Mansonella ozzardi

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M
Machupo-Virus
Malassezia
Arenaviren
Erregerbezeichnung
Macracanthorhynchus
Acanthocephala
Malassezia furfur (Robin) Baillon 1889, Malassezia pachydermatis (Weidman) Dodge 1935,
Malassezia sympodialis 1990, weitere Spezies
seit 1996: Malassezia globosa, Malassezia restricta, Malassezia slooffiae, Malassezia obtusa.
Synonym
Madenwurm
Enterobius vermicularis
Diverse Synonyme sind heute obsolet: Pityrosporum orbiculare Gordon 1951, Pityrosporum
ovale (Bizzozero) Castellani & Chalmers 1913,
Pityrosporum canis und weitere.
Morphologie
Madrid Virus
Bunyaviren
Madurafuß
Eumyzetom (Madurella mycetomatis, u.v.a.)
Maduramykose
Auf menschlicher Haut dimorph: Ovale, ellipsoide oder kurzzylindrische Zellen mit unipolarer
Sprossung 1,5–4,5×2,0–6,5 µm; daneben echte,
wenig septierte, hyaline Hyphen.
Kultur. Lipophil (außer: M. pachydermatis):
Wachstum auf 1% Olivenöl-überschichteten
Nährböden bzw. Medium nach Leeming & Notman nach 3d bis 2 Wochen bei 32–35°C und hoher Luftfeuchtigkeit: cremefarbene Hefekolonien mit meist glatter Oberfläche und unregelmäßiger Begrenzung.
Eumyzetom (Madurella mycetomatis, u.v.a.)
Madurella mycetomatis
Eumyzetom (Madurella mycetomatis, u.v.a.)
Mikroskopisch. Runde, ovale, ellipsoide oder
kurz-zylindrische Zellen 1,5–4,5×2,0–6,5 µm mit
unipolarer Sprossung, Collarette. M. globosa:
runde Zellen mit Sprossung an schmaler Basis.
M. obtusa: große, elongierte Zellen mit Sprossung an breiter Basis.
395
Malassezia
Taxonomie
Abteilung:
Klasse:
Familie:
Gattung:
Labordiagnostik
Basidiomycota
Blastomycetes
Cryptococcaceae
Malassezia. Teleomorph: Nicht bekannt.
Historie
Erste Beschreibungen des Pilzes und Zuordnung zur Pityriasis versicolor von Eichstedt
1846 und Robin 1853. Malassez beschrieb 1874
das Vorkommen von rund-ovalen Sprosszellen
in menschlichen Hautschuppen. Von Marcon &
Powell 1992 als ätiologisches Agens einer opportunistischen systemischen Infektion beschrieben.
Erkrankungen/Symptome
Pityriasis versicolor. Auf das Stratum corneum
beschränkte Mykose mit geringer entzündlicher
Reaktion, verbunden mit überschießender Vermehrung der Pilze: Kleinfleckige rötlichgelbe
oder braune Herde können zu größeren Herden
konfluieren. Kleieförmige Schuppung (Kleienflechte), dunkle Flecken auf heller Haut, bei
dunkler Haut Depigmentierung. Häufig rezidivierend.
Follikulitis. Entzündliche, bräunliche-rote follikelgebundene Papeln diffus auf der Haut des
Thoraxbereiches. Ausgeprägter Juckreiz. Oft
chronischer Verlauf.
Seborrhoische Dermatitis. Malassezia ist vermutlich an der Pathogenese der seborrhoischen
Dermatitis wesentlich beteiligt. Rötung und verstärkte Schuppung im behaarten Kopfbereich,
im Gesicht und am Stamm, einhergehend mit
Juckreiz.
Untersuchungsmaterial. Hautschuppen, mit
KOH behandelt, oder Tesafilmabriss von verdächtigen Hautstellen. Blut, Katheterspitzen.
Mikroskopie. Ungefärbt im Phasenkontrast
oder gefärbt (Lactophenol-Baumwollblau, Calcofluor White). Merkmale siehe Morphologie.
Im Woodlicht rötlichgelbe bis orange Fluoreszenz der Herde.
Kultur. Auf Spezialmedium siehe Morphologie.
Artbestimmung kultivierter Pilze erfolgt mikromorphologisch, biochemisch (Assimilation von
Tween, Katalasereaktion, Äskulinspaltung) und
durch Bestimmung der Wachstumstemperatur.
Serologie. Keine.
Therapie
Pityriasis versicolor und seborrhoische Dermatitis: Extern: 3%iger Salizylsäurespiritus (wahlweise mit 0,5% Hexachlorophen) 1mal täglich,
Haare waschen mit Azol-haltigem Shampoo.
Bei Therapieresistenz: 1%ige Clotrimazol-Salbe,
Econazollösung oder andere azolhaltige Externa; bei hoher Rezidivrate: Itraconazol (200mg/
die per os, 7 Tage). Chronische Follikulituis: Extern Clotrimazolsalbe, zusätzlich Itraconazol
(200mg/die per os, 7–14 Tage). Opportunistische systemische Infektion: Entfernung von Kathetern, antimykotische Therapie mit Itraconazol.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Differenzialdiagnose
Opportunist, d.h. der Pilz kann sowohl Kommensale als auch unter bestimmten Bedingungen Krankheitserreger sein. Ausgeprägte Fähigkeit der Hyphenzellen zur Adhärenz an das
Startum corneum der Haut. Dimorphismus ist
virulenzassoziiert, da in Läsionen bei Pityriasis
versicolor vorwiegend Myzelien ausgebildet
werden, auf gesunder Haut vorwiegend Sprosszellen. Weitere Virulenzfaktoren: Lipasen, Hydrolasen und Fähigkeit zur Produktion reaktiver Sauerstoffverbindungen.
Pityriasis versicolor: Erythrasma. Erworbene
Depigmentierung der Haut (Vitiligo). Follikulitis: Akne. Opportunistische systemische Mykose: systemische Candida-Infektionen.
Infektion aus patienteneigener Hautflora; Übertagung vom Tier (Hund, Katze etc.) auf den
Opportunistische systemische Mykose. Bei immunsupprimierten Risikopatienten und Neugeborenen Fieber, pulmonale Infiltrate und diverse uncharakteristische Organmanifestationen
mit möglichem lebensbedrohlichen Verlauf. Beeinflussung der Blutgerinnung.
396
Transmission
Malassezia
Menschen; Übertragung
Mensch (Hände).
von
Mensch
zu
Vermehrung und Inkubationszeit
Nicht bestimmbar aufgrund des Kommensalismus.
Resistenz
Pilz überlebt nur in feuchtem, fettreichen Milieu.
Immunantwort
Humorale Antwort vorhanden, zellvermittelte
Immunität ist bei Pityriasis versicolor gestört.
Wirtsbereich
M. pachydermatis: Wild- und Haustiere, Vögel,
Primaten. Die anderen lipidbedürftigen Arten
leben als Kommensale in talgdrüsenreichen
Hautarealen des Menschen, aber auch auf der
Haut u.a. von Fledermäusen, Vögeln, Katzen,
Hunden, Pferden und Schweinen.
Risikogruppen
Hautaffektionen: Hyperhidrosis oleosa, Seborrhoe, behinderte Hautabdunstung, weitere individuelle begünstigende Faktoren noch wenig
bekannt. Chronische Follikulitis bei Erwachsenen unter Glukokortikoid-, Antibiotika- und/
oder immunsuppressiver Therapie und bei Diabetes mellitus auftretend. Opportunistische, systemische Infektion: Patienten mit zentralem
Venenkatheter, CAPD-Patienten, Neugeborene
(bes. unter Intensivtherapie und bei geringem
Geburtsgewicht).
◗ Malassezia sympodialis partial 26S rRNA gene, strain CBS 7222: AJ249953
◗ Malassezia slooffiae partial 26S rRNA gene,
strain CBS 7956: AJ249956
◗ Malassezia slooffiae 26S ribosomal RNA gene,
partial sequence: AF064028
◗ Malassezia obtusa partial 26S rRNA gene,
strain CBS 7876: AJ249954
◗ Malassezia obtusa 26S rRNA gene, partial sequence: AF064027
◗ Malassezia pachydermatis partial 26S rRNA
gene, strain CBS 1879: AJ249952
◗ Malassezia pachydermatis 26S rRNA gene,
partial sequence: AF063215
◗ Malassezia restricta partial 26S rRNA gene,
strain CBS 7877: AJ249950
◗ Malassezia restricta 26S ribosomal RNA gene,
partial sequence: AF064026
◗ Malassezia globosa partial 26S rRNA gene,
strain CBS 7966: AJ249951
◗ Malassezia globosa 26S ribosomal RNA gene,
partial sequence: AF064025
◗ Malassezia furfur 18S ribosomal RNA gene,
partial sequence; internal transcribed spacer
1, 5.8S ribosomal RNA gene and internal
transcribed spacer 2, complete sequence; and
28S ribosomal RNA gene, partial sequence:
AF246896
◗ Malassezia furfur 18S ribosomal RNA gene,
partial sequence: AF208388
◗ Malassezia furfur 26S ribosomal RNA gene,
partial sequence: AF063214
Prävention
Keine.
Epidemiologie
Kommensalismus auf menschlicher, talgdrüsenreicher Haut, auch Kopfhaut; beginnend in
der Pubertätsphase. Vorkommen weltweit, aber
gehäuft in den Tropen. Inzidenz der Pityriasis
versicolor in tropischen Gebieten ca. 40%, in gemäßigten Klimazonen 1–4%. Besiedelte oder
auch erkrankte Tiere (bes. Otitis bei Hund, Katze etc.) sind ein weiteres Reservoir.
Genetik
Von M. pachydermatis sind 6 Chromosomen
mit einer molekularen Größe von 820 bis 1800
kb beschrieben, von M. furfur 7 Chromosomen.
◗ Malassezia sympodialis 26S rRNA gene, partial: AF064024
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine.
Meldepflicht
Keine.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Kein Referenzzentrum in Deutschland.
Literaturüberblick:
http://www.ohsu.edu/cliniweb/B5/
B5.354.930.html
Informationen zu Erreger, Pathogenese und
Therapie:
397
M
Mansonella ozzardi
◗ http://link.springer-ny.com/link/service/
journals/00105/bibs/1052001/10520073.htm
◗ http://www.dermatologie.de/frames/
_artikel/der_deutsche_dermatologe/2001/
05/334.html
Schlüsselliteratur
1. Kurtzman, CP & Fell, JW. 1998, The Yeasts, A Taxonomic
Study. Elsevier Science B.V., Amsterdam. 785pp.
2. Gueho, E et al. 1998. The role of Malassezia species in the
ecology of human skin and as pathogen. J Med Vet Mycol;
36: 220–229.
3. Midgley, G. 2000. The lipophilic yeasts: state of the art and
prospects. Medical Mycology 38(Suppl. 1): 9–16.
4. Leeming, JP. & Notman FH. 1987. Improved methods for
isolation and enumeration of Mallassezia furfur from
human skin. J Clin Microb; 25: 2017–2019.
5. Gupta, AK, Kohli, Y, Summerbell, RC. 2000. Molecular
differentiation of seven Malassezia species. J Clin
Microbiol; 38(5):1869–75.
Mansonella ozzardi
Erregerbezeichnung
Mansonella ozzardi
Erkrankungen/Symptome
Die adulten Würmer sollen sich im subkutanen
und peritonealen Bindegewebe ansiedeln. Außer einer Eosinophilie treten ausgeprägte
Krankheitserscheinungen nicht auf. Vereinzelt
wurden juckende Hautreaktionen und Gelenkschmerzen der Infestation mit M. ozzardi zugeschrieben.
Differenzialdiagnose
Eine gesicherte Diagnose ist nur durch den Parasitennachweis (in der Regel anhand der Mikrofilarien) möglich. Die Mikrofilarien leben in
den Blutgefäßen und weisen keine Periodizität
auf, so dass sie sowohl tagsüber als auch nachts
im peripheren Blut anzutreffen sind. Sie sind –
verglichen mit denjenigen anderer Arten – relativ klein, jedoch anhand der o.a. morphologischen Charakteristika leicht identifizierbar. Als
Nachweismethoden kommen Blutausstrich,
Dicker Tropfen und Anreicherungsverfahren
(Millipore- oder Nucleopore-Filtration u.a.) in
Frage. Eine Diagnosestellung aufgrund klinischer Symptome ist wegen deren Fehlens praktisch nicht möglich.
Synonym
Labordiagnostik
Filaria demarquayi, Ozzard-Filarie
Spezifische serologische Tests für eine zuverlässige Immundiagnostik sind nicht verfügbar, zunehmend kommen aber PCR (Polymerase
Chain Reaction) Assays zur Anwendung.
Morphologie
Fadenförmige haardünne Rundwürmer (Filarien). Die Männchen werden 25–30 mm lang und
70–80 µm dick, während die Weibchen eine
Länge von 30–60 mm erreichen bei einer Dicke
von 130–160 µm.
Die Weibchen gebären Mikrofilarien, deren
mittlere Länge 183 µm (160–200 µm) und deren
Durchmesser 3–4 µm beträgt. Die Mikrofilarien
sind ungescheidet und besitzen eine zugespitzte
kernfreie Schwanzspitze.
Taxonomie
Klasse:
Nematoda
Ordnung: Spirurida
Familie: Onchocercidae
Historie
M. ozzardi wurde durch Ozzard bei Indianern
Guyanas entdeckt, 1897 durch Manson als neue
Art beschrieben und 1929 durch E. C. Faust als
einzige Spezies einem neuen Genus zugeordnet.
398
Therapie
Die Ergebnisse einer Therapie mit Diäthylcarbamazin (DEC) sind widersprüchlich. Möglicherweise kommen oral appliziertes Mebendazol (2×100mg/d über 30 Tage) oder Ivermectin
(1×140µg/kg KG) als Chemotherapeutika in Frage.
Spezifische Merkmale
Transmission
Eine Übertragung auf den Menschen ist nur
durch bestimmte Insekten, und zwar Gnitzen
(Ceratopogonidae) der Gattung Culicoides und
auch Kriebelmücken (Simuliidae) der Gattung
Simulium möglich.
Vermehrung
M. ozzardi ist ein zweiwirtiger Parasit mit filarienspezifischer Entwicklung: Gebären von Mi-
Mansonella ozzardi
krofilarien durch die adulten Weibchen und
Übertreten ins periphere Blut → Aufnahme
durch Überträgerinsekten → Entwicklung zu
Infektionslarven in der Thoraxmuskulatur des
Insekts innerhalb von 6–10 Tagen → Austritt
der Larve aus den Mundwerkzeugen des Insekts
während einer erneuten Blutmahlzeit und Eindringen in die Haut des Menschen → Heranwachsen zu Adultwürmern und Ansiedlung im
subkutanen und peritonealen Bindegewebe. Die
Präpatenz beträgt ca. 5–6 Monate.
Wirtsbereich
M. ozzardi wurde bisher nur beim Menschen
nachgewiesen. Andere natürliche Wirte sind
nicht bekannt.
Risikogruppen
Einige Autoren nehmen an, dass M. ozzardi besonders gut an einige Indianerstämme Süd- und
Mittelamerikas adaptiert ist, bei denen nicht
selten hohe Prävalenzraten gefunden werden.
Epidemiologie
Die Gesamtzahl der mit M. ozzardi infizierten
Menschen wird auf 12–15 Mio. geschätzt. Das
Verbreitungsgebiet ist auf Mittel- und Südamerika sowie die Westindischen Inseln beschränkt.
Prävention
Mögliche Maßnahmen sind Schutz durch Repellentien und Moskitonetze.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als
fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche
parasitologische und tropenmedizinische Institutionen.
Expertenlaboratorien
◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin,
Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im
Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin,
Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn
◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen
◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559
Hannover
◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin
◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin
und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31,
72074 Tübingen
◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart
◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin
Web-Adressen für Parasiten
◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie:
http://www.dgp.parasitologie.de
◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur
Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre
Krankheiten“
◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin
und Internationale Gesundheit:
http://www.dtg.mwn.de
◗ British Society for Parasitology:
http://www.abdn.ac.uk/bsp/
◗ American Society of Parasitologists:
http://www.museum.unl.edu/asp
◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare
Parasitologie:
http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara
◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/
◗ WHO-World Health Organization:
http://www.who.int/
Schlüsselliteratur
1. Beaver PC, Jung RC, Cupp EW (1984) Clinical Parasitology.
9th Edition. Lea & Febiger, Philadelphia
2. Despommier DD, Gwadz RW, Hotez PJ (1995) Parasitic
Diseases. 3rd Edition. Springer-Verlag, New York etc.
3. Lang W, Löscher T (Hrsg) (2000) Tropenmedizin in Klinik
und Praxis. 3. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart New
York
4. Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W (1995)
Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen. 2.
Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart
399
M
Mansonella perstans
Acanthocheilonema perstans, Dipetalonema
perstans, Tetrapetalonema perstans
krofilarien möglich. Die Mikrofilarien zirkulieren im Blut und zeigen keine Periodizität, sind
also zu jeder Tageszeit im peripheren Blut zu
finden. Für die Differenzialdiagnose sind Form
und Kernanordnung des Schwanzbereichs entscheidend (siehe Morphologie). Als Nachweismethoden kommen Blutausstrich, Dicker Tropfen und Anreicherungsverfahren (z.B. Millipore- oder Nucleopore-Filtration) in Frage.
Morphologie
Labordiagnostik
Mansonella perstans
Erregerbezeichnung
Mansonella perstans
Synonym
Fadenförmige haardünne Rundwürmer (Filarien). Die Männchen werden ca. 45 mm lang bei
einem Durchmesser von 60 µm, während die
Weibchen eine Länge von 70–80 mm und einen
Durchmesser von 120 µm erreichen.
Die Weibchen gebären Mikrofilarien, deren
Länge 190–200 µm und deren Durchmesser
4 µm beträgt. Die Mikrofilarien sind ungescheidet und besitzen ein stumpfes Schwanzende,
wobei die unmittelbare Schwanzspitze mit einem Kern ausgefüllt ist.
Taxonomie
Klasse:
Nematoda
Ordnung: Spirurida
Familie: Onchocercidae
Historie
Erstmals 1888 durch Daniels in Guyana nachgewiesener und von Manson 1891 beschriebener
Parasit, der unterschiedlichen Gattungen zugeordnet wurde. Heutige Zuordnung zur Gattung
Mansonella 1982 durch Orihel & Eberhard.
Erkrankungen/Symptome
Die adulten M. perstans bewohnen die Körperhöhlen, Mesenterien und das perirenale sowie
das retroperitoneale und das perikardiale Gewebe. Der Befall wird gewöhnlich als harmlos
angesehen. Bei einigen Infizierten sind Pruritus
und passagere Hautschwellungen aufgetreten.
Da im Falle einiger Enzephalopathien mit
Schwindel, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit
und Erbrechen auch Mikrofilarien von
M. perstans nachgewiesen wurden, sind ernstere Krankheitserscheinungen nicht auszuschließen.
Differenzialdiagnose
Eine gesicherte Diagnose ist nur durch den Direktnachweis des Parasiten anhand seiner Mi400
Keine Daten verfügbar.
Therapie
Der Einsatz von Diäthylcarbamazin (DEC) wird
konträr diskutiert. Eine Gesamtdosis von 75mg/
kg KG soll wirksam sein. Die Wirksamkeit von
Mebendazol wird ebenfalls diskutiert (200–
300mg/d über 30 Tage).
Spezifische Merkmale
Transmission
Eine Übertragung auf den Menschen ist nur
durch Gnitzen der Gattung Culicoides möglich.
Vermehrung
Die Entwicklung von M. perstans entspricht
derjenigen von M. ozzardi (siehe dort). Überträger sind allerdings ausschließlich Gnitzen
der Gattung Culicoides. Die Präpatenz von
M. perstans beträgt 3–5 Monate.
Wirtsbereich
Neben dem Menschen werden auch andere Primaten (so Gorilla und Schimpanse) von
M. perstans befallen. Als Reservoir spielen Affen
jedoch keine Rolle.
Risikogruppen
Besondere Risikogruppen sind nicht bekannt.
Epidemiologie
Die Schätzungen über die Zahl infizierter Menschen variieren stark zwischen 12 und 60 Mio.
Die Verbreitung erstreckt sich auf das tropische
Afrika (außerdem mit Nachweisen in Algerien
und Tunesien), auf die Ostküste von Südamerika (von Panama bis Argentinien) und auf einige
Karibische Inseln. In Guyana ist M. perstans
häufig mit M. ozzardi vergesellschaftet, in Afri-
Mansonella streptocerca
ka nicht selten mit Wuchereria bancrofti und
Loa loa.
Prävention
Mögliche Maßnahmen sind Schutz durch Repellentien und Moskitonetze.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als
fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche
parasitologische und tropenmedizinische Institutionen.
Expertenlaboratorien
◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin,
Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im
Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin,
Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn
◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen
◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559
Hannover
◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin
◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin
und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31,
72074 Tübingen
◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart
◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin
Web-Adressen für Parasiten
◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie:
http://www.dgp.parasitologie.de
◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur
Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre
Krankheiten“
◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin
und Internationale Gesundheit:
http://www.dtg.mwn.de
◗ British Society for Parasitology:
http://www.abdn.ac.uk/bsp/
◗ American Society of Parasitologists:
http://www.museum.unl.edu/asp
◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare
Parasitologie:
http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara
◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/
◗ WHO-World Health Organization:
http://www.who.int/
Schlüsselliteratur
1. Beaver PC, Jung RC, Cupp EW (1984) Clinical Parasitology.
9th Edition. Lea & Febiger, Philadelphia
2. Despommier DD, Gwadz RW, Hotez PJ (1995) Parasitic
Diseases. 3rd Edition. Springer-Verlag, New York etc.
3. Lang W, Löscher T (Hrsg) (2000) Tropenmedizin in Klinik
und Praxis. 3. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart New
York
4. Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W (1995)
Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen. 2.
Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart
Mansonella streptocerca
M
Erregerbezeichnung
Mansonella streptocerca
Synonym
Acanthocheilonema streptocerca, Dipetalonema
streptocerca, Tetrapetalonema streptocerca
Morphologie
Fadenförmige haardünne Rundwürmer (Filarien). Die Männchen werden ca. 15–20 mm lang
bei einem Durchmesser von 50 µm, während die
Weibchen eine Länge von 20–25 mm und einen
Durchmesser von 76 µm erreichen.
Die Weibchen gebären Mikrofilarien, deren
Länge 210 µm (180–245) µm und deren Durchmesser 5–6 µm beträgt. Die Mikrofilarien sind
ungescheidet und besitzen ein rundhakenförmig gebogenes Schwanzende, das mit Zellkernen angefüllt ist.
Taxonomie
Klasse:
Nematoda
Ordnung: Spirurida
Familie: Onchocercidae
401
Mansonella streptocerca
Historie
Risikogruppen
Der zunächst anhand seiner Mikrofilarien 1922
durch Macfie & Corson als Microfilaria streptocerca beschriebene Parasit wurde später wechselnden Gattungen zugeordnet, ehe ihn Orihel
& Eberhard 1982 in die Gattung Mansonella einreihten.
Besondere Risikogruppen sind nicht bekannt.
Erkrankungen/Symptome
Sowohl die adulten Filarien als auch die Mikrofilarien halten sich im Bindegewebe der Haut
auf. Klinische Erscheinungen sind in der Regel
auf den oberen Thoraxbereich, auf Schultern
und Oberarme beschränkt und können u.a. in
Pruritus und depigmentierten Flecken bestehen.
Differenzialdiagnose
Der Nachweis einer M. streptocerca-Infektion
beschränkt sich auf die Identifizierung der typischen Mikrofilarien (siehe Morphologie), die
durch Hautbiopsie gewonnen werden müssen.
Labordiagnostik
Keine Daten verfügbar.
Therapie
Zur Behandlung der Streptocercose hat sich Diäthylcarbamazin (DEC) bewährt. Es wird eine
dem Loa loa-Befall entsprechende Dosierung
empfohlen (siehe dort). Die Wirksamkeit von
Ivermectin wird diskutiert.
Spezifische Merkmale
Transmission
Eine Übertragung auf den Menschen ist nur
durch Gnitzen der Gattung Culicoides möglich.
Vermehrung
Die Entwicklung von M. streptocerca entspricht
derjenigen von M. ozzardi (siehe dort). Überträger sind allerdings ausschließlich Gnitzen
der Gattung Culicoides. Die Präpatenz von M.
streptocerca beträgt vermutlich wenige Monate.
Wirtsbereich
Neben dem Menschen werden auch andere Primaten (so Gorilla und Schimpanse) von
M. streptocerca befallen. Als Reservoir spielen
Affen jedoch keine Rolle.
402
Epidemiologie
M. streptocera ist im zentralafrikanischen Regenwald, insbesondere im Kongo, in Ghana, Nigeria und Kamerun verbreitet. Nicht selten finden sich Mischinfektionen mit der ebenfalls in
der Haut lebenden Onchocerca volvulus.
Prävention
Mögliche Maßnahmen sind Schutz durch Repellentien und Moskitonetze.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als
fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche
parasitologische und tropenmedizinische Institutionen.
Expertenlaboratorien
◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin,
Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im
Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin,
Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn
◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen
◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559
Hannover
◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin
◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin
und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München
◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31,
72074 Tübingen
◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart
◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin
Web-Adressen für Parasiten
◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie:
http://www.dgp.parasitologie.de
Masernvirus
◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur
Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre
Krankheiten“
◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin
und Internationale Gesundheit:
http://www.dtg.mwn.de
◗ British Society for Parasitology:
http://www.abdn.ac.uk/bsp/
◗ American Society of Parasitologists:
http://www.museum.unl.edu/asp
◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare
Parasitologie:
http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara
◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/
◗ WHO-World Health Organization:
http://www.who.int/
sid einschließt. Die virale genomische RNA besteht aus einem Negativstrang von etwa 15.900
Nukleotiden und kodiert für 6 Strukturproteine, wobei 3 Proteine (N = Nukleoprotein, P =
Phosphoprotein, L = large Protein/RNA Polymerase) mit der viralen RNA assoziiert vorliegen und 3 Proteine (M = Matrix, H = Hämagglutinin, F = Fusionsfaktor) bei der Ausbildung der
Virushülle beteiligt sind.
Schlüsselliteratur
Historie
1. Beaver PC, Jung RC, Cupp EW (1984) Clinical Parasitology.
9th Edition. Lea & Febiger, Philadelphia
2. Despommier DD, Gwadz RW, Hotez PJ (1995) Parasitic
Diseases. 3rd Edition. Springer-Verlag, New York etc.
3. Lang W, Löscher T (Hrsg) (2000) Tropenmedizin in Klinik
und Praxis. 3. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart New
York
4. Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W (1995)
Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen. 2.
Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart
Marburg-Virus
Filoviren
Marituba Virus
Bunyaviren
Masernvirus
Erregerbezeichnung
Masernvirus (MV)
Synonym
Keine Daten verfügbar.
Morphologie
Das Virion hat eine Größe von 110–250 nm und
besitzt eine Hülle, die das helikale Nukleokap-
Taxonomie
Das Masernvirus gehört zusammen mit weiteren tierpathogenen Viren (u.a. Rinderpest und
Staupe Virus) zum Genus Morbillivirus innerhalb der Familie der Paramyxoviridae. Abgrenzbare Sub- oder Serotypen des Masernvirus
existieren nicht.
Die Masern stellen vermutlich eine relativ neue
Erkrankung des Menschen dar. Die relativ enge
Sequenzverwandtschaft zum Rinderpestvirus
führte zu der Vermutung, dass das Masernvirus
aus einem ursprünglich tierpathogenen Virus
bei einer engen Lebensgemeinschaft von Rind
und Mensch entstehen konnte. Die frühesten
Berichte von Masernfällen stammen aus dem 2.
nachchristlichen Jahrhundert. Eine Erklärung
hierfür könnte darin liegen, dass der für das
Überleben des Masernvirus entscheidende Faktor einer ausreichend großen und dicht besiedelten menschlichen Populationen in vorzivilisatorischer Zeit nicht gegeben war. Da die Immunität gegen Masern lange anhält und das Virus keine latente Infektion etablieren kann,
braucht das Virus einen ausreichenden Anteil
seronegativer Personen für seine Fortpflanzung, zumal der Mensch der einzige bekannte
natürliche Wirt des Masernvirus ist. In die neue
Welt gelangte das Masernvirus erst im 17. Jahrhundert durch die spanischen Eroberer und löste dort zahlreiche Epidemien aus, denen große
Teile der indianischen Bevölkerung Süd- und
Nordamerikas zum Opfer fielen. Seit der Einführung der Regel-Schutzimpfung (USA 1963,
BRD 1973) wurden die Masern in Nordamerika
und Westeuropa deutlich zurückgedrängt, haben ihre fatale Bedeutung für die dritte Welt jedoch bis heute behalten.
403
M
Masernvirus
Erkrankungen/Symptome
Die akute Maserninfektion beginnt mit katarrhalischen Prodromi, i.e. den Zeichen eines Infektes der oberen Luftwege mit Konjunktivitis,
Rhinitis, Bronchitis und Fieber. Zu diesem Zeitpunkt der Infektion können meist die charakteristischen Koplik'schen Flecken der Wangenschleimhaut gegenüber den unteren Molaren
gesehen werden. Es handelt sich um flüchtige,
weißlich imponierende Schleimhautnekrosen
mit rotem Hof. Während dieser Krankheitsphase besteht bereits eine Virusausscheidung über
Rachen- und Nasensekret, Tränen und Urin.
Dem Exanthemstadium geht ein dunkelrotes
Enanthem der Rachenschleimhaut voraus. Mit
einem zweiten Fieberanstieg tritt das typische
makulopapulöse (morbilliforme) Masernexanthem auf, das sich meist vom Kopf aus beginnend über den Rumpf und die Extremitäten
fortsetzt. Im weiteren Verlauf beginnen die Einzeleffloreszenzen zu konfluieren. Nicht selten
treten durch die Entzündung verschiedener
Schleimhäute organbezogene Symptome auf,
etwa Diarrhö und Lichtscheu durch Epithelnekrosen der Darmmukosa bzw. der Kornea. Ulzerationen der Kornea bis zur Korneamalazie
stellen Komplikationen dar, die bei bestehendem Vitamin A Mangel augenlichtbedrohend
sind. Lymphknotenschwellungen und Splenomegalie sind seltene Symptome. In etwa 20%
der akuten Maserninfektionen tritt eine Myokarditis und/oder eine Hepatitis auf, welche sich
durch EKG-Veränderungen und dem Anstieg
der CK-MB bzw. der Transaminasen zu erkennen geben.
Komplikationen der MV-Infektion resultieren
aus organspezifischen Manifestationen, autoimmunologischen Reaktionen oder der bakteriellen Superinfektion zerstörter Epithelien.
Bis zu 5% der Maserninfektionen sind von einer
sekundären Otitis media begleitet, welche eine
antibiotische Therapie erforderlich macht. Der
Masernkrupp stellt sich klinisch wie die Laryngotracheitis anderer Ursache durch inspiratorischen Stridor und croupösen Husten dar. Die
Maserninfektion des unteren Respirationstraktes kann sich unterschiedlich manifestieren.
Am häufigsten entwickelt sich infolge der Virusreplikation und Entzündung der Mukosa
eine interstitielle Masernpneumonie, die über
die Peribronchitis der unkomplizierten Maserninfektion hinausgeht. Ätiologisch, pathoge404
netisch und klinisch sind darüber hinaus weitere Formen zu unterscheiden, welche an der Masernmorbidität und -letalität beachtlichen Anteil haben: am häufigsten die bakterielle
Superinfektion bei Masern, die auf antibiotische
Therapie anspricht, andererseits atypische Masernpneumonien sowie bei zellulärer Immundefizienz infolge massiver Virusreplikation eine
Riesenzellpneumonie. Ihre Prognose ist
schlecht. Bei partieller Immunität (s.u.) kann
die als immunpathologischer Prozess interpretierte atypische Masernpneumonie mit obliterierender Bronchitis beobachtet werden.
Abgeschwächte Verläufe („Mitigierte Masern“)
werden bei Individuen beobachtet, bei welchen
infolge einer partiellen Immunität (z.B. durch
mütterlicher oder transfundierter Antikörper)
eine reduzierte Virusausbreitung erfolgt. Das
Exanthem wird nicht voll ausgebildet, eine klinische Diagnosestellung ist in solchen Fällen
nicht möglich.
Impfmasern treten in 5–15% nach Impfung mit
der attenuierten Lebendvakzine auf. Hierbei
kommt es zu Fieber, seltener auch zu einem
flüchtigen Exanthem. Das Impfvirus wird nicht
weiterverbreitet.
Atypische Masern können bei Impflingen, die
nach einer Vakzination mit MasernvirusTotimpfstoff oder nach inadäquater länger zurückliegender Lebendimpfung eine Wildvirusinfektion erwerben, resultieren. Dieses Krankheitsbild ist von einer starken sekundären Immunantwort (massive IgG-Bildung, schwache
IgM-Bildung) geprägt, welche sich in Form von
hohem Fieber, Myalgien, Pneumonie, Pleuritis
und einem atypischen Exanthem manifestiert.
Im Gegensatz hierzu verläuft die akute Maserninfektion bei Immunsupprimierten oder bei zellulären Immundefekten zwar nach außen hin
schwach, doch mit einer Letalität von ca. 30%.
Das Masernexanthem tritt nicht oder nur atypisch in Erscheinung, dagegen entwickeln sich
als schwere Organkomplikationen eine progrediente Riesenzellpneumonie und die MasernEinschlusskörper-Enzephalitis. Bei der Pathogenese dieser Erkrankung steht die Replikation
des Virus im ZNS im Vordergrund. Bei Kindern
wurden progessive, zum Tod führende Verläufe
bis zu 6 Monate nach der exanthematischen
Maserninfektion beobachtet.
Die Enzephalomyelitis bei Immunkompetenten
tritt als akutes para- oder postinfektiöses Ereig-
Masernvirus
nis auf und ist in den meisten Fällen als autoimmunologische Reaktion zu deuten. MV ist innerhalb des ZNS selten nachweisbar. Im Vordergrund steht die perivenöse herdförmige Demyelinisierung von Hirnparenchym. Bereits die
Hälfte aller unkomplizierten MV-Infektionen
sind von EEG-Veränderungen begleitet. Die
Masernenzephalitis ist ein Ereignis von 1 in
1000 Infektionen. Sie folgt dem Exanthem zumeist nach 4 bis 7 Tagen mit enzephalitischen
Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber und
Bewusstseinsstörungen bis zum Koma. Bei ca.
10% der Betroffenen muss mit dem Tod, mit
etwa doppelter Häufigkeit mit Residualschäden
des ZNS gerechnet werden. Selten sind Querschnittsmyelitiden durch Masernvirus beobachtet worden.
Mit einer Häufigkeit von ca. 1/106 Infektionen
mit Wildmasern kann es nach einer Latenzperiode von 6 bis 15 Jahren zu einer späten zentralnervösen Komplikation der Infektion kommen,
der tödlich verlaufenden subakut sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Dabei handelt es
sich um eine persistierende Infektion des ZNS
mit MV. Bei der Erkrankung stehen anfangs kognitive Störungen, Verhaltensauffälligkeiten
und Persönlichkeitsveränderungen im Vordergrund. Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine
progrediente neurologische Symptomatik, insbesondere Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Myoklonus, Ataxie und Sehstörungen. Es
treten relativ charakteristische EEG-Veränderungen auf. Nach einigen Monaten befinden
sich die Patienten im Finalstadium mit einer
Spastik aller Extremitäten, Mutismus und dem
Verlust kognitiver Funktionen.
der Antikörpernachweis mittels ELISA, gegebenenfalls auch durch HHT und Komplementbindungreaktion. Bei immunen oder geimpften
Personen lassen sich langfristig Masern-spezifische IgG-Antikörper nachweisen. Die akute Infektion führt zur Serokonversion. 3 bis 5 Tage
nach Exanthemausbruch sind Masern-spezifische IgM-Antikörper nachweisbar. Eine zu früh
durchgeführte Untersuchung kann daher zu einem negativen Ergebnis führen. Bei Enzephalitiden und bei Fällen von SSPE findet sich eine –
allerdings unterschiedlich starke – intrathekale
IgG-Synthese MV-spezifischer Antikörper. Bei
SSPE sind extrem hohe IgG-Titer im Liquor und
im Serum gegen alle Strukturproteine mit Ausnahme des M-Proteins nachweisbar. Durch
isoelektrische Fokussierung der Liquorproteine
lassen sich typische Muster oligoklonaler IgGBanden zeigen, die Masern-spezifischen IgGAntikörpermolekülen entsprechen. Der Liquor
von SSPE-Patienten ist azellulär, der Gesamtproteingehalt ist nicht oder nur geringfügig erhöht.
Therapie
Eine spezifische antivirale Therapie der Maserninfektion ist nicht verfügbar. Allerdings liegen einzelne Berichte vor, welche eine gewisse
Wirksamkeit von intravenös appliziertem Ribavirin bei immunkompromittierten Patienten
nahe legen. Die symptomatische Therapie orientiert sich an den im Vordergrund stehenden
Organmanifestationen und schließt bei bakteriellen Superinfektionen (Otitis media, Pneumonie) eine antibiotische Therapie mit ein. In Ländern mit hoher Masernsterblichkeit empfiehlt
die WHO die hochdosierte Gabe von Vitamin A.
Differenzialdiagnose
Als Differenzialdiagnose der exanthematischen
MV-Infektion kommen insbesondere fieberhafte exanthematische Infektionskrankheiten in
Betracht, so etwa Röteln, Parvovirus B19, Enterovirusinfektionen, EBV, Scharlach sowie Arzneimittelexantheme.
Labordiagnostik
Die MV-Infektion kann durch verschiedene
Nachweisverfahren (Virusisolierung aus Urin
oder Nasopharynxaspirat mittels humaner lymphoider Zellen; Nukleinsäurenachweis mittels
RT-PCR; Antikörpernachweis) objektiviert
werden. Von großer praktischer Bedeutung ist
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Trotz unterscheidbarer Genotypen existiert nur
ein weltweit verbreiteter Serotyp, dessen Antigenität bemerkenswert stabil ist. Als Rezeptoren für die Infektion der Zelle mit Masernvirus
werden die Oberflächenmoleküle CD46 und
CD150 benützt. Im Gegensatz zu anderen Paramyxoviren hat das Virus keine Neuraminidaseaktivität. Die Immunantwort schließt die Bildung von Interferon, die Induktion zytotoxischer T-Lymphozyten und Antikörper gegen
die Oberflächenglykoproteine H und F ein. Die
405
M
Masernvirus
Immunität nach einer MV-Infektion besteht
vermutlich lebenslang. Gleichwohl beobachtet
man bei der Mehrzahl der Maserninfektionen
während der akuten Phase eine charakteristische Leuko- und Lymphopenie. Dafür wird ein
Wachstumsarrest lymphoider Zellen nach Kontakt mit den viralen Glykoproteinen F und H
verantwortlich gemacht. Dies führt zu einer erheblichen Schwächung des zellulären Immunsystems, welche die klinisch häufig beobachtete
Anergie gegen Recallantigene und die Prädisposition für bakterielle Superinfektionen nach
sich zieht. Bei bestehender Infektion wie z.B. einer Tuberkulose sind häufig Exazerbationen zu
verzeichnen.
Die Pathogenese der SSPE ist noch weitgehend
unverstanden. Es handelt sich um eine persistierende Infektion der weißen und grauen Substanz des ZNS mit offenbar einem einheitlichen
MV-Klon. Wann es zur Einwanderung des Virus in das ZNS kommt ist unklar. Im Liquor
werden extrem erhöhte Spiegel Masern-spezifischer IgG-Antikörper gefunden, welche die Infektion offenbar nicht kontrollieren. Charakteristischerweise fehlen IgG mit Spezifität gegen
das M-Protein. Es wurden Masernviren mit Mutationen im F- und M-Gen von SSPE Patienten
isoliert, wobei aber meist kein replikationsfähiges MV bei SSPE-Patienten isoliert wird. Elektronenmikroskopische Aufnahmen von infizierten Zellen aus Gehirnen SSPE-Erkrankter
zeigen Nukleokapside des Virus, jedoch keine
kompletten Virionen oder Viruspartikel bei der
Freisetzung. Möglicherweise führt die Akkumulation defekter Viruspartikel im neuronalen Gewebe zu dessen Dysfunktion und Untergang.
Transmission
Das Masernvirus ist hochkontagiös, die Übertragung erfolgt aerogen über Tröpfcheninfektion. Seronegative Personen aller Altersklassen
erkranken in annähernd 100%. Die Übertragung von MV beginnt bereits 6 Tage vor Ausbruch des Exanthems und endet einige Tage
nach Exanthembeginn. Neugeborene seropositiver Mütter sind in aller Regel über mehr als ein
halbes Jahr vor der Masernerkrankung geschützt (Nestschutz). In späteren Lebensmonaten kommen subklinische oder mitigierte Verläufe vor.
406
Nosokomiale Maserninfektionen in Kinderspitälern nach Einschleppung durch Patienten
oder Personal sind gefürchtet.
Vermehrung und Inkubationszeit
7–18 Tage, i.d.R. 14 Tage. SSPE: 5–15 Jahre.
Resistenz
Keine Daten verfügbar.
Immunantwort
Die Immunantwort gegen das Masernvirus ist
Voraussetzung für die Kontrolle der Virusvermehrung und die Beendigung der Erkrankung.
Hierzu tragen verschiedene Komponenten der
Immunabwehr bei. Da Personen mit Defekten
der zellulären Immunität die Masernvirusinfektion nicht kontrollieren können, kommt der
durch Lymphozyten-vermittelten Immunabwehr offensichtlich die entscheidende Funktion
zu. Masern bei Patienten mit Hypogammaglobulinämie haben dagegen in der Regel folgenlose Verläufe. Masernvirus-spezifische T CD8+
und CD4+ Lymphozyten sowie Antikörper sind
kurz nach Auftreten des Exanthems nachweisbar. Gleichzeitig mit der Aktivierung der Immunzellen stellt sich die Masernvirus-bedingte
Immunsuppression ein. Das immunologische
Gedächtnis nach der Masernvirusinfektion oder
erfolgreicher Impfung hält Jahrzehnte an und
schützt vor Reinfektionen.
Wirtsbereich
Der einzige natürliche Wirt des Masernvirus ist
der Mensch. Verschiedene Primaten, aber auch
spezifische Nager (Baumwollratte) sind experimentell infizierbar.
Risikogruppen
Schwere und tödliche Verläufe der Masernvirusinfektion treten bei seronegativen immunsupprimierten Personen auf. Prädiktiv für einen
ungünstigen Verlauf der Infektion sind eine
ausgeprägte Lymphopenie und eine schwache
Antikörperantwort. Risikofaktoren für die Entstehung der SSPE sind nicht bekannt.
Epidemiologie
Vor Einführung der Masern-Regelimpfung wiesen ca. 95% der Schüler unter 14 Jahren MV-spezifische anamnestische Antikörper auf. MV-Infektionen werden dabei gehäuft in den Monaten
Masernvirus
Januar bis Mai beobachtet. Die Einführung der
Masernimpfung hat zu einem Rückgang der
Wildvirusinfektionen und der Komplikationen
nach Maserninfektionen in Deutschland geführt, obgleich in der Bundesrepublik (alte Bundesländer) die Durchimpfungsrate bei nur 60%
liegt. Die sporadische Viruszirkulation betrifft
insbesondere Bayern, Baden-Württemberg und
NRW. Infolge der Zuwanderung aus Ländern
mit hoher Maserninzidenz wird das Virus eingeführt, eine Ausrottung des Virus ist nicht in
Sicht, obgleich dies Ziel der WHO bis 2007 in allen Ländern Europas ist. Insgesamt hat sich der
relative Morbiditätsgipfel weiter zum Erwachsenenalter verschoben. In Entwicklungsländern
ohne adäquate Impfprogramme stellen die Masern infolge von Unterernährung und unbehandelten Sekundärinfektionen eine der Haupttodesursachen im Kindesalter dar. Die Letalitätsraten erreichen dort 2–6%. Risikofaktoren sind
ein niederer sozioökonomischer Status, Mangelernährung, Tuberkulose und fehlende ärztliche Behandlung. Die Zahl der Masern-assoziierten Todesfälle wird weltweit auf ca. eine Million
Fälle pro Jahr geschätzt. Durch konsequente Regelimpfungen konnten in den USA seit Einführung der Masernimpfung 1963 ca. 80 Millionen
Infektionen verhindert werden, was einer Reduktion der Masern-bedingten Todesfälle um
ca. 7500 und der zerebraler Defektheilungen um
ca. 25.000 Fälle entspricht.
Genetik
MV besitzt eine genomische RNA negativer Polarität von etwa 15.900 Nukleotiden, die für folgende Proteine kodiert:
Hämagglutinin (H), Acc. No. P08362
Nonstructural Protein (C), Acc. No. P03424
Matrix Protein (M), Acc. No. P06942
Fusionsprotein (F), Acc. No. P08300
Nucleocapsid Phosphoprotein (P), Acc. No.
P03422
RNA Polymerase (L), Acc. No. P12576
Nucleocapsid Protein (N), Acc. No. P04851
Prävention
Primäres Mittel für die Prävention und die weltweite Eradikation des MV ist die konsequente
Masernimpfung mit attenuiertem Lebendvirus
(z.B. More attenuated Enders, in der Regel als
Kombinationsimpfung
Masern-Mumps-Röteln) mit reduzierten pathogenen Eigenschaften
und guter Immunogenität. Diese erfolgt nach
Abklingen der maternalen Antikörper im 15. Lebensmonat. Die Serokonversionsrate nach Impfung beträgt >90%. Da die Antikörperspiegel
niedriger als bei Wildvirusinfektionen sind, ist
eine Auffrischungsimpfung ab dem 6. Lebensjahr erforderlich. Bei Immunsupprimierten
muss die Indikation zur Masernimpfung individuell gestellt werden.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Im Expositionsfall ist die Inkubationsimpfung
innerhalb von 72 Stunden durchzuführen. Sie
ist aber nicht in allen Fällen sicher. In diesem
Falle kann normales Immunglobulin bis max. 6
Tage nach Exposition verabreicht werden.
In Kinderhospitälern, Kinderarztpraxen und
Einrichtungen mit immunkompromittierten
Patienten dürfen generell nur MV-geimpfte
Personen arbeiten.
Meldepflicht
Nach § 7 IfSG ist das Masernvirus ein meldepflichtiger Infektionserreger, Masernerkrankte
sind nach § 6 namentlich zu melden. Nach § 34
IfSG besteht ein Verbot bezüglich Tätigkeiten
und Aufenthalt von infizierten Personen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten
und Schulen.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Nationales Referenzzentrum für Masern,
Mumps und Röteln: Dr. Annedore Tischer, Robert Koch-Institut, Fachgebiet Virale Infektionen, Nordufer 20, 13353 Berlin; Tel. 01888-7545216; Fax: 01888-754-2328.
Web-Adressen
Introduction to virology:
http://www-micro.msb.le.ac.uk/109/
Introduction.html
All the virology on the WWW:
http://www.virology.net
Virus databases on-line:
http://life.anu.edu.au/viruses/
The big picture book of viruses:
http://www.virology.net/Big_Virology/
BVHomePage.html
National center of biotechnology information:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/
407
M
Mayaro Virus
Links to further information on viruses:
http://www2.rki.de/INFEKT/ENIVD/RS1.HTM
The International Committee on Taxonomy of
Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTV/
Centers for disease control and prevention:
http://www.cdc.gov
Robert Koch-Institut Berlin:
http://www.rki.de/INFEKT/RATGEBER/RAT.HTM
Micrococcus mucilaginosus
Rothia mucilaginosa
Microfilaria diurna
Loa loa
Schlüsselliteratur
1. Griffin, D.E., Bellini, W.J. Measles Virus in: Virology, Third
Edition, edited by Fields, B.N., Knipe, D.M., Howley,
P.M.Vol. 1, 1267–1312 (1996).
2. Schneider-Schaulies, S., ter Meulen, V. Pathogenic aspects
of measles virus infections. Arch Virol Suppl. 1999;15:139–
58.
3. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of
Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio
Mayaro Virus
Microsporidia
Erregerbezeichnung
Enterocytozoon bieneusi, Encephalitozoon hellem, Encephalitozoon cuniculi, Encephalitozoon
intestinalis, Microsporidium ceylonensis, Microsporidium africanum, Nosema connori, Pleistophora spec., Septata intestinalis.
Alphaviren
Synonym
Keine weiteren Daten verfügbar.
Medinawurm
Dracunculus medinensis
Mengovirus
Cardioviren
Morphologie
1–3 µm große rundliche, mitrochondrienlose
Protozoen; als Sporoplasma, mehrkerniger Meront (Schizont), einkernige Merozoiten und
Sporen auftretend. Sporen (1,5–5,0 µm lang) mit
kompliziertem Bau: zweischichtige Wand (Exound Endospore), im Innern kernhaltiges Sporoplasma, aufgerollter Polfaden und Expulsionsapparat.
Meningokokken
Neisseria meningitidis
Taxonomie
Mesocestoides spec.
Historie
Cestoden, seltenere
Erste sichere Beschreibung als Humanparasiten
1959 durch Matsubayashi et al. Weitere Artenidentifizierungen zwischen 1985 bis 1993 durch
Cali et al., Desportes et al. sowie Didier et al.
Stamm:
Klasse:
Microspora
Microsporidia
Metagonimus
Darmegel
Micrococcus
Mikrokokken
408
Erkrankungen/Symptome
Bei Personen mit Immundefizienz: Durchfall,
Cholangiopathie, urogenitale Beschwerden, insbesondere Mikrohämaturie, Niereninsuffizienz,
Konjunktivitis, Keratitis, respiratorische Beschwerden.
Microsporum audouinii
Differenzialdiagnose
Risikogruppen
Kryptosporidiose, Cholangitis, Hämaturie, Sinusitis, Pneumonie anderer Ursache bei Immunsuppression.
Personen mit Immundefizienzen, vor allem
AIDS-Patienten mit einer CD4-Zellzahl von
<100/µl.
Labordiagnostik
Epidemiologie
Material. Je nach vermutetem Erreger Stuhl,
Duodenalaspirat, Dünndarmbiopsie, Urin;
Konjunktivalabstrich, Keratokonjunktival-Biopsie, Cornea-Abkratzpräparat.
Microsporidien kommen weltweit vor, allerdings mit größerer Häufigkeit in den Tropen.
E. bieneusi ist möglicherweise ein normaler
Darmbewohner, der nur bei Immunsuppression pathogen wird.
Nachweismethoden.
Chromotrop-Färbung
nach Weber, Gram-Färbung nach BrownBrenn. Artendifferenzierung durch Elektronenmikroskopie, Antigenanalyse, Polymerase-Kettenreaktion.
Therapie
Bei Darmbefall symptomatische antidiarrhöische Behandlung, möglicherweise ist bei Enteritiden auch Albendazol wirksam.
Spezifische Merkmale
Prävention
Einer Vermeidung der Infektion dienen alle
Maßnahmen, die einen Kontakt mit kontaminiertem Stuhl oder Urin ausschließen (ordnungsgemäße Fäkalienbeseitigung, persönliche
Hygiene).
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Universitätsspital Zürich, Department Innere
Medizin, Rämistr. 199, CH-8091 Zürich.
M
Transmission
Die Übertragung erfolgt vermutlich durch orale
Aufnahme oder Inhalation der mit Stuhl und/
oder Urin ausgeschiedenen Sporen. Das Vorkommen weiterer Infektionswege wird untersucht.
Vermehrung
Microsporidien sind einwirtige Parasiten. Näher bekannt ist die Entwicklung von E. bieneusi:
Ausscheidung von Sporen mit Stuhl oder Urin
→ orale Aufnahme durch den Wirt → Ausstülpung des Polfadens und Penetration einer
Darmzelle → Einwanderung des Sporoplasmas
durch den Polfaden in die Darmzelle → Entwicklung zum mehrkernigen Meronten → Teilung in Merozoiten und Sporenbildung. Vom
Darmepithel aus kann hämatogene Streuung erfolgen.
Wirtsbereich
Bis auf E. cuniculi scheinen die angeführten
Spezies nur beim Menschen vorzukommen. Inwieweit die auch als Tierparasit beschriebene E.
cuniculi eine einheitliche Art darstellt, ist fraglich.
Schlüsselliteratur
1. Canning EU (1998) Microsporidiosis. In: Palmer SR, Lord
Soulsby, Simpson DIH (eds) Zoonoses; pp 609–623.
Oxford University Press, Oxford
2. Petry F (ed) (2000) Cryptosporidiosis and
microsporidiosis. Contributions to Microbiology 6.
Karger, Basel
3. Robert-Koch-Institut (1996) Empfehlungen zur
Laboratoriumsdiagnostik von Infektionen mit
Mikrosporidien. Bundesgesundhbl 39: 363–365
4. Tzipori (ed) (1998) Opportunistic Protozoa in humans.
Adv Parasitol 40
5. Weber R, Bryan RT, Schwartz DA, Owen RL (1994) Human
microsporidial infections. Clin Microb Rev 7: 426–461
Microsporum audouinii
Erregerbezeichnung
Microsporum audouinii Gruby, 1843 (Fadenpilz,
anthropophiler Dermatophyt). Hinzu kommen
die Varietäten Microsporum audouinii Gruby
var. langeronii (Vanbreuseghem) Kane, Summerbell, Sigler, Krajden & Land, 1997 und
Microsporum audouinii var. rivalieri (Vanbreuseghem) Whittle & Gresham, 1970.
409
Microsporum audouinii
Synonym
Microsporum velveticum Sabouraud, 1907;
Sabouraudites audouinii (Gruby) Ota et Langeron, 1923.
Morphologie
Wachstum etwas langsamer als bei Microsporum canis.
Kolonie. Oberseite: Kurzes Luftmyzel, grauweiß. Die beiden Varietäten weisen eine stärkere radiale Faltenbildung auf als M. audouinii.
Unterseite: Zentrum bräunlich, Rand farblos
(besonders deutlich auf Kartoffel-GlucoseAgar). Die Varietät langeronii entwickelt eine
rotbraune Unterseite mit weißem Randsaum.
Mikromorphologie der Kulturform. Mikrokonidien werden spärlich gebildet. Sie entstehen
lateral an den Hyphen. Ebenso Makrokonidien
in geringer Anzahl oder fehlend. Ihre deformierte Gestalt mit Einschnürungen und sichelförmigen Krümmungen ist typisch und für die
Differenzierung wichtig. Die meist dicke Zellwand ist glatt, an dem Pol rau. Chlamydosporen
häufiger terminal als interkalar. Die Varietät
langeronii bildet außergewöhnlich große, stets
terminale Chlamydosporen. Bei der Varietät rivalieri fallen kammzinkenförmige Hyphen auf,
die im Gegensatz zu M. audouinii bogenförmig
gekrümmt sind.
Taxonomie
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Spezies:
Ascomycota
Euascomycetes
Onygenales
Arthrodermataceae
Anamorph: Microsporum audouinii. Teleomorph: Unbekannt
Historie
Erstbeschreibung von M. audouinii durch Gruby 1843. Die von Vanbreuseghem 1950 als Microsporum langeronii und 1963 als Microsporum rivalieri beschriebenen Spezies gelten heute als
Varietäten von M. audouinii.
Erkrankungen/Symptome
M. audouinii ist der Erreger der Tinea capitis
microsporica (früher: Mikrosporie). Befallen
wird die Kopfhaut und das -haar. Typisch ist der
ektotriche Haarbefall mit kleinzelligen Arthro410
sporen in Manschettenform außen am Haar.
Gelegentlich ist die glatte Haut in form einer Tinea corporis betroffen. Infizierte Haare fluoreszieren grüngelb im UV-Licht bei 365 nm
(Woodlicht), was zur Diagnostik und Suche
nach Infizierten eingesetzt wird. Die Fluoreszenz tritt nach der zweiten Woche einer bestehenden Infektion bei der Mehrzahl der Patienten auf. Die Krankheitsherde durch
M. audouinii sind weniger entzündlich und
häufiger chronisch im Vergleich zu den durch
Microsporum canis bedingten.
Differenzialdiagnose
Mikrobiologisch. Abgrenzung von Microsporum canis. Auf ausgequollenen Reiskörnern
wächst M. audouinii nicht, M. canis dagegen
mit gelbem Myzel.
Klinisch. Ausschluss weiterer Dermatophyten
als Erreger der Tinea capitis bzw. Tinea corporis.
Labordiagnostik
Die mykologische Diagnostik basiert auf dem
mikroskopischen und kulturellen Pilznachweis.
Mikroskopische Untersuchung. Von Haarstümpfen (befallene Haare brechen 2 bis 4 mm
oberhalb des Kapillitiums ab) und von Hautschuppen im KOH-Deckglaspräparat. Die
Haarstümpfe sind außen von dicht gelagerten
Arthrosporen umgeben (ektotricher Haarbefall), die Hautschuppen von Myzel durchwachsen, das bei der Varietät rivalieri in rechteckige
Arthrosporen zerfällt.
Kulturelle Anzüchtung. Auf speziellen festen
Nährböden innerhalb von 2 bis 3 Wochen bei 22
bis 30°C.
Differenzierung von M. audouinii anhand der
Kolonieform und der Mikromorphologie (s.o.)
Therapie
Lokalbehandlung mit Azolderivaten. Interne
Therapie mit Griseofulvin, Itraconazol, Fluconazol oder Terbinafin. Spontanheilungen sind
in der Pubertät möglich, jedoch besteht auch die
Tendenz zur Chronizität.
Microsporum audouinii
Spezifische Merkmale
M. audouinii ist ein hochkontagiöser Dermatophyt für den Menschen. Er löst keine Haarperforation in vitro aus wie es Microsporum canis
vermag.
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Dermatophyten verfügen über eine geringe Virulenz. Synthese und Sekretion verschiedener
proteolytischer Enzyme (alkalische Phosphatase, Esterasen, Keratinasen, Chitinasen, Elastasen und Kollagenasen) ermöglichen das invasive destruierende Wachstum der Pilze in Epidermis, Nagelplatte und Haar.
Transmission
Exogene Infektion. Übertragung direkt von
Mensch zu Mensch, weitaus häufiger indirekt
über Haarpflegeutensilien, Kleidung und Polstermöbel. Die mit zahlreichen Sporen besetzten Haarstümpfen sind eine Infektionsgefahr
für die Umgebung der Patienten.
Vermehrung und Inkubationszeit
Die Vermehrung erfolgt in vivo außen am Haar
unter Bildung von Arthrosporen; in vitro auf
Nährmedien entwickelt sich in 2 bis 3 Wochen
bei 22 bis 30°C Myzel. Mikro- und Makrokonidien werden häufig nicht gebildet.
Inkubationszeit bei Infektion 10 bis 14 Tage.
Resistenz
Bei Therapie. Sensibel gegen Griseofulvin, Terbinafin und Azolderivate. Resistent gegen Polyen-Antimykotika.
In der Umwelt. M. audouinii bleibt an Haarund Hautpartikeln außerhalb des Menschen
monatelang infektiös.
chen Tinea-Formen wird eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ IV durch
Bildung von spezifischem IgE induziert.
Wirtsbereich
M. audouinii ist ein anthropophiler Dermatophyt. Hauptwirt ist der Mensch. Im Tierreich
werden äußerst selten Infektionen beobachtet.
Risikogruppen
Schulkinder erkranken am häufigsten, Erwachsene selten.
Epidemiologie
M. audouinii ist weltweit verbreitet. Epidemisches Auftreten von Tinea capitis microsporica
bei Kindern in Schulen größerer Städte. In
Deutschland ist M. audouinii seit den 50er Jahren diese Jahrhunderts kaum mehr beobachtet
worden. Bis Anfang der 60er Jahre war es der
häufigste Erreger der Tinea capitits in den USA.
Für die beiden Varietäten von M. audouinii ist
der afrikanische Kontinent das ursprüngliche
Verbreitungsgebiet: Var. rivalieri wurde bisher
nur von dunkelhäutigen Kindern isoliert. Vermutlich ist ein endemischer Herd in Zentralafrika Ausgangspunkt der beschriebenen Fälle in
Afrika, Florida und England. Für die Var. langeronii ist bisher nur eine endemische Verbreitung in Zentralafrika (Kongogebiet) bekannt.
M. audouinii löste 1997 und 1999 in Frankreich
Epidemien aus.
Genetik
Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen (Internal transcribed spacer- /IST-/
region, ribosomal DNA): Microsporum audouinii: EMBL AJ 000622
Prävention
Immunantwort
Es wird eine spezifische zelluläre Immunantwort beim Patienten ausgelöst. Die Pilzantigene
triggern, Th1- und Th2-Zellantworten, wodurch
weitere Abwehrmechanismen in Gang gesetzt
werden. Der Pilz wird häufig nicht ausreichend
eliminiert, woraus chronische rekurrente Infektionen resultieren. Spezifische humorale Antikörper von Isotyp IgG treten bei chronischen
Verlaufsformen auf. Sie haben keinen protektiven und diagnostischen Wert. Bei entzündli-
Benutzung personengebundener Haarpflegeutensilien, Behandlung der Erkrankten.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Regelmäßige Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen in gemeinschaftlichen Wohn-, Bade- und Sporteinrichtungen. Einsatz des Woodlichts bei der Fahndung nach Infizierten in der
Umgebung von Patienten mit Tinea capitis
microsporica.
411
M
Microsporum canis
Meldepflicht
Schlüsselliteratur
Keine.
1. De Hoog GS, Guarro J, Gené J, Figueras MJ (2000) Atlas of
clinical fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor
Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands / Universitat
Rovira I Virgili, Reus, Spain.
2. Kwon-Chung KJ, Bennett JE (1992) Medical Mycology, 2nd
ed., Chapter 6: Dermatophytoses, pp. 105–161. Lea &
Febiger, Philadelphia, London.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Referenzzentren für medizinisch relevante
Pilze in Europa
◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures
(CBS), Padualaan 8, Utrecht, NL-3584 CT, The
Netherlands
◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25 Rue
du Docteur Roux, F-75015 Paris, Frankreich
Konsiliarlaboratorium für Dermatophyten in
Deutschland
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Mykologisches Labor, Universität Münster, vonEsmarch-Straße 56, D-48149 Münster
Expertenlaboratorien
◗ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie, Mykologisches Labor, Universität München, Frauenlobstraße 9–11, D-80337
München
◗ Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig
AöR, Mykologisches Labor, Stephanstraße 11,
D-04103 Leipzig
◗ Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Abt. Parasitologie (Genotypische Bestimmung von Pilzen), Dorotheenstraße 96,
D-10117 Berlin
Web-Adressen
Finnland: Diagnosis of Fungal Infections (dermatomycosis, systemic mycosis):
http://www.clinical-mycology.com/
Australien: Mycology Online: Fungi / taxonomic classification:
http://www.mycology.adelaide.edu.au
Niederlande: Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS), Utrecht:
http://www.cbs.knaw.nl
Deutschland: Selected sequences-uniforms resource locator (URL):
http://www.ridom.hygiene.uniwuerzburg.de
Persistent uniforms resource locator (PURL):
http://www.purl.oclc.org/net/ridom
412
Microsporum canis
Erregerbezeichnung
Microsporum canis (Bodin) Bodin, 1902 (Fadenpilz, zoophiler Dermatophyt). Microsporum distortum di Menna et Marples, 1954 wird nach De
Hoog et al. (1) als dysgonische Variante von
M. canis anerkannt.
Synonym
Microsporum felinum Mewborn, 1902; Microsporum lanosum Sabouraud, 1907; Microsporum
obesum Contant, 1937.
Morphologie
M. canis bildet ausgedehnte Kolonien auf festen
Pilznährböden.
Kolonie. Oberseite: Lockeres, wolliges Luftmyzel, Kolonierand mit strahlenförmig auslaufenden Hyphenbündeln, Radiärfaltung angedeutet
oder fehlend; anfangs weiß, später gelb. Unterseite: Junge Kolonie zitronengelb, goldgelb, später kräftig orange bis bräunlich. Die löslichen
Pigmente diffundieren weit in den Agar. Gelegentlich treten farblose Stämme auf, die schwierig zu differenzieren sind. M. canis wächst auf
Reiskörnern mit gelbem Myzel.
Mikromorphologie der Kulturform. Das diagnostisch wichtigste Merkmal sind die großen
spindelförmigen, dick- und rauwandigen Makrokonidien mit 3 bis 15 Kammern, die zahlreich, mitunter auch ganz vereinzelt gebildet
werden. Birnenförmige Mikrokonidien sind nur
in geringer Anzahl vorhanden. Varietät distortum: Charakteristisches Merkmal zur Unterscheidung sind die deformierten (distorted)
Makrokonidien von bizarrer Gestalt mit unregelmäßiger Kammerung.
Microsporum canis
Taxonomie
Therapie
Abteilung: Ascomycota
Klasse:
Euascomycetes
Ordnung: Onygenales
Familie: Arthrodermataceae
Spezies: Anamorph: Microsporum canis. Teleomorph: Arthroderma otae (Hasegawa et
Usui, 1974) McGinnis et al., 1986
Systemische Therapie mit Itraconazol, Fluconazol oder Terbinafin. Bei Tinea capitis lange Behandlungszeiten (6 bis 8 Wochen), Unterstützung durch lokale Anwendung von Azolderivaten, außerdem Haare zurückschneiden.
Spezifische Merkmale
Erstbeschreibung durch Bodin 1902.
M. canis zeichnet sich durch eine hohe Infektiosität und Tendenz zum Haarbefall – besonders
bei Kindern und jungen Tieren – aus.
Erkrankungen/Symptome
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Klinische Bilder: Tinea capitis (Erkrankung der
Kopfhaut und -haare, vor allem bei Kindern),
Tinea corporis (Rundherde bevorzugt im Gesicht und Nackenbereich), jedoch auch Tinea
barbae, Tinea pedis und Tinea unguium. Die Läsionen weisen deutlich Entzündungszeichen
auf. Die Haare werden ektotrich befallen. Sie
fluoreszieren grün im Woodlicht von 365 nm.
Häufig Gruppenerkrankungen.
Dermatophyten verfügen über eine geringe Virulenz. Synthese und Sekretion verschiedener
proteolytischer Enzyme (alkalische Phosphatase, Esterasen, Keratinasen, Chitinasen, Elastasen und Kollagenasen) ermöglichen das invasive destruierende Wachstum der Pilze in Epidermis, Nagelplatte und Haar.
Historie
Differenzialdiagnose
Mikrobiologisch. Atypische, pigmentarme
Stämme mit Koloniehabitus von M. canis treten
gelegentlich bei Tieren auf und müssen differenzial-diagnostisch abgegrenzt werden.
Klinisch. Ausschluss von Dermatosen anderer
Genese.
Labordiagnostik
Die mykologische Diagnostik erfolgt durch den
mikroskopischen und kulturellen Pilznachweis.
Mikroskopische Untersuchung. Von Haaren
und Hautschuppen im KOH-Deckglaspräparat.
Infizierte Haare sind außen dicht mit kleinen
Arthrosporen besetzt. Sie brechen wenige Millimeter oberhalb des Hautniveaus ab. In Hautschuppen findet man septierten Hyphen und
Arthrosporen.
Kulturelle Anzüchtung. Auf speziellen festen
Nährböden innerhalb von 2 Wochen bei 22 bis
30°C.
Differenzierung. Von M. canis und ihrer Varietät anhand der Kolonieform und der Mikromorphologie (s.o.)
Transmission
Exogene Infektion. M. canis weist eine hohe
Kontagiosität auf. Direkte und indirekte Übertragung von infizierten Tieren auf den Menschen, selten von Mensch zu Mensch.
Vermehrung und Inkubationszeit
M. canis ist ein rasch wüchsiger Dermatophyt.
Deutlich Kolonien auf Pilznährböden nach 5 bis
10 Tagen bei 22 bis 30°C.
Inkubationszeit bei Infektion 4 bis 10 Tage.
Resistenz
Bei Therapie. Sensibel gegen Griseofulvin, Terbinafin und Azolderivate. Resistent gegen Polyen-Antimykotika.
In der Umwelt. Der Pilz bleibt mehrere Jahre lebensfähig an Haar- und Hautpartikeln außerhalb von Mensch und Tier.
Immunantwort
Es wird eine spezifische zelluläre Immunantwort beim Patienten ausgelöst. Spezifische humorale Antikörper von Isotyp IgG treten bei
chronischen Verlaufsformen auf. Sie haben keinen protektiven und diagnostischen Wert. Als
zoophiler Dermatophyt kann M. canis starke
Entzündungsreaktionen als typisches Zeichen
der Wirtsabwehr hervorgerufen. Dabei wird
eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion
413
M
Microsporum canis
vom Typ IV durch Bildung von spezifischem
IgE induziert.
unterstützen. Hunde und Katzen gegebenenfalls mykologisch überwachen.
Wirtsbereich
Meldepflicht
M. canis ist primär ein zoophiler Dermatophyt
pelztragender Wild- und Haustiere. Durch die
Wirtstiere Katze und Hund wurde es zu einem
bedeutenden
humanpathogenen
Erreger.
M. canis kommt vor allem bei Katzen und Hunden, gelegentlich bei Nagetieren, Rindern und
Pferden sowie bei Affen vor; die Varietät distortum bei Katzen, Hunden und Eseln.
Keine.
Risikogruppen
Besonders gefährdet sind Kinder im Alter von 5
bis 10 Jahren.
Epidemiologie
M. canis kommt auf allen Kontinenten verbreitet vor. Es ist der häufigste zoophile Dermatophyt, der Infektionen beim Menschen auslöst.
In der Umgebung infizierter Haustiere entstehen leicht kleinere oder größere Epidemien. Die
Varietät distortum ist in Australien und Neuseeland heimisch, wo 1954 der erste Erkrankungsfall eines Menschen beobachtet wurde.
Danach wurden Einzelfälle auch in Deutschland
und den USA beschrieben.
Genetik
Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen (Internal transcribed spacer- /IST-/
region, ribosomal DNA): Microsporum canis:
EMBL AJ 000617
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Referenzzentren für medizinisch relevante
Pilze in Europa
◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures
(CBS), Padualaan 8, Utrecht, NL-3584 CT, The
Netherlands
◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25 Rue
du Docteur Roux, F-75015 Paris, Frankreich
Konsiliarlaboratorium für Dermatophyten in
Deutschland
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Mykologisches Labor, Universität Münster, vonEsmarch-Straße 56, D-48149 Münster
Expertenlaboratorien
◗ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie, Mykologisches Labor, Universität München, Frauenlobstraße 9–11, D-80337
München
◗ Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig
AöR, Mykologisches Labor, Stephanstraße 11,
D-04103 Leipzig
◗ Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Abt. Parasitologie (Genotypische Bestimmung von Pilzen), Dorotheenstraße 96,
D-10117 Berlin
Prävention
Frühzeitig Herde, die für eine Tinea capitis oder
Tinea corporis verdächtig sind, beachten und
antimykotisch behandeln. Katze oder Hund als
mögliche Infektionsquelle aufspüren. Familiäre
Gruppenerkrankungen vorbeugen.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Prophylaktische Maßnahmen können kaum getroffen werden, weil bei Tieren oft keine oder
nur schwer erkennbare Symptome einer Infektion vorhanden sind. Der Einsatz von Woodlicht kann die Fahndung nach infizierten Tieren
414
Web-Adressen
Finnland: Diagnosis of Fungal Infections (dermatomycosis, systemic mycosis):
http://www.clinical-mycology.com/
Australien: Mycology Online: Fungi / taxonomic classification:
http://www.mycology.adelaide.edu.au
Niederlande: Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS), Utrecht:
http://www.cbs.knaw.nl
Deutschland: Selected sequences-uniforms resource locator (URL):
http://www.ridom.hygiene.uniwuerzburg.de
Microsporum ferrugineum
Persistent uniforms resource locator (PURL):
http://www.purl.oclc.org/net/ridom
Schlüsselliteratur
1. De Hoog GS, Guarro J, Gené J, Figueras MJ (2000) Atlas of
clinical fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor
Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands / Universitat
Rovira I Virgili, Reus, Spain.
2. Kwon-Chung KJ, Bennett JE (1992) Medical Mycology, 2nd
ed., Chapter 6: Dermatophytoses, pp. 105–161. Lea &
Febiger, Philadelphia, London.
3. Gräser Y, Kuijpers AFA, El Fari M, Presber W, De Hoog GS
(2000) Molecular and conventional taxonomy of the
Microsporum canis complex. Med Mycol 38, pp. 143–153
Microsporum ferrugineum
Erregerbezeichnung
Microsporum ferrugineum Ota, 1922 (Fadenpilz,
anthropophiler Dermatophyt).
Synonym
Historie
M. ferrugineum wurde von Georg et al. (1963)
sowie von Vaesavsky und Ajello (1964) aus der
Gattung Trichophyton in die Gattung Microsporum überstellt.
Erkrankungen/Symptome
Häufigstes Krankheitsbild ist die Tinea capitis
bei Kindern ohne Entzündungserscheinungen,
seltener treten die Tinea corporis und selten die
Tinea barbae und Tinea unguium auf. Ektotricher Haarbefall. Infizierte Haare zeigen eine
starke gelbe Fluoreszenz im Woodlicht bei 365
nm.
Differenzialdiagnose
Mikrobiologisch. M. ferrugineum (Urease positiv) muss von Trichophyton soudanense (Urease
negativ) abgegrenzt werden, ferner von Microsporum canis und Trichophyton verrucosum
var. ochraceum.
Trichophyton ferrugineum (Ota) Langeron et
Milochevitch, 1930
Klinisch. Ausschluss anderer Dermatophyten
als Erreger.
Morphologie
Labordiagnostik
M. ferrugineum ist ein langsam wachsender
Dermatophyt mit polymorphem Koloniehabitus.
Kolonie. Oberseite: Glabrös, verrukös, rostfarben oder flach, samtig, farblos. Die Kolonien
sind radiär gefaltet und von submers wachsenden Hyphenbündeln umgeben. Unterseite:
Kräftig orangefarben, blutrot, gelb oder farblos.
Mikromorphologie der Kulturform. Hyphen
mit spitzwinkligen Verzweigungen, die mitunter strangförmig parallel nebeneinander verlaufen. Unter gewöhnlichen Kultivierungsbedingungen werden Mikro- und Makrokonidien
nicht gebildet. Zahlreiche Chlamydosporen
vorhanden.
Taxonomie
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Spezies:
Ascomycota
Euascomycetes
Onygenales
Arthrodermataceae
Anamorph: Microsporum ferrugineum. Teleomorph: Unbekannt
Die mykologische Diagnostik erfolgt durch den
mikroskopischen und kulturellen Pilznachweis.
Mikroskopische Untersuchung. Von Haaren im
KOH-Deckglaspräparat. Der Haarschaft ist von
einer Manschette aus kleinzelligen Arthrosporen umgeben.
Kulturelle Anzüchtung. Auf speziellen festen
Nährböden innerhalb von 2 bis 3 Wochen bei 22
bis 30°C. Zusatz von Thiamin ist nicht erforderlich.
Differenzierung. Von M. ferrugineum anhand
der Kolonieform und der Mikromorphologie
(s.o.)
Therapie
Lokalbehandlung mit Azolderivaten. Interne
Therapie mit Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol.
Spezifische Merkmale
Keratin reicht als hauptsächliche Kohlenstoffund Stickstoffquelle für den Stoffwechsel des
Pilzes aus.
415
M
Microsporum ferrugineum
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Prävention
Dermatophyten verfügen über eine geringe Virulenz. Synthese und Sekretion verschiedener
proteolytischer Enzyme (alkalische Phosphatase, Esterasen, Keratinasen, Chitinasen, Elastasen und Kollagenasen) ermöglichen das invasive destruierende Wachstum der Pilze in Epidermis, Nagelplatte und Haar.
Benutzung personengebundener Haarpflegeutensilien.
Transmission
Meldepflicht
Exogene Infektion. Direkte und indirekte Übertragung von Mensch zu Mensch.
Keine.
Vermehrung und Inkubationszeit
Vermehrung in vitro vor allem vegetativ durch
Hyphenbildung in 2 bis 3 Wochen bei 22 bis
30°C.
Inkubationszeit bei Infektion 1 bis 3 Wochen.
Resistenz
Bei Therapie. Sensibel gegen Griseofulvin, Terbinafin und Azolderivate. Resistent gegen Polyen-Antimykotika.
In der Umwelt. Hierzu fehlen Erfahrungen.
Immunantwort
Geringe Immunantwort bei Tinea capitis ohne
Entzündungserscheinungen.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Effektives Therapie- und Hygieneregime bei
Personen mit Tinea capitis.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Referenzzentren für medizinisch relevante
Pilze in Europa
◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures
(CBS), Padualaan 8, Utrecht, NL-3584 CT, The
Netherlands
◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25 Rue
du Docteur Roux, F-75015 Paris, Frankreich
Konsiliarlaboratorium für Dermatophyten in
Deutschland
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Mykologisches Labor, Universität Münster, vonEsmarch-Straße 56, D-48149 Münster
Expertenlaboratorien
Wirtsbereich
M. ferrugineum ist stark an den Menschen adaptiert. Bisher kein Nachweis bei Tieren und im
Erdboden.
Risikogruppen
Kinder erkranken am häufigsten.
Epidemiologie
Verbreitung im afroasiatischen Raum mit Endemiegebieten in Japan und im westlichen Afrika, ferner in Osteuropa mit sporadischen Fällen
vor allem auf dem Balkan.
Vorkommen von M. ferrugineum bei Tieren
wurde bisher nicht beobachtet. Ein saprophytäres Stadium im Erdboden ist nicht bekannt.
Genetik
Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen (Internal transcribed spacer- /IST-/
region, ribosomal DNA): Microsporum ferrugineum: EMBL AJ 252335
416
◗ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie, Mykologisches Labor, Universität München, Frauenlobstraße 9–11, D-80337
München
◗ Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig
AöR, Mykologisches Labor, Stephanstraße 11,
D-04103 Leipzig
◗ Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Abt. Parasitologie (Genotypische Bestimmung von Pilzen), Dorotheenstraße 96,
D-10117 Berlin
Web-Adressen
Finnland: Diagnosis of Fungal Infections (dermatomycosis, systemic mycosis):
http://www.clinical-mycology.com/
Australien: Mycology Online: Fungi/taxonomic
classification:
http://www.mycology.adelaide.edu.au
Niederlande: Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS), Utrecht:
http://www.cbs.knaw.nl
Microsporum gypseum
Deutschland: Selected sequences-uniforms resource locator (URL):
http://www.ridom.hygiene.uniwuerzburg.de
Persistent uniforms resource locator (PURL):
http://www.purl.oclc.org/net/ridom
Schlüsselliteratur
1. De Hoog GS, Guarro J, Gené J, Figueras MJ (2000) Atlas of
clinical fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor
Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands / Universitat
Rovira I Virgili, Reus, Spain.
2. Kwon-Chung KJ, Bennett JE (1992) Medical Mycology, 2nd
ed., Chapter 6: Dermatophytoses, pp. 105–161. Lea &
Febiger, Philadelphia, London.
Historie
Microsporum fulvum Uriburu, 1909 gehörte bis
1963 zur Spezies Microsporum gypseum. Durch
die Entdeckung der perfekten Form Arthroderma fulva (Stockdale) Weitzmann et al. 1986
wurde M. fulvum als selbständige Spezies anerkannt.
Erkrankungen/Symptome
Microsporum gypseum (Bodin) Guiart et Grigorakis, 1928 (Fadenpilz, geophiler Dermatophyt)
Fast immer handelt es sich um Solitärherde an
nicht bekleideten Körperstellen, die auf unmittelbaren Kontakt mit Erde zurückzuführen
sind. Die Zahl der Erkrankungsfälle ist vergleichsweise gering. Klinische Bilder: Tinea corporis (Herde stets mit Entzündungszeichen),
Tinea capitis (favusähnliche Krusten können
sich auf dem Kopf bilden), sehr selten Tinea
barbae, Tinea pedis und Tinea unguium. Die
Haare werden endoektotrich befallen und zeigen keine oder nur eine schwache Fluoreszenz
im Woodlicht bei 365 nm.
Synonym
Differenzialdiagnose
Microsporum gypseum
Erregerbezeichnung
Achorion gypseum (Bodin), 1907; Microsporum
xanthodes Fischer, 1918.
Morphologie
M. gypseum ist ein raschwüchsiger Dermatophyt.
Kolonie. Oberseite: Flach, feinkörnig gipsig,
ockerfarben, reh- bis zimtbraun. Unterseite:
Farblos, mitunter dunkelgelb bis braun. Pigment wird an den Nährboden nicht abgegeben.
Mikromorphologie der Kulturform. Charakteristisch sind die sehr zahlreichen spindelförmigen, dünn- und zart rauwandigen Makrokonidien mit 5 bis 6 Kammern. Birnenförmige Mikrokonidien werden in geringer Anzahl gebildet.
Taxonomie
Abteilung: Ascomycota
Klasse:
Euascomycetes
Ordnung: Onygenales
Familie: Arthrodermataceae
Spezies: Anamorph: Microsporum gypseum.
Teleomorph: Arthroderma incurvatum (Stockdale) Weitzmann et al., 1986 und Arthroderma
gypseum (Nannizzi) Weitzmann et al. 1986.
Mikrobiologisch. Abgrenzung von Microsporum fulvum, der als geophiler Dermatophyt
M. gypseum ähnelt. Merkmale von M. fulvum:
Kolonien sind wolliger ausgeprägt. Die Oberseite ist ockerfarben, die Unterseite kann dunkelrot gefärbt sein. Makrokonidien werden reichlich gebildet. Sie sind zylindrischer geformt als
jene von M. gypseum.
Klinisch. Ausschluss von Dermatosen anderer
Genese.
Labordiagnostik
Die mykologische Diagnostik erfolgt durch den
mikroskopischen und kulturellen Pilznachweis.
Mikroskopische Untersuchung. Von Hautschuppen und Haaren im KOH-Deckglaspräparat. In beiden Materialien treten septierte Hyphen auf, die in großzellige Arthrosporen zerfallen.
Kulturelle Anzüchtung. Auf speziellen festen
Nährböden innerhalb von 2 Wochen bei 22 bis
30°C.
Differenzierung. Von M. gypseum anhand der
Kolonieform und der Mikromorphologie (s.o.)
417
M
Microsporum gypseum
Therapie
Wirtsbereich
Lokalbehandlung mit Azolderivaten. Interne
Therapie mit Griseofulvin, Itraconazol, Fluconazol oder Terbinafin. Die Mykoseherde weisen
keine Tendenz zur Chronizität auf.
M. gypseum ist ein geophiler Dermatophyt mit
geringer Adaptation an den Menschen. Bei
wildlebenden Tieren und Haustieren (Katze,
Hund, Pferd und Nagetiere) kommt
M. gypseum vor, ohne klinische Symptome ausgelöst zu haben.
Spezifische Merkmale
M. gypseum spielt als Bestandteil der keratinabbauenden Mikroflora des Erdbodens eine Rolle
im Stoffkreislauf der Natur.
Risikogruppen
Beschäftigte in Gewächshäusern, Blumenbinderinnen, Gärtner, Landarbeiter.
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Dermatophyten verfügen über eine geringe Virulenz. Synthese und Sekretion verschiedener
proteolytischer Enzyme (alkalische Phosphatase, Esterasen, Keratinasen, Chitinasen, Elastasen und Kollagenasen) ermöglichen das invasive destruierende Wachstum der Pilze in Epidermis, Nagelplatte und Haar.
Transmission
Exogene Infektion durch unmittelbaren Kontakt mit erregerhaltigem Erdboden. Infektionen
von Mensch zu Mensch sind selten. Geringe
Kontagiosität.
Vermehrung und Inkubationszeit
M. gypseum ist ein anspruchsloser Dermatophyt. Vermehrung auf Pilznährböden in 1 bis 2
Wochen bei 22 bis 30°C.
Inkubationszeit bei Infektion 1 bis 2 Wochen.
Epidemiologie
M. gypseum kommt weltweit in Erdböden vor,
am häufigsten im Komposterde. Infektionen
des Menschen stehen oft im Zusammenhang
mit beruflicher Exposition. Die Erkrankungen
treten sporadisch ohne Gefahr einer hohen
Kontagiosität auf. Gruppenerkrankungen wurden bei Beschäftigten in Gewächshäusern beobachtet, jedoch keine Epidemien.
Genetik
Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen (Internal transcribed spacer- /IST-/
region, ribosomal DNA): Microsporum gypseum: EMBL AJ 000621
Prävention
Sorgsamer Umgang beim Arbeiten mit Kompost- und Gartenerde. Schutzhandschuhe tragen.
Resistenz
Bei Therapie. Sensibel gegen Griseofulvin, Terbinafin und Azolderivate. Resistent gegen Polyen-Antimykotika.
In der Umwelt. Im Gartenerde überleben Sporen von M. gypseum bis zu 3 Jahren.
Immunantwort
Es wird eine spezifische zelluläre Immunantwort beim Patienten ausgelöst. Spezifische humorale Antikörper von Isotyp IgG treten bei
chronischen Verlaufsformen auf. Sie haben keinen protektiven und diagnostischen Wert. Bei
entzündlichen Tinea-Formen wird eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ
IV durch Bildung von spezifischem IgE induziert.
418
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Prophylaktische Maßnahmen sind schwer realisierbar und im Allgemeinen nicht erforderlich.
Meldepflicht
Keine.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Referenzzentren für medizinisch relevante
Pilze in Europa
◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures
(CBS), Padualaan 8, Utrecht, NL-3584 CT, The
Netherlands
Microsporum persicolor
◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25 Rue
du Docteur Roux, F-75015 Paris, Frankreich
Konsiliarlaboratorium für Dermatophyten in
Deutschland
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Mykologisches Labor, Universität Münster, vonEsmarch-Straße 56, D-48149 Münster
Expertenlaboratorien
◗ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie, Mykologisches Labor, Universität München, Frauenlobstraße 9–11, D-80337
München
◗ Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig
AöR, Mykologisches Labor, Stephanstraße 11,
D-04103 Leipzig
◗ Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Abt. Parasitologie (Genotypische Bestimmung von Pilzen), Dorotheenstraße 96,
D-10117 Berlin
Web-Adressen
Finnland: Diagnosis of Fungal Infections (dermatomycosis, systemic mycosis):
http://www.clinical-mycology.com/
Australien: Mycology Online: Fungi / taxonomic classification:
http://www.mycology.adelaide.edu.au
Niederlande: Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS), Utrecht:
http://www.cbs.knaw.nl
Deutschland: Selected sequences-uniforms resource locator (URL):
http://www.ridom.hygiene.uniwuerzburg.de
Persistent uniforms resource locator (PURL):
http://www.purl.oclc.org/net/ridom
Microsporum persicolor
Erregerbezeichnung
Microsporum persicolor (Sabouraud) Guiart et
Grigorakis, 1928 (Fadenpilz, zoophiler Dermatophyt).
Syn1onym
Trichophyton persicolor Sabouraud, 1910
Morphologie
M. persicolor ist ein raschwüchsiger Dermatophyt.
Kolonie. Oberseite: Flacher Thallus mit cerebriformem Zentrum, gipsig, zunächst beige, später
typisch pfirsichrot. Unterseite: Rotbraun, dunkler als die Oberseite.
Mikromorphologie der Kulturform. Im mikroskopischen Bild tritt der Unterschied zu Trichophyton mentagrophytes besonders hervor: Viele Makrokonidien spindelförmig von unterschiedlicher Breite mit 5 bis 7 Kammern, dünnwandig und zart rauwandig, besonders am Pol
mit kleinen Protuberanzen versehen. Viele kugelrunde Mikrokonidien, die lang gestielt sein
können. Nach 3 Wochen werden massenhaft
Spiralhyphen gebildet.
Taxonomie
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Spezies:
Schlüsselliteratur
1. De Hoog GS, Guarro J, Gené J, Figueras MJ (2000) Atlas of
clinical fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor
Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands / Universitat
Rovira I Virgili, Reus, Spain.
2. Kwon-Chung KJ, Bennett JE (1992) Medical Mycology, 2nd
ed., Chapter 6: Dermatophytoses, pp. 105–161. Lea &
Febiger, Philadelphia, London.
3. Demange C, Contet-Audonneau N, Kombila M et al. (1992)
Microsporum gypseum complex in man and animals. J
Med Vet Mycol 30, pp. 301–308
Ascomycota
Euascomycetes
Onygenales
Arthrodermataceae
Anamorph: Microsporum persicolor.
Teleomorph: Arthroderma persicolor (Stockdale) Weitzmann et al.,
1986
Historie
M. persicolor wurde 1910 von Sabouraud als Trichophyton persicolor beschrieben und 1967 von
Stockdale auf Grund genetischer Untersuchungsergebnisse in die Gattung Microsporum
eingeordnet.
419
M
Microsporum persicolor
Erkrankungen/Symptome
Transmission
Tinea corporis vorwiegend an nicht bedeckten
Körperstellen des Menschen. Rundherde stets
mir Entzündungszeichen. Gelegentlich Tinea
capitis, wobei keine Haarinvasion durch
M. persicolor erfolgt. So befällt M. persicolor
nicht die Haar von Mensch und Tier.
Exogene Infektion. Eine direkte und indirekte
Übertragung von M. persicolor von Nagetiere
auf Hunde und Katzen und von da auf den Menschen wird als wahrscheinlich angenommen.
Differenzialdiagnose
Mikrobiologisch. Abgrenzung von Trichophyton mentagrophytes: Auf zuckerfreien Nährmedien entwickelt M. persicolor eine weinrote Färbung, nicht jedoch T. mentagrophytes.
Klinisch. Ausschluss von Dermatosen anderer
Genese.
Vermehrung und Inkubationszeit
Vermehrung im Stratum corneum und in der
Nagelplatte in Form von Hyphen und Arthrosporen; auf Pilznährböden zusätzlich durch Makrokonidien und Mikrokonidien innerhalb von
2 Wochen bei 22 bis 30°C.
Inkubationszeit bei Infektion 1 bis 3 Wochen.
Resistenz
Bei Therapie. Sensibel gegen Griseofulvin, Terbinafin und Azolderivate. Resistent gegen Polyen-Antimykotika.
Labordiagnostik
Die mykologische Diagnostik erfolgt durch den
mikroskopischen und kulturellen Pilznachweis.
Mikroskopische Untersuchung. Von Hautschuppen im KOH-Deckglaspräparat. Diese
sind stark von reichverzweigten septierten
Hyphen durchwachsen. Die Haare sind pilzfrei.
Kulturelle Anzüchtung. Auf speziellen festen
Nährböden innerhalb von 2 Wochen bei 22 bis
30°C.
In der Umwelt. M. persicolor ist im Allgemeinen
langlebig. Genaue Zeitspannen sind jedoch
nicht bekannt.
Immunantwort
Als zoophiler Dermatophyt kann M. persicolor
beim Menschen starke Entzündungsreaktion
auf glatter Haut als typisches Zeichen der Wirtsabwehr auslösen mit nachfolgender Clearance.
Wirtsbereich
Therapie
Freilebende kleine Nagetiere in aller Welt stellen wichtigstes Reservoir dar. Die Tiere haben
keine oder nur geringfügige Hautveränderungen. Das Haarkleid wird nicht befallen. Hunde
und Katzen können auch Wirte sein, ebenso
Pferde.
Lokalbehandlung mit Azolderivaten; interne
Behandlung mit Griseovulfin oder Terbinafin.
Risikogruppen
Differenzierung. Von M. persicolor anhand der
Kolonieform und der Mikromorphologie (s.o.)
Spezifische Merkmale
M. persicolor ist phänotypisch leicht mit T. mentagrophytes zu verwechseln.
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Dermatophyten verfügen über eine geringe Virulenz. Synthese und Sekretion verschiedener
proteolytischer Enzyme (alkalische Phosphatase, Esterasen, Keratinasen, Chitinasen, Elastasen und Kollagenasen) ermöglichen das invasive destruierende Wachstum der Pilze in Epidermis, Nagelplatte und Haar.
420
Die Landbevölkerung ist besonders exponiert.
Epidemiologie
Verbreitungsgebiete für M. persicolor sind Europa (England, Frankreich, Deutschland), Afrika, Asien (Japan), Australien, Südamerika, USA
und Kanada. Die Erkrankungen des Menschen
treten sporadisch auf.
Genetik
Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen (Internal transcribed spacer- /IST-/
region, ribosomal DNA): Microsporum persicolor: EMBL AJ 000614
Mikrokokken
Prävention
Kontakt mit wildlebenden Kleinsäugern vermeiden.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Prophylaktische Maßnahmen sind schwer realisierbar und im Allgemeinen nicht erforderlich.
Meldepflicht
Keine.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Referenzzentren für medizinisch relevante
Pilze in Europa
◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures
(CBS), Padualaan 8, Utrecht, NL-3584 CT, The
Netherlands
◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25 Rue
du Docteur Roux, F-75015 Paris, Frankreich
Deutschland: Selected sequences-uniforms resource locator (URL):
http://www.ridom.hygiene.uniwuerzburg.de
Persistent uniforms resource locator (PURL):
http://www.purl.oclc.org/net/ridom
Schlüsselliteratur
1. De Hoog GS, Guarro J, Gené J, Figueras MJ (2000) Atlas of
clinical fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor
Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands / Universitat
Rovira I Virgili, Reus, Spain.
2. Kwon-Chung KJ, Bennett JE (1992) Medical Mycology, 2nd
ed., Chapter 6: Dermatophytoses, pp. 105–161. Lea &
Febiger, Philadelphia, London.
3. Stockdale PM (1967) Nannizzia (later Arthroderma)
persicolor sp. nov., the perfect state of Trichophyton (later
Microsporum) persicolor. Sabouraudia 5, pp. 355–359
4. Schönborn C (1978) Microsporum persicolor, ein seltener
Dermatophyt im Einzugsbereich der Leipziger Hautklinik.
Dermatol Monatsschr 164, pp. 786–795
5. Onsberg P (1978) Human infections with Microsporum
persicolor in Denmark. Brit J Dermatol 99, pp. 531–536
Mikrokokken
Konsiliarlaboratorium für Dermatophyten in
Deutschland
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Mykologisches Labor, Universität Münster, vonEsmarch-Straße 56, D-48149 Münster
Expertenlaboratorien
◗ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie, Mykologisches Labor, Universität München, Frauenlobstraße 9–11, D-80337
München
◗ Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig
AöR, Mykologisches Labor, Stephanstraße 11,
D-04103 Leipzig
◗ Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Charité), Abt. Parasitologie (Genotypische Bestimmung von Pilzen), Dorotheenstraße 96,
D-10117 Berlin
Web-Adressen
Finnland: Diagnosis of Fungal Infections (dermatomycosis, systemic mycosis):
http://www.clinical-mycology.com/
Australien: Mycology Online: Fungi / taxonomic classification:
http://www.mycology.adelaide.edu.au
Niederlande: Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS), Utrecht:
http://www.cbs.knaw.nl
Erregerbezeichnung
Dermacoccus nishinomiyaensis, Kocuria kristinae, Kocuria rosea, Kocuria varians, Kytococcus
sedentarius, Micrococcus luteus, Micrococcus
lylae, Nesterenkonia halobia
Synonym
Micrococcus
Morphologie
Mikroskopie. grampositive, überwiegend in
Paar- und Tetradenform gelagerte Kokken.
Kultur. Wachstum auf festen Nährmedien mit
überwiegend charakteristisch pigmentierten
Kolonien: D. (M.) nishinomiyaensis: strahlend
orange, K. (M.) kristinae: hell cremeweiß-orange, K. (M.) rosea: rosa-rot, K. (M.) varians: mattgelb, K. (M.) sedentarius: cremeweiß oder buttergelb, M. luteus: gelb oder orange, M. lylae:
nichtpigmentiert oder cremeweiß, N. (M.) halobia: nichtpigmentiert.
Taxonomie
Familie: Micrococcaceae
Gattungen: Arthrobacter (überwiegend tierassoziiert), Kocuria, Micrococcus, Ne421
M
Mikrokokken
sterenkonia,
Renibacterium
(fischassoziiert), Rothia.
Familie: Dermatophilaceae
Gattungen: Dermatophilus (tierassoziiert), Dermacoccus, Kytococcus
lich, Aufschluss erbringt nur die mikrobiologische Diagnostik. Laboratoriumsdiagnostisch ist
eine Abgrenzung von Staphylokokken und
R. mucilaginosa wichtig.
Labordiagnostik
Aufgrund moderner phylogenetischer Untersuchungen ist die ehemalige Familie der Micrococcaceae mit den vormals zugeordneten Gattungen Micrococcus, Planococcus, Staphylococcus sowie Stomatococcus völlig neu klassifiziert worden. Neben einigen Familien
nichthumanpathogener Bakterien ist die Familie Micrococcaceae zusammen mit der Familie
Dermatophilaceae (Typgattung Dermatophilus,
sowie Dermacoccus und Kytococcus) in die Unterordnung Micrococcineae, Ordnung Actinomycetales, Klasse Actinobacteria eingeordnet
worden. Die bei humanen Infektionen nachgewiesenen Gattungen der Familie Micrococcaceae schließen Micrococcus (= Typgattung),
Arthrobacter, Kocuria, Nesterenkonia und Rothia ein. Die Gattung Rothia umfasst u.a. neben
R. dentocariosa aktuell auch die Spezies R.
mucilaginosa, früher Stomatococcus mucilaginosus.
Neben dem mikroskopischen Bild und der Koloniemorphologie führen in der Routinediagnostik physiologische Parameter zur Speziesdiagnose. Ein Wachstum auf festen Nährböden findet sich nach 1–2tägiger, obligat aerober Bebrütung (Ausnahme: K. kristinae) bei 32–37°C.
„Mikrokokken“ sind katalasepositiv und überwiegend oxidasepositiv (Ausnahme: Kytococcus). Sie sind durch eine fehlende Kapselbildung und Wachstum bei 5% NaCl gegen „Stomatokokken“ und durch eine Empfindlichkeit
gegen Bacitracin und die Resistenz gegen Lysostaphin gegen koagulasenegative Staphylokokken abgrenzbar. Eine sichere Speziesdifferenzierung ist durch die alleinige Testung biochemischer Eigenschaften auch mittels konfektionierter
Testsysteme
unzuverlässig.
Im
Bedarfsfall kann die taxonomische Einordnung
mittels Sequenzierung ribosomaler Gene oder
Chemotaxonomie (Fettsäurekomposition) erfolgen.
Historie
„Mikrokokken“ fanden wahrscheinlich erstmals in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts
in Berichten von J. Schroeter und F. Cohn über
bakterielle Pigmentbildung (Bacteridium luteum) Erwähnung. Letzterer beschrieb mit Micrococcus luteus die erste „Mikrokokken“-Spezies.
In den folgenden Jahrzehnten wurden eine Reihe weiterer Spezies beschrieben und es erfolgten
mehrere Reklassifizierungen, die ihren vorläufigen Abschluss mit den molekularbiologischen
Arbeiten von E. Stackebrandt et al. zur taxonomischen Aufspaltung des Micrococcus-Genus
und zur Reklassifizierung der Micrococcaceae
fanden.
Therapie
Penicillin G, eventuell in Kombination mit Gentamicin und Rifampicin, ist Therapie der Wahl
bei Endokarditis und Sepsis. Bei Kytococcus-Infektionen ist ein Austausch des β-Laktam-Antibiotikums durch ein Glykopeptid (Vancomycin) empfehlenswert (s.u.).
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Keine Daten verfügbar.
Transmission
Exogene und endogene Infektion möglich.
Erkrankungen/Symptome
Nur in seltenen Ausnahmefällen als Erreger von
Sepsis bei Patienten in Aplasie sowie u.a. von
Prothesenendokarditis, septischer Arthritis,
Pneumonie und Peritonitis beschrieben.
Differenzialdiagnose
Klinisch ist keine Abgrenzung von Infektionen
mit anderen opportunistischen Erregern mög422
Vermehrung und Inkubationszeit
Keine Daten verfügbar.
Resistenz
„Mikrokokken“ sind in der Regel empfindlich
gegen die meisten therapeutisch eingesetzten
Antibiotika. Kytococcus-Isolate sind resistent
gegenüber Penicillin G und Methicillin.
Mobiluncus
Immunantwort
Schlüsselliteratur
Keine Daten verfügbar.
1. Kloos, W. E., Bannerman, T. L. Staphylococcus and
Micrococcus. In: Murray, P. R., Baron, E. J., Pfaller, M. A.,
Tenover, F. C., Yolken R. H. (eds.), Manual of Clinical
Microbiology, p. 264–282, ASM Press, Washington, 1999
2. Peters, G., G. Pulverer. Die Familie der Micrococcaceae. In:
Köhler, W., Eggers, H.J., Fleischer, B., Marre, R., Pfister, H.,
Pulverer, G. (Hrsg.), Medizinsche Mikrobiologie, S. 250–
260, Urban & Fischer, München, 2001.
3. Stackebrandt, E., Koch, C., Gvozdiak, O., Schumann, P.
Taxonomic dissection of the genus Micrococcus: Kocuria
gen. nov., Nesterenkonia gen. nov., Kytococcus gen. nov.,
Dermacoccus gen. nov., and Micrococcus Cohn 1872 gen.
emend. Int. J. Syst. Bacteriol. 45 (1995) 682–692
4. Von Eiff, C., Herrmann, M., Peters, G. Antimicrobial
susceptibilities of Stomatococcus mucilaginosus and of
Micrococcus spp. Antimicrob. Agents Chemother. 39
(1995) 268–270
Wirtsbereich
Normalflora von Haut- und Schleimhäuten von
Mensch und Tier. Von da aus auch in Staub,
Wasser usw. der Umgebung. Deshalb häufig als
Kontaminanten in menschlichem Untersuchungsmaterial.
Risikogruppen
Patienten in Aplasie, Patienten mit künstlichen
Herzklappen.
Epidemiologie
Exogene Übertragung durch Hände usw. möglich. Ausbrüche nicht beschrieben.
Genetik
GC-Gehalt: Dermacoccus, 66–71%; Kocuria, 66–
75%; Kytococcus, 68–69%; Micrococcus, 69–
76%; Nesterenkonia, 70–72%. 16S rRNA-Genanalysen ergaben eine Zuordnung der aus den
„Mikrokokken“ hervorgegangenen Gattungen
in zwei Cluster, die zum einen die Gattungen
Micrococcus (Acc.-No. AB023371, AF057289,
AF057290, X80750), Kocuria (Acc.-No. X80749,
X87754, X87756), Nesterenkonia (Acc.-No.
X80747) sowie Arthrobacter, Renibacterium
und Rothia (einschließlich Rothia (Stomatococcus) mucilaginosa) und zum anderen die
Gattungen Kytococcus (X87755) und Dermacoccus (Acc.-No. X87757) sowie Dermatophilus
umfassen. Für die Micrococcus-Spezies ist der
Besitz von Plasmiden von 1–100 MDa Größe bekannt.
Prävention
Übliche Hygiene zur Prävention nosokomialer
Infektionen.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle:
Siehe Prävention
Milkers Nodules
Pockenviren, andere humanpathogene animalische
Milzbrandbazillus
Bacillus anthracis
M
Mobiluncus
Erregerbezeichnung
Mobiluncus
Synonym
Entfällt
Morphologie
Gekrümmte, sehr bewegliche Stäbchen, im
Grampräparat meist gramnegativ bis gramlabil,
selten grampositiv. M. curtisii ist kleiner und
0,8–3 µm lang, M. mulieris ist eher halbmondförmig und 2–6 µm lang. Beide Arten haben 1–8
Geißeln, die subterminal oder auf der Konkavseite zentral inserieren.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht nach dem IfSG.
Taxonomie
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Familie:
Genus:
Spezies:
Keine Daten verfügbar.
Actinomycetaceae
Mobiluncus
M. curtisii (ssp. curtisii, ssp. holmesii), M. mulieris
423
Mobiluncus
Historie
Krönig beschrieb 1895 erstmals gekrümmte
Stäbchenbakterien im Vaginalsekret und Curtis
gelang 1913 die Reinkultur dieser Bakterien aus
uterinem und vaginalem Material einer Patientin mit postpartaler Endometritis. 1954 charakterisiert Moore zwei unterschiedliche Morphotypen im Grampräparat, die allerdings erst 1980
auch biochemisch differenziert werden konnten. 1984 wurden die beiden Arten von Spiegel
und Roberts als Mobiluncus curtisii und
M. mulieris charakterisiert. Mobiluncus wurde
ursprünglich der Familie Bacteroidaceae zugeordnet, 1988 aber aufgrund der morphologischen und biochemischen Charakterisierung
der Zellwand als grampositiv in die Familie der
Actinomycetaceae klassifiziert. Diese Klassifizierung scheint aber noch nicht endgültig zu
sein.
Erkrankungen/Symptome
Die Rolle von Mobiluncus bei der bakteriellen
Vaginose und extragenitalen Erkrankungen ist
nicht geklärt. Zwar lässt sich Mobiluncus zusammen mit Gardnerella vaginalis bei diesem
Krankheitsbild häufig mikroskopisch nachweisen, jedoch konnten Studien bei Patientinnen
mit bakterieller Vaginose keinen Unterschied in
der Krankheitsschwere in Abhängigkeit vom
Nachweis von Mobiluncus belegen. Ebenso hat
der Nachweis von M. curtisii keinen Einfluss auf
den Heilungserfolg unter der Therapie mit Metronidazol, obwohl M. curtisii resistent gegen
dieses Antibiotikum ist.
Mobiluncus wurde bei extravaginalen Infektionen (Nonpuerperale Brustabszesse, postoperative Wundinfektionen) verschiedentlich isoliert, aber stets nur in Mischkulturen mit weiteren Anaerobiern.
Im Tierversuch gelang es nicht, mit intravenöser, intraperitonealer oder intramuskulärer
Gabe von Mobiluncus-Reinkulturen Krankheitszeichen hervorzurufen.
stens 3 Tagen. Wachstum in Flüssigkultur wird
durch Zugabe von Pferdeserum gefördert.
Biochemische Differenzierung. Oxidase-, Katalase-, Indol-, H2S-, Urease-negativ. Saccharolytische Aktivität nicht gesichert. Metabolische
Endprodukte sind Succinat, Acetat und Laktat.
Unterscheidung der beiden Arten durch den
Nachweis von β-Galactosidase (M. curtisii ist
positiv).
Antibiotika-Empfindlichkeit. Beide Arten sind
empfindlich gegen Penicillin, Cephalosporine,
Erythromycin, Clindamycin, Aminoglykoside
(!). Die Aminoglykosid-Empfindlichkeit wird
allerdings von einigen Autoren bezweifelt.
Therapie
Eine spezifische Therapie ist nicht bekannt,
scheint aber auch aufgrund der fraglichen pathogenetischen Bedeutung nicht angezeigt.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Fragliche pathogenetische Bedeutung, da bei
bakterieller Vaginose Nachweis stets nur zusammen mit Gardnerella vaginalis erfolgte.
Transmission
Möglicherweise durch Geschlechtsverkehr.
Vermehrung und Inkubationszeit
Nicht bekannt.
Resistenz
Resistenz besteht gegen Colistin, Nalidixinsäure, Tetrazyklin sowie von M. curtisii gegen Metronidazol, während M. mulieris wechselnde
Empfindlichkeit gegen Metronidazol zeigt. Kein
Nachweis von Betalaktamasen.
Immunantwort
Nicht bekannt.
Differenzialdiagnose
Wirtsbereich
Vaginose.
Außerhalb des Menschen bislang nicht nachgewiesen.
Labordiagnostik
Kulturelle Anzucht. Strikt anaerobes Wachstum auf angereichterten Agarmedien bei 36°C
mit Bildung von zarten Kolonien nach frühe424
Risikogruppen
Veränderung der vaginalen Ökologie mit Verdrängung von Laktobazillen.
Molluscum Contagiosum Virus
Epidemiologie
Prävalenz im Vaginalbereich bei gesunden
Frauen 10–40%, bei Frauen mit bakterieller Vaginose bis zu 85%. Bei Frauen mit Vaginose
Vorkommen auch im Analbereich. Nachweis im
Urethralabstrich bei 3% von 300 männlichen
Patienten einer STD-Ambulanz.
Molluscum Contagiosum Virus
Erregerbezeichnung
Molluscipockenvirus: Molluscum Contagiosum
Virus (MCV)
Synonym
Genetik
Nukleotidsequenzen ca. 16,
http://www.ncbi.nlm.nih.gov
Molluscum contagiosum (MC), Epithelioma
molluscum, Epithelioma contagiosum (Neisser), Dellwarze
Prävention
Morphologie
Nicht bekannt.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Nicht bekannt.
Meldepflicht
Keine.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Konsiliarlaboratorium für anaerobe gramnegative Stäbchen, Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Hygieneinstitut Universität Tübingen, Silcherstr. 7, 72076 Tübingen (Herr Prof.
Dr. I. B. Authenrieth, Frau Priv. Doz. Dr. med.
U. Schumacher)
Web-Adressen
http://www.bacterio.cict.fr/m/mobiluncus.html
http://www.dsmz.de/bactnom/nam1908.htm
Schlüsselliteratur
1. Schwebke J.R., Lawing, L.F. (2001) Prevalence of
Mobiluncus spp. among women with and without bacterial
vaginosis as detected by polymerase chain reaction. Sex.
Transm. Dis. 28:195–199
2. Spiegel, C. A.: The Genus Mobiluncus, in: Balows, A., H. G.
Trüper, M. Dworkin, W. Harder, K.-H. Schleifer (Hrsg.)
The Prokaryotes. 2. Auflage, Springer Verlag, New York,
Berlin, Heidelberg, 1991.
Wie Vaccinia und Variola Virus. Backsteinförmige Partikel in der Elektronenmikroskopie:
360×210 nm. Molluscumtypische tubuläre
Struktur des Cores.
Taxonomie
Genus Molluscipoxvirus in der Familie Poxviridae und der Unterfamilie Chordopoxvirinae
(Wirbeltierpocken).
Historie
Dr. Thomas Bateman (1778 bis 1821) verwendete
1814 den Begriff „Molluscum Contagiosum“ für
eine selbständige und übertragbare Erkrankung
der menschlichen Haut. W. Henderson fand
1841 „globuläre Körperchen“ in den Molluscumläsionen. Die intrazytoplasmatischen Einschlüsse in der Epidermis der MC-Knötchen
wurden als Henderson-Patersonsche Körperchen oder Molluscumkörper bekannt. Goodpasture und King sowie Goodpasture und Woodruff bezeichneten die Molluscum Elementarkörperchen erstmals als Viren und stellten Ähnlichkeiten zu den Borrel Körperchen bei
Geflügelpocken fest. Juliusberg sowie Wile und
Kingery gelang eine Übertragung der Infektion
von Mensch zu Mensch unter Laborbedingungen durch bakterienfreie Extrakte des mit MCV
infizierten Gewebes (Juliusberg, 1905; Wile und
Kingery, 1919).
Moellerella
Erkrankungen/Symtome
Kluyvera, Koserella, Leclercia, Leminorella,
Das MCV verursacht benigne Tumoren der
menschlichen Haut. Wegen der Begrenzung auf
die Epidermis werden diese Tumoren auch als
Acanthome bezeichnet. MCV Läsionen ähneln
Haarfollikeln der menschlichen Haut. Die MCV
typischen epidermalen Tumoren werden als
perlenartige, fleischfarbene, erhabene, feste, ge-
Moellerella
Molluscum contagiosum
Molluscum Contagiosum Virus
425
M
Molluscum Contagiosum Virus
nabelte Hautknötchen von 2–3 mm Durchmesser beschrieben. Typischerweise weisen sie eine
kraterförmige Eindellung in ihrer Mitte auf, aus
der weißes, kreidiges Material entleert werden
kann. Darüber hinaus gibt es Molluscum Contagiosum (MC) Läsionen von 10 mm Durchmesser und größer. Diese sind als Molluscum Giganteum bekannt. Sie werden vor allem bei immunsupprimierten Patienten beobachtet. Die
Molluscumknötchen finden sich bevorzugt im
Gesicht, am Hals, den Armen und Genitalien.
Lippen, Zunge und Mundschleimhaut werden
seltener befallen. Am seltensten sind Mollusci
der Handflächen und Fußsohlen. Bei Lokalisation an den Lidrändern sieht man Konjunktivitis
und Keratitis. Es kommt vor, dass Patienten viele hundert MC-Knötchen aufweisen, die sich
über einen längeren Zeitraum entwickeln. Die
Knötchen können jahrelang persistieren, ohne
Beschwerden zu bereiten. Bei immunsupprimierten Patienten gibt es akute, floride Hauteruptionen mit bis zu 700 Läsionen. Dies wird in
Analogie zu ähnlichen Exazerbationen bei Herpes simplex und Vaccinia Virus als Ekzema
molluscum bezeichnet. Schwere Verläufe werden auch nach Splenektomie und bei HIV Infektion beobachtet. Die Verhältnisse bei HIV infizierten Kindern entsprechen dem Infektionsverlauf im immunsupprimierten Wirt. Generalisierte Formen mit systemischer Reaktion
kommen nicht vor. Allerdings können ausgedehnte bakterielle Sekundärinfektionen Fieber
und Allgemeinsymptome erzeugen. Assoziation
von MCV mit Haarfollikeln, Epidermoidzysten,
malignen Tumoren, Ossifikation und hämorrhagische MCV Läsionen werden beschrieben.
Auf MC treffen die Kriterien einer Lokalinfektion zu (Massenwirkung, Selbstlimitierung). Die
Infektion mit MCV ist insbesondere nicht zyklisch und eine Virämie tritt nicht auf. Molluscum Contagiosum ist eine chronische, nicht generalisierende Viruserkrankung der menschlichen Haut, die häufig durch bakterielle Sekundärinfektionen kompliziert wird.
paraten von Hautbiopsien zweifelsfrei möglich
und ausreichend.
Erregernachweis aus Reizserum (Verwendung
von MCV Virionmaterial als Antigen), oder ultradünnen Gewebeschnitten von Läsionen.
Elektronenmikroskopische
Differenzierung
aufgrund Molluscum-typischer Corestrukturen. PCR aus Läsionsmaterial.
Therapie
Topische Behandlung mit DNA-Polymerasehemmstoffen (z. B. Cidofovir®). Kürettage, Anstechen oder Lasern der Primärläsionen. Die
Molluscum-Infektion ist selbstlimitierend ohne
Narbenbildung.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
MCV hat einen ausgeprägten Gewebetropismus. Es durchläuft seinen Lebenszyklus ausschließlich in der Epidermis der menschlichen
Haut. Ein Überschreiten der Basalmembran
und eine Generalisierung der Virusinfektion
finden nicht statt. MCV verhält sich in Zellkultur wie eine wirtsabhängige, konditionelle, letale Mutante, deren Genom frühe Funktionen, die
u.a. zum ZE führen, zwar exprimiert, aber den
vollständigen viralen Zyklus, weitergehend mit
der Replikation der viralen DNA, nur in der
menschlichen Haut in situ entwickelt. MCV
zeigt ein ausgeprägtes heterologes Interferenzvermögen. MCV Extrakte interferieren mit der
Plaquebildung von Vaccinia-, Herpes- und
Encephalomyokarditisviren.
Die zelluläre und molekulare Pathogenese der
MCV Infektion ist ein interessantes Modell zum
Studium der Haut als primärem Organ der Immunabwehr.
Transmission
Kutane Kryptokoccose, Histoplasmose und Orthopockeninfektionen.
Die MCV Infektion wird direkt von Mensch zu
Mensch durch Schmierinfektion aber auch indirekt über Hygieneartikel übertragen. Die MCV
Infektion ist eine sexuell übertragbare Krankheit
Labordiagnostik
Vermehrung und Inkubationszeit
Die klinische Diagnose des MC ist in den meisten Fällen lichtmikroskopisch aus Schnittprä-
Vegetativ in der menschlichen Epidermis. Inkubationszeit 2–4 Wochen.
Differenzialdiagnose
426
Monilia brasiliensis
Resistenz
Genetik
DNA Polymerasehemmstoffe (z.B. Cidofovir®)
sind bei topischer Anwendung wirksam. Resistenzen sind nicht bekannt.
Das MCV Genkomplement schließt neben den
Genen der Transkriptions- und Replikationsmaschinerie, die im Zentrum des Genoms mit
hoher Aminosäurehomologie konserviert sind,
auch eine Reihe von Genen mit potenziell immunsuppressiver Wirkung ein. Dazu gehören
ein Mitglied der Familie der CC-Chemokine, ein
Homolog der schweren Kette von MHC Typ 1,
drei Proteine mit Homologie zum humanen
SLAM, eine Glutathionperoxidase und ein IL18
bindendes Protein.
Das ‘Poxvirus Bioinformatics Centre’ http://
www.poxvirus.org/ bietet eine vollständige und
kommentierte Sequenzsammlung sowie andere
Informationen zur MCV Genetik.
Immunantwort
Nicht-neutralisierende Antikörper regional unterschiedlich bei 6–10% der Bevölkerung.
Bei der Untersuchung einer MC typischen zellulären Immunantwort wurde ein Fehlen von TLymphozyten/NK-Zell Unterklassen in der den
viralen Läsionen unterliegenden Dermis festgestellt.
Wirtsbereich
Die MCV Infektion ist vermutlich ausschließlich auf den menschlichen Wirt begrenzt. Eine
Übertragung auf Versuchstiere ist bisher nicht
gelungen. Bezüglich des Reservoirs der menschenpathogenen Pocken geht man davon aus,
dass außerhalb des Menschen keines existiert.
Risikogruppen
Molluscum Contagiosum ist eine über die ganze
Welt verbreitete Erkrankung vorwiegend von
Kindern und Jugendlichen und tritt sporadisch,
aber auch in kleinen Epidemien auf. Die Inzidenz ist steigend, besonders bei HIV Infizierten
und Personen mit anderen nicht erworbenen
zellulären Immundefekten.
Das höchste Übertragungsrisiko besteht zwischen Individuen in großen Gruppen auf engem
Raum unter unzureichenden hygienischen Verhältnissen: Schulen, Kasernen, öffentliche
Sporteinrichtungen.
Epidemiologie
Molluscum Contagiosum ist eine weltweit verbreitete Erkrankung: Beschrieben werden eine
Inzidenz von 0,14% bis 1,2% in Schottland und
4,5% in Fidji. Molluscum Contagiosum tritt oft
im Zusammenhang mit Erkrankungen des Immunsystems auf, insbesondere bei Defekten der
zellulären Immunität und präsentiert sich dann
mit schweren und atypischen Verläufen. Disseminiertes MC wurde unter anderem bei B- und
T-Zell Reifungsstörungen beschrieben. Beim
progressiven Immunschwächesyndrom (AIDS)
im Rahmen der HIV Infektion dient die opportunistische MCV Infektion als Markererkrankung im Stadium IV des AIDS assoziierten
Komplexes (AIDS Related Complex: ARC).
Prävention
Hygienemaßnahmen.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Expositionsprophylaxe.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
M
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Expertenlabor: Prof. Dr. G. Darai, Hygiene-Institut der Universität Heidelberg, Abt. Virologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg.
Web-Adressen
Poxvirus Bioinformatics Centre:
http://www.poxvirus.org/
Centers for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/
World Health Organization:
http://www.who.int/en/
Schlüsselliteratur
1. Fenner, F. Pockenviren. In: Virology, Third Edition, edited
by Fields, B.N., et. al., Raven Press, Ltd. New York, Vol. 2,
(1996) 2673–2702.
2. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of
Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio
Monilia brasiliensis
Paracoccidioides brasiliensis
427
Moniliformis
Moniliformis
Acanthocephala
Monkeypox virus
Affenpockenviren, humanpathogene
Moraxella (Branhamella) catarrhalis
Erregerbezeichnung
Moraxella catarrhalis
Synonym
Branhamella catarrhalis
Morphologie
Gramnegative Kokken
Taxonomie
Familie: Neisseriaceae
Gattungen: Neisseria, Moraxella (Subgenera
Moraxella, Branhamella), Kingella, Acinetobacter, Simonsiella, Eikenella, Alysiella, CDC group
EF-4, CDC group M-5. Einordnung der Gattungen Moraxella, Acinetobacter und Psychrobacter in eine eigene Familie Moraxellaceae oder
der Gattungen Branhamella und Moraxella in
Branhamaceae wird aufgrund von Genomanalysen diskutiert.
Historie
Seit 1896 (Frosch und Kolle) als Micrococcus catarrhalis bekannt, später wegen seiner morphologischen Ähnlichkeit mit Keimen der Gattung
Neisseria als Neisseria catarrhalis bezeichnet.
Umbenennung in Branhamella catarrhalis zu
Ehren der Mikrobiologin Sarah Branham (Catlin, 1970). 1979 Unterteilung der Gattung Moraxella in die beiden Subgenera Moraxella und
Branhamella (Bøvre).
und tiefen Respirationstraktes, wie Laryngitis,
akute Bronchitis, Exazerbation einer chronischen Bronchitis, Bronchiolitis und Pneumonie
auf. Die Symptomatik der M. catarrhalis-Infektionen reicht von leichten, selbst-limitierenden
Erkrankungen bis hin zu schweren Pneumonien, wobei als typisches klinisches Bild die eitrige
Tracheobronchitis gilt. Bis zur Hälfte dieser respiratorischen Infekte sind polymikrobiell bedingt. Als weitere fakultativ pathogene Keime
werden meist H. influenzae und S. pneumoniae
isoliert. Die pathogenetische Rolle von
M. catarrhalis in Mischkulturen wird von einigen Autoren allerdings als noch nicht völlig geklärt angesehen.
Insbesondere
bei
Kindern
verursacht
M. catarrhalis Otitis media, Sinusitis und Konjunktivitis (M. catarrhalis gilt als jeweils
dritthäufigster Erreger dieser Erkrankungen).
Systemische Infektionen treten vorwiegend bei
Immunsupprimierten, zunehmend aber auch
bei Kindern ohne Vorliegen einer Grunderkrankung auf. Bei Kindern finden sich im Verlauf
von Septikämien häufig Hauterscheinungen wie
makulopapulöses Exanthem, Petechien und
Purpura.
Seltene Fälle von Wundinfektionen, Cellulitis,
Osteomyelitis, Infektionen des Urogenitaltraktes, Endophthalmitis, Arthritis, Peritonitis,
postoperative Mediastinitis, Endokarditis und
Meningitis sind beschrieben.
Differenzialdiagnose
Entsprechende Infektionen verursacht durch
andere bakterielle und virale Erreger.
Labordiagnostik
Geeignete Materialien. Sputum, Trachealsekret,
Nasopharyngealabstrich, Trommelfellpunktat,
Ausflussmaterial nach Riss des Trommelfells,
Nebenhöhlenpunktat, Bindehautabstrich.
Mikroskopie. Gramnegative Diplokokken, deren einander zugekehrte Seiten abgeplattet sind
(„Kaffeebohnen“- oder „Semmel“-form).
Erkrankungen/Symptome
M. catarrhalis ist neben Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae der häufigste bakterielle Erreger von Atemwegsinfektionen. V.a. ältere Menschen und Patienten mit
chronischen Lungenvorerkrankungen sind betroffen. Hierbei treten Infektionen des oberen
428
Kulturelle Anzüchtung. M. catarrhalis kann auf
Nähr- und Blutagar in atmosphärischer Luft in
einem Temperaturbereich zwischen 20–42°C
angezüchtet werden. Optimales Wachstum wird
in einer 3–10% CO2-Atmosphäre bei 35–37°C erreicht. Einige Stämme können auch auf Neisse-
Moraxella (Branhamella) catarrhalis
rien-Selektiv-Medien (Typen Thayer-Martin
TM, Martin-Lewis ML, New York City NYC)
wachsen.
Identifizierung.
◗ Produktion der Enzyme Cytochromoxidase,
Katalase, DNase, Buttersäure-Esterase (z.B.
Tributyrin-Hydrolyse)
◗ keine Säureproduktion aus Glukose, Maltose,
Saccharose, Fruktose, Laktose (in CystinTrypticase-Agar, CTA-Medien)
◗ Reduktion von Nitrat und Nitrit (keine Gasbildung)
Resistenztestung. Prüfung auf β-LaktamaseBildung mittels Schnelltest (z.B. NitrocefinTest)
Therapie
Fast alle der klinisch signifikanten Isolate sind
β-Laktamase-Produzenten. Mittel der 1. Wahl
sind daher Kombinationen aus Penicillinen wie
Ampicillin/Amoxicillin etc. plus β-LaktamaseHemmer wie Sulbactam/Clavulansäure etc. und
die meisten Cephalosporine. Makrolide wie
Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin
etc., Tetracycline wie Doxycyclin etc. sowie Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin etc. sind alternative Mittel.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Äußere Membranproteine wie UspA1 scheinen
wesentlich für die Anheftung von M. catarrhalis
an die Wirtsepithelzellen zu sein. Darüber hinaus sind Lipooligosaccharide (3 verschiedene
Serotypen) sowie Pili weitere Oberflächenstrukturen von M. catarrhalis, die Bezug zur Pathogenität haben könnten. Eisen-regulierte Proteine wie Transferrin- (TbpA und TbpB) und
Laktoferrin- (LbpA und LbpB) Bindeproteine
ermöglichen die Eisenaufnahme vom Wirt. Die
Serum-Resistenz wird ebenfalls als Virulenzfaktor klinisch signifikanter Isolate angesehen.
Transmission
Meist endogene Infektionen nach Einwanderung von Erregern aus dem Oro- und Nasopharynx. Über nosokomiale Infektionen, die v.a.
den Respirationstrakt betrafen und die insbesondere in Abteilungen mit Lungenerkrankun-
gen auftraten, wurde ebenfalls mehrfach berichtet.
Vermehrung und Inkubationszeit
Siehe Transmission.
Resistenz
Der
erste
β-Laktamase-produzierende
M. catarrhalis-Stamm wurde 1976 nachgewiesen. Derzeit sind ca. 90% der Isolate β-Laktamase-positiv. Bei keiner anderen Bakterienart wurde eine solch starke Zunahme resistenter Stämme beobachtet. M. catarrhalis-Stämme produzieren 2 Typen von β-Laktamasen, BRO-1 und
BRO-2. Das BRO-1-Enzym wird bei der Mehrheit der β-Laktamase-positiven Isolate gefunden und führt zu einer größeren Resistenz als
BRO-2.
Immunantwort
Nach Infektionen mit M. catarrhalis konnten
sowohl systemische als auch Schleimhaut-Antikörper-Antworten nachgewiesen werden.
Wirtsbereich
M. catarrhalis ist Kommensale im oberen Respirationstrakt des Menschen. Bei Kindern finden sich sehr viel höhere Keimträgerraten als
bei Erwachsenen. So waren – abhängig von der
geographischen Lage – 28 bis 100% der untersuchten Säuglinge mit M. catarrhalis im Verlauf
des 1. Lebensjahres besiedelt. Bei gesunden Erwachsenen betrug die Kolonisierungsrate dagegen ca. 4%.
Risikogruppen
◗ Immunsupprimierte Patienten für Septikämien und Atemwegserkrankungen.
◗ Patienten mit kardiopulmonalen Vorerkrankungen, insbesondere chronischen Lungenerkrankungen, wie z.B. chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und chronischer Bronchitis. Etwa drei Viertel der
Patienten mit M. catarrhalis-Atemwegsinfektionen zeigen eine bronchopulmonale
Grunderkrankung.
◗ Als weitere prädisponierende Faktoren für
bronchopulmonale Infektionen mit
M. catarrhalis gelten höheres Lebensalter
(über 60 Jahre), männliches Geschlecht (bis
85% der Erkrankten) und Rauchen.
429
M
MOTT (Mycobacteria Other Than Tuberculosis)
Prädisposition durch geschädigte bronchoalveoläre Zellen wahrscheinlich.
Epidemiologie
Zwei Drittel der Atemwegsinfektionen mit
M. catarrhalis sind ambulant erworben. Nosokomiale Ausbreitung von M. catarrhalis-Infektionen wurde allerdings beschrieben (siehe
Transmission). Hierbei konnte der Keim auch
aus Umgebungsproben angezüchtet werden.
Durch M. catarrhalis bedingte Infektionen des
Respirationstraktes treten v.a. im Winter und
im Frühjahr auf.
Genetik
5. Rossau, R.G., A. van Landschoot, M. Gillis, J. de Ley. 1991.
Taxonomy of Moraxellaceae fam. nov., a new bacterial
family to accommodate the genera Moraxella,
Acinetobacter and related organisms. Int. J. Syst. Bacteriol.
41: 310–319
MOTT (Mycobacteria Other Than
Tuberculosis)
Mykobakterien, ubiquitäre
Mucor circinelloides
Mucorales
Komplette Sequenz ist nicht verfügbar.
Prävention
Prävention nosokomialer Ausbrüche durch alle
Maßnahmen, die allgemein zur Verhinderung
nosokomialer Infektionen eingesetzt werden,
wie z.B. regelmäßige Hände- und Flächendesinfektion etc.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Siehe Prävention
Meldepflicht
Bei gehäuftem nosokomialen Auftreten.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
◗ Nationales Referenzzentrum für Meningokokken (Neisserien), Universität Würzburg,
Institut für Hygiene und Mikrobiologie:
http://www.ridom.hygiene.
uni-wuerzburg.de
Schlüsselliteratur
1. Enright, M. C., H. McKenzie. 1997. Moraxella
(Branhamella) catarrhalis – clinical and molecular aspects
of a rediscovered pathogen. J. Med. Microbiol. 46: 360–371
2. Karalus, R., A. Campagnari. 2000. Moraxella catarrhalis: a
review of an important human mucosal pathogen.
Microbes. Infect. 2: 547–559
3. McGregor, K., B. J. Chang, B. J. Mee, T. V. Riley. 1998.
Moraxella catarrhalis: clinical significance, antimicrobial
susceptibility and BRO beta-lactamases. Eur. J. Clin.
Microbiol. Infect. Dis. 17: 219–234
4. Murphy, T. F. 1996. Branhamella catarrhalis:
epidemiology, surface antigen structure, and immune
response. Microbiol. Rev. 60: 267–279
430
Mucor pusillus
Mucorales
Mucorales
Erregerbezeichnungen
Rhizopus oryzae, Rhizopus microsporus var. rhizopodiformis, Rhizomucor pusillus, Absidia
corymbifera, Apophysomyces elegans, Mucor
circinelloides, Cunninghamella bertholletiae,
Saksenaea vasiformis
Synonym
Rhizopus oryzae: Rhizopus arrhizus; Rhizopus
microsporus: Rhizopus rhizopodiformis; Rhizomucor pusillus: Mucor pusillus; Mucor circinelloides: Rhizomucor circinelloides
Morphologie
Köpfchenschimmel.
Wirtsgewebe. Dünnwandige, unseptierte, teilweise rechtwinklig verzweigte Hyphen unterschiedlichen, starken Kalibers (10–20 µm) mit
Affinität zu Gefäßwänden.
Kultur. Allgemeine Kennzeichen der Mucorales: Kolonie: Sehr rasches (15 bis 48 h) watteartiges Wachstum bei 37°C, Rhizomucor pusillus
auch bei 56°C, auf Sabouraud-Glucose(2%)Agar und anderen gängigen festen Nährmedien.
Mucorales
Mikroskopisch. Traghyphen (Sporangiophoren) mit Sporangien, die nach Reifung mehr als
hundert runde oder ovale 3–5 µm durchmessende Sporangiosporen freisetzen. Artdiagnose anhand der Architektur der Traghyphen sowie der
Mikromorphologie der Sporangien (siehe unten). Ausbildung von dunklen, dickwandigen,
oft ornamentierten Zygosporen bei den zumeist
heterothallischen Mucorales nur bei Ko-Kultivierung artgleicher Plus- und Minus-Stämme.
Spezifische Morphologie der wichtigen
humanpathogenen Arten
Rhizopus oryzae (arrhizus)
Kolonie. Rasch expandierend, bis zu 1 cm hoch,
weißlich bis graubraun. Temperaturmaximum
40°C.
Mikroskopisch. Sporangiophoren einzeln oder
in Büscheln, braun, 1–2 mm hoch, 18 µm breit,
zumeist unverzweigt, gelegentlich mit bis zu
50 µm breiten, braunen Anschwellungen. Rhizoide geringgradig vezweigt, bis zu 250 µm lang,
bräunlich. Sporangien sphärisch, 50–250 µm,
bräunlich-grau bis schwarz. Columella erfüllt
50–70% des Sporangiums, sphärisch. Apophyse
kurz, 3–12 µm hoch. Sporangiosporen graugrün, eckig, subsphärisch bis oval, längsgestreift, 6–8×4,5–5 µm. Chlamydosporen einzeln
oder in Ketten, sphärisch bis oval, 10–35 µm,
hyalin, glattwandig. Zygosporen rot bis braun,
sphärisch oder lateral abgeflacht, 60–140 µm.
Suspensoren ungleich, sphärisch und konisch.
Heterothallisch.
Rhizopus microsporus var. rhizopodiformis
Rhizomucor pusillus
Kolonie. Mausfellartiges, bräunliches Wachstum innerhalb von 1 bis 2 Tagen, flacher als die
meisten übrigen Mucorales. Herausragende
Thermophilie (56°C).
Mikroskopisch. Sporangiophoren entspringen
von Lufthyphen oder von Stolonen mit verzweigten, dünnwandigen Rhizoiden, bräunlich,
11–15 µm stark. Verzweigungen an der Spitze
enden mit jeweils einem Sporangium. Sporangien sphärisch, bis zu 100 µm. Sporangienmembran platzt in Wasser. Columella (sub)sphärisch bis birnenförmig, 40 µm breit, ohne Apophyse. Sporangiosporen hyalin, glattwandig,
(sub)sphärisch, 3–4 µm. Zygosporen sphärisch
bis leicht komprimiert, bis zu 70 µm breit, dunkelbraun bis schwarzbraun, mit sternförmigen
Warzen. Suspensoren gleichartig. Homo- oder
heterothallisch.
Absidia corymbifera
Kolonie. Raumgreifend, weiß bis grau-braun.
Myzel stark verzweigt mit Stolonen und Rhizoiden.
Mikroskopisch. Sporangiosporen einzeln oder
in Gruppen, von Lufthyphen entspringend,
(sub)hyalin. Sporangien sphärisch bis birnenförmig, 100–120 (–0–150) µm. Columella erfüllt
40–60% des Sporangiums, mit deutlicher, konischer Apophyse, halbkugelförmig, mit einem
oder mehreren apikalen Fortsätzen. Sporen
glattwandig, sphärisch, 3–4 µm, oder lang-elliptisch, 4–5×2,5 µm.
Kolonie. Sehr rasch expandierende Kolonie bis
zu 1 cm hoch, dunkel grau-braun.
Apophysomyces elegans
Mikroskopisch. 1 bis 4 Sporangiophoren entspringen einem gemeinsamen Wurzelbüschel
(Rhizoid). Sporangiophoren bräunlich, bis
500 µm hoch, 8 µm breit. Gewöhnlich können
Matten von Makro- und Mikrosporangiophoren unterschieden werden. Sporangien sphärisch, bis zu 100 µm, bläulich oder grauschwarz. Columella birnenförmig, erfüllt 80%
des Sporangiums. Sporen (sub)sphärisch, bis zu
6 µm, Oberfläche mit winzigen Nadeln versehen. Zygosporen rötlich-braun, bis 100 µm, mit
sternartigen Auswüchsen, zwischen ungleichen
Suspensoren getragen. Heterothallisch.
Mikroskopisch. Sporangiophoren gewöhnlich
einzeln, von Lufthyphen entspringend, gerade
oder gebogen, unverzweigt, sich leicht zur Spitze hin verjüngend, blass gräulich-braun, bis zu
540 µm lang, 3,4–5,7 µm stark. Sporangien endständig und einzeln, birnenförmig, mit deutlich
hervorgehobener Apophyse und Columella, 20–
58 µm. Apophyse vasen- oder glockenförmig,
10–46×11–40 µm. Columella halbkugelförmig,
18–28 µm. Sporangiosporen subsphärisch bis
zylindrisch, subhyalin, glattwandig, 5,4–8×4–
5,7 µm.
Kolonie. Rasch wachsend, bräunlich-grau.
431
M
Mucorales
Mucor circinelloides
Kolonie. Rasch wachsend, watteartig, blass
gräulich-braun. Temperaturmaximum 37°C.
Mikroskopisch. Sporangiophoren hyalin, bis zu
6 mm hoch, 17 µm stark, wiederholt verzweigt,
zwei Schichten unterschiedlicher Höhe bildend:
längere Äste aufrecht, kürzere oft zurückgebogen. Sporangien 20–80 µm, Membran größerer
Sporangien in Wasser leicht platzend, kleinere
Sporangien bleiben erhalten. Columella sphärisch bis ellipsenförmig, ca. 50 µm breit. Sporangiosporen glattwandig, elliptisch, 4,5–7×3,5–
5 µm. Chlamydosporen fehlend oder sehr selten. Zygosporen sphärisch bis leicht komprimiert, bis zu 100 µm, mit sternförmigen Stacheln, rötlich-braun bis dunkelbraun. Suspensoren gleichartig bis leicht ungleich. Heterothallisch.
Cunninghamella bertholletiae
Kolonie. Raumgreifendes Wachstum bis 45°C,
reichlich watteartiges Myzel, gelblich-braun bis
grau.
Mikroskopisch. Sporangiophoren aufrecht, an
der Spitze mit einem Wirtel kurzer, lateraler
Zweige. Jeder Zweig endet mit einem Vesikel,
bis zu 40 µm, das auf seiner gesamten Oberfläche 1-sporige Sporangiolen trägt. Sporangiophoren sphärisch bis oval, 7–11 µm, glattwandig, gelegentlich fein stachelig. Zygosporen
sphärisch, 25–55 µm, bräunlich, mit stumpfen
Vorsprüngen. Heterothallisch.
Saksenaea vasiformis
Kolonie. Rasch wachsend, grau. Temperaturmaximum 44°C.
Mikroskopisch. Sporangiophoren einzeln, unverzweigt, 25–60×6–9 µm, mit dichotom verzweigten, dunkel pigmentierten Rhizoiden.
Sporangien einzeln, endständig, flaschenförmig, bis zu 50 µm lang, Basis bis zu 20 µm breit,
viele Sporen enthaltend. Columella halbkugelförmig, 11–15 µm. Sporangiosporen glattwandig,
elliptisch bis zylindrisch, 3–4×1,5–2 µm.
Taxonomie
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
432
Zygomycota
Zygomycetes
Mucorales
Mucoraceae
Gattungen: Absidia, Apophysomyces, Mucor,
Rhizomucor, Rhizopus
Historie
Menschliche Mucormykose erstmals 1876 durch
Fürbringer beschrieben.
Erkrankungen/Symptome
Humane Erkrankungen durch Zygomyzeten
der Ordnung Mucorales: Rhinocerebrale, pulmonale, gastrointestinale, kutane und disseminierte Zygomykosen.
Rhinozerebrale Zygomykose. Häufigste Form
der Erkrankung bei schlecht eingestellten Diabetikern mit Rhizopus oryzae (arrhizus) als häufigstem Erreger.
Pulmonale Zygomykose. Klinisches Bild sehr
variabel. Grundleiden zumeist Leukosen.
Gastrointestinale Zygomykose. Bei Menschen
sehr selten, Symptome variabel.
Kutane Zygomykose. Läsionen unspezifisch,
zentrale Nekrosen. Bei Verbrennungspatienten.
Differenzialdiagnose
Invasive pulmonale Aspergillose, Fusariose,
Pseudallescheriose.
Labordiagnostik
Rhinozerebraler Befall bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus legt die Verdachtsdiagnose einer Zygomykose nahe. Das histologische
Bild erlaubt zumeist die Diagnose Zygomykose
(siehe Morphologie). Die Anzucht mit Artdiagnose gelingt in ca. 10% der Fälle. Es gibt keine
kommerziellen serologischen Teste.
Therapie
Chirurgische Therapie und/oder Amphotericin
B in 5%iger Glucoselösung oder in liposomalen
Zubereitungen in höchstmöglicher Dosierung
über mindestens 6 Wochen. Die Heilungsrate
liegt bei 10%.
Spezifische Merkmale
Nekrosenbildungen, Gefäßaffinität. Chronischer, therapieresistenter Verlauf.
Mucorales
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Genetik
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Natur
und ihrer fehlenden Pathogenität für gesunde
Menschen wurden sämtliche Zygomyzeten in
die Risikoklasse 1 eingestuft. Sezernierte alkalische Phosphatasen wurden nachgewiesen. Deren Bedeutung als Pathogenitätsfaktoren ist unklar.
Für die humanpathogenen Zygomyzeten sind
die Sequenzen der ribosomalen Gene bekannt.
Auf deren Basis kann eine molekulare Identifizierung erfolgen. Die Accession-Numbers sind
unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov abrufbar.
Bei einer ganzen Reihe von Zygomyzeten sind
zudem Proteinsequenzen für diverse Enzyme
bekannt.
Transmission
Inhalation (rhinozerebrale und pulmonale Zygomykose), Ingestion (gastrointestinale Zygomykose) oder direkte Inokulation (primär kutane Zygomykose) der Sporangiosporen.
Prävention
Hochrisikopatienten wie Knochenmarkstransplantations-Patienten sollten Sporangiosporenfreie Luft atmen (Raumluft-Filter) und sich mit
sporenfreien Nahrungsmitteln ernähren.
Vermehrung und Inkubationszeit
In vitro zeichnen sich alle Mucorales durch extrem rasches Wachstum aus (Thallusgröße
>1 cm in 24 h). Die Inkubationszeiten der humanen Zygomykosen sind unbekannt.
Resistenz
Alle Mucorales sind gegen alle bekannten Antimykotika, ausgenommen Amphotericin B, resistent.
Immunantwort
Es werden spezifische Antikörper gebildet, deren IgG-Anteil nach ausgeheilten Zykomykosen
lange persistiert.
Wirtsbereich
Schimmelpilze der Ordung Mucorales sind in
der Natur weit verbreitet und leben von abgestorbenem, organischem Material.
Risikogruppen
Rhinozerebrale Zygomykose: Schlecht eingestellte Diabetiker. Pulmonale, gastrointestinale
und disseminierte Zygomykosen: Leukämiker
u.a. Primär kutane Zygomykosen: Verbrennungspatienten.
Epidemiologie
Insgesamt sind die Zygomykosen die seltensten
in Mitteleuropa einheimischen Mykosen. Am
häufigsten ist die rhinozerebrale Form, zunehmend häufiger werden die pulmonalen und anderen Formen bei granulozytopenischen Patienten beobachtet.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Vermeidung diabetischer Ketoazidosen.
Meldepflicht
Im Rahmen gehäuft auftretender nosokomialer
Infektionen (gleichzeitig in einem Stationsbereich 2 oder mehr invasive Zygomykosen) besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht an das
zuständige Gesundheitsamt.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
◗ Expertenlaboratorium für Zygomyzeten:
Prof. Dr. R. Rüchel, Zentrum für Hygiene und
Humangenetik, Abteilung Mykologie, GeorgAugust-Universität, Kreuzbergring 57, 37075
Göttingen.
◗ National Center of Biotechnology Information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/
Schlüsselliteratur
1. De Hoog GS, Guarro J, Gene J, Figuera MJ. 2000. Atlas of
Clinical Fungi, 2nd ed. Zygomycota, pp. 58–124.
Centraalbureau voor Schimmelcultures, Utrecht.
2. Ribes JA, Vanover-Sams CL, Baker DJ. 2000. Zygomycetes
in human disease. Clin Microbiol Rev. 13: 236–301.
3. Kwon-Chung KJ, Bennett JE. 1992. Medical Mycology, 2nd
ed. Chapter 20: Mucormycosis, pp. 524–559. Lea & Febiger,
Philadelphia, London.
4. Goodman NL, Rinaldi MG. 1991. Agents of zygomycosis.
In: Balows A, Hausler Jr. WJ, Herrmann KL, Isenberg, HD,
Shadomy HJ (eds.): Manual of clinical microbiology, 5th
ed., chapter 64, pp. 674–692. American Society for
Microbiology, Washington DC, USA.
5. Scholer HJ, Müller E, Schipper MAA. 1983. Mucorales. In:
Howard DH (ed.): Fungi pathogenic for humans and
animals, part A, pp. 9–59.
433
M
Mumpsvirus
Mumpsvirus
Erregerbezeichnung
Mumpsvirus
Synonym
Keine Daten vorhanden.
Morphologie
Die Viruspartikel sind pleomorph, sphärisch
oder filamentös und haben einen Durchmesser
von 150–200 nm. Sie besitzen eine Hülle mit
Glykoproteinspikes, die während der Virusknospung an der Plasmamembran der Wirtszelle gebildet wird, und ein helikales Nukleokapsid. Die Länge des Nukleokapsids kann 1000 nm
erreichen. Das Virusgenom besteht aus unsegmentierter, linearer, einzelsträngiger RNA mit
negativer Polarität. Es kodiert in der Reihenfolge der einzelnen Gene für das Nukleokapsidprotein NP, das nukleokapsid-assoziierte Phosphoprotein P, das membran-assoziierte M-Protein, das für Viruspenetration und Riesenzellbildung verantwortliche Fusionsglykoprotein F,
welches durch zelluläre Proteasen proteolytisch
aktiviert wird, das bislang noch nicht eindeutig
identifizierte Transmembranprotein SH, das für
Rezeptorbindung und Rezeptorzerstörung verantwortliche Hämagglutinin-NeuraminidaseGlykoprotein HN, sowie das Polymeraseprotein
L.
Taxonomie
Mumpsvirus gehört zur Familie Paramyxoviridae, Subfamilie Paramyxovirinae, Genus Rubulavirus. Es ist nur ein Serotyp bekannt. Jedoch
gibt es unterschiedliche Isolate, die sich in verschiedenen Eigenschaften, z.B. in der Neurovirulenz, voneinander unterscheiden.
Historie
Mumps (Ziegenpeter) ist seit dem Altertum als
Krankheit bekannt. Die Virusgenese wurde zum
ersten Mal in den 30er Jahren klar nachgewiesen.
aller Mumpsinfektionen verläuft subklinisch.
Das Spektrum der Komplikationen ist breit.
Hierzu gehört beim männlichem Geschlecht die
Orchitis, die nach der Pubertät ein- oder beidseitig auftritt und zur Sterilität führen kann. Relativ häufig ist eine seröse Meningitis, seltener
eine Meningoenzephalitis. Eine weitere wichtige Komplikation ist die Pankreatitis. Andere
Organe, die befallen werden können, sind Nebenhoden, Prostata, Ovarien, Leber, Milz,
Schilddrüse, Nieren, Labyrinth, Augen, Thymus, Herz, Brustdrüsen, Lunge, Knochenmark
und Gelenke. Bemerkenswert ist, dass alle Komplikationen auch ohne manifeste Parotitis auftreten können.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sind andere Parotiden
im Zusammenhang mit Leukämien, Tumoren
oder der infektiösen Mononukleose abzugrenzen.
Labordiagnostik
Beim klassischen Verlauf mit Parotitis wird die
Diagnose klinisch gestellt. Die Virusisolierung
gelingt während der akuten Infektionsphase aus
Rachenabstrich, Liquor oder Urin. Zur Anzucht
werden Hühnerembryonen oder Gewebekulturzellen verwendet. Während der Erkrankung
kommt es zur Bildung von komplementbindenden, hämagglutinationshemmenden und neutralisierenden Antikörpern, die mit den entsprechenden Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden können. Außerdem lassen sich
Mumps-spezifische IgM und IgG-Antikörper
mit dem ELISA-Test nachweisen.
Therapie
Eine spezifische Therapie existiert nicht. Mit
Hyperimmunseren wurden jedoch bei Orchitis
in Einzelfällen therapeutische Effekte erzielt. Im
Allgemeinen wird sich die Behandlung bei
Komplikationen auf symptomatische Maßnahmen beschränken.
Spezifische Merkmale
Erkrankungen/Symptome
Die Inkubationszeit beträgt 18–21 Tage. Das
klassische Bild einer Mumpsinfektion manifestiert sich in einer fieberhaften Parotitis, die einseitig oder beidseitig auftreten kann. Ein Drittel
434
Die Infektion ist in der Regel wegen des charakteristischen Krankheitsbildes nicht zu übersehen. Besondere Aufmerksamkeit ist jedoch bei
Pankreatitis und anderen Komplikationen angezeigt, die ohne Parotitis auftreten.
Mumpsvirus
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Das Mumpsvirusinfektion führt in den Zielzellen von Speicheldrüse, Pankreas Testes, Ovarien
und anderen Drüsen zur Zerstörung der Wirtszellen. Die induzierte Immunreaktion löst eine
Entzündungsreaktion aus, begleitet von einer
Schwellung der Organe und weiterer Zelldegenerierung.
Transmission
Das Virus wird durch Personenkontakt und
Tröpfcheninfektion übertragen. Infektiöses Virus ist bereits 5 Tage vor Beginn der klassischen
Symptome und noch eine Woche nach Krankheitsbeginn im Speichel nachweisbar.
Vermehrung und Inkubationszeit
Das Mumpsvirus vermehrt sich zunächst in den
Epithelzellen der Hals-, Nasen- und Rachenschleimhaut. In den Lymphozyten findet eine
Verbreitung über das Blut zu Speicheldrüse,
Pankreas, Testes und Ovarien bis hin zum zentralen Nervensystem statt. Befallen werden können auch Leber, Milz, Schilddrüsen, Nieren, Labyrinth, Augen, Thymus, Herz, Brustdrüsen,
Lunge, Knochenmark und Gelenke. Die Inkubationszeit beträgt 18–21 Tage.
Resistenz
sind äußerst selten. Zu beachten ist jedoch, dass
das Mumpsvirus weniger kontagiös als andere
Paramyxoviren ist. Es kommt deswegen im Kindesalter nur zu einer unvollständigen Durchseuchung, sodass späte Erstinfektionen nicht
selten sind. Mumpsinfektionen treten während
des ganzen Jahres, jedoch gehäuft im Winter
und Frühjahr auf.
Genetik
Das Genom der Mumpsviren besteht aus einzelsträngiger RNA in Negativstrangorientierung
und hat eine Länge von 15.384 bp. Es liegt komplexiert mit dem N-Protein sowie mit dem Pund L-Protein als linksgängige Helix vor (siehe
auch Morphologie).
Accession-No. der Nukleinsäuresequenzen des
viralen Genoms: D00663, D10575, M24731,
X57997
Prävention
Zur Immunisierung stehen eine Lebendvakzine
und eine Totvakzine zur Verfügung. Am gebräuchlichsten ist die Lebendvakzine, die bei
90–95% der Impflinge zum Schutz gegen eine
Infektion führt.
Keine bekannt.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Immunantwort
Eine Isolierung Erkrankter von Gemeinschaftseinrichtungen bis zum Abklingen der klinischen Symptomatik, frühestens jedoch 9 Tage
nach Krankheitsmanifestation ist anzuraten.
Eine postexpositionelle Impfung im Sinne einer
Riegelungsimpfung ist möglich.
Im Infektionsverlauf werden IgM-, IgA- und
IgG-Antikörper gebildet. IgM-Antikörper sind
2–4 Tage nach Symptommanifestation nachweisbar. Die Mumpsinfektion hinterlässt eine
lebenslange Immunität, während die maternellen Antikörper einen Immunschutz von 6–8
Monaten verleihen.
Wirtsbereich
Als natürlicher Wirt ist nur der Mensch bekannt.
Risikogruppen
Meldepflicht
Nach dem IfSG besteht keine Meldepflicht. Eine
länderspezifische Meldepflicht liegt für Berlin,
Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor.
Die Risikogruppen umfassen in ungeimpften
Populationen hauptsächlich Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre sowie geimpfte Personen
mit geringer Immunität.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Epidemiologie
Dr. A. Tischer, Robert-Koch-Insitut, Nordufer
20, D-13353 Berlin, Tel.: 01888/754-2516 oder
01888/754-2686, E-Mail: [email protected]
Mumps ist eine klassische Kinderkrankheit, die
zu lebenslanger Immunität führt. Reinfektionen
Nationales Referenzzentrum für Masern,
Mumps und Röteln
435
M
Murutucu Virus
Web-Adressen
Morphologie
Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (http://www.dvv-ev.de)
Gesellschaft für Virologie e.V. (http://www.
medizin.uni-koeln.de/projekte/gfv/)
Unbewegliche, grampositive, säurefeste Stäbchen, die häufig intrazellulär in Bündeln angeordnet sind; sehr langsames Wachstum und obligat intrazelluläre Vermehrung.
Schlüsselliteratur
1. Wolinsky, J.R.: Mumps virus. Fields Virology, Third
Edition, pp 1243–1265, Lippincott-Raven, New York, 1996
2. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of
Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio
Murutucu Virus
Bunyaviren
Murray-Valley-Enzephalitis-Virus
Flaviviren, seltene humanpathogene
Musca domestica
Fliegenmaden
Muscina stabulans
Fliegenmaden
Mycobacteria Other Than
Tuberculosis
Mykobakterien, ubiquitäre
Mycobacterium leprae
Erregerbezeichnung
Mycobacterium leprae
Taxonomie
Familie:
Genus:
Mycobacteriaceae
Mycobacterium
Historie
Das Krankheitsbild der Lepra wurde schon vor
Jahrtausenden in chinesischen, indischen und
ägyptischen Überlieferungen mit entsprechenden Verhaltensmaßnahmen dokumentiert.
Auch in der Bibel werden Erkrankungen beschrieben, die der Lepra ähneln. Den ersten Beweis für Lepra im Mittelmeer fand man in ägyptischen Skeletten aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.
Es wird angenommen, dass die Ursprünge der
Lepra in Asien liegen, von wo sie durch die Soldaten Alexander des Großen während des Indienfeldzuges 327 bis 326 v. Chr. in den Mittelmeerraum eingeschleppt worden sein könnte.
Die Lepra breitete sich sehr langsam über das
Abendland aus mit großen Epidemien vor allem
im 12. und 13. Jahrhundert.
Die Behandlungsstrategie bestand in der Isolierung der Leprakranken in so genannten Leprosorien. Im Zusammenhang mit einer Lepra-Epidemie im 19. Jahrhundert in Norwegen gelang
1873 Gerhard H. Armauer Hansen die Isolierung
und Identifizierung von Mycobacterium leprae
aus dem Hautgewebe Leprakranker. Nach ihm
wird die Lepra auch Hansen-Krankheit, Morbus
Hansen oder Hansenosis genannt.
1941 wurde die Therapie der Lepra revolutioniert, als Faget und Carville erstmals Sulfonamide zur Behandlung einsetzten. Dieser therapeutische Einsatz scheiterte zunächst an der Überdosierung. Cochrane Dapson standardisierte
1947 diese Therapie mit 4,4'- Sulfonyldianilin
(Dapson). 1962 wurden schließlich Clofazimin
und 1971 Rifampicin als grundlegende Chemotherapeutika etabliert. Die Kombinationstherapie mit diesen Chemotherapeutika hat bis heute
Gültigkeit und wird von der WHO seit 1982
empfohlen.
Synonym
Keine Synonyme für den Erreger.
Synonyme für Lepra: Aussatz, Hansen-Krankheit, Morbus Hansen, Hansenosis.
436
Erkrankungen/Symptome
Bei der Lepra handelt es sich um eine chronische Infektion der Haut und der peripheren
Mycobacterium leprae
Nerven von geringer Kontagiosität. Da der Erreger Mycobacterium leprae am besten bei einer
Temperatur von 33oC wächst, sind am häufigsten das Gesicht, Augen, die Glieder und die
Haut, seltener andere Organe, wie z.B. Leber,
Milz, Nieren, Nebennieren und Hoden betroffen. Das Spektrum der klinischen Manifestationen ist mannigfaltig. Die beiden polaren Manifestationsformen sind die tuberkuloide und die
lepromatöse Lepra.
Die tuberkuloide Lepra manifestiert sich bei intakter zellulärer Immunabwehr und ist gekennzeichnet durch solitäre oder einzelne Pigmentveränderungen der Haut. Bereits in der Frühphase der Infektion kommt es zum Befall der
peripheren Nerven (N. ulnaris, N. radialis, N. fibularis etc.) und in der Folge zu Sensibilitätsstörungen, Lähmungen, Deformitäten, Muskelatrophien und traumatischen Amputationen.
Aufgrund des fehlenden Schmerzempfindens
besteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko und daraus resultierend die Gefahr von Sekundärinfektionen. Die tuberkuloide Lepra ist häufig selbstlimitierend mit Neigung zur spontanen Remission. Erreger sind meistens nicht nachweisbar.
Die lepromatöse Lepra tritt bei defizitärer Immunkompetenz auf und erlaubt eine fast ungehemmte Vermehrung der Bakterien im Gewebe.
Das Krankheitsbild ist charakterisiert durch
multiple diffuse, noduläre, papuläre oder makuläre Hautläsionen, die meistens symmetrisch
angeordnet sind. Es entwickeln sich scharf begrenzte millimeter- bis zentimeter-große Knoten (Leprome), insbesondere im Gesichtsbereich (Facies leontina). Alopezie von Wimpern,
Augenbrauen und Kopfhaut ist häufig. Infolge
des Befalls der Nasen-Rachenschleimhaut kann
es zur Destruktion des Nasenseptums und des
Kehlkopfes kommen. Die Infiltration der Augen
führt zu Keratitis, Iritis, Sehbehinderung oder
Erblindung und der Befall des Nervengewebes
zu Sensibilitätsverlust und Paralysen. Im
Spätstadium sind auch innere Organe und Knochen betroffen. Es resultiert eine fortschreitende Verstümmelung bis hin zum Tod. M. leprae
ist meistens massenhaft labordiagnostisch
nachweisbar.
Neben diesen beiden polaren Manifestationsformen gibt es Übergangsformen, die so genannten Borderline-Verlaufsformen. Man unterscheidet zwischen der Borderline-tuberkuloiden Lepra (eher die tuberkuloide Form), der
Borderline-lepromtösen Lepra (eher die lepromatöse Form) und der Borderline-Lepra, die
Symptome beider polaren Formen zeigt. Die
WHO unterscheidet zwischen paucibazillärer
Lepra (ohne Erregernachweis) und multibazillärer Lepra (Erregernachweis möglich).
Eine Sonderform der Lepra mit häufig nur einer
Effloreszenz ist die Lepra indeterminata (Single
skin lession). Sie stellt eine Frühform der Lepra
dar und zeichnet sich durch das Vorhandensein
einer oder einiger häufig transitorischer Hautläsionen und fehlende Nervenbeteiligung aus.
Spontanremissionen sind möglich bzw. die
Weiterentwicklung zur lepromatösen Lepra,
seltener zur tuberkuloiden Lepra.
Bei drastischer Verschiebung des immunologischen Gleichgewichts, das sich im Verlauf der
Infektion zwischen Wirt und Erreger einstellt
(z.B. infolge einer Polychemotherapie), können
so genannte Leprareaktionen komplizierend
hinzukommen. Die Typ-1 Leprareaktion beginnt plötzlich ohne Prodromalstadium meistens bei Patienten der Borderline-lepromatöse
Erkrankungsform. Es kommt zu einer deutlichen Rötung und Schwellung der Hautläsionen
und zu schmerzhaften peripheren Neuritiden.
Die Typ-2 Leprareaktion tritt bei Patienten der
Borderline-lepromatösen oder lepromatösen
Lepra als Reaktion auf eine übermäßige Antigen-Antikörper Komplexbildung (Typ II Immunreaktion) auf. Bei allgemeinem Krankheitsgefühl und Fieber bildet sich ein Erythema
nodosum leprae mit Hauteffloreszenzen, begleitet von Neuritiden, Iridozyklitis oder Orchitis.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch müssen Hautinfiltrationen durch Lymphome, Lupus erythematodes, Lues, Leishmaniose, Kaposi Sarkom, Hautpilzerkrankungen und Neurofibromatosis in
Betracht gezogen werden.
Labordiagnostik
Mikroskopischer Nachweis der Erreger in Hautskarifizierungen und Hautbiopsien betroffener
Areale oder in Nervenbiopsien mittels Färbung
nach Ziehl-Neelsen. Der Nachweis von säurefesten Stäbchen in Nervenbiopsien ist beweisend
für Lepra. Die histologische Untersuchung von
Haut- und Nervenbiopsien wird mit der Färbung nach Fite-Faraco durchgeführt. Die Le437
M
Mycobacterium leprae
prominreaktion untersucht die zellvermittelte
Immunabwehr gegen M. leprae nach intradermaler Injektion einer standardisierten Lösung
hitzegetöteter Lepraerreger. Der Nachweis spezifischer Antikörper gegen bestimmte Phenolglykolipide der Zellwand von M. leprae gelingt
durch den PGL-Test. Der Nachweis der bakteriellen DNA ist durch PCR möglich.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Erscheinungsform der Lepra. Die von der WHO empfohlene Chemotherapie sieht eine Kombinationstherapie mit Rifampicin, Chlofamizin (Lamprene), und Dapson (DDS) über einen Zeitraum
von 6 Monaten bis 1 Jahr vor. Bei Single skin lesions, kann die medikamentöse Therapie mit
Rifampicin, Ofloxacin, Minocylin auf eine einmalige Dosis beschränkt werden. Die Prognose
für eine vollständige Heilung ist bei rechtzeitiger Diagnose sehr günstig. Zur Prävention von
Lähmungen ist eine aktive und passive Physiotherapie paretischer oder kontrakter Gliedmaßen einschließlich der Augenmuskulatur notwendig.
Bei schwerer Verlaufsform ist darüber hinaus
eine körperliche, psychische und soziale Rehabilitation indiziert. Die plastische Chirurgie
dient der Vorbeugung sowie der Rekonstruktion von Verstümmelungen.
ist die stark erregerhaltige Brustmilch leprakranker Frauen. Die hohe Erregerdichte beim
Infizierten, vor allem bei bestehender lepromatöser Lepra sowie enger und andauernder Kontakt mit infizierten Personen ist eine weitere
Übertragungsroute. Ob die Transmission
schließlich zur Infektion führt, hängt entscheidend von der individuellen Immunkompetenz
der Betroffenen ab. Diese wird sowohl von genetischen Faktoren als auch von Umweltfaktoren
beeinflusst. Eine transplazentare Übertragung
auf den Fötus scheint möglich zu sein.
Vermehrung und Inkubationszeit
Die Generationszeit von M. leprae beträgt ca. 13
Tage. Schwankungen in der Inkubationszeit
zwischen 9 Monaten und 20 Jahren sind nicht
selten. Im Durchschnitt beträgt sie 4–8 Jahre.
Resistenz
Eine Resistenz von M. leprae gegen Dapson ist
seit 1960 bekannt, was die Notwendigkeit einer
Kombinationschemotherapie zwingend machte.
Immunantwort
Spezifische Merkmale
Ausschlaggebend für die Immunabwehr ist die
Reaktivität des zellgebundenen Systems (wie
bei der Tuberkulose). Die parallel stattfindende
Stimulierung des humoralen Systems und die
Ausbildung von Antikörpern spielt für die Immunreaktion keine Rolle.
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Wirtsbereich
M. leprae zeichnet sich wie M. tuberculosis
durch erhebliche Unterschiede in der Inzidenz
von latenten und apparenten Infektionen aus,
die durch nicht-kontagiöse und kontagiöse Infektionen reflektiert sind. In endemischen Gebieten sind beträchtliche Teile der Population
mit dem M. leprae Erreger infiziert. Entscheidender Faktor ist die zellvermittelte Immunkompetenz des Infizierten. Eine Antigenvariabilität der verschiedenen Lepraisolate ist auf
molekularer Ebene noch nicht definiert.
Außer beim Mensch ist das M. leprae auch in
wild-lebendenden Gürteltieren und MangabeyAffen nachgewiesen worden. Die Vermehrung
ist tierexperimentell in Pfoten immunsupprimierter Mäuse und im neunbändigen Gürteltier
(Armadillo) möglich. Obwohl Armadillo ein
Säugetier ist, beträgt seine Körpertemperatur
nur 32°C. Deshalb ist es gut geeignet M. leprae in
sich zu vermehren.
Transmission
Der Übertragungsweg der Lepra ist bis heute
nicht in Einzelheiten geklärt. Wahrscheinlich ist
eine transnasale Übertragung, d.h. über die Nasenschleimhaut per Tröpfcheninfektion und
über Wundsekret aus Ulzera. Infektionsquelle
438
Risikogruppen
Menschen, die engen Kontakt zu unbehandelten Erkrankten bzw. aktiv Erkrankten haben
und Personen, die in Endemiegebieten leben.
Epidemiologie
Weltweit sind heute etwa eine Million Menschen an Lepra erkrankt mit Schwerpunkt in
Mycoplasma fermentans
tropischen Ländern West- und Zentralafrikas,
Asiens, Lateinamerikas sowie in südeuropäischen Ländern, darunter Italien, Griechenland,
Portugal, Spanien und die Türkei. Jedes Jahr
gibt es etwa 700.000 Fälle von Neuerkrankungen.
4. Managing Programmes for Leprosy Control. WHO
Training Modules, 1993.
Mycobacterium tuberculosis
Tuberkulosebakterien
Genetik
Das Genom von Mycobacterium leprae Stamm
TN ist vollständig sequenziert und unter folgender Accession-No. niedergelegt: NC_002677. Es
beinhaltet 1600 Gene, von denen 1400 mit Genen des Mycobacterium tuberculosis identisch
sind.
Prävention
Eine spezifische Schutzimpfung gegen Lepra
existiert nicht, da M. leprae in vitro nicht anzüchtbar ist. Regional variierend scheint die
Impfung mit dem BCG-Impfstoff gegen Tuberkulose auch die Entstehung einer manifesten
Leprainfektion zu reduzieren.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Die Expositionsprophylaxe soll durch frühzeitige Diagnose sowie Reihenuntersuchungen und
Gesundheitsaufklärung, zusammen mit einer
umgehende Behandlung aller infizierten Personen durchgeführt werden. Die Entwicklung spezifischer Impfstoffe sowie eine neue Generation
von Medikamenten ist strategisch unerlässlich.
Mycoderma brasiliensis
Paracoccidioides brasiliensis
Mycoplasma fermentans
Erregerbezeichnung
Mycoplasma fermentans
Synonym
Keine Daten verfügbar.
Morphologie
M. fermentans wächst in flüssigem Medium in
kokkoider Form, gelegentlich in meist kurzen
Filamenten. Auf Agarnährböden werden die üblichen „Spiegelei“-Kolonien gebildet.
Taxonomie
Familie:
Gattung:
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Historie
Meldepflicht
Eine Meldepflicht besteht bei Verdacht, Erkrankung und Tod.
M. fermentans wurde 1952 erstmals auf der Genitalschleimhaut des Menschen gefunden und
1955 benannt.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Erkrankungen/Symptome
◗
◗
◗
◗
http://www.who.int/en/
http://www.lepra.org.uk/
http://www.lepraindia.org/
http://www.m-ww.de/krankheiten/
infektionskrankheiten/lepra.html
Schlüsselliteratur
1. Guide of Eliminating Leprosy as a Public Health Problem.
Second Edition 1977. WHO/LEP/97.1
2. Report of an informal Consultation on Integration of
Leprosy Elimination Activities into General Health
Services. Geneva, 12–13 April 1996. WHO/LEP/96.1.
3. Chemotherapy of Leprosy. Report of a WHO Study Group,
TRS 847, 1994.
M. fermentans wurde einige Zeit in Zusammenhang mit rheumatoider Arthritis diskutiert, die
Befunde ließen sich jedoch nicht bestätigen. Das
vermehrte Vorkommen bei HIV-Infizierten
und AIDS-Patienten (zunächst als M incognitus
bezeichnet) ist in seiner Bedeutung unklar, eine
vermutete Rolle als Cofaktor für die Progression
von AIDS ist jedoch unwahrscheinlich. Dies gilt
auch für einen diskutierten Zusammenhang mit
dem „Chronic fatigue syndrome“ sowie dem so
genannten Golfkriegs-Syndrom. In neueren
Untersuchungen wurde M. fermentans auch bei
respiratorischen Infekten gefunden. Alle diese
439
M
Mycoplasma genitalium
Befunde lassen eine Rolle als Opportunist möglich erscheinen.
Differenzialdiagnose
Epidemiologie
Weltweit verbreitet; bei Patienten ohne Grunderkrankungen nur selten, meist im Genitalbereich gefunden (1%).
Sonstige kommensale Mycoplasmen
Genetik
Labordiagnostik
Kultur. Anzüchtung auf üblichen MycoplasmaNährböden (mit Serum- und Hefezusatz).
M. fermentans spaltet sowohl Glukose als auch
Arginin. Endgültige Identifizierung mit spezifischen Antiseren.
Sonstige Verfahren. Die Befunde bei AIDS-Patienten, rheumatoider Arthritis und bei Materialien aus dem Respirationstrakt wurden überwiegend mit der PCR erhoben, vereinzelt wurde
der Erreger immunhistologisch in erkrankten
Geweben nachgewiesen.
Therapie
Das Genom hat eine Größe von etwa 1,2 Mbp.
Prävention
Keine Daten verfügbar.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine Daten verfügbar.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
M. pneumoniae
Bisher keine klare Indikation bekannt.
Schlüsselliteratur
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
M. fermentans bzw. Lipid- bzw. Lipoproteinpräparationen wirken zytotoxisch auf Monozyten-Zellinien und auf Ziliarepithelien. Mit entsprechenden Präparationen ließ sich in Makrophagen der Turnover von MHC II-Molekülen
erhöhen bei gleichzeitiger Hemmung der Neubildung. Ein 43 kDa-Protein aktiviert Komplement über den alternativen Weg.
Transmission
Vermutlich sexuell, Aerosol?
1. Maniloff, J. (ed.): Mycoplasmas. Molecular Biology and
Pathogenesis. American Society for Microbiology,
Washington DC, 1992
2. Razin, S., Jacobs, E.: Mycoplasma adhesion. J. Gen.
Microbiol. 138, 407–422 (1992)
3. Taylor Robinson, D. Mycoplasmas and their role in human
respiratory tract disease. In Myint S., Taylor Robinson, D.
(eds.): Viral and other infections of the human respiratory
tract. Chapman and Hall, London 1996, p.319 – 339.
4. The Mycoplasmas Vol. I, Cell biology, Vol. II, Human and
animal mycoplasmas, Academic Press 1979
5. The Mycoplasmas Vol. IV, Mycoplasma pathogenicity,
Academic Press 1985
Mycoplasma genitalium
Vermehrung und Inkubationszeit
Erregerbezeichnung
Keine Daten verfügbar.
Mycoplasma genitalium
Resistenz
Synonym
Keine Daten verfügbar.
Keine Synonyme.
Immunantwort
Morphologie
Systemische Untersuchungen liegen nicht vor.
M. genitalium gleicht in seiner Zellform völlig
M. pneumoniae (siehe dort) und ist wie dieses
gleitend beweglich.
Wirtsbereich
Mensch.
Taxonomie
Risikogruppen
Immunsuppression.
440
Familie: Mycoplasmataceae
Genus : Mycoplasma
Mycoplasma genitalium
Historie
Wirtsbereich
M. genitalium wurde erstmals 1981 aus Material
einer nicht-gonorrhoischen Urethritis angezüchtet und 1983 benannt.
Wirt ist ausschließlich der Mensch, besiedelt
wird der Genitaltrakt, vermutet werden auch
Kolonisierung im unteren Darmtrakt sowie im
Oropharynx.
Erkrankungen/Symptome
Eine Beteiligung von M. genitalium an der Pathogenese von Genitalinfekten (nicht-gonorrhoische Urethritis, Salpingitis usw.) wird aufgrund mehrfacher Isolierungen, PCR-Ergebnissen und Antikörperbefunde vermutet, ist aber
im Einzelfall derzeit kaum zu beweisen. Vereinzelt wurde M. genitalium auch aus dem Respirationstrakt isoliert.
Differenzialdiagnose
Sonstige Genital-Mycoplasmen, M. pneumoniae.
Labordiagnostik
Eine Diagnostik ist derzeit für klinische Zwecke
nicht sinnvoll. Die Kultur in flüssigem Medium
ist unsicher und benötigt mehrere Wochen.
Wenn M. genitalium nachgewiesen werden soll,
ist die PCR am besten geeignet. Serologisch bestehen einige Kreuzreaktionen mit M. pneumoniae, ihr Einfluss auf die übliche M. pneumoniae-Serologie ist jedoch unerheblich.
Therapie
Wie bei anderen Mycoplasmen-Arten sind Tetracycline, Makrolide und Fluorochinolone
wirksam.
Spezifische Merkmale
Pathogenität Virulenz und Antigenvariabilität
Von möglichen Pathogenitätsfaktoren ist bisher
nur ein Adhäsin von 140kDa bekannt (MgPa).
Transmission
M. genitalium wird vermutlich durch Sexualkontakt übertragen.
Vermehrung und Inkubationszeit
Keine Daten verfügbar.
Immunantwort
Infizierte Personen zeigen eine deutliche Antikörperantwort.
Risikogruppen
Vermehrtes Vorkommen bei HIV-Patienten
wird berichtet.
Epidemiologie
Siehe Wirtsbereich.
Genetik
Das M. genitalium-Genom hat 580 073bp und
ist damit das kleinste bekannte Genom eines auf
unbelebten Nährböden wachsendes Bakteriums
(Acc.No.NC 000908). Alle 467 M. genitaliumGene finden sich auch in dem größeren Genom
von M. pneumoniae (s.dort), davon werden ca.
250–300 als essentiell angesehen.
Prävention
Prävention und Kontrolle sind nach derzeitiger
Kenntnis nicht erforderlich.
M
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine Daten verfügbar.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
M. pneumoniae
Schlüsselliteratur
1. Herrmann, R. Rainer, D.: Mycoplasma pneumoniae and
Mycoplasma genitalium: a comparison of two closely
related bacterial species. Current Opinion in Microbiology
1, 572–579 (1998)
2. Maniloff, J. (ed.): Mycoplasmas. Molecular Biology and
Pathogenesis. American Society for Microbiology,
Washington DC, 1992
3. Razin, S., Jacobs, E.: Mycoplasma adhesion. J. Gen.
Microbiol. 138, 407–422 (1992)
4. Taylor Robinson, D. Mycoplasmas and their role in human
respiratory tract disease. In Myint S., Taylor Robinson, D.
(eds.): Viral and other infections of the human respiratory
tract. Chapman and Hall, London 1996, p.319 – 339.
5. The Mycoplasmas Vol. I, Cell biology, Vol. II, Human and
animal mycoplasmas, Academic Press 1979
6. The Mycoplasmas Vol. IV, Mycoplasma pathogenicity,
Academic Press 1985
441
Mycoplasma hominis
Mycoplasma hominis
Erregerbezeichnung
onstraktes berichtet. Meist liegen Grundleiden
(Tumoren, Polyarthritis, ausgedehnte chirurgische Eingriffe) vor. Mehrfach beschrieben sind
Infekte nach Nierentransplantation.
Mycoplasma hominis
Differenzialdiagnose
Keine Daten verfügbar.
Besonders bei „sterilen“ Wundinfekten sollte
auch an M. hominis gedacht werden.
Morphologie
Labordiagnostik
Synonym
M. hominis wächst in flüssigem Medium pleomorph in kokkoiden Formen, Ringen, Sternformen sowie Filamenten unterschiedlicher Länge,
die zu kokkoiden Formen fragmentieren können. Die Zellen können sich reversibel verformen, vermutlich mit Hilfe eines noch nicht näher identifizierten Zytoskelettes.
Taxonomie
Familie:
Gattung:
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Historie
M. hominis ist vermutlich die erste vom Menschen isolierte Mycoplasma-Art (Dienes und
Edsall 1937), angezüchtet aus Abszessmaterial
einer Bartholinitis. Endgültige Namensgebung
erst 1955.
Erkrankungen/Symptome
Urogenitaltrakt. Der untere Urogenitaltrakt ist
häufig symptomlos besiedelt. M. hominis wird
vermehrt bei der bakteriellen Vaginose gefunden. Bekannt sind klinische Infektionen des
oberen Harntraktes, besonders bei Obstruktion
oder instrumentellen Eingriffen. Ausgehend
von der Besiedlung des unteren Genitaltraktes
bei der Frau mögliche Beteiligung an der Salpingitis. Gesichert sind Chorioamnionitis, Bakteriämien nach Aborten und Geburten, Wundinfektionen im gynäkologischen Bereich, Assoziation mit Frühgeburtlichkeit.
Kultur: M. hominis wächst relativ schnell, schon
nach ca. 3 Tagen (mikroaerophil oder anaerob)
entstehen typische spiegeleiförmige Kolonien
auf Spezialmedien (s.a. M. pneumoniae). Möglichst quantitative/semiquantitative Kulturen
anlegen. Wachstum nach 2–4 Tagen auch auf
anaeroben Blutplatten (Plattenmikroskop benutzen). Argininspaltung ist positiv, Identifizierung mit spezifischem Antiserum. In Blutkulturflaschen mit Polyanetholsulfonat erfolgt kein
Wachstum. Kommerzielle Systeme mit flüssigem Medium zeigen das Wachstum über Farbumschlag an (Argininspaltung). PCR und sonstige molekulargenetische Verfahren sind beschrieben, meist jedoch weder sinnvoll noch
notwendig. Untersuchungsmaterialien: Blasenpunktat, Wundabstriche, Punktate, Genitalabstriche, Blut, Liquor (ggf. Transportmedium erforderlich).
Therapie
Tetracycline sind prinzipiell wirksam, jedoch
Anstieg resistenter Stämme bis auf ca. 20–30%;
Clindamycin-Empfindlichkeit, jedoch Resistenz gegen Erythromycin und fast alle übrigen
Makrolide außer Josamycin! Fluorochinolone
sind wirksam, jedoch bisher wenig klinische Erfahrungen, erste Resistenzen wurden beschrieben.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Perinatale Infektionen. Beim Neugeborenen
treten gelegentlich Pneumonien, Meningitis
und Fieber durch perinatale Infektion auf.
Exgenital. Es werden auch beim Erwachsenen
Wundinfektionen (z.B. nach Sternotomien), Infekte des ZNS, der Gelenke und des Respirati442
Virulenzfaktoren sind nur unzureichend bekannt. Beschrieben wird ein 100 kDa-Protein
(P100) sowie ein variables Adhärenz-assoziiertes Antigen (Vaa) mit Größenvariation durch
Tandem-Repeats am 3´-Ende und Phasenvariation durch „frame-shift“- Mutationen am 5´Ende. Weitere variable Oberflächenproteine
Mycoplasma orale
sind P120 sowie Lmp1 mit Größenvariation
durch Tandem-Repeats am 3´-Ende.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Nicht erforderlich.
Transmission
M. hominis wird vorwiegend sexuell übertragen, Reservoir ist der untere Genitaltrakt. Von
dort aus aufsteigende Infektion. Übertragung
auf das Kind während der Geburt. Streuung in
den Blutstrom, Infektion von OP-Wunden. Der
Infektionsweg entfernter Lokalisationen (z.B.
Sternotomie) ist unklar.
Vermehrung und Inkubationszeit
M. hominis vermehrt sich durch Zweiteilung,
die endgültige Trennung der Tochterzellen erfolgt vermutlich durch Konstriktion des Zytoskeletts. Das Wachstum erfolgt auf serumhaltigen Nährböden in mikroaerophiler Atmosphäre.
Immunantwort
Über die Immunantwort ist wenig bekannt. Bei
symptomatischer Infektion werden Antikörper
gebildet, die T-Zell-Antwort scheint bei der Pathogenese keine wesentliche Rolle zu spielen.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
KonsiliarlaborKonsiliarlabor
Prof. Dr. E. Jacobs, Inst. für Med. Mikrobiologie
und Hygiene, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden,
Tel.: 0351 458 6550 Fax: 0351 458 6310
Sonstige Information M. pneumoniae.
Schlüsselliteratur
1. Legg. J. M. et al.: Hematoma infection with Mycoplasma
hominis following transplant nephrectomy. Clin. Micro.
Infect. 6, 619–627 (2000)
2. Ladefoged, S.A.: Molecular dissection of Mycoplasma
hominis. APMIS 108, Suppl. 97, p.1–45 (2000)
Mycoplasma orale
Wirtsbereich
Erregerbezeichnung
M. hominis kommt natürlicherweise nur im Genitaltrakt des Menschen vor. Isolierungen aus
dem Oropharynx sind selten.
Mycoplasma orale
M
Synonym
M. orale 1
Risikogruppen
Neugeborene infizierter Mütter; Immunsuppression.
Epidemiologie
M. hominis ist weltweit verbreitet. Es besteht
antigenetische Heterogenität, eine Beziehung
besonderer Gruppen zur Pathogenität oder zur
Geographie ist jedoch nicht bekannt. Die Besiedlung des unteren Genitaltraktes ist sowohl
bei Frauen als auch bei Männern in der Regel
asymptomatisch (Frauen 30–70%, Männer 1–
5%).
Morphologie
M. orale wächst in flüssigem Medium in relativ
zarten Filamenten unterschiedlicher Länge, die
häufig einzelne und mehrfache (sternförmige)
Verzweigungen zeigen.
Taxonomie
Familie:
Gattung:
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Historie
1964 endgültig identifiziert und benannt.
Genetik
Erkrankungen/Symptome
Das Genom ist noch nicht vollständig sequenziert; näher untersucht sind nur einzelne Gene
z.B. variabler Proteine.
Keine E. bekannt, zusammen mit M. salivarium
häufigster Kommensale im Mund-Rachenbereich. Gelegentlich wird M. orale bei Grundkrankheiten (z.B. Tumorpatienten) oder zusammen mit anderen Keimen isoliert, eine ätiologische Bedeutung ist nicht bekannt. M. orale
Prävention
Nicht möglich.
443
Mycoplasma penetrans
gehört zu den häufigsten Kontaminanten in
Zellkulturen.
Strategie zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Nicht erforderlich.
Differenzialdiagnose
Andere kommensale Mund-Mycoplasmen
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Labordiagnostik
Anaerobes Wachstum in typischen „Spiegelei“Kolonien auf Mycoplasma-Nährböden (Hefeextrakt unbedingt erforderlich), ≥4 Tage; Argininspaltung.
Therapie
Nicht erforderlich
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Nicht bekannt.
Transmission
Oral, Aerosol.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
M. pneumoniae
Schlüsselliteratur
1. Maniloff, J. (ed.): Mycoplasmas. Molecular Biology and
Pathogenesis. American Society for Microbiology,
Washington DC, 1992
2. Razin, S., Jacobs, E.: Mycoplasma adhesion. J. Gen.
Microbiol. 138, 407–422 (1992)
3. Taylor Robinson, D. Mycoplasmas and their role in human
respiratory tract disease. In Myint S., Taylor Robinson, D.
(eds.): Viral and other infections of the human respiratory
tract. Chapman and Hall, London 1996, p.319 – 339.
4. The Mycoplasmas Vol. I, Cell biology, Vol. II, Human and
animal mycoplasmas, Academic Press 1979
5. The Mycoplasmas Vol. IV, Mycoplasma pathogenicity,
Academic Press 1985
Vermehrung und Inkubationszeit
Keine Daten verfügbar.
Immunantwort
Vereinzelt wurden Antikörper nachgewiesen,
systematische Untersuchungen liegen nicht vor.
Im Gegensatz zu M. pneumoniae aktiviert
M. orale Komplement nicht über den alternativen Weg.
Mycoplasma penetrans
Erregerbezeichnung
Mycoplasma penetrans
Synonym
Keine Synonyme
Morphologie
Wirtsbereich
Mensch.
Risikogruppen
Keine Daten verfügbar.
Die Zellform von M. penetrans ähnelt derjenigen von M. pneumoniae/M. genitalium mit einer distinkten Spitzenstruktur. Angaben zur
Beweglichkeit liegen nicht vor.
Taxonomie
Epidemiologie
Etwa 10–80% der untersuchten Personen sind
im Oropharynx besiedelt. Weitere seltenere
Kommensalen dieses Bereiches sind M. buccale, M. faucium und M. lipophilum.
Familie:
Gattung:
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Historie
M. penetrans wurde erstmals 1991 aus dem
Urinsediment von AIDS-Patienten isoliert.
Genetik
Keine Daten verfügbar.
Erkrankungen/Symptome
Prävention
Pathogenetische Bedeutung nicht geklärt, bei
AIDS-Patienten werden erhöhte Antikörpertiter berichtet. In der Zellkultur zytopathogen,
Nicht möglich.
444
Mycoplasma pneumoniae
Eindringen (Spitzenstruktur) und Vermehrung
in Zellen möglich.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
M. pneumoniae
Differenzialdiagnose
Keine Daten verfügbar.
Labordiagnostik
Kultur auf Spezialnährböden, Nachweis bisher
nur vereinzelt mit Kultur und Serologie.
Therapie
Schlüsselliteratur
1. Dallo, S.F., Baseman J.B.: Intracellular DNA replication
and long-term survival of pathogenic mycoplasmas.
Microb. Pathogenesis 29, 301–309 (2000)
2. Resengarten, R. et al.: Host-pathogen interactions in
mycoplasma pathogenesis: Virulence and survival
strategies of minimalist prokaryotes. Int. J. Med.
Microbiology 290, 15–25 (2000)
Ggf. mit Tetracyclinen.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Die pathogene Bedeutung sowie mögliche Pathogenitätsmechanismen von M. penetrans
sind noch wenig bekannt. Bei einem Lipoprotein (P35) wurde antigene Phasenvariation gefunden.
Mycoplasma pneumoniae
Erregerbezeichnung
Mycoplasma pneumoniae
Synonym
Eaton-Agent
Morphologie
AIDS-Patienten.
M. pneumoniae hat wie alle Mycoplasmen nur
eine cholesterinhaltige Zellmembran, keine
Zellwand. Die Einzelzelle besteht aus einer
schmalen polaren so genannten Tipstruktur mit
einer Art Achsenstab, der Rest des Zellkörpers
ist etwas breiter (ca.0,3 mm) und kann je nach
Lagerung der Zelle länglich oder eher rund sein.
Auf festen Flächen (z.B. Glas) gleitet die Zelle
mit dem Tip voraus mit bis zu ca. 1 µm/sec. Die
Zellform wird durch ein in seinen Einzelteilen
noch unbekanntes Zytoskelett gehalten, der
Mechanismus der Beweglichkeit ist noch unbekannt. Bei dichten Kulturen klumpen die Zellen
zu so genannten „clusters“ zusammen.
Epidemiologie
Taxonomie
Keine Daten verfügbar.
Reich:
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Gattung:
Spezies:
Transmission
Keine Daten verfügbar.
Vermehrung und Inkubationszeit
Keine Daten verfügbar.
Immunantwort
Nachweis von Antikörpern.
Wirtsbereich
Unbekannt, vermutlich nur Mensch.
Risikogruppen
Genetik
Keine Daten verfügbar.
Prävention
Keine Daten verfügbar.
Strategie zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine Daten verfügbar.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Procaryotae
Tenericutes (P. ohne feste Zellwand)
Mollicutes
Mycoplasmatales
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Mycoplasma pneumoniae
Historie
Bekannt als Erreger der sog. primär atypischen
Pneumonie (Eaton agent). Seit 1944 Erhaltung
in Tierpassagen, 1962 Anzüchtung auf unbelebtem Nährboden durch Chanock, Hayflick und
Barile, 1963 endgültige Benennung.
445
M
Mycoplasma pneumoniae
Erkrankungen/Symptome
Respirationstrakt. Die M. pneumoniae-Infektion manifestiert sich am häufigsten als Tracheobronchitis oder sonstige Erkrankung des oberen Respirationstraktes. Bei Kindern sind etwa
20% der Infektionen asymptomatisch, bei Erwachsenen vermutlich mehr. Bei älteren Kindern und Jugendlichen entwickelt sich vermehrt
eine „primär atypische“ Pneumonie mit trockenem Husten, Kopfschmerzen, mäßigem Fieber
und meist langwierigem Verlauf. Im Röntgenbild finden sich oft ausgedehnte, häufig peribronchiale Infiltrate. Schwere Verläufe sind vor
allem bei vorgeschädigten/immunsupprimierten Patienten möglich. Nach überstandener Infektion sind chronische Atemwegsprozesse beobachtet worden.
Symptome und Komplikationen außerhalb der
Luftwege. Insgesamt selten: U.a. Otitis media/
Myringitis, hämolytische Anämien (Kälteagglutinine), Erythema exsudativum multiforme
(Stevens-Johnson-Syndrom), Guillain-BarréSyndrom, Querschnittsmyelitis, Meningoenzephalitis, fokale Enzephalitis, Perikarditis.
Differenzialdiagnose
Die DD umfasst vor allem andere klinisch
gleichartige „atypische“ Pneumonien z.B. durch
Chlamydia pneumoniae, Coxiella burnetii, Legionella spp. oder verschiedene Virusarten.
Labordiagnostik
Mikroskopie. Die üblichen Färbungen sind
nicht brauchbar, da Mycoplasmen keine Zellwand besitzen.
Kultur. Anzüchtung in komplexen Medien (mit
Serum und Hefeextrakt) aerob bei 37°C dauert
8–14 Tage, Identifizierung durch spezifische
Antiseren. Transportmedium erforderlich.
Antigennachweis. Mit Enzymimmunoassay
möglich, der das P1-Adhärenzprotein erfaßt.
Nukleinsäure-Nachweis. Gensonden und vor
allem Amplifikationsverfahren (PCR, nested
PCR) sind beschrieben. Besonders bei keimarmen Materialien (z.B. Liquor) gelingt der Erregernachweis meist nur durch PCR. Deren klinische Bewertung sollte kritisch erfolgen (Erfassung asymptomatischer Besiedlung etc.).
446
Serologie
◗ Komplementbindungsreaktion: Bei akuter
Infektion brauchbar, derzeit noch häufig verwendet; Titeranstieg oder Einzeltiter ≥32 gelten als Hinweis. Das Antigen (Glykolipid)
führt jedoch durch zahlreiche Kreuzreaktionen mit Bakterien (z.B. Streptokokken) und
körpereigenen Antigenen auch zu falsch positiven Ergebnissen.
◗ Mikropartikelagglutination mit Gesamtantigen.
◗ ELISA: Mit Gesamtantigen kommerziell von
mehreren Firmen verfügbar, auch mit weitgehend gereinigtem M. pneumoniae-AdhärenzProtein.
◗ Immunblot: Antikörper gegen das P1-Antigen zur Bestätigung unklarer Befunde.
Eine auch therapeutisch relevante Diagnostik
ist meist nur durch raschen Erregernachweis
(Antigen- oder Nukleinsäure) möglich.
Therapie
Tetracycline (vor allem Doxycyclin) und Makrolide sind wirksam. Für Fluorochinolone liegen positive Berichte vor. Auch bei klinischer
Besserung ist eine länger dauernde Persistenz
des Erregers bekannt.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
M. pneumoniae heftet sich mit Hilfe von Adhärenzproteinen, vor allem P1 (168kDa) sowie von
Cytadhärenz-assoziierten Proteinen (30/40/
90 kDa) an die Zellen des Ciliarepithels im Respirationstrakt an. Direkte Schädigung u.a.
durch Bildung von H2O2 führt zu Ciliostasis und
Epithelverlust; pulmonale Infiltrate und Komplikationen entstehen vorwiegend durch immunologische Reaktionen, vor allem durch zelluläre Reaktion gegen das immundominante P1Adhäsionsprotein. Das P1 kommt in mindestens zwei Varianten vor, weitere variable Regionen werden vermutet.
Transmission
Die Übertragung erfolgt aerogen.
Vermehrung und Inkubationszeit
M. pneumoniae teilt sich, wobei jeweils die Spitzenstrukturen die Pole einer neuen Zelle markieren, die Teilungszeit liegt bei ca. 3 Std. Für
Mycoplasma pneumoniae
das Wachstum sind am besten Nährböden mit
Serum (20%, meist Pferdeserum) und Hefeextrakt geeignet. Mycoplasma pneumoniae ist
nicht in der Lage, Aminosäuren, Cholesterin
oder Nukleinsäurebasen selbst zu synthetisieren. Die Inkubationszeit beträgt etwa 21 Tage.
Immunantwort
Bei einer Infektion entstehen relativ zuverlässig
Antikörper vor allem der Klassen IgM und IgG.
Nach Infektionen kann auf den Schleimhäuten
des Respirationstraktes IgA nachgewiesen werden. Das histologische Bild der atypischen
Pneumonie weist auf eine starke zelluläre Komponente hin. Die Immunität ist auf einige Jahre
begrenzt, Reinfektionen sind wahrscheinlich
häufig. Bei M. pneumoniae-Infektionen werden
Anstiege heterologer Antikörper vermutlich
durch polyklonale Stimulierung gesehen. Autoantikörper gegen Hirn- und Lungengewebe entstehen wahrscheinlich durch antigene Kreuzreaktionen. M. pneumoniae aktiviert Komplement sowohl über den klassischen als auch den
alternativen Weg.
Wirtsbereich
Ausschließlicher Wirt ist der Mensch. Experimentell lassen sich Hamster, Mäuse und Meerschweinchen infizieren, zum Teil jedoch keine
oder geringe klinische Symptomatik.
Risikogruppen
Familie, Einrichtungen mit engem Kontakt
(Heime, Militär), Intensivpatienten, Immunsupprimierte.
Genetik
Das Genom von M. pneumoniae besteht aus
816.394 bp (Acc.No.NC 000912) entsprechend
677 ORF´s, es enthält sämtliche Gene von
M. genitalium. Der GC-Gehalt ist mit 40% für
Mycoplasmen (um 30%) relativ hoch. Im
M. pneumoniae-Genom
(und
auch
bei
M. genitalium) fehlen Gene für die Synthese für
Aminosäuren, Cholesterin, Nukleinsäurebasen
oder Zellwandbestandteile.
Prävention
Besondere Strategien zur Vorbeugung oder geeignete Impfstoffe gibt es nicht.
Strategie zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine Daten verfügbar.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Konsiliarlabor Mycoplasmen
Prof. Dr. E. Jacobs, Inst. f. Med. Mikrobiologie
u. Hygiene, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden, Tel.:
0351 458 6550 Fax: 0351 458 6310
Tierische Mycoplasmen: Prof. Dr. rer. nat. R.
Rosengarten, Inst. f. Bakteriologie u. Tierhygiene, Veterinärmedizin Universität Wien, JosefBaumann-Gasse 1, A-1210 Wien
Web-Adressen
International Organization for Mycoplasmology (IOM) http://mycoplasmas.vm.iastate.edu
Epidemiologie
M. pneumoniae ist weltweit endemisch verbreitet, seine Seroprävalenz erreicht mit 12 Jahren
80–90%. Es wird vor allem bei langdauerndem
engen Zusammenleben (Familien, Militär u.a.)
übertragen. Etwa alle 3 bis 5 Jahre treten epidemische Häufungen auf. Kinder unter 5 Jahren
erkranken seltener symptomatisch, die Erkrankungshäufigkeit hat ihren Gipfel bei Schulkindern und Jugendlichen (ca. 30% davon Pneumonien), in höherem Alter werden seltener
Pneumonien gesehen, (ca. 5%), die dann aber
schwerer verlaufen können. Häufigkeit: in den
USA geschätzt bis zu 15–20% aller ambulant erworbenen Pneumonien.
Schlüsselliteratur
1. Herrmann, R. Rainer, D.: Mycoplasma pneumoniae and
Mycoplasma genitalium: a comparison of two closely
related bacterial species. Current Opinion in Microbiology
1, 572–579 (1998)
2. Maniloff, J. (ed.): Mycoplasmas. Molecular Biology and
Pathogenesis. American Society for Microbiology,
Washington DC, 1992
3. Razin, S., Jacobs, E.: Mycoplasma adhesion. J. Gen.
Microbiol. 138, 407–422 (1992)
4. Taylor Robinson, D. Mycoplasmas and their role in human
respiratory tract disease. In Myint S., Taylor Robinson, D.
(eds.): Viral and other infections of the human respiratory
tract. Chapman and Hall, London 1996, p.319 – 339.
5. The Mycoplasmas Vol. I, Cell biology, Vol. II, Human and
animal mycoplasmas, Academic Press 1979
6. The Mycoplasmas Vol. IV, Mycoplasma pathogenicity,
Academic Press 1985
447
M
Mycoplasma salivarium
Mycoplasma salivarium
Vermehrung und Inkubationszeit
Zweiteilung; Koloniewachstum in 2–4 Tagen.
Erregerbezeichnung
Immunantwort
Mycoplasma salivarium
Keine systematischen Untersuchungen.
Synonym
Wirtsbereich
Keine Daten verfügbar.
Morphologie
M. salivarium wächst in flüssigem Medium
überwiegend in kleinen optisch sehr dichten
kokkoiden Formen, die Mikrokolonien bilden.
Häufig sind diese von dünnen lamellär-blasigen
Strukturen umgeben, wahrscheinlich bestehend
aus Lipiden des Nährmediums.
Taxonomie
Familie:
Gattung:
Mycoplasmataceae
Mycoplasma
Historie
Mensch.
Risikogruppen
Keine Daten verfügbar.
Epidemiologie
M. salivarium wird auf der Mundschleimhaut
etwa gleich häufig wie M. orale gefunden (meist
≥50%).
Genetik
Keine Daten verfügbar.
Prävention
Erste Isolierung 1953, Benennung 1955.
Nicht möglich.
Erkrankungen/Symptome
Strategie zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
M. salivarium wird im Oropharynx und dort
vermehrt im gingivalen Bereich und bei Periodontitis gefunden (vermehrt bei HIV-Infizierten), hat jedoch offenbar keine oder nur geringe
pathogenetische Bedeutung.
Differenzialdiagnostik
Anerobes Wachstum auf üblichen Mycoplasma-Nährböden mit Bildung so genannter „films
and spots“ (Artefakt in der Umgebung der Kolonien). Argininspaltung.
Labordiagnostik
Kultur auf Spezialnährböden.
Therapie
Ggf. Tetracycline.
Spezifische Merkmale
Pathogenese, Virulenz und Antigenvariabilität
M. salivarium stimuliert die Produktion von IL6 in gingivalen Fibroblasten. Einzelne Membranproteine binden Fc-Fragmente von IgG.
Transmission
Oral, Aerosol.
448
Nicht erforderlich.
Meldepflicht
Keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
M. pneumoniae
Schlüsselliteratur
1. Maniloff, J. (ed.): Mycoplasmas. Molecular Biology and
Pathogenesis. American Society for Microbiology,
Washington DC, 1992
2. Razin, S., Jacobs, E.: Mycoplasma adhesion. J. Gen.
Microbiol. 138, 407–422 (1992)
3. Taylor Robinson, D. Mycoplasmas and their role in human
respiratory tract disease. In Myint S., Taylor Robinson, D.
(eds.): Viral and other infections of the human respiratory
tract. Chapman and Hall, London 1996, p.319 – 339.
4. The Mycoplasmas Vol. I, Cell biology, Vol. II, Human and
animal mycoplasmas, Academic Press 1979
5. The Mycoplasmas Vol. IV, Mycoplasma pathogenicity,
Academic Press 1985
Myiasis-Erreger
Fliegenmaden
Mykobakterien, ubiquitäre
Mykobakterien, atypische
Mykobakterien, ubiquitäre
Mykobakterien, nichttuberkulöse
(NTM)
Mykobakterien, ubiquitäre
Mykobakterien, ubiquitäre
Erregerbezeichnung
Ubiquitäre Mykobakterien
Synonym
Atypische Mykobakterien, Nichttuberkulöse
Mykobakterien (NTM) oder MOTT (Mycobacteria Other Than Tuberculosis)
Morphologie
Mykobakterien sind 0,2–0,6×1–10 µm große,
unbewegliche, kokkoide bis stäbchenförmige
Bakterien, die sich durch eine dicke, wachsartige Zellwand auszeichnen und bei der Färbung
den einmal aufgenommenen Farbstoff auch
durch Säure- und Alkoholbehandlung nicht
wieder abgeben. Sie werden deshalb auch als
säurefeste Stäbchen bezeichnet. Kolonien von
NTM können farblos bis gelb oder orange pigmentiert sein.
Taxonomie
Familie: Mycobacteriaceae
Genus:
Mycobacterium; ca. 95 verschiedene
Arten: Tuberkulosebakterien, Mycobacterium
(M.) leprae und ubiquitäre Mykobakterien.
Die ubiquitären Mykobakterien lassen sich aufgrund ihrer Pathogenität in zwei Gruppen einteilen:
1. Fakultativ pathogene Arten wie z.B.:
M. avium-Komplex, M. celatum,
M. chelonae, M. fortuitum, M. genavense,
M. haemophilum, M. interjectum,
M. intermedium, M. kansasii, M. lentiflavum,
M. malmoense, M. marinum,
M. scrofulaceum, M. shimoidei, M. simiae,
M. szulgai, M. ulcerans, M. xenopi
2. Nicht-pathogene Arten wie z.B.: M. agri,
M. aurum, M. chitae, M. confluentis,
M. diernhoferi, M. fallax, M. gilvum,
M. komossense, M. neoaurum,
M. parafortuitum, M. phlei, M. smegmatis,
M. thermoresistibile, M. vaccae
Historie
M. Pinner (1935) wählte erstmals den Begriff
atypische Mykobakterien für Isolate, die zwar
zu den Mycobacteriaceae gehörten, sich aber in
der Virulenz bei Tieren, in der Morphologie und
Pigmentierung von M. tuberculosis unterschieden. Aufgrund der Wachstumsgeschwindigkeit
und der Pigmentbildung unter Lichteinfluss
teilte E. Runyon (1954) sie in vier Gruppen ein.
1990 wurde nach DIN in Deutschland der Begriff ubiquitäre Mykobakterien gewählt, da diese Arten in der Umwelt vorkommen.
Erkrankungen/Symptome
Die Symptome einer Infektion mit ubiquitären
Mykobakterien sind unspezifisch. So kann es
ähnlich wie bei einer Tuberkulose zu Nachtschweiß, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und erhöhter Temperatur kommen.
Häufig werden Lymphadenitiden beobachtet.
Im nachfolgenden sind die wichtigsten Erreger
und die durch sie hervorgerufenen Erkrankungen dargestellt:
◗ M. avium-Komplex: pulmonale Erkrankungen Lymphadenitiden (vor allem bei Kleinkindern), disseminierte Infektionen vor allem bei immunsupprimierten Patienten
(hauptsächlich bei AIDS)
◗ M. celatum: disseminierte Erkrankungen bei
AIDS-Patienten
◗ M. chelonae: Haut- und Weichteilinfektionen
nach Verletzungen, selten pulmonale Erkrankungen
◗ M. fortuitum: Haut- und Weichteilinfektionen nach Verletzungen, selten pulmonale Erkrankungen
◗ M. genavense: disseminierte Erkrankungen
bei AIDS-Patienten
◗ M. kansasii: pulmonale Erkrankungen
◗ M. malmoense: pulmonale Erkrankungen,
Lymphadenitiden
◗ M. marinum: Hautinfektionen (Schwimmbadgranulom)
◗ M. scrofulaceum: Lymphadenitiden, seltener
pulmonale Erkrankungen
449
M
Mykobakterien, ubiquitäre
◗ M. simiae: pulmonale Erkrankungen
◗ M. szulgai: pulmonale Erkrankungen
◗ M. ulcerans: Hautinfektionen (Buruli-Ulkus
in Afrika)
◗ M. xenopi: pulmonale Erkrankungen
Labordiagnostik
Die Primärisolierung von ubiquitären Mykobakterien erfolgt wie bei Tuberkulosebakterien.
Mikroskopie. Tuberkulosebakterien.
Kulturelle Anzüchtung. Tuberkulosebakterien. Der Einsatz von Flüssigmedien ist zwingend
erforderlich, da zahlreiche Spezies nicht oder
nur schwer auf festen Nährmedien anzüchtbar
sind. Da einige Arten (M. marinum,
M. malmoense) vorwiegend bei 31°C wachsen,
müssen Kulturen von entsprechenden Materialien (Lymphknoten, Hautbiopsien) zusätzlich
bei dieser Temperatur bebrütet werden.
z.Zt. kein Standardtherapieregime vorhanden
ist. Erste Erfolge werden durch den Einsatz neuer Medikamente wie z.B. der Makrolide Clarithromycin oder Azithromycin erzielt. Ebenso
wie für die Tuberkulosebakterien sollte für die
Behandlung von ubiquitären Mykobakterien
eine Kombinationstherapie angewandt werden.
Erste Studien haben gezeigt, dass eine
M. avium-Infektion mit der Kombination Clarithromycin+Rifabutin+Ethambutol erfolgreich
behandelt werden kann. Bei Lymphadenitiden
ist eine chirurgische Sanierung, ggf. in Kombination mit einer Chemotherapie, indiziert.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenverhalten
Der Nachweis von ubiquitären Mykobakterien
ist nur dann klinisch relevant, wenn nachfolgende Kriterien erfüllt sind:
Differenzierung. Ubiquitäre Mykobakterien
wurden lange Jahre ausschließlich mittels biochemischer Reaktionen, Temperaturverhalten,
Pigmentierung und Morphologie identifiziert
(Zeitdauer: ca. 4 Wochen). M. avium-Komplex,
M. gordonae und M. kansasii lassen sich heute
durch kommerziell erhältliche DNA-Sonden
(Gen-Probe, San Diego) differenzieren. Mit Hilfe molekularbiologischer Amplifikationsverfahren und anschließender Bestimmung der
Nukleinsäuresequenz lassen sich dagegen annähernd alle ubiquitären Mykobakterien innerhalb von 2–3 Tagen identifizieren.
1. Der gleiche Keim muss mehrfach isoliert worden sein,
2. andere Erkrankungen (Tuberkulose, Malignom usw.) müssen ausgeschlossen sein,
3. bei Verdacht auf einen Lungenbefall müssen
zusätzlich röntgenologisch oder feingeweblich nachweisbare Befunde vorliegen.
Empfindlichkeitsprüfung. Da große klinische
Studien fehlen, die die in vitro erhaltenen Daten
mit dem Therapieerfolg oder -misserfolg vergleichen, sind die Ergebnisse der Resistenzbestimmungen nicht zwingend klinisch relevant.
Erste Untersuchungen zeigen, dass die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentrationen
von Chemotherapeutika, bei Zugrundelegung
der jeweils erreichbaren Serumspiegel, die Methode mit der größten klinischen Korrelation
sein wird.
Ubiquitäre Mykobakterien sind Umweltkeime,
die aus Bodenproben, Wasser und Aerosolen
isoliert werden können. Auch in Trinkwassersystemen wurden diese Keime nachgewiesen. So
wird angenommen, dass die Infektion sowohl
aerogen als auch mit der Nahrung über den Gastrointestinaltrakt erfolgt.
Bei steril gewonnenem Material kann ein einmaliger Nachweis hinreichend für die Diagnose
sein.
Transmission
Vermehrung und Inkubationszeit
Keine Daten verfügbar.
Resistenz
Therapie
Keine Daten verfügbar.
Ubiquitäre Mykobakterien sind im Gegensatz
zu den Tuberkulosebakterien gegen zahlreiche
Chemotherapeutika in vitro resistent, so dass
Immunantwort
450
Keine Daten verfügbar.
Mykobakterien, ubiquitäre
Wirtsbereich
Ubiquitäre Mykobakterien können sowohl den
Menschen als auch eine Reihe von Tieren (u.a.
Hühner, Schweine, Rinder, Hunde, Katzen, Insekten) besiedeln.
Risikogruppen
Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht vor allem für immunsupprimierte Patienten (HIV-Infizierte, Transplantat-Empfänger u.ä.).
Epidemiologie
Da Mykobakteriosen, hervorgerufen durch ubiquitäre Mykobakterien, in Deutschland nicht
meldepflichtig sind, liegen keine epidemiologischen Daten vor. Weltweit kommt es allerdings
zu einer Zunahme an Infektionen. So führt eine
Infektion mit M. avium zu einer der häufigsten
opportunistischen Erkrankungen bei Patienten
mit AIDS.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Keine Daten verfügbar.
Meldepflicht
Ubiquitäre Mykobakterien sind auch nach dem
Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Forschungszentrum Borstel, NRZ für Mykobakterien, Dr. Sabine Rüsch-Gerdes Parkallee 18,
23845 Borstel Tel.: 04537 188213 Fax: 04537 188311
E-Mail.: [email protected]
Web-Adressen
Molecular and phenotypical differentiation of
microorganisms: http://www.ridom.de
National center of biotechnology information:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov
Genetik
Siehe Web-Adressen.
Prävention
Da sowohl die Infektionswege als auch -quellen
für eine Erkrankung an ubiquitären Mykobakterien derzeit nicht eindeutig geklärt sind, ist
auch eine Prävention äußerst schwierig.
Schlüsselliteratur
1. R. Wilson (Hrsg) Tuberculosis published by European
Respiratory Society Journals Ltd 1997
2. J.O. Falkinham III: Epidemiology of Infection by
Nontuberculous Mycobacteria. Clinical Microbiology
Reviews (1996), 9, 177–215
3. G.P. Kubica, L.G. Wayne (Hrsg.) The Mycobacteria Part B.
Marcel Dekker, Inc. New York/Basel, 1984
451
M
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