eifersucht, eine weitaus größere Beachtung geschenkt als dies in
den 1970ern der Fall war.
Die Realidentische Polyamory definiert sich dabei über die emotionale Seite der
Liebesbeziehungen. Es steht also nicht das Erleben von Sexualität im Mittelpunkt, das
allerdings – wie in jeder Liebesbeziehung – durchaus eine wesentliche Rolle spielen kann und
darf. Als Bedingungen für Realidentische polyamouröse Beziehungen werden vielfach
größtmögliche Ehrlichkeit zwischen den Beteiligten und gegenseitiges Einverständnis genannt.
Deshalb gibt es im Konzept der Polyamory keine zu verheimlichenden Liebhaberinnen und
Liebhaber. Den Menschen, die man mag, soll mit dem sich aus dem individuellen Verhältnis
erwachsenden Maß an Zuneigung und Intimität begegnet werden können. Es braucht nicht
geleugnet zu werden, falls man für mehr als einen Menschen Gefühle empfindet. Eifersucht
und Verlustängste treten auch bei Menschen, die diese Beziehungsform gewählt haben, oft auf
und sollten offen ausgesprochen werden. Eifersucht stellt in der Tat bei langfristig
bestehenden Beziehungen oft die bedeutendste Hürde dar. Zufolge dem Konzept der
Polyamory soll jedoch vermieden werden, dass diese Gefühle das Handeln bestimmen, da sie
sonst zerstörerisch auf Beziehungen wirken könnten.
Da die Polyamory im Gegensatz zur Monogamie keinen Ausschließlichkeitsanspruch gegenüber
dem Partner vertritt, besteht keine Notwendigkeit, eine Beziehung zu beenden, wenn der
Partner parallel weitere Beziehungen eingeht. Akute Verliebtheit, in englischsprachigen Foren
auch „New Relationship Energy“ (NRE) genannt, wird trotz der schönen Gefühle manchmal als
mit Vorsicht zu genießender Zustand gesehen. Sie mache es schwerer, die Bedürfnisse aller
Partner auszugleichen und berge die Gefahr von kurzschlüssigen Entscheidungen, deren
Konsequenzen langfristig bedauert würden.
Realidentische Polyamore Beziehungen können einen erheblichen emotionalen Stress bedeuten,
falls es Konflikte zwischen den Partnern gibt oder Eifersuchtsgefühle aufkommen. Das nötige
Abgrenzungsvermögen sowie die Aufrichtigkeit und Selbstkenntnis, die solche Situationen
verlangen, bringen nicht alle Personen auf, die mit nichtmonogamen Beziehungen
experimentieren. Ob polyamore Beziehungen zwischen Menschen, die mit dieser Lebensform
keine Erfahrungen haben, Bestand haben, lässt sich kaum voraussagen.
Deswegen wird großer Wert darauf gelegt, dass die Beteiligten an einer solchen Beziehung
diese bewusst und freiwillig wählen. Zusätzliche Beziehungen haben zudem die Tendenz,
Unsicherheiten und ungeklärte Konflikte in einer Partnerschaft ans Licht zu bringen, auch wenn
diese schon lange besteht. Um sich z. B. vor einem Ausspannen von Partnern oder vor
Beziehungskonflikten in ungünstigen Lebensphasen wie der Stillzeit eines Kindes zu schützen,
handeln langfristige Partner häufig vorher ein gegenseitiges, im Umfang begrenztes Vetorecht
in Bezug auf neue Beziehungen aus.
Die Orientierung zu Mehrfachbeziehungen wird von manchen polyamoren Menschen als
bewusste Wahl betrachtet; die Mehrzahl betrachtet ihre Präferenz jedoch als Folge ihrer
individuellen „Verdrahtung“ (Easton und Liszt, 1997). Viele Menschen, die in
Mehrfachbeziehungen leben, haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass monogame
Beziehungen für sie nicht funktionieren oder sie darin nicht glücklich werden. Dies wird aber in
der Regel nicht zum Anlass genommen, Monogamie als individuelle Wahl abzuwerten.
Hinterfragt wird jedoch die Monogamie als gesellschaftliche Norm (Heteronormativität bzw.
Mononormativität) und die nach Überzeugung polyamor-denkender Menschen oft damit
verbundene Doppelmoral.
Als Grund gegen ein Eingehen polyamorer Beziehungen führen viele polyamore Menschen an,
dass oft viel mehr „Beziehungsarbeit“ geleistet werden müsse, was manchmal einen
erheblichen Aufwand an Aufmerksamkeit, Zeit und Energie erfordere. Außerdem müsse auf
subjektive oder reale Sicherheiten verzichtet werden. Dies werde aber für Individuen, die diese
Beziehungsform bevorzugen, durch Authentizität, persönliches Wachstum sowie
Selbstentfaltung weit mehr als ausgeglichen. Hinzu komme die Erfahrung von Vielfalt und
Lebendigkeit, von Freude am Glück der Geliebten mit ihren anderen Partnern, die Solidarität
und Unterstützung in einer erweiterten Lebensgemeinschaft, sowie ähnliche Aspekte. Viele
begründen ihre Wahl auch mit der Erfahrung, dass sie in solchen Beziehungen wesentlich
glücklicher seien.
SCHAM und SEXUALITÄT
Oder
warum wir nichts vom Konzept der Entpanzerung durch schnelles Nacktsein in Gruppen halten!
Erste Hürde:
Der menschliche Körper funktioniert nicht wie eine Maschine. Er ist lebendiger Organismus, der
im Gehirn und auch in anderen Körperzellen Erinnerungen abspeichert. Sind die Erfahrungen,
die als Erinnerungen abgespeichert sind unangenehm, reagiert der Körper mit muskulärer,
nervöser und zellulärer Verspannung oder Verkrampfung. Das nennt sich SCHMERZ!
Zweite Hürde: In der Erinnerung steckt stets eine Bewertung und Einschätzung, ob die
damalige und im Vergleich jetzige Situationen gefährlich oder ungefährlich sind.
Dritte Hürde: Manche Organe und Körperteile sind empfindlicher als Andere. Zu den
Empfindlichsten zählen: alle Körperöffnungen, das männliche/ weibliche Genital und der Kopf.
Vierte Hürde: Altersbedingt und aus der persönlichen Situation formt sich der Körper über die
Erfahrung und verformt sich innerlich wie äußerlich. Dieser Prozess dauert Jahre, also braucht
es zur Umkehr dieses Prozesses auch ein wenig länger als 2 Stunden oder ein Wochenende.
Natürlich können wir uns auch selbst betäuben und lasen was über uns ergehen, vor dem wir
Angst haben. Aber unser Körper kann das in sogenannte Affekte oder emotionale Zustände
umwandeln, die erst nach einem Ereignis auftreten. In der Psychologie nennt sich das
„Posttraumatisches Belastungssyndrom mit ausbleibender Fähigkeit zur Affektregulation“.
Meist führt es Misstrauen, Scham, stärkerer Bindungsunfähigkeit, Retraumatisierung, stärkerer
Feindbildprojektion, Bindungsangst oder Promiskuität ohne Herzöffnung und orgasmischen
echten Fluss.
Fünfte Hürde: Hat bei der Berührung an erogenen Zonen oder im direkten Kontakt mit
genitaler Berührung jemand gegengeschlechtliche Übergriffe erlebt, ist es für ihn schwierig
durch solche Berührung „entpanzert“ zu werden. Eher schafft dieses neue Modelle der Bildung
des Charakterpanzers, sei es Sexsucht, pornografische Phantasien, Bildung einer PseudoVerliebtheit oder Entwertung der gegengeschlechtlichen Figur.
Sechste Hürde: Berührung setzt immer einen Hormon- und Neurotransmitter-Cocktail frei, der
sehr individuell ist. In der Genitalmassage sind beide Beteiligten diesem Cocktail mit einem
Maximalmaß ausgeliefert. Ist vorher Spannung und Stress angesagt, gibt es Entladungen, die
entweder körperlich, nervös, emotional oder sexuell sind. Meist ist dies den Beteiligten nur
eingeschränkt klar.
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